Open Source bleibt langfristig die bessere Alternative

von Merlin Walter

Quelloffene Software ist im Geschäftsalltag vieler Unternehmen angekommen. Die Vorteile sind gewaltig, dennoch zögern manche. Die Gründe dafür sind kaum nachvollziehbar, insbesondere da niemand auf seiner Reise ins Open-Source-Universum allein dasteht.

„Software is eating the World” – mit diesen beinahe schon prophetischen Worten sagte Mark Andreessen im Jahr 2011 die Richtung voraus, in die sich unsere Gesellschaft bewegen würde. Software war damals und ist heute aus unserem Alltag sowie praktisch keinem Unternehmen mehr wegzudenken. Es ist daher kein Wunder, dass der Markt immer größer wird und die Anwendungslandschaft sich konstant ausdehnt. Zahlreiche Durchbrüche wie jüngst zum Beispiel ChatGPT im Bereich künstliche Intelligenz sorgen für neue Impulse und Möglichkeiten, Softwareangebote zu erweitern. Geht es um die Weiterentwicklung bestehender Technologien und innovative Konzepte, ist einer der langlebigsten Trends ganz klar Open Source Software (OSS). In zukunftsweisenden Bereichen wie der Container-Technologie, Machine Learning, KI und Big Data spielt proprietäre Software immer seltener eine Rolle. Und da genau diese Bereiche für Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind, müssen sie sich früher oder später mit quelloffener Software auseinandersetzen – das ist für sie allerdings nicht von Nachteil.

Open Source Software ist längst erwachsen geworden

OSS haftet jedoch nach wie vor ein ungerechtfertigter Makel an. Viele Entscheider in Unternehmen schenken ihr Vertrauen etablierten Softwarekonzernen, die ihre Produkte zu hohen Preisen und nur gegen Lizenzgebühren anbieten. Natürlich ist es grundsätzlich nicht verkehrt, auf große Namen zu setzen. Der Umkehrschluss aber, dass die meist kostenfreie Open Source Software weniger vertrauenswürdig sei, ist aber mittlerweile unhaltbar – nicht zuletzt, weil Big Player wie Google, Microsoft oder Amazon in den vergangenen Jahren immer häufiger selbst quelloffene Tools bereitgestellt oder entsprechende Projekte und Communitys unterstützt haben. Google etwa hat im Bereich der Container-Technologie mit Kubernetes den De-facto-Standard erarbeitet und Open Source zur Verfügung gestellt, Microsoft hingegen unterhält mit GitHub wohl die am meisten genutzte Plattform der OSS-Community.

Auch in Sachen Sicherheit gibt es nichts mehr zu beanstanden: Zwar ist nicht jedes Open-Source-Projekt „enterprise ready“, also für den Einsatz im Unternehmenskontext geeignet. Jedoch können sich Unternehmen gerade bei sehr weit verbreiteten Anwendungen darauf verlassen, dass nicht nur eine hohe Qualitätssicherung Teil des Entwicklungsprozesses ist, sondern auch vorhandene Bugs schnell gefixt werden. Gerade die Quality Assurance (QA) ist ein besonderes Merkmal von großen OSS-Projekten, die von Big Playern wie Google unterstützt werden, und teils besser als die von proprietärer Software.

 

Merlin Walter, Staff Sales Engineer EMEA bei Instaclustr (Quelle: Instaclustr)

„…absolute individuelle Anpassbarkeit erlaubt nur ein quelloffener Ansatz. Um davon zu profitieren, müssen Unternehmen allerdings versierte Entwickler in den eigenen Reihen haben, die Feature Requests der Belegschaft auch umsetzen können. Eine oft adäquate Alternative ist es, in die Community zu investieren und sie zu unterstützen.“

 

Niemand muss für gute Software zahlen

Der Hauptvorteil von Open-Source-Software ist natürlich, dass sie in der Regel kostenlos zur Verfügung steht. OSS wird somit für Unternehmen immer attraktiver, denn sie sind schlicht nicht mehr auf kostenpflichtige Angebote angewiesen. Dennoch müssen sie vor dem Einsatz frei verfügbarer Anwendungen oder Tools ein wenig Zeit investieren und die jeweiligen Lizenzbestimmungen genau durchgehen. In der Open-Source-Community haben sich mittlerweile einige Lizenzen etabliert, die sich zwar ähneln, aber eben verschiedene Regelungen gerade für die kommerzielle Verwendung enthalten. Die beliebtesten sind die Apache-2.0-Lizenz der Apache Software Foundation, die GNU General Public Licence und die MIT-Lizenz.

Was Open-Source-Software so attraktiv macht ist einerseits, dass bereits für die meisten Anwendungszwecke bereits passable Lösungen existieren. Das hat OSS mit der kostenpflichtigen Alternative gemein. Im Gegensatz zu proprietärer Software ist die quelloffene Variante allerdings beliebig erweiterbar. Zwar bieten viele Anbieter kostenpflichtiger Tools eingeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten über APIs, doch absolute individuelle Anpassbarkeit erlaubt nur ein quelloffener Ansatz. Um davon zu profitieren, müssen Unternehmen allerdings versierte Entwickler in den eigenen Reihen haben, die Feature Requests der Belegschaft auch umsetzen können. Eine oft adäquate Alternative ist es, in die Community zu investieren und sie zu unterstützen. Dann können Unternehmen durchaus auch auf Hilfe bei der Umsetzung spezieller Funktionalität hoffen – vorausgesetzt, sie stellen sie dann ebenfalls dem Projekt kostenlos und quelloffen zur Verfügung. Die Community zu unterstützen lohnt sich in jedem Fall. Spätestens, wenn ein Bugfix dringend benötigt wird, entsteht schnell ein Return on Investment.

Unternehmen, die auf OSS setzen, brauchen überdies keine Angst vor dem berüchtigten Vendor Lock-in haben. Viele Anbieter proprietärer Software machen es ihren Kunden schwer, Daten und Konfigurationen ihrer Software einfach in ein anderes Tool zu übertragen. Auch wenn sich der Markt mittlerweile offener gestaltet ist die zu enge Bindung an einen Software- oder Cloud-Provider häufig der Hauptgrund, warum Unternehmen nicht wechseln können oder wollen. Langfristig gesehen ist das allerdings keine sinnvolle Taktik, denn die Kosten, die sie durch den Einsatz von OSS sparen können, sind sehr groß. Wie groß, das hat eine Studie der Linux Foundation, einer der renommiertesten Open-Source-Gemeinschaften ergeben. Rund die Hälfe der befragten IT-Entscheidungsträger gab an, dass sie mit mindestens doppelten, teilweise sogar vierfachen Kosten rechnen müssten, würden sie die gleiche Funktionalität, die ihnen OSS bietet, in Form proprietärer Software einkaufen. Allein das zeigt, wie schnell sich der Einsatz von Open-Source-Software amortisieren kann.

Im Zweifel externe Hilfe in Anspruch nehmen

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen haben den Nachteil, dass ihre IT-Abteilungen oft bereits mit dem Tagesgeschäft überlastet ist. Der Fachkräftemangel erschwert die Lage zusätzlich und macht es vielerorts quasi unmöglich, von proprietärer Software auf quelloffene umzustellen. Bei der Umsetzung können externe Dienstleister helfen. Die Umsetzung einer Open-Source-Strategie erfolgt normalerweise in enger Zusammenarbeit mit internen IT-Teams, die direkt geschult werden, die neue IT-Infrastruktur zu verwalten und zu überwachen. Doch selbst dafür reichen in manchen Abteilungen weder Zeit noch Kapazitäten.

In diesem Fall lohnt es sich, auf eine Managed Platform zu setzen. Sie abstrahiert nicht nur die Implementierung von Open-Source-Technologien im Unternehmen, sondern bieten auch eine einfache grafische Benutzeroberfläche (GUI) für die Verwaltung der eingesetzten Tools. In diesem Zusammenhang spielt es auch keine Rolle, ob die Software on-premises, also auf den lokalen Servern des Unternehmens, in einer der großen Clouds (AWS, Azure, Google Cloud) oder in einer hybriden Umgebung läuft: Die Verwaltung findet immer über das einheitliche GUI statt. So können Entwickler selbst ohne Administrator eigene Datenbank-Cluster oder neue Workflow-Instanzen starten, wenn sie sie brauchen.

Mark Andreessens ikonische Worte haben angesichts der Entwicklung in den letzten Jahren ganz sicher nicht an Aktualität verloren – im Gegenteil: Nie war Software so weit verbreitet wie heute. Allerdings würde ein zeitgemäßes Addendum sie leicht umformen: Korrekter wäre heute „Open Source Software is eating the world“.

 

 

 

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Recruiting im Mittelstand – Als attraktiver Arbeitgeber Talente begeistern

Welche Recruiting-Maßnahmen von Social Media über Homepage bis hin zu Stellenausschreibungen sich für kleine und mittelständische Unternehmen eignen, weiß Frank Schieback, CMO bei SELLWERK, dem Netzwerk des deutschen Mittelstands.
Die Meldungen über den bestehenden Fachkräftemangel reißen nicht ab. Kaum eine Branche bleibt verschont. Tausende Arbeitskräfte fehlen auf dem Markt und das trotz des stetigen Umdenkens auf Unternehmensseite und dem steigenden Angebot an Mitarbeiterbenefits. Der Grund: fehlendes Employer Branding und geeignete Recruiting-Maßnahmen, um die Talente von heute und morgen zu erreichen.
Gerade KMUs schöpfen noch nicht das volle Potenzial der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aus. Doch die voranschreitende Digitalisierung lenkt auch hier die Entwicklung in die richtige Richtung, wie der index Recruiting-Report 2022 zeigt. Welche Handlungsempfehlungen sich für kleine und mittelständische Unternehmen auf Grundlage dieser Daten ergeben, weiß Frank Schieback, CMO bei SELLWERK, dem Netzwerk des deutschen Mittelstands. So steht und fällt alles damit, dass sich die Firmen nicht nur als Dienstleister, sondern eben auch als Arbeitgeber verstehen und dies nach außen präsentieren, um neue Talente anzuziehen.

Eine harte Nuss: Schwierigkeiten im Mittelstandsrecruiting

Eine Kundenumfrage von SELLWERK aus dem Jahr 2021 zeigt, dass mehr als 50 Prozent der Unternehmen im Mittelstand regelmäßig neue Mitarbeitende suchen. Hierbei ist für 36 Prozent der zeitliche Aufwand die größte Herausforderung. Die Mitarbeitersuche ist schließlich lange kein leichtes Unterfangen mehr und nimmt sowohl temporäre als auch monetäre Ressourcen in Anspruch. Laut Zahlen des Barometers Personalvermittlung 2022 geben ganze 97 Prozent der befragten Unternehmen an, Probleme bei der Gewinnung von Fachkräften zu haben. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So sorgt zum einen der demografische Wandel dafür, dass junge Expert:innen die Lücke der sinkenden Zahl an Erwerbsfähigen nicht schließen können. Zum anderen entstehen durch technische Innovationen und Entwicklungen neue Berufsfelder, die spezialisiertes Fachwissen erfordern. Für kleine und mittlere Unternehmen kommt zudem erschwerend hinzu, dass durch die zunehmende Akademisierung viele Ausbildungsberufe an Attraktivität verlieren.

Up to date bleiben: Sichtbarkeit und Aktualität von Stellenausschreibungen

Um diesen Herausforderungen und dem ernster werdenden Fach- und Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, müssen vielfältige Recruiting-Maßnahmen her. So reagieren 66 Prozent der Unternehmen mit einem stärkeren Schalten von Stellenanzeigen in verschiedenen Medien. Um das meiste aus den Stellenausschreibungen herauszuholen, gilt es einige Punkte zu beachten. Beispielsweise müssen sie leicht auffindbar platziert und regelmäßig aktualisiert werden. Sei es auf einer Job-Unterseite der eigenen Homepage oder auf externen Portalen. Optimierte Stellenausschreibungen auf Google for Jobs sowie regionale Plattformen wie meinestelle.de, wo entsprechende Suchfilter gewählt werden können, tragen zu einer größeren Reichweite bei und vermeiden stärkere Streuverluste. Werden Stellenausschreibungen zudem mit einem Jobwidget auf der eigenen Website eingebunden, führt dies ebenfalls zu einer höheren Sichtbarkeit sowie zu einem mobil-optimierten Bewerbungsprozess.


 


Unabhängig von der Plattform sollte ein großes Augenmerk auf die Formalien und das Layout der Ausschreibung gelegt werden. Stellenausschreibungen als unscharfe Fotos oder PDFs sind in jedem Fall zu vermeiden, da sie Jobsuchende abschrecken. Zudem werden diese auf Mobiltelefonen oftmals nicht richtig angezeigt. Wer also Talente finden möchte, muss sich gut im World Wide Web aufstellen, denn laut index Recruiting Report werden im Durchschnitt 38 Prozent der Arbeitnehmer:innen durch Online-Stellenanzeigen gewonnen. An zweiter Stelle liegt mit 20 Prozent die Karriereseite. Knapp 18 Prozent des Personals fanden die befragten Unternehmen mithilfe klassischer Print-Stellenanzeigen. Der Vorteil der eigenen Website im Vergleich zu Annoncen oder Stellenportalen ist zudem, dass keine monatlichen oder sogar Tageskosten entstehen und Interessierte sich neben der Ausschreibung direkt über die Firma an sich informieren können.

Von jung bis alt: Erfolgversprechende Ansprache von Arbeitskräften

Eine weitere Möglichkeit, die Unternehmen einsetzen, um Talente von sich zu überzeugen, ist vielseitige Mitarbeiter-Benefits anzubieten (50 Prozent) sowie die Suche von Quereinsteiger:innen (44 Prozent). Um junge Fachkräfte zu finden, bauen viele Firmen den Einsatz von Azubi- und Schüler-Marketing-Maßnahmen (35 Prozent) sowie Hochschulmarketing (25 Prozent) aus. Gerade in mittelständischen Unternehmen ist die Gewinnung von Auszubildenden ein Top-Thema. Seltener genannt wurde als Aktion dagegen die Suchmaschinenoptimierung der eigenen Karriere-Website. Hier werden Potenziale verschenkt, denn wenn die eigene Seite bei der Google-Suche schlecht zu finden ist, leidet auch die Sichtbarkeit und damit die Anzahl an Kandidat:innen darunter.

New Normal: Digitaler Wandel im Recruiting

Fest steht, nur eine Stellenanzeige zu schalten, reicht nicht mehr. Es bedarf heutzutage einer übergreifenden Employer-Branding-Strategie. Unternehmen müssen sich als attraktive Arbeitgeber in der digitalen Welt zeigen. Dazu gehören unter anderem ein professionelles Unternehmens-Profil sowie ein optimierter und insbesondere digitaler Recruiting-Prozess. Sobald Interessierte auf die ausgeschriebenen Stellen aufmerksam werden und sich bewerben, gilt es, ein strukturiertes Bewerbungsverfahren sicherzustellen. Denn diese sogenannte Candidate Journey trägt schließlich dazu bei, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Vor allem jüngere Kandidat:innen, die es gewohnt sind, ein heute bestelltes Produkt schon am nächsten Tag geliefert zu bekommen, akzeptieren lange Entscheidungsprozesse und eine fehlende Kommunikation immer weniger.
Die übergreifende Außendarstellung beinhaltet zudem auch positive Google Bewertungen. Um diesen Kanal aktiv mitzugestalten, sollten Unternehmen ihre Kund:innen und Bewerber:innen animieren, Bewertungen abzugeben, um Wechselwillige und Jobsuchende von sich zu überzeugen. Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu oder glassdoor gewinnen ebenso an Bedeutung. Schließlich bringen sie zahlreiche Vorteile für die Gewinnung von Mitarbeiter:innen mit sich, die von KMUs jedoch noch nicht ausreichend gesehen und genutzt werden. Hier sollten Firmen Zeit und Energie in die Gestaltung aussagekräftiger Unternehmensprofile stecken. Schließlich sind sie neben der eigenen Website die erste Anlaufstelle, um sich über Unternehmen zu informieren.

Von 0 auf 100: Social-Media-Recruiting auf dem Vormarsch

Eine beachtliche Entwicklung, die in der KMU-Personalbeschaffung dagegen an Bedeutung gewinnt, ist das Social-Media-Recruiting. So ist diese Maßnahme erstmals auf Platz eins der Trends fürs nächste Jahr im Recruiting-Report gelandet. Platz zwei belegt der Top Trend der vergangenen Jahre, das Employer Branding, während das Schüler:innen- und Azubimarketing sich an dritter Position einfindet. Diese Tendenz deckt sich mit der Angabe, dass für 73 Prozent der Unternehmen Social Media genauso wichtig ist, wie herkömmliche Jobbörsen. Die klassische Stellenanzeige bleibt dennoch für knapp 80 Prozent der befragten Unternehmen das wichtigste Recruiting-Instrument.

Gekommen, um zu bleiben: Bewerber:innen über soziale Plattformen erreichen

Dass sich Social-Media-Recruiting weiter etablieren wird, um die Generationen Z und Alpha zu erreichen, liegt auf der Hand und wird durch die Umfrageergebnisse bestätigt. Bei allen Betriebsgrößen spielen die Werbungsprozesse über die sozialen Netzwerke in den kommenden zwölf Monaten eine besondere Rolle. Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen hat Social Media sogar die höchste Priorität. In den großen Konzernen gehört diese Maßnahme bereits zum Alltag und belegt den dritten Platz im Ranking. Weitere Schwerpunkte für kleine Unternehmen sind die eigene Karrierewebsite und Mitarbeiterempfehlungsprogramme.


Der Blick in die Glaskugel: KI und Social Media auf der Überholspur

Dass seit 2020 der digitale Wandel in Unternehmen um ein Vielfaches schneller vorangetrieben wurde als zuvor, steht außer Frage. Die Nutzung von Social Media Recruiting ist auch dadurch erstmals in die Top-Trends geklettert und wird sich dort voraussichtlich halten. Genauso wird die Vernetzung mit digitalen Maßnahmen auf der eigenen Karrierewebsite sowie externen Plattform weiter in den Fokus rücken. Dass für diese und alle weiteren Maßnahmen Geld in die Hand genommen werden muss, ist den meisten Unternehmen bewusst. Dennoch sind die Recruiting-Budgets angesichts des aktuellen Arbeitsmarkts bei Weitem nicht ausreichend. Denn nicht nur in Stellenanzeigen, sondern auch in die eigene Website, Suchmaschinenoptimierung sowie regionale Stellenbörsen muss investiert werden. Die Technik entwickelt sich immer weiter und auch die künstliche Intelligenz ist nicht zu vernachlässigen. 56 Prozent der Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass KI im Recruiting erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Es bleibt somit spannend, wie sich der Arbeitsmarkt im Allgemeinen und speziell das Personalmarketing aufstellen werden.

Über den index Recruiting-Report 2022:

Die Befragung zum index Recruiting-Report 2022 wurde in Deutschland von Dezember 2021 bis Januar 2022 als Online-Umfrage durchgeführt. In jedem teilnehmenden Unternehmen konnte jeweils nur eine Person den Fragebogen beantworten. Damit wurde sichergestellt, dass unterschiedliche Einschätzungen aus einer Firma das Gesamtergebnis nicht verfälschen. Sogenannte „missing values“, also fehlende Angaben, wurden nicht berücksichtigt. Eingeladen wurden Betriebe, die in den vorangegangen sechs Monaten mindestens fünf Stellenanzeigen veröffentlicht haben, also konkreten Personalbedarf hatten.
In Deutschland haben sich insgesamt 568 Unternehmen an unserer Umfrage beteiligt. Knapp 60 Prozent der Teilnehmer:innen kommen dabei aus der Personalabteilung, fast ein Drittel aus der Geschäftsführung. Bei den meisten teilnehmenden Firmen (55 Prozent) sind 2 bis 5 Mitarbeiter:innen im Personalmarketing und im Recruiting tätig. Die Anzahl der Angestellten ist recht ausgeglichen und deckt alle Größenbereiche gut ab: Ein Viertel sind kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeiter:innen. Mittelständische Unternehmen machen den größten Anteil aus (60 Prozent). Der Anteil der Firmen mit über 500 Angestellten beträgt 16 Prozent. Neben Deutschland wurden auch Unternehmen in sieben weiteren europäischen Ländern befragt.

 

 

 

Alle an Bord? Wie Unternehmen neue Mitarbeitende effizienter einbinden

von Moritz Sherpa

Deutschland hat Nachholbedarf – zumindest, wenn es ums Onboarding, also das Einbinden neuer Mitarbeitender in Unternehmen, geht.

Das zeigt die neue Haufe Onboarding-Studie 2023. Die Unternehmen lassen laut der Studie viel Potenzial liegen. Das kann mitunter dazu führen, dass mühevoll angeworbene Mitarbeitende die neue Stelle gar nicht erst antreten: 36 Prozent der befragten HR-Expert:innen haben laut eigenen Angaben bereits Kündigungen vor dem ersten Arbeitstag erlebt. Zudem verkennen viele Unternehmen die Zeichen der Zeit: Stattauf digitale Unterstützung im Onboarding zu setzen, sind ihre Prozesse und Tools genauso analog wie vor Corona.

Quelle: myonboarding.de

Wer seine Onboarding-Prozesse nicht im Griff hat, läuft Gefahr, die Motivation seiner Mitarbeitenden schon vor dem ersten Arbeitstag zu torpedieren. Dazu ist es wichtig, mit weit verbreiteten Denkfehlern aufzuräumen: Onboarding beginnt nicht mit dem ersten Arbeitstag – sondern schon Monate davor. Tatsächlich sollte der Onboarding-Prozess bereits nach der Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag losgehen. Denn in dieser Zeit, die meist einige Wochen oder sogar Monate andauert, wächst bei vielen Beschäftigten die Unsicherheit: Habe ich mich richtig entschieden? Soll ich mir nicht doch noch andere Angebote anhören? Was, wenn ich gar nicht ins Team passe?

Wird hingegen schon frühzeitig mit dem sogenannten “Preboarding”, also dem Onboarding vor dem ersten Arbeitstag, begonnen, können offene Fragen zum Einstieg, den künftigen Aufgaben und dem Team schnell geklärt werden. Ein weiterer, ganz entscheidender Vorteil: Die Bindung an die neuen Kolleg:innen wächst und das Unternehmen kann schon vor Arbeitsbeginn zeigen, dass es sich kümmert und ihm die neuen Mitarbeitenden wichtig sind. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein unschätzbarer Vorteil: Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, bleiben.


Quelle: myonboarding.de

Soziale Integration als Klebstoff

Onboardees sollten vor allem ihre Teams so früh wie möglich persönlich kennenlernen. Gemeinsamkeit schafft man etwa mit gemeinsamen Aktivitäten, wie einem Mittagessen oder einem Team-Event in geselliger Runde nach er Arbeit. Warum nicht auch die künftigen Kolleg:innen dazu einladen und gleich in großer Runde vorstellen? Starten mehrere Mitarbeitende gleichzeitig im Unternehmen, kann man diese auch im Vorfeld schon miteinander vernetzen: Gemeinsame Chats und ein Onboardee-Event können Wunder wirken. Die “Neuen” sind in einer ähnlichen Situation, sodass ein natürliches Wir-Gefühl entsteht, was den Einstieg erleichtert und die Beziehung untereinander fördert. Wichtig ist dabei aber, dass es zu keiner „Grüppchenbildung“ zwischen Newbies und alten Hasen kommt, denn das wäre wiederum kontraproduktiv.

Kommunikation schafft Transparenz und Vertrauen

Auch beim Onboarding gilt: Die richtige Kommunikation ist der Schlüssel und Konsistenz schafft Vertrauen. Daher sollten Unternehmen darauf achten, beim Onboarding die gleichen Botschaften wie beim Recruiting zu vermitteln. Der Eindruck, dass im Bewerbungsprozess vielleicht zu viel versprochen wurde, kommt so überhaupt nicht erst auf. Neben Konsistenz entscheidet auch die Transparenz über den Erfolg des Onboardings: Was erwartet die Onboardees an ihrem ersten Tag und ihren ersten Wochen? Für welche Teams und Aufgaben werden sie eingeplant? Je früher die Neuen erfahren, was sie erwartet, desto besser.

Ein weiterer wichtiger Baustein einer erfolgreichen Kommunikation rund um das Thema Onboarding ist Feedback. Zum einen sollten neue Mitarbeitende von Anfang an Feedback erhalten, damit sie wissen, was von ihnen erwartet wird und wie sie sich an die Erwartungen anpassen können. Unternehmen sollten aber auch ihre Onboardees von Beginn an dazu ermutigen, Feedback zu äußern und dieses so gut wie möglich umsetzen. Ein frischer Blick auf Strukturen und Prozesse bietet Organisationen einen großen Mehrwert, da so festgefahrenen Abläufen und einer „Das haben wir schon immer so gemacht“-Mentalität entgegengewirkt wird. Dazu fühlen sich Onboardees wertgeschätzt, wenn sie von Anfang an nach ihrer Meinung gefragt werden und sie sich nicht erst einen Status erarbeiten müssen, bis sie ernstgenommen werden. Daher sollte regelmäßiges Feedback – vom Team an die Onboardees und umgekehrt – im gesamten Onboarding-Prozess eine große Rolle spielen.

Onboarding funktioniert auch hybrid

Hybride Arbeitsmodelle sind gekommen, um zu bleiben. In Zeiten der Pandemie wurde Remote-Onboarding oft als leidige Notwendigkeit gelebt, auf die viele Unternehmen nicht vorbereitet waren. Notlösungen und Improvisation waren oft die Folge. Doch die Haufe Onboarding-Studie 2023 zeigt, dass viele Organisationen daraus nicht die richtigen Schlüsse gezogen haben: Nur 36 Prozent der Befragten setzen vermehrt auf Remote-Onboarding. Dabei gibt es inzwischen viele Möglichkeiten, das Onboarding digital zu gestalten. Speziell dafür entwickelte Software kann den Prozess und die Kommunikation mit den Onboardees massiv erleichtern.

Trotzdem sollten Unternehmen auch beim Remote-Onboarding darauf achten, dass sich der Prozess nicht nur auf den virtuellen Raum beschränkt. Stattdessen ist die Verbindung von digital und analog entscheidend. Ein Willkommenspaket, das Remote-Onboardees nach Hause geschickt wird, kann eine solche Verknüpfung herstellen, ist aber nur der Anfang. Besonders bei Remote Workern bieten sich gemeinsame Aktivitäten im Rahmen einer Onboarding-Woche an, die auch digital stattfinden können und beim Teambuilding helfen sowie das Zugehörigkeitsgefühl stärken.

Auch beim Onboarding gilt: Planen, planen, planen!

Laut Haufe Onboarding-Studie hat im Moment nur ein Viertel der Organisationen (25 Prozent) eine Onboarding-Strategie – damit lassen rund drei Viertel der Unternehmen sehr viel Potenzial auf der Straße liegen. Dabei ist eine Onboarding-Strategie kein Hexenwerk – der erste Schritt zu einem definierten Prozess ist es, klare Verantwortlichkeiten zu schaffen. Natürlich ist das Onboarding eine Teamaufgabe, in die viele Personen eingebunden werden sollten. Doch es braucht Verantwortliche, die den Prozess planen, koordinieren und Aufgaben verteilen. Zudem ist es wichtig, dass die verantwortlichen Personen über ein spezielles Budget fürs Onboarding verfügen. In der Onboarding-Studie berichteten nur 17 Prozent der Befragten von einem solchen Etat. Mit diesen Mitteln können dann beispielsweise Tools wie eine Onboarding-Software eingekauft werden, mit der das Unternehmen mit den neuen Mitarbeitenden kommuniziert und Informationen teilt, die Onboarding-Journey gestaltet sowie Aufgaben und Verantwortliche definiert.

Onboarding: Win-Win für Unternehmen und Mitarbeitende

Ein gutes Onboarding ist der erste Schritt zur erfolgreichen Mitarbeiterbindung. Unternehmen müssen dafür gar nicht viel investieren – meist reicht es schon, an wenigen Stellschrauben zu drehen, um den Startschuss zu einer positiven Employee Journey zu geben. Durch gutes Onboarding werden neue Mitarbeitende schneller produktiv und können selbstständig Aufgaben und Projekte übernehmen, wodurch das Unternehmen früher von ihrer Leistung profitiert. Außerdem sprechen Arbeitnehmer:innen – untereinander und online – miteinander: Ein Blick auf große Arbeitgeber-Bewertungsportale wie kununu, Glassdoor und Indeed zeigt, dass Unternehmen mit sauberen Onboarding-Prozessen deutlich besser abschneiden. Sicherlich entscheidet langfristig nicht nur das Onboarding über die Mitarbeiterbindung – aber ein guter Start gibt auch langfristig oft ein gutes Gefühl.

 

Link zur Studie:

https://www.myonboarding.de/studien?utm_source=kw&utm_medium=bing&utm_campaign=s_lead_bra_onboarding_03311875%2Fkw_myonboarding%2Fhaufe%20onboarding%20studie&utm_term=haufe%20onboarding%20studie&akttyp=sea&med=bing&aktnr=80702&wnr=03311875&chorid=03311875&cmp=s_lead_bra_onboarding_03311875%2Fkw_myonboarding%2Fhaufe%20onboarding%20studie%2F

 

 

 

Über den Autor:

Moritz Sherpa ist als Produktmanager bei der Haufe Group für die Software Haufe Onboarding tätig. In seiner Rolle unterstützt er unter anderem Unternehmen in der DACH-Region den Weg zu einem strukturierten Onboarding Prozess zu finden, damit diese sich den Herausforderungen der Zukunft stellen können. Dabei steht die Wirksamkeit des Onboarding Prozesses, sowie Onboarding aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und als eine Journey zu verstehen, im Vordergrund.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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Sieben Wege, wie KI Marketingstrategien optimiert

Künstliche Intelligenz (KI) ist auch im Marketing das Thema der Stunde, um das Customer Engagement zu optimieren. So unterstreicht der diesjährige „State of Personalization Report“ von Twilio den Wert einer KI-gesteuerten Personalisierungsstrategie für Marken, die sowohl bestehende Kunden halten als auch neue Kunden gewinnen wollen. Dies gilt vor allem für wettbewerbsintensive Marktumfelder.

So nennen 62 Prozent der Entscheider die Kundenbindung als Hauptvorteil der Personalisierung, während fast 60 Prozent sagen, dass Personalisierung eine effektive Strategie zur Gewinnung neuer Kunden ist. Auch die Verbraucher bestätigen zunehmend den Wert der Personalisierung: 56 Prozent geben an, dass sie nach einem personalisierten Erlebnis zu Wiederholungskäufern werden. Doch es gibt noch weitere Anwendungsmöglichkeiten, wie KI das Marketing nachhaltig verbessern kann.

Wie KI das Marketing nachhaltig verbessern kann

 

  • Verstärkung der Marketingautomatisierung

Eines der größten Verkaufsargumente für KI ist das Potenzial zur Automatisierung. Für Vermarkter kann Automatisierung durch KI ein revolutionäres Werkzeug für eine intelligentere Kundenkommunikation, den Aufbau von Kundenloyalität und die Anpassung von Kundenempfehlungen sein. Durch die Vereinfachung von Prozessen und die Verbesserung des gesamten Kundenerlebnisses mithilfe von Echtzeitdaten bekommen Anwender durch KI-gestützte Marketingautomatisierung die Werkzeuge und die Zeit zurück, um diese Erlebnisse weiter zu verbessern. Hierzu gehören der Einsatz von Chatbot-Kommunikation, die Implementierung intelligenter Kundenbindungsprogramme und das Aufsetzen maßgeschneiderter Empfehlungen.

  • Hyper-Personalisierung von Kundenerlebnissen

Mit KI-Algorithmen können Unternehmen vorhandene Kundendaten nutzen, um aussagekräftigere Erkenntnisse zu gewinnen und Vorlieben sowie Verhaltensweisen vorherzusagen. So können beispielsweise Echtzeitdaten für bessere Produktempfehlungen herangezogen werden. Ein wesentlicher Bestandteil intelligenter Produktempfehlungen besteht darin, dass der Algorithmus Echtzeitdaten analysieren kann, um intern (z.B. Produktangebot, Beliebtheit und Preis) und extern (z.B. Browsing-Verhalten und Kaufhistorie des Kunden) hochwertige Empfehlungen auszusprechen. Eine weitere leistungsstarke Methode, mit Anwender ihre Kunden besser erreichen können, ist die KI-gesteuerte Anpassung von Inhalten, d.h. sie können einen Algorithmus verwenden, um auf der Grundlage von Segmentierungen maßgeschneiderte Nachrichten zu erstellen.

  • Besser, schneller und stärker segmentieren

Obwohl Kundengruppen technisch gesehen auch manuell segmentiert werden können, hat die Automatisierung mit KI zwei Vorteile:

  1. Sie kann schnell und genau große Datenmengen für eine präzise Segmentierung analysieren und dann Muster innerhalb dieser Daten erkennen, um genaue Kundenprofile zu erstellen.
  2. Anhand dieser Personas können hochwertige Werbekampagnen mit leistungsstarker Optimierung erstellt werden, um sicherzustellen, dass die richtige Zielgruppe mit der richtigen Botschaft   zur richtigen Zeit erreicht wird.

Die geschickte Segmentierung von KI unterstützt dabei, aussagekräftige Kunden-Personas zu erstellen und diese mit gezielten Anzeigen zu erreichen.

  • Den (Lead-)Score festlegen

Der Prozess des Lead-Scorings kann manuell erfolgen, ist dann aber anfällig für menschliche Fehler. KI kann die Effizienz und Effektivität des Lead-Scoring-Systems eines Unternehmens verbessern. Durch die Verfolgung jeder Interaktion eines Nutzers mit einer Marke und den Vergleich dieser Daten mit den besten Kunden kann KI hochinteressante und hochwertige Leads vorhersagen. Mithilfe von KI kann das Unternehmen dann die Qualität und Bewertung von Leads beschleunigen und den Vertriebsteams dabei helfen, schneller Maßnahmen zu ergreifen, um einen potenziellen Kunden zum richtigen Zeitpunkt in seiner Reise anzusprechen.

  • KI-Texterstellung

KI kann Vermarktern auch dabei helfen, effektive Texte in einem Bruchteil der Zeit zu erstellen. Natürlich kennt niemand das jeweilige Unternehmen und sein Publikum besser als das Marketing selbst. Deshalb ist es eine gute Idee, alle KI-generierten Inhalte zu scannen, bevor sie verwendet werden, um sicherzustellen, dass sie dem Wording entsprechen und korrekt sind. Auch Faktenüberprüfung ist ein Muss.

  • Verstehen von Tonfall, Absicht und Emotionen in Nachrichten

KI kann Natural Language Processing (NLP) und maschinelles Lernen nutzen, um die Tonalität von Nachrichten zu verstehen, die sich auf die jeweilige Marke beziehen. Anstatt Blogs, soziale Medien, Chatbots und Nachrichtenkanäle manuell zu überprüfen, kann KI jeden Text schnell scannen und analysieren und dem Unternehmen den Ton, die Absicht und die Emotionen hinter einer Nachricht mitteilen. Dies ist auch bekannt als Stimmungsanalyse.

  • Zielgerichtete und optimierte Werbung

Angesichts steigender Kundenakquisitionskosten (CAC) und des sich abzeichnenden Endes von Drittanbieter-Cookies wenden sich viele Werbetreibende an KI, um ihre Werbeausgaben weiter zu strecken und die Qualität der Leads zu verbessern. KI kann insbesondere bei der Optimierung der Kampagnenleistung und der Verbesserung der Zielgruppenausrichtung unterstützen. Hierzu gehören dann unter anderem das Erzielen eines besseren ROI mit Retargeting sowie das Experimentieren mit Look-Alike- sowie Ausschlusszielgruppen.

 

Es gibt zwei Möglichkeiten, KI zu betrachten

Man kann sich vor ihr fürchten und sie meiden. Oder: man kann sich bemühen, den Wert zu erkennen, den KI den Unternehmen bietet. Wie bei allen neuen Technologien ist der Einführungs- und Einarbeitungsprozess oft der zeitaufwändigste. Nachdem Organisationen gelernt haben, wie KI mit den bestehenden Plattformen zusammenarbeiten kann, sollten diese sich die Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass die Kundendaten an einem guten Ort verwahrt sind, bevor die Technologie implementiert wird. Schließlich ist die KI nur so intelligent wie die Daten, die ihr zur Verfügung gestellt werden.

 

www.twilio.com/de

 

 

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Resiliente Unternehmen brauchen resiliente Mitarbeiter

Künstliche Intelligenz in der Industrie

Künstliche Intelligenz in der Industrie: Oberste Priorität für die Unternehmensführung
von Dr. Serhan Ili

Dr. Serhan Ili, Gründer und CEO der ILI.DIGITAL AG

In der deutschen Industrie ist mitten im Sommer eher Herbstblues als Urlaubsstimmung angesagt. Das Wirtschaftswachstum tritt auf der Stelle, der Ifo-Geschäftsklimaindex ist seit Mai im Sinkflug und die Industrieproduktion ebenso rückläufig. Neben den gegenwärtigen Herausforderungen wie höheren Finanzierungskosten infolge gestiegener Zinsen oder der Inflation inklusive höheren Energiekosten belasten auch längerfristige strukturelle Probleme wie eine überbordende Bürokratie, schleppende Digitalisierung und der Fachkräftemangel die deutschen Industrieunternehmen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte jüngst seine Einschätzung für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr für Deutschland von 0,1 auf -0,3 Prozent. Sollte sich die Prognose bestätigen, wäre Deutschland der einzige G7-Staat mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Droht also die Herabstufung der deutschen Wirtschaft vom Zugpferd zum kranken Mann Europas?

Während manche Probleme der deutschen Industrie durch externe Faktoren entstanden sind, sind einige Baustellen hausgemacht. Zum Beispiel ist der mangelhafte Digitalisierungsfortschritt auch auf mangelnde Investitionen der Unternehmen in diesem Bereich zurückzuführen. Mit der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT Ende vergangenen Jahres hat die Digitalisierung eine neue Stufe erreicht. Mittels generativer künstlicher Intelligenz (KI) ist es nun für jedermann möglich, durch Anweisungen an einen Chatbot Text, Bilder, Musik, Videos oder auch Programmiercode auf qualitativ hohem Niveau von der KI erstellen zu lassen.

Künstliche Intelligenz bietet auch für die Industrie Chancen

In der Industrie sind Digitalisierung und künstliche Intelligenz keine neuen Themen. Bereits vor über zehn Jahren wurde der Begriff „Industrie 4.0“ geprägt, der die nächste industrielle Revolution durch die vollständige Digitalisierung des Produktionsprozesses und die intelligente Vernetzung aller Komponenten industrieller Prozessketten beschreibt.

Mit der Industrie 4.0 sollen Unternehmensziele wie Produktivitätssteigerungen, Kostensenkungen und eine Flexibilisierung der Fertigung erreicht werden. Künstliche Intelligenz stellt bei der erfolgreichen Implementierung der Industrie 4.0 einen bedeutenden Hebel dar. Dabei geht es primär um die schnelle Sichtung und Sortierung riesiger Datenmengen, das Erkennen von Mustern sowie das kontinuierliche Hinzulernen der selbstlernenden Algorithmen anhand einer zunehmenden Datenbasis.

Die möglichen Einsatzgebiete für KI sind vielfältig. In der Industrie wird KI bisher zum Beispiel bei Robotern, in der Qualitätskontrolle und der Predictive Maintenance, also der Analyse der Funktionsfähigkeit von Maschinen, eingesetzt. Mit dem nun erreichten Level bei der generativen künstlichen Intelligenz verbinden internationale Führungskräfte vor allem Optimierungen beim Kundenservice und dem Wissens- und Datenmanagement, wie eine Studie von Capgemini zeigt. Gerade aber in Bereichen wie zum Beispiel Marketing und Sales liegt das größte Potenzial für den Einsatz von KI und die Steigerung von Effizienz und Profit. Im Folgenden soll anhand von Fallbeispielen aufgezeigt werden, wie künstliche Intelligenz nicht nur zu den wirtschaftlichen Zielen, sondern auch zu weiteren übergeordneten Zielen eines Unternehmens wie Nachhaltigkeit signifikant beitragen kann.

„Digitalisierung ist kein notwendiges Übel, sondern kann ein leistungsstarker Katalysator für positive Veränderungen und neue Geschäftspotenziale sein.“

KI im Einsatz: vom optimierten Sales bis hin zu genau abgestimmten Lieferketten

Das deutsche Chemieunternehmen Renolit fertigt unter anderem Folien aus Polymer zur Fassadenrenovierung von Häusern an. Früher bestand der Verkaufsprozess aus mehreren Schritten, bei der der Installateur die Brücke zwischen dem Unternehmen und dem Endkunden darstellte. Denn dieser vermaß in physischer Form die Fassaden, um so den Bedarf an Folien festzustellen. Bei der Analyse des Sales-Prozesses wurden jedoch verschiedene Schwachstellen festgestellt: zum Beispiel konnte der Installateur nach der Vermessung der Hausfassaden nicht direkt überprüfen, welche Art von Folien verfügbar sind. Daraus resultierten Verzögerungen und verlängerte Projektlaufzeiten. Die Lösung des Problems: Die Entwicklung einer App zur Vermessung der Häuserfassaden auf Basis künstlicher Intelligenz. Die KI in der App ist in der Lage, durch Bilderkennung die Fassaden automatisch zu vermessen und den Folienbedarf zu berechnen. Außerdem können verschiedene Fassadenfarben virtuell visualisiert werden. Die virtuelle Vermessung dient der Erstellung eines Angebots, das direkt über die App mittels ERP-Software an den Kunden versendet wird. Die aggregierten Informationen aus den einzelnen Projekten ermöglichen Renolit zudem die Optimierung des Produktangebots und des Vertriebs. Durch die umfassende Digitalisierung im Industriebereich kann der Ressourceneinsatz optimiert und der CO2-Fußabdruck von Unternehmen reduziert werden.

Weitere Potenziale: Nachhaltigkeit und Erschließung neuer Geschäftsmodelle

Digitalisierung eröffnet auch Chancen bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Das bestehende Geschäftsmodell kann ergänzt, optimiert oder sogar ganz ersetzt werden. Dabei bietet die Digitalisierung neue Ertragspotenziale. Zusammen mit der Volksbank pur und dem Beratungsunternehmen myclimate hat die ILI.DIGITAL AG eine App entwickelt, mit der Firmen ihren CO2-Fußabdruck auf Basis ihrer betriebswirtschaftlichen Daten berechnen können. Die generative künstliche Intelligenz der App wurde darin trainiert, die verschiedenen Posten der Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) in CO2-Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu übersetzen. Für die Volksbank wurde durch die Entwicklung der KI-basierten Corporate Carbon Footprint-Anwendung ein neues wirtschaftliches Standbein erschlossen. Im Sinne des Beyond Banking-Ansatzes bietet sie nun ihren Firmenkunden eine Dienstleistung an, die über das klassische Banking hinausgeht und die steigenden Anforderungen bei der eigenen Umsetzung von Nachhaltigkeit berücksichtigt. Unternehmen haben damit eine einfache Methode zur Analyse ihrer CO2-Verursachung und können entsprechend reagieren. Davon profitiert nicht zuletzt auch die Umwelt.

Künstliche Intelligenz: Berührungsängste vermeiden

Die genannten Beispiele zeigen, dass Digitalisierung kein notwendiges Übel ist, sondern ein leistungsstarker Katalysator für positive Veränderungen und neue Geschäftspotenziale sein kann. Künstliche Intelligenz bildet dabei einen wichtigen Teilbereich. An einem Standort wie Deutschland, der durch einen rasanten Strukturwandel in der Industrie geprägt ist, ist es Teil einer vorausschauenden und verantwortungsvollen Unternehmensführung, diese Möglichkeiten optimal zu nutzen. Digitalisierung und KI müssen deshalb Teil der Unternehmens-DNA werden. Dafür zu sorgen und die entsprechenden Prozesse voranzutreiben, ist absolute Chefsache. Dann können deutsche Industrieunternehmen auch künftig im internationalen Wettbewerb bestehen.

 

 

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Smartphone vor Cyberattacken

Durch Künstliche Intelligenz werden Angriffe zunehmen ausgefeilter. Smartphones können ein leichtes Ziel für Cyberkriminelle sein. Der TÜV-Verband rät zu erhöhter Vorsicht und gibt Tipps für mehr Sicherheit für die mobile Internetnutzung.

Die Masche ist bekannt: Über einen vermeintlich vertrauenswürdigen Link in einer Mail versuchen Cyberkriminelle beim Phishing beispielsweise an die Bankdaten zu gelangen. Bislang reichte meist ein kritischer Blick, um betrügerische Mails anhand merkwürdiger Tippfehler, ungelenker Satzbauten oder schlicht falscher Wörter zu identifizieren und zu löschen, bevor ein Schaden entstanden ist. Nun verschärft der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Bedrohungslage, denn Angreifer perfektionieren ihre Tarnung. „Dank ChatGPT sind die Nachrichten in geschliffenem Deutsch geschrieben“, sagt Marc Fliehe, Leiter Digitales und IT-Sicherheit beim TÜV-Verband. Vielfach werde die Gefahr unterschätzt und durch die quasi beiläufige Nutzung des Smartphones in Situationen des Alltags ist die Gefahr besonders hoch, von Angreifern überrumpelt zu werden. Der TÜV-Verband gibt einfache und wirksame Ratschläge zum digitalen Schutz.

Smartphone für immer mehr Menschen wichtigstes digitale Endgerät

„Smartphones sind für eine wachsende Zahl von Menschen das wichtigste digitale Gerät.“, sagt der TÜV-Sicherheitsexperte. „Es ersetzt beim Online-Einkauf oder bei Bank-Transaktionen zunehmend den klassischen Computer.“ Weil zudem Standortdaten, Videos, Sprachnachrichten, Fotos und Chats über viele Monate und oft Jahre hinweg gespeichert sind, wird das Smartphone quasi zum digitalen Abbild des Lebens. Angreifern eröffnen sich laut Fliehe mehr Wege für eine Attacke: „Sie machen sich alle Kanäle zu Nutze, die sie finden – und versuchen nicht nur per Mail, sondern auch über Messenger oder SMS die Geräte zu kapern.“ Dank höherer Rechenkapazitäten und Bandbreiten in Festnetz und Mobilfunknetzen seien wahre Massenangriffe auf eine Vielzahl von Nutzerinnen und Nutzern möglich.

Auch die eher beiläufige Nutzung von Mobilgeräten erhöhe das Risiko, leichtfertig auf Tricks von Cybergangstern hereinzufallen. „Mal eben in der Warteschlange an der Supermarktkasse rasch die Mails abgerufen“, bemerkt Fliehe, „da tätigt man schneller einen falschen Klick.“ Beim Computer gibt es außerdem die Möglichkeit, mit dem Mauszeiger vor dem Anklicken über einen Link zu fahren und noch einmal zu prüfen, wohin er führt. Das geht beim Smartphone oft nicht so komfortabel und ein schneller Klick führt dann in die Bredouille.

Umso wichtiger ist es, das Smartphone vor Angriffen zu schützen

„Vielfach wird die Gefahr unterschätzt“, warnt Fliehe. „Häufig sind Smartphones unzureichend auch vor Angriffen mittels Schadsoftware geschützt. Dabei gibt es eine Reihe von einfachen Mitteln, um Cyberkriminelle fernzuhalten.“ Vor allem rät Fliehe, regelmäßig Updates aufzuspielen: Nicht nur für das Betriebssystem, sondern auch für die heruntergeladenen Apps – denn damit werden auch Sicherheitslücken geschlossen. Nicht alle Hersteller bieten die Updates zeitnah, regelmäßig über einen langen Zeitraum nach dem Kauf an. Anwender sollten sich informieren, welche Anbieter sich gut um die Sicherheit kümmern, denn das macht die Anschaffung nachhaltig und sicherer.

Starke Passwörter für alle Accounts nutzen

Ebenso wichtig ist es, für jede Anwendung ein eigenes Passwort zu verwenden – möglichst eine willkürliche Reihenfolge von Groß- und Kleinbuchstaben sowie Ziffern und Sonderzeichen. Sicher verwahrt werden diese von einem Passwort-Manager. Der verschlüsselt die Daten und gewährt nur Zugriff über ein sogenanntes Masterpasswort. „Wann immer möglich sollte für die Accounts eine Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeschaltet werden“, rät Fliehe. „Der Zugriff ist dann nur mit Passwort sowie mit einem Bestätigungscode möglich, der an das Smartphone oder per E-Mail gesendet wird.“

Unerlässlich ist es, den Sperrbildschirm zu aktivieren – um einen einfachen Zugriff auf gestohlene Geräte zu verhindern. Zudem empfiehlt es sich, Daten auf dem Smartphone oder der Speicherkarte zu verschlüsseln. Wenn Cyberkriminelle darauf Zugriff haben, können sie ihre Opfer im schlimmsten Fall mit den erbeuteten Daten wie Bildern, Videos oder Chatverläufen erpressen.

In freien WiFi-Netzwerken lauern Gefahren

Besondere Vorsicht ist bei frei zugänglichen WLAN-Netzen angebracht. „Kriminelle Hacker können an einem Flughafen ein eigenes Netz einrichten, das sie dann zum Beispiel ‚Free Airport‘ nennen – wer sich einwählt, wird ausgespäht“, erklärt Fliehe die Masche. Doch selbst in einem offiziellen Netz können Angreifer unterwegs sein und versuchen, auf eingeloggte Smartphones Zugriff zu bekommen. Sie lauern darauf, nicht verschlüsselte Daten abzugreifen. „Nicht alle Apps bieten die eigentlich nötige durchgängige Verschlüsselung an“, sagt Fliehe. „Im Zweifel sollten Nutzerinnen und Nutzer sensible Anwendungen wie Gesundheits-Apps nur dann verwenden, wenn die Datenverbindung erwiesen sicher ist.“  Wer darauf nicht warten kann, sollte ein Virtual Private Network (VPN) verwenden – entsprechende Programme bauen einem virtuellen Tunnel, der die gesamte Kommunikation schützt.

 

Weitere Informationen unter www.tuev-verband.de/digitalisierung

 

 

 

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Angst vor Automatisierung und KI nehmen!

Wie Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden die Angst vor Automatisierung und KI nehmen können

Die Veröffentlichung von ChatGPT schürt bei vielen Menschen Ängste um ihren Arbeitsplatz. Diese Bedenken sind angesichts der Leistung aktueller KI-Anwendungen nachvollziehbar, aber nicht nötig. Der globale Technologieanbieter Zoho empfiehlt Unternehmen vier Handlungsschritte, um Angestellten ihre Sicherheit zurückzugeben.

Gerade erst haben Angestellte die Pandemie hinter sich, die weltweit für große Angst vor dem Job-Verlust sorgte, schon sehen sie sich mit den nächsten Schrecken konfrontiert: Automatisierung und künstliche Intelligenz sind unaufhaltsam auf dem Vormarsch und schicken sich an, die Arbeitswelt zu revolutionieren. Während diese Technologien die Customer Experience schon heute positiv beeinflussen, haben sie jedoch auch das Potenzial, Arbeitnehmende zu verunsichern und damit die Employee Experience zu torpedieren. Mit folgenden vier Schritten können Unternehmen ihre Mitarbeitenden proaktiv abholen und deren Sorgen lindern.

Erster Schritt: Technologie als Chance bewerben

Kommunikation ist und bleibt das wichtigste Mittel, um den Mitarbeitenden die Angst vor Automatisierung und künstlicher Intelligenz zu nehmen. Daher sollten Unternehmen immer wieder betonen, dass diese Technologien nicht dazu dienen, Menschen zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen. Sie übernimmt in der Regel redundante Arbeiten, um Angestellten mehr Freiräume für wertschöpfende Aufgaben zu schaffen. Auf diese Weise erhöht sich die Leistung und dadurch auch die Bedeutung menschlicher Arbeit.

Zweiter Schritt: Upskilling fördern

Automatisierung ist schön und gut, aber nur dann, wenn die Mitarbeitenden auch etwas mit der so geschaffenen Zeit anfangen können. Unternehmen sollten daher in Schulung ihrer Angestellten investieren. Einerseits müssen diese lernen, mit den neuen Technologien in ihrem Arbeitsbereich sicher umzugehen. Andererseits sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden – je nach persönlichen Talenten und Interessen – dahingehend fördern, die eigene Organisation bestmöglich voranzubringen.

Dritter Schritt: Menschlichkeit bewahren

Gerade im Kundenkontakt sind menschliche Attribute Gold wert. Chatbots können nach heutigem Stand der Technik den Turing-Test vielleicht bestehen, sodass das Gegenüber die maschinell erstellten Text-Antworten nicht von denen einer Person unterscheiden kann – aber das macht sie noch nicht zu Menschen. Empathie, Flexibilität und Kreativität sind Eigenschaften, die Algorithmen schlicht nicht ersetzen können. Ab einem gewissen Punkt ist daher menschliches Eingreifen im Kundenkontakt unumgänglich, denn gerade sehr spezifische Anfragen oder individuelle Probleme können Bots – Stand heute – noch nicht lösen. Für Unternehmen lohnt es sich daher, diese Fähigkeiten ihrer Angestellten zu fördern. Weiterbildungen für die Optimierung von Social Skills und Trainings in Konfliktmanagement sowie Kommunikation wirken wahre Wunder.

Vierter Schritt: Neue Jobs schaffen

Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wird sich in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Die engere Verzahnung führt nicht nur dazu, dass bisherige Berufe einem stetigen Wandel unterliegen, auch gänzlich neue Jobs werden entstehen. Unternehmen sollten die Gelegenheit daher beim Schopf ergreifen und sich bereits jetzt mit der Frage befassen, welche neuen Stellen künftig zu schaffen sind und wie ihre Belegschaft entsprechend auszubauen ist.

​Sridhar Iyengar (Quelle: Zoho)

„Vor neuen Technologien muss niemand Angst haben“, beruhigt Sridhar Iyengar, Geschäftsführer von Zoho Europe. „Natürlich hat die rasante Entwicklung in Sachen Automatisierung und künstlicher Intelligenz das Potenzial, gewisse Arbeiten zu übernehmen. Allerdings eröffnen sie den Menschen, die sie bis dato innehaben, auch neue Möglichkeiten, den eigenen Horizont zu erweitern und sich anderen sinnstiftenden Aufgaben zu widmen. Unternehmen tun gut daran, durch Technologien eingesparte Ressourcen in die Aus- und Weiterbildung ihrer Angestellten zu stecken – dann profitieren alle Seiten davon.“

​Sridhar Iyengar, Managing Director von Zoho Europe:

„Unternehmen tun gut daran, durch Technologien eingesparte Ressourcen in die Aus- und Weiterbildung ihrer Angestellten zu stecken – dann profitieren alle Seiten davon.“

 

 

 

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Kantar-Untersuchung: China attraktiver als Deutschland bewertet

Kantar-Untersuchung: China attraktiver als Deutschland bewertet – Länder-Favorit außerhalb Europas sind die USA

Jedes zweite Unternehmen im produzierenden Gewerbe hält China für einen attraktiven Standort (sehr attraktiv: acht Prozent). Das sagt über Deutschland nur eine Minderheit (38 Prozent, sehr attraktiv: vier Prozent). Der Länder-Favorit außerhalb Europas: die USA. Dort will jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) mit Expansionsplänen investieren. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Marktforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.

 

Key Facts

  • Insgesamt planen 40 Prozent der befragten Unternehmen mit konkreten Plänen ihr Produktionsnetzwerk in Asien auf- oder auszubauen
  • Trend zu Diversifikation: 58 Prozent arbeiten am Ausbau des Lieferantennetzwerks auch außerhalb Chinas
  • 38 Prozent wollen aufgrund des Inflation Reduction Acts der USA Investitionen in Deutschland und Europa erneut überprüfen

 

Weniger als die Hälfte (40 Prozent) der Unternehmen, bei denen konkrete Planungen bereits begonnen haben, wollen in ihr Produktionsnetzwerk in Deutschland investieren. Bei denjenigen, die nicht unmittelbar einen Ausbau planen, können sich nur 33 Prozent eine weitere Investition in Deutschland vorstellen.

Die größte Gruppe derjenigen, die jetzt außerhalb Deutschlands planen zu expandieren, wollen dies in Asien tun (insgesamt 40 Prozent, 15 Prozent direkt in China). Es folgen mit jeweils 35 Prozent Ost- sowie Mittel- und Westeuropa und mit 32 Prozent Nord-, Mittel- und Südamerika – davon zwei Drittel direkt in den USA.

„Der Standort Deutschland hat für viele Unternehmen deutlich an Attraktivität verloren“, sagt Mike Zöller, Senior Partner und Vorstand von FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Auch weltweit sehen wir Verschiebungen: China ist nach wie vor für die Mehrheit deutscher Unternehmen ein attraktiver Standort. Und auch andere asiatische Länder und vor allem die USA werden gerade wieder interessanter. Wir beobachten eine Neuordnung von Produktionsstandorten und -netzwerken weltweit.“

China bleibt starker Partner, Diversifizierung im asiatischen Raum nimmt gleichzeitig zu

China ist für deutsche Unternehmen des produzierenden Gewerbes nach wie vor einer der wichtigsten Standorte. 84 Prozent der jetzt schon in China tätigen Unternehmen haben angegeben, dies auch weiterhin zu tun. 73 Prozent schließen zudem aus, Teile ihres Produktionsnetzwerks aus China zu verlagern – mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) will in Asien künftig stärker diversifizieren und arbeitet gerade an einem dezentraleren Produktionsnetzwerk.

Insgesamt 58 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten daran, ihr Lieferantennetzwerk auch in anderen Ländern Asiens auszubauen, 50 Prozent wollen ihre europäischen Lieferketten resilienter machen. Mike Zöller sagt: „Die asiatischen Märkte haben sich vielfach weiterentwickelt. Ob Vietnam und Indonesien im südostasiatischen Raum oder Bangladesch: Nicht nur Kostenvorteile, zum Beispiel bei den Lohnkosten, machen die Länder für Direktinvestitionen immer attraktiver. Vielfach wurde in der letzten Dekade auch massiv in Infrastruktur sowie Know-how der Arbeitskräfte investiert. Das führt dazu, dass sich deutsche Unternehmen in Asien immer breiter aufstellen.“

Chancen des Inflation Reduction Act der USA müssen jetzt geprüft werden

Außerhalb Asiens sind vor allem die USA gerade besonders attraktiv für Investitionen. 21 Prozent der Unternehmen schreiten mit konkreten Planungen voran und wollen dort jetzt investieren. Ganz konkret haben bereits zwölf Prozent damit begonnen, diese Planungen umzusetzen. Jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) arbeitet an neuen Kooperationen oder Akquisitionen mit Zugang zum US-Markt.

„In den USA finden die Unternehmen ein Land mit großem Absatzmarkt, niedrigeren Energiekosten sowie mit liberaler Marktwirtschaft“, sagt Florian Warring, Experte für Einkauf und Supply Chain Management bei FTI-Andersch und Leiter der vorliegenden Untersuchung. „Der Inflation Reduction Act der aktuellen Biden-Administration wirkt zudem wie ein großes Subventionsprogramm für ausländische Direktinvestitionen. Wir raten Unternehmen mit Expansionsplänen explizit zu prüfen, welche Optionen sich ihnen dadurch aktuell in den USA bieten.“

Tatsächlich haben, unabhängig von bereits getroffenen Entscheidungen oder jetzt vorliegenden konkreten Planungen über Expansion und Investitionen, 38 Prozent der Unternehmen angegeben, auf Basis des Inflation Reduction Act (IRA) mögliche Investitionen in Europa und/oder Deutschland neu zu bewerten. 41 Prozent planen aufgrund des IRA ihre Lieferantenstrukturen anzupassen. „Unternehmen müssen sich darum jetzt damit beschäftigen, welche Chancen dieses vielleicht auf absehbare Zeit einmalige Programm für sie bietet“, sagt Florian Warring.

Hier geht es zum ausführlichen Supply Chain Barometer 2023

 

Über die Untersuchung von Kantar Public:

Das Marktforschungsunternehmen Kantar Public hat im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch im Rahmen der Studie ‚Supply Chain Barometer 2023‘ 150 Unternehmen in Deutschland aus dem Bereich ‚Produzierendes Gewerbe‘ mit den Schwerpunkten Automobilzulieferer, Maschinen- und Anlagenbau und Konsumgüter telefonisch zu aktuellen Themenstellungen um Standorte, Produktionsverlagerungen, Kostensteigerungen und weiteren Supply-Chain-Themen befragt.

Der Umsatz der Unternehmen beträgt mindestens 50 Mio. Euro. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen erwirtschaften im Jahr mehr als 500 Mio. Euro. Die prozentualen Angaben wurden anhand ihres Anteils am produzierenden Gewerbe nach Sub-Branchen gewichtet. Zeitraum der Befragung ist das zweite Quartal 2023.

 

 

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KI und Cloud-Power: Das sind die Gaming-Trends der Zukunft

Zum Auftakt der Gamescom hat DE-CIX, weltweit führender Betreiber von Internetknoten, in einer repräsentativen Umfrage untersucht, an welche Gaming-Trends die Deutschen glauben.

Key Facts

  • Fast zwei Drittel der Deutschen spielen digitale Spiele.
  • Befragte sehen Entwicklungen in den Bereichen KI (28 %) und Cloud (21 %) auf dem Vormarsch.
  • Nur mit einer latenzarmen und bandbreitenstarken Internet-Infrastruktur setzen sich diese Trends durch.

Eine repräsentative Umfrage* des Internetknoten-Betreibers DE-CIX zeigt, dass fast zwei Drittel der Deutschen (62 Prozent) in ihrer Freizeit in die virtuellen Welten der digitalen Spiele abtauchen. Dabei gewinnt das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) auch für deutsche Gamer zunehmend an Bedeutung. Mehr als ein Viertel der Deutschen (28 Prozent) sieht das Zukunftspotenzial der Branche in diesem Bereich. Das Abrufen von Spielen über Abo-Modelle, äquivalent zu der Entwicklung in der Filmbranche, erwarten 16 Prozent. Fast ein Viertel (24 Prozent) sieht Virtual-Reality-Brillen im Kommen, während lediglich 15 Prozent noch bei Augmented-Reality-Anwendungen Durchsetzungsvermögen erkennen. 29 Prozent gehen davon aus, sich künftig völlig vom klassischen Ladengeschäft zu Gunsten von digitalen Downloads zu verabschieden.

„Ob digitale Vertriebskanäle, Cloud Gaming oder KI-Anwendungen: All diese Entwicklungen benötigen eine hochleistungsfähige Internet-Infrastruktur, die darauf ausgelegt ist, Inhalte latenzarm und mit ausreichender Bandbreite für den Endnutzer bereitzustellen“,

Spielspaß der Zukunft braucht die entsprechende Infrastruktur

21 Prozent der Befragten glauben an die Cloud als Zukunftsthema für digitale Spiele. Nichtsdestotrotz nutzen bisher lediglich sieben Prozent der Befragten Cloud-Gaming-Angebote von Herstellern wie beispielsweise Nvidia, Xbox oder PlayStation. Obwohl das Streamen von Games über das Internet als schnelle und flexible Alternative zur lokalen Installation angeboten wird, klagen in der Praxis fast alle dieser Cloud-Spieler (94 Prozent) über Internetprobleme.

 

Dr. Thomas King, CTO bei DE-CIX

„Ob digitale Vertriebskanäle, Cloud Gaming oder KI-Anwendungen: All diese Entwicklungen benötigen eine hochleistungsfähige Internet-Infrastruktur, die darauf ausgelegt ist, Inhalte latenzarm und mit ausreichender Bandbreite für den Endnutzer bereitzustellen“, erklärt Dr. Thomas King, CTO bei DE-CIX. „Wartezeiten beim Spielen und Verzögerungen bei der Eingabe beeinträchtigen das Spieleerlebnis. Neben dem fortschreitenden Breitbandausbau kann die direkte Verbindung von Gaming-Netzen mit Endnutzer-Zugangsnetzen, sogenanntes ‚Peering‘, die Spielerfahrung deutlich verbessern. Technik soll den Spielspaß ermöglichen, statt ihm im Weg zu stehen.“

 

 

38 Prozent der Deutschen widmen sich digitalen Spielen mehrmals pro Woche oder täglich. Auch in der Generation der Babyboomer spielt fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten digitale Spiele.

Während mobile Geräte wie Smartphones und Tablets eindeutig die beliebtesten Plattformen (62 Prozent) für den digitalen Zeitvertreib mit Spielen sind, finden auch Klassiker wie der PC (39 Prozent) oder die Spielkonsole (32 Prozent) ihren festen Platz in den Wohnzimmern der Republik.

*Methodik:
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2045 Personen zwischen dem 09. und 11.08.2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

 

Weitere Informationen unter www.de-cix.net.

 

 

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Gaia-X versunken

Gaia-X versunken im Sumpf aus Desinteresse, Unfähigkeit und Pseudoaktionismus

Warum die „Euro-Cloud“ Gaia-X ein exemplarisches Trauerspiel ist.

Von Alain Blaes*

* Alain Blaes ist Geschäftsführer der Kommunikationsagentur PR-COM in München.

Zur DNA guter PR-Arbeit gehört das Prinzip: „Tue Gutes – und rede darüber“ Nimmt man es als Maßstab, dann muss es um Gaia-X traurig bestellt sein. Denn die Funkstille, die sich rund um dieses einstige „Leuchtturm-Projekt“ breit gemacht hat, kann man durchaus als Indiz dafür werten, dass es eben nichts Substantielles zu berichten gibt. Weder hört man ermutigende News, noch sieht man greifbare Ergebnisse. Die Nachrichtenlage vermittelt eher den Eindruck, dass Gaia-X im Gremien-Labyrinth angekommen ist: Ein Arbeitskreis hier, ein Sekundärprojekt da, von einem großen Entwurf oder gar konkreten Resultaten ist keine Spur zu sehen. Die beflissene Kleinarbeit gipfelt dann in so erhebenden Befunden des tief im Gaia-X-Projekt involvierten Bitkom wie: „Die zunehmende Relevanz des Edge Computings ist ein relevanter Markttrend.“ Ein Satz, den man sich bei vollem Bewußtsein einmal auf der Zunge, respektive im Ohr zergehen lassen muss, auch wenn´s weh tut. In der Zeitspanne für diesen Erkenntnisgewinn hat ein Google-Entwickler wahrscheinlich bereits einen neuen Cloud-Service aufgesetzt.

Derweil ziehen die Hyperscaler immer weiter davon. Während Google nach Jahren milliardenschwerer Verluste erstmals Gewinn vermeldet, verharrt Gaia-X im Stadium interner Diskussionen. Damit sind wir beim Kern des Problems. Globale Cloud Provider wie Amazon, Alibaba, Google, Microsoft und deren Kapitalgeber machen mit Megainvestitionen, strategischem Weitblick, atemberaubender Geschwindigkeit und brutaler Rücksichtlosigkeit ihr eigenes Ding. Gouvernementale deutsch-europäische Initiativen dagegen treten in lähmendem Konsensdialog und Kompetenzgerangel auf der Stelle.

Beide Ansätze sind ungefähr so vergleichbar wie eine Marsrakete mit einem Papierflieger. Und der verzweifelte Versuch, die Großen mit ins Boot, pardon Flugzeug zu holen, hat daran nichts geändert. Die können im Gegenteil jetzt noch besser ihr eigenes Ding machen und gleichzeitig ihre eigene Konkurrenzveranstaltung im Auge und unter Kontrolle halten. Diese Strategie – wenn man den Begriff in diesem Kontext überhaupt in den Mund nehmen darf – wäre höchsten dann sinnvoll, wenn man Naivität für eine Tugend hält. Stattdessen tendiert die Praxisrelevanz von Gaia-X ebenso gegen Null wie die Furcht der Hyperscaler vor potenzieller Konkurrenz aus Europa. Zu deren Stimmungslage passt ein grinsendes Smiley viel besser.

Übertrieben? Keineswegs. Wie die Situation in der Praxis tatsächlich aussieht, beschreibt treffend Christine Serrette, Technische Vizedirektorin des ITZBund, der die bereits real existierende Bundescloud als IT-Dienstleister des Bundes betreibt. Sie fordert die partielle Auslagerung von Bundescloud-Services in die Public Cloud weil es unmöglich sei, mit der technischen Entwicklung der großen Anbieter mitzuhalten und dieselben Services und Sicherheitsstandards vorzuhalten. Wenn dieser Befund richtig ist, und nichts spricht dagegen, dann gilt er um so mehr für Gaia-X. Im Gegensatz zur Bundescloud stellt dieses Projekt ja noch immer keine nutzbaren Services bereit. Dabei wäre gerade in der aktuellen Goldgräber-Stimmung rund um KI und ML eine unabhängige deutsche, oder besser europäische Cloud-Infrastruktur so wichtig. Aber auch hier nur Stillstand. Und was sagt der Bitkom zum Thema Regulatorik und Compliance? „Im Fokus in diesem Zusammenhang stehen politische Positionierungen & der Austausch zu diesen mit der Politik.“

 

„Die praktische Umsetzung technischen Fortschritts funktioniert im turbokapitalistischen Umfeld à la USA genauso wie unter dem staats- und parteimonopolitistischen Dirigismus nach Peking-Art. Es ist halt eine Frage der Priorität, wofür einhundertmilliardenschwere Sonderschulden herhalten sollen, die ja so gerne als „Sondervermögen“ vernebelt werden: für die Hardware-Träume des letzten Jahrhunderts oder für die digitalen Schlachtfelder der Zukunft.“

 

Aha! Statt sich um den Aufbau einer souveränen Euro-Cloud zu kümmern, werden politische Positionierungen mit der Politik erörtert. Willkommen in Absurdistan! Silicon Valley krümmt sich vor Lachen. Die diskutieren nicht, die machen. Besser könnte man den amerikanischen, chinesischen und sonstigen Cloud-Playern nicht in die Hände spielen. Während dort die Post abgeht, beschäftigen wir uns immer noch mit langatmigen Entscheidungsfindungs- und Abstimmungsprozessen, um den kleinsten gemeinsamen Nenner im Polit-Dschungel zu finden. Doch bevor wir jetzt aus gegebenem Anlass ins Bashing-Fahrwasser geraten: Die EU hat mit dem AI Act doch gezeigt, wie bewundernswert schnell, praxisnah und vorbildhaft sie auf komplexe Technologiefragen reagieren kann. Wieso nicht auch bei Gaia-X? Weil es dafür mehr als nur versierte Juristen braucht?

Das sind übrigens keine Systemfragen: Die praktische Umsetzung technischen Fortschritts funktioniert im turbokapitalistischen Umfeld à la USA genauso wie unter dem staats- und parteimonopolitistischen Dirigismus nach Peking-Art. Es ist halt eine Frage der Priorität, wofür einhundertmilliardenschwere Sonderschulden herhalten sollen, die ja so gerne als „Sondervermögen“ vernebelt werden: für die Hardware-Träume des letzten Jahrhunderts oder für die digitalen Schlachtfelder der Zukunft. Beides zusammen können wir uns nicht leisten. Dabei zeigen die russischen Aggression in der Ukraine und das chinesische Säbelrasseln in Sachen Taiwan überdeutlich, wie sich die Machttektonik gerade verändert. Wir sind uns doch weitgehend einig, dass nicht Panzer, Kanonen und Haubitzen, sondern Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Machine Learning die wichtigsten Wirtschafts- und Machtfaktoren von morgen sind. Oder etwa nicht? Weder Deutschland noch Europa sind da konkurrenzfähig aufgestellt. Offensichtlich sind wir mit unserer verkrusteten, überbürokratisierten Klientelpolitik dazu gar nicht mehr fähig. Wir kümmern uns lieber um gesteuerten Konsens für die „richtigen“ Werte, als um die Relevanz harter Fakten. Insofern ist Gaia-X nur ein weiteres trauriges Indiz für systematische Realitätsverweigerung. Pippi Langstrumpf lässt grüßen.

Sind sich die Macher (ok, auch dies in diesem Zusammenhang ein sehr euphemistischer Begriff) von Gaia-X eigentlich bewußt über die Tragweite ihres Versagens? Es gefährdet die Grundlagen unserer Prosperität im globalen Wettbewerb genauso wie die geopolitische Bedeutung Europas in einer sich abzeichnenden multipolaren Welt. Stichwort: Digitale Souveränität. Wir alle werden in absehbarer Zukunft den Preis für die selbstgefällige Mischung aus Desinteresse, Unfähigkeit und Pseudoaktionismus bezahlen müssen. Der Begriff „Nachtwächterstaat“ bekommt in diesem Kontext eine ganz neue Bedeutung. Heinrich Heine müsste seine trüben Nachtgedanken aktuell sinngemäß abwandeln in: „Denk´ ich an Deutschland – und seine digitale Zukunft – in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Schlaftabletten können scheinbar auch paradoxe Effekte haben.

 

 

 

 

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Einen KI-konformen Lebenslauf für den ersten Job erstellen

Wie sehen KI-konforme Bewerbungsunterlagen aus?

Künstliche Intelligenz: Genial und begrenzt zugleich

Vergleich mit menschlicher Intelligenz „hinkt“

Künstliche Intelligenz (KI) weist heute schon in zahlreichen Anwendungsbereichen ihre Fähigkeiten nach: unter anderem in der Industrie bei der Steuerung von Geräten und Maschinen, in der Robotik, bei Automatisierungsprozessen bis hin zur Medizin, wo sie Ärzte insbesondere in der Diagnostik wertvolle Unterstützung bietet. Oder in Form von Gesundheits-Apps, die für manche Menschen bereits zum Lifestyle gehören. Gleichzeitig nehmen die Diskussionen über die Grenzen, aber auch die Risiken von KI weiter Fahrt auf.

In einem viel beachteten Essay in der aktuellen Ausgabe 619 der Fachzeitschrift ‚Nature‘ diskutiert Celeste Biever, wie KI-basierte LLMs (large language models) an vergleichsweise einfachen Aufgaben aus standardisierten Intelligenztests scheitern. Für Aufsehen sorgt, dass Modelle, die mühelos Aufnahmeprüfungen renommierter Hochschulen bestehen und komplizierte Anforderungen in vielen Bereichen in Rekordzeit bewältigen, regelmäßig bei einfachen Abstraktionsaufgaben versagen. Ihr Plädoyer vor diesem Hintergrund: „Wir müssen grundsätzlich verstehen, was sie können und wo sie scheitern.“ Im Hintergrund steht hier die Frage danach, ob KI-Systeme als unbeschränkt „genial“ einzustufen sind oder ob die Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz nicht doch begrenzt sind?

Beides, meint Prof. Marco Barenkamp, KI-Experte und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats und Gründer der auf die Anwendung von KI in der Industrie spezialisierten LMIS AG in Osnabrück.

ChatGPT vom US-Start-up OpenAI oder Bard von Google, aber auch andere LLM beherrschen so manche Fähigkeit, die noch vor wenigen Jahren als Meilenstein der Künstlichen Intelligenz (KI) gefeiert worden wäre, macht Prof. Barenkamp die Bedeutung dieser Entwicklung deutlich: Eloquent beantworten die Bots Fragen, bestehen akademische Prüfungen mit Bravour und verblüffen mit erstaunlichem Allgemeinwissen. Allerdings bereiten dem Transformermodell „Chat Generative Pre-trained Transformer“, so die ausgeschriebene Bezeichnung von ChatGPT, bereits einfache visuelle Logik-Rätsel erhebliche Schwierigkeiten, während Menschen solche Aufgaben meist mühelos meistern.

Wie KI realistisch bewerten?

Vor diesem Hintergrund rätseln Wissenschaftler derzeit, wie die Fähigkeiten von ChatGPT realistisch zu bewerten sind. Prof. Barenkamp verweist hierzu auf eine Studie, die jüngst in der akademischen Welt einige Aufmerksamkeit erregte und auch Grundlage des Essays von Celeste Biever ist: Ein Team um Melanie Mitchell vom Santa Fe Institute hatte dem Sprachmodell GPT 4 Aufgaben vorgelegt, bei denen farbige Blöcke in einem Raster anzuordnen waren. Aus mehreren Beispielen sollte auf die zugrunde liegende Regel geschlossen und vorhergesagt werden, wie sich die Blöcke als nächstes verändern. „Die meisten Menschen lösen solche Aufgaben mühelos“, erklärt Prof. Barenkamp. GPT 4 hingegen schaffte nur ein Drittel in einer Kategorie richtig und erreichte in anderen teils nur 3 Prozent. Andere KI-Systeme, die speziell für solche Rätsel entwickelt wurden, kamen demnach zwar auf bessere, aber immer noch deutlich schlechtere Ergebnisse als Menschen.

Die Studie zeige, dass es den künstlichen Systemen aktuell noch schwerfalle, zugrunde liegende Konzepte zu erkennen und daraus zu lernen, resümiert Experte Barenkamp. Eines der Kennzeichen menschlicher Intelligenz sei aber gerade die Fähigkeit zur Abstraktion und zum Transfer auf neue Situationen, betont er.

KI lernt anders

So weit, so gut. Aber woran liegt es denn nun, dass KI-Systeme den Menschen in solchen Basisfähigkeiten noch so deutlich unterlegen sind, während sie in Konversationen zum Teil mit überraschender Eloquenz verblüffen? Zur Erklärung führt Prof. Barenkamp an, dass KI-Anwendungen eben anders lernen als Menschen. So werden große Sprachmodelle wie GPT 4 zum Beispiel mittels Durchforsten gewaltiger Mengen an Texten trainiert. Dabei erkennt die KI statistische Korrelationen zwischen Wörtern, wie Prof. Barenkamp erläutert, um bei einer Eingabe das wahrscheinlich nächste Wort zu ermitteln. Menschen hingegen erleben schon als Kind konkrete Erfahrungen mit Objekten und Situationen, bauen ihr eigenes Abbild (Repräsentation) der Welt auf und entwickeln kognitive Fähigkeiten wie Abstraktionsvermögen und logisches Denken.

Dies kann aus Sicht von KI-Experte Barenkamp erklären, warum GPT 4 zwar Texte, wie von Menschen verfasst, in hoher Qualität auszugeben in der Lage ist, aber an einfachen visuellen Tests scheitert: Weil das Training in diesem Fall ausschließlich auf Sprache beruht und nicht auf realen Erfahrungen sowie dem notwendigen Verbinden von Sprache mit konkreten, erlebten Dingen. Manche Forscher vermuten daher, dass KI-Systeme Wörter auch nicht so „verstehen“ wie wir Menschen, da sie dadurch keine echte Begrifflichkeit der Welt entwickeln können.

 

Recherche-Tipp der Academic Society for Artificial Intelligence – Studiengesellschaft für Künstliche Intelligenz e.V.

– Eine Initiative der LMIS AG

 

 

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Academic Society for Artificial Intelligence – Studiengesellschaft für Künstliche Intelligenz e.V. – Eine Initiative der LMIS AG

 

Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit gehören zusammen

EV-Driver Report – Firmenflotten als Vorreiter der Mobilitätswende

E-Fahrzeuge sind zunehmend in Firmenflotten im Einsatz: Wie werden sie genutzt und welche Rolle können Unternehmensflotten bei der Wende hin zur E-Mobilität spielen?

Der aktuelle EV-Driver-Report von Shell Recharge Solution hat es deutlich gezeigt – fast 100% der E-Fahrzeuge in Firmenflotten sind Neuwagen. Diese Zahlen zeigen, dass Firmenflotten und deren Management eine Vorreiterrolle beim Umstieg auf E-Mobilität zukommen könnte.

Für die steigende Zahl an Neuzulassungen bei den E-Fahrzeugen spricht auch der neueste Report der European Automobile Manufacturers´ Association (acea). Die Analyse der ACEA zeigt, dass im Juni 2023 europaweit zum ersten Mal mehr E-Autos als Dieselfahrzeuge neu zugelassen worden sind. Obwohl Benzin-Verbrenner immer noch Platz eins belegen, liegen Hybrid-Fahrzeuge mit 24% nur noch 8% dahinter.

Die Nutzung von E-Autos als Firmenfahrzeuge

Interessant sind auch die weiteren Ergebnisse des EV-Driver-Reports 2023 zur Nutzung elektrischer Flottenfahrzeuge: 67% der Fahrer gaben an, dass sie mit ihrem Fahrzeug vorwiegend berufsbezogen fahren. Und entgegen der landläufigen Meinung, dass sich E-Fahrzeuge nicht für Geschäftsreisen eignen, nutzen 32% der befragten Nutzer von Flotten-E-Fahrzeugen ihre Wagen bereits dafür.

Wie muss in Zukunft die Weichenstellung aussehen, damit die notwendige Elektrifizierung von Flottenfahrzeugen vorangetrieben werden kann?

Die Elektrifizierung des Fuhrparks ist ein wichtiger Bestandteil zur Senkung von Emissionen im Transport-Bereich. Laut Transport & Environment (T&E) hatten 2022 in Deutschland gewerbliche Fahrzeuge einen Anteil vom 76% des CO2-Ausstosses aller Neuwagen.

Um dies zu ändern, müssen neben dem konsequenten weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur auch gezielte Anreize für Mitarbeitende geschaffen werden. Das kann zum einen durch das Flottenmanagement erfolgen, indem Unternehmen Mitarbeitenden E-Fahrzeuge zur Auswahl anbieten, die in Reichweite und Ausstattung auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind und zum anderen, indem die Industrie dem steigenden Bedarf and E-Neuwagen entspricht und somit die Lieferzeiten kürzer werden.

Fest steht, dass es einer Gesamtanstrengung bedarf, um den wichtigen Umstieg auf E-Mobilität in allen gesellschaftlichen Bereichen weiter voranzutreiben.

Hierzu sagt Florian Glattes, Vizepräsident für E-Mobility Solutions bei Shell:

Die Wachstumskurve bei der Einführung von E-Fahrzeugen ist aus den Daten klar ersichtlich und es ist ermutigend zu sehen, dass viele Fahrer ihre Erfahrungen als positiv empfinden. Wenn wir jedoch weiterhin
so schnell wachsen wollen, muss die Industrie auf die Bedürfnisse der E-Autofahrer eingehen und übergreifend zusammenarbeiten, um Eintrittsbarrieren zu beseitigen und das Fahrererlebnis weiter
zu verbessern.“

 

 

[1] ACEA: New car registrations: +17.8% in June, battery electric 15.1% market share, 19. July 2023

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter: Ladestationen Und Ladelösungen Für Elektroautos | Shell Recharge DE

 

 

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„Wir müssen Leitplanken setzen, damit KI den Menschen dient“

KI-Experte Alois Krtil plädiert für mehr Selbstverpflichtung der Unternehmen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz und implementiert einen Code of Conduct bei PINKTUM. Das Unternehmen für digitale Personalentwicklung gehört so zu den Vorreitern im selbstregulierten Umgang mit KI.

KI drängt rasend schnell in unser Alltagsleben vor, teilweise ohne dass sich die Menschen dessen bewusst sind und die Daten rechtskonform verwendet werden. Diese unkontrollierte und ungerichtete Ausbreitung ist auch für Unternehmen riskant, meint Alois Krtil, einer der führenden Experten und Dozent auf dem Gebiet Künstlicher Intelligenz. Viele Entwickler:innen wünschen sich Regeln, um den starken Hebel, den KI bietet, abgesichert einzusetzen und gleichzeitig im internationalen Wettbewerb schrittzuhalten: „Wir müssen Leitplanken setzen, damit KI den Menschen dient und wir die Chancen dieser Schlüsseltechnologie verantwortlich ausschöpfen können“, so Krtil. Ohne Verlässlichkeit in Bezug auf Ethik, Governance, Transparenz, Datensicherheit und Robustheit der Systeme bliebe KI häufig im Prototypen-Status stecken, oder würde erst gar nicht als Lösungsansatz betrachtet.

PINKTUM unter den Vorreitern der Selbstverpflichtung

Noch bevor die KI-EU -Verordnung in Europa spätestens 2026 in Kraft treten soll, empfiehlt der Experte Organisationen, die ihre Leistungen mit Hilfe von KI ausbauen wollen, eine Selbstverpflichtung. „Insbesondere unter Digitalunternehmen mit ersten Referenzen in der Entwicklung und Nutzung von KI, gebe es Vorreiter. Dazu zählt PINKTUM, wo Krtil im April 2023 zum CTO berufen wurde.

PINKTUM hat einen Code of Conduct veröffentlicht, der zehn Punkte umfasst.Der erste Punkt heißt „Sicherheit“ und gibt Datenschutz höchste Priorität, weshalb jede Anwendung eine Risikoanalyse durchläuft. „Transparenz“ folgt dem Grundsatz, dass maschinelle Prozesse nachvollziehbar sein müssen. „Fairness“ bedeutet, dass die KI-Modelle keine diskriminierenden Ergebnisse liefern. Unter „Datensparsamkeit“ verpflichtet sich PINKTUM, personenbezogenen Daten nur dann zu verwenden, wenn sie im Dienste der Lernenden stehen. Nicht alles, was technologisch geht, ist notwendig und sollte gemacht werden.

„Wir müssen Leitplanken setzen, damit KI den Menschen dient“

Joachim Pawlik, CEO PINKTUM: „Regeln und Leitplanken für KI müssen Teil der Kultur werden. Daher haben wir den Code of Conduct mit einer bereichsübergreifenden Gruppe von Mitarbeitenden entwickelt und machen ihn in allen Unternehmensbereichen zum Teil unserer internen Aus- und Weiterbildung. Jede:r wird in der Lage sein, unsere Selbstverpflichtung zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen. Das wird ein fortlaufender Prozess.“

PINKTUM implementiert einen Code of Conduct für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
Bildrechte: PINKTUM

Hier finden Sie den Code of Conduct von PINKTUM 

 

 

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