Innovation Labs
Dr. Michael Kuhndt, Executive Director beim Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production gGmbH plädiert im Gespräch mit der TREND-REPORT-Redaktion für Innovation-Labs, die alle Beteiligten zusammenbringen.
Wie beurteilen Sie die Konzepte und Visionen des Grünbuchs Energieeffizienz im Kontext der Nachhaltigkeit? Beobachten Sie hier eine allgemein gestiegenen Akzeptanz für das Thema?
Also erst einmal finde ich es gut, dass ein Wirtschaftsministerium das Thema so aufbereitet und sagt das ist ein Thema und die unterschiedlichen Aspekte , ich sag mal die Energieeffizienz beleuchtet, die eher was damit zu tun haben, wie man Energie nutzt, als jetzt der Aspekt, was steckt denn an Energie in Produkten. Also im Grund genommen finde ich erstmal Konzept und Vision auf ein Themenfeld beschränkt, damit kann man ja auch gerne anfangen, und denke man muss grundsätzlich aber auch das Thema mit verknüpfen, was steckt eigentlich an Energie in all diesen Aspekten die man da vertritt.
Und was die Akzeptanz betrifft: Ich denke die Akzeptanz ist insgesamt gestiegen in der Gesellschaft, ich sage hier gerne, es hat auch was mit unserer Arbeit zu tun. Früher war man Freak in dem Thema, da war man gleich politisch gebunden in einer Partei mit dem Thema. Mittlerweile ist es aber glaube ich in der Breite angekommen, und ich kenne eigentlich wenige Unternehmen oder andere gesellschaftliche Akteure , die das Thema nicht mehr interessiert. Deswegen glaube ich, ist es jetzt mehr eine Frage nicht ob, sondern eine Frage des wie´s – also wie setze ich es um.
Ist das jetzt mehr in Image-Thema oder hat man mittlerweilen begriffen, dass es mehr ein Thema aus sich heraus ist?
Es hat mal als Image-Thema bei manchen Akteuren angefangen, aber ich glaube, auch da sind wir raus. Das ist irgendwo ein gewisser gesellschaftlicher Konsens, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzten muss. Gerade auch Generation Y , wenn die in neuen Unternehmen anfangen, die Generation fragt nach , wie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Energie auseinandergesetzt wird. Es ist aber auch ein Kostenaspekt, zu sagen, ja, man kann Kosten sparen. Es ist aber auch ein Innovationsaspekt. Also wenn ich mich mit dem Thema Energieeffizienz auseinander setze, entdecke ich neue Ansätze , neue Geschäftsmodelle, die lassen sich heute auch rechnen , da lassen sich auch Märkte dafür finden. Deshalb ist es, sag ich, in der Gesellschaft relativ breit angekommen.
Energieeffizienz – Digitalisierung: Welches Potenzial räumen sie der Energieeffizienz und der Digitalisierung im Kontext der Nachhaltigkeit ein?
Zunächst einmal hilft die Digitalisierung ja auch Transparenz zu bekommen. Also wo brauche ich Energie, was ist an Energie in meine Produkte geflossen, die ich hergestellt habe. Wie kann ich die Kreisläufe schließen und damit Ressourcen erhalten, also die ganze Notierung der Circular Economy. Wichtig ist es ja auch zu sehen, das ein Energieeffizienzthema alleine , also in der die Nutzenphase ein Aspekt ist, aber wenn ich das z.B. schon in der Kreislaufwirtschaft sehe, dann habe ich eine direkte Schnittstelle zur Digitalisierung. Also wenn ich Energie möglichst effizient halten möchte, muss ich die Rohstoffe effizient halten, d.h. ich muss einen Kreislauf führen, sonst muss ich das Aluminium zehnmal produzieren, so kann ich das Aluminium im Kreislauf führen, habe es einmal produziert und muss es dann weiterverarbeiten – und dazu brauche ich die Digitalisierung. Ich muss Transparenz haben, wo sind die Warenströme, wo geht es hin, wo kommt das her, was steckt an Materialien darin, kann ich das wieder verwerten. Da entstehen momentan mannigfaltig neue Geschäftsmodelle.
Die Wirtschaft hat in diesen Fällen auch die Sharing Economy hervorgebracht. Spielen solche Aspekte und Konzepte in ihrem Beratungsalltag eine Rolle, so dass sie sagen würden, Unternehmen machen sich verstärkt über digitale Geschäftsmodelle Gedanken und dann nutzen sie auch die Möglichkeiten der Konzepte wie z.B. eben Sharing Economy?
Ja es spielt eine Rolle. Wir sind aktiv gewesen bei dem Weltwirtschaftsforum, wo auch auf dem Economic Forum in Davos auftritt…für das Weltwirtschaftsforum haben wir eine Studie gemacht. Das haben die Großen angefragt. Die sehen das Thema Sharing Economy als „Emerging Trend“ , also es wächst , es entsteht, genauso wie die Digitalisierung . Die Frage ist ja, wie sieht unsere Zukunftsgesellschaft aus , welche Produkt-Dienstleistung-Systeme erstellen wir.
Schauen sie sich Philips an , die sagen wir stellen nicht mehr die Lampe her, sondern, wir verkaufen Licht, wir verkaufen Helligkeit. Das andere also sagen können, ok, Philips kommt doch bitte in unser Büro herein, und stellt sicher, dass die Dienstleistung „ausgeleuchtete Arbeitsplätze“ sichergestellt wird. Wir als Kunden wollen gar nicht die Produkte selbst kaufen – das wird interessant. Diese Entwicklung geht weg von „haben“ hin zu dem ganzen Begriff des „nutzen“. Und da steckt ja eigentlich hinter der Sharing Economy, zu sagen, ich muss eigentlich nur noch Sachen nutzen, ich muss sie nicht unbedingt haben. Ein anderes Beispiel ist ja dann das Car-Sharing. Früher ganz klein gewesen. Mittlerweilen sind alle großen Automobilhersteller in dem Bereich unterwegs. Früher war es ein Nischenthema, mittlerweile skaliert sich das ganze, es wächst riesig in China.
Das heißt, wenn wir konkret mit Unternehmen arbeiten, ist das genau auch ein Aspekt, wo sie darüber sprechen wollen. Egal ob Tourismusbranche, …wir haben jetzt ein Gespräch mit einem Textilhersteller. Muss man Textilien immer wieder neu kaufen? Oder kann man nicht sagen, weil sich das Gewicht oder der Geschmack verändert hat, geben wir Textilien zukünftig eine „Nutzenphase“? Nicht nur wir bringen ein solches Thema an, sondern eben auch konkrete Nachfragen von Großunternehmen, auch vom Handel, der sagt auch bei Möbel, muss ich das immer verkaufen…? Täte es meinem Geschäft nicht viel besser – „Modell Better“ , wenn ich das tatsächlich nur nutzen lasse und ich bekomme es dann wieder zurück?
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