Digital und nachhaltig zu mehr Resilienz

Digitalisierung und Nachhaltigkeit können die Resilienz von Unternehmen stärken. Warum beide Trendthemen zusammen gut funktionieren und wie sie mit intelligentem Datenmanagement die Kundenkommunikation optimieren, lesen Sie im Folgenden.

Von Thomas Sperl, Director Digitisation, Steffen Mahlmeister, Solution Manager Inbound, und Andreas Keck, Head of Sustainability & Business Development bei Paragon DACH & CEE, ein führender Dienstleister für erfolgreiche Kundenkommunikation.

Hohe Erwartungen von Kunden und Mitarbeitern, Digitalisierungsthemen und Gesetzesvorgaben wie die Verpflichtung für einen Nachhaltigkeitsbericht setzen Unternehmen zunehmend unter Druck. Was gerne auf die lange Bank geschoben wurde, ist inzwischen zu dringenden Pflichtthemen geworden. Diesen Herausforderungen zu begegnen kann allerdings einfacher sein als man denkt, denn sie bedingen sich oftmals gegenseitig. Das kann Potenziale freisetzen und im besten Fall ganz neue Lösungswege ebnen – und so die Resilienz von Unternehmen stärken, wie Paragon anhand von Kommunikationsprozessen zeigt.

 

Es braucht zeitgerechten Informationsaustausch

Der große Trend im Bereich der Kommunikationsprozesse heißt Digitalisierung. Für viele Unternehmen stellt Paragon transaktionale Kommunikation, wie bspw. Rechnungsprozesse von analog auf digital um – damit tragen Unternehmen auch maßgeblich zu der CO2-Reduzierung bei, im Vergleich zum traditionellen physischen Versand. Das ist nachhaltig im Sinne des Klimas, kostengünstiger als der bisherige Postweg und schneller, da die Bereitstellung unverzüglich stattfindet. Ein großer Kunde aus dem Telekommunikationsbereich konnte so in nur einem Jahr rund 3 Mio. Euro einsparen und einen erheblichen Anteil zur ökologischen Nachhaltigkeit beitragen. Informationen an seine Kunden stellt er damit schneller als zuvor zur Verfügung und verbessert so den Kundenservice. Die Kosteneffizienz bei gleichzeitig nachhaltigem Handeln liegt damit auf der Hand – der Schritt ist wirtschaftlich und auch ökologisch nachhaltig und trägt dabei auch noch zur Kundenzufriedenheit bei.

 

Anpassungsfähige Kommunikation stärkt die Kundenbindung

 Aber ist es damit genug? Nein. Während die Digitalisierung durchaus wie ein Katalysator für Nachhaltigkeitsthemen wirkt, müssen wir uns, um auf Resilienz zu setzen den Gesamtkontext des Kunden anschauen und nachhaltig, im Sinne von langfristig wirkungsvoll mit ihm kommunizieren. Das heißt, wir müssen seine persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse kennen und die Kommunikation darauf anpassen – das stärkt die Kundenbindung. Wir müssen wissen, was der Kunde wirklich will – digitale Kommunikation? Physische Post? Für verschiedene Anlässe etwas Unterschiedliches? Oder eine Kombination aus beidem? Und dabei sollte man sich immer überlegen: Was mute ich mit meinen Anpassungen – zum Beispiel mit einer etwaigen Komplettumstellung von physisch auf digital – dem Kunden zu? Einen weiteren digitalen Kommunikationskanal? Die unzähligen Portale samt Logins, E-Mails, Postfächer und Messenger schaffen eine Komplexität, die zunehmend lästiger wird – für die meisten von uns. Wie oft haben Sie sich schon gefragt: Wie lautetet mein Passwort? Oder: Wo finde ich jetzt wieder was?

Kunden von morgen, die jeden Monat digitale Rechnungen im Portal erhalten, wie etwa mit ein- und demselben monatlichen Betrag für ihr Handy und eine E-Mail mit dem Hinweis auf die Rechnung, fragen sich: Brauche ich das überhaupt in einem ohnehin schon überquellenden E-Mail-Postfach? Vielleicht reichen auch eine Jahresaufstellung und ein Hinweis, wenn es mal abweichende Beträge gibt? Darauf sollten Unternehmen reagieren und die Kommunikation auf die Bedürfnisse ihrer Kunden flexibel anpassen. Gleichzeitig sind Verbraucher durch Behörden, die alles per Post schicken und Arztpraxen und Apotheken, die per Gesetzesvorgaben am Fax festhalten, an alte Strukturen und alte Formate gewöhnt.

Am stärksten wird dies an Kündigungsschreiben sichtbar: Im Jahr 2023 schickt der deutsche Konsument die Kündigung eines Vertrags immer noch per Post, meist per Einschreiben. Dies zeigt: Die hybride Kommunikation bleibt erst mal unerlässlich, weil es sie braucht.

Für Unternehmen heißt das, im Informationsaustausch hochindividuell entlang der kompletten Customer Journey konsequent die idealen Kommunikationskanäle und -formate zu definieren und zu personalisieren. Viele tun sich allerdings schwer mit der Entscheidung, was wirklich analog bleiben sollte – vor allem wenn sie nachhaltig arbeiten wollen.

 

Digital ist nicht gleich nachhaltig, aber ermöglicht nachhaltige Lösungen

Es ist wichtig, zu verstehen, dass digital ist nicht immer automatisch auch nachhaltig ist – weder ökonomisch noch ökologisch. So schaffen Unternehmen mit haptischer Marketingkommunikation (Print-Mailings) zur Absatzförderung mit jedem investierten Euro 7,34 Euro Umsatz. Warenkorbumsätze steigen durch Print-Mailings sogar um 6,4 Prozent[1]. Das schafft keine E-Mail, auch wenn sie günstiger ist und vermeintlich weniger Emissionen verursacht. Denn für denselben Werbeeffekt der haptischen Kommunikation müssten mindestens 5- bis 6-mal so viele E-Mails verschickt werden – so löst sich der ökologische Nachhaltigkeitsaspekt einer E-Mail in Luft auf. Digital allein ist also nicht immer gleich nachhaltig. Umso wichtiger ist es, herauszufinden und zu unterscheiden, wen man digital oder physisch erreicht – da steckt noch viel Potenzial in den Unternehmen. Meist trägt das Zusammenspiel von Kunden-orientierten Kommunikationsprozessen, Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu einer sinnvollen Lösung bei, die den Kunden passend anspricht.

[1] CMC-Print-Mailing-Studie 2022

 

Best Practice: Wie Digitalisierung die Nachhaltigkeit von Printmailings erhöht

 Ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit gut zusammenspielen, kommt aus dem täglichen Instrumentarium von Paragon: Ein Versandkonzept, das Emissionen im Postversand bzw. bei Printmailings spart. Ist ein haptisches Mailing in der Kommunikation aus strategischen Gründen sinnvoll, erhöhen Unternehmen mithilfe von Paragon die Nachhaltigkeit des Postversands, indem sie ihre Adressen anhand von Daten digital sortieren und die Mailings Empfänger-nah an einem vom vier Standorten in Deutschland drucken sowie versenden lassen. Das ist ganz einfach und spart durchschnittlich 20 Gramm CO2 pro Briefsendung. Hier gehen Digitalstrategie im Sinne von Datennutzung und Nachhaltigkeitskonzept Hand in Hand. Gleichzeitig garantiert Paragon eine schnelle Zustellung über Partnerschaften mit lokalen Zustellern und reduziert über Portooptimierung damit Kosten. Vorgelagerte Maßnahmen verringern außerdem Streuverluste und Fehler: Paragon überprüft Adressen vorab digital auf Aktualität und reduziert so Falschsendungen oder auch unnötig produzierte Sendungen auf ein Minimum. Dies spart wiederum CO2 aus Produktion und Versand. Mehr zu den nachhaltigen Möglichkeiten in der Kundenkommunikation finden sich in den Nachhaltigkeitsberichten von Paragon, die das Unternehmen bereits freiwillig seit 2020 erstellt.

 

Wie bekommen Unternehmen die Prozesse in den Griff?

Um nachhaltige Konzepte umzusetzen und sie auf die Zielgruppen zuzuschneiden, braucht es ein perfektes Zusammenspiel von umfassenden Dokumentenmanagement und digitalen Prozessen, die alle Daten zusammenbringen, strukturieren und für unterschiedliche Szenarien, etwa Empfänger-bezogen automatisiert, aufbereiten.

Informationen aus Briefen, E-Mails samt Anhang in jeglichen Formaten bis hin zum Messenger, Social-Media und Apps, müssen digital in strukturierte Daten gebracht werden, um sie automatisiert, nachhaltig und Kunden-bezogen verarbeiten zu können. Dies betrifft nicht nur das Marketing, sondern jeglichen Informationsaustausch mit Kunden aus vielen Bereichen innerhalb eines Unternehmens – auch die Rechnungsstellung, den Kundenservice und Vertragsthemen. Das erfordert wesentlich mehr Flexibilität von Unternehmen im Umgang mit ein- und ausgehenden Formaten und deren intelligenten Verarbeitung.

In den meisten Unternehmen ist die Orchestrierung von Informationsflüssen komplexer als jemals zuvor. Dies wird weiter zunehmen. Die Kanalisierung von Daten und die Übersetzung in eine verwertbare Nutzung ist immer noch eine Mammut-Aufgabe für viele Unternehmen. Aus der täglichen Zusammenarbeit mit zahlreichen Kunden weiß Paragon, dass die größte Herausforderung für die meisten Unternehmen ist, die zahlreichen Informationen aus unterschiedlichen Systemen und Kanälen zentral zu nutzen. Durchschnittlich sind es 7 bis 10 Systeme, in denen relevante Daten und Informationen gespeichert sind, die jedoch nicht oder meist nur unzureichend konsolidiert werden. Die Notwendigkeit dafür wird aber immer mehr Unternehmen bewusst und durch deren Kunden auch eingefordert.

 

Personalmangel, Hackerangriff und andere Hindernisse überwinden

 Die gute Nachricht ist, dass Unternehmen das gar nicht alles selbst machen müssen. Insbesondere der aktuelle Personalmangel, gerade bei Fachkräften, erweist sich als Bremse für Digital- und Nachhaltigkeitsthemen. Das muss aber nicht sein. Mithilfe von externen Partnern können Unternehmen ihre Kundenkommunikation, Digitalisierungsprojekte und Dokumentenmanagement weiter voranbringen. Ob laufend als langfristiger Partner oder Projektbezogen kann Paragon unterstützen und übernimmt die Aufbereitung, Zusammenführung und Nutzung der Daten sowie die Abwicklung von Kundenkommunikation und Lieferantenkorrespondenz für Unternehmen. Selbst bei unvorhersehbaren Ereignissen – etwa einem Systemausfall oder Hackerangriff über mehrere Tage, welche eine nachgelagerte Aufarbeitung Kundenkommunikation erfordern können – ist es möglich, die Bearbeitung der angestauten Kommunikation schnell auszulagern. So haben wir dies zuletzt für einen Kunden aufgrund eines Cybersicherheitsvorfall übernommen. Nach Personalrekrutierung in unseren europäischen Standorten, wo die Situation der Fachkräfte eine weitaus entspannter als in Deutschland ist, und intensiver zweiwöchiger Schulung, können 70.000 Kundenanliegen innerhalb von 3 Monaten abgearbeitet werden. Das sind über 1.000 E-Mails an einem Tag. Unternehmen schätzen hierbei vor allem, dass sie sich währenddessen weiter ihrem Kerngeschäft widmen können.

https://www.paragon.world/de

Aufmacherbild:
Alex Shute auf Unsplash

3D-Anatomie in der medizinischen Ausbildung

Gastbeitrag

3D-Anatomie in der medizinischen Ausbildung: Ein Weg für mehr Inklusion und bessere medizinische Versorgung

Im Laufe der letzten Jahre ist mir klar geworden, dass technologischer, medizinischer und sozialer Fortschritt Hand in Hand gehen. Die gesellschaftlichen Fortschritte, die wir im 20. und 21. Jahrhundert gemacht haben, haben die Rechte und die Repräsentation von People of Color gestärkt und zu sichtbaren Veränderungen in Film und Fernsehen und auch der Politik geführt. Doch die notwendige Entwicklung ist in diesen und vielen anderen Bereichen längst nicht abgeschlossen. Wenn ich gefragt werde, wo die Repräsentation von Frauen und People of Color besonders aus der Zeit fällt, ist meine Antwort: In der medizinischen Ausbildung. Heutzutage sind Medizinstudierende, Dozierende und ärztliches Personal trotz vieler gesellschaftlicher Fortschritte weiterhin mit Materialien, Texten sowie Lehrplattformen und Technologien konfrontiert, die auf größtenteils jahrhundertealten, weißen und männlichen Modellen basieren. Als ein global führendes Unternehmen für medizinische Ausbildung und klinische Lösungen haben wir daher beschlossen, dass es an der Zeit ist, die Lücken zu schließen, um ein integrativeres Gesundheitssystem für alle zu ermöglichen. Dies hat praktische Auswirkungen auf Ausbildung, Gesundheitsversorgung und den medizinischen Fortschritt – insbesondere für People of Color.

Viele Studien belegen das Problem: Eine Studie aus dem Jahr 2006 zeigt, dass der sogenannte schwarze Hautkrebs (Malignes Malom) bei People of Color häufig nicht oder zu spät diagnostiziert wird. Daher ist das Risiko, an der Krankheit zu sterben, doppelt bis dreifach höher als bei Menschen mit heller Hautfarbe. Bei Borreliose-Patient*innen, so eine aktuelle Studie, weisen 34% der Patient*innen of Color neurologische Symptome auf, verglichen mit nur 9% der hellhäutigen Patient*innen.

Die negativen Auswirkungen der Unterrepräsentation sind eindeutig und alarmierend. Es ist zwingend notwendig, ein viel stärkeres Augenmerk auf Inklusion in der medizinischen Versorgung und Ausbildung zu legen. 2018 hat eine amerikanische Studie in der renommierten Zeitschrift Journal of Medical Education and Curricular Development Abbildungen in allgemeinmedizinischen Texten unter Gesichtspunkten der Diversität untersucht. Das schockierende Ergebnis war, dass nur 5% der Abbildungen dunkle Hauttöne enthielten. Die Medizin hat über Jahrhunderte hinweg ein helles, männliches und europäisches Modell für die Lehre übernommen und dieser Tatsache wurde lange wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Die gute Nachricht ist, dass sich an diesem Umstand etwas ändert. Es hat ein Prozess eingesetzt, in dem Lehrmaterialien kritisch reflektiert werden, um die Vielfalt der Gesellschaft besser abzubilden und den sogenannten „Unconscious Bias“ in der Medizin für zünftige Generationen zu bekämpfen. Nicht zuletzt tragen auch die Digitalisierung der medizinischen Ausbildungen und technologische Fortschritte zu dieser Entwicklung bei.

Anatomische 3D-Modelle haben während der Covid-19 Pandemie einen Boom erlebt. 3D-Learning ist nun ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung medizinischer Fachkräfte. Als einer der größten Anbieter medizinischer Lehrangebote und Lernplattformen, ist es ein wichtiges Anliegen von Elsevier, die neuen Möglichkeiten des technologischen Fortschritts in der 3D-Animation für mehr Diversität und Inklusion in der Lehre zu nutzen. Beim Blick auf die bestehenden anatomischen 3D-Modelle vor einigen Jahren haben wir festgestellt, dass sich dringend etwas ändern muss. Nordeuropäische Körper und Gesichtsmerkmale waren stark überrepräsentiert, weil der Großteil des vorhandenen anthologischen Materials auf dieser Art von Körper basierte.

 

Jan Herzhoff President Global Health Markets; Elsevier

Heute kann ich mit Stolz sagen, dass Complete Anatomy 2023, die jüngste Version von Elseviers 3D-Anatomie-Plattform, als weltweit erstes umfassendes 3D-Modell der menschlichen Anatomie viele verschiedene Hautfarben und Gesichtsmerkmale umfasst. Complete Anatomy hat 3,4 Millionen Nutzer*innen, wurde schon 20 Millionen Mal heruntergeladen und wird von mehr als 500 wissenschaftlichen Institutionen verwendet. Angesichts dieser Reichweite sehen wir uns in der Verantwortung etwas zu tun. Bereits letztes Jahr haben wir das weltweit erste weibliche 3D-Anatomie-Modell eingeführt. Es hat also bis 2022 gedauert, bis Medizinstudierende nicht mehr mit rein männlichen Modellen lernten. Mit der neuesten Version unserer Plattform kann nun neben den männlichen und weiblichen Modellen auch aus einer breiten Palette von Hauttönen und Gesichtsmerkmalen gewählt werden, um die Lernenden selbst sowie ihre späteren Patient*innen besser zu repräsentieren. Das leistet einen Beitrag für eine bessere Gesundheitsversorgung und genauere Diagnosen – besonders für People of Color.

Indem wir die menschliche Vielfalt besser darstellen, wollen wir zwei Dinge erreichen: Jeder Mensch, sowohl die Mediziner*innen als auch die Patient*innen, soll sich in der anatomischen Lehre repräsentiert fühlen. Außerdem hoffen wir, dass Ärzt*innen unterbewusste Vorurteile aktiv hinterfragen, indem wir auf diese Sachverhalte aufmerksam machen.

Die neuen Funktionen von Complete Anatomy sind Teil einer Entwicklung, die wir als Unternehmen durchlaufen. Wir sind bestrebt, unsere Inhalte für alle zugänglich zu machen und wir setzen uns für notwendige Veränderung in der Branche ein. Es ist wichtig, dass führende Unternehmen wie Elsevier ihre Produkte weiterentwickeln, um technologisch fortschrittlich zu bleiben und innovativ zu sein. Mit diesen Innovationen wollen wir aber auch zu gesellschaftlichem Fortschritt beitragen und alle Menschen repräsentieren und einbeziehen.

 

Über den Autor:

Jan Herzhoff ist Präsident der Geschäfte des globalen Gesundheitswesens von Elsevier. Diese liefern Lösungen zur Informationsanalyse für Krankenhaussysteme und akademische Einrichtungen. Im Jahr 2012 kam Jan zu RELX, der Unternehmensgruppe, zu der Elsevier gehört. Er verfügt über ein breites Spektrum an Geschäftserfahrungen im Gesundheitswesen in verschiedenen Sektoren und war in verschiedenen Positionen bei Elsevier tätig, zuletzt als Managing Director für APAC Health in Singapur mit Schwerpunkt auf wichtigen Wachstumsmärkten wie China, Indien und Japan. ­Zuvor war er General Manager des internationalen Bildungsgeschäfts von Elsevier in London, wo er durch wichtige Produkteinführungen und Akquisitionen maßgeblich an der Umwandlung von Printmedien zu elektronischen Produkten beteiligt war. Bevor er zu RELX kam, war Jan als Engagement Manager bei McKinsey & Company in München tätig. Er hat einen PhD und einen Master in Informationssystemen von der London School of Economics sowie einen Master in Finanzen und Rechnungswesen von der Universität Bayreuth.

 

Bildquelle: pixabay.com/

KI.Fabrik: Roboter als Teammate

Neues Robotik-Lab der TUM im Deutschen Museum

In einem neuen Forschungslaboratorium der Technischen Universität München (TUM) im Deutschen Museum arbeiten Menschen und Roboter eng zusammen. Ziel des Leuchtturmprojektes KI.Fabrik ist es, lernfähige und flexible Roboter zu schaffen, die die Menschen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) in ihrer Arbeit unterstützen.

 

  Andreas Heddergott / TUM
Wissenschaftlerin Keija Chen beobachtet, wie ihr Roboter Kabel in die richtige Position bringt.

 

Aktuelle Fabriken kommen aus Zeiten der großen Stückzahlen und der Programmierung, in denen der Roboter eine spezielle Aufgabe perfekt und beliebig oft ausführen kann. Doch die Kundenanforderungen haben sich geändert und werden immer kleinteiliger. Deshalb wird sich auch die Fabrik wandeln. „Um spezialisierte, individuelle und häufig mechatronische Produkte zu vertretbaren Kosten konstruieren und schnell herstellen zu können, sind eine skalierbare flexible Manufaktur nötig und Roboter, die lernfähig sind“, ist Prof. Klaus Bengler von der TUM überzeugt.

Diese Fabrik der Zukunft zu schaffen ist das Kernziel des Mitte 2021 gestarteten Leuchtturmprojektes KI.Fabrik, das der Executive Director des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI), Prof. Sami Haddadin, initiiert hat und dessen Leitung für die Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Ergonomie-Professor Bengler übernommen hat. In dem neuen Forschungslaboratorium wird dieser neue Ansatz nun in die Praxis gebracht.

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume lobte: „Hier gibt’s KI zum Anfassen – ein Forschungslabor direkt im Museum, das ist einzigartig: Dank der Hightech Agenda Bayern erforschen kluge Köpfe im KI.Fabrik-Lab die Fragen: Wie können Mensch und Künstliche Intelligenz voneinander lernen, wie voneinander profitieren? Der Standort im Deutschen Museum macht den direkten Blick auf Forschung und Fortschritt möglich. Das ist Wissenschaftskommunikation und -dialog der besten Art.“

Wissenschaftlerin Keija Chen beobachtet, wie ihr Roboter Kabel in die richtige Position bringt. Bildmotiv: Andreas Heddergott / TUM

„Auf die menschliche Expertise kommt es an“

Die technologische Basis bieten digitale Zwillinge und Robotik-Hardware, die von einer KI-Plattform gesteuert werden. Bengler will anhand dieses Systems zeigen, dass Roboter Aufgaben selbständig ausführen können, lernfähig sind und dass sie den Menschen zuarbeiten können. „Auf die menschliche Expertise kommt es an“, sagt Psychologe Bengler, „der Roboter fungiert als Teammate.“ Im neuen Robotik-Lab des MIRMI sind aktuell knapp 100 Roboterarme damit beschäftig sind, sich Kabel zu reichen, nachzumachen, was Wissenschaftler:innen ihnen zeigen, gemeinsam zu lernen und Getriebeteile zusammenzusetzen.

Auf acht so genannte Cases fokussieren die Doktorand:innen und Post-Docs aus acht Lehrstühlen der TUM. Von Teleoperation über kollektives Lernen bis hin zum Netzwerkdesign werden wichtige wissenschaftliche Themen erforscht. Und die Fähigkeiten der lernfähigen Roboter wachsen ständig: Der Roboter weicht Kollisionen aus, kommuniziert über weite Strecken via Teleoperation oder kooperiert mit anderen Robotern. Sämtliche Fähigkeiten stehen über eine Softwareplattform auch anderen Robotersystemen plattformunabhängig zur Verfügung. Zudem kann der Roboter gewisse Fähigkeiten auf vergleichbare Aufgaben anwenden. „Der Roboter trainiert selbständig und transferiert sein Wissen“, so Prof. Bengler.

 

Weitere Informationen und Links

  • Leuchtturmprojekt KI.Fabrik
  • Von industrieller Seite unterstützen der Autohersteller BMW, der Spezialist für Antriebstechnik Wittenstein, die Robotikunternehmen Franka Emika und Reactive Robotics, das Elektronikunternehmen TQ-Systems und der Maschinenbauer Linde Material Handling die technischen Entwicklungen im Leuchtturmprojekt KI.Fabrik.
  • Die TUM ist u.a. durch die Departments für Maschinenwesen, für Elektrotechnik und Informationstechnik sowie für Informatik im Konsortium vertreten. Insgesamt stehen für das Gesamtprojekt bis 2025 etwa 13 Millionen Euro zur Verfügung, die primär in den Aufbau von Infrastruktur investiert werden. Eine Gesamtlaufzeit bis 2030 ist geplant.

Kontakte zum Artikel:

Prof. Klaus Bengler
Technische Universität München
Lehrstuhl für Ergonomie
Tel: 089 289 15400
bengler@tum.de
www.tum.de

MLOps bringt ML-Modelle schnell in die Produktion

Große Chance für den Mittelstand

Große Chance für den Mittelstand: Digitalisierungspotenziale erkennen und nutzen

Gastbeitrag:

Jedes Unternehmen muss anders digitalisiert werden – davon ist Matthias Aumann, Geschäftsführer der vollständig digitalen Unternehmensberatung Mission Mittelstand, überzeugt. Gemeinsam mit seinem Team hat er bereits über 3.000 Partnerbetriebe bei der Transformation begleitet und ihnen zum Wachstumserfolg verholfen. Sein Praxiswissen aus über zehn Jahren Unternehmertum teilt er zudem als Mittelstandsexperte. Im Folgenden gibt er Einblicke in seine strategische Beratung zur Bewältigung anfänglicher Hürden im Bereich der Digitalisierung kleiner und mittelgroßer Unternehmen.

Kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) bilden das eigentliche Herzstück der deutschen Wirtschaft. Sie gelten branchenübergreifend als wichtige Arbeitgeber, Innovatoren und Wachstumstreiber. In den aktuellen krisengeprägten Zeiten sehen sich KMU jedoch mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert und müssen ein extrem hohes Maß an Anpassungsfähigkeit beweisen. Sie sollten deshalb vermehrt auf ihr großes Entwicklungspotenzial und ihre Stärken, wie ausgeprägte Kundennähe und schlanke Strukturen für schnelle Entscheidungen, setzen. Doch mittelgroßen Unternehmen mit dynamischem Wachstum fehlt meist noch die passende Strategie, um die nächsten Schritte zu gehen und sich strukturell gut aufzustellen. Der Einsatz von digitalen Technologien kann hier den entscheidenden Unterschied machen und Unternehmen auf das nächste Level bringen. Doch gerade hiermit haben viele Entscheider, vor allem im Handwerk, noch Berührungsängste.

 

Autor: Matthias Aumann unterstützt seit 2017 mit seiner digitalen Unternehmensberatung Mission Mittelstand kleine und mittelständische Unternehmen in den Bereichen Strategie, Digitalisierung, Neukundengewinnung und Recruiting.

 

Eine Studie[1] der Bitkom in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks hat die größten Hemmnisse für die Digitalisierung im Handwerk offengelegt. Mit 76 Prozent sehen die meisten Unternehmen die vermeintlich hohen Investitionskosten als größte Hürde auf dem Weg zur Digitalisierung. Darauf folgen die Sorge um die IT-Sicherheit, hohe Anforderungen an den Datenschutz und die mangelnde Digitalkompetenz der Mitarbeiter. Zudem gibt es noch immer eine große Hemmschwelle, wenn es um das Thema Digitalisierung im Allgemeinen geht.

Diese Herausforderungen können mit dem richtigen Know-how und einer nachhaltigen Strategie gut überwunden werden.

Schrittweise Annäherung an digitale Prozesse

Die Philosophie von Mission Mittelstand „Groß denken, klein handeln“ spiegelt sich in unserem Beratungsansatz wider. Eine Geschäftsführung sollte eine klare Vision der eigenen digitalen Zukunft haben, muss aber nicht alles gleichzeitig umsetzen. Erst, wenn wir den Ist- und den Soll-Zustand definiert haben, können wir effizient an der Transformation arbeiten. Unternehmer sollten sich deshalb im Vorfeld die Frage stellen: Welche Unternehmensbereiche bieten das größte Potenzial für Digitalisierungsmaßnahmen? Die erste Hürde ist bereits genommen, wenn man sich digitalen Prozessen schrittweise annähert.
Doch wo liegen die größten Chancen für Unternehmen und wo können schnell erste Erfolge erzielt werden?

Quick Wins: Diese Unternehmensbereiche bieten das größte Potenzial

  • Interne Kommunikation
  • Marketing
  • Buchhaltung
  • Personalverwaltung
  • Bewerbungsprozesse

Je nach Unternehmenssituation, -größe und -entwicklungsstufe sieht die Digitalisierungsstrategie anders aus. Denn es gibt vielfältige digitale Wege, um bestehende Schwachstellen zu verbessern, die nicht zu jedem Unternehmen passen. Liegt der Fokus auf der internen Kommunikation und dem Projektmanagement, sind Tools von der Stange ohne großen Implementierungsaufwand wie Slack oder Asana eine gute Wahl. Eine digitale Buchhaltung wirkt sich im besten Fall direkt positiv auf die Umsatzzahlen aus. Nur wer die Bearbeitung seiner Kundenrechnungen und auch das Forderungsmanagement automatisiert, bleibt liquide. Individuell empfehlen wir, über Schnittstellen ein CRM oder Tools wie Trello oder Sepia einzusetzen. Die Entscheidung für eine Digitalisierung der Personalverwaltung hängt stark von der Unternehmensgröße ab. Hier gilt es den Nutzen abzuwägen.

Marketingmaßnahmen und die Neukundengewinnung gehen oft Hand in Hand. Neue Möglichkeiten wie Social Media, Google Ads oder eigene Content Formate sollten getestet werden. Wir haben etwa mit Webinaren sehr gute Erfahrungen gemacht. Daraus resultieren direkte Leads für Neukunden und mögliche Funnel für eine weitere Ansprache.

Wenn die Expertise und die Kapazität für die digitale Transformation im eigenen Unternehmen fehlen, ist es ratsam und oft auch günstiger, externe Hilfe und Ressourcen heranzuziehen. Gemeinsam können die unternehmensspezifischen Schwachstellen und Wünsche mit der Erfahrung von Spezialisten kombiniert und in einen Maßnahmenplan umgesetzt werden.

Grundsätzlichen bilden folgende sechs Schritte branchenunabhängig die Basis für eine erfolgreiche Transformation:

  1. Bestehende Abläufe konkret dokumentieren
  2. Prozesse kritisch hinterfragen
  3. Neue Strategie aufsetzen
  4. Passende Tools auswählen
  5. Mitarbeiter schulen
  6. Neue Prozesse evaluieren und nachjustieren

Mit digitalgestütztem Recruiting gegen den Fachkräftemangel

Modernes Recruiting ist einer der wichtigsten Aspekte für dauerhaften Erfolg und Wachstum. Ohne genügend qualifizierte Mitarbeiter wird es auch trotz optimaler Unternehmensstrategie und guter Auftragslage eng. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind KMU gefordert, ihr Recruiting neu aufzustellen, um im „War for Talents“ nicht neben Konzernen unterzugehen. Das beginnt mit dem Auftreten als Arbeitgeber und geht über das Bewerbermanagement bis hin zum Onboarding neuer Mitarbeiter. Genau an dieser Stelle machen sich Unternehmen das Leben sehr viel leichter, wenn sie auf digitale Tools setzen, die sie bei diesen Aufgaben unterstützen.

Für ein erfolgreiches Recruiting sind zwei Schritte essentiell: Hürden abbauen und Bewerbungsprozesse effizient gestalten. Ein häufiger Fehler ist, dass Bewerbern die erste Ansprache unnötig erschwert wird. Die Zeiten für postalische Bewerbungen und komplizierte Vorgehensweisen sind auch für KMU schon lange vorbei. Unternehmen nutzen im besten Fall digitale Bewerber-Portale und Eingabeformulare. Noch niederschwelliger sammeln sie Bewerbungen auch über die Sozialen Medien oder verlinken zu einem Bewerbungsportal. Leichtere Bewerbungsprozesse bedeuten in den meisten Fällen mehr Bewerber. Mehr Bewerbungen und gute Recruitingabläufe sorgen für eine größere und bessere Auswahlmöglichkeit unter den Kandidaten – so können Unternehmen die passendsten Fachkräfte für ihr Unternehmen identifizieren. Je nach Unternehmenssituation und -größe raten wir zu einem softwaregestützten Bewerbermanagementsystem. Dazu gibt es digitale All-in-One-Lösungen, mit deren Hilfe Abläufe vereinfacht und zentralisiert werden. Denn sind erst einmal neue Mitarbeiter eingestellt, gibt es viele Folge-To-dos.

Konsequenterweise sollten Unternehmen auch digitale Hilfsmittel für das Onboarding einsetzen. Es eignen sich beispielsweise Softwarelösungen für eigene Wissensplattformen und digitale Learning-Tools. Dort stehen neuen Mitarbeitern Lernmaterialien und Schulungsvideos zur Verfügung und vermitteln grundlegendes Wissen für den Einstieg. Das Unternehmen stellt auf diese effektive Weise sicher, dass alle Mitarbeiter die gleichen Voraussetzungen haben. Ein gutes Onboarding ist auch deshalb so wichtig, weil es dafür sorgt, dass sich neue Mitarbeiter im Unternehmen wohl fühlen, sich mit der Unternehmensmission identifizieren und eine nachhaltige Bindung zum Arbeitgeber entwickeln.

Sichtbarkeit als Arbeitgeber

Viele KMU scheuen davor zurück, ihren Arbeitgeberauftritt digital auszuweiten, dabei ist genau das der Weg zu einer größeren Sichtbarkeit gegenüber dem Wettbewerber. Es geht zudem  darum, noch stärker für das Berufsbild und die eigene Arbeitgebermarke zu werben und zu begeistern. Das Employer Branding über verschiedene Digitalkanäle, Jobportale, Anzeigen und auch die Unternehmenshomepage ist der geeignetste Weg, um direkte Botschaften auszusenden oder über Wissenslücken aufzuklären. Eine direkte Ansprache mithilfe eines digitalen Arbeitgeberauftritts hilft zudem, Vorbehalte oder Geschlechterklischees, wie sie zum Beispiel im Handwerk vorhanden sind, abzubauen. Das funktioniert auch mit einzelnen Ressourcen, wie beispielsweise über die Sozialen Medien. Geschäftsführer von KMU bedenken meist nicht, wie viel mehr sie erreichen können, wenn sie digitale Kanäle, wie zum Beispiel Instagram oder TikTok, nutzen – gerade für den Bereich Recruiting. Vielen unserer Partnerbetriebe empfehlen wir daher, sich mit dem Thema Social Media auseinanderzusetzen.

Digitalisierungsstrategien konsequent verfolgen

Nur wer seine Kernprozesse digitalisiert, wird mit seinem Unternehmen erfolgreich wachsen. Allein beim Thema Personalrekrutierung spürt man schnell die Auswirkungen einer guten digitalen Strategie. Unsere Erfahrung zeigt zudem: Digitalisierung beginnt bei der Geschäftsführung und der Vision für das eigene Unternehmen. Sie ist nicht nur ein technologisches, sondern auch ein kulturelles Thema. Die Einführung digitaler Tools erfordert eine Anpassung der Arbeitsprozesse und der Unternehmenskultur. Daher sollte die Geschäftsführung die Mitarbeiter auf diesem Weg mitnehmen und die Veränderungen transparent kommunizieren. Wenn die Geschäftsführung selbst von digitalen Werkzeugen überzeugt ist, sind Auswirkungen schnell für das gesamte Unternehmen spürbar. Für KMU in der Wachstumsphase ist es mitunter schwierig zu entscheiden, wohin sie weiter investieren sollen. Ein Geschäftsführer mit Weitblick sucht die strategische Beratung, um die wichtigsten Digitalisierungschancen zu identifizieren und den Transformationsprozess erfolgreich zu starten.

[1]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/681897/umfrage/hemmnisse-fuer-die-digitalisierung-im-handwerk-in-deutschland/

Über den Autor:

Matthias Aumann unterstützt seit 2017 mit seiner digitalen Unternehmensberatung Mission Mittelstand kleine und mittelständische Unternehmen in den Bereichen Strategie, Digitalisierung, Neukundengewinnung und Recruiting. Als erfolgreicher und leidenschaftlicher Unternehmer gibt er Praxiswissen auf Augenhöhe weiter.

Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland (CC BY-ND 3.0 DE)

https://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/de/ 

 

Chance zur Fachkräftegewinnung und -sicherung

Zukunftsorientierte Unternehmen vermitteln Azubis Digitalkompetenzen

 

Ohne nennenswerte digitale Skills stolpern die meisten jungen Erwachsenen völlig unbedarft von der Schule in den Ausbildungsbetrieb. Den routinierten Internet-Konsumenten fehlt in aller Regel das Verständnis für die Grundlagen von IT, für Algorithmen, für die Herausforderungen der sozialen Medien oder für das Internet als Wirtschaftsraum. Unternehmen, die ihren Auszubildenden zeitgemäße Digitalbildung vermitteln, gewinnen als attraktive Arbeitgeber begehrte junge Talente und sichern sich qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft.

 

Digitalkompetenzen sind Mangelware

Social Media-Pannen, Datenschutzverstöße oder IT-Sicherheitsvorfälle können einen immensen Schaden anrichten. Wer sich dagegen kompetent, souverän und gesund in der digitalen Geschäftswelt zu bewegen weiß, hat einen extrem hohen Mehrwert für jedes Unternehmen. Leider werden die notwendigen Digitalkompetenzen immer noch nicht systematisch in der Schule vermittelt. Schon in Europa zählt Deutschland beim Thema Digitale Bildung zu den Schlusslichtern.

Unternehmen investieren in Digitale Bildung

Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, weiter auf die Bildungspolitik zu hoffen. In der digitalen Transformation ist Personalentwicklung so wichtig wie nie. Wer auch morgen fähige Fachkräfte braucht, sollte sich heute intensiv um seine jungen Talente kümmern. Deshalb packen viele Unternehmerinnen und Unternehmer jetzt selbst mit an und investieren in ihre Auszubildenden und Young Professionals. Damit übernehmen sie auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes.

Nachhaltigkeit sichert Wettbewerbsvorteil

Mit der Entscheidung, ein Budget für Digitale Bildung einzuplanen, stellt die Wirtschaft nicht nur professionelle Arbeitsprozesse sicher. Zeitgemäße Aus- und Weiterbildungen sind heutzutage ein entscheidender Recruiting-Faktor: Die jüngere Generation findet Fortbildung immer wichtiger und erwartet vom Arbeitgeber ein entsprechendes Angebot. Darüber hinaus wachsen die Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften. Unternehmen rund um den Globus spüren den Druck von Kunden, Investoren und der Politik, nachhaltiger zu agieren. Wer die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkennt, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil. Fortbildungsmaßnahmen sind ein elementarer Bestandteil der sozialen Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen.

Digitales Basiswissen erleichtert Berufsstart

Den meisten Unternehmerinnen und Unternehmern ist gar nicht bewusst, dass ihre Auszubildenden ohne das nötige Rüstzeug in der digitalen Welt unterwegs sind. Da Digital Natives meist sehr selbstverständlich mit digitalen Anwendungen umgehen, vermitteln sie einen kompetenten Eindruck und werden gern mit IT-Aufgaben betraut. Wer die Website oder den Online-Shop pflegt und sich um die Social Media-Kanäle kümmert, sollte jedoch unbedingt in Grundzügen mit Themen wie Urheberrecht, Datenschutz oder Datensicherheit vertraut sein. In diesen Bereichen sind Digital Natives allerdings häufig noch digital naiv. Deshalb ist zeitgemäße Digitale Bildung im Unternehmenskontext so wichtig: Der bewusste Umgang mit den Gefahren der digitalen Welt schützt die jungen Talente vor strafrechtlicher Verfolgung und gleichzeitig das Unternehmen vor Imageschäden, Daten- oder Umsatzverlusten.

Live Hacking sensibilisiert für Datensicherheit

Ein ganz elementares und branchenübergreifendes Thema der Digitalen Bildung ist Datensicherheit. Im Arbeitsalltag fällt die Sicherheit oft der Bequemlichkeit und dem Leichtsinn zum Opfer. Wirksamer Passwortschutz ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Und die Veröffentlichung von sensiblen Daten im Netz: Stolz werden beispielsweise Flugtickets gepostet. Oder beim Social Media-Shooting im Unternehmen fällt gar nicht auf, dass im Hintergrund vertrauliche Informationen sichtbar sind. Um nachhaltig für einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten zu sensibilisieren, haben sich Live Hacking-Präsentationen als besonders wirksam erwiesen. Dabei hacken sich die Experten nach Vereinbarung in bestimmte Daten der Kurs-Teilnehmenden ein. Diese Erfahrung geht meist sehr viel mehr unter die Haut als ein theoretischer Vortrag. Wer einmal am eigenen Leib gespürt hat, was Profis mit scheinbar harmlosen Daten anstellen können, verhält sich in Zukunft garantiert sehr viel vorsichtiger.

Knowhow schützt vor Rechtsverstößen

Eine ähnliche Brisanz hat das Thema Recht im Internet: Urheberrechts- oder Datenschutzverstöße können Schäden in Millionenhöhe verursachen. Leider gehen vor allem junge Menschen oft noch sehr unbedarft mit urheberrechtlich geschützten Inhalten um – von Videos über Fotos und Texten bis hin zur Musik. Viele Dienste stellen ihre Inhalte ja auch zur kostenlosen Nutzung bereit und gewöhnen den Nachwuchs so daran, sich frei zu bedienen. Allerdings wird häufig ein Unterschied zwischen privaten Nutzern und Unternehmen gemacht, was die meisten gar nicht wissen. Es gibt sogar Dienste, die Urheberrechtsverstöße provozieren, weil sie ihr Geld mit Abmahnungen verdienen. Um die wichtigsten rechtlichen Aspekte bei den Auszubildenden und Young Professionals nachhaltig zu verankern, haben sich Fallbeispiele aus der Praxis bewährt – je konkreter und aktueller das Wissen aufbereitet wird desto besser.

Gute Manieren sind auch online gefragt

Beim Thema Netiquette macht viel Übung den Meister. Respektvolles Benehmen auf digitalem Parkett reicht von der Kommunikation im Unternehmenskontext bis hinein in den privaten Bereich. Viele mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer setzen bestimmte Verhaltensweisen als selbstverständlich voraus. Doch die wenigsten jungen Menschen wurden für digitale Kommunikationssituationen trainiert – weder von der Schule noch vom Elternhaus. Deshalb treffen Emails, Online-Beiträge oder Social Media-Kommentare oft nicht den richtigen Ton und können sogar den Ruf des Unternehmens nachhaltig schädigen. Auch macht sich die junge Generation selten bewusst, dass ihre private Kommunikation in den Sozialen Netzwerken für jeden öffentlich sichtbar ist. Das Posten peinlicher Fotos ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Eine besondere Herausforderung stellt der professionelle Umgang mit kritischen Kommentaren, Hate Speech oder einem Shitstorm dar. Als Trainingsformat für Auszubildende und Young Professionals ist ein interaktiver Workshop empfehlenswert.

Informationsgesellschaft erfordert Medienkompetenz

Journalistische Recherche-Kompetenzen sollten in unserer digitalen Informationsgesellschaft berufsübergreifend erlernt werden, denn im Internet rangieren seriöse Informationen neben kruden Fake News. In unserer heutigen Arbeitswelt ist es branchenübergreifend notwendig, Informationen kritisch zu hinterfragen und Quellen zu bewerten. Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre jungen Talente in diesem Bereich trainieren, erfüllen gleichzeitig einen gesellschaftlichen Auftrag zur demokratischen Bildung.

Digitale Gesundheit ist lernbar

Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement zählt inzwischen auch das Thema Digitale Gesundheit. Besonders junge Mitarbeitende leiden unter digitalem Stress, teilweise sogar unter Online-Sucht. Traurige Folgen sind Burnout und Depression. Personalverantwortliche können mit einem zeitgemäßen Weiterbildungsangebot helfen, digitalem Stress vorzubeugen und eine gesunde Online-Offline-Balance zu finden. Einen neuen Aspekt der digitalen Gesundheit hat die Corona-Pandemie hervorgebracht: Das mobile Arbeiten im Homeoffice erschwert zwischenmenschliche Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen. Gerade Auszubildende und Young Professionals, die häufig allein leben, benötigen empathische Begleitung, um nicht in die soziale Isolation zu geraten.

Digital Natives haben Markenbotschafter-Potenzial

Wenn junge Talente mit den Risiken der digitalen Welt vertraut sind, können sie eine wertvolle Markenbotschafter- und Vorreiterrolle für ihr Unternehmen übernehmen. Digital Natives sind mit digitalen Medien aufgewachsen und haben daher meist eine natürliche Affinität zu ihnen. Sie können sich in der Regel schnell in digitale Aufgaben einarbeiten und der älteren Generation im Unternehmen hilfreich motivierend zur Seite stehen. In Workshops rund um die Themen Content-Kreation für Social Media, Blogs und Website entwickeln sich passive Internet-Konsumenten zu kreativen Gestaltern. Wenn Online-Profis Digital Natives in Workshops coachen, entstehen in kurzer Zeit authentische Fotos, Videos und Texte für das Unternehmen. Bei digital begeisterten Auszubildenden und Young Professionals sorgen solche Aufgaben für eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen und Online-Beiträge von jungen Mitarbeitenden können sogar positive Effekte auf die Recruiting-Strategie haben. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer starten mit dem Thema Digitale Bildung, um Risiken vorzubeugen. Und sind nach einiger Zeit überrascht, welche großen Chancen und Potenziale darin stecken.

Simone Stein-Lücke hat mit ihrem Social Impact-Unternehmen BG3000 bundesweit über 35.000 junge Menschen für die digitale Arbeitswelt trainiert. Die BG3000 mit Sitz in Bonn und Mönchengladbach ist deutscher Marktführer für Social Media- und Future Work-Trainings im Schul-, Azubi- und Young Professional-Bereich. Schulen und Unternehmen können die Smart Camps der BG3000 in Präsenz, online oder hybrid erhalten. Jedes Camp ist maßgeschneidert. Aktuell wird das BG3000 Modellprojekt „Kein AZUBI ohne DIGI“ vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert und in Kooperation mit Industrie- und Handelskammern flächendeckend ausgerollt. 2.000 Auszubildende im Kammerbezirk Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf erhalten kostenlos 6×60 Minuten Live-Online-Digitaltrainings zu den relevantesten Aspekten der Nachrichten- und Informationskompetenz. Weitere IHK Kammerbezirke werden noch in diesem Jahr folgen.

Weitere Informationen unter:  www.bg3000.de

ChatGPT und die folgen

ChatGPT – ein Computermodell der Firma Open AI, das mithilfe Künstlicher Intelligenz auf die Verarbeitung sprachlicher Daten trainiert wurde – hat seit seiner Einführung im November 2022 weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Im Auftrag des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung hat das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) betriebene Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) nun eine umfassende Einschätzung dieses technologischen Durchbruchs in der digitalen Sprachverarbeitung vorgelegt.

„Es ist sinnvoll, jetzt eine breite Debatte darüber zu führen, wie wir mit KI-Systemen umgehen wollen“, betont Dr. Steffen Albrecht vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT, das auch das TAB betreibt. Albrecht ist Autor der jetzt veröffentlichten Studie ChatGPT und andere Computermodelle zur Sprachverarbeitung – Grundlagen, Anwendungspotenziale und mögliche Auswirkungen. „Die Gesellschaft“, so Albrecht, „muss sich klarmachen, auf was sie sich da einlässt und welche Regeln wir vereinbaren wollen. Das System birgt ebenso zahlreiche Chancen wie Risiken. Unsere Studie liefert ein Nebeneinander von Pro und Contra, das lässt sich im Moment noch nicht vermeiden. Für eine klare Bewertung ist es derzeit noch zu früh.“

 

Im Einzelnen beschreibt das rund 100-seitige Hintergrundpapier des TAB die Technik, auf der ChatGPT aufsetzt, ihre Möglichkeiten und Grenzen, die potenziellen Anwendungen des Chatbots sowie mögliche gesellschaftliche Auswirkungen. Das scheinbar grenzenlose Wissen der Dialog-KI und ihre verblüffende, blitzschnelle Eloquenz führt Soziologe Albrecht auf zwei technologische Durchbrüche zurück: „Diese neue Art künstlicher neuronaler Netzwerke, die sogenannten Transformermodelle, ermöglicht erstens eine besonders effiziente Umwandlung von Sprache in mathematische Parameter. Dadurch können zweitens die Komplexität dieser Computermodelle und die Menge der für ihr Training verwendeten Daten enorm vergrößert werden.“ So greift das ChatGPT zugrundeliegende Computermodell auf 175 Milliarden Parameter und auf ein Trainingsmaterial von 300 Milliarden Textbestandteilen zurück.

 

Für Chatbots derartiger Potenz ergeben sich laut Steffen Albrecht eine Reihe plausibler Einsatzmöglichkeiten: „Viele menschliche Tätigkeiten, die mit der Verarbeitung von Texten verbunden sind, lassen sich nun zumindest teilweise automatisieren. Weitere Perspektiven ergeben sich durch die multimodale Ausdehnung auf Bilder und Töne.“ Solche Entlastungs- beziehungsweise. Rationalisierungseffekte betreffen künftig nicht nur Bereiche wie Journalismus, Unternehmenskommunikation oder Dialoge mit Kundinnen und Kunden, sondern auch Tätigkeiten wie Programmierung und Rechtsberatung, die bisher nicht betroffen waren. „Da die KI-Systeme in natürlicher Sprache angesprochen werden können, könnten sie, wo erforderlich, zugleich als leicht bedienbare Schnittstelle für andere Computersysteme genutzt werden.“ Positive Effekte könnten sich Albrecht zufolge auch für die Inklusion behinderter Menschen ergeben: „Noch immer sind erst wenige Texte in leichte Sprache übersetzt, hier könnte künftig ChatGPT einen Beitrag leisten.“

 

Allem medialen Wirbel zum Trotz sollte die öffentliche Debatte über Computermodelle wie ChatGPT auch deren Grenzen und Risiken einbeziehen. „Der Output von Computermodellen kann nur so gut sein wie das, was sie an Input erhalten haben. Ein in den Trainingsdaten enthaltener Bias, also eine verzerrte Repräsentation bestimmter Kategorien, kann sich in den Antworten des Systems widerspiegeln und Diskriminierung verstärken“, sagt Albrecht. Zudem sind die vom System erzeugten Informationen häufig schlicht falsch: „Aufgrund der hohen sprachlichen Qualität und in Ermangelung von Belegen lässt sich die Korrektheit jedoch nur schwer überprüfen, wodurch das Vertrauen in die Verlässlichkeit von Informationen im Allgemeinen sinken kann. Eine verantwortliche Anwendung von ChatGPT sollte sich auf solche Gebiete beschränken, in denen die Nutzenden die Qualität der Ergebnisse beurteilen können beziehungsweise die faktische Richtigkeit weniger bedeutsam ist“, resümiert der Karlsruher Forscher. Daneben diskutiert die Studie konkrete Risiken wie eine Zunahme als solcher nicht erkennbarer computergenerierter Texte in privater und öffentlicher Kommunikation, effektivere Angriffe auf die Computersicherheit oder größere Mengen bewusst schädigend eingesetzter Texte, die das Vertrauen in den öffentlichen Diskurs beziehungsweise die demokratische Meinungsbildung untergraben.

Einen Schwerpunkt legt die Technikfolgen-Studie des TAB auf die Bereiche Bildung und Forschung.

Den Hoffnungen von Lehrkräften auf Entlastung von Routineaufgaben und auf eine Erweiterung didaktischer Möglichkeiten stehen dem Papier zufolge Befürchtungen eines Verlusts von Bildungskompetenzen, missbräuchlicher Verwendungen in Prüfungen sowie Datenschutzbedenken gegenüber. „Ich kann mir gut vorstellen“, so Steffen Albrecht, „dass Schulkinder und Studierende künftig nicht mehr nur einen fertigen Text abgeben, sondern dass sie sich schon viel früher mit ihren Lehrkräften darüber auch austauschen. Etwa über die Entwicklung einer Fragestellung, über die Suche nach Quellen oder den Aufbau einer Argumentation. Gerade im Umgang mit Quellen kann ein KI-System wie ChatGPT nur sehr bedingt helfen.“

In der Wissenschaft könnten Programme wie ChatGPT die Zahl der Betrugsfälle steigen lassen: „Schon heute herrscht ein hoher Druck, möglichst viel zu publizieren. Es ist also leicht vorstellbar, dass sich Forschende dazu verleiten lassen, ein KI-System ihre Studien schreiben zu lassen. Gleichzeitig deutet sich aber an, dass das System beim wissenschaftlichen Schreiben auch hilfreich sein könnte, zum Beispiel wenn es darum geht, die relevante Literatur zusammenzufassen oder in einer anderen als der Muttersprache zu publizieren“, stellt Albrecht fest.

Die Anwendungspotenziale und möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen von Computermodellen wie ChatGPT sind auch Gegenstand einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages am heutigen 26. April 2023, bei der unter anderem Sachverständige befragt werden.

 

Weitere Informationen zur Studie bietet ein ausführliches Interview mit Steffen Albrecht auf https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/was-chatgpt-fuer-bildung-und-wissenschaft-bedeutet/

Foto von DeepMind auf Unsplash

„Startup-Offensive“ in Modulbauweise

Junge Unternehmen und die deutsche Gründerszene bewegen sich in einem besonders dynamischen Umfeld. Ein hohes Maß an Flexibilität ist Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung. Die Szene sucht passende Konzepte für attraktive Standorte und Workspaces. Module unterstützen individuelle, nachhaltige und schnell errichtete Büroflächen, die mitwachsen.

Ein innovatives Beispiel aus München: Brigk-Air bietet Startups Raum und Unterstützung. Geschäftsführer Franz Glatz kennt die Anforderungen der jungen Unternehmner:innen und bietet ihnen Workspace in einem Gründerzentrum an. Bei ihm haben bereits 200 Startups aus aller Welt Interesse am Standort Ingolstadt-Manching angemeldet.

Aus 24 Hybridmodulen des Modulbau-Anbieters Adapteo wuchs auf dem bisherigen Parkplatz des Manchinger Airbus-Standorts ein modernes Büro. Festbauten waren dort nicht möglich, deshalb bot sich ein Gebäude zur Miete an, das wieder zurückgebaut werden kann.

Innovativer und moderner Workspace

Das Gründerzentrum steht für moderne Bürokonzepte und entspricht genau den Vorstellungen der Startups: Große Büroräume, kleine Launch- und Chilling-Areas, separate Meetingräume, zwei Dachterrassen, raumhohe Fenster für helle Räume, LED-Leuchten mit Easy Smart Sensor und Human Centric Lightning, Klimatisierung sowie dämmerungsgesteuerte Außenbeleuchtung. Die Aufstockung einer weiteren Etage ist bereits geplant.

Den Aspekt „Nachhaltigkeit“ verschieben neue Marktteilnehmer aufgrund anderer Prioritäten meist „auf später“. Gemeinsam mit Anbietern wie Adapteo können sie dem ökologischen Anspruch für den Unternehmensstandort von der ersten Sekunde an gerecht werden: Die Bau-Module werden aus recycelbaren Materialien hergestellt und sind energieeffizient.

Das Gründerzentrum erfüllt zudem eine der Anforderungen, die Deutschland als Start-up-Standort attraktiver machen sollen: Bessere Vernetzung mit anderen Gründer:innen (DIHK-Report Unternehmensgründungen 2022).

Herausforderung für Unternehmer:innen

Schnelles Wachstum und Marktreife, starker Wettbewerb, Investitionsverzögerungen, wechselnde Anforderungen kombiniert mit Homeoffice-Wünschen und einer Vier-Tage-Woche: Alles zusammen erschwert Unternehmer:innen eine realistische Kalkulation der Büroflächen. Die Planung hat nur für den Augenblick Relevanz. Für neue Arbeitsgemeinschaften und Teams sind der geeignete Standort und das Wohlfühlklima wichtige Skills für erfolgreiches Teamwork – Notlösungen sind keine Alternative. Ein Dilemma, dem mit modularen Baustrategien begegnet werden kann.

Adapteo bietet eine flexible Lösung für Unternehmen, die schnell und unkompliziert Büroraum benötigen. Die einzelnen Module werden vorgefertigt und dann am Standort zusammengestellt. Die Bauzeit ist deutlich kürzer als bei herkömmlichen Bauprojekten und die Bürofläche kann bei Bedarf erweitert oder verkleinert werden. Adapteo plant und entwickelt die Konzepte und setzt sie für den Kunden um.

Spezialist für modulare Bauweise

Modulare Büroräume sind individuell anpassbar und werden nach den Wünschen des Kunden gestaltet. Wenn ein Unternehmen seinen Standort wechselt, können die Module abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden.

Adapteo bietet als zuverlässiger Partner mit der modularen Bauweise eine individuelle, flexible und nachhaltige Lösung für Unternehmen, die sich in einem dynamischen Umfeld bewegen und schnell auf Veränderungen reagieren müssen.

Tag der Arbeit: Wie Firmen in Krisenzeiten bei Arbeitnehmern punkten 

Tag der Arbeit: Wie Firmen in Krisenzeiten bei Arbeitnehmern punkten 

  • Bundesverband Industrie Kommunikation legt Whitepaper „Employer Branding“ vor

Augsburg, 27. April. 2023

Die ehrliche und professionelle Kommunikation zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern steht in Krisenzeiten hoch im Kurs: Knapp 70 Prozent der Experten für Industrie-Kommunikation sind überzeugt, auf diesem Weg die Belegschaft zu binden und künftig konkrete Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Mit einem Whitepaper „Employer Branding“ liefert der Bundesverband Industrie Kommunikation eine Übersicht, wie Firmen sich im Austausch mit Ihren Beschäftigten als Arbeitgeber positionieren.

„Ein klar definiertes Leitbild ist heute für Unternehmen und ihre Beschäftigten unverzichtbar“, sagt Ramona Kaden, Geschäftsführerin vom Bundesverband Industrie Kommunikation. „Wie sich die zugrundeliegende Kommunikations-Strategie schrittweise entwickeln lässt, ist eine handwerkliche Aufgabe: Das reicht – je nach Firma – von einer leichten Justierung bis hin zu einer fundamentalen Neuausrichtung. Worauf die Entscheiderinnen und Entscheider dabei achten sollten, zeigt unser neues Employer-Branding-Whitepaper mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis.“

Ehrliche Analyse des Ist-Zustands

Die Kommunikationsprofis empfehlen, zunächst den Ist-Zustand der Firma zu untersuchen: Was denken die Beschäftigten über ihren Arbeitgeber, beispielsweise die Unternehmens- und Führungskultur sowie das Betriebsklima? Was sind die Alleinstellungsmerkmale und welche Erwartungen haben künftige Bewerber? In diesem Prozess ist entscheidend, von Anfang an verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Der Grund: Basiert eine Selbsteinschätzung nur auf der Sicht einzelner Stakeholder, besteht das Risiko, dass die gewählte Botschaft bei den Zielgruppen keine Rückkoppelung findet und damit unglaubwürdig wirkt. In der Umsetzung erwarten die meisten Experten aus der B2B-Kommunikation, dass in den kommenden drei Jahren eine engere Zusammenarbeit beim Employer-Branding zum Standard wird – beispielsweise mit einem Hand-in-Hand von HR und Marketing.

Eigene Stärken glaubwürdig vermitteln

Herrscht nach der Analyse Klarheit über die eigenen Stärken, wird ein Profil entwickelt, um sich von anderen Arbeitgebern abzuheben. Firmen profilieren sich beispielsweise mit technologischer Innovation, aktuellen Nachhaltigkeitsthemen oder gelebter Diversität. Speziell für jüngere Generationen sind gesellschaftspolitische Positionierungen essenziell. In jedem Fall ist entscheidend, dass die Stärken nachweisbar vorhanden sind und glaubwürdig kommuniziert werden.

Im Employer Branding kommt der Kommunikation die Aufgabe zu, die Unternehmenskultur in die richtigen Worte zu fassen. Ziel ist, die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen zu stärken und eine Vertrauenskultur zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmern zu schaffen.

Zeit & Engagement lohnen sich

„Employer Branding erfordert viel Zeit und Engagement“, sagt Ramona Kaden. „Doch der Einsatz lohnt sich: Professionelle Kommunikation sorgt gerade in unsicheren Zeiten für Zusammenhalt.“

 

Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Samsung TV-Studie

Trends in der nachhaltigen Geldanlage

Die TREND-REPORT-Redaktion spricht mit Sascha Görlitz, Geschäftsführer beim Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.  (FNG), über Impact-Investments, nachhaltige Geldanlagen und Investmentstrategien.

 

Interviewpartner: seit Januar 2022 ist Sascha Görlitz Geschäftsführer beim FNG.

Herr Görlitz, welche Trends machen Sie im Kontext nachhaltiger Geldanlagen aus?

Die Umsetzung der EU-Sustainable-Finance Gesetzgebung stellt auch 2023 weiterhin viele Produktanbieter vor immense Herausforderungen. Dabei tragen vor allem die zuletzt häufiger aufkommenden Greenwashing-Vorwürfe gegenüber Finanzprodukten zu einer Verunsicherung bei. Die gegenwärtige Unsicherheit in der Auslegung relevanter Rechtsakte ist sicherlich auch ein Grund für die Umklassifizierung vieler Fonds: in den letzten Monaten wurden eine Reihe von Fonds, die unter Art. 9 berichtet haben, zum Bericht unter Art. 8 umklassifiziert. Währenddessen steigt langsam das Bewusstsein der Branche für die Bedeutung von Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen – nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel, sondern auch bezogen auf die globalen Wirtschaftsleistungen. Bisher berücksichtigen öffentliche und private Finanzströme diesen Umstand noch nicht ausreichend. Weiterhin steigt der Anteil privater Investoren an nachhaltigen Geldanlagen. 2022 zuletzt deutlich, hier konnten wir in unserem jährlichen Marktbericht ein Plus von 230% in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Wir sind gespannt wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Des Weiteren kommen immer mehr neue Instrumente mit einem Nachhaltigkeitsfokus auf den Markt, z.B. Sustainability-Linked-Bonds (SLB), bei denen finanzielle Charakteristiken von einer vorher festgelegten Zielerreichung, etwa dem prozentualen Zubau regenerativer Energien im Vergleich zum Vorjahr, abhängen.

Welche Rolle spielen Impact-Investments im Hinblick auf nachhaltige Geldanlagen und Investmentstrategien?

Zuletzt hat das Thema Wirkung für Anlegende an Bedeutung gewonnen. Bisher gibt es jedoch noch wenig Finanzprodukte, die dieses Interesse widerspiegeln. Daher machen Impact Investments bis dato nur einen kleinen Teil Nachhaltiger Geldanlagen aus. Zudem befindet sich ein Konsens darüber, was als Impact Investment gilt, noch in der Entwicklung. Bisherige Angaben beruhen daher auf Selbsteinschätzungen von Anbieter:innen. Wir vom FNG verstehen darunter, kurz gesagt, Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Beitrag zur Lösung von ökologischen und/oder sozialen Problemen leisten. Dabei zeichnen sich Impact Investments für uns durch fünf Merkmale aus: die Intentionalität zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beizutragen, die Zusätzlichkeit des positiven Beitrags, welcher signifikant sein soll und glaubhaft dargelegt werden muss sowie die Berücksichtigung negativer Beiträge, die Erläuterung der Wirkungskanäle, die Messbarkeit anhand dargelegter Kriterien und die Transparenz hinsichtlich der Berichterstattung.

ESG vs. Impact Investing: Wie können Anleger eine (wirkliche) nachhaltige Geldanlage finden?

Das ist schwer zu sagen, denn aktuell gibt es mehrere Definitionen von nachhaltigen Investitionen, z.B. auf EU-Ebene in der Offenlegungsverordnung und für „ökologisch nachhaltige Investitionen“ in der Taxonomieverordnung. Daher existiert ein breites Spektrum von Anlagestrategien. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema unumgänglich, denn es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, was eine nachhaltige Geldanlage ausmacht. Daher bleibt es wichtig, die gewählten Strategien der Anbieter nachzuvollziehen und zu prüfen, ob diese mit den eigenen Vorstellungen einhergehen. Gute Orientierung bieten dabei SRI-Siegel, wie z.B. das FNG-Siegel oder das Österreichische Umweltzeichen. Einen Überblick auf Basis einer Selbstauskunft der Anbieter ermöglicht das FNG-Nachhaltigkeitsprofil, mit dem etwa nach präferierten Ausschlüssen der einzelnen ESG-Dimensionen gesucht werden kann. Hat man bereits eine engere Auswahl getroffen, kann bei Artikel 8 oder 9 Produkten gemäß der Offenlegungsverordnung auch der Anhang Vorvertragliche Informationen genutzt werden, um an detaillierte Auskünfte zu gelangen. Daneben kann die EU-Taxonomie Auskunft darüber geben in wie weit die vorgegebenen Ziele der EU verfolgt werden, allerdings ist die Berechnung der Quoten derzeit noch in der Findungsphase. Auch im Bereich Benchmarks stehen mit dem „Climate Transition Benchmark“ & dem „Paris Aligned Benchmark“ nun Orientierungshilfen zur Verfügung.

Welche Rolle spielen in diesem Kontext Impact-Fonds?

Bei Impact Investments im engeren Sinne steht die Entwicklung von Orientierungshilfen erst am Anfang. Hier existiert noch kein Branchenstandard in Form eines Labels. Erste Versuche dazu lassen sich bisher in der UK beobachten. Anlegenden bleibt daher gegenwärtig nichts anderes übrig, als sich mit den in Frage kommenden Fonds auseinanderzusetzen und die verfügbaren Informationen, etwa angesprochene Impact-Reports, zu prüfen und mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen. Außerdem kann die Hilfe von Berater:innnen herangezogen werden. Die FNG-Definition von Impact Investments, einschließlich der fünf Impact-Merkmale, kann ebenso bei der Orientierung und Differenzierung helfen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die aus Ihrer Publikation „Impact in der Praxis“
hervorgegangen sind?

Es hat sich gezeigt, dass auch im Bereich Impact Investments der Markt bereits vielfältige Anlageklassen anbietet. Diese reichen von Aktien-, Renten- und Misch-Fonds, hin zu Immobilien- und Mikrofinanzfonds sowie Private Debt und Private Equity-Produkten. Unsere Untersuchung der Praxisbeispiele hat gezeigt, dass vor allem ökologische und soziale Wirkungsziele verfolgt werden, die sich mehrheitlich nach den SDGs, den Sustainable Development Goals der UN, oder eigens formulierten Transformationszielen richten. Governance-Ziele hingegen wurden nur wenig angestrebt. Es hat sich auch gezeigt, dass als Wirkungskanal bei fast allen Praxisbeispielen Engagement genutzt wird, häufig auch Kapitalallokation. Herausforderungen liegen hierbei vor allem bei der Wirkungsmessung, denn die Taxonomie besitzt noch keine Marktreife. Deswegen nutzen Anbieter:innen meistens die SDGs als internationales Rahmenwerk. Da Wirkung auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen kann, ist Transparenz unheimlich wichtig, um dem Vorwurf des Impact-Washings vorzubeugen. Meist geschieht das in Form einer festgelegten Berichterstattung. Transparenz bietet darüber hinaus auch die Chance zum Austausch, insbesondere zur Wirkungsmessung und um Informationsasymmetrien zwischen Finanzmarktteilnehmer:innen abzubauen.

Welche Assetklassen machen Sie noch aus?

Insgesamt findet in immer mehr Anlageklasse eine Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit statt. Für Aktien ist gegenwärtig eine vergleichsweise gute Datengrundlage verfügbar, auch Anleihen und Immobilien bieten mit einheitlichen Rahmenwerken Raum für Orientierung. Mikrofinanzfonds spielen besonders im Impact-Bereich eine große Rolle. Für Assetklassen wie Private Debt oder Private Equity sind ebenfalls Bemühungen ersichtlich, allerdings erschweren die fehlenden Berichterstattungspflichten privater Märkte, verglichen mit gelisteten Unternehmen, eine einheitliche Klassifizierung in der gesamten Breite des Marktes. Auch im Bereich der Alternativen Assets und der Derivate gibt es zunehmend Strategien, die eine Berücksichtigung der Nachhaltigkeit einfordern, auch ohne explizite regulatorische Pflicht. Gerade der Bereich Alternativer Investments, der auch Investitionen in Infrastruktur umfasst, kann ein geeigneter Ort für die gewünschte Wirkungserzielung sein.

Welche Richtlinien gibt es bereits für Impact Investments?

Von Seiten der Produktanbieter wird die Wirkung eines Produkts meist über die SDGs angegeben, aber auch die EU Taxonomie spielt hier ein zunehmende Rolle. Darüber hinaus gibt es z.B. die Operating Principles for Impact Management, welche sich ebenso großer Beliebtheit erfreuen. Ein von Allen anerkanntes Rahmenwerk gibt es im Moment nicht.

Mit welchen Veränderungen muss der Finanzsektor in den nächsten Jahren rechnen?

Da die Umsetzung der EU-Sustainable-Finance Gesetzgebung noch voll im Gange ist, sind aktuell viele Fragen offen. Diese Fragen werden sich aber nach und nach klären. Damit verbunden ist zum Beispiel die Schrittweise Erhöhung der Datenverfügbarkeit mit Inkrafttreten der CSRD und den Delegierten Rechtsakten, die noch zur Taxonomie-Verordnung der EU erwartet werden. Wir befinden uns aktuell in einer Situation, in der die Datengrundlage oft nicht ausreichend ist. Mittelfristig wird sich das ändern und es werden große Mengen an Daten verarbeitet werden können und auch müssen. Mit dem Erlass der Delegierten Rechtsakte zu den Umweltzielen 4 – 6 der Taxonomie-Verordnung werden dann auch Themen wie Biodiversität und Kreislaufwirtschaft an Relevanz für die Real- und Finanzwirtschaft gewinnen. Da aber auch die Überprüfung der Offenlegungsverordnung ansteht, sind neue Regulierungen hier mittelfristig durchaus denkbar, unter anderem auch, um Greenwashing Einhalt zu gebieten.

Nachhaltigkeitspräferenzen: Inwieweit verändert MiFID II die Finanzberatung?

Auch bei der Umsetzung der MiFID II – Änderungen vom 2. August 2022, die Berater:innen dazu verpflichtet die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kund:innen abzufragen, bestehen weiterhin Unsicherheiten. Neben der Befürchtung, dass der Fondsvertrieb unter gegenwärtigen Umständen nicht kostendeckend umgesetzt werden kann, hat sich ein erhöhter Weiterbildungsbedarf in der Beratung ergeben, da einige Berater:innen erstmals mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung kommen. Erste Studien zeigen, dass die Umsetzung bisher noch nicht ausreichend stattgefunden hat und nicht immer der Abfragepflicht nach MiFID II in der Praxis nachgekommen wird. Wir begrüßen allerdings, dass kürzlich vom Bundesrat entschieden wurde, nun auch Finanzanlagenvermittler:innen und Honorar-Finanzanlagenberater:innen gemäß §34f und §34h der Gewerbeordnung in die Beratungspflicht zu inkludieren. Bislang waren diese von der Pflicht ausgenommen. Damit müssen nun deutschlandweit flächendeckend Nachhaltigkeitspräferenzen von Kund:innen nach MiFID II in Beratungsgesprächen abgefragt werden.

https://www.forum-ng.org/de/

 

 

„Die Personalarbeit muss professionalisiert werden, Silos müssen aufgebrochen werden“

Gastbeitrag von Stephanie Krüger, HR-Agentur HRtbeat.

 

Erfolgreiches Recruiting ist nicht nur Sache der HR-Abteilung

Drastische Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt stellen Personalabteilungen vor völlig neue Herausforderungen – sowohl im Recruiting als auch bei der Mitarbeiterbindung. Dafür benötigen HR-Teams neue Strategien und Maßnahmen, die sie vom Marketing adaptieren können. Um aktiv werden zu können im Kampf um die besten Arbeitskräfte, ist es notwendig, dass Unternehmen intern Silos aufbrechen: Die Personalabteilung muss eng und auf Augenhöhe mit dem Marketing und den Führungskräften im Unternehmen zusammenarbeiten.

Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist mittlerweile in nahezu jeder Branche angekommen. Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen, wenn plötzlich der Bewerbungseingang leer bleibt. Die Gründe sind vielfältig, müssen aber im Kontext des demographischen Wandels interpretiert werden: Mehr als sieben Millionen Menschen werden in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, deutlich weniger junge Menschen treten in den Arbeitsmarkt ein. Laut Agentur für Arbeit muss Deutschland mit 7 bis 15 % weniger Erwerbstätigen bis 2035 rechnen. Das führt zu einem Überschuss an unbesetzten Stellen mit einer durchschnittlichen Vakanzzeit von 150 Tagen pro Arbeitsstelle, Tendenz steigend.

Was bedeutet das konkret? In der Vergangenheit war der der Arbeitsmarkt ein Angebotsmarkt. Arbeitnehmende mussten sich aktiv um Arbeitsplätze bemühen und Arbeitgeber waren in der Lage, aus einer großen Anzahl von Bewerbern zu wählen. Heute ist der Arbeitsmarkt ein Nachfragemarkt: Unternehmen müssen um qualifizierte Arbeitnehmer konkurrieren und haben häufig Schwierigkeiten, geeignete Kandidaten zu finden. Arbeitnehmende können oftmals aus verschiedenen Angeboten auswählen, sich für die attraktivsten Bedingungen entscheiden. Das führt nicht nur dazu, dass Arbeitnehmende mehr Verhandlungsmacht besitzen – sie begeben sich sogar nur noch selten aktiv auf die Suche nach einer neuen Stelle. Stattdessen gehen Unternehmen heute aktiv auf potenzielle Kandidaten zu und versuchen mit Gehalt, Benefits und Unternehmenskultur zu punkten. Der Bewerbungsprozess hat sich umgekehrt; nicht die Kandidaten bewerben sich, das Unternehmen bewirbt sich bei den Kandidaten.

Neue Anforderungen an Personalabteilungen

Jahrzehntelang war die klassische Personalabteilung in erster Linie eine Verwaltungsabteilung. Die Abteilungen meldeten hier ihren Bedarf an neuen Mitarbeitenden und die Personaler kümmerten sich um eine Stellenausschreibung, sammelten die Bewerbungen und begleiteten Bewerbungsgespräche. Die Hauptanforderung war, aus einer Vielzahl von Bewerbungen den Mitarbeitenden zu identifizieren, der am besten geeignet ist. Heute bleiben die Bewerbungen aus, alle blicken hilfesuchend in ihre Personalabteilungen – doch dort fehlen die passenden Werkzeuge. HRler wurden bis vor kurzem nicht für diese Situation ausgebildet und müssen sich neue Skills aneignen. Sie beginnen, sich neue Fragen zu stellen: Was ist Arbeitnehmern heute wichtig? Was muss unser Unternehmen bieten? Warum sollten Bewerber zu uns kommen, statt zur Konkurrenz zu gehen? Wo finden wir interessierte Bewerber? Welche Bedürfnisse haben die Menschen, die wir als Bewerber für unser Unternehmen gewinnen wollen? Wie machen wir sie auf uns aufmerksam? Das sind richtige und wichtige Fragen in der aktuellen Situation. Doch für die Beantwortung fehlen Skills und Methoden ebenso wie Kapazitäten und Budgets. Die Geschäftsführung ist in der Verantwortung, die Personalabteilung neu aufzustellen oder externe Unterstützung von spezialisierten HR-Agenturen anzunehmen.

HR setzt auf Marketing-Strategien

Die Herausforderung ist, sich auf dem Arbeitgebermarkt attraktiv zu präsentieren und die richtigen Kandidaten zu erreichen. Da liegt ein Blick in die Marketingabteilung nah, denn die Gewinnung von Kunden kann in vielerlei Hinsicht als Vorbild fürs Recruiting dienen: Setzt man also Kunden mit Kandidaten gleich, werden Image-Kampagnen zu Employer Branding-Kampagnen und Lead-Generierung zum Recruiting. Auch was die Arbeitsweise – Agieren statt Reagieren, Schnelligkeit, strategisches Vorgehen und Controlling – angeht, kann HR sich vieles vom Marketing abschauen:
So steht zu Beginn jeder Lead-Strategie die Bestimmung der Zielgruppe. Eine Möglichkeit ist das Erarbeiten einer sogenannten Candidate Persona – eine repräsentative Person aus der Zielgruppe wird möglichst genau mit ihren Charakteristika, Wünschen und Beweggründen definiert. Jede Maßnahme sollte in Folge daraufhin überprüft werden, ob sie das Interesse der Candidate Persona wecken könnte: Von der Definition der Inhalte über die Auswahl der passenden Kommunikationskanäle bis hin zur zielgruppengerechten Ansprache. Außerdem sollten auch im Recruiting Ziele definiert werden, also konkrete Erfolgskennzahlen (KPIs) – beispielsweise die Anzahl der Bewerbungen, die pro Maßnahme eingehen oder die Antwortquote bei einer aktiven Ansprache. Diese unterstützen dabei, eingesetzte Budgets im Verhältnis zum Nutzen zu bewerten, und zu überprüfen, welche Maßnahmen auf welche Ziele am besten eingezahlt haben.

Silos aufbrechen

In den Recruitingprozess sind meist drei Personengruppen involviert, die man als Silos bezeichnen kann: Die Personalabteilung, das Marketing und die Führungskräfte in den Abteilungen. Silos kommen zustande, wenn jede Gruppe im eigenen Mikrokosmos agiert, mit eigenen Fachbegriffen, Zuständigkeiten, Anforderungen und Workflows. Zwischen diesen Silos gibt es keine Verbindungen – viele Projekte werden dadurch erschwert, dass keine abteilungsübergreifenden Workflows etabliert sind, so auch im Recruiting. Denn auch wenn jeder Bereich seine spezifischen Aufgaben hat, braucht es eine enge und verzahnte Zusammenarbeit, um das bestmögliche Ergebnis zu gewährleisten. Die Abstimmung ist durch den gesamten Prozess hindurch wichtig – von der Konzeption der Candidate Persona bis hin zum Einstellungsprozess sollten alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten.

  1. Die Stellenausschreibung: Ist eine Stelle vakant, so erstellt normalerweise die Führungskraft in der Abteilung eine Stellenausschreibung. Problematisch ist hier oftmals die interne Perspektive, die interne Begrifflichkeiten verwendet, die für Außenstehende schwer verständlich sind. Auch werden meist lange Aufgaben- und Anforderungslisten erstellt, die kaum ein Kandidat erfüllen kann. An dieser Stelle wäre es wichtig, dass HR und Marketing ins Boot geholt werden, um die Stellenausschreibung kritisch zu hinterfragen: Was ist für Außenstehende klar verständlich? Ist die Stellenausschreibung attraktiv und einladend? Passen die Anforderungen und Rahmenbedingungen wie Gehalt und Benefits zum Markt? Wird klar, warum das Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber ist? Passt die Tonalität zur Unternehmenskultur? Nur wenn hier alle Abteilungen zusammenwirken, kann ein zeitgemäßes und attraktives Gesuch aufgesetzt werden, das die richtige Candidate Persona anspricht.
  2. Die Kampagne: Jede Personalabteilung hat ihre individuelle Auswahl an Stellenbörsen, auf denen sie ihre Ausschreibungen in der Regel hochlädt und auf den Eingang von Bewerbungen wartet. Die Wahl der richtigen Kanäle, beispielsweise auch Social Media, ist entscheidend für den Erfolg und wird selten überprüft.Die Marketingabteilung erhält die Stellenausschreibung von der Personalabteilung, erstellt standardisierte Kampagnen mit der Kernaussage „Wir suchen Verstärkung“ und versucht Reichweite zu generieren. Dieses Vorgehen weicht stark von dem ab, wie das Marketing normalerweise arbeitet, wenn es Angebote oder Produkte platziert. Im Marketing geht es immer darum, etwas so attraktiv wie möglich darzustellen und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Kampagne „Wir suchen Verstärkung“ ist jedoch eine generische Aussage. Sie spricht sie die spezifische Zielgruppe nicht an – weil sie kein Angebot enthält. Das Marketing muss also dazu übergehen, seine Kompetenz auch auf jedes einzelne Stellengesuch anzuwenden und in ein attraktives Angebot zu übersetzen.
  3. Der Bewerbungsprozess: Viele interessierte Kandidaten werden verloren, wenn sie in einen langwierigen Bewerbungsprozess eintreten. Interne Prozesse, beispielsweise die Entscheidungen für ein Kennenlernen und die Terminfindung dauern meist viel zu lang – auch hier spielt die Kommunikation zwischen den Silos HR und Führungskraft eine große Rolle. Auch wenn es keine verbindlichen KPIs gibt, wie lang bestimmte Entscheidungen maximal dauern dürfen, zeigt die Erfahrung: Kandidaten springen ab, wenn sie in der Zwischenzeit andere attraktive Angebote bekommen oder wenn sie sich durch lange Wartezeiten nicht wertgeschätzt fühlen.So kann abteilungsübergreifend gearbeitet werdenBevor ein Recruitingprozess beginnen kann, sollte jedes Unternehmen seine Employer Brand definieren – sich also fragen, was seine Stärken und Alleinstellungsmerkmale als Arbeitgeber sind. Die Unternehmenskultur ist Arbeitnehmern zuletzt immer wichtiger geworden und muss daher nicht nur gepflegt, sondern auch kommuniziert werden. In diesen Prozess sollte auch die Geschäftsführung involviert sein – am besten stellt man eine heterogene Gruppe mit Mitarbeitenden aus allen Hierarchieebenen zusammen. Denn die eigenen Mitarbeitenden sind die Inhouse-Experten für Stärken und Schwächen eines Arbeitgebers.Wenn dann eine Stelle vakant wird, sollte ein gemeinsames Kick-Off-Meeting angesetzt werden, in dem sich HR, Marketing und die verantwortliche Führungskraft austauschen. Hier muss gemeinsam eine Candidate Persona erarbeitet werden, die klärt, wer genau gesucht wird. Die Zeit ist für alle Beteiligten sinnvoll investiert: Die Führungskraft stellt sicher, dass sie ein optimales Match zu ihrem Team erhält. Das Marketing erhält so die Grundlage, um Reichweiten-Kampagnen zu konzipieren und die passende Ansprache sowie Kanäle zu wählen. Und HR braucht diese Informationen zum Formulieren einer passenden Stellenanzeige und die richtige Tonalität in der Kommunikation mit den Kandidaten.

    Herausforderungen bei abteilungsübergreifendem Arbeiten

    Auch im weiteren Recruitingprozess, gibt es viele Herausforderungen und Schnittstellen, an denen Zuständigkeiten geklärt werden müssen:

    • Wie kann der Bewerbungsprozess möglichst schlank gestaltet werden, ohne unnötig Zeit zu verlieren?
    • Wer qualifiziert beispielsweise Social Media Leads, die aus Kampagnen vom Marketing-Team kommen vor und nach welchen Kriterien?
    • Wer spricht in welcher Reihenfolge mit den Kandidaten?
    • Wie kann sichergestellt werden, dass sich Fragen für die Kandidaten nicht wiederholen und alle Informationen deckungsgleich sind?

     

    HR braucht internes Empowerment

    Unternehmen können dem Fachkräftemangel nur mit einer starken und zeitgemäßen Personalarbeit begegnen, wenn sie bestehen wollen. Um das gewährleisten zu können, müssen die HR-Mitarbeitenden nicht nur fortgebildet werden, sondern auch ein neues Standing im Unternehmen bekommen. Eine so wichtige Rolle für den Unternehmenserfolg darf keinen Assistenzstatus haben – das HR-Team muss auf Augenhöhe mit den Führungskräften agieren, um erfolgreich recruiten zu können. Viele der neuen Anforderungen sind nur gemeinsam mit Führungskräften und Marketing zu meistern. Wenn Silos aufgebrochen werden, die gemeinsame Herausforderung angenommen und übergreifende Workflows geschaffen werden, kann eine stimmige und durchgängige Candidate Journey (vgl. Customer Journey aus dem Marketing) erreicht werden.

    Aufmakerbild: Austin Distel by Unsplash

     

ESG im Unternehmen verankern

Interview mit Ansgar Eickeler, General Manager CEE beim Software-Anbieter Board

Herr Eickeler, wir haben uns vor etwa einem Jahr schon mal zu dem Thema ESG unterhalten. Was hat sich aus Ihrer Sicht in dem Jahr getan?

Es ist viel passiert im Bereich ESG, vor allem in den Unternehmen. Das Thema steht jetzt noch weiter oben auf der Agenda und viele Vorstände machen es zu ihrem persönlichen Thema. Auch erkennen immer mehr Unternehmen, dass es sich lohnt, das Thema anzugehen. Zudem ist mein Eindruck, dass ESG jetzt auch gesamtheitlicher gedacht wird und nicht mehr nur auf „Environment“ beschränkt ist. Auch die Themenbereiche „Social“ und „Governance“ rücken stärker in den Blickpunkt der Unternehmen.

Was treibt das Thema? Sind es die politischen und regulatorischen Vorgaben, die die Unternehmen in die Pflicht nehmen?

Wir haben letztens einen CFO-Roundtable zu ESG veranstaltet, mit Verantwortlichen aus verschiedenen Branchen und verschiedenen Unternehmensgrößen. Dabei wurde klar kommuniziert, dass es nicht die Politik ist, die die Unternehmen treibt. Das gilt vor allem für die Vorreiter in diesem Bereich. Es sind eher konkrete wirtschaftliche und strategische Punkte, die Unternehmen veranlassen, sich des Themas anzunehmen.
Ein gewisser Druck kommt hier von der Finanzierungsseite. Banken und Investoren lassen sich aufzeigen, ob die Geschäftsmodelle auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit noch tragfähig sind, bevor sie Kredit- oder Investitionszusagen machen.
Auch die Personalabteilungen drängen zunehmend darauf, angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ESG stärker im Unternehmen zu verankern. Viele Bewerber und Bewerberinnen – gerade die Jüngeren – fragen gezielt danach, bevor sie sich für ein Unternehmen entscheiden. Aber auch für die Bindung von Mitarbeitenden ist ESG ein wichtiges Thema.
Von Kundenseite ist es bislang vor allem der B2B-Bereich, der hier einen gewissen Druck ausübt und bei ESG-Themen nachfragt. Hier wirkt sich vielleicht auch das Lieferkettensorgfaltsgesetz aus. Die B2C-Kunden scheinen noch nicht wirkliche Treiber bei ESG zu sein, wie sich auch in unserem Roundtable-Gespräch gezeigt hat.

Sie haben das Thema Wirtschaftlichkeit angesprochen: Wie stark belasten die Aktivitäten die Margen in den Unternehmen und beeinträchtigen eventuell die Wettbewerbsfähigkeit?

Natürlich erfordert die Beschäftigung mit ESG zusätzliche Ressourcen, vor allem auf Personalseite. Aber manche Maßnahmen reduzieren zum Beispiel den Einsatz von Rohstoffen und Energie und sorgen damit für Einsparungen. Oder die Finanzierung durch die Kreditinstitute wird günstiger, weil das Unternehmen in der Risikobewertung einige Basispunkte besser abschneidet.
Ein Teilnehmer beim CFO-Roundtable aus dem Verlagswesen erzählte, dass sie eine besonders nachhaltige Tinte beim Druck einsetzen. Damit das nicht zum finanziellen Nachteil im Wettbewerb wird, versuchen sie, den Einsatz branchenweit zum gesetzlichen Standard zu machen. Das hilft dann der Umwelt und der Gesellschaft auf breiter Basis und vermeidet Wettbewerbsnachteile.
Andere Themen wie Diversität oder Governance sind per se erstmal kostenneutral. Hier profitieren die Unternehmen dann zusätzlich von der höheren Diversität und klaren Leitlinien im Unternehmen, und können so die Resilienz des Unternehmens stärken.

Was sollte man beachten, wenn man das Thema ESG im Unternehmen einführen oder stärker verankern möchte?

Entscheidend ist, Themen zu finden, die zum eigenen Unternehmen passen. Deshalb ist es so wichtig, dass sich das Top-Management aktiv einbringt. Dann lassen sich ESG-Themen auch leichter mit anderen laufenden Initiativen wie Einsparungsmaßnahmen verbinden.
Machen Sie die „Hidden Experts“ im Unternehmen ausfindig. Schauen Sie sich Ihre Belegschaft an und entdecken sie, welche Expertise da zu bestimmten Themen schlummert. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen häufig schon aus persönlichem Interesse Erfahrungen im Bereich Umwelt oder Diversität mit, die sie im Unternehmen einbringen können.
Natürlich hilft es gerade zum Start auch externe Experten einzubinden, die Erfahrung in der Umsetzung mitbringen. Das kann eine Unternehmensberatung sein, die hilft, Methoden festzulegen. Im fortgeschrittenen Stadium können es dann Experten für die inhaltliche Beratung sein, z.B. Energieberater bei energetischen Maßnahmen.

Zum Thema ESG gehört auch das entsprechende Reporting! Was brauchen die Unternehmen für das Reporting und wie können Sie ihre Aktivitäten messen?

„Was Du nicht messen kannst, kannst Du auch nicht steuern“, heißt es immer. Und ja, es ist sehr wichtig, passende KPIs zu definieren und die Entwicklung darzustellen. Denn es geht auch darum, die Versprechungen nachprüfbar zu machen. Gerade bei Gesprächen zur Finanzierung oder bei Verhandlungen mit Kunden für die Lieferkette ist es unabdingbar, konkrete Maßnahmen auch belegen zu können.
Reporting alleine ist aber nicht ausreichend. Gerade beim Thema ESG sollten Planung und Reporting eng zusammengehören und die Finanzdaten mit ESG verknüpft werden. Denn ich muss Ziele planen, Forecasts machen, Analysen durchführen und am Ende dann auch das Reporting daraus erstellen.
Und jede gute Finanzabteilung sollte heutzutage eine moderne und intelligente Planungsplattform verfügen, auf der die Daten aus den verschiedensten Quellen zusammengeführt werden können, um sie gemeinsam für Planung, Analyse und Reporting aufzubereiten. Diese Plattformen eignen sich natürlich perfekt für die Verarbeitung der ESG-Daten. Wir selbst haben in den letzten zwei Jahren bereits viele ESG-Dashboards bei unseren Kunden implementiert.
Zu unseren Kunden, die ESG bereits in ihr Reporting-Portfolio aufgenommen haben, gehört KPMG Deutschland. KPMG nutzt dafür die Board-Plattform, die Sie auch bereits für Planung, Analyse und Reporting im Finanzbereich einsetzen. Kunden oder Investoren können die Daten einsehen und alle Anstrengungen, die KPMG in den ESG-Bereichen unternimmt, lassen sich darstellen und nachprüfen. Gleichzeitig bekommt KPMG ein Steuerungselement in die Hand, um die eigenen Ziele und Fortschritte nachzuverfolgen und in die Unternehmenssteuerung einfließen zu lassen.

Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die beginnen, sich mit ESG zu befassen?

Die Empfehlung ist so schnell wie möglich anzufangen. Bereits 2024 müssen Unternehmen, die schon jetzt von der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) betroffen sind, ein Sustainability Statement erstellen. Viele weitere Unternehmen sind ab 2025 gefordert, ESG-Themen zu reporten. Je eher ich starte, desto strategischer kann ich das Thema angehen und für mein Unternehmen gewinnbringend nutzen. Und auch Unternehmen, die noch nicht gleich von der Regulatorik betroffen sind, sollten ESG-Themen in ihre Maßnahmenplanung integrieren. Schauen Sie, was für ihr Unternehmen Sinn macht. Welche Maßnahmen bringen Ihr Unternehmen voran und schaffen einen wirklichen Wert? Dann profitieren Sie von ESG und verbessern Ihre Position im Wettbewerb!

https://www.board.com/de

 

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Koopetition in Business Ecosystems

Die resilienten Unternehmen der Zukunft kooperieren mit ihren Wettbewerbern

Autoren: Gerrit Hoeborn, Daniel Spindler, Lukas Stratmann

Sixt, die Autovermietung, die immer wieder durch spontane und freche Werbung auffällt, hat sich im letzten Jahrzehnt zunehmend von einem reinen Mietanbieter zu einem globalen Mobi-litätsdienstleister entwickelt. Spätestens seit 2019 und dem Start der Mobilitätsplattform „Sixt One“ ist klar, dass Sixt auf ein Ökosystem für klimafreundliche Mobilität setzt (Sixt SE, 2022a). Ebendieser Mobilitätsplattform liegt die Sixt-App zugrunde. Über diese können nicht nur Mietwagen, sondern auch Shared-Fahrzeuge, Shared-Fahrräder, Elektroroller, Ladestati-onen und Dienstleistungen wie Taxifahrten oder Ride-Hailing gebucht werden(Sixt SE, 2022a). Viele dieser komplementären Angebote und Dienstleistungen liegen außerhalb der direkten Kontrolle von Sixt, da sie von verschiedenen Akteuren des Ökosystems bereitgestellt werden. Hierfür kooperiert Sixt auch mit vermeintlichen Wettbewerbern, etwa der Carsharing-Plattform FreeNow oder lokalen Taxiunternehmen.

Das Beispiel zeigt besonders deutlich, dass momentan ein echter Paradigmenwechsel in der strategischen Ausrichtung einiger Unternehmen stattfindet: vom darwinistischen „Survival of the fittest“ und der damit verbundenen unerbittlichen Konkurrenz der Wettbewerber um Res-sourcen und Marktanteile bzw. Kunden, hin zu Business Ecosystems. Diese sind typischerweise durch eine Beziehung der beteiligten Akteure gekennzeichnet, die sich als Koopetition, also einem Mix aus Wettbewerb (engl. „competition“) und Kooperation (engl. „cooperation“), beschreiben lässt.
Die wertvollsten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt, wie Amazon, Alphabet oder Microsoft, agieren nicht mehr isoliert gegeneinander, sondern kooperieren in Business Eco-systems, um Kunden damit individualisierte Serviceangebote zu offerieren.

Was sind Business Ecosystems und Koopetition?
Der Begriff „Ökosystem“ wurde erstmals in den 1930er Jahren vom britischen Botaniker Tansley (1935) geprägt. Organismen können demzufolge in einem Ökosystem nicht isoliert betrachtet werden, da sie in fortlaufenden Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt stehen. Sie konkurrieren und kooperieren miteinander, passen sich an ihre Umgebung an und entwickeln sich gemeinsam weiter (Tansley, 1935).
Der Begriff „Business Ecosystems“ wurde durch den US-amerikanischen Wirtschaftsprofes-sor James Moore (1993) geprägt, indem er das Konzept des natürlichen Ökosystems auf Unternehmen anwendete. Er zeigte auf, dass sich langfristig erfolgreiche und damit resiliente Unternehmen in Anlehnung an ein natürliches Ökosystem organisieren.

Heutzutage betrachten sich Unternehmen daher zunehmend nicht mehr als isolierte Einheit, sondern als Teil eines größeren Systems, das aus einer Vielzahl von Akteuren besteht – wie von Moore (1993) postuliert. Analog zu einem natürlichen Ökosystem arbeiten diese Unter-nehmen kooperativ und wettbewerbsorientiert zusammen. Mit ihrem Ökosystem wollen sie so das bestmögliche Angebot für ihre Kunden schaffen. Sixt hat erkannt, dass Mobilität nicht mehr getrennt betrachtet werden darf, sondern man die meisten Personen dann erreicht, wenn ein umfangreiches kundenorientiertes Angebot geliefert werden kann.

Business Ecosystems repräsentieren damit eine neue Form der Organisation von Unternehmen. Sie geht über Unternehmensgrenzen hinaus (De Meyer & Williamson, 2020). Unternehmen bieten sich ergänzende Produkte und Dienstleistungen an, die modular unterneh-mensübergreifend kombiniert werden, um gemeinsam individuelle Kundenwünsche erfüllen zu können.

Das Forschungsinstitut FIR an der RWTH Aachen prägte dazu eine Definition, nach der Unternehmen im Business Ecosystem autonom agieren, jedoch in voneinander abhängigen Be-ziehungen zueinander stehen, um die Erfüllung des Werteversprechens zu erreichen (Conrad et al., 2022). Koopetition zeichnet sich dadurch aus, dass Unternehmen auf der einen Seite kooperieren, auf der anderen Seite aber im Wettbewerb stehen. Das bedeutet: Jedes einzelne Unternehmen trägt zum Erfolg des Ökosystems bei, konkurriert gleichzeitig aber auch mit den anderen beispielsweise um Ressourcen und Kunden (Wieninger et al., 2019).

Sixt: Business Ecosystems und Koopetition in der Praxis
Anhand des bereits aufgezeigten Ökosystems von Sixt lässt sich Koopetition sehr gut verdeutlichen. Sixt bietet über die Mobilitätsplattform „Sixt One“ nicht nur Fahrzeuge aus der eigenen Flotte als Mietwagen oder im Carsharing an, sondern öffnet die Plattform auch für Partnerunternehmen. Diese können ihre Angebote und Dienstleistungen modular über die Plattform vermitteln und tragen damit zum Werteversprechen des Ökosystems bei. So können zum Beispiel Elektroroller von TIER, Shared-Fahrräder von nextbike – Europas größtem Bike Sharing Anbieter – oder Fahrten von lokalen Taxiunternehmen über die Sixt-App ge-bucht werden (Sixt SE, 2019, 2022b). Darüber hinaus erweiterte Sixt das Ökosystem durch eine Partnerschaft mit FreeNow, betrieben durch BMW und Daimler, den beiden größten Wettbewerbern im Bereich Carsharing (Handelsblatt, 2022). Die Unternehmen kooperieren, um die verfügbare Flotte an Carsharing Fahrzeugen in den Städten effizient zu erhöhen. So lässt sich ihr Werteversprechen der klimafreundlichen Mobilität gegenüber ihren Kunden bes-ser erreichen. Im Ökosystem darf jedes angeschlossene Unternehmen seine Preise und Stärke der Kooperation autonom festlegen, gemeinsam konkurriert man um denselben Kun-denkreis. Ziel ist es, mit dem erweiterten Angebot mehr Kunden als bisher anzusprechen, so dass am Ende eine Win-Win-Situation für alle Seiten entsteht.

Der Business Ecosystem-Ansatz erlaubt es Unternehmen zudem, externe Veränderungen schneller zu verstehen und darauf reagieren zu können (Hannan & Freeman, 1984; Teece, 2016). Somit stellen Business Ecosystems und die damit verbundene Koopetition der Unter-nehmen eine Basis für die Resilienz von Unternehmen dar. Am Sixt-Beispiel zeigt sich, dass durch die Integration weiterer Mobilitätsservices einfacher auf externe Schocks reagiert wer-den kann. Sollten etwa Events oder verkehrspolitische Maßnahmen das Autofahren innerorts unmöglich machen, kann schnell auf E-Bikes gewechselt werden. Andersherum ist bei Regenschauern ein direkter Umstieg vom Rad auf das Auto möglich. Diese Beispiele zeigen: Im Ökosystem stehen der Kunde und dessen Bedürfnisse im Mittelpunkt, die flexibel und schnell erfüllt werden.

Sind Business Ecosystems und Koopetition immer vorteilhaft?
Die klare Antwort: Nein! Wettbewerbern Zugang zu den eigenen Kunden zu geben, bedarf einer sauberen Strategie und einer vorgelagerten Analyse. Anderenfalls entstehen ungewollte Abhängigkeiten und weitere unerwünschte Nebeneffekte.
Im ersten Schritt ist daher zu analysieren, in welchem Ökosystem das eigene Unternehmen aktiv ist und welche Beziehungen es zu den weiteren beteiligten Unternehmen hat. Die ge-wonnenen Erkenntnisse dienen dazu, die Strategie anzupassen und durch entsprechende Maßnahmen die eigene Position im Ökosystem zu festigen oder zu verändern.

Wieninger et al. (2019) entwickelten ein leicht verständliches visualisiertes Modell zur strategischen Analyse der Abhängigkeiten von Business Ecosystems. In dieser Analyse steht im Mittelpunkt, welche Unternehmen, welche Beiträge zum Erreichen des Werteversprechens des Ökosystems erfüllen (Wieninger et al., 2019). Dafür wird nicht nur das Level an Kooperation und Wettbewerb zwischen den Unternehmen bewertet, der sogenannte Koopetitionsindex, sondern auch, inwiefern das Unternehmen ersetzbar bzw. wie erfolgskritisch für das Ökosys-tem ist (Wieninger et al., 2019). Die Austauschbarkeit eines Unternehmens zeigt, welche Verhandlungsmacht aber auch welche Abhängigkeit das Unternehmen gegenüber dem zentralen Akteur – dem Orchestrator – im Ökosystem hat. Je unverzichtbarer ein Unternehmen ist, desto größer ist seine Verhandlungsmacht und somit die Fähigkeit, höhere Profite zu realisieren. (Wieninger et al., 2019).
Zur Verdeutlichung zeigt die folgende Grafik einen exemplarischen Ausschnitt des Mobilitätsökosystems von Sixt und der darin verbundenen Akteure.

[Abbildung 1: Ringmodell zur Visualisierung des Business Ecosystems und der Koopetition der Akteure am Beispiel der „Sixt-One“-Plattform, i. A. a. Wieninger et al., 2019]

 

Die von Sixt ausgeführten Funktionen im Ökosystem sind innerhalb der „Zone des Werteversprechens“ abgebildet. Zu den Orchestrationsaufgaben gehören unter anderem die Bereitstel-lung der technologischen Infrastruktur für die Sixt One App sowie die Integration von weiteren Akteuren über Schnittstellen. Außerdem schafft Sixt Anreize zur Teilhabe im Ökosystem, schließt Kooperationen mit wichtigen Akteuren und verwaltet die eigene Mietwagen- bzw. Carsharing-Flotte. Die Beiträge der weiteren Beteiligten werden im Spannungsfeld der Koopetition eingeordnet. Während Tätigkeiten, die ausschließlich durch Kooperation gekennzeichnet sind, dem nächsten inneren Ring zugeordnet sind, werden reine Wettbewerber bzw. konkur-rierende Ökosysteme dem äußersten Ring zugeordnet (Wieninger et al., 2019). Dazwischen liegen die Tätigkeiten, die sich aus einem Mix von Kooperation und Wettbewerb zusammensetzen.
Reine Wettbewerber im Fall von Sixt sind etwa der Mobilitätsdienstleister Uber oder andere Mietwagenunternehmen wie Hertz bzw. Avis. Einen höheren Koopetitionsindex und damit einen Mix aus Kooperation und Wettbewerb weisen z. B. die integrierte Carsharing-Flotte von FreeNow (Nr. 5), Ride-Hailing Angebote von Lyft (Nr. 6) und Anbieter der „letzten Meile“ auf, etwa nextbike oder TIER (Nr.7). Die Größe der Kreise verdeutlicht die Ersetzbarkeit einer Funktion, d. h. je größer der Kreis, desto schwerer ist die damit verbundene Tätigkeit zu ersetzen.
Strategien für den langfristigen Unternehmenserfolg resilienter Unternehmen im Business Ecosystem

Um die Resilienz zu steigern müssen die Orchestratoren analysieren, in welchem Ökosystem sie aktiv sind und welche Beziehungen sie zu den beteiligten Unternehmen haben. Damit schaffen sie die Grundlage, um die richtigen Konsequenzen ziehen, ihre Strategie anpassen und durch eine entsprechende Positionierung ihre Abhängigkeit von anderen Akteuren im Ökosystem reduzieren.
Kritisch sind vor allem Beziehungen des eigenen Unternehmens zu anderen Akteuren, die ein geringes Level an Koopetition aufweisen und zu denen gleichzeitig eine hohe Abhängigkeit zu besteht, da ihre Funktionen im Ökosystem schwer ersetzbar sind (siehe Abb. 2). „Sixt One“ begibt sich durch die Integration der Carsharing-Flotte von FreeNow in die Abhängigkeit zu einem Anbieter mit einer starken Markposition bei im Free-Floating-Carsharing. Ein Ersatz von FreeNow durch einen alternativen Anbieter ist schwierig. Weiterhin ist die Flotte wichtig für das Wertangebot von Sixt One. Es bedarf also einer Strategie, um die beschriebene erfolgskritische Abhängigkeit zu reduzieren.

[Abbildung 2: Resilienz-Matrix und Ableitung von Resilienz-Strategien für Business Ecosystems, i. A. a. Wieninger et al., 2019]

 

Die folgenden zwei Strategien unterstützen das eigene Unternehmen dabei, sich aus einer abhängigen Position herauszubewegen und somit die Resilienz sowie den damit verbundenen langfristigen Erfolg zu erhöhen:

1. Kooperationsstrategien: Um das Risiko der Abhängigkeit von schwer ersetzbaren Unternehmen zu reduzieren, sollten langfristige Kooperationen mit diesen Unterneh-men angestrebt werden. Hierfür eigenen sich vor allem Joint Ventures oder strategi-sche Allianzen.

2. Kompetenzstrategien: Für Unternehmen, mit denen keine Kooperation realisierbar ist, sollten Maßnahmen ergriffen werden, diese Unternehmen einfacher zu subsituie-ren. Als Beispiele seien hier Investitionen in Technologiestandards oder in Start-Ups genannt, die als Konkurrenten agieren.

Im Fall von FreeNow wäre die Kooperationsstrategie ein erster sinnvoller Schritt für „Sixt O-ne“, um die Resilienz des Business Ecosystems zu erhöhen. So könnte die Kooperation zwi-schen Sixt und FreeNow z. B. durch eine strategische Allianz im Sinne einer langfristig stei-genden Gewinnbeteiligung gefestigt werden.

Die Quintessenz: In Business Ecosystems denken? Unbedingt. Koopetition zulassen? Ja, aber nur mit einer klaren Strategie. Führen Business Ecoystems zu höherer Resilienz von Unternehmen? Durch resilientere Werteversprechen, ja. Aber auch hier gilt Nur ein gesundes Business Ecosystem trägt zur langfristigen Resilienz von Unternehmen bei. Ein Weg, um Ab-hängigkeiten zu erkennen und langfristig gesunde Business Ecosystem zu fördern, ist die strategische Business-Ecosystem-Analyse, die hier am Beispiel von „Sixt One“ vorgestellt wurde und beim Aufbau von Ökosystemen von zentraler Bedeutung für Unternehmen sein kann.
Nähere Informationen zum Aufbau von Business Ökosystemen bietet das FIR an der RWTH Aachen Interessierten auf seiner Website unter: https://www.fir.rwth-aachen.de/forschung/business-transformation/ecosystem-design/ und mit dem kostenfrei verfügbaren Whitepaper „Seizing the Potentials of Ecosystems“.

 

Die Autoren:

 

Gerrit Hoeborn, M. Sc. M.Sc.
Bereichsleiter Business Transformation
Tel.: +49 241 47705-302
E-Mail: Gerrit.Hoeborn@fir.rwth-aachen.de
Gerrit Hoeborn studierte Betriebswirtschaftslehre und Maschinenbau an der RWTH Aachen und der Tshinghua Universität. Er ist Leiter des Bereichs Business Transformation am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen. Seine Forschungsthemen fokussieren sich auf Business Ecosystems und digitale Geschäftsmodelle. Durch zahlreiche Beratungsprojekte in verschiedenen Industrien besitzt Gerrit Hoeborn umfangreiche Kennt-nisse im Bereich Ecosystem Design. In seinen Projekten untersucht er multilaterale Bezie-hungen zwischen Ecosystem-Akteuren, die damit verbundenen Transaktionen und inwieweit eine digitale Infrastruktur informationsbasierte Wertschöpfung ermöglicht.

 

Lukas Stratmann, M. Sc.
Fachgruppenleiter Ecosystem Design im Bereich Business Transformation
Tel.: +49 241 47705-317
E-Mail: Lukas.Stratmann@fir.rwth-aachen.de
Lukas Stratmann hat an der RWTH Aachen Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau studiert. Nach einer Station im Ausland begann er am FIR als Projektmanager und Doktorand für digitale und nachhaltige Transformationen. Dort leitet Lukas Stratmann innerhalb des Bereichs Business Transformation die Fachgruppe Ecosystem Design. Er un-terstützt Unternehmen dabei, Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und die Möglichkeiten der Industrie 4.0 zu nutzen, um im wirtschaftlichen Umfeld ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

 

Daniel Spindler, M. Sc.
Projektmanager Ecosystem Design im Bereich Business Transformation
Tel.: +49 241 47705-305
E-Mail: Daniel.Spindler@fir.rwth-aachen.de
Daniel Spindler hat an der Università Bocconi in Mailand International Management mit Fokus auf FinTech und Digitale Transformation studiert. Nach seinem Studium und einiger prakti-scher Erfahrung in der Unternehmensstrategie begann er am FIR an der RWTH Aachen als Projektmanager und Doktorand im Bereich Business Transformation. Innerhalb der Fach-gruppe Ecosystem Design bearbeitet Daniel Spindler vielfältige Industrie- und Forschungspro-jekte mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Digitale Transformation und Finance.

Literatur

Conrad, R., Hoeborn, G., Neudert, P., & Betz, C. (2022). Seizing the Potentials of Ecosys-tems.
De Meyer, A. C. L., & Williamson, P. J. (2020). Ecosystem edge: Sustaining competitiveness in the face of disruption.
Handelsblatt. (2022). Free Now vermittelt künftig auch Mietwagen von Sixt. https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/carsharing-free-now-vermittelt-kuenftig-auch-mietwagen-von-sixt-/28183028.html
Hannan, M. T., & Freeman, J. (1984). Structural Inertia and Organizational Change. American Sociological Review(2), 149–164.
Moore, J. F. (1993). Predators and prey: a new ecology of competition. Harvard Business Review, 71(3), 75–86.
Sixt SE. (2019). Sixt baut integrierte Mobilitätsplattform ONE weiter aus: In Kooperation mit TIER sind in Kürze auch E-Scooter über die Sixt App buchbar. https://about.sixt.com/sixt-baut-integrierte-mobilitaetsplattform-one-weiter-aus-in-kooperation-mit-tier-sind-in-kuerze-auch-e-scooter-ueber-die-sixt-app-buchbar/
Sixt SE. (2022a). Ganzheitlich nachhaltig – Sixt beschließt weitreichendes Programm für mehr Klimaschutz. https://about.sixt.com/ganzheitlich-nachhaltig-sixt-beschliesst-weitreichendes-programm-fuer-mehr-klimaschutz/
Sixt SE. (2022b). Sixt baut Mobilitätsplattform ONE weiter aus und integriert Europas größten Bike Sharing Anbieter nextbike in die Sixt App. https://about.sixt.com/sixt-baut-mobilitaetsplattform-one-weiter-aus-und-integriert-europas-groessten-bike-sharing-anbieter-nextbike-in-die-sixt-app/
Tansley, A. G. (1935). The use and abuse of vegetational concepts and terms. Ecology – Ecological Society of America, 16(3), 284–307.
Teece, D. J. (2016). The Palgrave Encyclopedia Of Strategic Management. Business Eco-systems. Palgrave Macmillan.
Wieninger, S., Gotzen, R., Gudergan, G., & Wenning, K. M. (2019). The strategic analysis of business ecosystems: New conception and practical application of a research ap-proach. In 2019 IEEE International Conference on Engineering, Technology and Inno-vation (ICE/ITMC) (pp. 1–8). IEEE. https://doi.org/10.1109/ICE.2019.8792657

Aufmacherbild: ricardo-gomez-angel-WsEAiVwGrwo-unsplash

„Kein Unternehmen kann überleben, wenn es sich nicht digital transformiert“

Der Digitalisierungspionier und COSMO CONSULT-Gründer Uwe Bergmann erklärt im TREND REPORT-Interview, wie neue Technologien Unternehmen in ihren Grundfesten erschüttern und warum man davor keine Angst haben sollte.

Herr Bergmann, lassen Sie uns kurz über Innovationsgeschwindigkeit reden. Das Beispiel ChatGPT zeigt uns gerade, welches Potenzial neue KI-gestützte Technologien haben und wie schnell sich viele Dinge ändern. Wie kann ein Unternehmen bei solchen Entwicklungen Schritt halten?

Zuerst mal: Keine Panik! Dass KI-Technologien einen großen Impact haben würden, ist eigentlich schon seit vielen Jahren klar. Und Innovation ist für erfolgreiche Unternehmen ja kein Fremdwort. Der deutsche Mittelstand ist Innovations-Weltmeister. Ein Unternehmen führt man am besten mit kühlem Kopf und ruhiger Hand. Soll heißen: Man sollte immer aufgeschlossen sein für neue Technologien. Aber auch nicht jedem Trend blind hinterherlaufen.

Ist ChatGPT & Co. nur ein Trend?

Es ist schon deutlich mehr als das. Momentan können wir noch gar nicht genau sagen, wie tiefgreifend die Veränderungen sein werden, die damit auf uns zukommen. Dass sich vieles ändern wird, steht außer Frage. Doch fallen diese Veränderungen ja nicht vom Himmel. Sie sind vielmehr das Ergebnis der Anwendung und Nutzung dieser Technologien. Die Frage ist also gar nicht, ob und wie man Schritt halten kann. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, fragt sich eher: Welches Angebot machen mir neue Technologien? Wie können meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wie kann mein Unternehmen damit besser werden?

Was kann man konkret tun, um das herauszufinden? Wären zum Beispiel Technologiescouts eine Lösung?

Es ist sicher nicht verkehrt, dafür eine zentrale Stelle im Unternehmen zu haben oder sich Experten ins Boot zu holen. Aber sehr leicht verfällt man dabei in die typische „Arbeitskreis“-Mentalität: Man delegiert, diskutiert, es werden viele Powerpoints gemacht. Nichts gegen Powerpoints. Aber bevor man viel Zeit und Geld in eine solche Initiative steckt, sollte man sich genau überlegen, was man eigentlich damit bezweckt. Zur besseren und schnelleren Adaption von neuen Technologien und Innovationen sollte vor allem an der Unternehmenskultur gearbeitet werden. Und damit meine ich besonders die Führungsebene in den Unternehmen.

Sie meinen, neue Technologien sind Chefsache?

Sie sind Sache des gesamten Unternehmens. Wenn wir in den letzten 20 Jahren Digitalisierung etwas gelernt haben, dann ist es die Tatsache, dass es hier um mehr geht als um die Modernisierung von Arbeitsmitteln. Digitale Lösungen sind kein Upgrade im klassischen Sinn. Mit ihnen halten neue Arbeitskonzepte Einzug in die Unternehmen. Kreativität, Agilität und Selbstverwirklichung werden dabei zu den bestimmenden Faktoren unserer Arbeit. Und das wiederum hat enorme Auswirkungen auf die gesamte Organisation und die Unternehmenskultur.

Und wie geht man am besten damit um? Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass viele mittelständische Unternehmen mit begrenzten Budgets ausgestattet sind und sich Fehltritte nicht leisten können?

Wenn man verstanden hat, dass die digitale Transformation nicht nur ein technologisches, sondern auch ein kulturelles Projekt ist, dann muss man vor einem Scheitern keine Angst haben. Angst ist sowieso ein schlechter Ratgeber. Wichtig ist das ehrliche Commitment der Geschäftsführung und die Einbeziehung der Menschen. Und ich spreche hier absichtlich von den Menschen und nicht von Arbeitskräften oder Ressourcen. Der digitale Wandel ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Menschen im Unternehmen. Natürlich wird es nicht nur begeisterte Unterstützer geben. Widerstand gegen Veränderung ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, und darauf sollte man vorbereitet sein. Die Technologie selbst ist heute durch die Cloud und moderne Service-Architekturen für jedes Unternehmen erschwinglich. Ob die Digitalisierung letztlich erfolgreich sein wird, ist also weniger eine Frage des Budgets. Die Frage ist, ob und wie man es schafft, die beteiligten Menschen im Unternehmen zu aktivieren oder besser noch: zu begeistern.

Und wie macht man das? Immerhin geht es um tiefgreifende Veränderungen – Hierarchien werden aufgebrochen, Altbekanntes wird über den Haufen geworfen, viele werden aus ihrer Komfortzone heraus müssen. Da wird sich die Begeisterung eher in Grenzen halten …

Man sollte aber auch die Neugier der Menschen nicht unterschätzen. Und auch nicht das Bedürfnis, sich persönlich an einer wichtigen und zukunftsweisenden Sache zu beteiligen. Klar ist, dass niemand die Zeit anhalten kann. Kein Unternehmen kann überleben, wenn es sich nicht auf die eine oder andere Weise digital transformiert. Das heißt nicht, dass sich ab sofort jeder neu erfinden muss. Es geht eher darum, sich selbst neu zu entdecken. Und es geht darum, dass die gesamte Organisationsstruktur des Unternehmens das unterstützt. Man muss sich ehrlich machen, das ist der entscheidende Punkt. Keine falschen Erwartungen schüren, nichts unter den Teppich kehren. Sicher wird der Wandel für einige auch ein schmerzhafter Prozess sein. Das ist das Wesensmerkmal aller tiefgreifenden Veränderungen. Aber wenn man es schafft, den Beteiligten plausibel zu machen, warum sich das lohnt, wird man sich wundern, wie viel kreative Energie man damit freisetzt.

Unternehmen auf ihrem digitalen Weg zu begleiten, ist ja Ihr tägliches Brot. Haben Sie das Patentrezept dafür, wie man diese kreative Energie freisetzt und den digitalen Wandel erfolgreich bewältigt?

Es wäre schön, wenn es dafür ein Patentrezept gäbe. Aber so funktioniert Digitalisierung leider nicht. Jedes Unternehmen ist einzigartig und braucht seine eigene, einzigartige Rezeptur. Es gibt sicher Dinge, die sich bei vielen Unternehmen bewährt haben. Aber wenn Sie mich nach einer Zutat fragen, die allen Rezepten gemeinsam ist, dann würde ich nochmal auf Ihre Bemerkung zurückkommen, dass sich gerade Mittelständler Fehltritte nicht leisten können. Was sich wirklich niemand leisten kann, ist, den digitalen Zug zu verpassen. Natürlich sollte man klug und vorausschauend handeln. Aber man sollte auch bereit sein, Fehler zu begehen. Mein Tipp für Unternehmen, die sich mit ihrer digitalen Zukunft beschäftigen, lautet also: Kommen Sie damit klar, nicht auf Anhieb alles richtig zu machen.

Sprechen Sie da aus Erfahrung?

Ja, und durchaus auch aus schmerzhafter Erfahrung. Wenn wir Unternehmen bei ihrem Weg in das digitale Zeitalter begleiten, dann tun wir das nicht, weil wir unfehlbar sind oder klüger als alle anderen. Wir haben die Digitalisierung am eigenen Leib erfahren, und tun dies übrigens immer noch. Wir entwickeln nicht nur die Lösungen, sondern setzen sie auch selbst ein. Deshalb verstehen wir ziemlich gut, warum Change-Management so wichtig ist. Und deshalb ist uns auch klar, welche Fehler man vermeiden sollte – denn wir haben sie selbst gemacht.


Über den Autor:
Als Uwe Bergmann vor über einem Vierteljahrhundert das Digitalisierungsunternehmen COSMO CONSULT gründete, steckten viele der Technologien, die inzwischen unser Leben bestimmen, noch in ihren Kinderschuhen. Uwe Bergmann ist einer der Pioniere dieser Technologien und sein Unternehmen gehört heute zu den weltweit renommiertesten Lösungs- und Service-Anbietern im Digitalisierungsumfeld.

Nur wird der Spielraum für Fehler ja immer kleiner. Fachkräftemangel, Energie- und Rohstoffkosten, Klimaschutz – speziell Mittelständler geraten von allen Seiten unter Druck. Ist da überhaupt noch Platz für den digitalen Wandel?

Der digitale Wandel ist nicht einfach nur ein zusätzliches Projekt oder ein weiteres Problem, das es zu lösen gilt. Er ist das, was mit allen Unternehmen passiert. So wie auch alle Unternehmen irgendwann elektrifiziert wurden. Die Frage ist nur, wie man die Transformation zum Vorteil des eigenen Unternehmens gestaltet. Ohne moderne digitale Technologien lassen sich all die Probleme, die Sie genannt haben, gar nicht mehr lösen. Aber es ist auch klar, dass die Technologien nur Werkzeuge sind. Keine KI kann Kreativität ersetzen oder hat die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Das können nur die Menschen. Digitale Technologien eröffnen fantastische neue Möglichkeiten. Aber worauf es ankommt, ist, was die Menschen in den Unternehmen daraus machen. Daher stehen bei der digitalen Transformation für uns immer die Menschen im Mittelpunkt unsers Denkens und Handelns.

www.cosmoconsult.com

ESG-Studie: Global Impact at Scale

ESG – Kriterien als Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen 

 

Gesellschaftliche Verantwortung als ein wesentlicher Bestandteil von ESG-Strategien prägt national sowie international zunehmend die DNA von Unternehmen und wirkt sich auf deren Kerngeschäft aus. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Studie „Global Impact at Scale: Corporate Action on ESG Issues and Social Investments 2022 Edition”. Die Resultate deuten darauf hin, dass sich Unternehmen immer mehr für die Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) einsetzen. Darüber hinaus gewinnt sowohl das Engagement von Mitarbeitenden als auch direkte Investitionen zugunsten der Gemeinschaft an Relevanz. Mit Blick auf diese Entwicklungen stellt sich zunehmend die Frage: Welche Wirkung hat das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen und werden die gesetzten Ziele erreicht?

 

Wider Sense ist ein auf sozialen Wandel spezialisiertes Beratungsunternehmen aus Berlin und geht dieser Frage nach. Ziel von Wider Sense ist es zum einen, „Social Change” selbst mitzugestalten und zum anderen, Unternehmen zu Themen wie soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit kompetent zu beraten. Dazu werden jährlich zusammen mit 15 Partnerorganisationen aus aller Welt um die 200 Unternehmen zu sozialer Wirkung und Verantwortung mit den Themenschwerpunkten Engagement von Mitarbeitenden, Soziales Investieren, Diversität und Gestaltung sowie Umsetzung der ESG-Strategien befragt. Die Ergebnisse werden in Kollaboration mit dem Netzwerk „Chief Executives for Corporate Purpose” (CECP) im Rahmen der „Global Impact at Scale“ Studienreihe gebündelt und dabei globale und länderspezifische Trends identifiziert.

 

Der im Januar veröffentlichte Untersuchungsbericht unterstreicht den Trend zum kontinuierlichen Anstieg der Integration von ESG-Faktoren in die Gesamtstrategie von Unternehmen. Gleichzeitig informiert er über bereits erzielte Fortschritte sowie fortbestehende Lücken und Herausforderungen. Weitere Ergebnisse der Studie veranschaulichen, in welchem Umfang einzelne Unternehmen soziale Investitionen weltweit durchführen und wie Organisationen auf wichtige Themen wie Diversität und Inklusion, Menschenrechte oder die Zukunft der Arbeit reagieren.

 

Dem Bericht kann eine Vielzahl zentraler Ergebnisse entnommen werden, die auf ein gestiegenes Interesse und Engagement zu ESG-Themen seitens der Unternehmen hindeuten. Beispielsweise geben 83% der befragten Unternehmen an, dass Mitarbeitende gemeinsam oder in gewissem Maße gemeinsam an Umwelt- und Sozialthemen arbeiten. Das ist eine Steigerung von 22% gegenüber dem Vorjahr. 57% der Unternehmen bieten sogar bezahlte Freiwilligenarbeit an. Des Weiteren erhöhen 67% der Unternehmen ihre Investitionen in die Förderung eines gesunden Lebensstils und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden. Ein weiteres Ergebnis ist der Anstieg der durchschnittlichen Gesamtausgaben für das Gemeinwesen um 13%. Zudem stellen 67% der Unternehmen mehr Ressourcen für die wichtigen Themen Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration zur Verfügung. Auch bei der Umsetzung der ESG-Strategien lässt sich ein positiver Trend beobachten: Die Menge der öffentlich berichteten ESG-Daten ist um über 10% gestiegen. Außerdem haben sich insgesamt 44% der Unternehmen Net-Zero Ziele gesetzt.

 

Trotz einiger positiven Entwicklungen gibt es dennoch Hürden, die bewältigt werden müssen. So etwa bleibt die gleichberechtigte Vertretung von Frauen, Minderheiten und Menschen mit Behinderungen in der Belegschaft und in den Führungsetagen weiterhin aus. Wenn es um eine konsequente Umsetzung der ESG-Strategien geht, ist zu bedenken, dass zwar 98 % der Unternehmen eine Form von ESG-Aufsicht durch den Vorstand haben, jedoch nur wenige ihre Bonuszahlungen für Führungskräfte an das Erfüllen der ESG-Ziele binden.

 

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ESG-Strategien, und besonders die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, eine zunehmend wichtigere Rolle auf globaler Ebene für Unternehmen einnehmen. Die in der Studie aufgeführten Case Studies von Unternehmen geben eine Hilfestellung bei der gezielten Planung und Umsetzung von ESG-Maßnahmen. Die internationale Landschaft entwickelt sich mit Hinblick auf ESG kontinuierlich weiter und setzt sich nach wie vor zum Ziel, besonders wirksame und nachhaltige Lösungen bereitzustellen.


 

 

 

 

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Automatisierungspotenziale in der Social-Media-Kommunikation

ChatGPT – das Ding spricht Business

Künstliche Intelligenz wird für Unternehmen zur Pflicht. Aber wie sollte man mit der neuen Technologien umgehen? Der Experte und Vordenker Maximilian Vogel erklärt im Interview, welche Möglichkeiten KI und ML heute schon bieten und wie man dieses Potenzial richtig nutzt.

 

Herr Vogel, welche neue Welt eröffnet sich für Unternehmen mit dem Einsatz von ChatGPT?

Die Markteinführung von ChatGPT Ende des vergangenen Jahres war der iPhone-Moment der KI. Die Sprachmodelle sind jetzt in der Gesellschaft, in den Unternehmen angekommen. Sie bringen völlig neuartige Interaktions- und Innovationsmöglichkeiten mit sich: einerseits bei Kundenschnittstellen, andererseits eröffnen sie ungeahnte Automatisierungspotentiale bei textbasierter Information wie Dokumenten oder Mails. Nach einer Studie von Goldman Sachs wird das mittelfristig mehr als 300 Million Jobs massiv verändern.


„KI-basierte Lösungen entfalten ihr volles Potenzial, wenn sie tief in die Unternehmensprozesse und das IT-Ökosystem integriert werden.“

Maximilian Vogel

Was ist alles möglich und muss man nur die richtigen Fragen stellen?

Die Möglichkeiten von Sprachmodellen lassen sich kaum eingrenzen. Einige Beispiele, die schon gut funktionieren: Kunden-E-Mails können direkt beantwortet werden. Komplexe Produkte wie Autos oder auch Avatare im Metaverse können in einen starken, emotionalen Dialog mit den Nutzern gebracht werden. Websites, Verträge und Angebote können automatisch generiert werden und Schulkinder können jetzt schon Schulbücher abfragen und mit ihnen lernen. Dabei muss das System immer in der Lage sein, auf „falsche“ Fragen richtig zu reagieren.

Welche Herausforderungen müssen bei der Implementierung in Unternehmensprozesse gelöst werden?

KI-basierte Lösungen entfalten ihr volles Potenzial, wenn sie tief in die Prozesse und das IT-Ökosystem des Unternehmens integriert werden. Wenn sie auf Basis von Daten des

Unternehmens mit Nutzern interagieren, oder Teil der Kundenschnittstellen sind. Zentral dabei ist, eine Abhängigkeit von einzelnen technischen Produkten von Dritten – einen sogenannten Vendor-Lock-in – zu vermeiden und sich die Möglichkeit zu bewahren, auch in zwei oder fünf Jahren noch den besten KI-Service zu nutzen. In unserem sich extrem rapide entwickelnden Feld kennen wir die leistungsfähigsten Modelle von morgen noch nicht.

Über welche Expertise verfügen Sie in diesem Kontext?

Wir sind eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, das auf eine langjährige Erfahrung bei Sprachmodellen zurückblicken kann. Unsere Expertise bezieht sich auf die Entwicklung von Anwendungsfällen – mit Fokus auf Customer Experience und Digitaler Transformation für das Unternehmen – auf die Auswahl geeigneter Modelle und Services und die Integration in die Unternehmens-IT. Wir unterstützen bei der Vorbereitung unternehmensinterner Daten für KI-Anwendungen, beim Training und bei der Evaluation von Systemen.

 

 

 

Maximilian Vogel ist Co-Founder von BIG PICTURE in Berlin. Er ist begeistert von der Forschung und Entwicklung im Bereich der KI und hat digitale Plattformen, Apps und Machine Learning Lösungen für Marken wie BASF, BMW, Danone, Evonik, General Motors, Henkel, Mercedes oder die Sparkasse entwickelt.

 

Inwieweit hat sich seit dem Launch von ChatGPT die Welt für künstlichen Intelligenz verändert?

Die Modelle haben unter den Augen der Weltöffentlichkeit das Labor verlassen, tauchen in unserer Lebenswelt auf und werden immer besser. Es vergeht fast keine Woche, in der nicht ein neuartiges, noch performanteres System von OpenAI, Google, Microsoft oder von einem der vielen Startups auf den Markt kommt. Während es vor 6 Monaten vielleicht 1 bis 2 Lösungen für eine spezifische Fragestellung gab, sehen wir jetzt 10 bis 20 Lösungen.
Und auf der Business-Seite: KI ist angekommen – auch in Deutschland. Viele Unternehmen stellen sich nicht mehr die Frage, ob, sondern wie sie KI-Systeme in ihre Prozesse integrieren können. Sie haben einerseits Potentiale dieser Technologie identifiziert und sehen andererseits auch das Risiko, bei dieser schnellen und sehr grundlegenden Transformation abgehängt zu werden, wenn sie nicht aktiv werden.

Welche Unternehmensbereiche können von der neuen Technologie profitieren?

Es sind alle Bereiche, bei denen mit Kunden, Partnern, Mitarbeitenden, Klienten oder Patienten per Sprachschnittstelle, per Mail, mit Text kommuniziert wird. Alle Felder, in denen Dokumente erstellt, klassifiziert, durchsucht, extrahiert oder befragt werden. Bei denen anspruchsvolle, aber repetitive Arbeiten wie die Bearbeitung von Angebotsanfragen, Reklamationen oder Service-Fällen durchgeführt werden. In der Erstellung kreativer Inhalte für die Website oder Social Media.
Es gibt jenseits der Sprachmodelle auch sogenannte Foundation Models, die in der Lage sind, Bilder, Videos, Programm-Code, Game-Inhalte, Produktdesigns oder chemische Formeln zu produzieren.

Wo lagen bisher Ihre größten Herausforderungen im Kontext der Implementierung von ML und KI-Lösungen?

Eine zentrale Herausforderung in der Entwicklung von KI-Lösungen war immer die letzte Meile: Das System von 95% sicheren Antworten auf 100% zu bekommen. ChatGPT kann mir Witze erzählen, bei den Hausaufgaben helfen, über Filme quatschen und über den Sinn des Lebens philosophieren. Für Businessanwendungen gerade im Kundenkontext bestand für uns die Aufgabe, eine scharfe Begrenzung auf die Inhalte zu machen, die das Unternehmen wirklich sicher beantworten kann und andere User-Interaktionen vernünftig zu moderieren. Weitere, immer wiederkehrende Herausforderungen sind die Entwicklung einer Evaluationssystematik, der Aufbau von Content-Pipelines auf Basis von oft unstrukturierten Datenschätzen im Unternehmen. Und in einem Feld, das sehr stark von amerikanischen Anbietern dominiert wird, die Sicherstellung der DSGVO-Konformität.

Wie sollten große Unternehmen bei der Implementierung von ChatGPT und anderen Sprachmodellen vorgehen?

Die Identifikation des passenden Anwendungsbereichs ist der erste zentrale Schritt: Wo kann ich die größten Mehrwerte in Bezug auf Customer Experience oder Automatisierungsgrad schaffen? Was sind geeignete Anwendungsfälle, was nicht?
Der zweite Schritt ist ein Proof of Concept – eine Konzepterprobung. Kann ich auf Basis realer Daten und Anwendungsfälle in einem Bereich Fragen richtig beantworten, Dokumente richtig analysieren? Dieser PoC muss noch nicht an Unternehmenssysteme angebunden sein.
Wenn der PoC in der Evaluation schließlich meine Erfolgskriterien erfüllt, muss er – am besten Stück für Stück – in die IT-Landschaft integriert werden. So dass eine produktive Plattform geschaffen wird, die wachsen kann und flexibel ist – vom inhaltlichen Umfang her, der Ausrollbarkeit in meine Märkte, der verwendeten Services von Drittanbietern.
 
Welche Rolle wird ChatGPT in Zukunft im Metaverse spielen?

ChatGPT und andere Sprachmodelle bieten die Möglichkeit, das Metaverse mit nicht-menschlichen Charakteren zu bevölkern. Mit spannenden, schlauen, hilfreichen Avataren, die den User unterhalten, ihn begeistern, ihm Produkte erklären, bei Service-Fällen helfen oder mit ihm Abenteuer erleben. Und das Ganze auf einem Niveau eines natürlichsprachlichen Austauschs, der auf den ersten Blick offenlässt, ob hier ein Mensch oder eine Maschine spricht.

Sie sind Autor der „ChatGPT List of Lists“ – wer sollte sich damit beschäftigen?

Die ChatGPT List of Lists bietet eine kurze, nicht sehr technische Einführung in das Thema und einen kuratierten Überblick über die wichtigsten Ressourcen in diesem Bereich: Wie erstelle ich Prompts zur Generierung von Marketinginhalten oder anderer Bereiche? Wie kann ich das Modell für die Softwareentwicklung nutzen? Was sind APIs, wie binde ich sie ein? Was sind spannende, lustige und interessante Use Cases? Was funktioniert noch nicht? Was sind Alternativsysteme?
https://medium.com/mlearning-ai/8b14c35eb

Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr noch gesteckt?

Eine spannende Fragestellung, die ich gerne umsetzen würde – einfach nur als Prototyp – wäre eine sich selbst verwaltende intelligente Organisation bestehend aus KI-Komponenten. Zum Beispiel eine kleine Firma, ein digitaler Freelancer, der automatisiert Marketing für sich macht, Dienstleistungen erbringen kann z.B. in der Content-Kreation, mit Partnern kommuniziert, Rechnungen schreibt, bezahlt und vielleicht sogar neue Geschäftsfelder entdeckt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob so etwas dieses Jahr noch realisierbar ist – wahrscheinlich wird das System spätestens bei der Steuererklärung scheitern.
Und mein ganz persönliches Ziel: Dieses Jahr nicht zu viel mit Maschinen zu sprechen, sondern mit spannenden Angehörigen meiner eigenen Spezies – über Maschinen, aber gerne auch über 1000 andere Themen.

big-picture.com/ki

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