Automation Generation: KI-befähigte Arbeitswelt
KI-gestützte Automatisierung ist entscheidend, um befriedigendere und positive Erfahrungen am Arbeitsplatz zu ermöglichen.
KI-gestützte Automatisierung ist entscheidend, um befriedigendere und positive Erfahrungen am Arbeitsplatz zu ermöglichen.
TREND REPORT sprach mit Malte Dieckelmann, Vice President Enterprise Software Sales – EMEA, Rockwell Automation, weltweit führender Anbieter von industriellen Automatisierungs- und Informationslösungen, über die Vorteile von mehr Intelligenz in der industriellen Fertigung und was die Daten-Cloud damit zu tun hat.
Herr Dieckelmann, auf was müssen sich Unternehmen beim Thema Smart Manufacturing einstellen?
Smart Manufacturing gewinnt bei Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Wer profitabler wachsen, seine Qualität steigern, oder nachhaltiger produzieren will, der kommt an datenbasierter Intelligenz in der Fertigung nicht vorbei. Entscheidend für die vernetzte Produktion ist dabei ein performantes Produktionsleitsystem, also ein Manufacturing Execution System (MES).
Was sind Ihrer Erfahrung nach die Triebfedern für Entscheidungsträger bei der Einführung intelligenter Fertigungslösungen?
Wir führen bei Rockwell Automation hierzu regelmäßig Gespräche mit unseren Kunden. Rund die Hälfte strebt primär eine Verbesserung ihrer Marktposition an. Die Entscheider suchen Wege, flexibler und schneller auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren zu können. Aber auch der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und eine nachhaltigere, umweltschonendere Produktion sind für viele Unternehmen von großer Relevanz. Mit Smart Manufacturing, der Nutzung des IoT und intelligenten MES-Ansätzen führen wir bei Rockwell die operative Technologie und die Informationstechnologie zusammen, um diesen Herausforderungen zu begegnen und die Effizienz zu steigern.
Worin sehen Sie die zentralen Vorteile einer intelligenteren Fertigung?
Erfolgreich sind unsere Kunden vor allem aufgrund ihrer Kompetenz im Bereich der operativen Technologie. Nicht wenige aber arbeiten noch sehr analog, teilweise sogar noch mit Stift und Papier. Die Vorteile einer MES-Einführung liegen hier natürlich anders, als bei Kunden, die in ihrer digitalen Transformation schon weiter fortgeschritten sind. Ausnahmslos jedes Unternehmen aber gewinnt durch Smart Manufacturing an Flexibilität, was letztlich geringere Kosten, höhere Erträge und zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten bedeutet.
Im Porträt: Malte Dieckelmann leitet seit 2021 das Softwaregeschäft für Rockwell Automation in der gesamten EMEA- Region. Er hat Cloud- und Softwaregeschäfte für große Anbieter wie Oracle, Microsoft, IBM und Dassault Systems in Europa und Australien/Neuseeland geleitet. In den letzten 20 Jahren hat Dieckelmann Unternehmen nahezu aller Branchen dabei unterstützt, ihre Bemühun gen zur digitalen Transformation voranzutreiben.
Ob Mittelständler oder Konzern, bei der Einführung von MES beginnen wir häufig mit einer einzigen Anlage bzw. Fertigungslinie. Im Laufe der Zeit wirken sich die Vorteile der MES-Implementierungen auf das ganze Werk oder sogar mehrere Werke aus. Hier ist es wichtig zu überlegen: Was sind die Veränderungen, die Lehren, und die Technologien, die wir in Zukunft in Betracht ziehen müssen, und wie können die Mitarbeiter erfolgreich in diese Transformation eingebunden werden? Weitere Vorteile ergeben sich dann etwa bei der technischen Befähigung durch Augmented Reality, in Anwendungsfällen des Internet of Things (IoT), oder bei Messungen der Betriebseffizienz (OEE und Production Monitoring).
Wie genau kann ein MES zu mehr Kosteneffizienz und zusätzlichen Einnahmequellen führen?
Mit der Einführung profitieren Unternehmen vor allem durch eine Verringerung des Ausschusses. Zudem bekommen sie bessere Einsicht in die Gesamtanlageneffektivität, möglicherweise sogar in Echtzeit. Durch ein neues Level an Flexibilität in der eigenen Produktion werden automatisch Ressourcen freigeschaufelt, die dann andernorts vorteilhaft eingesetzt werden können.
Worin sehen Sie die zentralen Herausforderungen bei einer MES-Einführung und wie beeinflussen diese den gesamten Prozess?
In der Implementierungsphase sind mehrere Ebenen zu beachten. Zentrale Themen vieler Kunden sind dabei Cybersecurity und Datensicherheit. Bei Rockwell Automation setzen wir daher sowohl auf unsere eigene Cybersecurity- Produkt- und Projektkompetenz als auch auf enge Partnerschaften mit Spezialisten wie Claroty, Fortinet oder Cisco.
Viele unserer Kunden profitieren zudem bereits von der Cloud. Wir haben eine großartige Partnerschaft mit Microsoft, die es ermöglicht, die Stärken verschiedener Partner zu kombinieren. Mit „Plex“ bieten wir ein Rockwell-eigenes, cloudbasiertes MES-Produkt an, das einen offenen und ganzheitlichen Ansatz verfolgt.
Wie genau setzen Sie die Cloud und „Plex“ ein, um Ihre Kunden zu unterstützen?
Der Vorteil der Cloud ist, dass ein Großteil unserer Kunden sie bereits nutzt. Alle wichtigen Daten sind an einem zentralen Ort gespeichert und können hier abgerufen werden. „Plex“ ist dabei mehr als nur ein cloudbasiertes MES-System. Es ist erfolgreich, weil es über das „klassische“ MES hinaus, auch Enterprise Ressource Planning, Lieferkettenmanagement, die Überwachung der Anlagenleistung, das Qualitätsmanagement und viele weitere Aspekte für Kunden individuell zusammenführt.
Unternehmen erhalten durch Lösungen wie „Plex“ mehr Informationen und damit tiefere Einblicke in die Performance ihrer Anlagen. Das ist besonders wichtig mit Blick auf die Skalierung, wenn sie mehrere Fertigungsanlagen in verschiedenen Ländern betreiben. Das Ergebnis ist simpel: Als multinationaler Konzern helfen wir Unternehmen dabei, durch eine intelligentere, zeitgemäße Fertigung Wachstum zu generieren und zudem die Vorteile einer bestehenden Cloud-Infrastruktur noch besser zu nutzen. Und das Ganze idealerweise schnell, flexibel und mit viel Industriekompetenz.
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Arjan van Staveren, Country Manager Germany bei Snowflake, erläutert in seinem Gastbeitrag, wie Scania und Snowflake den Wandel im Güterverkehr ermöglichen.
Für den Güterverkehr gleicht die Mobilitätswende einem nie dagewesenen Kraftakt. Schon jetzt werden im Jahr mehr als 3,7 Milliarden Tonnen über das deutsche Straßennetz transportiert – und die Tendenz ist weiter steigend. Das wird nicht nur für den Verkehr zunehmend zum Problem. Auch das Klima leidet, denn Studien belegen, dass LKWs für rund 10 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Dank besserer Technik ist der Ausstoß pro Tonnenkilometer in Deutschland zwar gesunken, da der Güterverkehr auf den Straßen aber zugenommen hat, wurden die Einsparungen laut Umweltbundesamt sogar überkompensiert.
Was es braucht, sind also neue Lösungen, die den bestehenden Lieferketten bei gleichzeitig geringen Emissionen gerecht werden können. Eine Möglichkeit, beides miteinander in Einklang zu bringen, sind Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Ihre Anzahl ist allein in den vergangenen zwei Jahren um knapp 80 Prozent gestiegen. Allerdings bringt die alternative Antriebsform auch neue Herausforderungen mit sich, auf die das deutsche Straßennetz schlichtweg noch nicht vorbereitet ist. Daran möchte Scania unbedingt etwas ändern. Der weltweit führenden Anbieter von Transportlösungen führt nicht nur LKWs, Busse sowie Industrie- und Schiffsmotoren im Portfolio, sondern bietet darüber hinaus auch datengestützte Dienstleistungen an, deren Ziel es ist, die Mobilitätswende aktiv voranzutreiben.
Wie groß ist die Reichweite einer Batterie?
Wo müssen zusätzliche Ladesäulen installiert werden?
Und auf welcher Route wird am wenigsten CO2 erzeugt?
Daten sind das Rückgrat der Mobilitätswende
Auf den ersten Blick erscheinen E-LKWs als gute Lösung, um den Güterverkehr auf deutschen Straßen umweltfreundlicher zu gestalten. Wie die vergangenen Jahre eindrucksvoll bewiesen haben, handelt es sich bei den Lieferketten jedoch um extrem fragile Verkettungen einzelner Prozesse, in der sich die wohl wichtigste Komponente nicht ohne Weiteres austauschen lässt. In der Praxis besteht deshalb noch immer ein großer blinder Fleck – und dieser muss zunächst durch eine valide Datengrundlage behoben werden. Wie groß ist die Reichweite einer Batterie? Wo müssen zusätzliche Ladesäulen installiert werden? Und auf welcher Route wird am wenigsten CO2 erzeugt? Bevor eine Logistikflotte, die bisher fossil betrieben wurde, auf elektrische Antriebsformen umgesattelt werden kann, gilt es, all diese offenen Fragestellungen zu klären. Scania ist auf ganz unterschiedliche Weise daran beteiligt, belastbare Antworten auf die Herausforderungen zu finden, die mit der Mobilitätswende einhergehen. Einerseits testet das Unternehmen derzeit den Einsatz autonomer Bergbau-LKWs, andererseits ist es am Bau mehrerer E-Straßen beteiligt, auf denen überprüft wird, inwiefern Oberleitungen einen nachhaltigen Gütertransport in Europa ermöglichen können. Konnektivität spielt dabei eine zentrale Rolle. Schon jetzt betreibt Scania über 600.000 vernetzte Fahrzeuge, über die jeden Tag 150 Millionen Meldungen direkt und nahezu in Echtzeit in die Data Cloud von Snowflake einfließen.
Dezentrale Strukturen gewähren tiefere Erkenntnisse
Um innovative Mobilitätsprojekte umsetzen zu können, sind große Datenmengen allein aber noch lange nicht ausreichend. Entscheidend ist die richtige technologische Grundlage, die dabei hilft, diese zu analysieren und Zusammenhänge zu erkennen, um smarte Handlungsempfehlungen abzuleiten. Hierfür setzt Scania auf ein Data Mesh-Konzept. Normalerweise gibt es nur ein einziges Team, das alle Datenquellen in ein zentrales Depot integriert. Über spezifisches Wissen, das sich auf die unterschiedlichen Abteilungen bezieht, verfügt es in der Regel nicht. Für die Qualität der Daten wird dies allerdings häufig zum Problem.
Bei einem Data Mesh ist das anders. Da es sich hierbei um einen dezentralen Ansatz zur Verwaltung und Bereitstellung von Daten handelt, gibt es mehrere Datenteams, die für die Belange der verschiedenen Abteilungen verantwortlich sind. Aufgrund des fachlichen Wissens, über das die einzelnen Teams verfügen, können die geschäftlichen Zusammenhänge ihrer Abteilung besser nachvollzogen werden, was letztlich dabei hilft, große Datenmengen gewinnbringender – und damit auch ressourcenschonender – einzusetzen.
So wird dank des Data Mesh-Konzepts zum Beispiel ersichtlich, welche Strecken (noch) nicht für Elektro-LKWs geeignet sind oder wie sie das Maximum aus ihrer Batterielaufzeit herausholen können. Auch Wartungen lassen sich besser planen, um Ausfälle und damit auch Störungen der Lieferkette auf ein Minimum zu reduzieren. Scania und Snowflake wissen, dass Erkenntnisse wie diese unverzichtbar sind, um die Mobilitätswende auf eine solide Basis zu stellen. Deshalb helfen sie mit vereinten Kräften dabei, den größtmöglichen Mehrwert aus den verfügbaren Daten zuziehen. Am Ende ist es nur auf diese Weise möglich, den Güterverkehr umweltfreundlicher zu gestalten, während Planbarkeit und Zuverlässigkeit auf einem gewohnt hohen Niveau bleiben.
Im Portrait: Arjan van Staveren ist heute Country Manager Germany bei Snowflake. Er war 2017 der erste deutsche Mitarbeiter beim Data-Cloud-Unternehmen Snowflake. Heute ist er als Country Manager Germany für den deutschen Markt verantwortlich. Vor Snowflake hatte Arjan van Staveren leitende Positionen im Vertrieb bei Microsoft und Bazaarvoice.
Herr van Staveren, was bedeutet Data Mesh?
Ein Data Mesh ist ein dezentraler Ansatz zur Verwaltung und Bereitstellung analytischer Daten. Das bedeutet, dass es sich maßgeblich von anderen IT-Strukturen unterscheidet, in denen alle Datenquellen in einem zentralen Depot zusammenfließen. Während hier ein einziges Datenteam für die Integration und Bereitstellung aller Daten verantwortlich ist, zeichnet sich eine Data Mesh-Architektur durch mehrere Datenteams aus. Anstatt große Datenmengen zentral zu verwalten, kümmern sie sich um die Belange einer einzelnen Abteilung, erstellen hier qualitativ hochwertige Datenprodukte und machen diese unternehmensweit zugänglich.
Welche Vorteile haben Konzerne, die auf eine Data Mesh-Architektur setzen?
Mit einem Data Mesh hat die klassische „One-fits-all“-Lösung endlich ausgedient. Anders als bei einem zentralen Ansatz haben die Datenteams hier nicht nur genügend Zeit, sich auf die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Abteilung zu konzentrieren, sondern verfügen bestenfalls bereits im Vorfeld über das fachliche Know-how, das in ihrem Bereich eine besonders wichtige Rolle spielt. So helfen die Datenteams in einem Data Mesh dabei, typische Bottlenecks zu vermeiden und können stattdessen die Datenagilität und -qualität für ihre jeweilige Abteilung dauerhaft verbessern. So bekommen Unternehmen die Chance, abteilungsübergreifend das Maximum aus ihren Daten herauszuholen.
Welche Rolle spielen dabei Cloud-Plattform-Technologien?
Völlig unabhängig davon, ob ein Unternehmen einen zentralen oder einen dezentralen Ansatz zur Datenverwaltung und -bereitstellung verfolgt – liegt diesem keine skalierbare und leicht zugängliche Cloud-Plattform zugrunde, wird es sich schon bald in einer Sackgasse wiederfinden. Auch wenn es in einem Data Mesh so wirkt, als wären die Abteilungen voneinander isoliert, so besteht das Ziel doch darin, die Daten übergreifend zugänglich zu machen. Dank Technologien wie der Data Cloud von Snowflake ist genau das möglich. Sie bietet branchenübergreifend die ideale Grundlage, um Daten sowohl innerhalb eines Unternehmens, als auch mit externen Parteien wie Geschäftspartner:innen oder Lieferant:innen zu teilen.
Für welche Branchen können Sie Lösungen anbieten?
Vom Handel bis hin zum Finanzsektor: Daten für smartere Entscheidungen heranzuziehen, ist für jede erdenkliche Branche längst unverzichtbar geworden. Während es in der Produktion dadurch zum Beispiel möglich wird, Lieferengpässe bestimmter Rohstoffe rechtzeitig einzukalkulieren, können in der Medizin datenbasiert bessere und individuellere Behandlungsmethoden angeboten werden. Um bestmöglich auf die Bedürfnisse der verschiedenen Branchen eingehen zu können, bietet Snowflake für jede von ihnen eine schlüsselfertige Data Cloud-Lösung, mit der es möglich ist, Daten in unterschiedlichsten Formaten zu integrieren und praktisch nutzbar zu machen.
Gerade das neue ESG-Reporting stellt für viele Unternehmen eine Herausforderung dar. Wie kann Snowflakes Data Cloud hier helfen?
Konkrete ESG-Ziele festzulegen, ist nur der erste Schritt. Um einen breiten Überblick zu gewinnen, ist es wichtig, sowohl auf interne als auch auf externe Datenquellen zuzugreifen – und das ist der Punkt, an dem die Probleme oft beginnen. Da ESG-Daten die unterschiedlichsten Formate aufweisen, ist die Integration und Weiterverarbeitung kompliziert und langwierig. Snowflakes Data Cloud kann helfen, diese Herausforderung zu überwinden und bietet eine dauerhafte Lösung für den nahtlosen Zugriff auf alle intern und extern gewonnenen ESG-Daten. Da sie als Single Source of Truth dient, ist es dank der Data Cloud möglich, große Datenmengen besser zu verstehen und aktiv im Sinne der gesetzten ESG-Ziele zu handeln.
Was können Unternehmen noch tun, um ihre Daten im Sinne der Nachhaltigkeit einzusetzen?
Dass Daten selbst große Mengen an Emissionen produzieren, wird oft vergessen – dabei verursacht schon ein Terabyte, das in der Cloud gespeichert ist, rund 210 Kilogramm CO2 pro Jahr. Das Problem: Auch bei Private Cloud-Lösungen bleibt der Großteil der verfügbaren Ressourcen die meiste Zeit ungenutzt, wenn diese keine Skalierung zulässt. Um nachhaltiger zu handeln, macht es deshalb Sinn, eine Public Cloud und noch besser eine Multi-Tenant-Plattform zu wählen. Damit ist ein System gemeint, das gleichzeitig mehrere Nutzende beziehungsweise Unternehmen bedienen kann. Das hat den Vorteil, dass keine Ressourcen ungenutzt bleiben und jederzeit flexibel skaliert werden kann, wodurch die Umwelt deutlich geschont wird.
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Gastautor Benedikt Sturm, CEO und Co-Founder von Optalio ist der Ansicht: „Mit Data Science und KI können Ressourcen und Energie eingespart werden.“
Energie und Ressourcen einzusparen ist keine Frage des Verzichts. Stattdessen lassen sich unnötige Verbräuche mithilfe von Data-Science-Methoden und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz sowie maschinellem Lernen aufspüren und beseitigen. Sie sind entscheidend für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Industrie.
Die Industrie ist ein bedeutender Motor der deutschen Wirtschaft. Doch damit dieser läuft, benötigt er allein beim Strom rund die Hälfte der erzeugten Energie. Ein Zustand, der angesichts steigender Kosten und des Klimawandels Veränderung erfordert – und Lösungen, die unnötige Verbräuche verhindern.
Zu den entscheidenden Ansätzen gehört das Thema Data Science. Denn aus den Daten, die bei Prozessen und der Produktion entstehen, lassen sich wichtige Erkenntnisse für Optimierungsmaßnahmen gewinnen. Das schließt auch Einsparungen beim Energie- und Ressourcenverbrauch ein.
Verschwendung auf die Schliche kommen
Von undichten Leitungen über falsch kalibrierte Maschinen bis hin zu einer ineffizienten Ressourcendisposition: Die Gründe für unnötige Verbräuche sind vielfältig und zur Lösung stoßen die bislang angewandten analogen Verfahren längst an ihre Grenzen.
Eine leistungsstarke Alternative ist die daten- und KI-basierte Prozess- und Produktionsoptimierung, wie wir sie bei Optalio anbieten. Nicht nur Maschinen und Anlagen, sondern auch Unternehmensprozesse erzeugen eine Vielzahl an Daten, deren Analyse wichtige Erkenntnisse für Verbesserungen liefert. Selbst wenn eine Maschine auf den ersten Blick rund läuft, erhöhen unentdeckte Leistungsschwankungen den Energieverbrauch. Ebenso kann eine ungenaue Planung dazu führen, dass die Materialbeschaffung über dem tatsächlichen Auftragsvolumen liegt.
Data Science als Lösung
Werden große Datenmengen erhoben, konsolidiert und mittels KI und ML-Methoden analysiert, lassen sich Muster erkennen und präzise Vorhersagen treffen. Während es bei der Produktionsplanung um Daten etwa aus ERP-Systemen oder Data Warehouses geht, sind es bei Maschinen Messwerte wie Druck, Viskosität oder Energieverbrauch. Mit der so erzeugten Transparenz gelingt es mit den Optalio-Lösungen unter anderem, Auswirkungen in der Prozessplanung in Echtzeit anzeigen zu lassen und so eine optimale Allokation von Ressourcen zu erreichen. Nicht nur ideale Betriebszustände von Maschinen und Anlagen können erkannt werden. Auch lässt sich so bei größeren Abweichungen eine vorausschauende Wartung etablieren. Der Einsatz von Data Science macht es insgesamt möglich, Ressourcen und Energie optimal einzusetzen und deutliche Einsparungen zu erreichen.
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Die wichtigsten Trends und Erkenntnisse für Führungskräfte
Datenexperte Jens Siebertz im Gespräch mit der TREND-REPORT-Redaktion: „Die ESG-Berichterstattung wird für den Mittelstand ab 2025 zur Pflicht und nicht-finanzielle Kennzahlen zu einem wichtigen Teil der Unternehmenskultur.“
Herr Siebertz, welche Herausforderungen müssen beim ESG Reporting gemeistert werden?
Eine neue EU-Richtlinie verpflichtet ab 2025 mittelständische Unternehmen, jährlich öffentlich über ökologische, soziale und führungsbezogene bzw. Environmental-, Social- und Governance-KPIs zu berichten. Doch die Rahmenbedingungen sind komplex und relevante Daten nicht einfach verfügbar. Viele erheben noch kaum eine dieser Kennzahlen. Dabei müssen sie schon ab Januar 2025 konsolidiert werden, um 2026 im Bericht über das Vorjahr zu stehen. Für einen einmaligen Bericht wäre der Aufwand zu groß. Wir empfehlen, das Thema analytisch anzugehen. Die ESG-Daten sollten täglich aktuell vorliegen, damit Unternehmen alltäglich Mehrwert schöpfen.
Wie unterstützen Sie Unternehmen dabei alle relevanten KPIs zu identifizieren?
Wir fangen mit einem Maturity Assessment an, um uns einen Überblick über den Reifegrad eines Unternehmens in Bezug auf das ESG Reporting zu verschaffen. Daraus lässt sich eine individuelle Roadmap entwickeln, die durch den Prozess leitet. Ebenso unterstützen wir bei der Wesentlichkeitsanalyse, um die spezifischen Kennzahlen zu identifizieren, die für ein bestimmtes Unternehmen gelten. Das Wesentliche ist aber, dass wir über ein zentrales Data Ware–house in der Cloud und zugehörige Analytics Tools standardisiert und dennoch individualisierbare Lösungen für die automatisierte Datenerhebung, -verarbeitung und -visualisierung umsetzen. Der Report ist so fast nur ein Nebenprodukt.
Wo liegen die Herausforderungen, die nötigen Daten zu generieren und zu sammeln?
Insbesondere in der Verfügbarkeit von hochwertigen und zuverlässigen Daten. Diese finden wir in unterschiedlichsten Quellsystemen, aus denen wir Datenströme zusammenführen. Die Dateninfrastruktur der Unternehmen ist in der Regel nämlich nur auf finanzielle Daten ausgelegt. Wir integrieren diese und die nicht-finanziellen Kennzahlen in einer Single-Source-of-Truth. Für alle Stakeholder lassen sich dann aus dem zentralen Data Warehouse genau die Informationen auf genau die Weise aufbereiten, wie sie sie für ihre tägliche Arbeit benötigen.
Welche Rolle spielt die Automatisierung und KI sowie ML, auch im Hinblick auf zukünftige Reports?
KI und ML sind hier noch Zukunftsmusik. Meist fehlt es noch an der Basis, der Datengrundlage. Ich halte es für wichtiger, mit bereits vorhandenen Technologien den Prozess der Datenerfassung und -berechnung zu automatisieren. Das schafft echte Erleichterung und damit den entscheidenden Mehrwert. Wenn wir das geschafft haben und Unternehmen im Alltag mit ihren ESG-Daten ihre Prozesse verbessern, gibt es viele KI-Anwendungen, die dabei unterstützen können. Zum Beispiel lassen sich Stromverbräuche bestimmter Arbeitsgänge mittels KI prognostizieren. Das kann man nutzen, um nachhaltiger zu werden. Für das Reporting selbst ist die Anwendung aber irrelevant.
Werden ERP-Lösungen ausreichen, um nicht-finanzielle Kennzahlen zu eruieren?
ERP-Systeme allein werden absolut nicht ausreichen. Wir müssen die verschiedensten Datenquellen integrieren. Im sozialen Bereich lassen sich aus den HR- und Schulungssystemen oft schon viele Daten automatisiert auslesen. Im Bereich Umwelt können zum Beispiel Einkaufs- und Energiesysteme relevant sein. Oft gilt es aber auch, nicht direkt erfasste Kennzahlen aus den verfügbaren Daten clever abzuleiten. Ein uns bekannter Kosmetikhersteller misst etwa, wie oft am Tag sich die Schranke am Mitarbeiterparkplatz öffnet, um herauszufinden, wie oft die Mitarbeitenden durchschnittlich ins Büro kommen. Das hat Einfluss auf verschiedene ESG KPIs. Oftmals gibt es aber auch relevante Daten, die kein Unternehmen automatisiert hat: zum Beispiel Korruptionskennzahlen oder Beträge von Strafen. Wir müssen daher immer die unternehmensspezifische Dateninfrastruktur analysieren und auch damit rechnen, dass vereinzelte KPIs manuelle Eingaben erfordern.
Welche Expertise bringen Sie mit?
Im Inform DataLab sind wir seit 15 Jahren dabei, Unternehmen dazu zu befähigen, kompetent mit Daten umzugehen. Diese zu messen, zu speichern, zu analysieren und – ganz wichtig – in die tägliche Entscheidungsfindung einzubetten. Das machen wir mit finanziellen, nicht-finanziellen oder ESG-Daten. Dazu beschäftigen wir sowohl Expert:innen mit der technischen Kompetenz als auch aus dem Bereich Nachhaltigkeit. Denn aktuell wissen Unternehmen meist noch nicht, welche ESG-Kennzahlen sie eigentlich brauchen. Schließlich schaffen wir Transparenz, so dass unsere Kunden wissen, wo sie sich verbessern können und welche Strategie sie dafür verfolgen sollten. Das ist oft ein entscheidender Vorteil.
Wie und durch welche Features, kann Ihre Lösung dabei helfen, eine langfristige Nachhaltigkeitskultur in der Unternehmenskultur zu verankern?
Wir schaffen in einem Data Warehouse und passenden Analytics Tools Transparenz über ESG-Faktoren. Und Transparenz ist der erste Schritt, um Verbesserungen auf den Weg zu bringen, auch im Bereich der Nachhaltigkeit.
Indem wir die Daten an einer zentralen automatisiert konsolidieren und aufbereiten, stehen sie allen Stakeholdern im Unternehmen für ihre täglichen Entscheidungen zur Verfügung. Und zwar genau so, wie es der konkrete Nutzer jeweils benötigt.
Mit unserer Lösung ermöglichen wir Unternehmen, sich wirklich auf die Nachhaltigkeit zu fokussieren und ihre Zeit nicht nur damit zu verbringen, Daten für das ESG Reporting zusammenzusuchen.
Können Simulationen durchgeführt werden, um diverse ESG-Szenarien und ihre Auswirkungen einzuschätzen?
Das ist schon der zweite Schritt. In erster Linie geht es zunächst darum zu identifizieren, über welche ESG-Kennzahlen ein Unternehmen berichten muss. Dann sehen wir, wie wir dafür Daten erheben oder aus verschiedenen Quellen zusammenführen können. Für die meisten Unternehmen wird der Fokus in nächster Zeit hierauf liegen. Natürlich stehen dann aber Dashboards zur Verfügung, mit denen sie in Echtzeit den Überblick behalten können. Die Daten lassen sich dann für Simulationen nutzen. Was verändert sich, wenn eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach kommt? Hier gehen wir schon weit über das ESG-Reporting hinaus, aber so wird aus dem Aufwand für das Reporting ein echter Nutzen.
Inwieweit können Sie Unternehmen auf dem Weg hin zum datengetriebenen Unternehmen im Kontext der „Digitalen Transformation“ unterstützen?
Ganz viele Unternehmen sehen Daten nur als Instrument des internen Controllings. Aber sie wissen gar nicht was sie für einen Datenschatz zur Verfügung haben. Es ist immer Bestandteil unserer Beratung, dass wir uns den Wert der Daten, den Datenschatz anschauen. Oft schon haben wir dabei ganz viel Potenzial bei Unternehmen entdeckt und dabei beraten, wie sie damit Geld verdienen können. Die meisten Unternehmen haben noch gar nicht auf dem Schirm, dass sich ihre zusammengeführten Daten anonymisiert auch verkaufen lassen. All das gehört zu unserer Kernkompetenz. Wir verstehen uns als ein Innovationszentrum für Datenwertschöpfung. Wir setzen bereits der grundlegenden Datenstrategie an: Was genau möchte ein Unternehmen wann und wo mit seinen Daten erreichen? Dann finden wir den Weg zur Umsetzung und beraten bei der Projektkoordination und Organisationsentwicklung.
Über den Autor:
Jens Siebertz ist Senior Vice President des INFORM DataLab und Mitglied der Geschäftsleitung der international tätigen INFORM GmbH.
Seit 2003 beschäftigt er sich dort mit den Themenschwerpunkten Datenwertschöpfung, Business Intelligence, Management Reporting, Data Analytics und Controlling.
https://www.inform-datalab.de/
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CBA Aachen 2023 gibt Impulse zu Entscheidung, Auswahl und Einführung integrierter Geschäftsanwendungen
Aachen, 12.07.2023. „Digitale Lösungen für Produktion und Logistik“ lautete das Motto des CBA Aachen 2023 – Congress on Business Applications am 21. Juni 2023. Das FIR an der RWTH Aachen und das Center Integrated Business Applications hatten zu einem Tag rund um das gesamte Feld integrierter Business Applications eingeladen. Expert:innen aus Wirtschaft und Industrie beleuchteten in Fachvorträgen und anhand von Best Practices die Bedeutung von ERP, MES, APS & Co. als Schlüssel für den zukünftigen Unternehmenserfolg. Workshops, Führungen und eine Fachausstellung komplettierten das Programm, das wichtige Impulse zur Entscheidung, Auswahl, Implementierung von Geschäftsanwendungen für die Gäste bereithielt. Den Praxistag am 20. Juni 2023 nutzten viele Teilnehmende, um im Vorfeld des CBA Aachen 2023 tiefer in spezifische, anwendungsbezogene Lösungen und Herangehensweisen für betriebliche Anwendungssysteme einzutauchen.
In ihrer Begrüßung geben Max-Ferdinand Stroh und Tobias Schröer, beide Bereichsleiter am FIR e. V. an der RWTH Aachen, einen Überblick zu den Themen des Tages: Digitalisierung, Technologietrends, Softwareeinführung und -projekte. Schröer und Stroh betonen den großen Stellenwert der Nachhaltigkeit, die in der Transformation eine herausragende Rolle spielt:
„Der Prozess der Digitalisierung ist noch lange nicht abgeschlossen, er wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen,“
so Schröer.
Das bestätigt auch Katharina Berwing, Leiterin Center Integrated Business Applications, in ihrem Impulsvortrag „Das Ärgernis Softwareprojekt“. Integrierte Business Applications können viele gesellschaftlich relevante Themen adressieren, doch immer noch beschäftigen sich Unternehmen eher mit der Einführung von Softwareprojekten, was die Konzentration auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit hemmt. Rund 20 % aller Einführungsprojekte scheitern vor dem Go-Live, aber auch in abgeschlossenen Projekten werden nur 25 % der gesteckten Ziele erreicht, das Budget wird um 42 % und die eingeplante Zeit um 32 % überschritten. In diesem Spannungsfeld zwischen Anbietern und Anwendern nimmt das Center seit vielen Jahren eine vermittelnde und vor allem neutrale Rolle ein und weiß aus Erfahrung, dass für den Erfolg von Projekten eine transparente Kommunikation und Ehrlichkeit im Projekt entscheidende Erfolgsfaktoren sind.
Bereits in Berwings Vortrag kommt die große Bedeutung des Change-Managements für den Erfolg von Softwareprojekten zum Ausdruck. Auch im Themenblock „Transformation: Den Weg zum digitalisierten Unternehmen ebnen“ ist dies ein von allen Referierenden besonders herausgestellter Punkt. Für den Projekterfolg ist es essenziell, eine Innovationskultur im Unternehmen zu etablieren. Darüber hinaus empfehlen alle Referierenden, den Prozessbeteiligten ausreichend freie Ressourcen einzurichten, damit die sie – und hier vor allem die Key User – die komplexen Anforderungen zusätzlich zum Tagesgeschäft bewältigen zu können.
Christoph Aretz, Rodriguez GmbH, sieht Softwareprojekte als eine Reise in Richtung Digitalisierung. Die Handlungsfelder betreffen das gesamte Unternehmen. Die Technologie ist nur eine Seite der Medaille; genauso wichtig ist es, die Digitalisierung in der Unternehmensstrategie zu verankern. Implementierungsprojekte sind deshalb auch keine reinen IT-Softwareprojekte. Von Erfahrungen lernen, motivieren, begeistern und Synergien schaffen, darum ging es auch im Vortrag von Dagmar Wirtz, 3WIN® Maschinenbau GmbH. Mit der digitalen Werkstatt „#mach4.0“ gibt sie Erfahrungen aus dem Digitalisierungsprozess des eigenen Maschinenbau-Unternehmens weiter an Mitarbeitende anderer KMU, die sich so zur „Fachkraft Digitalisierung im Maschinenbau“ entwickeln. Sie erleben die Vorteile der Digitalisierung anhand von Themen, die sie aus ihrer täglichen Arbeit kennen. Das sorgt für einen hohe Akzeptanz, motiviert und hilft, Ängste und Sorgen der Mitarbeitenden abzubauen. Wirtz macht die Erfahrung, dass dies insbesondere für KMU einen großen Mehrwert darstellt. Auch Uwe Tönsing, WAGO GmbH, berichtet, dass das Unternehmen bei der Integration von Mitarbeitenden auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern setzt, die als neutrale Personen mit den Beschäftigten interagieren. Ergänzt wird dies durch wöchentliche Runden mit Expert:innen, die allen Prozessbeteiligten im Unternehmen offenstehen.
Im zweiten Themenstrang „Tech-Trends: Von papierbasierter Fertigung zur vernetzten Produktion“ geht es um die Gestaltung von IT-Architekturen. Pia Brüggemann, Krone Business Center GmbH & Co. KG und Dr. Goy Hinrich Korn, Bernard Krone Holding SE & Co. KG zeigen in ihrem Vortrag den Aufbau und die Funktionalität einer skalierbaren, eventbasierten IT-Architektur als Voraussetzung für die Smart Factory im Krone GTS-Werk (Green Teuto Systemtechnik GmbH). Sie ermöglicht es, weitere Werke zu anzubinden und steigert die Transparenz über die Performance der gesamten Fertigung. Wie Krone setzt auch die Deutsche Nickel GmbH bei der Gestaltung ihrer IT-Architektur auf einen Brownfield-Ansatz, berichtet Unternehmensvertreter Felix Ebberg. Die Erweiterung bestehender Strukturen bietet gegenüber dem Aufbau völlig neuer Strukturen insbesondere im Change-Management Vorteile hinsichtlich Kosten, Zeit und Unterstützung durch alle Prozessbeteiligten. Ein Team aus digital-affinen Beschäftigten gewährleistet im regelmäßigen Austausch mit allen Prozessbeteiligten, dass neue Anwendungsfälle generiert werden und fördert darüber hinaus die Akzeptanz der Stakeholder.
Der Nachmittag startet mit Workshops zu spezifischen Anwendungsgebieten integrierter Business Applications und Führungen durch die Demonstrationsfabrik Aachen sowie die Innovationslabore im Cluster Smart Logistik. Im anschließenden Themenblock „Softwareeinführungsprojekte: Implementierungsprojekte erfolgreich meistern“ geht es um die „Knackpunkte“ einer erfolgreichen Softwareeinführung. Lukas Ludwig, Siemens Energy AG, präsentiert, wie das Unternehmen zu einer weltweit harmonisierten Digitalisierung von Produktionsprozessen kommt. Mit dem Ziel, organisch gewachsene IT-Landschaften zu standardisieren, um so eine höhere Transparenz zu erreichen, erstellte Siemens Energy eine MES-Landschaft für über 80 Standorte und implementierte die Software in den einzelnen Werken. Auch für Ludwig sind Organisation und Change-Management zentrale Herausforderungen im Projekt. Die Beschäftigten aller Werke müssen abgeholt und integriert werden. Der Auswahlprozess erfolgt daher unter Beteiligung von sehr vielen Werksvertreter:innen. Eine besondere Rolle im weltweiten Implementierungsprozess spielt das Wissensmanagement: Siemens Energy strukturiert die Learnings aus vergangenen Projekten in einem „Getting Started Guide“, von dem Mitarbeitende in Folgeprojekten profitieren. Dr. Benedikt Latos, Miele & Cie. KG, präsentiert die Einführung eines intelligenten Planungssystems für den Personaleinsatz, mit dem das Unternehmen sowohl die Produktivität der Mitarbeitenden als auch deren Zufriedenheit erhöhen will. Als besonders hilfreich erwies sich im Projekt die Einbindung des Betriebsrats. Dieser Dialog war für das Unternehmen wichtig, um Anforderungen zu definieren und Risiken abzuschätzen.
Im letzten Programmpunkt des Tages diskutieren Bernd Roßkampf, WEGENER International GmbH, Meikel Schiller, Hillebrand Coating, Robert Steinbauer, Asseco Solutions AG, und Peter Treutlein, Trovarit AG, zu Projektmanagement, Hürden und Learnings einer ERP-Implementierung. Dabei verdeutlichen sie die verschiedenen Perspektiven von Beratern, Anbietern und Kunden und geben den Besucher:innen ihre wichtigsten Learnings mit auf den Weg. Demzufolge sind Investitionen in das Team, die Teamentwicklung und eine offene Kommunikation wichtige Erfolgskriterien. Unternehmen sollten vor allem ausreichend Ressourcen und Zeit für die Projektarbeit bereitstellen. Wichtig ist es auch, den Scope im Vorfeld eines Projektes exakt zu definieren, um eine klare Ausgangsbasis sowie eine einheitliche Erwartungshaltung zu schaffen. Anbieter sollten im Projekt eine proaktivere Rolle einnehmen und über die Umsetzung von Kundenanforderungen hinausgehend beraten. Dabei ist auch die Chemie ausschlaggebend. Passt sie nicht, sollten Unternehmen den Berater oder den Anbieter rechtzeitig wechseln. Last but not least bestätigen alle an der Paneldiskussion Beteiligten, dass eine ERP-Implementierung allseits den Mut erfordert, Entscheidungen zu treffen. Ein Scheitern sollte deshalb nicht negativ bewertet, sondern als Learning genutzt werden.
Der CBA Aachen 2023 hielt für die Besucher:innen zahlreiche Einblicke und Impulse dazu bereit, wie sie durch die systematische Digitalisierung, Integration und Nutzung von Business Applications ihre internen Abläufe optimieren, in Wertschöpfungsnetzwerken kooperieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Schröer und Stroh betonen in ihrer Zusammenfassung noch einmal die Rolle der Fachveranstaltung für die Verbindung von Anbietern und Anwendern. „Der CBA Aachen spiegelt die Quintessenz dessen wider, was wir das ganze Jahr über machen: Die Community pflegen und Fragen dazu beantworten, wie uns Business Software bei unseren Aufgaben hilft, wie wir sie weiterentwickeln und nutzen können. Letztendlich soll Software uns helfen, unsere Arbeit leichter zu machen“, schließen Schröer und Stroh die Veranstaltung. Der Termin für den CBA Aachen 2024 steht auch bereits fest. Am 19. Juni 2024 trifft sich die Community wieder, um über drängende Fragen integrierter Business Applications zu diskutieren. Interessierte können sich jetzt schon unverbindlich für die Teilnahme vormerken lassen. cba-aachen.de.
SAP Industry Cloud macht Innovationen flexibel einsetzbar
St. Ingbert im Juli 2023. Für Unternehmen mit komplexen Strukturen bieten ERP-Systeme in der Verwaltung der Geschäftsprozesse viele Vorteile. Doch die Entwicklung der Systeme erfordert Zeit – und je umfassender beziehungsweise schwieriger sich die Integration erweist, desto länger dauert die Implementierung. Zudem muss die Software häufig an die Geschäftsprozesse angeglichen werden. Müssen Änderungen vorgenommen werden, ist es auch möglich, dass das ERP-System, an dem so lange gearbeitet wurde, sich sehr weit vom SAP-Standard entfernt hat. „Sollen schnelle Anpassungen im Unternehmen erfolgen, liegen darin große Nachteile. Nachträgliche Änderungen sind zwar möglich, gehen neben Zeitaufwand aber auch meist mit hohen Kosten einher. Genau bei diesen Herausforderungen setzt die SAP Industry Cloud an“, sagt Dr. Michael Anderer, Geschäftsführer der retailsolutions AG.
Vernetzbare Ergänzungen
Bei den cloudbasierten Lösungen der SAP Industry Cloud handelt es sich um Ergänzungen, Erweiterungen und Nachfolgeprodukte, die von der SAP oder von Partnern entwickelt wurden. Sie lassen sich mit SAP S/4HANA Cloud und SAP Business Technology Platform (BTP) in existierende Systeme integrieren und auch untereinander vernetzen. „Dabei bieten die spezialisierten Branchenlösungen Unternehmen genau die Unterstützung, die sie gerade brauchen, um ihre Kerngeschäftsprozesse zu optimieren, zu erweitern und zu transformieren“, berichtet Dr. Anderer und ergänzt: „So können Unternehmen die bestehenden Capabilities effizient erweitern und die neuesten branchenrelevanten Innovationen sowie Funktionalitäten nutzen, um schnell und flexibel auf ein sich veränderndes Geschäftsumfeld zu reagieren.“ Branchenübergreifend reichen die Lösungen dabei von Personal/HR-Applikationen über Preismanagement-Tools bis hin zu spezifischen Retail-Lösungen.
Integration klären, Performance testen – und direkt starten
Mit Preismanagement-Applikationen können Unternehmen beispielsweise die Effizienz ihrer Preis- und Kalkulationsprozesse steigern. Andere Lösungen unterstützen hingegen bei der Beschleunigung der Produktentwicklung oder optimieren das Retourenmanagement. Für Retailer gibt es spezifische Branchenlösungen wie SAP Returnable Packaging Management, das zirkuläre Logistikflüsse für Mehrweg- und Umlaufverpackungen wie Container und Paletten ermöglicht, oder SAP Omnichannel Promotion Pricing Service, kurz OPPS. Das Tool unterstütz Händler beispielsweise dabei, auf allen Kanälen – vom stationären Laden bis zum Webshop – einheitliche Preise auszuspielen. „retailsolutions bietet mit der Anwendung Promotion Planning & Calendar, kurz PP&C, ebenfalls eine Lösung im SAP® Store an, mit der sich Werbeaktionen anhand von Echtzeitdaten zentral an einem Ort planen, erstellen und Abverkäufe genau prognostizieren lassen. Dies optimiert die operative Planung und gewährt wertvolle Insights für strategische Entscheidungen“, so Dr. Anderer. Bevor die Applikationen allerdings live gesetzt werden und den Category Manager unterstützen können, gilt es unbedingt die Integration zu klären und die Performance zu testen.
Detlef Schmuck: „Unternehmen sollten sich nicht auf neues Data Privacy Framework verlassen, weil es einer Überprüfung durch den Europäischen Gerichtshof wohl nicht standhalten wird.“
Hamburg, 12. Juli 2023 – „Das neue Data Privacy Framework für den Datenaustausch zwischen der EU und den USA wird sich als ähnlich fragil erweisen wie die beiden Vorgänger Safe Harbor und Privacy Shield“, mutmaßt der Hamburger Datensicherheitsexperte Detlef Schmuck. Er begründet:
„Der Datenschutz spielt in den USA eine viel geringere Rolle als in Europa. Darüber lässt sich auch mit noch so ausgeklügelten Rechtsverordnungen nicht hinwegtäuschen, solange sich in der Substanz nichts ändert.“ Er warnt: „Die Bürger und Unternehmen in der Europäischen Union werden damit in einer falschen Sicherheit gewiegt, die faktisch überhaupt nicht gerechtfertigt ist.“
Die sogenannte Äquivalenzentscheidung der EU-Kommission stuft Detlef Schmuck als „in der Sache falsch ein“. „Es ist weder eine Anhebung des US-Datenschutzes auf EU-Niveau noch eine Absenkung der europäischen Standards auf den niedrigen Level der USA zu verzeichnen. Äpfel und Birnen kann man auch mit noch so viel politischem Willen und juristischem Sachverstand nicht gleichmachen“, widerspricht der Hamburger Datensicherheitsexperte dem Brüsseler EU-Justizkommissar Didier Reynders.
Nach Einschätzung von Detlef Schmuck wird der Europäische Gerichtshof (EuGH) dem neuen Data Privacy Framework binnen weniger Jahre den Garaus machen. Die beiden Vorgängerregelungen Safe Harbor und Privacy Shield hatte der EuGH nach einer Klage des österreichischen Juristen Max Schrems für unwirksam erklärt. Schrems hat bereits eine Klage vor dem EuGH gegen den jüngsten – dritten – Versuch angekündigt. „Der Privacy Shield hat drei Jahre gehalten, dem Data Privacy Framework gebe ich höchstens einen ebenso langen Gültigkeitszeitraum“, sagt Detlef Schmuck.
Der europäischen Wirtschaft rät der Datensicherheitsexperte daher, weiterhin personenbezogene Daten konsequent im Rechtsraum der EU zu speichern und zu verarbeiten. „Eine Auslagerung personenbezogener Daten in US-Clouddienste sollte vermieden werden, weil die von der Politik herbeigeredete Rechtssicherheit gar nicht gegeben ist“, rät Detlef Schmuck. Der Ratschlag kommt nicht ganz uneigennützig: Der von ihm gegründete Clouddienst TeamDrive arbeitet ausschließlich im Rechtsraum der Bundesrepublik Deutschland und erfüllt alle hierzulande geltenden gesetzlichen Anforderungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) des Bundesfinanzministeriums und ist sogar für die Nutzung durch Berufsgeheimnisträger wie Anwälte, Ärzte oder Steuerberater geeignet. „Besser auf Nummer sicher gehen statt sich auf offensichtlich wackelige EU-Versuche zu verlassen“, wirbt Detlef Schmuck für deutsche Datendienste.
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Helmstedt, 12.07.2023 – Umweltschädlich und teuer in der Entsorgung: In der EU entstehen jedes Jahr 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle. Allein an Schuhen und Bekleidung fallen 12 Kilogramm pro Person und Jahr an. Nur ein Bruchteil davon wird recycelt. Anfang Juli hat die EU-Kommission daher Vorschläge vorgelegt, die darauf abzielen, Produzenten an den Kosten für die Entsorgung der Textilien zu beteiligen. So sollen Anreize geschaffen werden, weniger Abfälle zu produzieren und Textilien so herzustellen, dass diese einfacher recycelt werden können. Auch die Deutsche Kleiderstiftung sieht enormen Handlungsbedarf, um den Ausbau des Sektors für die getrennte Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und das Recycling von Textilien voranzutreiben.
„Bei Verpackungen, Batterien und Elektrogeräten kennen wir die Möglichkeiten einer verantwortungsvollen Abfallwirtschaft bereits“, sagt Ulrich Müller, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Kleiderstiftung. „Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, dass diese auch auf Textilien ausgeweitet wird.“ Aktuell werden laut EU-Kommission nur 22 Prozent der Schuhe und Bekleidung wiederverwendet, der Rest landet auf Deponien oder wird verbrannt. „Das ist eine Katastrophe für die Umwelt und extrem kostenintensiv“, sagt Müller.
Aus diesem Grund begrüßt die Deutsche Kleiderstiftung die Vorschläge der EU-Kommission zur Kreislaufwirtschaft für Textilien ausdrücklich. Als gemeinnützige Organisation sammelt sie bundesweit Textilien und Schuhe, vorrangig, um humanitäre Hilfsprojekte umzusetzen. Von den Veränderungen ist die Stiftung daher unmittelbar betroffen.
Besonders die geplante positive Berücksichtigung von Sozialunternehmen, die in der Sammlung und Behandlung von Textilien tätig sind, stößt auf Zuspruch. „Gemeinnützige Sammelorganisationen wie die Kleiderstiftung müssen angemessen unterstützt werden, um ihren beiden Rollen, die der Akteurin der Kreislaufwirtschaft und die der sozialen Hilfsorganisation, weiter gerecht werden zu können“, fordert Müller. Dies gelte insbesondere für die vorgesehenen finanziellen Investitionen in Kapazitäten für die getrennte Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und das Recycling.
Die Deutsche Kleiderstiftung steht zu ihrer Verantwortung im Umgang mit gebrauchten Textilien. Sie bietet entsprechend der erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien im Bereich der Sammlung daher verschiedene Serviceleistungen für Hersteller und Händler. So steht sie als Partnerin beispielsweise für stationäre wie online abgewickelte Rücknahmesysteme, zur Übernahme von Restanten für humanitäre Zwecke und für Beratung und Austausch von Kompetenzen mit dem Ziel einer sinnstiftenden Kreislaufwirtschaft zur Verfügung.
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Foto von Anna Shvets
Ergebnisse der zweiten Befragung ukrainischer Geflüchteter: Fast die Hälfte beabsichtigt zu Beginn des Jahres 2023 längerfristig in Deutschland zu bleiben – Erwerbstätigkeitsquote gegenüber Spätsommer 2022 etwas gestiegen, Erwerbsabsicht hoch – Großteil der Geflüchteten lebt in privaten Unterkünften, psychisches Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verbessert sich leicht – Politik sollte zügig Klarheit über künftige Aufenthaltsperspektiven schaffen
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Die Lebensbedingungen und Teilhabechancen dieser Geflüchteten haben sich hierzulande seitdem verbessert: Zu Beginn des Jahres 2023 besucht die Mehrheit von ihnen einen Sprach- oder Integrationskurs oder hat diesen bereits abgeschlossen, fast vier von fünf geflüchteten Ukrainer*innen leben in einer privaten Wohnung oder einem Haus. Der Anteil der erwerbstätigen Geflüchteten ist zwischen Spätsommer 2022 und Jahresbeginn 2023 leicht gestiegen. Unter den nicht erwerbstätigen Geflüchteten besteht ein hohes Interesse, eine Arbeit aufzunehmen. Fast die Hälfte der ukrainischen Geflüchteten beabsichtigt mittlerweile längerfristig in Deutschland zu bleiben, Tendenz steigend. Das sind einige Ergebnisse der zweiten Befragungswelle der Studie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland (IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung)“. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Forschungsprojekt des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Forschungszentrums des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Bereits im vergangenen Spätsommer wurden mehr als 11 000 geflüchtete Ukrainer*innen zwischen 18 und 70 Jahren in ganz Deutschland befragt, Anfang 2023 dann erneut fast 7 000 Personen dieser Gruppe, um die aktuellen Lebensbedingungen und Veränderungen zu dokumentieren. „Das Zwischenfazit ist durchaus ermutigend – die gesellschaftliche Teilhabe hat zuletzt deutliche Fortschritte gemacht“, erklärt Markus M. Grabka, SOEP-Direktoriumsmitglied im DIW Berlin. „Ein Selbstläufer ist das jedoch nicht“, ergänzt Yuliya Kosyakova, Leiterin des Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“ am IAB in Nürnberg. „Die Geflüchteten benötigen Planungssicherheit, ob sie sich in Deutschland langfristig aufhalten dürfen – auch wenn der Krieg beendet sein wird. Gerade für den Deutscherwerb und die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sind die Perspektiven enorm wichtig.“
Vielfach langfristige Bleibeabsichten
Obwohl bisher nicht klar ist, ob und für wie lange das derzeit bis März 2024 befristete Aufenthaltsrecht für Ukrainer*innen verlängert werden wird, beabsichtigt zu Beginn dieses Jahres mit 44 Prozent fast die Hälfte der Geflüchteten längerfristig – also zumindest noch einige Jahre oder sogar für immer – in Deutschland zu bleiben. Gegenüber dem Spätsommer 2022 sind das fünf Prozentpunkte mehr. Von den 71 Prozent derjenigen Personen, die nicht für immer in Deutschland bleiben möchten, planen 38 Prozent, nach Kriegsende in die Ukraine zurückzukehren, weitere 30 Prozent wollen einen engen Kontakt nach Deutschland halten und zumindest zeitweise hier leben. Eine große Rolle für die Bleibeabsichten spielen die familiäre Situation und die soziale Integration: Wer beispielsweise ein*e Partner*in im Ausland hat, beabsichtigt deutlich seltener für immer in Deutschland zu bleiben. Geflüchtete, die auf (Aus-)Bildungssuche sind, gute Deutschkenntnisse haben und sich hierzulande willkommen fühlen, wollen hingegen wahrscheinlicher für immer bleiben.
Hohe Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen
Insbesondere beim Erlernen der deutschen Sprache gibt es bis Anfang 2023 deutliche Fortschritte: Drei von vier ukrainischen Geflüchteten haben zu diesem Zeitpunkt einen oder mehrere Deutschkurse besucht oder bereits abgeschlossen, am häufigsten einen Integrationskurs. Die Deutschkenntnisse haben sich nach eigener Einschätzung der Geflüchteten seit dem Spätsommer 2022 verbessert: „Sehr gute“ oder „gute“ Deutschkenntnisse bescheinigen sich Anfang 2023 zwar mit acht Prozent nur wenige Geflüchtete, die Antwort „es geht“ fällt mit 27 Prozent (gegenüber zuvor 14 Prozent) jedoch deutlich häufiger. Der Anteil der Geflüchteten, die angeben „gar nicht“ der deutschen Sprache mächtig zu sein, hat sich mehr als halbiert (auf 18 Prozent Anfang 2023).
„Da ein Großteil der Geflüchteten zu Jahresbeginn noch einen Integrationskurs besuchte, sollte der Anteil mit Abschlüssen mittlerweile weiter gestiegen sein. Durch weitere Sprachkursbesuche sowie den Austausch im Privaten und im künftigen beruflichen Alltag dürften sich die Deutschkenntnisse noch weiter verbessern“, erklärt Nina Rother, Leiterin des Forschungsfelds „Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ am BAMF-FZ in Nürnberg.
Aufgrund der hohen Beteiligung an Sprach- und Integrationskursen, die die künftigen Arbeitsmarktchancen verbessern, ist die Erwerbstätigkeitsquote im Vergleich zum Spätsommer 2022 nur etwas gestiegen: 18 Prozent der 18- bis 64-Jährigen gehen zu Beginn des Jahres 2023 einer Beschäftigung nach, im Spätsommer 2022 waren es 17 Prozent. Über zwei Drittel der ukrainischen Geflüchteten, die Anfang 2023 (noch) nicht erwerbstätig waren, wollen dies sofort oder innerhalb des kommenden Jahres tun. Das dürfte sich dann auch positiv auf das (bedarfsgewichtete) Haushaltseinkommen der Geflüchteten auswirken, das zum Befragungszeitpunkt bei durchschnittlich 850 Euro liegt. Der Medianwert, also das Einkommen genau in der Mitte der Verteilung, beträgt unter den geflüchteten Ukrainer*innen nur 750 Euro und ist damit insgesamt weniger als halb so hoch wie in der Gesamtbevölkerung in Deutschland.
Psychisches Wohlbefinden von minderjährigen Geflüchteten nach wie vor oft beeinträchtigt
Einen erheblichen Teil der Geflüchteten machen Kinder und Jugendliche aus: Etwa jede zweite Ukrainerin ist mit mindestens einem minderjährigen Kind nach Deutschland gekommen, knapp die Hälfte dieser Kinder ist jünger als zehn Jahre. Die meisten Kinder und Jugendlichen haben ihren Eltern zufolge insgesamt eine gute oder sehr gute Gesundheit. Das psychische Wohlergehen hat sich im Vergleich zur ersten Befragung leicht verbessert, liegt aber nach wie vor unter den Normwerten von anderen Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
Während fast alle schulpflichtigen Kinder aus der Ukraine eine allgemein- oder berufsbildende Schule besuchen, nehmen nur wenige Eltern die Kindertagesbetreuung in Anspruch – auch wenn die Nutzung zunimmt: Jedes zweite Kind im Alter bis einschließlich sechs Jahren nimmt zu Beginn des Jahres 2023 eine außerhäusliche Kinderbetreuung in Anspruch. „Ein ausreichend großes Angebot an KiTa-Plätzen ist für die große Gruppe ukrainischer Geflüchteter in Deutschland wichtig. Für Eltern, um Sprachkurse besuchen und eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu können – und für Kinder, um die Sprache zu lernen, einen strukturierten Alltag zu haben und Freunde zu finden“, betont Andreas Ette, Leiter der Forschungsgruppe Internationale Migration am BiB in Wiesbaden.
Darüber hinaus empfehlen die Studienautor*innen der Politik, schnell über die Verlängerung des vorübergehenden Schutzes ukrainischer Geflüchteter über März 2024 hinaus zu entscheiden oder andere längerfristige Aufenthaltsperspektiven zu schaffen. Vor dem Hintergrund der vielfach geäußerten Bleibeabsichten der Geflüchteten sei dies zentral: „Investitionen in die soziale Teilhabe und in Beschäftigungsverhältnisse setzen Planungs- und Rechtssicherheit sowie verlässliche Aufenthaltsperspektiven voraus – sowohl für die Geflüchteten selbst als auch für die deutsche Gesellschaft“, resümieren die Forschenden. Zudem seien weiterhin ausreichende finanzielle Mittel und Personal für Integrationsprogramme, Bildung und Ausbildung erforderlich.
Die Studie ist im DIW Wochenbericht 28/2023 erschienen und hier abrufbar: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.877240.de/23-28.pdf
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Foto von Mike Chai
Autor: Michael Kleist
Der Einsatz von Automatisierungslösungen wie Robotic Process Automation ist mit Sicherheitsgefahren verbunden. Ohne Verwaltung, Sicherung und Überwachung der Zugangsdaten bleiben RPA-Anwender selbst sowie die Bots extrem verwundbar. Mit einer integrierten Identity-Security-Lösung, die Berechtigungskontrollen auf alle Identitäten – menschliche und nicht-menschliche – anwendet, können Unternehmen die Risiken entscheidend reduzieren.
Die Robotic Process Automation (RPA) ist ein wirksames Mittel für die Prozessoptimierung. Die Nutzung verspricht viele Vorteile wie eine Zeit- und Kosteneinsparung, eine Erhöhung der Qualität, eine Reduzierung manueller Tätigkeiten oder eine Beseitigung redundanter Arbeitsabläufe. Aber RPA bringt auch Herausforderungen in puncto Sicherheit mit sich.
So entstehen wie bei jeder Digitalisierung auch bei RPA-Implementierungen zahlreiche neue digitale Identitäten in Form von RPA-Bots. Jeder dieser Bots benötigt privilegierte Anmeldeinformationen, um auf geschäftskritische Applikationen, Systeme und Ressourcen zuzugreifen und Aufgaben durchzuführen – sei es beim Datentransfer oder bei der Erstellung von Reports. Bei „Unattended Bots“ gibt es dabei keine menschliche Interaktion oder Überwachung der Prozesse, sodass die Sicherheitsrisiken sehr hoch sein können. Wenn Angreifer die privilegierten Anmeldeinformationen in die Hände bekommen, können sie Bots für böswillige Zwecke umprogrammieren, beispielsweise um Daten zu zerstören, den Betrieb lahmzulegen, Systeme zu sabotieren, Zahlungen umzuleiten oder Malware zu verbreiten.
In vielen Unternehmen gehören die Bot-Entwickler zum IT-Team, aber zunehmend konzipieren auch die sogenannten „Citizen Developer“, also Nicht-IT-Mitarbeiter in den Fachabteilungen, RPA-Anwendungen, um Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Diese Benutzer fokussieren nicht unbedingt Security-Themen. Um Sicherheitsrisiken von Anfang an auszuschließen, sollte deshalb für alle Bot-Entwickler eine Lösung zur Verfügung stehen, die eine intuitive, automatische Verwaltung von Bot-Anmeldeinformationen unterstützt – ansonsten kann der Geschwindigkeitsgewinn durch die Automatisierung sehr schnell zu Lasten der IT-Sicherheit gehen. Und natürlich muss auch der Zugriff des Bot-Entwicklers selbst als privilegiertes Recht entsprechend stark gesichert werden.
Die meisten Unternehmen kennen die Gefahren, die der RPA-Einsatz beinhaltet. Aufgrund von Sicherheitsbedenken verlangsamen deshalb auch 63 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland die Einführung von RPA-Anwendungen und Bots. So lautet ein Ergebnis der aktuellen Untersuchung „2023 Identity Security Threat Landscape“ von CyberArk.
Michael Kleist, Area Vice President DACH bei CyberArk (Quelle: CyberArk)
Mit fünf konkreten Maßnahmen können Unternehmen aber die Risiken mindern und dabei die beiden scheinbar widersprüchlichen Ziele Sicherheit und Geschwindigkeit in Einklang bringen:
In vielen Fällen sind die Sicherheitsteams nicht über RPA-Initiativen informiert. Erst in letzter Minute werden sie hinzugezogen, um sie zu genehmigen. Die Einbindung der Security zu Beginn eines RPA-Projekts, um Sicherheitsstandards festzulegen, reduziert die Risiken und spart Zeit, da erforderliche „Nachbesserungen“ überflüssig werden.
Unternehmen sollten die vorhandenen Credential-Management-Richtlinien überprüfen, um mögliche Sicherheitslücken zu ermitteln: Dabei ist unter anderem folgendes zu klären: Wo werden die Credentials gespeichert? Gibt es Parameter, die sicherstellen, dass die Passwörter eindeutig und komplex sind? Wie oft werden die Zugangsdaten geändert? Gibt es Authentifizierungsebenen für den Abruf von Anmeldedaten? Existiert eine Möglichkeit, die Verwendung von Credentials zu überwachen und zu auditieren? Die Beantwortung dieser Fragen zeigt diejenigen Bereiche auf, in denen unter Sicherheitsaspekten ein akuter Handlungsbedarf besteht.
Die Begrenzung des Datenzugangs ist eine zentrale Maßnahme für die Erhöhung der Sicherheit. In der Regel sollten Bots also nicht auf Anwendungen oder Datenbanken zugreifen können, die sie nicht benötigen. Unternehmen müssen folglich die Zugriffsrechte der Bots überprüfen und überflüssige Berechtigungen eliminieren.
Die direkte Einbettung von Authentifizierungsdaten in RPA-Lösungen vergrößert die Sicherheitsgefahren und die Angriffsfläche. Zum einen sind Hard-coded Credentials nur schwer – wenn überhaupt – zu ändern. Zum anderen werden sie offengelegt, wenn Skripte gemeinsam genutzt werden, unter Umständen auch öffentlich, wenn sich Skripte in Code-Repositories befinden. Die Nutzung von Hard-coded Credentials muss deshalb unbedingt vermieden werden – dazu gehört auch die von einigen Lösungen angebotene Ablage in der RPA-Plattform. Eine Möglichkeit zur Vermeidung besteht darin, alle fest kodierten privilegierten Credentials aus Bot-Skripten zu entfernen und durch einen API-Aufruf zu ersetzen, der auf die in einem zentralen Repository gespeicherten Anmeldedaten zugreift. Idealerweise werden dabei auch die Anmeldedaten regelmäßig erneuert und nur zur Laufzeit zur Verfügung gestellt.
Die Umsetzung von Security Best Practices im RPA-Kontext ist zwar prinzipiell einfach, aber bei Tausenden oder sogar Hunderttausenden von Bots manuell nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Die Automatisierung von Credential-Management-Prozessen bietet hier eine entscheidende Entlastung der Mitarbeiter – unabhängig davon, ob sie RPA-Bots entwickeln oder RPA-Deployments genehmigen. Durch die Speicherung aller Anmeldeinformationen in einem zentralen Repository können Unternehmen beispielsweise Sicherheitsstandards für Bots und Applikationen durchsetzen, automatisch komplexe Passwörter erstellen und regelmäßig ändern sowie Hard-coded Credentials aus Bots entfernen.
Zielgerichtet können Unternehmen die mit RPA-Anwendungen verbundenen Gefahren mit einer Identity-Security-Lösung abwehren. Sie fokussiert die Sicherung aller Identitäten – sei es eine Person, eine Maschine oder etwa eine RPA-Anwendung. Zu den Vorteilen einer solchen Lösung gehört, dass sie eine Identität sicher authentifiziert, sie mit den richtigen Berechtigungen autorisiert und ihr auf strukturierte Weise Zugang zu kritischen Ressourcen gewährt. Ein automatisiertes Identity Security Framework kann damit auch entscheidend zur erfolgreichen und vor allem sicheren Umsetzung von RPA-Initiativen beitragen.
Der Lösungsansatz von CyberArk zur Sicherung von RPA Credentials im Überblick (Quelle: CyberArk)
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