Cloudbasierte Datensicherung: Komfort und Sicherheit vereint

Cloudbasierte Datensicherung: Komfort und Sicherheit vereint

Vor wenigen Jahren waren die Dinge noch ganz einfach gelagert: Digitale Daten waren auf der Festplatte des PCs gespeichert, wo sie auch erstellt und bearbeitet wurde. Heute wird – neben Desktop-Rechner, Laptop oder beidem auch noch ein Smartphone oder Tablet genutzt. Sollen die Dateien nicht manuell übertragen werden, was insgesamt kaum praktikabel wäre, ist eine zentrale Speicherung die beste Variante. Durch die Cloud ist eine solche Datensicherung einfach und unkompliziert möglich. Worauf sollte bei der Wahl des Cloud-Anbieters geachtet werden?

Cloudspeicher schützt Daten

Ein Foto wird mit dem Smartphone aufgenommen, mithilfe des PCs bearbeitet und auf dem Tablet betrachtet – jedes Endgerät hat dabei seine individuellen Stärken und Schwächen. Dabei durch den automatischen Upload muss der Nutzer selbst nicht aktiv werden, um das Bild zu übertragen. Doch damit enden die Vorteile noch nicht: Wird das Smartphone einmal gestohlen oder geht verloren, sind die Daten nicht verschwunden. Nach der Anschaffung eines neuen Gerätes kann einfach die Synchronisation gestartet werden, und alle Dateien lassen sich wieder herstellen. Kontakte, Telefonnummern und sogar Einstellungen im Betriebssystem – alles lässt sich heute in der Cloud sichern. Zudem ist es nicht mehr notwendig, die Daten lokal auf dem Endgerät zu sichern. Dadurch wird es leichter, auch mit geringem internem Speicherplatz auszukommen. Im Unternehmen wird es einfacher, Projektarbeiten zu organisieren. Jeder kann an einem Dokument mitarbeiten – selbst wenn er gar nicht vor Ort ist. Durch einen gemeinsamen Ordner sind immer alle Teammitglieder auf einem Stand, doppelte Arbeit und lange Absprachen werden vermieden.

Die Cloud als sichere „Datenwolke“?

Doch wenn von der Cloud oder einer „Datenwolke“ die Rede ist, dann versuchen die Marketingabteilungen der Cloudanbieter lediglich, die Datensicherung zu verbildlichen, um ein einfaches Verständnis zu schaffen. Tatsächlich handelt es sich um die Synchronisation mit einem Server. Weil dieser immer aktiv ist, kann der Nutzer ständig auf die Dateien zugreifen. Natürlich bedeutet die Datensicherung auch, dass die Dateien in fremde Hände gegeben werden. Der Kunde muss dem Cloud-Unternehmen also vertrauen können. Im Zweifel sollten die AGBs studiert werden – was in einigen Fällen offenbart, dass Datenschutz in vielen Unternehmen ganz offensichtlich keinen hohen Stellenwert genießt. Branchenprimus Dropbox speichert die Dateien auf Servern in den USA. Damit gilt nicht nur deutscher Datenschutz nicht, es wurde in der Vergangenheit amerikanischen Behörden auch bereitwillig Zugang verschafft. Einige Datenlecks sorgten zudem dafür, dass das Image gelitten hat. Andere Anbieter, insbesondere im Business-Bereich, haben sehr wohl verstanden, dass das Vertrauen der Kunden eine zunehmend wichtigere Währung wird. Mit entsprechenden Zertifizierungen und deutschen Rechenzentren möchte beispielsweise Microsoft Vertrauen schaffen.

Mobile App Voraussetzung für komfortable Nutzung

Weiterhin sollte auch auf die Nutzbarkeit geachtet werden: Der Cloud-Dienst sollte über eine App für das jeweilige Betriebssystem verfügen – sonst ist die mobile Verwendung mit großem Aufwand verbunden. Einige Angebote sind kostenlos, für umfangreichere Datenmengen muss aber gezahlt werden, was einen Vergleich der Cloudanbieter ebenso sinnvoll macht. Es zeigt sich also: Die Cloud bietet viele Vorteile, sollte aber kritisch ausgewählt werden, wenn nur die positiven Seiten der Technik zum Tragen kommen sollen.

 

 

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Digital Finance – Finanzwelt im Wandel

Die FinTech-(R)Evolution setzt gestandene Bankhäuser unter Druck. Neue Technologien wie die Blockchain verdeutlichen das disruptive Potenzial.

Neun von zehn Unternehmen aus 40 Ländern stufen die Digitalisierung nach Umfragen von Simon-Kucher & Partners als relevant für ihr Geschäft ein. Das gilt gerade auch für die Finanzbranche. Die technologischen Entwicklungen seit der eine „Unmenge Kapital“ verschlingenden Fi­nanzkrise sind nicht nur vielfältig, sondern auch tiefgreifend und weisen zudem ein enormes Innovationstempo auf.Besonders disruptives Potenzial wird dabei der Blockchain-Technologie zugesprochen. Sie bildet die Grundlage der Kryptowährung Bitcoin, die ohne Oberaufseher, komplizierte Verifizierungsverfahren oder Gebühren den weltweiten Austausch von Werten ermöglicht und so nebenbei das Kerngeschäft vieler Banken unterwandert. Das entspricht ganz der zugrunde liegenden Philosophie, schließlich entstand die Währung 2008 nach der Finanzkrise, um ein bankenunabhängiges Zahlungsmittel anzubieten. Die Blockchain hält dabei fest, wer Eigentümer eines bestimmten Werts ist und das dezentral auf den Rechnern aller Beteiligten. Dadurch kennt jeder Rechner sämtliche Transaktionen und es ist unmöglich, Geld doppelt auszugeben. Stark schwankende Kurse sowie negative Schlagzeilen von bankrotten Bitcoin-Börsen schmälern jedoch das Vertrauen in die Währung. Zuletzt brach der Kurs im August stark ein, nachdem es Hackern gelungen war, an der Hongkonger Bitcoin-Börse Bitfinex 120 000 Bitcoins, also etwa 58 Millionen Euro, zu stehlen und der Handel kurzzeitig ausgesetzt wurde. „Blockchain könnte für den Finanzsektor das sein, was das Internet für die Kommunikation war“, lässt die UBS verlauten und verdeutlicht damit, dass Banken mittlerweile das Potenzial der Technologie erkannt haben. Sie stehen nun vor dem klassischen Disruptionsdilemma: Entweder man wird mit der Zeit von der Technik überflüssig gemacht oder man nutzt selbst die Technologie und kannibalisiert das eigene bisherige Geschäftsmodell. Für Letzteres hat sich mittlerweile ein Konsortium von Banken entschlossen. „Mit der Blockchain schaffen wir es, Codezeilen Wert zu geben“, sagt Alex Batlin, Leiter des UBS-Blockchain-Labors. Das Schwei­zer Geldhaus stieß im März 2015 das Projekt „Utility Settlement Coin“ (USC) an, in welches mittlerweile weitere Groß­banken, wie die Deutsche Bank oder Santander, involviert sind. Anders als der Bitcoin ist der USC keine real existierende Währung, sondern lediglich ein Abwicklungsinstrument.

Smart Contracts

Smart Contracts sind Computerprotokolle, die eine schrift­liche Fixierung von Verträgen überflüssig machen sollen. Dabei agiert jeder Knoten eines Peer-to-Peer-Netzwerks als Asset-Register und Treuhänder, der Eigentümerwechsel durchführt und automatisch überprüfbare Regeln über diese Transaktionen abbildet. Alle Trans­aktionen werden stets an alle anderen Knoten repliziert. Krypto­wäh­rungen sind Spezialfälle solcher Register mit digitalem Geld als Asset.
trendreport.de/smart-contracts

Die Idee dahinter: Transaktionen an der Börse erleichtern. Diese lassen sich zwar sekundenschnell abschließen, doch dazwischengeschaltete Clearinggesellschaften lassen oft Tage vergehen, bis Geld und Wertpapier tatsächlich den Besitzer wechseln. Die Aufgabe der Clearinghäuser, nämlich zu gewährleisten, dass beide Parteien ihren Verpflichtungen nachkommen, soll dann der USC übernehmen. Bis 2018 sollen Clearinggesellschaften so obsolet werden. So wird in diesem Kontext heute an die Weisheiten von Charles Darwin erinnert, wonach weder die stärkste noch die intelligenteste Spezies überleben wird, sondern die, welche Veränderungen am schnellsten adaptiert und nutzt. Mustafa Cavus von Sopra Steria sagt, dass künftig wohl vor allem jene Banken eine große Chance haben, weiterhin Teil der künftigen Finanzszene zu sein, die sich früh mit dem strukturellen Wandel und neuen Technologien befassen.

Robo-Advisor & kognitive Systeme

Nicht alles, was heute unter dem Begriff „FinTech“ als Innovation angepriesen wird, ist indes wirklich „brandneu“. Sogenannte kognitive – also wissensbasierte Anlagesysteme und daten­ba­sier­te Strategien – existieren z. B. in den USA bereits seit fast 70 Jahren. Die vor allem auf Algorithmen und mathematischen Formeln basierende Hedge-Fund-Strategie CTA/Managed Futures wurde als Vorläufer von Robo-Investments bereits im Jahr 1949 entwickelt. In den kommenden Jahren werden solche Systeme durch die Digitalisierung und die Möglichkeiten von „Big Data“ jedoch gigantische Fortschritte machen. Durch das sogenannte Robo-Advisory / Robo-Investment hat sich eine stärkere Demokratisierung des Kapitalanlagegeschäfts entwickelt. Vorbei scheinen jene Zeiten zu sein, in denen technologisch gut aufgestellte Großinvestoren wie z. B. Hedge-Funds ihren durch Einsatz moderner Software und Computerisierung erlangten Wissensvorsprung für sich selbst nutzen konnten. Der Digitalisierungsprozess in der Finanzbranche laufe letztlich auch auf eine Demokratisierung des Anlagegeschäfts hinaus, sagt Salome Preiswerk, Gründerin von Whitebox. Das Ziel dieser Entwicklung liege darin, dem sogenannten „kleineren Mann“ Zugang zu solchen Anlageformen zu bieten, die ihm bislang verwehrt geblieben sind. Und all das sei zu einem in der Regel günstigeren Preis möglich.
Doch die Entwicklung von Robo-Advisory und kognitiven Systemen steht erst am Anfang. Die Fachleute von Sopra Steria gehen davon aus, dass sich der „synthetische Berater“ durch Nutzung von künstlicher Intelligenz zu einem Superberater entwickeln wird, der – proaktiv gesteuert – letztlich auch individuelle Finanzdienstleistungen für den Anwender erarbeiten wird.

Mobile Banking

FinTech macht sich als dynamischer Prozess also überall in der Bankenwelt breit – und zwar auf allen Ebenen, Plattformen und Anwendungsebenen. Nicht nur der sogenannte Multibanken-Ansatz (Verwaltung mehrerer Bank­konten auf einer Plattform) wird zukünftig neue Dynamik erfahren, auch die Nutzung mobiler digitaler Telekommunikationssysteme wird den Alltag der Menschen – also der Bankkunden – bestimmen. Banken erarbeiten immer neue Applikationen. So zum Beispiel auch die Volksbank, die mit dem „Geldboten“ ihren Kunden die Möglichkeit bietet will, über mobile Systeme völlig sicher Geld zu senden und anzufordern. Darüber hinaus haben Banken bereits heute die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen in einer „Mobil-Banking-App“ zu implementieren. Das gilt zum Beispiel für das durch Werbespots bekannte Abfotografieren von Rechnungen und die dann in der Folge automatisch erfolgende Überweisung des Rechnungsbetrags. „Der Kunde benutzt ganz einfach sein Smartphone als einen Hochleistungs­scanner“, beschreibt Mer­ten Slominsky vom Software-Unternehmen Kofax das Verfahren. Damit kann er eine Rechnung, einen Kreditantrag oder ein nachzureichendes Dokument für die Baufinanzierung fotografieren. „Unsere Maschine wandelt das Ganze in maschinenlesbare Daten um und liefert ein kleines schnelles Datenpaket an die Bank, wo es entsprechend automatisiert in die Prozesse eingebunden werden kann.“

Digitalisierung der Banken

Das Schlagwort „FinTech“ und die damit einhergehende Digitalisierung in der Finanzbranche stellen traditionelle Banken vor Herausforderungen. Dabei geht es nicht nur um die in den Medien breit getretene, weil von einigen Fachleuten geforderte Abschaffung von Bargeld, sondern vor allem auch um die Modernisierung und stärkere Technologisierung der gesamten Dienstleistungskette in der Finanzindustrie.

InsurTech

Neben Blockchain vielleicht das Schlagwort des Jahres in der FinTech-Branche. Neue disruptive Geschäftsmodelle im Versicherungswesen set­zen die tradierten Unternehmen unter Druck. Dabei verzichten die Start-ups auf Geschäftsstellen und können mit digitalisierten Prozessen meist effizienter arbeiten. Laut einer McKinsey-Studie könnte in den nächsten zehn Jahren jeder vierte Arbeitsplatz in der westeuropäischen Versicherungsbranche verloren gehen.
https://trendreport.de/insurtech

Zusätzlich erschwert wird der Prozess durch verschärfte Regulierungen der Banken und neue BIZ-Eigenkapitalvorschriften – in der Bankenlandschaft wird derzeit in diesem Zusammenhang von einer „Compliance-Lawine“ gesprochen. So machen sich FinTechs oft Neuerungen zu Nutze, die ursprünglich von Banken angestoßen und mitentwickelt wurden, dort aber wegen der angesprochenen Probleme ins Stocken gerieten. Allerdings könnten in der öffentlichen Diskussion jene das Nachsehen haben, die heute bereits in einen Abgesang auf die traditionellen Banken einstimmen. Banken sind zum einen stark eingebunden in das Wirtschaftsgefüge und verfügen zum anderen trotz der aktuellen Probleme noch immer über eine erhebliche Kapitalkraft.

Die Experten der Fiducia & GAD AG zählen weitere Pluspunkte der traditionellen Banken auf. Zu deren größten Vorteilen gehören zweifellos deren lang­jährige – von Vertrauen geprägten – Kundenbeziehungen. Hinzu kommen die Existenz der Filialnetze und eine Portfoliobreite, die im Gegensatz zu FinTechs eine ganzheitliche Betreuung mit einem umfassenden Allfinanz-Angebot ermöglicht. Fachleute betonen indes gleichzeitig, dass sich niemand auf diesen Vorteilen ausruhen dürfe, weil der digitale Lebensstil tiefgreifende Veränderungen mit sich bringe. In den Führungsetagen der Banken ist allerhöchste Aufmerksamkeit gefragt. Es gilt für traditionelle Banken, mit Blick auf den fortschreitenden technologischen Wandel und die Digitalisierung der Weltwirtschaft, die Effektivität der IT-Systeme zu erhöhen und neue innovative Geschäftsideen anzustoßen.

Neue Geschäftsmodelle

Die riesigen Aufgaben der Banken werden allerdings dadurch erschwert, dass die Branche gleichzeitig die Kosten senken muss. Von Bedeutung ist, dass Banken und FinTech-Unternehmen heute bereits immer enger zusammenarbeiten. Einer der Vorreiter und Initiatoren dabei ist die SWK Bank, die im Rahmen ihres sogenannten „White-Label-Bankings“ ihre Systeme und modularen Prozesse solchen Unternehmen zur Verfügung stellt, die rasch ins Kredit- und Einlagengeschäft vorstoßen wollen. „Die SWK-Plattform ist eine Art digitaler Baukasten, der auch innovative Dienstleistungen, wie Video-Legitimation, ermöglicht“, erklärt SWK-Geschäftsführer Ulf Meyer. Die Bank von morgen spielt sich für Kunden immer weniger in den großen Empfangshallen oder den schicken kunstbestückten Büros und auch immer weniger in den Filialen ab, sondern dank des Siegeszugs der Digitalisierung viel stärker in der Cloud. Und das kontinuierlich zunehmend auf den mobilen Endgeräten.

Wer heute mit den Leitern des Bereichs Human Resources bei Banken Kontakt aufnimmt, wird erfahren, dass man auch hier längst die „Revolution im Banking“ mit Blick auf die personellen Anforderungen erkannt hat. Beste Chancen haben heute Bewerber, die auf der einen Seite geistige Fitness mit Blick auf die technologische Revolution mitbringen und die andererseits aber auch das ABC des Bankings und der Finanzwelt beherrschen.

von Udo Rettberg
u.rettberg@trendreport.de

Bildquelle / Lizenz Aufmacher: CC0

Mit Technik zum Big-Data-Erfolg

Die Technik entscheidet: Mit Big Data erfolgreich sein

 

Die Einstellung zu riesigen Datenmengen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Früher wurde Big Data als nerviges „Buzzword“ verpönt. Mittlerweile sind Daten und ihre Technologien ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Dennoch schaffen es längst noch nicht alle, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Lediglich 35 Prozent der deutschen Unternehmen haben laut einer Umfrage derzeit Big-Data-Lösungen im Einsatz. Der Hauptgrund für die geringe Nutzung ist oft die technische Komplexität.

 

Datenmengen, die zu groß, zu schnelllebig, zu komplex oder zu unstrukturiert sind, um sie mit traditionellen Methoden auszuwerten, fallen unter den Begriff Big Data. In Unternehmen sammeln sich tagtäglich Quadrilliarden Bytes an Daten an. Wenn Firmen sie nicht in leistungsfähige Systeme überspielen, gehen sie alle verloren – und mit ihnen wertvolle Informationen. Für eine gewinnbringende Datenverarbeitung müssen Unternehmen Datenseen anlegen, intelligente Algorithmen entwickeln und effektive Analysen durchführen – alles Herausforderungen, denen sich viele Unternehmen nicht gewachsen fühlen.

 

Auf das richtige Werkzeug kommt es an

 

Um sie bewältigen zu können, brauchen Firmen sehr viel Know-how, das Big-Data-Experten mitbringen. Ohne das richtige Werkzeug kommen aber auch Fachleute nicht viel weiter. Unternehmen sollten deshalb – auch um möglichst kosteneffizient zu sein – auf integrierte Systeme setzen, die Datenseen, Algorithmen und Analysen in sich vereinen. Mindtrees Plattform Decision Moments macht einen einfachen und schnellen Einstieg in Big Data möglich. Sie greift auf Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft zurück und deckt alle Arbeitsschritte einer effektiven, modernen Datenverarbeitung ab.

 

Das System funktioniert im Grunde genommen wie ein Stufenmodell aus fünf Ebenen. Die Schwierigkeit zu Beginn einer Big-Data-Auswertung besteht darin, Daten aus verschiedenen Quellen und in verschiedenen Formaten flexibel verarbeiten und validieren zu können. Auf der untersten Ebene der Plattform läuft deshalb der ETL-Prozess (Extract, Transform, Load) ab. Er extrahiert Daten aus unterschiedlichen Quellen, wandelt sie entsprechend des Schemas und Formats der Zieldatenbank um und überträgt sie schließlich dorthin.

 

Die zweite Ebene stellt ein weitläufiges Gewässer dar, den sogenannten Datensee. In ihm laufen die einzelnen Informationsflüsse zusammen. Er beinhaltet somit strukturierte, semi-strukturierte und unstrukturierte Daten. NoSQL-Engines (Non Structured Query Language) sorgen dabei für einen reibungslosen Vorgang und unterstützen Lese- sowie Schreibvorgänge in Echtzeit. Das bringt einen großen Vorteil hinsichtlich der Geschwindigkeit der Datenverarbeitung mit sich, die insbesondere für zeitkritische Anwendungen von entscheidender Bedeutung ist.

 

Auf der dritten Ebene liegt eine der großen Stärken von Decision Moments: Mithilfe von 20 branchenspezifischen Algorithmen ist das System in der Lage, teilautonom und vollautonom zu lernen. Logistische Regression, Clustering, kollaboratives Filtern, Random-Decision-Forests oder neuronale Netze sind Verfahren, die alle Arten von Anwendungen unterstützen. So kommen Unternehmen schließlich zu Einsichten aus den gesammelten Daten.

 

Die vierte Ebene ist für die Verarbeitung der Daten zuständig. Um Big-Data-Workloads stemmen zu können, eignen sich etablierte Datenarchitekturmodelle wie Lambda, Kappa und Zeta. OLAP, Hierarchie-Builder und vorgefertigte Templates dienen dazu, die Daten zu visualisieren. Darüber hinaus kommen hier Dienste für den Datenimport und für die Ausgabe von Dateneinsichten zum Einsatz. Andere Tools kontrollieren den Datenverlauf, archivieren die Daten automatisch und erstellen Backups. Die Nutzung dieser wiederverwertbaren Komponenten begünstigt sowohl eine schnellere Entwicklung neuer Big-Data-Anwendungen als auch eine Teilautomatisierung ihres Deployments.

 

Die letzte Ebene ist die wichtigste Ebene. Auf ihr befinden sich Schnittstellen, an die Unternehmen alle erdenklichen Anwendungen an die Big-Data-Plattform anschließen können. Dazu gehören beispielsweise Omnichannel-Apps. Das System weist dabei eine hohe Skalierbarkeit und Flexibilität auf, damit möglichst viele Apps kompatibel sind (API-First-Prinzip).

 

Voraussetzung: Ein funktionierendes Geschäftsmodell

 

Neben den technischen Möglichkeiten, der richtigen Plattform, brauchen Unternehmen auch das richtige Geschäftsmodell. Dieses muss zumindest beschreiben können, was sie mit der neuen Technik erreichen wollen. Fehlt diese betriebswirtschaftliche Komponente, sind Unternehmen nicht in der Lage, von Big Data zu profitieren. Es gibt drei mögliche Einsatzbereiche, die besonders beliebt sind:

 

• Personalisierung und Omnichannel:

Zunächst können Unternehmen Big Data dazu einsetzen, ihre Dienstleistungen und Produkte über all ihre Verkaufs- und Kommunikationskanäle zu vernetzen und zu personalisieren. Diese zwei Trends herrschen zurzeit im Handel vor und wären ohne Big Data gar nicht erst möglich. Entsprechende Systeme stärken die Kundenbindung, fördern Cross- sowie Upselling und ermöglichen einen höheren Customer-Lifetime-Value.

 

• Marketing und Vertrieb:

Mithilfe von Big Data können Unternehmen auch die Produktentwicklung sowie Messungen und Prognosen verbessern. Die Auswertung von großen Datenmengen ermöglicht ihnen, den Umsatz genauer vorherzusagen, die Performance von Kampagnen zu messen und von Kunden nachgefragte Produkte zu entwickeln.

 

• Unternehmenseffizienz:

Big Data stärkt darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Viele Maßnahmen zur Effizienzsteigerung basieren auf Big Data: Von Preventive-Maintenance über Betrugserkennung bis hin zur Optimierung der Lieferkette.

 

All diese Anwendungsbereiche können Unternehmen mit Mindtrees Plattform Decision Moments abdecken: Das API-First-Prinzip stellt eine größtmögliche Offenheit sicher. Die Anwendungsentwicklung erleichtern 35 vorgefertigte Technologie-Komponenten und ein Sandbox-Modus. 25 fertige Business-Apps lassen sich flexibel in den Bereichen Handel, Konsumgüter, Touristik, Finanzen und Versicherungen einsetzen.

 

Das Erfolgsrezept

 

Im digitalen Zeitalter, in dem wir heute leben, steht eins fest: Wer Daten nicht nutzt, bleibt hintendran. Denn sie bieten wichtige Einblicke, von denen alle Bereiche eines Unternehmens profitieren. Außerdem ermöglichen sie viele neue Geschäftsmodelle. Der Erfolg von Google, Facebook und Amazon basiert auf Big Data. Doch wie sollen Unternehmen mit ihren Datenmassen umgehen? Was können sie tun, um die technische Komplexität zu überwinden?

 

Integrierte Datenplattformen wie Decision Moments von Mindtree vereinfachen die Analyse riesiger Datenmengen. Durch ihre leistungsstarke API und ihren fertigen Komponenten und Algorithmen ist sie in der Lage, die wesentlichen Aufgaben der Datenverarbeitung zu übernehmen und darüber hinaus die Entwicklung neuer Apps zu beschleunigen. Der größte Vorteil ist jedoch ihre skalierbare und flexible Infrastruktur. Alle Arten von Anwendungen – vom branchenspezifischen Analysetool bis hin zur Software für personalisiertes Marketing – lassen sich problemlos mit Decision Moments kombinieren.

 

 

Autor:
Manoj Karanth, General Manager and Head, Cloud Computing,
Digital Business bei Mindtree

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Manoj Karanth, Bildquelle Mindtree

Manoj Karanth leitet als General Manager and Head of Cloud Computing and Digital Business das Cloud- und DevOps-Geschäft bei Mindtree. In dieser Position hat er hat den Aufbau der MindtreesDevOps-Plattform sowie der kognitiven Big-Data-Plattform Decision Moments verantwortet.

 

 

Zuvor hat er wesentlich zur Entwicklung und zum Rollout großer, erfolgreicher Produktinitiativen im Luftfahrtbereich beigetragen.

 

weitere Informationen: Mindtree

 

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Professionelle Cyberabwehr mit MSS

Im Interview verdeutlicht Kai Grunwitz, Senior Vice President Central Europe von NTT Security, die Vorteile von Managed Security Services für mittelständische Unternehmen.

Herr Grunwitz, wie beurteilen Sie die Bedrohungslandschaft in Bezug auf Cyberangriffe für mittelständische Unternehmen in Deutschland und Europa?

Die Lage ist wirklich ernst: Es vergeht ja kein Tag, an dem nicht über neue spektakuläre Cyberangriffe berichtet wird. Angriffsziele sind nicht nur Konzerne oder große Media- und Internetunternehmen. Gerade in Deutschland verfügen viele mittelständische Unternehmen über wertvolles geistiges Eigentum, das es umfassend zu schützen gilt. Wir stellen auf der einen Seite fest, dass die Angriffsmethoden immer ausgeklügelter werden und sich die Spur meist in Ländern verliert, in denen die strafrechtliche Verfolgung von Deutschland oder Europa aus nur schwer möglich ist. Auf der anderen Seite gibt es bei vielen mittelständischen Unternehmen in der Cyberabwehr noch große Schwachstellen, die dann auch gezielt ausgenutzt werden. Die NTT-Gruppe führt regelmäßig Studien über die Anzahl und Art der Cyberangriffe und über den Stand der Cyberabwehr durch, und wir sehen dabei, dass immer noch zu wenige Unternehmen über ein umfassendes Cyber-Defense-Konzeptverfügen, das nicht nur Prävention und Erkennung umfasst, sondern auch die schnelle und richtige Reaktion auf Angriffe. Etwa drei Viertel der Unternehmen haben noch nicht einmal einen Notfallplan. Es gibt also noch viel Nachholbedarf.

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Die Karte zeigt ein Cyber-Attacke in Echtzeit.

 

Welche grundsätzlichen Vorkehrungen in diesem Kontext können/müssen Unternehmen treffen, um auf diese kritischen Entwicklungen zu reagieren?
Unsere dringende Empfehlung ist, zunächst eine grundlegende Risikoanalyse und Bestandsaufnahme durch ein erfahrenes Beratungshaus für Informationssicherheit und Risikomanagement durchführen zu lassen. Auf dieser Basis empfehlen wir außerdem die Einführung eines ganzheitlichen Konzepts für Cyber-Defense, das Prävention, Erkennung beziehungsweise Forensik und Abwehr sowie die schnelle und richtige Reaktion auf Angriffe umfasst. Wir sehen hier auch keine unterschiedlichen Bedrohungslagen für mittelständische Unternehmen und Großunternehmen. Mit ihren ausgefeilten Methoden nehmen Cyber-Kriminelle heutzutage sogar Zahnarztpraxen oder Kliniken ins Visier.

 

 

Wie können gerade mittelständische Unternehmen den Spagat zwischen ­effektiven Schutzmaßnahmen und verträglichen Kosten bewerkstelligen? Gibt es Lösungen?
Ja, es gibt Lösungen für mittelständische Unternehmen, Lösungen, die auch den Spagat zwischen effektiven Schutzmaßnahmen und verträglichen Kosten hinbekommen.

Grundsätzlich muss sich das Unternehmen entscheiden, ob es eigene Security-Experten beschäftigen möchte, die alle Security-Aspekte jederzeit im Blick haben und die eingeführten Lösungen warten und technisch weiterentwickeln. Für viele Unternehmen ist die Implementierung notwendiger Sicherheitsmaßnahmen aber allein schon aus Ressourcen- und Kostengründen eine große Herausforderung.

Wir empfehlen Managed Security Services als Lösung, um moderne und zeitgemäße Technologien zu nutzen. Die Kunden können sich darauf verlassen, dass alle technischen Lösungen optimal aufeinander abgestimmt sind und eine nahtlose Sicherheit bieten.

 

 

Was sind Managed Security Services?
Bei Managed Security Services (MSS) werden die Sicherheitsservices nicht intern, sondern von einem Provider zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise erhält der Anwender ein ganzheitliches Lösungskonzept, das den gesamten End-to-End-Sicherheitsservice abdeckt. Das betrifft zunächst das Infrastruktur-Management, das Teilbereiche wie Device Management, Change Management, Asset Management oder Device Health Monitoring umfasst. Darüber hinaus beinhaltet ein End-to-End-Ansatz die Sicherheitsanalyse, das proaktive Monitoring und das Reporting. Bei MSS-Projekten stellen das Infrastruktur- und Technologie-Management oftmals lediglich die Basis für höherwertige Services dar.

Konkret muss das MSS-Leistungsspektrum Bereiche wie Network und Endpoint Security, Application und Content Security, Identity und Access Management, Vulnerability und Threat Management sowie Security Information und Event Management abdecken.

Im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit ist es außerdem essenziell, dass ein Provider neben der globalen Plattform und Expertise redundante Rechenzentren auf lokaler Ebene betreibt, sei es in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.

 

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Für welche Unternehmensgröße sind die von Ihnen angebotenen Managed Security Services empfehlenswert?
Die Unternehmensgröße spielt dabei nach unserer Auffassung eine nachgelagerte Rolle. Zunächst stellt sich die Frage, welche Art von Security Services ein Unternehmen wirklich benötigt. Es sollte eine Standortbestimmung vorgenommen werden, um etwaige Schwachstellen zu ermitteln. NTT Security bietet Beratungsleistungen, mit denen wir für Unternehmen ein individuelles Risikoprofil erstellen. Daraus abgeleitet ergeben sich entweder Projektleistungen, um das Sicherheitsniveau durch Sicherheitslösungen zu optimieren, um prozessuale Optimierungen zu übernehmen, oder eben auch die Einführung von Managed Security Services.

NTT Security stellt gerade im Mittelstand eine wachsende Nachfrage nach MSS und Lösungen zur Früherkennung von Bedrohungen fest. Die Services sind in jedem Fall geeignet, auch dort zum Einsatz zu kommen.

 

 

Mit welchem Aufwand oder wie einfach lassen sich externe Security Services in die On-Premise-IT integrieren?
Grundsätzlich stellt eine solche Integration kein Problem dar. Allerdings muss geklärt werden, welche Integrationstiefe vom Kunden gewünscht und sinnvoll ist. Sollen lediglich Angriffe identifiziert werden oder das lokale Security-Betriebsteam des Kunden informiert werden, welches über den eigenen Notfallplan darauf reagiert? Oder soll der gesamte End-to-End-Prozess durch einen externen Security-Anbieter übernommen werden, inklusive Erkennung, Abwehr, Forensik und auditierbarer Dokumentation?

Zudem stellt sich die Frage, ob es um eine rein technische Perimeterebene geht oder auch komplexe Applikationen wie SAP abgedeckt werden sollen. Grundsätzlich ist eine MSS-Lösung, die eine echte Cyber-Defense bietet, deutlich schneller implementiert als eine On-Premise-Lösung. Dadurch erreicht ein Unternehmen auch eine schnellere Absicherung seiner Infrastruktur und einen deutlich besseren Return-on-Invest.

 

 

Warum sollte ein Unternehmen NTT Security als Managed-Security-Services-Dienstleister auswählen? Welche Wettbewerbsvorteile gewinnen Ihre Kunden?
Die NTT Security als Teil der globalen NTT Gruppe bietet ihren Kunden viele Vorteile; um hier nur einige hervorzuheben:

Wir sind ein Anbieter, der sich ausschließlich auf Cyber Security spezialisiert hat, der seit 20 Jahren in diesem Markt ist und der mit einem ganzheitlichen Ansatz den gesamten Security-Lifecycle– von der Beratung über Projektleistungen bis hin zu Managed Services – abdeckt.

Wir kombinieren dabei globale einheitliche Services mit lokaler Expertise, die mit langjähriger Erfahrung unserer Security-Experten einhergeht. Das Security-Business beruht auf einem Vertrauensverhältnis, und dabei ist es wichtig, dass die Ansprechpartner bekannt sind und nicht ständig wechseln. Allein in der DACH Region sind mehr als 250 Security Experten tätig – das kombiniert mit den globalen Teams bedeutet ein gewaltiges Wissenspotenzial für unsere Kunden.

Und schließlich verfügt NTT über zehn eigene Security Operation Center und eine eigene hochentwickelte Analyseplattform, die NTT Security zur Früherkennung von Bedrohungennutzt. Des Weiterenlaufen rund 40 Prozent des globalen Internet-Verkehrs über Leitungen der NTT-Gruppe. Dies wird auch genutzt, um eine spezielle Real-Time-Threat-Intelligence zu entwickeln und repräsentative Analysen und Studien zu erstellen. Das kann kein anderes Unternehmen bieten.

 

 

Was bedeutet es, dass die NTT Security als Security-Spezialist am 01.08.2016 neu gegründet wurde?
NTT Security ist ein auf IT-Security spezialisiertes Unternehmen, bei dem die Security-Kompetenz der globalen NTT-Gruppe gebündelt wird. Die angebotenen Beratungs- und Servicedienstleistungen von NTT Security basieren auf den fortschrittlichen Analysetechnologien von NTT sowie der ThreatIntelligence und der Sicherheitsexpertise von NTT Com Security, Solutionary, Dimension Data, NTT Innovation Institute und NTT Communications.

Für Kunden aller NTT-Unternehmen wird NTT Investitionen in die Entwicklung von marktführenden Sicherheitslösungen, die den gesamten Sicherheits-Lifecycle unterstützen, weiter erhöhen. Durch die Bündelung seiner Investitionen wird NTT so seine Sicherheitsangebote weiter ausbauen. Damit können Kunden von einer integrierten Herangehensweise an Sicherheitslösungen profitieren, die Teil eines noch breiteren Technologie-Dienstleistungs­angebots sind.

 

Weiterführenden Informationen: NTT Security

 

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Personenfoto: Kai Grunwitz, Senior VicePresident Central Europe bei NTT Security Bildquelle: CIO Guide

Beflügeln Drohnen den E-Commerce?

Dorothe Eickholt, Geschäftsführerin von Asendia Germany, dem Joint Venture von La Poste und Swiss Post, sagt im Gespräch mit der Redaktion wie Unternehmensgründer im E-Commerce mit intelligenten Logistiklösungen neue, internationale Märkte für sich erschließen können.

 

 

Frau Eickholt, der E-Commerce ist im Höhenflug. Sind Drohnen im Tiefflug das Non-Plus-Ultra für die letzte Meile bei der Zustellung von Paketen?

So lange sie nicht abstürzen sind Drohnen bestenfalls in ländlichen Regionen eine alternative Transportmöglichkeit – oder, um eingeschneite Orte im Winter mit dem Nötigsten zu versorgen. Einen Fortschritt bei der klassischen Zustellung erwarte ich von den Quadro-, Hexa- und Octocoptern aber nicht. Ebenso wenig wie von selbstfahrenden kleinen Robotern, die eher für Staus auf dem Bürgersteig sorgen.

 

Die spannenden Diskussionen um die letzte Meile bei der Paketzustellung zeigen allerdings, wie wichtig es ist, hierfür eine Lösung zu finden. Insbesondere im internationalen E-Commerce gefährdet jeder Tag, den die Sendung länger als geplant unterwegs ist, die Kundenzufriedenheit. Der Trend geht dahin, dass sich alle Kunden am liebsten eine Same-Day-Lieferung wünschen. Aber davon sind wir bei grenzüberschreitenden Sendungen noch weit entfernt.

 

Wird es künftig eine schnellere Zustellung zum Nulltarif ins Ausland geben?

Schnelleren Lieferzeiten über die Grenzen hinweg sind enge Grenzen gesetzt. Hier arbeiten mehrere Partner mit teilweise sehr unterschiedlichen Systemen und Kulturen zusammen. Das kostet Zeit. Hinzu kommen die Entfernungen, die zu überbrücken sind. Im Vergleich zu den Kurier- und Expressdiensten, die bei Bedarf jede Sendung exklusiv befördern können, müssen wir als Postdienstleister für den E-Commerce kostengünstige Distributionskanäle erschließen. So befördern wir Sendungen in die Nachbarländer Deutschlands meistens per Lkw statt per Flugzeug.

 

Am Markt werden für internationale Sendungen die verschiedensten Tarife und Services angeboten. Insbesondere Newcomer sollten sich deshalb umfassend und persönlich von einem im internationalen Geschäft erfahrenen Dienstleister beraten lassen.

 

Werden sich die Zustellzeiten durch Industrie 4.0 bzw. Robotics ändern?

Die Veränderungen betreffen in erster Linie die Optimierung des Workflows in unseren Logistikzentren. Meiner Meinung nach werden Robotics, bzw. Industrie 4.0, die Prozesse hier künftig stark verändern. Die intelligenten Systeme werden dazu beitragen Kosten einzusparen, Bearbeitungszeiten zu verringern und Fehlerraten zu reduzieren und zwar schon in den nächsten Jahren.

 

Ein Grund dafür ist, dass die bestehende IT weitergenutzt werden kann, da die intelligenten Automatisierungslösungen über die üblichen Schnittstellen auf die Systeme zugreifen können. Die Systeme lernen so ständig hinzu und verarbeiten auch unstrukturierte Daten. Sie erfassen zum Beispiel Auftragsdokumente selbständig, unabhängig davon, ob sie per Excel-File oder E-Mail mit angehängter PDF eingehen. Dabei lernen sie unentwegt hinzu. Wenn ein hoher Reifegrad erreicht ist, wird es künftig möglich sein, die Daten direkt in die Verarbeitungsmaschinen einzuspeisen und weitere Prozesse zu automatisieren.

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Wie profitiert der E-Commerce-Unternehmer von den neuen Robotics-Lösungen?

Auch bei der letzten Meile, der Zustellung der Pakete an den Empfänger, werden Industrie 4.0-Lösungen künftig eine bedeutende Rolle spielen, davon bin ich überzeugt. Der Online-Shop profitiert dabei von einer höheren Zuverlässigkeit bei der Zustellung und steigert so die Kundenbindung. Denn die selbstlernenden Softwarelösungen werden in der Lage sein, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und Wahrscheinlichkeiten zu berechnen wann der Empfänger zu Hause ist, um große und schwere Sendungen persönlich entgegenzunehmen. In Kombination mit Tracking-Funktionen, die heute schon Zeitfenster von einer Stunde für die geplante Zustellzeit anzeigen, und automatischer Routenberechnungen gehört ein zweiter oder gar dritter Zustellversuch dann der Vergangenheit an.

 

Welche Möglichkeiten nutzen Sie jetzt schon, um die Zustellung zu verbessern?

Wir arbeiten bereits seit Jahren an internationalen Lösungen, um die Zustellquote bereits beim 1. Versuch zu erhöhen. So können Pakete bis zu zwei Kilogramm jetzt in mehr als 40 Ländern vom Zusteller direkt in den Briefkasten eingeworfen werden, wenn der Empfänger nicht zu Hause ist. Das freut nicht nur die Empfänger, die ihre Sendung schneller erhalten, sondern auch die Shop-Betreiber. Denn der Kunde ist zufriedener, je eher ihn die Bestellung erreicht. Eine Unterschrift des Empfängers ist nicht mehr erforderlich.

 

Wenn die Sendung zu groß für den Briefkasten ist, wird sie persönlich zugestellt oder in der nächstgelegenen Poststelle oder Pick-up-Point zur Abholung hinterlegt. Der Empfänger wird darüber per Karte benachrichtigt. Nach wie vor gibt es aber auch die Möglichkeit, die Sendungen persönlich nur gegen Unterschrift zustellen zu lassen.

 

Welchen Service bieten Sie für den Rückkanal, die Retouren?

Wenn das bestellte Kleid oder die Schuhe nicht passen, kann der E-Commerce-Shopper die Waren nach Deutschland zurück senden. Dafür entwickeln wir bedarfsgerechte Lösungen. So kann der Absender seinen Sendungen direkt ein Retourenlabel beilegen mit dem E-Commerce-Kunden die erhaltene Waren kostenlos zurückschicken können. Das ist nicht nur für den Kunden eine komfortable Lösung, sondern sie hilft auch dem Shop-Betreiber, der damit dem Wettbewerb einen Schritt voraus ist. Denn in vielen Ländern werden kostenlose Retouren, so wie wir das aus Deutschland kennen, gar nicht oder nur sehr selten angeboten.

 

Für Rücksendungen aus Frankreich haben wir gerade eine besonders intelligente Lösung vorgestellt. Dort holt die Post zurückgeschickte Pakete bis zu 30 Kilogramm direkt aus dem eigenen Briefkasten von zu Hause ab. Retouren, die bis acht Uhr morgens in dem Kasten hinterlegt werden, nimmt der Paketbote am gleichen Tag mit. Von dem neuen Service profitieren vor allem deutsche Online-Shops, die ihren französischen Kunden eine bequeme und einfache Rücksendemöglichkeit anbieten möchten.

 

Möglich wird dieser Service in Frankreich erst dadurch, dass über 70 Prozent der Einwohner einen standardisierten Briefkasten haben, den die Paketboten öffnen können und der für die meisten Pakete groß genug ist. Der Absender meldet die Retoure einfach per Internet an und klebt das ausgedruckte Rücksendeetikett auf das Paket.

 

Welche Trends erwarten Sie im internationalen E-Commerce?

Der Trend zur Internationalisierung hält weiter an. Es setzen sich immer mehr umfassende Internationalisierungsstrategien durch. Während beispielsweise E-Commerce-Anbieter in den vergangenen Jahren einen Markt nach dem anderen erschlossen, sind sie heute parallel in mehreren neuen Absatzmärkten aktiv. Selbst Newcomer erstellen ihre Sites gleich in mehreren Sprachen, um für jedes Land ein optimales Angebot zu haben. Denn E-Commerce ermöglicht heute internationales Wachstum schneller und bei geringem Risiko. Zudem gibt es heute Outsourcinglösungen von international erfahrenen Unternehmen mit denen sich neue Märkte testen lassen, ohne in die eigene Infrastruktur investieren zu müssen.

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Während dafür bis vor einigen Jahren noch ein erheblicher Aufwand betrieben werden musste, übernehmen Full-Service-Anbieter wie Asendia, von der Bewerbung und dem Multichannel-Marketing über die Logistik bis hin zum Responsemanagement alle Services aus einer Hand. Der eigene Aufwand reduziert sich dadurch auf ein Minimum.Wir entwickeln ständig neue Lösungen, um den Einstieg ins internationale E-Commerce so einfach wie möglich zu machen. Damit wollen wir insbesondere jungen Unternehmen helfen, neue Märkte im Ausland zu erobern.

 

Sehr geehrte Frau Eickholt, vielen Dank für das Interview!

 

weitere Informationen: Asendia Germany

 

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Cyber Security – Eine komplexe Herausforderung !

Kai Grunwitz, Senior VicePresident Central Europe bei NTT Security im Gespräch mit der TREND REPORT Redaktion über Cyber-Security – Herausforderungen, Defense-Strategien und Lösungen.

 

 

Herr Grunwitz, welchen Unternehmen raten Sie heute zu Penetrationstests?

Penetrationstest und sogenannte Cyber-Attack-Simulationen sind ein elementares Element jedes Sicherheitskonzepts. Darauf zu verzichten, wäre für jedes Unternehmen grob fahrlässig.

Neue IT-Systeme und Anwendungen sollten unter Abwägung des jeweiligen Gefahrenpotentials, bevor sie in den produktiven Betrieb gehen, einem Penetrationstest unterzogen werden. Aus dem Internet erreichbare Systeme sollten grundsätzlich überprüft werden. Empfohlen sind auch regelmäßige Penetrationstests bereits vorhandener IT-Landschaften und Systeme.

Seitens NTT Security empfehlen wir zudem ganzheitliche Cyber-Attack-Simulationen, die technische Angriffe und gezieltes Social Engineering kombinieren. Dadurch kann den Mitarbeitern deutlich vorgeführt werden, welche Bedrohungen bestehen.

 

Inwieweit geht von Hardware (GSM-Modulen) Gefahr für Industrieanlagen aus?

Ein GSM-Modul exponiert eine Anlage direkt im Internet. Der einzige Schutz vor Angriffen sind somit die Sicherheitsmechanismen der Anlage selbst. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese meist nicht State-of-the-Art sind und zudem oft gar nicht aktiviert werden. Die Anlage steht dann weitgehend schutzlos im Internet.

Moderne Industrieanlagen müssen zu Wartungszwecken aus der Ferne erreichbar sein. Um das dadurch vorhandene Risiko zu beherrschen, muss in einem einheitlichenFernwartungskonzept eine zentrale Überwachung der Zugriffe sichergestellt sein. Gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Zugriffswege, die auch einen direkten Server-Zugriff zulassen, beispielsweise GSM-Module, so ist dies ohne ein ganzheitliches Konzept nahezu unbeherrschbar. Die Anzahl möglicher Sicherheitslücken steigt mit der Anzahl unterschiedlicher Systeme, und eine zentrale Überwachung ist hier nur schwer möglich.

Es ist deshalb unverzichtbar, diese Module zu deaktivieren und die Fernwartung über eine vom Unternehmen kontrollierte spezielle Fernwartungsinfrastruktur zu realisieren.

 

 

Wie müssen die Switches der Zukunft beschaffen sein, um Industrie 4.0 sicher zu realisieren?

Primäres Beschaffungskriterium für Switches im Umfeldvon Industrie 4.0 ist heute sehr oft die mechanische Robustheit. Künftig müssen aber sicherheitsrelevante Kriterien wie Network Access Control Funktionalitäten ebenfalls betrachtet werden. Switches und Komponenten für Industrie 4.0 müssen über Möglichkeiten zur Zugriffskontrolle, Stichworte NAC und 802.1x, verfügen. Vermehrt wird auch Software Defined Networking zum Einsatz kommen.

 

 

Braucht das IoT eine neue Sicherheitskultur?

Definitiv ja! Bei IoT muss die Sicherheit von Anfang an in das Gerät und die gesamte notwendige Infrastruktur mit eingebaut werden. Ein nachträgliches Einbauen oder Upgrade ist selten möglich oder sehr teuer. Leider kann heute niemand garantieren, dass trotz bester Planung die getroffenen Maßnahmen auch langfristig schützen.

Gerade im dynamischem IoT-Umfeld hat Sicherheit oft nicht den höchsten Stellenwert; es steht stattdessen die Funktionalität im Vordergrund. Anerkannte und etablierte IT-Sicherheitsstandards für IoT existieren noch nicht beziehungsweiseIoT-Hardwareverfügt noch nicht über die notwendigen Leistungsreserven für ausreichende Sicherheitsfunktionen.Traditionelle Embedded-Systeme waren in einem vom Internet getrennten Umfeld tätig. Somit war die Bedrohungslage nicht in gleichem Maß gegeben. Dies ändert sich nun dramatisch mit IoT.

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Kai Grunwitz, Senior VicePresident Central Europe bei NTT Security Bildquelle: CIO Guide

Die gute Nachricht lautet jedoch: IT-Security muss nicht vollständig neu erfunden werden. Der Umgang mit risikobehafteten IoT-Geräten ist eine Herausforderung, für die bereits viele Sicherheitsmaßnahmen existieren. Denn Endgeräte, wie PCs, Server und mobile Endgeräte, werden auch in der herkömmlichen IT-Security als potenziell unsicher eingestuft.

Klassische, zentrale Schutzmaßnahmen lassen sich auch im BereichIoT anwenden.Segmentierung durch Firewalls, Intrusion-Prevention-Systeme, Authentifizierung und SIEM-Systeme können dasSicherheitslevel für IoT deutlich erhöhen.Viele IoT-Ge­räte verfügen auch über eigene, wenn auch teils eingeschränkte Schutzfunktionen, zum Beispiel zur Verschlüsselung, die natürlich genutzt werden sollten.
Abhilfe könnte hier zudem je nach Anwendungsszenario eine modulare Bauweise für zentrale Sicherheitskomponenten der Geräte schaffen. Dies wird bei preisgünstigen Geräten nicht gehen, da hier eher das Gerät ausgetauscht wird. Bei allen anderen läge der größte Vorteil darin, dass die im IoT vernetzten Geräte auch dauerhaft auf einem hohen Sicherheitsstandard bleiben.

 

 

Kryptomalware-Angriff: Wie gestaltet sich hier die aktuelle Bedrohungslage für Unternehmen? Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie noch?

Ransomware bietet den Cyber-Kriminellen die Möglichkeit, ohne Umwege und im großen Stil über Lösegeldforderungen an Geld zu kommen. Dies ist eine sehr kritische Situation, da anders als bei traditionellen unspezifischen Angriffen mit Ransomware zielgerichtet gegen Unternehmen vorgegangen wird.Daher muss sich jedes Unternehmen auf diese Bedrohung einstellen. Leider sind technische Maßnahmen, um sich dagegen zu schützen, bei Unternehmen und Behörden im Einsatz noch nicht flächendeckend.

Viele Unternehmen überarbeiten diesbezüglich aber ihre Sicherheitsstrategie und sind dabei, Lösungen, aber auch sogenannte Awareness-Programme für ihre Mitarbeiter einzuführen. Dies ist auch dringend nötig, da zum Beispiel E-Mails mit Ransomware an Unternehmen, die beispielsweise als Bewerbungen getarnt sind, kaum noch von legitimen E-Mails zu unterscheidensind. Ransomware wird immer professioneller, einfacher zu erstellen und auch mehr und mehr auf den deutschen Markt angepasst.

Ein wichtiger Punkt ist hier, dass es heutemöglich ist, Zahlungen nahezu anonymisiert zu erhalten. Während sich früher Erpresser noch Geld aus fahrenden Zügen zuwerfen ließen, können Cyber-Kriminelle nun beispielsweise über Zahlungen per Bitcoins bequem und mit recht geringem Risiko an das Geld ihrer Opfer kommen. Solange das Geschäftsmodell der Cyber-Kriminellen funktioniert, gehen wir davon aus, dass sich der Trend hier fortsetzen wird und keine Entspannung eintritt. Umso entscheidender ist die Anpassung der Sicherheitsstrategien an diese Bedrohungslage.

Die bei Unternehmen typischen Schutzmaßnahmen wie Firewalls, SPAM- oder Virenschutz sind nicht in der Lage, mit den Cyber-Kriminellen mitzuhalten. Aus Sicht von NTT Security ist es neben kontinuierlichemAwareness-Training für die Mitarbeiter unabdingbar, zusätzliche technische Mechanismen in Form von Sicherheitsgateways auf den Endgeräten einzuführen. So kann unbekannter Schadcode beispielsweise über Sandboxing- oder Code-Analyse-Verfahren erkannt werden – Endgeräte können etwa durch Mikrovirtualisierung geschützt werden.

 

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Trotz der Bedeutung von Time-to-Market und modernster Funktionalität ; Sicherheit muss von Tag eins einer Programmierung auf der Agenda stehen.

 

Welche Gefahren bringen heute Software-Programme mit sich im Kontext von Schwachstellen in der Programmierung?

Wir leben in einem hochdynamischen Markt. Unternehmen müssen schnell auf Marktanforderungen reagieren und Services oder Lösungen bereitstellen, die eine Differenzierung im Markt ermöglichen. Da rückt dann die Funktionalität in den Vordergrund und der Sicherheitsaspekt bleibt oft auf der Strecke.

Gerade bei der Eigenentwicklung von Anwendungen und insbesondere bei Web-Anwendungen lauert ein signifikantes Risiko, wenn nicht von Beginn an Sicherheitsaspekte parallel zur Funktionalität berücksichtigt werden.Die Einhaltung und Prüfung von notwendigen Sicherheitstechniken werden im Rahmen von zeitkritischen Projekten gerne vergessen oder als notwendiges Übel so lange als möglich verschoben. Es ist daher unabdingbar, dass für die Entwicklung Cyber-Security-Richtlinien, die dem individuellen Risikoprofil des Unternehmens Rechnung tragen, konsequent im Entwicklungsprozess umgesetzt werden.

Für NTT Security ist die Anwendungs- aber auch Datenbank-Sicherheit ein entscheidender Schlüssel, um kritische Anwendungslandschaften effizient und sicher zu entwickeln, egal ob es sich um eigene (Web-)Anwendungen oder um Anpassungen rund um Standardprodukte, zum Beispiel in einer SAP-Umgebung handelt. Ein Fehler, der am Anfang eines Entwicklungszyklus passiert, lässt sich später nur mit großem Aufwand wieder korrigieren. Schwachstellen und Sicherheitslücken müssen permanent identifiziert und dann durch Patches und Softwarekorrekturen nachträglich abgedichtet werden. Das ist ein immenser Aufwand und exponiert das Unternehmen, da es immer nur zeitlich verzögert reagieren kann. Daher ein klarer Appell: Trotz der Bedeutung von Time-to-Market und modernster Funktionalität muss die Sicherheit von Tag eins einer Programmierung auf der Agenda stehen.

 

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Roboter halten Einzug im Backoffice

 

Unternehmensprozesse von morgen: Roboter halten Einzug im Backoffice

Roboter verändern die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten. Von menschenähnlichen Exemplaren bis hin zur Automatisierungssoftware – längst werden Roboter in den  Unternehmen weltweit eingesetzt,und es werden immer mehr. Unternehmen haben erkannt, dass der Einsatz von Robotern immer dann ideal ist, wenn es, darum geht, den Ertrag ohne eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl zu steigern. Jetzt haben die Roboter auch ihren Weg in das Backoffice angetreten.

 

Die Herausforderung

Trotz des technischen Fortschritts und trotz der damit verbundenen hohen Kosten setzen die meisten Unternehmen immer noch darauf, dass ihre Mitarbeiter Informationen manuell verarbeiten. Vor dem Hintergrund der ständig wachsenden Informationsflut und den steigenden Lohnkosten entwickelt sich das Thema Datenerfassung damit für viele Unternehmen zu einem Problem.

 

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Immer noch setzen die meisten Unternehmen darauf, dass ihre Mitarbeiter Informationen manuell verarbeiten.

Dazu kommt: Heute arbeiten wir in einer wesentlich komplexeren Geschäftsumgebung, in der zunehmend mobile Geräte und Kanäle für die Kommunikation mit Kunden und Partnern eingesetzt werden. Die zunehmenden Möglichkeiten, wie wir Kontakte pflegen und Geschäfte abwickeln können, führen dazu, dass Unternehmen heute mehr Systeme – moderne und veraltete – einsetzen und auf mehr Datenquellen als je zuvor zugreifen.Die Organisationen stehen heute vor der Herausforderung, diese Systeme so zu verknüpfen, dass ein reibungsloser unternehmensweiter Informationsfluss gewährleistet ist.

 

Nehmen wir beispielsweise ein großes Produktionsunternehmen mit einer ebenso großen Anzahl von internen und externen Portalen. Das Unternehmen ist darauf angewiesen, zahlreiche verschiedene Kontaktpunkte miteinander zu verknüpfen, aber in Wirklichkeit sind alle diese internen Systeme viel zu komplex, um wirklich vollständig miteinander verbunden zu sein.
Daher müssen Mitarbeiter die Lücken füllen und hierzu wiederholt Aufgaben wie die Erfassung von Daten und das Abfragen von Kundeninformationen von Hand erledigen.

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Die Folge sind zahlreiche ineffiziente Abläufe sowie Fehler, die wiederum die Qualität der Kundenbetreuung beeinträchtigen und letztendlich das Wachstum des Unternehmens bremsen können.

 

Auch für die Mitarbeiter sind solche Arbeitsprozesse  nicht gerade befriedigend.

 

Eine Studie von PMG IT hat gezeigt, dass 98 Prozent der Unternehmen die Automatisierung von Geschäftsabläufen als entscheidend für den geschäftlichen Erfolg ansehen. Gemäß dem Whitepaper Cognizant Center for the Future of Work automatisieren bislang aber lediglich 25 bis 40 Prozent der Unternehmen ihren Workflow.
In den meisten Unternehmen müssen die Mitarbeiter immer noch die Daten zwischen verschiedenen Systemen kopieren und übertragen, und diese Daten müssen anschließend auf Richtigkeit geprüft werden. Eine Vielzahl an Unternehmen steht heute mithin vor der Aufgabe, eine effizientere, exaktere und wirtschaftlichere Lösung zu finden. Und hier kommen die Roboter ins Spiel.

 

Was ist Robotic Process Automation?

Robotic Process Automation (RPA) ist ein Verfahren zur Automatisierung repetitiver geschäftlicher Transaktionen. Mit RPA-Software können Unternehmen einen „Roboter“ so konfigurieren, dass er Daten erfasst und prüft, Transaktionen bearbeitet und Informationen in verschiedene IT-Systeme des Unternehmens weiterleitet.
Hierzu gehören Desktop-Applikationen wie Microsoft Excel, Legacy-Systeme sowie Web-Portale und Websites. Der Roboter stellt die Verbindungen und die Kommunikation mit diesen Systemen her. Und zwar genau so wie dies ein Benutzer tun würde, um datenzentrierte, regelbasierte Aufgaben in großem Umfang zu automatisieren.

 

Nachdem ein Unternehmen festgelegt hat, welche Abläufe automatisiert werden sollen, können Roboter wesentlich schneller eingesetzt werden, als es für Entwickler dauert, um den Code für jeden Ablauf zu schreiben. Dieser schnelle Einsatz verbessert die Agilität eines Unternehmens, da es seine Prozesse schnell an sich ändernde Anforderungen anpassen kann.

 

Roboter verursachen typischerweise auch nur ein Neuntel der Kosten eines Vollzeit-Mitarbeiters eines Onshore-Standorts wie z. B. Großbritannien. Außerdem können die Unternehmen durch die Automatisierung von Abläufen durch RPA auch den Erfolg eines Prozesses besser einschätzen und messen. Und im Gegensatz zu menschlichen Arbeitskräften, die ständige Investitionen in Schulung benötigen, können Roboter einen Prozess einmal erlernen und dann rund um die Uhr weiterarbeiten. Dies macht RPA zur effektivsten Methode, um das Backoffice effizienter zu machen.

Vorteile von RPA

Die Vorteile von RPA gehen weit über Kosteneinsparungen hinaus. Weitere Vorteile sind geringere Fehlerraten, reduziertes Risiko und höhere Produktivität. RPA kann auch die Motivation des Personals verbessern, da sich die  Mitarbeiter nun stattdessen auf qualifiziertere Aufgaben konzentrieren können. Und damit lassen sich Abläufe so stark beschleunigen, dass Aufgaben wie z. B. die Bearbeitung des Online-Kreditantrags eines Kunden statt mehrere Tage nur noch Minuten oder sogar Sekunden dauern.
In einer von den Kunden bestimmten Branche kann die Geschwindigkeit der Transaktionen den Unterschied zwischen dem Halten und dem Verlieren eines Kunden ausmachen. Auf diese Weise verbessert RPA die Customer Experience erheblich und ermöglicht den Unternehmen, ihr Business ohne Aufstockung der Mitarbeiteranzahl  zu erweitern.

 

Angesichts der Fülle der Kundendaten ist RPA besonders in Branchen wie Bankwesen, Versicherungen, Produktion und Logistik nützlich. Gemäß einem Branchenexperten können Banken ihre Produktivität bei Tausenden von Prozessen um 25-50 Prozent verbessern. Alle Abläufe, von der Aufstellung eines Tilgungsplanes für eine Hypothek bis hin zur Rechnungslegung an Kunden, umfassen Daten, die verarbeitet werden müssen.

 

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Eine große Bank in den USA setzt bereits 50 Roboter ein, um verschiedene Aufgaben zu automatisieren, beispielsweise das Zusammenstellen von Kreditunterlagen für Prüfungen. Ebenso wie ein menschlicher Mitarbeiter kann auch der Roboter eventuelle Unstimmigkeiten korrigieren, die zwischen dem Enterprise Content Management-System und dem eigentlichen Kreditbearbeitungssystem bestehen. Seit der Übertragung der Aufgaben an die Roboter muss die Verbraucherkreditabteilung der Bank weniger Zeit für Prüfungen und Qualitätskontrollen aufwenden. Dies spart der Bank nicht nur Kosten, sondern verbessert auch das Vertrauen der Prüfer in die Korrektheit der Buchungen.

 

Was kommt als Nächstes?

 

RPA hat eine brillante Zukunft. Vom Kreditsachbearbeiter bis hin zum Leiter der Debitorenbuchhaltung gibt es ein enormes Potenzial für RPA zur Beschleunigung verschiedener Prozesse, zur Lösung geschäftlicher Herausforderungen und zur Realisierung von Kapitalrenditen.
Als nichtinvasive Technologie kann RPA auch die Flexibilität betrieblicher Abläufe verbessern, da die Unternehmen ihre Unternehmensprozesse nicht neu gestalten müssen. Roboter lassen sich auch ohne Programmierung einfach realisieren, so dass sie von einer kleinen Gruppe von IT-Fachleuten eingesetzt und gepflegt werden können, ohne dass hierzu ein ganzes Entwicklerteam benötigt wird.

Best Practices für die Einführung von RPA stellen sicher, dass das Unternehmen die Software selbst handhaben und die Roboter entwickeln, einsetzen und pflegen kann. So können Unternehmen beispielsweise mit Kofax Kapow schnell automatisierte Softwareroboter einrichten, um repetitive, datenorientierte Aufgaben unter Verwendung beliebiger Datenquellen zu erledigen. Alles vom Kopieren von Daten von einem System in ein anderes bis zur Bearbeitung ankommender E-Mail-Anfragen lässt sich automatisieren.
Auf diese Weise kann eine Aufgabe, für die früher mehrere hundert Mitarbeiter erforderlich waren, von Robotern übernommen und in die bestehenden Geschäftsprozesse eines Unternehmens integriert werden.

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Die Einführung von RPA dient nicht nur zur Reduzierung der Kosten, sondern ermöglicht durch Digitalisierung von Geschäftsprozessen weitere wirtschaftliche Vorteile, so etwa in Bezug auf die Verbesserung der Produktivität und die Reaktionsgeschwindigkeit. Mit RPA können Unternehmen manuelle Abläufe abschaffen und ihre Mitarbeiter für wertvollere Funktionen einsetzen, wo sie dank ihrer Qualifikation Aufgaben bearbeiten, die von der Technologie nicht gelöst werden können.
Wie die mechanischen Roboter in der Fertigungstechnik, die viele der früher von Menschen durchgeführten repetitiven Arbeiten ausführen, hat RPA das Potenzial, die Konzeption und die Verwaltung von Geschäftsprozessen zu revolutionieren.

 

weiterführende Informationen: Kofax

 

 

 

 

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Digitale Energieeffizienz

Smart Services und Contracting werden die Energiewirtschaft und den Energieverbrauch nachhaltig verändern. Der Zeitpunkt für Investitionen ist dank „Nullzins-Politik“ so günstig wie nie.

Bis vor Kurzem noch galt eine solche Entwick­lung als unvorstellbar: Inzwischen verlangen erste Banken von Geschäftskunden ein „Verwahr-Entgelt“ für große Geldbeträge. Für die betroffenen Unternehmen ist das natürlich bitter – andererseits machen die negativen Zinsen zugleich Investitionen in die Energieeffizienz noch attraktiver als zuvor. Denn warum sollte man sein Geld gegen Gebühr auf der Bank liegen lassen, wenn es stattdessen – richtig investiert – im Unternehmen helfen kann, Ausgaben zu reduzieren? Zumal die Einsparung von Energie und Rohstoffen unternehmerisch oft die sicherste Art ist, die Profitabilität des Unternehmens zu steigern.

Das weiß man natürlich auch im Wirtschaftsministerium, das im Sommer das „Grünbuch Energieeffizienz“ vorstellte. Durch die Senkung des Energieverbrauchs, heißt es darin, könnten alle gewinnen, die Unternehmen wie auch die privaten Verbraucher. Minister Sigmar Gabriel weiß: „Energieeffizienz ist ganz entscheidend für das Gelingen der Energiewende und die Umsetzung der Ergebnisse der jüngsten Klimakonferenz in Paris.“

Claudia Müller von EnviroChemie optimiert mit Energie­effizienz­dienst­­leistungen die Betriebskosten.

Claudia Müller von EnviroChemie optimiert mit Energie­effizienz­dienst­­leistungen die Betriebskosten.

Dennoch wird das Effizienzpotenzial in Deutschland heute noch nicht in dem Maße erschlossen, wie es ökonomisch sinnvoll wäre. Dafür gibt es natürlich zahlreiche Gründe. Einer ist mangelndes Wissen über die Verbräuche; hier könnte in Zukunft die Digitalisierung helfen. Ein anderes wesentliches Hemm­nis bilden in diesem Kontext sind man­gelnde Kenntnisse der Unternehmen zum Thema Energie­versorgung. Den Fir­men kann man das nicht vorwerfen, denn schließlich sind sie in der Regel ausreichend damit beschäftigt, in ihrem eigentlichen Geschäftsfeld auf dem neuesten Stand zu bleiben. Wer zum Beispiel Experte für hochwertige Sensortechnik ist, der will seine Kapazitäten nicht darauf verwenden, zusätzlich noch Experte in Energie­fragen zu werden.

trendreport.de

Innovation Labs
Ohne Energieeffizienz sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen und ohne Digitalisierung wird es keine duchgängige Energieeffizienz geben. Wie aber will die Politik die Wirtschaft und Gesellschaft mitnehmen? Dr. Michael Kuhndt plädiert im Gespräch mit der TREND-REPORT-Redaktion für Innovation-Labs, die alle Beteiligten zusammenbringen. https://trendreport.de/energie-mit-effizienz

Offene Messsysteme
Im Gespräch mit der TREND-REPORT-Redaktion erläutert Dieter Berndt von Qundis, wie die Digitalisierung die Heizkostenabrechnung effizienter und transparenter macht. https://trendreport.de/energieverbrauch

Aber auch für dieses Problem gibt es eine elegante Lösung, und die heißt Contracting: Man vergibt die Energie- oder auch Medienversorgung (also alles, was in Rohren fließen kann, Gase, Flüssigkeiten oder auch Druckluft) an ein externes Unternehmen. Und da dieses seine Kernkompetenz in exakt diesem Bereich hat, kennt es alle Kniffe der Effizienz. Das Contracting gibt es in verschiedenen Ausprägungen. Während das Energieliefer-Contracting sich schon ein Stück weit durchgesetzt hat, steht das Energieeinspar-Contracting noch am Anfang. Bei diesem geht es darum, dass ein externer Investor Verbräuche senkt, sei es an Strom, Wärme oder anderem, was Geld kostet. Er refinanziert seine Investitionen aus den erzielten Einsparungen.

Energieeffizienz durch Digitalisierung birgt „viel Potenzial für neue Geschäftsmodelle“, erläutert Michael Kuhndt.

Energieeffizienz durch Digitalisierung birgt „viel Potenzial für neue Geschäftsmodelle“, erläutert Michael Kuhndt.

Erst 1,6 Prozent aller kleinen und mittelgroßen Unternehmen (als KMU bezeichnet) hätten bisher ein umfassendes Energieeinspar-Contracting in Anspruch genommen, heißt es im Grünbuch. Die Bereitschaft von Immobilien- und Anlagenbesitzern, ihre Vermögensgegenstände an langfristige Verträge zu binden, sei „nach wie vor begrenzt“. An­bieter sind aber längst am Markt aktiv. Michael Kuhndt vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production gGmbH nennt als Beispiel die Firma Philips: „Die sagen, wir stellen nicht mehr die Lampe her, sondern wir verkaufen Licht, wir verkaufen Helligkeit.“ Sie liefern also die Dienstleistung „ausgeleuchtete Arbeitsplätze“. Die Kunden, sagt Kuhndt, wollten oft gar nicht das Produkt kaufen, sie wollten nur den Nutzen, in diesem Fall eben das Licht. Andere Beispiele für Contracting benennt die Firma EnviroChemie, die in diesem Metier tätig ist.

Claudia Müller, Projektmanagerin Geschäftsentwicklung bei EnviroChemie: „Als Partner für die industrielle Wasser- und Abwasserbehand­lung bieten wir nachhaltige Lösungen für alle Aufgaben, die bei der Wasseraufbereitung und Behandlung anfa­l­len. Neben Planung und Bau entwickelt EnviroChemie im eigenen Anwen­dungs­­labor kundenspezifische Lösungen.“ In Zukunft dürften solche Lösungen auch durch die Gesetzgebung verstärkt zum Zuge kommen. „Um sämtliche Marktpotenziale zu nut­zen, muss der Rahmen für den Markt für Energieeffizienz­dienstleistungen weit­erentwickelt wer­den“, heißt es im Grünbuch, wenn­gleich auch noch recht unkonkret. Dabei muss über sämtliche Ressourcen im Unternehmen nachgedacht werden. Müller weiter: „Im Rahmen der Betriebskostenoptimierung ist der Energieverbrauch, der unter anderem durch die Wasser- und Abwasserbehandlung entsteht, oftmals eine wichtige Stellschraube. In manchen Fällen kann Energie in Form von Biogas aus dem Abwasser gewonnen und anstelle fossiler Energieträger genutzt werden.“

Die EU unterdessen macht für alle Unternehmen, die nicht unter die europäische KMU-Definition fallen, Energieaudits zur Pflicht. Mindestens alle vier Jahre müssen die Betriebe diesen Prozess durchlaufen, der herstellerneutral von einer unabhängigen Person betreut werden muss. Freigestellt von der Pflicht sind lediglich Unternehmen, die bereits ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS eingerichtet haben. Das Energieaudit muss mindestens 90 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs des Unternehmens erfassen. Es basiert auf aktuellen, gemessenen, belegbaren Energieverbrauchsdaten und Lastprofilen und schließt eine eingehende Prüfung des Energieverbrauchsprofils von Gebäuden, Anlagen, Betriebsabläufen und des Ver­kehrs ein. Die Audits ermitteln detaillierte Verbesserungsmöglichkeiten mit klaren Informationen zur Einsparung, idealerweise mitsamt einer Lebenszyklus-Kostenanalyse. Und diese Analyse ist schon der erste Schritt für die Optimierung der Prozesse.

Sparen durch flexible Produktion

Darüber hinaus dürfte in Zukunft ein Konzept an Bedeutung gewinnen, das sich Demand-Response nennt, oder auch Demand-Side-Management. Damit ge­meint ist ein automatisiertes Regelungs­verfahren, das den Stromverbrauch eines Unternehmens je nach Situation der Stromerzeugung verändert. Im engeren Sinne ist es lediglich ein Lastmanagement, etwa indem energieintensive Pro­zesse so weit wie möglich in jene Zeiten verlagert werden, in denen Strom in großen Mengen (etwa tagsüber durch Photovoltaik) vorhanden ist. Im weiteren Sinne kann eine intelligente Steuerung neben Lasten auch Speicher und Erzeuger in ihrer Betriebsweise optimieren. Man spricht dann auch von einem „Virtuellen Kraftwerk“ oder einem „Virtuellen Energiesystem“.

Für die Unternehmen kann das lukrativ sein, weil in Zeiten hohen Stromangebots im Netz die Preise am Spotmarkt niedriger sind. Größere Stromverbraucher können aber auch in anderen Segmenten des Strommarktes – etwa im Regelenergiemarkt – agieren, und damit Zusatzeinnahmen erzielen. Weil aber auch das wiederum Kompetenzen sind, die viele produzierende Unternehmen nicht selbst aufbauen wollen, bieten heute Dienstleister diesen Service an.
Oft kann auch die Stromeigenerzeugung mit erneuerbaren Energien den Einstieg in solche Konzepte liefern, zumal Solarstrom vom eigenen Firmendach heute schon günstiger sein kann als der Strom aus dem Netz. Damit bietet es sich an, die Eigenverbrauchsquote durch Lastmanagement zu erhöhen. Und wer Strom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erzeugt und direktvermarktet, hat ohnehin meistens bereits einen entsprechenden Dienstleister an der Hand. Der Weg zu einem allumfassenden Energiemanagement ist dann nicht mehr weit.

Dieter Berndt von Qundis erläutert TREND-REPORT-Redakteur Bernhard Haselbauer, wie die Digitalisierung mit offenen Messsystemen die Heizkosten­abrechnung transparenter macht.

Dieter Berndt von Qundis erläutert TREND-REPORT-Redakteur Bernhard Haselbauer, wie die Digitalisierung mit offenen Messsystemen die Heizkosten­abrechnung transparenter macht.

Dabei hilft die Digitalisierung sehr. „Sie schafft neue Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz“, heißt es im Grünbuch. Denn durch die kontinuierliche Verbrauchs­erfassung ergäben sich neue Möglichkeiten der Analyse und der Nutzerinformation, und es ließen sich darauf basierend Mehrwertdienste und (Finanzierungs- und Beratungs-)Dienstleistungen für Energieeffizienz entwickeln, die in dieser Form zuvor technisch-organisatorisch unmöglich oder zu teuer waren. Das könnte sogar im Wohnhaus Vorteile bringen. Heute kommt die Heizkostenabrechnung für das zurückliegende Jahr in der Regel so spät, dass kein Mieter es mehr nachvollziehen kann, wenn sie vom Vorjahr erheblich abweicht. „Heute kann man den Verbrauch transparent machen und dem Mieter einmal die Woche oder jeden Tag oder in welchem Zeitraum auch immer eine Abrechnung zukommen lassen“, sagt Dieter Berndt von der Firma Qundis, die Messsysteme für die Verbrauchserfassung und -abrechnung von Wasser und Wärme anbietet. „Über dieses Bewusstsein fangen die Leute an, Energie zu sparen“, erklärt der Geschäftsführer der Firma.

Studien der EU-Kommission, an denen auch Qundis beteiligt war, hätten ergeben, dass Verbraucher so bis zu 30 Prozent Energie einsparen können. Und in Zukunft könne sogar die Wettervorhersage in die Steuerung einfließen – und so zum Beispiel die Heizungsanlage bereits drosseln, wenn absehbar ist, dass gleich die Sonne herauskommt.

von Bernward Janzing
b.janzing@trendreport.de

Informationssicherheit und Datenschutz: Der Aufsichtsrat in Zeiten der Digitalisierung

Die Digitalisierung treibt die Wirtschaft voran, Entscheidungen müssen oft binnen kürzester Zeit gefällt werden. Auch Aufsichtsräte müssen bei dieser Entwicklung mitziehen, weil eine vernetzte Welt höhere Risiken, aber auch mehr Möglichkeiten birgt. Thomas Deutschmann, CEO von Brainloop zum neuen Vorbild des digitalen Aufsichtsrats.

 

Herr Deutschmann, welche Compliance-Anforderungen kommen auf die Aufsichtsräte im Zusammenhang der Digitalisierung zu?

Aufsichtsräte arbeiten immer digitaler. Zum einen benötigen sie dafür die nötige Systemunterstützung. Zum anderen können Sie so Compliance-Anforderungen erfüllen. Dazu gehören beispielsweise der Deutsche Corporate Governance Kodex oder das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich. Auch sind Aufsichtsräte verpflichtet, vor jeder Entscheidung alle erforderlichen Unterlagen zu prüfen und im Zweifelsfall weitere Informationen anzufordern. Sonst riskieren sie, für etwaige Schäden haftbar gemacht zu werden. Die revisionssichere Protokollierung aller Entscheidungen gewinnt daher stetig an Bedeutung.

 

Jeder Aufsichtsrat ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Ist die Digitalisierung Enabler oder Verhinderer?

Gremienmitglieder kommen mit einer Vielzahl an Unternehmensgeheimnissen in Berührung, die nicht über unsichere Kommunikationswege verbreitet werden dürfen. Eine sichere, Cloud-basierte Kommunikationsplattform wie der Datenraum von Brainloop ermöglicht die nahtlose Zusammenarbeit mit allen zur Einsicht berechtigten Parteien. Aufsichtsratsmitglieder können mobil und effizient arbeiten, ohne ihre Verschwiegenheitspflichten zu verletzen oder Abstriche bei der Sicherheit zu machen. Die Digitalisierung ist also – sofern Sicherheitsstandards und Nutzerfreundlichkeit beachtet werden – ein Enabler, beispielsweise für die Vor- und Nachbereitung sowie Durchführung von Gremiensitzungen.

 

Wie schaffen Sie Vertrauen, Qualität und Sicherheit?

Sicherheit und Vertrauen schaffen wir mit umfassenden technischen Maßnahmen und dem Audit durch externe Spezialisten. Die Daten werden im jeweiligen Land gespeichert und Provider und Administratoren sind abgeschirmt. Unser Sicherheitsverständnis entspricht dem Zeichen IT-Security made in Germany. So konnten wir u.a. eine Vielzahl der DAX-30-Unternehmen von der Brainloop-Lösung überzeugen – auch in anderen Bereichen des Geschäftsbetriebs.

 

Welche weiteren gängigen Arbeitsprozesse deckt Ihre Lösung ab?

Unsere Lösung wird nicht nur bei Aufsichtsräten verwendet. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn es um vertrauliche Informationengeht. Unsere Kunden nutzen die Lösung für die Kommunikation und den Austausch von Dokumenten in unterschiedlichen Einsatzszenarien, beispielsweise bei der Projektzusammenarbeit oder Due-Diligence-Prüfungen sowie beim Einkauf und im Vertragsmanagement.


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Sichere Zusammenarbeit per Browser oder App für mobile Endgeräte

 

Herr Deutschmann, zum Spannungsfeld von Mobilität, Effektivität und Digitalisierung vs. Informationssicherheit und Datenschutz: Wie ist derzeit der Stand der Technik im Kontext von Hochsicherheitslösungen für die Aufsichtsratskommunikation?

Digitalisierung und Informationssicherheit werden häufig als vermeintlicher Widerspruch angesehen. Die Umsetzung beider Aspekte ist jedoch keine Herkulesaufgabe. Aufsichtsräte sind bei ihrer Arbeit mit vertraulichen Daten schließlich auf effiziente und digitale Arbeitsweisen angewiesen. Daher sind Boardroom-Lösungen vor allem darauf ausgelegt, Mobilität und Effizienz sowie einen sicheren Kommunikationsweg zu ermöglichen. Dabei muss eine Boardroom-Lösung höchste Sicherheitsstandards erfüllen und gleichzeitig einfach zu bedienen sein.

 

Was sind elektronische Boardroom-Lösungen?

Aufsichtsräte arbeiten informations- und dokumentenorientiert. Daher nutzen sie die Boardroom-Lösung für die gesamte Geschäftsprozessunterstützung. So haben sie beispielsweise einen schnellen, umfassenden und vor allem unkomplizierten Zugriff auf Sitzungsmappen, die sie online und offline mit Kommentaren versehen können. Letzte Änderungen vor Sitzungsbeginn fließen in die Sitzungsmappe ein, sodass Gremienmitglieder jederzeit Zugriff auf die aktuelle Dokumentenversion haben. Darüberhinaus sind elektronische Abstimmungen und Beschlüsse möglich. Die revisionssichere Protokollierung und Dokumentation aller Vorgänge gewährleistet die Nachvollziehbarkeit der Informations- und Entscheidungsprozesse. Boardroom-Lösungen bieten also eine durchgängige Prozessunterstützung für Gremien.

 

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Sichere Dokumentenbearbeitung mit Wasserzeichen und Kommentarfunktion auf dem iPad

 

Mit welchen Kosten und Implementierungszeiten muss gerechnet werden? Hier im Hinblick auf kapitalmarktnahe Unternehmen?

Die Kosten sind abhängig von der Art der Lösung, Anzahl der User, Laufzeit und Unternehmensgröße. Hinzu kommt die Schulung der Administratoren sowie – je nach Bedarf –Beratung bei der fachlichen Ausgestaltung. In Bezug auf den zeitlichen Rahmen ist die Umsetzung völlig unproblematisch. Da die Lösung Cloud-basiert ist, ist die Bereitstellung innerhalb eines Tages möglich.

 

 

Sehr geehrter Herr Deutschmann, vielen Dank für das Gespräch!

 

weitere Informationen: Brainloop AG

Bildquelle / Lizenz Portrait: Brainloop AG

Location-based Services nicht nur für den Einzelhandel

Die TREND REPORT-Redaktion im Gespräch mit Dr. Christoph Peitz, Director Smart Positioning Solutions, OSRAM GmbH zu Location-based Services im Handel und neuen Möglichkeiten für die Lichtinstallation. Lesen Sie hier das vollständige Interview.

Welche Priorität haben heute Location Based Services für den stationären Einzelhandel im Kontext der Digitalen Transformation?
„Der stationäre Handel steht mit der digitalen Transformation vor der größten Herausforderung der letzten Jahrzehnte. Dieses Bewusstsein ist im Einzelhandel durchaus vorhanden. Dennoch herrscht eine gewisse Unsicherheit, ob sich die Investitionen in die Digitalisierung wirklich rechnen werden. Einige Location Based Services, also ortsbezogene Dienste, sind hier vielversprechend: Zum Beispiel digitale und ortsbezogene Kundenanalysen, für die sich der Return on Invest, die Amortisationszeit, recht gut berechnen lässt. Für diese Services begegnet uns der Einzelhandel mit deutlich steigendem Interesse – das Thema erfährt hohe Priorität. Auch die Erfolge vergleichbarer Dienste in den USA lassen vermuten, dass sich dieser Trend auch hierzulande fortsetzt. Marktforscher wie Technavio prognostizieren daher einen starken Anstieg von Location Based Services. Ziel ist es, das Kauferlebnis des Kunden zu verbessern, ohne dass die Kosten dafür ausufern. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei mobile Endgeräte ein, verbunden mit mobile-affinen Nutzern, der permanenten Internetverfügbarkeit, günstiger Infrastruktur sowie dem Verschwimmen von Verkaufskanälen online, offline oder mobil.“

„Und genau hier setzen wir mit unserer EINSTONE Smart Retail Solution an: Wir bieten ein ganzheitliches Kundenverständnis und eine herausragendes Kundenerlebnis vor Ort. Umgesetzt wird die Customer Experience mit einer Loyalty-App z.B. mit digitalen, personalisierten Gutscheinen für den stationären Endkunden. Die App nutzt die wartungsfreie Beacon-Funktionalität unserer Installationen, um die Dienste vor Ort auszuspielen. Die App ist zudem Grundlage dafür, den Kunden im online- sowie im offline-Verhalten zu verstehen und zu bedienen – wir verknüpfen diese beiden Welten. Damit schlagen wir zugleich die Brücke hin zum Omnichannel Commerce.“

Keine Location-Based-Services ohne Kundennutzen: wie unterstützt Ihre Lösung den Endkunden?
„Die große Frage ist doch, was will der Endkunde von morgen? Alle sprechen von Omnichannel und Customer Experience, aber was heißt das konkret? Die Wunschvorstellung wäre sicherlich eine individuelle Betreuung am POS, wie es sie früher einmal beim Tante Emma Laden um die Ecke gab. Dort wurde man noch persönlich mit Namen vom Fachverkäufer begrüßt, der Verkäufer kannte die Einkaufsvorlieben seiner Kunden und konnte daher optimal beraten.

Natürlich kann der Einzelhandel das unter den heutigen Gegebenheiten so nicht leisten. Aber mit der richtigen technischen Unterstützung kann ein großer Schritt in diese Richtung erfolgen. Grundvoraussetzung ist es, den Kunden genauso wie früher im Tante Emma Laden besser zu verstehen, um ihn individuell bedienen zu können. Dafür stehen dem Online-Handel heute bereits digitale intelligente Kundenanalysen zur Verfügung, die einen ganzheitlichen Blick auf den Endkunden erlauben und gleichwohl günstig sind.

Die Herausforderung besteht darin, diese Art des Kunden-Verstehens zurück in den stationären Handel zu holen. Und dabei helfen wir. Im Gegenzug profitiert der Kunde von einem verbesserten Service und maßgeschneiderten Angeboten im stationären Handel. Dies können Rabatte oder Voucher, Prämienpunkte und vieles mehr sein, wie man es bereits von den bewährten Plastik-Kundenkarten kennt. Besonders hervorzuheben ist hier, dass nur Daten verwendet werden, zu deren Nutzung der Kunde explizit zugestimmt hat – genauso wie bei der Kundenkarte, nur ohne Plastik im Geldbeutel.

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Christoph Peitz arbeitet seit 2013 in der OSRAM AG und leitet die Geschäftseinheit OSRAM EINSTONE. Zuvor war er als Entwickler und Strategieberater in der elektrischen Verbindungstechnik sowie der Luftfahrtindustrie tätig

Der Einzelhändler bekommt einen digitalen Kanal zum Kunden und damit eine neue Möglichkeit, ihn werblich zu erreichen. Viel wichtiger jedoch ist, dass unsere darauf basierenden Kundenanalysen ebenjene Einblicke ermöglichen, die bisher nur Online-Händlern vorbehalten waren. Beispielsweise Infos zur Kaufhistorie, in welcher Filiale der Kunde am liebsten einkauft, welche Gutscheine der Kunde genutzt hat, welche Produktpräferenzen es gibt. Diese Kenntnisse erlauben eine sinnvolle Produktoptimierung und die zielgenaue Kundenansprache.“

Welche neuen Services bieten Sie im Kontext Ihrer Hardware-Services an?
„Wir stellen eine richtige End-to-End-Lösung, sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket, zur Verfügung. Unser Lösungsspektrum umfasst, jenseits der Hardware-Komponenten, die Bedarfsanalyse und Beratung, die Implementierung der Lösung inklusive der Anbindung an bestehende CRM/POS-Systeme, die Planung und Installation sowie das Daten- und Kampagnenmanagement im laufenden Betrieb. Neu ist hier sicher auch, dass mit OSRAM erstmals ein großer Hersteller den Markt der Location Based Services betritt, der für höchste Qualität steht.“

Christoph Peitz arbeitet seit 2013 in der OSRAM AG und leitet die Geschäftseinheit OSRAM EINSTONE. Zuvor war er als Entwickler und Strategieberater in der elektrischen Verbindungstechnik sowie der Luftfahrtindustrie tätig.

Christoph Peitz arbeitet seit 2013 in der OSRAM AG und leitet die Geschäftseinheit OSRAM EINSTONE. Zuvor war er als Entwickler und Strategieberater in der elektrischen Verbindungstechnik sowie der Luftfahrtindustrie tätig.

Wo liegen die Vorteile wenn Beleuchtungsinfrastrukturen in Verbindung mit Beacon-Funktionalität genutzt werden?
„Gegenüber konventionellen Batterie-betriebenen Beacons haben wir diverse Vorteile: Batterien müssen nicht kostspielig ausgetauscht werden, die Sendequalität ist entsprechend hoch und unsere Technologie ist intelligent, setzt auf Standards und ist zukunftssicher. Außerdem: EINSTONE sendet nur und empfängt keine Daten von Personen. Kurz: Der Vorteil ist Sorgenfreiheit für Händler und ein verbessertes Kundenerlebnis für den Endkunden. EINSTONE-Beacons können in bereits installierte Lichtsysteme, Reklame- oder Leuchttafeln integriert werden, wodurch eine kostenoptimale Anbringung der Beacon-Module gewährleistet wird. Wir können damit sicherstellen, dass die gesamte Lösung von der Hardware bis hin zur Analytics und Customer Experience rund läuft.

Ein weiterer toller Nutzen ist übrigens auch, dass man mit der EINSTONE-Infrastruktur ohne weiteres gleichzeitig andere ortsbezogene Anwendungen sowie ein Orientierungssystem für Blinde ermöglichen könnte – mit der Lichtinfrastruktur!“

Also kann ich einfach durch den Austausch meiner Beleuchtung Location Based Services für meine Kunden anbieten?
„EINSTONE kann in bestehende Lichtsysteme nachgerüstet werden. Sollte die Lichttechnik ohnehin ausgetauscht werden, macht es natürlich auch Sinn, EINSTONE im selben Zuge mit einzubauen. Mit unserem modularen Ansatz bieten wir dem Händler eine Vielzahl an Möglichkeiten, um unsere Lösung zu nutzen, passend zu seiner individuellen Situation und unabhängig von dem Zeitpunkt der Erneuerung seines Lichtkonzepts.“

Wie kann ich dem System Daten zur Verfügung stellen und wie kann ich das System pflegen?
„Im ersten Schritt digitalisieren wir die bekannte und altbewährte Plastik- oder Papier-Kundenkarte und machen diese für mobile Endgeräte verfügbar. Falls der Händler noch keine Kundenbindungsmaßnahmen in Form einer Kundenkarte eingeführt hat, unterstützen wir mit einer mobilen App. Durch die anschließende Verbindung mit bestehenden POS- oder CRM-Systemen werden die relevanten Kundendaten aus allen Verkaufskanälen zusammengeführt – offline, online und mobil. Über ein Web-Dashboard kann der Händler dann die Kundenanalysen abrufen und bequem personalisierte Kampagnen erstellen und durchführen. Die Ergebnisse der Kampagnen werden wiederum in seinen Analysen im Dashboard angezeigt. Wir schaffen auf diesem Weg Transparenz und Kampagnen-Feedback für den Retailer, der daraufhin nicht nur sein Produktportfolio verbessern, sondern auch seine Kundenkommunikation optimieren kann.“

Welche App kann mein Kunde nutzen, um mit seinem Mobile Device bei mir am Point of Sale Mehrwerte zu erfahren?
„Bei Location Based Services geht es verstärkt um Markentreue. Daher sind Retailer – insbesondere aus dem Fashion-Umfeld – prädestiniert für unsere EINSTONE Smart Retail Solution. Wir bieten Kunden an, unsere Lösung in ihre bestehende Loyalty-App zu integrieren. Ist noch keine digitale Kundenkarte vorhanden, dann erstellen wir eine neue App. Vom ersten Design bis hin zur vollständigen Programmierung bieten wir auch hier einen Full-Service.“

Konnten Ihre Kunden schon Umsatzerhöhungen erreichen durch Location Based Services?
„Ja, allerdings ist es noch zu früh, um hierzu verlässliche Aussagen treffen zu können. Bei unseren bisherigen Pilot-Installationen konnten wir sowohl gesteigerte Verkäufe, höhere durchschnittliche Warenkörbe und gesteigerte Wiederbesuchsraten verzeichnen. Auch die Einlöse-Quote bei ortsbezogenen Marketingkampagnen hat uns sehr positiv überrascht.“

Weitere Informationen unter:
www.osram.de/einstone

Bildquellen / Lizenz: Osram GmbH

#Digitale Transformation

Die „digitale Transformation“ ist derzeit omnipräsent, soll alle Bereiche unserer Gesellschaft – von der Wissenschaft über Wirtschaft und Industrie bis in unser smartes Heim – immens beeinflussen und umkrempeln. Und das, obwohl ein digitales Signal nur zwei Zustände kennt: 1 oder 0, ja oder nein, nichts dazwischen, keine Abstufungen. Gleichwohl ist es die Reduzierung auf eben diese zwei Zustände, die schon in einigen Branchen für enorme Disruptionen gesorgt hat. Nehmen wir nur den Computer: In ihm läuft alles digital ab. Wer kennt noch Analogcomputer? Und das analoge Fernsehen gibt es nur noch im Kabel – rückgewandelt aus einem digitalen Signal – und wird wohl spätestens 2018 endgültig abgeschaltet. Auch die Telekommunikationsindustrie setzt auf „digital“.

Nun folgt die digitale Transformation „des großen Rests“, da die Digitaltechnik jetzt auch in den anderen Branchen Lösungen, Produkte, Prozesse und Verfahren ermöglicht, die erfolgreichere, neue Geschäftsprozesse und innovative Geschäftsmodelle versprechen (siehe auch die Reportagen zur „Digital Finance“, „IT-Logistik“, „Energieeffizienz“ sowie zum „Future Store“). Mit einher gehen allerdings jede Menge neuer Herausforderungen, die alles Althergebrachte, Starre auf den Prüfstand stellen.

Neue Unternehmens- und Führungskultur

Die Kraft der Digitalisierung wird auch die Führungsriegen nicht verschonen. Ideen von der demokratischen Führung, von flachen Hierarchien machen die Runde. Dazu gehört eine gehörige Portion Selbstreflektion. Moderne Führungskräfte sollten sich selbst und ihr Tun immer wieder neu hinterfragen, um die Fähigkeiten herausbilden zu können, die sie für die Gestaltung des digitalen Wandels brauchen. Der über allem stehende, allwissende Patriarch hat ausgedient. Schon allein, weil es einfach nicht mehr möglich ist, alles zu wissen, was wie und durch wen im modernen, digitalen Unternehmen vor sich geht.

Lösungen müssen her, mit deren Hilfe man sich schnell, einfach und unbürokratisch einen komplexen und dennoch kompletten Überblick über das aktuelle Geschehen im Unternehmen liefern lassen kann. Moderne Board­­room-Lösungen z. B. können mit durch­gängiger Prozessunterstützung Aufsichtsräten die Arbeit sehr erleichtern. „Die revisionssichere Protokol­lierung und Dokumentation aller Vorgänge gewährleistet die Nachvollziehbarkeit der Informations- und Ent­schei­dungsprozesse“, erklärt Brainloop-CEO Thomas Deutschmann. Dabei erfülle die Boardroom-Lösung seines Unternehmens höchste Sicherheitsstandards, sei einfach zu bedienen und könne, da cloudbasiert, innerhalb eines Tages bereitgestellt werden.

Neues Lizenzmanagement

Apropos cloudbasiert: Diese Software- und Infrastrukturservices werden die heutige IT-Nutzungskultur in den Unternehmen stark verändern. Dazu Prof. Dr. Gadatsch von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: „Die IT-Leistungen vermischen sich zunehmend mit Business-Leistungen, der Unterschied zwischen IT und Business verschwindet immer mehr.“ Verbanden in der Vergangenheit Kunden mit „Lizenzierung“ lediglich softwaretechnische sowie lizenzrechtliche Fragestellungen und wurden Software- und Businessstrategie als getrennte Bereiche eingestuft und von verschiedenen Personen verantwortet, so könne man heute bedingt durch die „Verschmelzung von Software und Hardware sowie Serviceanteilen“ zu Cloud-Diensten im Rahmen von „Lizenzierung“ nun über Outsourcing durch die Hintertür sprechen. Der Eingriff in Unternehmensprozesse sei teilweise enorm, die Anbieterauswahl stark eingeschränkt und Service-Level-Agreements und Haftungsfragen könnten in der Regel nicht verhandelt werden. Hier wachse dem CIO eine ganz neue Aufgabe zu, die des Moderators, Beschaffers und Koordinators, der „als Schnittstelle zum Management das Thema ‚Softwarebeschaffung‘ unter den neuen Gegebenheiten auf Managementebene strategisch diskutieren und damit Innovationen ganzheitlich vorantreiben muss“, ergänzt Stefan Brassel vom Bechtle Systemhaus. Der Blickwinkel der Softwarebeschaffung müsse sich vom Einkaufsthema hin zum strategischen „Asset“ wandeln.

Digitalisierung steht und fällt mit den Mitarbeitern

Ute Riester: „Flexible Arbeits- und Lebenszeitmodelle müssen ebenso entwickelt werden wie neue Formen der Zusammenarbeit.“

Ute Riester: „Flexible Arbeits- und Lebenszeitmodelle müssen ebenso entwickelt werden wie neue Formen der Zusammenarbeit.“

Der Erfolg der digitalen Transformation hängt auch davon ab, wie es den Führungskräften gelingt, die Mitar­beiter auf diesem Weg mitzunehmen und dem demografischen Faktor ein Schnipp­chen zu schlagen. Denn, bei aller beteiligten Technik, sind es die Menschen, die die Prozesse leben. „Unternehmen müssen neue Wege gehen und mit größerer Flexibilität in einem mehr und mehr von den Bewerbern bestimmten Markt agieren“, weiß Ute Riester, Field Product Manager Client Solutions bei Dell. „Flexible Arbeits- und Lebenszeitmodelle müssen ebenso entwickelt werden wie neue Formen der Zusammenarbeit.“ Ihr Unternehmen hat diese Entwicklung frühzeitig erkannt und im Plan 2020 dem Verhältnis zu den Mitarbeitern einen besonderen Platz eingeräumt.

Große Aufmerksamkeit ist dabei der Vernetzung der Mitarbeiter, die mehr und mehr daten- und faktengetrieben agieren müssen, denen es aber egal ist, über welche Kanäle sie ihre Informationen erhalten, zu schenken. Self-Service-Analyse-Tools bieten hier ungeahnte Möglichkeiten, agil und risikofreudig aus Daten Werte zu schaffen. „Es ist die Aufgabe des Unternehmens top-down eine solche (Big)-Data-Analytics-Kultur zu etablieren, klare Erwartungen und Ziele zu definieren und den Erfolg zu messen“, erklärt Tom Becker, Sr. Director bei Alteryx.

3D-Druck und Industrie 4.0

Prof. Dr. Welf Wawers, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Prof. Dr. Welf Wawers, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Es ist nur logisch, dass die Digitalisierung auch neue Produkte hervorbringen wird. Ein in diesem Zusammenhang eher unterschätztes Produkt ist der 3D-Drucker, dem aber Prof. Dr. Welf Wawers von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein großes Potenzial für die Industrie 4.0 zuspricht: „Mit ihrer extrem hohen Flexibilität ist die 3D-Drucktechnologie in der Lage, die von den cyber-physischen Systemen über das Internet der Dinge gesammelten Daten zur z. B. Beanspruchung, Nutzung oder Alterung eines Produktes direkt in entsprechende bauliche Optimierungen umzusetzen. Für jedes einzelne Produkt, wohlgemerkt… und zwar in der intelligenten Fabrik 4.0, zwei Straßenecken weiter.“ Die Herstellung eines Einzelstückes würde so genauso kostengünstig wie ein Bauteil aus der Massenproduktion, sodass sich die hochautomatisierte Produktion 4.0 auch wieder in Hochlohnländern lohnen könnte. Er ist sich sicher, dass die 3D-Drucktechnik, auch wenn sie die konventionellen Fertigungsmethoden nicht vollständig verdrängen wird, tiefgreifende Veränderungen auslöst.

Künstliche Intelli­genz, Roboter und Automatisierung

Zu den wichtigsten Digitaltrends gehört der Einsatz von Robotern in automatisierten Prozessen. So verspricht laut Detecon z. B. in der „klassischen“ robotereinsetzenden Branche, der Automobilindustrie, die Mensch-Roboter-Kooperation riesige Effizienzpotenziale. Kollaborative Roboter – sog. Cobots – lernen in kurzer Zeit selbst­ständig neue Arbeitsschritte und die jeweilige Interaktion mit dem humanen Kollegen. Sie können multifunktional eingesetzt werden – vom Anreichen einzelner Teile über die Maschinenbeschickung bis hin zur eigenständigen Montage. Sie agieren mobil und navigieren sicher und selbstständig durch die Montagestraße.

Neue Tätigkeitsfelder tun sich auch in der Papier- und Dokumentenverarbeitung auf. Hier nutzt die intelligente Automatisierung künstliche Intelligenz (KI), um unstrukturierte Daten aus frei formatierten Dokumenten erfassen und verarbeiten zu können. Das kann soweit gehen, dass die KI ein Schriftstück richtiggehend versteht. Bei der Lösung von Swiss Post Solutions ist es ein Softwareroboter, der die Dokumente bearbeiten, eine Antwort liefern oder einen Prozess zur Bearbeitung anstoßen kann – fehlerfrei und schnell. Die Frage ist nur, wie weit wird der Einsatz von Robotern gehen, inwieweit den Menschen obsolet machen? Es ist sicher nicht zu befürchten, dass in Zukunft alle Tätigkeiten von Robotern erledigt werden. Als Schreckgespenst taugt er aber allemal. Ihre Berechtigung wird die Robotertechnik immer dann haben, wenn es darum geht, den Menschen von stupiden, schweren, schmutzigen und gefährlichen Tätigkeiten zu befreien.

Prozessoptimierung der Supply-Chain

Digitale Daten sind auch der Schlüssel zur Optimierung der gesamten Vorgänge rund um die Lieferkette. Beim Process-Mining z. B. werden die digitalen Spuren genutzt, die jedwede Business-Aktivität im Unternehmen hinterlässt, um die tatsächlichen Prozesse darzustellen. Dass das nicht selten zu Aha-Erlebnissen führt, weiß man bei Celonis, denn die Realität entspricht oft nicht dem, was sich die Verantwortlichen vorgestellt hatten. Der Einblick in Echtzeit ermöglicht die Identifizierung von Abweichungen und Engpässen, das schnelle Reagieren auf diese und auch das Sicherstellen der Compliance. Die Zeit der Content-Management-Systeme ist gezählt, die Zukunft gehört den Digital-Experience-Plattformen, da sich die Geschäftsmodelle immer stärker in den digitalen Raum verlagern werden. Mit ihrer Hilfe können Inhalte aus beliebigen Quellen zusammengeführt, analysiert und anschließend personalisiert über jede digitale Plattform ausgeliefert werden.

Mit dem Ziel, den Mitarbeitern für ihre Arbeit eine optimal personalisierte Customer-Jour­ney über alle historisch gewachsenen Kanäle des Unternehmens wie z. B. verschiedene Websites, Blogs, Web­shops usw. hinweg zu liefern. Acquia, das sich selbst die Digital-Experience-Company nennt, setzt mit seinen Platform-as-a-Service-Lösungen auf die Open-Source-Software Drupal, für die klare Sicherheitsstandards existieren und die vom BSI geprüft wurde. So sind individuelle Lösungen möglich, ein Vorteil von Open Source.

Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Energieeffizienz durch Digitalisierung birgt „viel Potenzial für neue Geschäftsmodelle“, erläutert Michael Kuhndt.

Energieeffizienz durch Digitalisierung birgt „viel Potenzial für neue Geschäftsmodelle“, erläutert Michael Kuhndt.

Digitalisierung ohne Energieeffizienz und ohne Nachhaltigkeit macht keinen Sinn. Sie ist schon immer angetreten, Dinge und Prozesse effizienter, transparenter und damit auch nachhaltiger zu machen. Michael Kuhndt vom CSCP Centre sieht das so: „Die Digitalisierung hilft zu erkennen: Wo brauche ich Energie, was ist an Energie in meine Produkte geflossen, die ich hergestellt habe?“ Und weiter: „Wo sind die Warenströme, wo geht es hin, wo kommt es her, was steckt an Materialien drin, kann ich die wieder verwerten? Wie kann ich die Kreisläufe schließen und damit Ressourcen erhalten?“ Hier entstünden momentan mannigfaltig neue Geschäftsmodelle.

Eines davon heißt „Advanced Data Analytics“ und ist für den Mobilfunknetzbetreiber Telefónica ein wichtiges neues Geschäftsfeld geworden. Ziel ist es, aus den täglich erhobenen, gewaltigen Datenmengen Erkenntnisse zu gewinnen, die man beispielsweise Kom­munen und Verkehrsbetrieben zur Verfügung stellen kann und so – anonymisiert – nutzbar macht. „Viele Menschen sind z.B. in unseren Städten mit Stau und Luftverschmutzung konfrontiert“, führt Markus Haas, Chief Operating Office der Telefónica Deutsch­land Holding AG, aus. Deshalb suchten Verwaltungen nach Lösungen, um ihre Verkehrsplanung zu optimieren, und brauchten präzise Verkehrsdaten. „Mithilfe unserer Mobilfunkdaten kön­nen Verkehrsströme erfasst und die entsprechenden Schadstoffbelastungen abgeleitet werden“, so Haas. Basis sind anonymisierte Mobilfunkdaten, die im normalen Geschäftsbetrieb der Telefónica Deutschland ohnehin anfallen.

Geoinformations­systeme: Basis für digitale Dienste

Andere Unternehmen verwenden Geodaten. Sie bilden die Grundlage für die geografisch genaue Erhebung und damit gewinnbringende Verwertung der Daten. „Bei der Digitalisierung spielt heute insbesondere das ‚Wo‘ eine entscheidende Rolle“, bringt es Jürgen Schomakers, Geschäftsführer von Esri, auf den Punkt. „Location-basierte Lösungen eröffnen Unternehmen vollkommen neue Möglichkeiten. Sie stellen komplexe und oft überraschende Zusammenhänge übersichtlich dar, schärfen den Blick für neue Trends und Beziehungen und tragen als hochintegrative Plattform zum Erfolg IT-gestützter Pro­zesse bei.“ Logistikdienstleister profitieren nachweislich von diesen Entwick­lungen, denn Echtzeitinformationen aus unterschiedlichen Teilnehmerquellen (Fahrzeuge, Sensoren, Kameras) stel­len eingebunden in intelligente IT-Prozesse und in Verbindung mit raumbezogenen Informationen einen echten Mehrwert dar. Hier spielt das Internet der Dinge seine Qualitäten ganz besonders aus. Daneben erobern location-basierte Lösungen neue Branchen. Beispiel Finanzsektor: Durch die Anreicherung der Kundendaten mit ortsbezogenen Informationen könnten Kreditinstitute Risikobewertungen optimieren oder ungewöhnliche Finanzströme in Echtzeit abbilden.

„Aus der Analyse großer Datenmengen entstehen neue Lösungen für die Zukunft“, davon ist Markus Haas überzeugt.

„Aus der Analyse großer Datenmengen entstehen neue Lösungen für die Zukunft“, davon ist Markus Haas überzeugt.

Sharing Economy

Auch die sog. Sharing Economy und alles, was mit ihr zusammenhängt, spielt bei der digitalen Transformation eine wichtige Rolle. „Die Entwicklung geht weg vom ‚Haben‘ hin zum ‚Nutzen‘“, erklärt Michael Kuhndt. Das bekannteste Beispiel ist wohl das Car-Sharing. Erst ein Nischenthema, skaliere sich das Ganze mittlerweile. Und wenn das so gut klappt, warum es nicht mit anderen Produkten versuchen, z. B. mit Campingwagen, dachte sich Dirk Fehse und gründete die Sharing-Plattform PaulCamper. Denn die hohen Kosten, die sich durch Anschaffung, Erhaltung, Wartung, Reparaturen oder zusätzliche Ausstattungen ergeben, sind oft zu viel für einen einzelnen Camper. Hier greift das Sharing, denn mehrere Nutzer können diese jährlichen Kosten leichter erwirtschaften. „So wird das eigene Hobby nicht zur Kostenstelle, sondern zu einem Refinanzierungsprodukt“, weiß Dirk Fehse.

Ständige Transformation?

Die digitale Transformation ist angetreten, unser aller Leben und Arbeiten zu verändern. Ihr Siegeszug hat gerade erst begonnen. Kleine und mittelständische Unternehmen sind dabei besonders gefordert, sich den Veränderungen zeitnah zu stellen. Lernlabore werden benötigt, so Michael Kuhndt, für Unternehmen, kleine wie große, etablierte und Start-ups, sowie für die Gesellschaft. Damit man im Kleinen entwickeln, ausprobieren und auch Fehler machen kann. Und aus all diesen dezentral gesammelten Daten Regelwerke findet, die dann auf Bundesebene skaliert werden können. In diesem Zusammenhang deutet sich ein neues Unternehmertum an, Social Entrepreneur genannt, das mit seinen Entwicklungen rund um die Digitalisierung immer noch ein bisschen näher am Menschen ist.
Alles in allem: Die digitale Transformation wird uns nicht mehr loslassen. Obwohl: Das Wort Transformation ist hier trügerisch, meint es doch einen endlichen Vorgang, der irgendwann abgeschlossen sein wird. Die sog. digitale Evolution hingegen wird uns unser Leben lang begleiten und herausfordern. Es liegt an uns, sie zu einem Erfolgsmodell zu machen.

von Brigitte Kasper
b.kasper@trendreport.de

Bildquelle / Lizenz: Ute Riestert, Dell GmbH, Dr. Michael Kuhndt, SCP-Centre, Markus Haas, Telefònica

Mehr Absatz durch Promotion-Tracking

TREND-REPORT-Redakteur Bernhard Haselbauer (re.) sprach mit Kai Derda, Country General Manager der Chep Deutschland GmbH, über die Digitalisierung des stationären Handels und die Zukunft von Display-Promotions.

Herr Derda, wie hat sich Ihr Unternehmen und damit auch Ihre Lösungen für Ihre Kunden durch die Digitalisierung in den letzten Jahren verändert?

Ein maßgeblicher Schritt war sicherlich, dass wir unser Unternehmen neu definiert haben: weg von der Firma, die Paletten vermietet, hin zu einem lösungsorientierten Serviceanbieter. Dabei spielt das Thema Digitalisierung eine große Rolle. Mit unserer Viertelpalette, die wir mit Beacons ausgestattet haben, transformieren wir die Palette vom reinen Ladungsträger zum interaktiven Informationsträger. Dadurch generieren wir auch neue Einsatzmöglichkeiten.

Wenn Sie die Beacon-Technologie auf Basis Ihrer Viertelpalette anbieten, gibt es dazu auch ein Computersystem, das unterstützt, Ware auch entsprechend zu verfolgen im Kontext der Supply Chain? Muss ich mir das selbst installieren oder bieten Sie diese Mehrwert-Services an?

Unser Mutterkonzern Brambles hat dieses Jahr mit BXB Digital eine neue Firma gegründet, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt: Wie können wir aus den Daten für unsere Kunden einen echten Mehrwert generieren? Klare Aussage unserer Kunden ist: „Wir haben sehr viele Daten, aber wir benötigen Informationen. “BXB Digital unterstützt CHEP dabei, seinen Kunden die in der Supply Chain generierten Daten in entsprechenden Dashboards zur Verfügung zu stellen. Daraus können sie dann die für sie relevanten Daten und Informationen extrahieren.

Welche Lösungen und Möglichkeiten können Ihre Kunden umsetzen, die jetzt z.B. die neue Technologie zum Einsatz bringen? Können Sie Kosten einsparen, sind sie eher in der Lage Ihre Ware zu tracken, vor allem in Lagerhäusern – wie kann ich mir das vorstellen?

Bisher war die Supply Chain wenig transparent, was sich durch den Einsatz von Beacons schlagartig ändert: durch Echtzeitdaten erhalten unsere Kunden – also sowohl der Handel als auch die Industrie – eine deutlich verbesserte Transparenz, was beim Lager anfängt und auf der Verkaufsfläche endet. Für gewöhnlich driften tatsächliche Nachfrage und Bestellmengen im Verlauf von Absatz- und Beschaffungsmarkt immer weiter auseinander. Die Folgen sind entweder unnötig hohe oder zu niedrige Lagerbestände, was letztendlich kostet. Mit Promotion Tracking³ können Informationen über Liefer- und Abverkaufsstatus in Echtzeit abgerufen und geteilt werden. Dadurch werden zusätzliche Lieferungen genauer planbar, Bestellmengen für Folgeaktionen besser kalkulierbar und im Endeffekt die Transport- und Lagerkosten gesenkt.

Sie tauschen aber auch die Paletten wieder aus, nach dem Pooling-Prinzip?

Genau. Beim Pooling läuft die Palette im Rundlauf von CHEP zum Service Center zur Industrie in den Handel und dann wieder zurück. Das gibt uns die Möglichkeit, die Technik, die wir in der Palette verbaut haben, entsprechend zu warten.

Und was für weitere Möglichkeiten ergeben sich daraus für unsere Kunden? Den Promotion-Bereich kenne ich sehr gut aus meiner eigenen Erfahrung als Vertriebsverantwortlicher im Handel bei Aldi-Süd und Real. Industrie und Handel hatten wie gesagt bisher relativ wenig Transparenz über den Erfolg von Display-Promotions.
Mit unserer Lösung Promotion Tracking³ gehen wir jetzt dieses Problem an und erhöhen nicht nur die Transparenz, sondern auch die Effizienz von Promotions. Vom Co-Packing, also wenn die Palette gepackt wird, bis zum Abverkaufam POS erlangen wir mithilfe der neuen Technologie Transparenz darüber, wie der Abverkauf und die Performance der Promotion verlaufen.

Das heißt, Sie würden dann auch ganz genau sehen, wie lange die Ware auf der Palette im Verkaufsraum steht, wann die Ware weggeht, wann nachgeholt werden muss, und so sorgen Sie für einen optimalen Abverkauf, auf jeden Fall was den Nachschub betrifft?

Genau. Es gibt hier zwei Ansatzpunkte. Der erste ist die Transparenz. Mit unserer Technologie können wir darstellen, wenn eine Palette – z. B. am Montagmorgen zu Promotion-Beginn – nicht rechtzeitig auf der Verkaufsfläche ist. In einem solchen Fall wird ein entsprechender Alarm ausgelöst, der dem Filialleiter sagt: „Du hast eine Palette im Backstore, bring sie in den Frontstore. “Untersuchungen der Metro-Group haben gezeigt, dass 18 % der Display-Promotions am Montagmorgen nicht rechtzeitig auf der Verkaufsfläche sind. 7% landen erst gar nicht in der Filiale und 11% befinden sich im Backstore aber nicht im Frontstore. Das deckt sich auch mit meiner eigenen Erfahrung als Geschäftsleiter bei Real: Da gehen Sie am Montagmorgen mit dem Handzettel durch die Filiale und schauen ob alle Promotions da sind. Sie haben dann nur einen Snapshot des Tages, aber keine Informationen darüber, wie der Abverkauf über die Woche verläuft, was eine sehr wichtige Kenngröße ist: Hieraus ziehe ich wichtige Informationen für die nächste Promotion, die drei Monate später stattfindet. Ich muss also wissen, wie erfolgreich die letzte Promotion war, wie die Durchführung verlaufen ist, wie viel verkauft wurde, und ob ich nächstes Mal mehr oder weniger Ware bestellen muss.

Gelungene Transformation: TREND-REPORT-Redakteur Bernhard Haselbauer (re.) sprach mit Kai Derda, Country General Manager der Chep Deutschland GmbH, über die Digitalisierung des stationären Handels und die Zukunft von Display-Promotions.

Ich bin Kunde und setze Ihre Lösung ein. Logge ich mich im Internet ein um Daten einzusehen, die von der Palette geliefert werden? Wie funktioniert das?

Wir haben eine webbasierte Benutzeroberfläche, auf der sich unsere Kunden einloggen und auf der sie dann genau die Durchführung der Promotion nachverfolgen können. Auf diese Weise ist nachvollziehbar, wieviele Paletten zu welchem Zeitpunkt an welcher Stelle der Supply Chain sind. Auch der Abverkauf lässt sich sogenau nachverfolgen.

Sehen die Nutzer einen Plan vom Laden wo die Palette steht? Ich nehme an hier spielen auch Geodaten eine Rolle?

In der ersten Testphase haben wir von Real das Store-Layout bekommen. Wir wissen dadurch ganz genau, wie der Store aufgebaut ist und können durch die Lokalisierung der Palette auch exakt sagen, an welcher Stelle sich die Paletteim Store befindet.

Als komplette Indoor-Location?

Genau, was wieder zwei Vorteile bringt. Zum einen können Sie mit der Platzierung der Palette experimentieren, um eine Korrelation zwischen Platzierung und Abverkauf zu erkennen.  Wenn sie die Palette hinter dem Drehkreuz oder dem Eingang des Stores platziert haben, erreichen Sie einen anderen Abverkauf, als wenn sie sie anderswo im Store platzieren.

Also wo die wichtigsten und besten Verkaufsflächen sind?

Ja, das stimmt. Sie können natürlich über die Abverkaufs-Daten noch weitere Informationen generieren. Eine zweite Möglichkeit ist natürlich, dass Absprachen zwischen Handel und Industrie festlegen, wo sich die Industrie beim Handel einbucht. Es werden also bestimmte Platzierungen vordefiniert und dann wird geprüft, ob sie am Ende auch entsprechend umgesetzt wurden.

Wie agil kann die Supply Chain gestaltet werden? Wenn ich Daten sofort sehe, kann ich sofort reagieren, wenn etwas nicht stimmt?

Das ist das Problem dem Handel und Industrie gegenüberstehen. Derzeit sind noch keine Echtzeit-Daten verfügbar. Wenn Sie morgen einen Alert von uns bekommen, dass die Palette nicht auf der Verkaufsfläche ist, dann können Sie sofort reagieren. Sie können sicherstellen, dass der Umsatz, so wie er generiert werden soll, auch generiert werden kann. Wenn die Palette im Lager steht, können Sie keinen Umsatz machen.

Der zweite Aspekt betrifft die Systematik. Bei Display-Promotions ist die Supply Chain in der Regel so aufgebaut, dass Sie eigentlich während der Promotion-Woche keine Chance haben, Ware nachzubestellen. Denn die Displays mit Werbeware werden normalerweise komplett an die Filialen ausgeliefert, so dass kein zusätzlicher Bestand im Zentrallager vorhanden ist.
Sind die Abverkäufe zu stark, droht eine Out-of-Stock-Situation. Lassen Sie mich dies so erklären: Wenn die Ware auf dem Display ausgeht, macht der Kunde den Schritt zum Regal. Doch auch die Menge im Regal ist begrenzt, was dazu führt, dass es schnell zu Out-of-Stock-Situationen kommt, die dann zu Umsatzverlusten führen.
Mit unserem System Promotion Tracking³ und den damit erzeugten Echtzeit-Daten verläuft dieses Szenario anders: Das Handelsunternehmen schickt nicht alle verfügbaren Displays in die Filialen, sondern behält einen Restbestand von etwa 20 % im Zentrallager vor. Über die Daten aus Promotion Tracking³ weiß das Handelsunternehmen, wie die Abverkäufe verlaufen. Ist das Display leer, kann man sofort reagieren und Nachschub in die Filialen bringen. Das war bisher nicht möglich.

Gibt es eine digitale, managbare Plattform, um gewohnte Daten an bestehende IT-Landschaften zu übergeben und zu analysieren? Sie sagten eben, es gibt eine Weboberfläche, wo sich alles timen lässt. Wie sieht es aus, wenn der Kunde aus Ihrer Anwendung heraus für sein CRM-System Daten herausziehen möchte?

Grundsätzlich werden wir die Daten natürlich so aufbereiten, dass sie den gängigen Standards entsprechen. Dies bedeutet, dass unsere Kunden die Daten mit Schnittstellenfunktionen auchentsprechend weiter nutzen können.
Unser vorrangiges Ziel ist aber, nicht nur Daten zur Verfügung zu stellen, sondern ausgewertete Informationen. Wir hören von vielen unserer Kunden, dass sie Daten im Überfluss haben, mit diesen aber nicht arbeiten können, da konkrete Informationen fehlen. Das ist ganz klar der Anspruch unserer Kunden.

Wie ich eben gesehen habe, gibt es auch eine Interaktion am POS. Wollen Sie dazu ein paar Worte sagen?

Das ist eine sehr spannende Geschichte, die sich eigentlich erst im weiteren Verlauf der Entwicklung ergeben hat. Im Rahmen der Vorstellung unserer Idee sind wir mit der Firma Payback in Kontakt gekommen. Es war sehr interessant, dass Payback hier für sich die Chance erkannt hat, mit seinen Coupons näher an den Kunden heranzutreten und so den direkten Schritt an den POS zu machen. Das wird durch Promotion Tracking³ gewährleistet. Unsere Palette ist direkt mit der Ware verbunden –Sie kommen also nie so nah an die Ware wie mit unserer Palette. Das war die Idee, die damals entwickelt wurde: den Beacon auch dafür zu nutzen, um eine Interaktion zwischen Payback und den Kunden zu generieren. Wie funktioniert das? Payback schickt heute elektronische Coupons an das Smartphone der Payback-Kunden. In der Woche vor der Aktionerhalten diese den Coupon direkt auf das Handy gesendet und gehen dann z. B. am Wochenende einkaufen. Wenn die Payback-App auf dem Smartphone dann Kontakt mit dem Beacon aufnimmt, überprüft das Payback-System nochmal, ob ein Coupon an den Kunden verschickt wurde. Hat dieser den Coupon erhalten, wird er sobald er sich der Ware nähert durch eine Push-Nachricht an die Promotion erinnert. Das funktioniert in einem Umkreis von 5 bis 8 Meter um das Display.

Die Ergebnisse, die wir damit erzielt haben, waren gigantisch.Die Interaktion ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Payback verzeichnete eine wesentlich höhere Einlöse-Quote von Coupons. Der Handel und die Industrie generierten insgesamt mehr Umsatz. Zuletzt können wir bei CHEP eine Palette schneller wiedervermieten, wenn diese zügig abverkauft ist.

Datenschutztechnisch ist ja eigentlich alles geregelt. Können Sie bei Ihren Kunden Umsatzsteigerungen durch die neue Technologie generieren?

Ja. Wir haben festgestellt, dass sich die Käuferquote insbesondere durch die Direktansprache der Kunden im Markt nahezu verdoppelt hat. Im Vergleich zur herkömmlichen Bewerbung der Promotion mit Coupons haben wir eine 88-prozentige Steigerung erzielt. Mit dieser enormen Steigerung hatte keiner gerechnet. Dies zeigt, wieviel Potenzial in dieser Lösung steckt.

Ein zweites Ergebnis der Interaktion ist, dass diejenigen Kunden, die Ware von der Promotion kauften, im Durchschnitt auch mehr Artikel erworben und damit mehr Geld ausgegeben haben. Auch hier wurde mit einer Steigerung um über 100 % der Umsatz mehr als verdoppelt. Wir haben mit unseren Partnern in der Gruppe diskutiert, woran diese enorme Steigerung liegen kann.

Vielleicht haben die Verbraucher auch Spaß an der funktionierenden Technik.

Unsere Theorie ist, dass je näher eine Information über eine Verkaufsaktion an den Kaufakt tritt und je kürzer die zeitliche und räumliche Distanz ist, desto besser wirkt die Promotion.

Wir wird sich Ihrer Meinung nach das Einkaufsverhalten im Kontext der Automatisierung in Zukunft für Kunden und Händler entwickeln? Sie sind ja jetzt schon in einem recht innovativen Bereich, wird es noch innovativer, gibt es noch Steigerungen in dem Kontext oder wartet man erst ab, bis sich überhaupt erstmal diese Technologie durchgesetzt hat?

Das Smartphone ist heute nicht mehr wegzudenken. Auf dem ECR-Tag, auf dem wir vor Kurzem den ECR Award gewonnen haben, hat jemand behauptet, die Deutschen haben mehr Smartphones als Zahnbürsten. Das ist die Welt, in der wir leben. Das Smartphone ist zu einem ganz normalen Alltagsinstrument geworden. Funktionen, wie zum Beispiel die Payback App, werden dafür sorgen, dass das Smartphone im Lebensmittel-Einzelhandel zum täglichen Begleiter wird. Wir sprechen ja auch über Themen wie freies WLAN für Kunden. Wenn diese Entwicklungen noch voranschreiten, wird sich das Einkaufsverhalten weiter verändern. Ein Stück weit sind dem Ganzen natürlich auch Grenzen gesetzt. Sie können Kunden am POS z. B. nicht 15 verschiedene Push-Notes zuschicken.

Aber man hat ja jetzt mit Payback auch die genauen Vorlieben, man weiß wo die Coupons eingelöst werden., deshalb ist es ja von da her – vom Produkt, den Kunden genau auf seine Schiene anzusprechen

Das A und O ist, dass diese Informationen für den Kunden relevant sind.

Herr Derda, was halten Sie von der Theorie. Wenn sich in Zukunft die Einkaufsprozesse automatisieren, gerade eben im Einzelhandel, d.h. unsere persönlichen, täglichen Einkäufe, sodass vielleicht irgendwann der Prozess vorkommt, ich geh mit meinem Smartphone los, und lasse einkaufen für mich, da gibt es ja schon diesen Dash-Button. Was meinen Sie, werden die Produkte des Einzelhandels damit verwässert, weil die Marke nicht mehr nach vorne tritt, da die „Technik“ für mich einkauft. Haben Sie da eine Meinung dazu oder?

Ich denke, dass sich dieses Zukunftsszenario eher nicht verwirklichen wird. Ich sehe den Trend, dass immer mehr Markenprodukte bei Discountern gelistet werden. Zum einen wird versucht, Kunden über die Marke in die Discounter zu holen. Zum anderen geschieht das durch neue Technologien. Bisher hatte der Handel die Hoheit am POS. Durch neue Technologien erhält die Industrie in Zukunft die Möglichkeit, wieder mehr in die Kommunikationshoheit am POS einzugreifen und dementsprechend ihre Marken zu positionieren. Vor diesem Hintergrund sehe ich durchaus einen der Verwässerung entgegengesetzten Trend, nämlich dass Marken wieder vermehrt in den Vordergrund rücken.

Sie haben den ECR Award gewonnen. Welche Erfahrungen haben Sie aus dem Referenzprojekt mit Ihren Partnern gewonnen und wie bringen Sie diese in zukünftige Projekt ein?

Unser eindeutiges Erfolgsrezept war, dass wir wirklich auf Augenhöhe agiert haben.  Alle Partner hatten ein gemeinsames  Ziel vor Augen: Promotion Tracking³ bis zur Marktreife zu bringen. Es sollte also nicht nur bei einem Projekt bleiben: wir waren alle überzeugt, dass Promotion Tracking³ auch in der Praxis erfolgreich umzusetzen ist. Wir haben eine gemeinsame Sprache gesprochen, und wussten auch relativ gut wo die Probleme sind und wie wir diese Probleme angreifen müssen.

 

Sehr geehrter Herr Derda, vielen Dank für das Interview!

 

Den exklusiven Beitrag zu dem geführten Interview finden Sie hier:

Weitere Informationen unter:
www.chep.com

Future Store 2.0 – Handel mit Zukunft

Location-based Services lassen reale und virtuelle Welten verschmelzen und geben dem stationären Handel viele Chancen, intelligente und agile Interak­tion mit dem Kunden zu realisieren.

Eigene Modelabels und Logistik-Dienstleister, Prime Now und jetzt sollen auch noch Supermärkte kommen. Mit gemischten Gefühlen verfolgt man im stationären Einzelhandel derzeit, wie konsequent und erfolgreich Amazon-Chef Jeff Bezos nach und nach komplette Wertschöpfungsketten von der Produktion bis zum Verkauf besetzt. Dabei gibt es durchaus Handlungsoptionen, ganz unabhängig von einer Kooperation mit dem US-Konzern. Der technologische Fortschritt in Sachen IT und die digitale Transformation geben auch dem stationären Handel heute zahlreiche Hebel an die Hand, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, Online- und Offline-Welt zu verbinden und damit neben den großen Playern zu bestehen. In der Tat ist es eine Revolution, die derzeit im Handel stattfindet. Getrieben wird sie von zwei Seiten: Zum einen eröffnen sich Handelsunternehmen ganz neue Möglichkeiten der Geschäftsgenerierung durch technolo­gische Entwicklungen und die Fähigkeit, sehr viele Informationen in Echtzeit bereitzustellen und zu verarbeiten. Die digitale Transformation ist im Handel angekommen, daran besteht kein Zweifel. Traditionelle Verkaufsstrategien geraten durch sie in den Hintergrund, neue Kanäle erschließen sich. Auf der anderen Seite stehen die Kunden: Aus dem Consumer-Bereich, durch die Nutzung von Smartphones und Tablets, sind sie daran gewöhnt, Informationen mobil und in Echtzeit abzurufen und damit das beste Ergebnis in ihren täglichen Entscheidungen zu erzielen. Dies erwarten sie wie selbstverständlich auch vom Handel.

Interviews

Die TREND-REPORT-Redaktion im Gespräch mit Kai Derda, Chep: „Unsere Indoor-Location-Lösung für Promotion-Tracking bringt Transparenz und Agilität in die Lieferkette.“ Mehr auf https://trendreport.de/promotion-tracking

Dr. Christoph Peitz von Osram beschreibt im Interview nachrüstbare Infrastrukturlösungen für Location-based Services. https://trendreport.de/location-based-service

Giorgios Karachos erklärt im persönlichen Gespräch spannende Anwendungszwecke von Indoor-Navigation für Einkaufszentren, Museen, aber auch öffentliche Gebäude. https://trendreport.de/indoor-navigation

Mit dem Smartphone durch den Supermarkt

Erfolgreich sind deshalb die Unternehmen, denen es gelingt, die neuen Technologien und unterschiedlichen Absatzkanäle intelligent zu nutzen und miteinander zu vernetzen. So könnte bald der Blick in einen Supermarkt, in einen „Future Store“, aussehen: Mit dem Smartphone scannt der Kunde Produkte ein und die auf dem Gerät installierte Einkaufsassistenten-App zeigt ihm sofort aktuelle Preisinformationen an. Sie weist auch den Weg zu bestimmten Waren im Markt und erstellt Einkaufslisten. Nähert sich der Einkäufer einer Warenpalette, beginnt diese per Funkchip mit dem Smartphone zu kommunizieren. Auch die tiefgekühlten Lammkoteletts sind mit RFID-Technologie ausgestattet. So registriert die Kühltruhe, wann ein Produkt entnommen wurde und kann selbstständig Nachlieferungen beim Lieferanten auslösen. Die Beendigung seiner Einkäufe teilt der Kunde der Einkaufsassistenten-App mit, die daraufhin einen Strichcode ausgibt, den der Kunde an einer der SB-Kassen einscannt. Geht es ans Bezahlen, muss niemand mehr seine Geldbörse zücken. Es genügt, den Finger kurz auf einen Scanner zu legen, der Kunde wird erkannt, die Bezahlung erfolgt automatisch per Lastschrift.

Geht man nach Prof. Dr. Wippermann befinden wir uns im Jahr 2036 zwischen Dash-Button und Robo-Shopping. „Shopping wird zukünftig geprägt sein von spielerischen Elementen und digitalen Assistenten, die heute bereits beginnen unseren Alltag zu erobern“, sagt der Hamburger Trend­forscher in einer aktuellen Studie von QVC voraus. Dank neuer technischer Möglichkeiten müssen Freunde und Familie 2036 jedoch nicht mehr zwangsläufig live dabei sein. Jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) kann sich (sehr) gut vorstellen, künftig „gemeinsam im Online-Chat oder in der virtuellen Realität shoppen zu gehen.“ Automatisierung und vernetzte Prozesse also, wohin man blickt. Das skizzierte Szenario ist in seiner Gesamtheit sicher noch Zukunftsmusik, doch die einzelnen Komponenten sind längst von der Industrie entwickelt und immer öfter bereits im Einsatz. Das „Internet der Dinge“ – es ist also keine reine Angelegenheit von Industrie (4.0), sondern hat sich in unserer Alltagswelt etabliert. „Umgekehrt wird die Automatisierung auch das Einkaufsverhalten der Kunden grundlegend verändern. Bei den wöchentlichen Lebensmitteleinkäufen bringt der Konsument etwa selbstlernenden Systemen bei, was er am Samstagvormittag üblicherweise einkauft“, prognostiziert etwa David Klemm, Head of Acceptance Development Ger­many bei Mastercard. Diese setzen dann die entsprechenden Bestellungen im Internet ab und sorgen dafür, dass die Einkäufe vor die Tür geliefert werden.

Retail-Trend: personalisierte Preise

Personalisierte Preise: Umsatzgarant oder Kundenschreck? Gleich nach der heute markt­üblichen Praxis, Kunden mit personalisierten Angeboten und personalisierter Werbung, wie z. B. via Mobile Couponing oder personalisierten Online-Angeboten, zu begeistern, folgt jetzt das personalisierte Pricing.
Personenabhängig unterschiedliche Prei­se für gleiche Produkte zur selben Zeit. Im persönlichen Offline-Kontakt zwischen Händlern und Kunden eigentlich schon immer üblich, ermöglichen Big Data und Digitalisierung das jetzt auch digital. Anbieter wie etwa So1 entwickeln spezielle Technologien, die es Händlern ermöglichen, jedem ihrer Kunden beim Besuch des stationären Geschäfts individuelle Rabatte auf Basis seines Kaufverhaltens anzubieten.
www.trendreport.de/personalisiertes-pricing

Für die Händler bedeutet dies: Sie müssen künftig ganz anders funktionieren. Die Kommunikation mit dem Kunden findet nicht mehr über die Post­wurfsendung zu aktuellen Son­derangeboten statt, sondern mittels der entsprechenden App. Vor diesem Hintergrund müssen sich die großen Marken neu erfinden, um nicht zu verwässern. Eine Software kennt eben keine persönliche Beziehung zum „Händler des Vertrauens“. Sie gelangt unter Umständen zu ganz anderen Entscheidungen, bei wem der Kunde künftig kauft. Der Händler muss folglich den Kunden dazu bringen, dass er der Maschine beibringt, eine Präferenz für ihn zu entwickeln, die sich nicht nur am Preis misst. Diese Customer-Experience lässt sich etwa beeinflussen über Loyality-Programme respektive entsprechende Apps. Dass Marken verwässern, darüber ist sich Kai Derda, Country General Manager der Chep Deutschland GmbH, nicht so sicher. Chep ist einer der weltweit führenden Anbieter im Pooling von Paletten und Behältern mit einem Pool von über 300 Millionen Ladungsträgern. Derda sieht vor allem den Trend, dass Markenprodukte auch bei Discountern immer stärker gelistet werden. Sowohl über die Marke als auch durch Interaktion wird versucht, den Kunden in den Laden zu holen.

Location-based Services

„Neue technische Möglichkeiten versetzen die Industrie in die Lage, immer stärker in den Handel einzugreifen und darüber den Markenaufbau zu forcieren“, sagt Kai Derda. Ein Instrument sind dabei ortsbezogene Dienste, sogenannte agile Location-based Services. Sie ermöglichen dem Smartphone-Nut­zer, Orte in der nahen Umgebung zu finden, die von Interesse sein könnten. Wie solche Dienste im Handel zum Einsatz kommen können, zeigt das Beispiel der Chep GmbH, die in ihre neuen Promotion-Paletten Minisender, sogenannte Beacons, implementiert hat. Die Palette wird damit vom reinen Ladungs- zum Informationsträger. Nähert sich ein Smartphone-Besitzer den Beacons, registriert der Sender dies via „Bluetooth Low Energy“ (BLE) und kann dem Gerät eine Nachricht übermitteln. Der Hersteller bucht sich also im Einkaufsmarkt für bestimmte Verkaufsflächen ein und kontrolliert über die webbasierte Benutzeroberfläche, wie der Abverkauf seiner Ware gelaufen ist. So entsteht Performance und Transparenz über die komplette Lieferkette von Display-Promotions.

Verbindung von physischer und digitaler Welt

Für den stationären Einzelhandel haben Location-based Services im Kontext der digitalen Transformation daher eine hohe Priorität. Auch zahlreiche Marktforschungsinstitute prognostizieren einen starken Anstieg solcher Dienste. Ihr Ziel: Das Kauferlebnis des Kunden zu verbessern, und dies zu überschaubaren Kosten. Mobile Endgeräte nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein – verbunden mit mobile-affinen Nutzern, per­manenter Internetverfügbarkeit, güns­tiger Infrastruktur sowie dem Verschwimmen von Verkaufskanälen on­line, offline und mobil. Mit Osram betritt erstmals ein großer Hersteller den Markt. Die neue Indoor-Location-based-Services-Lösung kann ohne viel Aufwand in bestehende Licht­systeme nach­gerüstet werden und soll ein ganzheitliches Kundenverständ­nis und ein herausragendes Kundenerlebnis vor Ort bieten. Dies geschieht unter anderem über eine Loyalty-App. Diese beinhaltet digitale, personali­sierte Gutscheine für den stationären Endkun­den und nutzt die Beacon-Funktionalität, um diverse Dienste vor Ort auszuspielen.

trendreport.de – Fachbeiträge und Interviews

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Stefan Steudel von Bayard Consulting erläutert Lösungen für die dynamische Informationsbeschaffung von Produkt­daten. www.trendreport.de/erfolg-durch-transparenz/

Datengetriebene Kundenbindung und -zentrierung. Dirk Kemmerer von arvato digital erläutert, wie compliancekonformes Datenhandling zur vollsten Kundenzufriedenheit funktioniert. https://trendreport.de/mehrwerte-durch-kundenwissen-schaffen/

Kundenverständnis zurück in den stationären Handel holen

„Alle sprechen von Omnichannel und Customer-Experience, aber was heißt das konkret?“, fragt sich Dr. Christoph Peitz, Director Smart Positioning Solutions bei der Osram GmbH. Wunschvorstellung wäre sicherlich eine individuelle Betreuung am PoS, wie es sie früher einmal bei Tante Emma gab. Dass der Einzelhandel dies unter den heutigen Gegebenheiten so nicht mehr leisten kann, liegt auf der Hand. Neue technologische Entwicklungen wie die „Osram“-Einstone-Smart-Retail-Solution sollen deshalb diese Customer-Experience zu­mindest perfekt simulieren – und darüber hinaus, denn mit dem Gedächtnis von Tante Emma für die speziellen Vorlieben ihrer Kunden können sie locker mithalten. Die Herausforderung liegt also darin, diese Art des Kunden-Verstehens zurück in den stationären Handel zu holen.

Indoor-Location-based Services eignen sich grundsätzlich für Shoppingcenter, wo sie den Smartphone-Nutzer zu diversen Zielen leiten, zum Beispiel Shops, Parkplätzen oder Service-Points. Innerhalb der Shops können Marketingflächen definiert und für gezielte Produkt-Werbung verwendet werden. Anhand genauer Analysen der Kun­denbewegungen kann der Händler vergleichsweise sichere Aussagen über die Vorlieben und Verhaltensmuster des Kunden treffen und basierend darauf seine Angebote individuell zuschneiden, Stärken und Schwächen identifizieren und die Wirksamkeit seiner Marketingmaß­nahmen evaluieren. Die Qualigon GmbH ist ein Unternehmen, das sich mit der konkreten Implementierung solcher Services beschäftigt. Gründer und Geschäftsführer Giorgios Karachos erwartet, dass die Lokalisierungs-Technologie immer stärker zu einem Standard-Produkt ähn­lich wie GPS wird. „Die verwendete Infrastruktur wird ein integraler Bestandteil der Gebäudetechnik sein, wie z. B. Brandmeldeanlagen und andere Komponenten im Rahmen von Smart Buildings“, erklärt er. Bei Qualigon hat man auch erkannt, dass sowohl Handel wie Industrie ein starkes Interesse an den Möglichkeiten der Lokalisierung zeigen, und zwar vor allem für positionsbezogene Analysen.

Auch durch Industrie 4.0 erleben Lokalisierungstechnologien einen starken Aufschwung, wie Giorgios Karachos beobachtet. So sei die Kenntnis der Position von Gütern und Geräten für einen optimierten Produktionsprozess ein immer wichtiger werdendes Kriterium. Man unterscheide dabei die Personenführung, z. B. im Alleinarbeiterschutz, und den Bereich „Internet of Things“, bei dem eine Kommunikation zwischen Geräten und Maschinen notwendig ist.

Logistik braucht IT

Die Anforderungen an die Logistik wach­sen sprunghaft: Stichwort Glo­balisierung, Stichwort Internet der Dinge (IoT), Stichwort M-Commerce, Stichwort „Same Day Delivery“. Notwendig ist vor allem die Integration von IT und Logistik. Gefordert sind viele Beteiligte: Die Politik, allen voran die Bundesregierung, aber auch Verbände und Unternehmen. Vom Erfolg oder Misserfolg hängt nicht weniger als die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ab.

Die Zahlen können sich sehen lassen: Allein in Deutschland arbeiten 2,8 Millionen Menschen in der Logistikbranche; sie setzen rund 240 Milliarden Euro um – Tendenz steigend. Die Logistikbranche mit ihren rund 60 000 meist mittelständischen Betrieben ist damit nach der Automobilindustrie und dem Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland, noch vor der Elektronikbranche und dem Maschinenbau. Im europäischen Markt, der nach Angaben der Bundesvereinigung Logistik (BVL) im Jahr 2014 auf 960 Milliarden Euro geschätzt wird, nimmt Deutschland mit rund 25 Prozent beim Umsatz einen Spitzenplatz ein. Doch nicht nur die Zahlen der Branche zeigen, wie entscheidend die Logistik für die deutsche Volkswirtschaft ist. In einer zunehmend vernetzten Welt entscheidet die Qualität der Logistik nicht nur über die Wettbewerbsfähigkeit allein der Logistikunter­nehmen, sondern aller Unternehmen, die mit Logistik zu tun haben – und das sind alle. Immer mehr Waren sollen in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort geliefert werden, und natürlich soll dies immer billiger werden. Ausfälle sind im Zeitalter von „Lean Production“ und „just in time“ teuer; wer nicht liefert, ist geliefert.

Software als „treibende Kraft“

Grund genug für die BVL, ein Positions­papier zu erstellen, das die Herausfor­derungen für Politik und Unternehmen beschreibt und Handlungsempfehlungen gibt. Das von den Logistikexperten Professor Michael ten Hompel, Professor Jakob Rehof und Frauke Heistermann erstellte Papier definiert Logistik als „ganzheitliche Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kon­trolle aller unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Informa­tions- und Güterflüsse.“ Mit dieser De­finition der Logistik ist die enge Verzahnung von Logistik und IT festgeschrieben, die im Positionspapier wei­ter ausgeführt wird. So fordern die Autoren u. a., IT und Logistik zusammen zu denken, Informationslogistik endlich als eigenständige Disziplin anzuerkennen und entsprechend zu fördern, eine sichere „German Cloud“ scheint bereits vorhanden und „insbesondere Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologien in den Dienst einer Social Logistics zu stellen, die die Vernetzung des Menschen in den ‚Social Networks’ einer Industrie 4.0 propagiert und ihn zugleich als soziales Individuum adressiert.“

Trend: Pick-by-Vision

Augmented Reality trifft Lagerlogistik: Mittels einer Datenbrille werden dem Kom­missionierer Informationen angezeigt. Durch ein Positionserfassungssystem werden sein Standort und seine Blickrichtung registriert, sodass auch ortsabhängige Informationen eingespielt werden können. Beispiele dafür sind Pfeile zur Navigation oder die farbliche Umrandung des relevanten Lagerfachs. https://trendreport.de/pick-by-vision/

4.0-Tauglichkeit testen

Testen sie sich!

Der Industrie-4.0-Check­-up des Fraun­hofer IFF hat einen branchenun­ab­hän­gigen Test auf Basis eines digitalen Reife­gradmodells entwickelt, der Ver­­antwortlichen hilft ihre individuelle Situation zu prüfen und Digitalisierung exakt zu planen. www.trendreport.de/industrie40-checkup

Stichwort Industrie 4.0 und Logistik: Hier geht es um eine Verzahnung der industriellen Produktion mithilfe „intelligenter“ und „digital vernetzter“ Sys­teme. Ziel ist eine sich weitestgehend selbst organisierende Produktion sowie die Optimierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Außerdem umfasst das Konzept den gesamten Lebenszyklus eines Produkts von der Entwicklung über die Fertigung und Nutzung bis zum Recycling. Damit wird deutlich, welchen Stellenwert die Logistik beim Erreichen dieser ambitionierten Ziele einnimmt. Dennoch: Die Gefahr von Fehlinvestitionen ist hoch. Wer die Risiken gering halten möchte, kann auf bestimmte Tools zurückgreifen – wie etwa auf den vom Fraunhofer IFF in Magdeburg ent­wickelten „Industrie-4.0-Check-up“. Mithilfe des Check-ups lassen sich nach Angaben des Fraunhofer Instituts „Digitalisierungspotenziale systematisch ana­ly­sie­ren und effektive Maßnahmen individuell planen.“ Der Check-up auf Basis eines Reifegradmodells verdeutliche schrittweise, auf welcher Stufe von Industrie 4.0 sich ein Unternehmen be­fin­de. Nach Ansicht des Leiters des Fraun­hofer IFF, Prof. Dr. Michael Schenk, gibt es bei 4.0-Technologien noch viel zu lernen: „Neben der sukzes­siven Entwicklung und Integration von 4.0-Technologien in die Unternehmens­welt müs­sen wir auch lernen, an welcher Stelle ihr Einsatz tatsächlich wertschöpfend ist und wo vielleicht nicht.“ Das Tool wurde auf dem Deutschen Logistik-Kongress vom 19. bis 21. Oktober in Berlin vorgestellt.

Collaboration-Platt­­for­men für agile Logistik

Nach Ansicht von Prof. Dr. Michael Schenk gibt es bei 4.0-Technologien für alle Beteiligten noch sehr viel zu lernen.

Nach Ansicht von Prof. Dr. Michael Schenk gibt es bei 4.0-Technologien für alle Beteiligten noch sehr viel zu lernen.

Die Wertschöpfung erhöhen, aber wie? „Die Logistikdienstleister als integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette müs­sen moderne, unternehmensübergreifende IT Lösungen noch stärker vorantreiben“, fordert Michael Reichle, CEO von Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics. Damit Logistik künftig ihre Position weiter ausbauen könne, dürfe man „Software nicht mehr als Erfüllungsgehilfen betrachten“, so Reich­le. „Software ist die treibende Kraft, die verknüpfte Prozesse nachhaltig auf ein durchgehend hohes Leistungsniveau hebt.“ Siemens kombiniere die „mecha­tronischen, hochautomatisierten Lösun­gen mit intelligenter Software.“ Durch die Übernahme der Firma Axit im Jahr 2015 biete man die „cloud-basierte Logistik-Plattform AX4 zur lückenlosen Verfolgung von Warensendungen gemeinsam mit den Softwarebausteinen zur Prozessoptimierung für Sortierzentren an.“ Die Vorteile: Alle Beteiligten teilen relevante Logistikdaten und Informationen über eine zentrale Plattform und verfügen damit über eine „transparente und durchgängige Lieferkettensteuerung in Echtzeit.“ Ineffizienzen und Fehlentscheidungen wer­den reduziert und die Transportzuverlässigkeit steigt. Entscheidend ist hier, die Cloudlösung durch umfassende Sicher­heitskonzepte (Hosting in Hochsicherheitszentren, Absicherung über Fire­walls, integriert verschlüsselte Datentransfers, Sicherheitsmaßnahmen bei Kunden) zu schützen. Gefragt ist eine sichere Collaboration-Plattform für Dienst­leister und Kunden, die die agile Logistik vorantreibt. Gerade dort, wo es um sensible Güter geht, sind entsprechende Lösungen gefordert. Beispiel HoyerGroup: Das Unternehmen, einer der weltweit führenden Bulk-Logistiker, verwendet bei der Tankcontainerlogistik für temperaturgefühlte Produkte eine cloud-basierte Telematiklösung des Software­unternehmens Savy Telematic Systems AG. Die Beschäftigten von Hoyer, aber auch Kunden der Hoyer Group haben über eine personalisierte Benutzeroberfläche permanenten Zugriff auf die Da­ten der Container, was ihnen ermöglicht, die Logistikprozesse gemeinsam zu steuern. Möglich sind bspw. eine kontinuierliche Temperaturüberwachung, die aktive Temperatursteuerung während des gesamten Transportweges. Störungen und Abweichungen von Soll­werten werden registriert und ein entsprechender Alarm wird ausgelöst. Die Lösung eignet sich insbesondere für Produkte, die bereits bei kleinsten Abweichungen von der Solltemperatur Scha­den nehmen können, wie etwa Produkte mit kleiner Hysterese wie Klebstoffe. Mit dem Einsatz der Collaboration-Lösung will Hoyer „die Produktivität und die Servicequalität für Geschäftskunden steigern und sich Wettbewerbsvorteile sichern.“

Chancen durch Robotik

Positionspapier IT-Logistik

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Die BVL hat bereits 2014 in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IML zwölf Thesen darüber erarbeitet, welche Technologien und Konzepte die Logistik in den nächsten Jahren prägen werden.
www.trendreport.de/it-logistik

Auch der Einsatz von Robotern in der Logistik nimmt immer mehr zu. Die Roboter ersetzen zunehmend menschliche Arbeitskraft, verdrängen diese aber nicht vollständig. Sie übernehmen bspw. Arbeiten wie das Greifen von Waren, die besonders hoch oder besonders tief eingelagert sind. Allerdings stößt der Einsatz von Robotern manchmal an Grenzen, etwa bei Kartons, die hinter Streben und Regalbalken liegen und die daher nicht gegriffen werden können. In solchen Fällen schickt der Roboter eine Meldung und ein Lagerarbeiter übernimmt den Pick. Christoph Mangelmans, Managing Di­rector Fashion / Online Retail beim Lo­gistikdienstleister Fiege, spricht davon, dass der Roboter „zum digitalen Kollegen des Menschen“ wird. In Mön­chen­gladbach unterhält Fiege ein Logistik­lager für Esprit, in dem die Prozesse bereits fast voll automatisiert ablaufen. Auf über 30 Kilometern Fließ­band rollen die Pakete durch das Lager.

In Ibbenbüren testet das Unternehmen den Einsatz von Robotern, die online bestellte Schuhe kommissionieren. Die Roboter sind frei beweglich und wahrnehmungsgesteuert; sie orientieren sich durch 3D-Kameras und Laser und haben Karten von ihrem Umfeld program­miert. Dabei lernen sie immer wieder dazu und erkennen den optimalen Weg. Außerdem können sie über Nacht und gezielt für vorbereitende Tätigkeiten und Inventuren eingesetzt werden. „Der Einsatz von Robotik in der Intralogistik ist ein unheimlich spannendes Thema“, befindet Chris­toph Mangelmans.

Anforderung Internationalisierung

Fiege versteht sich als E-Fulfillment-Anbieter, ein Konzept, das in der Logistik immer mehr Raum greift. Ein Logistikdienstleister übernimmt alle Aufgaben, die nach einer Online-Bestellung erfolgen, vom Betreiben des Webshops über die Warenaufbereitung, Etikettierung, Kommissionierung bis hin zum Versand der Produkte mit Status-Informationen an den Endkunden, Reparaturen und Entsorgung von Rück­waren. In manchen Fällen werden auch die Werbung in Sozialen Netzwerken und die Bonitätsprüfung des Kunden (bei höherpreisigen Waren) übernommen. Hier stellt die Internationalisierung zunehmende Anforderungen an das E-Fulfillment. So beklagte sich die EU-Kommission 2015, dass wegen der Versandkosten nur 15 Prozent der Verbraucher online in einem anderen Land ordern. Ein weiteres Problem für Länder außerhalb der EU sind Zölle sowie länderspezifische Eigentümlichkeiten, zum Beispiel bei Versand und Bezahlung. Dennoch schätzen Experten, dass sich das Fulfillment innerhalb des euro­päischen Marktes durchaus von einem Standort aus regeln lässt. Den großen Vorteil für die Kunden sehen E-Fulfillment-Anbieter darin, dass diese sich ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Als wichtigstes übergeordnetes Logistikthema betrachten 31 Prozent der Befragten die Digitalisierung des Wirtschaftsbereiches.

Als wichtigstes übergeordnetes Logistikthema betrachten 31 Prozent der Befragten die Digitalisierung des Wirtschaftsbereiches.

Mauern oder Windmühlen?

Die Autoren des eingangs erwähnten Positionspapiers – und andere Logistik­experten – sehen eine Wechselwirkung zwischen Logistik und IT: Einerseits werde sie durch die IT getrieben, andererseits werde sie selbst zum Treiber von IT und als Branche gefordert, selbst die Entwicklung von IT-Lösungen voranzutreiben. Die Frage, ob die Verbindung zwischen Logistik und IT funktioniert, werde über Wohl und Wehe des Wirtschaftsstandorts Deutsch­­land entscheiden, geben sich die Autoren überzeugt: „Diese Verbindung, mehr noch die Wechselwirkung zwischen Logis­tik und IT, geht damit weit über die reine Optimierungsfunktion logistischer Einzelprozesse durch Softwareeinsatz hinaus.“
Hier ist einiges an Arbeit zu leisten, von der Bundesregierung, den Lan­des­regierungen, den Verbänden und Unternehmen. Etwa die Herstellung von Rechts- und Datensicherheit, um das Vertrauen der Nutzer in die Informations­logistik zu stärken. Ebenso entscheidend ist die Schaffung einer „flächendeckenden digitalen Hochleistungsinfrastruktur“, bei der Deutschland im OECD-Vergleich bestenfalls einen Mit­telplatz einnimmt. Gefragt ist außerdem die Erweiterung der IT-Infrastrukturen „bis in die Ebene von Softwareanwendungen und -diensten“, da diese die Voraussetzung ist, um „das Potenzial logistischer Planung und Steuerung für Nachhaltigkeit, Effizienz und Komplexitätsbeherrschung zu heben.“ Schließlich muss die Interoperabilität, sprich das Agieren zwischen Partnern aus unterschiedlichen Ländern, durch Normierung und Stan­dards garantiert werden. Ein in hohem Maße exportabhängiges Land wie Deutschland darf diese Trends nicht verschlafen. Es muss Vorreiter beim Vorantreiben not­wendiger Veränderungen auf dem Feld der Vernetzung von Logistik und IT werden, will es nicht im internationalen Wettbewerb zurückfallen. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ In diesem Sinne sollte Deutschland Windmühlen bauen.

Dr. Ralf Magagnoli
r.magagnoli@trendreport.de

Bildquelle Prof. Schenk: Fraunhofer IFF

Bildquelle Aufmacher: flickr und eigene Bearbeitung

LBS: Den Kunden kennen

Location-based Services (LBS) spielen insbesondere für den Einzelhan­del im Rahmen der digitalen Transformation eine wachsende Rolle. Eine Möglichkeit, wie Einzelhändler „nachrüsten“ können, stellt Dr. Chris­toph Peitz, Director Smart Positioning Solutions Osram GmbH, im Gespräch vor.

„Ziel der LBS im Einzelhandel ist es, das Kauferlebnis des Kunden zu verbessern, ohne dass die Kosten dafür ausufern“, erläutert Dr. Peitz das Ziel. Dabei spielten mobile Endgeräte eine Schlüsselrolle, über die internetaffine Nutzer entsprechende Informationen erhalten. Es gehe um das „Verschwimmen von Verkaufskanälen online, offline oder mobil.“ Hier setzt die von Osram entwickelte „Einstone“-Smart-Retail-Solution an. Eine Lösung, „die eine wartungsfreie Beacon-Funktionalität über die Lichtinstallationen“ sicherstelle und in Verbindung mit Loyalty-Apps „ein ganzheitliches Kundenverständnis und ein herausragendes Kundenerlebnis vor Ort“ ermögliche.

Peitz: „Früher gab es den Tante-Emma-Laden um die Ecke, in dem der Kunde persönlich begrüßt und bedient wurde; der Verkäufer kannte die Vorlieben seiner Kunden und konnte sie entsprechend beraten.“ Das sei heute nicht mehr möglich, aber „mit der richtigen technischen Unterstützung“ könne ein „großer Schritt in diese Richtung erfolgen“: „Grundvoraussetzung ist es, den Kun­den genauso wie früher im Tante-Emma-Laden besser zu verstehen, um ihn individuell bedienen zu können.“ So ist es möglich, dass der Kunde, der im Supermarkt eine Flasche Barolo kauft, Informationen erhält, welches Brot oder welche Käsesorten zu dem Wein passen. Oder, dass dem Kunden personalisierte Gutscheine direkt auf sein Smartphone gesendet werden. So bekommt der Einzelhändler einen digitalen Kanal zum Kunden und „damit eine neue Möglichkeit, ihn werblich zu erreichen.“ Außerdem Einblicke in die Kaufhistorie – zum Beispiel, welche Filiale er besonders oft besucht, welche Gutscheine er nutzt, welche Produkte er bevorzugt. „Diese Kenntnisse erlauben eine zielgenaue Kundenansprache.“

Rundum-sorglos-Paket

Und was ist das Besondere an der Osram-Lösung? Dr. Christoph Peitz: „Wir stellen eine richtige End-to-End-Lösung, sozusagen ein Rundum-sorglos-Paket, zur Verfügung. Neu ist auch, dass mit Osram erstmals ein großer Hersteller den Markt der LBS betritt, der für höchste Qualität steht. ‚Einstone‘ kann in bestehende Lichtsysteme nachgerüstet werden. Sollte die Lichttechnik ohnehin ausgetauscht werden, macht es Sinn, ‚Einstone‘ im selben Zuge mit einzubauen. Mit unserem modularen Ansatz bieten wir dem Händler eine Vielzahl an Möglichkeiten, um unsere Lösung zu nutzen, passend zu seiner individuellen Situation. Ein weiterer toller Nutzen ist, dass man ohne Weiteres andere ortsbezogene Anwendungen so­wie ein Orientierungssystem für Blinde ermöglichen könnte.“ Der Markt für LBS wird jedenfalls weiter wachsen, wie auch Marktforscher wie Technavio prognostizieren.

Weitere Informationen unter:
www.osram.de/einstone

Bildquelle / Lizenz: Osram GmbH

 

Fast wie online, nur besser

Feature, ameria GmbH

ameria arbeitet mit Träumen: Mit den Träumen all jener CEOs und Marketeer, die nicht nur Risiken durch den wachsenden Onlinemarkt sehen, son­dern sich durch digitale Technologien eine (Wieder-)Belebung des stationären Handels erhoffen. Die daran glauben, dass es irgendwann möglich sein werde, die Menschen am Point of Sale so sehr zu begeistern, dass sie nicht nur kommen, sondern bleiben und wiederkommen.

Diesen Zukunftstraum erfüllt das Heidelberger Unternehmen und sorgt mit innovativen Technologien für eine ganz neue Emotionalisierung am Point of Sale – und damit für Frequenzsteigerung und Umsatzwachstum. Endlich. War bisher die Wirtschaftspresse voll mit Berichten über sterbende Innenstädte, schwärmt sie heute davon, dass die digitale Transformation den Einzelhandel erreicht hat. Diese beginnt schon in der Fußgängerzone: Eine junge – digitale – Frau klopft von innen an die Schaufensterscheibe und winkt die Pas­santen zu sich. Virtual Promoter nennt sich diese innovative Entwicklung von ameria. Das interaktive und gestengesteuerte Schaufenster zieht bereits außerhalb des PoS viele Blicke auf sich und Passanten quasi magisch an. Innen ermöglichen Beacons eine ganz individuelle Beratung und Ansprache. Bewegt man sich im Laden an Produkten vorbei, die von individuellem Interesse sein könnten, werden die Informationen direkt auf das Smartphone gesendet. Diese können dann gespeichert, an Freunde gesendet oder in den sozialen Medien geteilt werden. Die direkte Analyse und Auswertung aller Kampagnen, die durch ein zentrales Backend kanalübergreifend und einfach gesteuert werden, ermöglichen eine kontinuierliche Anpassung und Optimierung. Das ist nicht nur ein Mehrwert für die Marken, sondern bringt auch den Kunden ein individuelleres, intensives Einkaufserlebnis. Wie online eben, nur besser.

Neben den zahlreichen Unternehmen in Deutschland und Europa hat seit Oktober 2016 auch das Porsche-Zentrum in Dubai einen Virtual Promoter als Pilotprojekt im Einsatz. Er begrüßt und informiert die begeisterten Besucher. Sobald sich diese ihrem Traumauto nähern, werden detaillierte Informationen per App dazu angezeigt und können als Favorit gespeichert werden. Ergänzend zur „Real-Life“-Beratung bie­tet Porsche seinen Kunden damit ein neuartiges und faszinierendes Erlebnis mit der Marke und den Fahrzeugen.
Am 16. und 17. November präsentiert das Unternehmen gemeinsam mit der Porsche AG diese innovative Lösung auf dem Deutschen Handelskongress in Berlin.

Key-Facts Virtual Promoter
  • Aufmerksamkeit ø 50 Sek. durch Interaktivität
  • Frequenzsteigerung ca. 10%
  • Umsatzsteigerung bis zu 150%
  • Kunden u.a. DER, BASE, LEGO, Porsche
  • Über 2 Mio User weltweit

(Quelle: ameria interne Kunden MaFo 2016)

Weitere Informationen unter:
www.ameria.de

Bildquelle / Lizenz: ameria GmbH

Zukunft des 3D-Drucks und Industrie 4.0

Die TREND-REPORT-Redaktion im Dialog mit Prof. Dr. Welf Wawers von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, über das Thema 3D-Druck und die Folgen für die Industrie 4.0.

Herr Prof. Dr. Wawers, welche Bedeutung  / welches Potential hat die 3D-Drucktechnologie für das Internet of Things bzw. für Industrie 4.0?
In der Industrie 4.0 stehen intelligente Maschinen, Anlagen und Geräte, kurz cyber-physische Systeme, in Kommunikation und Kooperation mit Menschen, Logistik und Produkten. Ziel dieser Vernetzung ist die endverbrauchernahe industrielle Produktion des personalisierten Produkts, am liebsten in Echtzeit. Diese gewollt dezentralisierte Organisation kann nicht an einer zentralisierten Fertigungsstätte, beispielsweise einem Fließband in Fernost, enden. Hier muss, in logischer Konsequenz, eine disruptive Technologie wie der 3D-Druck stehen, der dann quasi die Vollendung dieses Wertschöpfungsnetzwerks bildet.
Mit seiner extrem hohen Flexibilität ist die 3D-Drucktechnologie in der Lage, die von den cyber-physischen Systemen über das Internet der Dinge gesammelten Daten zur z.B. Beanspruchung, Nutzung oder Alterung eines Produktes direkt in entsprechende bauliche Optimierungen umzusetzen. Für jedes einzelne Produkt, wohlgemerkt.

Das Austauschprodukt oder Nachfolgemodell steht dann für den Nutzer passend zum Ende des Produktlebens zur Abholung bereit. Und zwar in der intelligenten Fabrik 4.0, zwei Straßenecken weiter. Tatsächlich haben jetzt schon laut der Erhebung des jungen Amsterdamer Unternehmens 3D Hubs eine Milliarde Menschen Zugang zu einer 3D-Produktionsstätte in höchstens 16 km Entfernung. Und Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Zahl der 3D-Drucker jährlich verdoppeln wird.

Was ist in diesem Kontext dann disruptiv?
Durch die sich der 3D-Drucktechnik bedienende Fabrik 4.0 wird nahezu jeder Bereich der Produktentstehungskette beeinflusst, wenn nicht revolutioniert. Das beginnt bereits bei der Produktplanung und Bewerbung. In der konservativen Massenproduktion stellen aufwändige Studien und Feldversuche sicher, dass ein und dasselbe Produkt die Bedürfnisse eines möglichst großen Personenkreises erfüllt.

Die individualisierte 3D-Drucktechnik stellt diese Sichtweise auf den Kopf. Nicht mehr das in den Forschungsabteilungen ausgeklügelte Design eines Produkts entscheidet über dessen Markterfolg, sondern wie weit sich dieses Design bei voller Funktionalität individualisieren lässt.
Auch ermöglicht die 3D-Drucktechnologie die Herstellung völlig neuer Produkte mit hochkomplexem, bislang nicht herstellbarem Design. Stichwort hier ist beispielsweise der Leichtbaut nach dem Vorbild von Knochenstrukturen. Reverse Engineering, die Erforschung und der Nachbau vorhandener Strukturen, erhält hier einen ganz neuen Stellenwert in den Entwicklungsabteilungen.
Vor nicht minder großen Neuerungen steht die Produktion, Logistik und Lagerhaltung. Mit der 3D-Drucktechnik wird die Herstellung eines Einzelstückes genauso kostengünstig wie ein Bauteil aus der Massenproduktion. Damit wird einer der Hauptauslöser der zweiten industriellen Revolution, heute würde man sagen, der Industrie 2.0, praktisch zu Grabe getragen. Die hochautomatisierte Produktion 4.0 ist darüber hinaus auch in Hochlohnländern rentabel. Die Verlagerung von Produktionsstätten nach Fernost und der damit verbundene weltweite Warentransfer sind nicht mehr erforderlich.

Die Hersteller von Massenprodukten müssen dann nicht nur die Konzeption und Lage ihrer Fabrikationsstätten überdenken, sie sehen sich auch einer neuen Konkurrenz gegenüber. Mit konventionellen Fertigungsverfahren stellt der Einstieg in ein neues Produkt oftmals eine große finanzielle und logistische Herausforderung dar. Produktionslinien müssen umgestellt werden, Arbeiter an neuen Maschinen angelernt werden, usw. Verglichen damit sind die Anstrengungen in der hochflexiblen 3D-Drucktechnologie minimal. Ein und dieselbe Maschine kann heute Zahnbürsten produzieren und morgen Turnschuhe. Lediglich Herstelldaten und Rohmaterial müssen ausgetauscht werden. Damit fallen für viele Firmen Hindernisse weg, die bislang den Einstieg in neue Produkte erschwerten oder gar verwehrten.
Wenn wir noch einen Schritt weiter denken, wird sich die Produktion auch in die Haushalte verlagern, die zunehmend über eigene 3D-Drucker verfügen. Einige Medien sprechen hier bereits von einer „Demokratisierung des Produkts“.
Auch wenn die 3D-Drucktechnologie die konventionellen Fertigungsmethoden nicht vollständig verdrängen wird, werden durch sie tiefgreifende Veränderungen ausgelöst. Nicht nur in der Produktion, auch im Handel und in der Gesellschaft.

Wie reagiert darauf die deutsche Maschinenbaubranche?
Was sollten dann deutsche Maschinenbauer tun und wie schnell wird sich der 3D-Druck verbreiten?

Die traditionell eher konservativ eingestellte deutsche Industrie scheint dieser neuen Technologie gegenüber recht aufgeschlossen zu sein. Laut einer aktuellen Studie von Ernst & Young sind deutsche Firmen beim 3D-Druck sogar weltweit führend, was die Umsätze mit 3D-Produkten angeht. In Zahlen ausgedrückt kommt Ernst & Young auf einen Jahresumsatz von fast einer Milliarde Euro, bei weltweit ca. 10 Milliarden Euro. Verglichen mit dem Gesamtumsatz des deutschen Maschinenbaus, in 2015 rund 247 Milliarden Euro, ist das aber immer noch relativ gering. Umso überraschender ist, dass von den 200 deutschen von Ernst & Young befragten Unternehmen immerhin 37 % Prozent angaben, die 3D-Drucktechnologie bereits zu nutzen. Die Diskrepanz erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass viele der befragten Firmen die Technik für interne Prozesse nutzen, beispielsweise dem Prototypenbau, und keinen direkten Umsatz mit dem Vertrieb dieser Bauteile erzielen.
Es gibt aber auch kritische Stimmen, die die deutsche Maschinenbaubranche der Technologie hinterherfahren sehen. So schrieb das manager-magazin noch 2015 von der Gefahr, dass deutsche Unternehmen den Siegeszug der 3D-Drucks verschlafen könnten. Als einer der weltweiten Vorreiter wurde hier China genannt, wo heute bereits neben kompletten Autos auch Wohnhäuser im 3-Druck erstellt werden. Während das in Deutschland derzeit noch undenkbar ist, planen die Chinesen bereits mit einem weltweiten Massenmarkt. Und die Nachfrage gibt ihnen Recht, Ägypten hat zum Beispiel schon 20.000 gedruckte Häuser geordert.
Tatsache ist, dass wir weltweit gerade erst dabei sind, das immense Potential und die revolutionierenden Veränderungen zu begreifen, die mit der rasant anwachsenden 3D-Drucktechnologie einhergehen. Schätzungen sehen das jährliche Wachstum des Marktes bei 30% (Roland Berger) oder sogar 34 % (Morgan Stanley).

Der US-Marktforscher Gartner geht davon aus, das bereits 2018 50% aller Hersteller von Konsumgütern, Schwergütern und Biogütern die 3D-Drucktechnik nutzen werden.

Siemens sagte 2015 für die nächsten 5 Jahre ein Anwachsen der Druckgeschwindigkeit um 400 % bei gleichzeitiger Halbierung der 3D-Druckkosten voraus. Wenn man die Zahlen der weltweit verkauften 3D-Drucker betrachtet, summieren sich diese in konservativen Schätzungen für 2020 auf ca. 25 Millionen, die wiederum Milliarden von Bauteilen ausdrucken werden.
Der Zug ist also noch lange nicht abgefahren, im Gegenteil. Baldiges Aufspringen wäre aber trotzdem ratsam.

In welchen Industriezweigen wird sich der 3D-Druck zunächst durchsetzen?

Bereits lange fest etabliert ist der 3D-Druck im Prototypenbau, der ersten, als „Rapid Prototyping“ bezeichneten Anwendung. Aber auch im Werkzeugbau, Formenbau und in der Ersatzteilherstellung hat das Verfahren als „Rapid Manufacturing“ oder auch „Additive Manufacturing“ Fuß gefasst. Hier haben die großen, teilweise einzigartigen Vorteile des Verfahrens, die extrem hohe Flexibilität und die nahezu uneingeschränkte Geometriefreiheit, frühzeitig Vorbehalte gegenüber dieser neuen Technologie beiseite geschoben. Ein gutes Beispiel ist der Spritzguss in der Kunststoffproduktion. Bis zu 70% kann die Kühlzeit innerhalb der Zykluszeit der Serienfertigung ausmachen. Um die Kühlzeit zu reduzieren, sind im Spritzgusswerkzeug konturnahe Kühlkanäle erforderlich. Deren Herstellung bringt den konventionellen Werkzeugbauaufgrund der komplexen Geometrien oftmals an seine Grenzen, im 3D-Druck ist das problemlos herstellbar.
Der nächste Schritt, den einige Hersteller schon gegangen sind, ist es, die Werkzeuge gleich ganz wegzulassen, und die Kunststoffbauteile direkt im 3D-Druck herzustellen. Ermöglicht wird dies durch die rasante Zunahme der Druckgeschwindigkeit und der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung der Ausdrucke.

Damit öffnet sich auch der Massenmarkt für Konsumgüter der 3D-Produktion.
Ein anderer Industriezweig, der vorwiegend Individualprodukte hervorbringt und daher auch schon länger den 3D-Druck erfolgreich einsetzt, ist die Medizintechnik. Neben Zahnimplantaten können passgenaue Titan-Prothesen im 3D-Drucker hergestellt werden. Originalgetreue, schnell aufgebaute 3D-Modelle beschädigter Organe helfen bei der Operationsvorbereitung. Zukunftsvision, aber bereits im Forschungsstadium befindlich ist der 3D-Druck funktionsfähiger Organe und Stammzellen.
Auch im Leichtbau, und speziell in der Luftfahrtindustrie hat die Technologie Einzug gehalten und wird weiter wachsen. Die Geometriefreiheit des 3D-Drucks eröffnet hier neue Möglichkeiten der Gewichtseinsparung bei erhöhter Steifigkeit.
Und auch der Mittelstand beginnt die Vorteile der neuen Technologie für sich zu entdecken. Einer Umfrage des Münchner Marktforschungsinstituts Pierre Audoin Consultants (PAC) im Auftrag der Freudenberg IT zufolge sind 45% der befragten mittelständischen Fertigungsunternehmen der Meinung, dass sich mit dem Einsatz von 3D-Druckern Kosten- und Effizienzvorteile realisieren lassen, Tendenz steigend.

Neues Lizenzmanagement

Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Prof. Dr. Andreas Gadatsch und
Dipl.-Kfm. Stefan Brassel M. A. über zukünftige Lizenzpraktiken und die damit einhergehenden Folgen für Unternehmen.

 

 

 

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Prof. Dr. Andreas Gadatsch / SONY DSC

Herr Prof. Dr. Gadatsch, wie werden cloudbasierte Software- und Infrastruktur-Services die heutige IT-Nutzungskultur in den Unternehmen verändern?

Die IT-Leistungen vermischen sich zunehmend mit Business-Leistungen. Der Unterschied zwischen IT und Business verschwindet immer mehr. Anwender werden Leistungen beziehen und nicht danach fragen, ob „die eigene IT das kann oder nicht“ Dies bedeutet, dass der CIO bzw. der CDO mehr in die Rolle des Moderators, Beschaffers und Koordinators wechseln und Innovationen ganzheitlich vorantreiben muss.

 

Und was ändert sich im Kontext der jetzigen Lizenzpraktiken?

In der Vergangenheit verbanden Kunden mit ‚Lizenzierung‘ lediglich softwaretechnologische sowie lizenzrechtliche Fragestellungen. Software- und Businessstrategie wurden als getrennte Bereiche eingestuft und von verschiedenen Personen verantwortet.In diesem Zusammenhang tauchte die Frage nach dem eigenen IT-Betrieb bzw. internen Unternehmensprozessen- insb. die Fragestellung nach dem sogenannten ‚Wertbeitrag‘ der IT zum Unternehmenszweckim Rahmen der Servicedienstleistung auf, welche die IT den Fachabteilungen anzubieten hatte.

Die Entscheider im Unternehmen hatten oftmals lediglich einen Fokus auf den finanziellen Aspekt.

Zudem waren Kaufentscheidungen im Standardsoftwareumfeld oftmals durch die Compliance Überprüfungen der Lizenzgeber ‚beeinflusst’ und weniger technologisch getrieben.

Wenn Unternehmen sich mit Outsourcing befassten, passierte dies i.d.R. unabhängig von der Softwarebeschaffung, im Rahmen einer grundsätzlichen Strategiediskussion, oftmals vor dem Hintergrund von Kostensenkungsaspekten.

Bedingt durch die ‚Verschmelzung von Software und Hardware sowie Serviceanateilen‘ zu Cloud Diensten, kann man im Rahmen von ‚Lizenzierung‘ nun über Outsourcing durch die Hintertür sprechen.

Der Eingriff in Unternehmensprozesse ist teilweise enorm (als Beispiel sei hier nur die technologische Abhängigkeit von Diensten wie Office 365 vom Design des ‚Active Directory’ eines Kunden genannt), die Anbieterauswahl stark eingeschränkt und SLAs und Haftungsfragen können i.d.R. nicht verhandelt werden.

In diesem Zusammenhang gilt es zudem die Grundsätze der ‚Principal Agent Theory‘ und des Transaktionskostenansatzes im Auge zu behalten.

 

 

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Dipl.-Kfm. Stefan Brassel M. A.

Herr Brassel, wie reagieren Unternehmen am besten und schnell darauf?

Entscheidend ist im ersten Schritt dass sich die IT-Abteilungen der Unternehmen der Auswirkungen dieser Entwicklung bewusst werden und der CIO in seiner Rolle als Schnittstelle zum Management das Thema ‚Softwarebeschaffung’ unter den neuen Gegebenheiten auf  Managementebene strategisch diskutiert.

Hieran schließt sich die Frage nach den Anforderungen an die interne IT an (Wertbeitrag der IT zum Unternehmens-zweck).

 

 

Es ist zu klären welche der erbrachten Leistungen eher ‚Commodity’ ohne strategische Relevanz sind und welche Leistungen als erfolgskritisch für die Unternehmensstrategie angesehen werden können.

Was müssen Unternehmen jetzt konkret tun?

Zu empfehlen ist hier eine Analyse und Clusterung der Unternehmensdaten. Welche Daten sind für den Unternehmenserfolg so entscheidend, dass Sie nicht herausgegeben werden können, selbst wenn sie verschlüsselt wurden und welche Daten könnte man auslagern?

Im Allgemeinen bietet es sich an, über die Auslagerung von Basis-IT-Services wie Mail, Collaboration, Communication und DataShare nachzudenken. Denn hier lassen sich neben Standardisierungsüberlegungen und Einsparpotentialen im IT Betrieb insb. auch Optimierungen im Bereich der Administration realisieren.

Dies erfordert jedoch im Vorfeld neben einer ausführlichen technischen Evaluation, auch eine Analyse der zur Diskussion stehenden Vertragswerke in Bezug auf Service Level Agreements (SLA), Pönalen (Strafen für SLA-Verletzungen), Datenschutz, Laufzeiten und Kündigungsfristen.

Auch gilt es den ‚regulären’ Unternehmensbetrieb im Verhältnis zu extrem störempfindlichen Unternehmensbereichen, wie z.B. einem Produktionsbetrieb, zu analysieren und für den IT-Support jedes einzelnen Unternehmensbereiches, eine gesonderte ‚Makeorbuy’ Entscheidung zu treffen.

 

Herr Prof. Dr. Gadatsch, wie wirkt sich der Wandel auf das IT-Controlling aus?

Die Rolle des IT-Controllers besteht ja für viele immer noch im jährlichen Aufstellen von IT-Budgets und deren monatliche Kontrolle. Diese Eingrenzung ist historisch bedingt nachvollziehbar weil früher hohe IT-Kosten „verdächtig“ waren und die Unternehmensleitung bestrebt war die IT-Kosten möglichst zu senken. Beim klassischen Lizenzcontrolling hat dieses Modell noch funktioniert. Der IT-Controller sorgt für möglichst niedrige Lizenzgebühren und Mengenvolumina in Kooperation mit dem IT-Einkauf. Heute wird eher danach gefragt, welche IT-Investitionen sinnvoll sind und wie sie sich auf die Geschäfte des Unternehmens auswirken. Im Rahmen der aktuellen Veränderungen müssen komplexe Prozesse bewertet werden. Dies macht die Aufgabe des IT-Controllers wesentlich schwieriger. Er muss nun einen vollständigen Business Case erstellen bzw. bewerten und ggf. auch nach Alternativen suchen.

Müssen neue Attribute, Begriffe oder Rollen für das Risikomanagement gefunden werden?

Neue Begriffe sind immer gut für Berater, Journalisten und Wissenschaftler. Oft findet man aber den bekannten alten Wein in neuen Schläuchen. Es kommt aber immer auf die Inhalte an. Das Risikomanagement war bislang im IT-Controlling nur ein Thema von vielen. Es ist aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen wahrscheinlich, dass die Aufgabengebiete IT-Controlling und IT-Risikomanagement enger zusammenwachsen. Vielleicht ist Risikomanagement in Zukunft eine Kernaufgabe des IT-Controllers.

Herr Brassel, quasi die Renaissance der SLA?

Eher eine ganz neue Wahrnehmung der Bedeutung von unternehmensinternen SLAs. Den Unternehmen muss bewusst sein, dass sie etwas ‚Outsourcen’ um Geld zu sparen, womit der beteiligte Dienstleister, aber dennoch Geld verdienen möchte.

So etwas funktioniert nur über Skalierung, bzw. Standardisierung.

Die SLAs im Rahmen von Diensten wie z.B. Office 365 der Firma Microsoft sind im Prinzip nicht verhandelbar. Der Dienst ist auch nur oberflächlich individuell ‚konfigurierbar’.

Die Prozesse, Verfügbarkeit und Haftungsfragen sind weitestgehend vom Anbieter vorgegeben und weltweit standardisiert.

Das wirft im Bezug auf SLAs, ganz neue Fragen auf. Wo vom Nachfrager maximale Flexibilität und Verfügbarkeit gefordert werden, scheiden solche hochstandardisierten Dienste eher aus.

Wo der Einfluss auf die SLAs von großer Bedeutung ist, kann es nach wie vor sinnvoll sein, auf ‚lokale’ Outsourcing Partner zu setzen, mit denen die Vertragsinhalte noch verhandelt werden können.

Somit könnte man eher von einer Renaissance der grundsätzlichen ‚MakeorBuy’ Strategie in einem Unternehmen sprechen, dem grundsätzlichen Sourcingansatz vor dem Hintergrund der Anforderungen an SLAs. Zumindest was IT-Dienste betrifft.

Herr Prof. Dr. Gadatsch, CIO,CEO und CDO… , wie sieht die neue Rollenverteilung im Kontext der „transformierten IT“ aus?

Die Rolle des CIO wurde über 20 Jahre lang diskutiert, trotzdem finden Sie in den Unternehmen immer noch sehr unterschiedliche Sichten. Die Rolle des CDO wird ja gerade erst langsam klarer wenn gleich die Diskussion noch im vollen Gang ist. Egal wer die digitale Transformation treibt, ein klassischer IT-Leiter, ein CIO oder ein CDO:
Es bleibt im Kern Chefsache und damit ist der CEO immer involviert.

Herr Prof. Dr. Gadatsch, Herr Brassel, welche Handlungsempfehlungen geben Sie dem Management mit auf den Weg?

In der Vergangenheit war der Hauptreiber für ‚Outsourcing Ansätze’ in Unternehmen oftmals die Kostenreduktion. Bei der Anbieterauswahl wurde zumeist darauf geachtet, dass die im Rahmen von SLAs garantierten Services möglichst günstig angeboten wurden.

IT-Prozesse wurden zumeist nicht hinterfragt, sondern einfach ‚übergeben’. Damit vergaben viele Unternehmen die Chance das Potential von Outsourcing Entscheidungen tatsächlich zu nutzen.

Dabei ist der Ansatz gerade im Standardsoftwareumfeld nicht so ungewöhnlich. Viele Unternehmen setzten in der Vergangenheit auf den Einsatz von Standardsoftware um die damit verbundenen und erprobten Prozesse gleich mit einführen zu können. Der Einsatz von SAP-Software kann hier als klassisches Beispiel genannt werden.

Im Umfeld von Services wie Office 365 wiederholt sich dies nun, denn diese Dienste bedingen zumeist einen Eingriff in die im Unternehmen vorhandenen Prozesse, da die dahinterliegenden Verträge und technischen Gegebenheiten nicht verhandelbar sind.

Darauf gilt es sich vorzubereiten, indem sich im Unternehmensmanagement (wie bereits weiter oben beschrieben) der Blickwinkel der Softwarebeschaffung vom Einkaufsthema hin zum strategischen ‚Asset’ wandelt.

 

Sehr geehrter Herr Prof. Gadatsch, sehr geehrter Herr Brassel,
vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

weiterführende Informationen:

Prof. Dr. Andreas Gadatsch
Sankt Augustin
Grantham-Allee 20
53757 Sankt Augustin
Raum: E 131
Homepage: Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Master of Arts/ Dipl. Kfm.
Stefan Brassel
Leitung License Consulting
Bechtle GmbH
Monnetstraße 24,
DE-52146 Würselen
Homepage: http://www.bechtle.com

Smart Capture – die Bank in der Hosentasche

Gastbeitrag von Merten Slominsky, Regional Vice President DE / CH bei Kofax

Ob Hotelzimmer oder Rücksitz eines Uber-Fahrzeugs – dank der modernen Mobilfunktechnologien lässt sich ein Arbeitsplatz nahezu überall einrichten.
Die wachsende Verbreitung von Smartphones hat die Unternehmen motiviert, den Faktor Mobilität priorisiert umzusetzen. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass auf Dauer nur die Unternehmen erfolgreich bleiben, die ihren Kunden entsprechend flexible Lösungen bieten. Ein Umstand, dessen sich speziell die Finanzindustrie bewusst ist.

Denn: Warum sollte ein Bankkunde wochenlang auf die Genehmigung eines Darlehens warten, wenn diese Entscheidung auf Basis von mobiler Technologie innerhalb von Sekunden getroffen werden kann? Warum sollte man sich extra in eine Filiale begeben, um einen Kreditantrag einzureichen, wenn dieser Vorgang auch mobil abgewickelt werden kann? Die Erwartungen auf Kundenseite steigen mit den Wahlmöglichkeiten, die der Markt mittlerweile bereit hält, und die Banken sind gefordert, Schritt zu halten.

Merten Slominsky ist überzeugt, dass ein stark vereinfachter Onboarding-Prozess die Kundenbindung wesentlich verbessert.

Ein cleverer technologischer Lösungsansatz, der es ermöglicht, den Kunden einen mobilen 24/7-Zugang zu bieten, ist Smart Capture, zu Deutsch intelligente Informationserfassung. Sie gewährleistet die präzise Verarbeitung der auf Papier und in elektronischer Form vorliegenden Kundeninformationen via Mobilgerät. Mit Smart Capture können die Kunden  also nicht nur ihr Smartphone nutzen, sondern sie ersparen sich auch noch die manuelle Eingabe der Informationen. Grundlage ist eines der wichtigsten Attribute: Die Fähigkeit, Daten aus allen Quellen zu erfassen und zu verarbeiten.

Ohnehin: Mobile Technologien können Aufgaben, die auf einem traditionellen Desktop eine zeitraubende Angelegenheit wären, stark vereinfachen und damit neue Ansätze für das Mobile Banking unterstützen. Man denke hier etwa an das Unterzeichnen von Dokumenten. Der Forrester-Report „The State of Mobile Banking, 2015“ führt dazu jedoch aus: „Eine für den PC entwickelte Anwendung einfach auf einen kleinen Bildschirm zu quetschen, geht an den Bedürfnissen der mobilen Kunden vorbei.“

Das Erfassen der Informationen auf Basis von Smart Capture spart den Handy-Nutzern dagegen wertvolle Zeit. Ganz gleich, ob es um den Nachweis der Identität oder um das Einreichen eines Kreditantrages geht, die Dateneingabe erfolgt schnell und punktgenau.
In letzter Instanz stellt dieser Service, der einen stark vereinfachten Onboarding-Prozess ermöglicht, für die Unternehmen auch ein gutes Kundenbindungs-Tool dar. Ein weiterer Vorteil von Smart Capture: Die Technologie und die damit eingegebenen Daten lassen sich unkompliziert in die digitalen Kanäle des Unternehmens integrieren. Stichwort: Omnichannel!

Weitere Informationen unter:
www.kofax.de

Bildquelle / Lizenz: Kofax GmbH

Innovativ: Vermögensverwaltung 2.0

Salome Preiswerk, Whitebox, spricht im Interview mit der TREND-REPORT-Redaktion über Robo-Advisors als aktive Portfolio-Manager.

Sehr geehrte Frau Preiswerk, Verbraucherschützer nennen Honorarberater oft als beste Option, wenn es um Geldanlage geht. Kann ein Robo-Advisor da mithalten?
Seit klar wurde, dass der typische Bankberater meist nur als Verkäufer der hauseigenen Produkte agiert und somit nicht im Sinne des Kunden, ist das Modell Honorarberater aktuell. Durchgesetzt hat es sich allerdings nie. Einerseits sind viele noch nicht gewillt, für eine Beratung zu bezahlen. Andererseits: Die Unabhängigkeit ist zwar eine Bedingung, jedoch keine Garantie für Qualität. Man kauft also eine (teure) Katze im Sack und muss sich auch noch selbst um die Umsetzung kümmern. Die meisten Robos kann man als digitale Weiterent­wicklung eines Honorarberaters sehen – bloß kostengünstiger, da automatisiert, sowie einfach in der Hand­­ha­bung. Bankunabhängige Robos mit BaFin-Lizenz bieten dazu noch ein Risikomanagement sowie die vollständige Übernahme aller Anlageentscheidungen und deren Umsetzung.

Robo-Advisors nutzen passive oder aktive Anlagestrategien. Warum ist aus Ihrer Sicht die aktive für Anleger sinnvoller?
(Fast) allen Robos ist gemein, dass sie mit passiven Produkten arbeiten. Anders sieht es auf der eigentlich wichtigeren Ebene der Assetallokation aus. Es gibt derzeit nur zwei Anbieter, inkl. Whitebox, die aktives Risikomanagement betreiben. Hierzu bedienen sie sich zwar völlig unterschiedlicher Ansätze, doch das Ziel ist identisch: Sie wollen ihren Kunden bessere risikoadjustierte Renditen und damit einen Mehrwert bieten. Das unterscheidet sie erheblich von den Anbietern der ersten Generation, den reinen Produktvermittlern ohne BaFin-Lizenz. Bei diesen geschieht nach der Erstellung ihrer Modellportfolios außer einem simplen Rebalancing konkret: nichts. Angesichts dessen, dass die Kosten aller Robos, egal ob mit oder ohne Risikomanagement, in etwa gleich hoch sind, bekommt man bei ersteren mehr fürs gleiche Geld.

Ein nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen verwal­tetes Portfolio mit ausgeklügeltem Risikomanagement ist nicht mehr nur institutionellen Kunden vorbehalten, sagt Salome Preiswerk von Whitebox.

Was unterscheidet Whitebox sonst noch von anderen Angeboten auf dem Markt?
Produktqualität, Einfachheit und Kosten. Wir bieten ein nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ver­wal­tetes Portfolio mit ausgeklügeltem Risikomanagement. Das war bislang ins­titutionellen Kunden vorbehalten. Dabei ist der Aufwand, den der Kunde für seine Anlage betreiben muss, äußerst gering. Als Ver­mögensverwalter überwachen und op­timieren wir die Anlage rund um die Uhr. Je nach An­lage­volu­men beträgt unsere Pauschal­­gebühr, die neben der Vermögensverwaltung auch Konto- und Depot­füh­rung sowie Wertpapiertransaktionen beinhaltet, nur zwischen 0,95 Prozent  und 0,35 Prozent p. a.

Weitere Informationen unter:
www.whitebox.eu

Bildquelle / Lizenz: Whitebox GmbH