RPA 2.0

Wie Artificial Intelligence (AI) dabei hilft, Prozesse effektiv zu optimieren, erläutert Darius Heisig, General Manager EMEA von Kryon Systems, im Interview mit der TREND-REPORT-Redaktion.

 

Herr Heisig, was müssen Unternehmer beachten, die RPA-Lösungen erfolgreich implementieren wollen?

RPA dient vor allem der Effizienzsteigerung einzelner Prozesse. Zunächst muss allerdings analysiert werden, welche Prozesse am ehesten automatisiert werden sollten. In der Praxis heißt das in der Regel, dass durch Mitarbeiterbefragungen versucht wird zu ermitteln, welche Prozesse sich hier auf Grund verschiedener Kriterien am besten eignen.

Erst wenn das geglückt ist, kann die Auseinandersetzung mit der eigentlichen RPA Implementierung beginnen. Hier gilt es zu klären, wie RPA in die gesamte Unternehmensinfrastruktur integriert wird. Security, Audit-Features, IT-Integration, welche Mitarbeiter sind miteinzubeziehen – all dies sind nur Beispiele für viele Aspekte, die für den Aufbau und die Organisation von RPA in Unternehmen wichtig sind.

RPA ist eine agile Methode – das bedeutet im klassischen, programmiertechnischen Sinne „Sprint und Run“, um schnelle Ergebnisse zu erzielen und dann schrittweise das Ganze zu verbessern. Konkret starten RPA Kunden also direkt mit den „Low hanging Fruits“ – also bekannte, nicht sehr variantenreiche Prozesse, die strukturiert sind und einen Mehrwert für das Unternehmen stiften.

Mein Vorschlag also: „think big – start small“ ¬– mit definierten und strukturierten Prozessen starten, mit den Projekten wachsen, Erfahrung sammeln und dann agil voranschreiten.

 

Wie helfen Sie Unternehmen dabei, die richtigen Prozesse zu finden?

Durch die Integration von AI: Unsere jüngst um Kryon Process Discovery erweiterte Lösung kann Prozesse erkennen, die auf dem Rechner ausgeführt werden. Konkret bedeutet dies, dass wir unsere Software auf verschiedenen Rechnern der Mitarbeiter installieren. Dort ermittelt sie dann zum Beispiel wiederkehrende Prozesse innerhalb von acht Stunden an fünf Tagen in der Woche.

Diese Prozesse werden analysiert und Businessprozesse herausgefiltert. Noises – also alles, was sonst passiert, kurze private Tätigkeiten bzw. nicht relevante Applikationen und damit verbundene Klicks – werden dabei nicht erfasst. Im nächsten Schritt erkennen wir automatisiert, wie viele Mitarbeiter welche Prozesse wie häufig in wie vielen Varianten ausführen und wie lange so ein Prozess dauert. Kurzum: Es wird geprüft, wie geeignet Prozesse für die Automatisierung sind.

Unternehmensverantwortliche wie beispielsweise COOs erhalten zudem einen transparenten, also evidenzbasierten Blick auf die tatsächlich ablaufenden Prozesse und wir können unseren Kunden optimale Vorschläge unterbreiten. Mit der erfolgten Aufzeichnung der Prozesse liegen dann sogar schon die fertigen Workflows in unserer RPA-Lösung vor.

Das Besondere ist also, dass die Prozesse nicht nur automatisiert analysiert werden, sondern dass gleichzeitig der Mitarbeiter allein durch seine tägliche Arbeit einen Workflow und einen Robot erstellt und ihn trainiert. So wird eine richtige Factory für Process Automation aufgebaut. Und diese Verbindung von Artificial Intelligence und Robotics, das ist für mich RPA 2.0.

 

Welche Innovationen sind auf Basis der RPA-Technologien in Zukunft denkbar?

Stand jetzt sind wir mittels AI in der Lage, Prozesse zu erkennen und zu optimieren. Prozesse ändern sich jedoch stetig, beispielsweise weil neue Technologien eingeführt werden oder weil neue Produkte und Regularien Änderungen erfordern.

Es gilt also zu erkennen, wann Prozesse sich ändern und diese dementsprechend mit RPA anzupassen. In Kürze wird es sicherlich möglich sein, dass diesbezügliche Analysen kontinuierlich durchgeführt werden. Wir nennen das Continuous Process Optimisation (CPO). Idealerweise geschieht die Anpassung dann nicht erst nachdem die Änderung schon stattgefunden hat.

„Die Verbindung von Artificial Intelligence und Robotics, das ist für mich RPA 2.0“ erläutert, Darius Heisig.

Eine AI könnte, schon bevor Änderungen eingeführt werden, proaktiv einen Vorschlag machen, wie Prozesse in der neuen Umgebung besser automatisiert werden können – quasi ein RPA 2.0 im Sinne einer „automatisierten Automatisierung“.

 

Wie entwickelt sich Ihr Marktumfeld?

Der Markt wächst unglaublich schnell. Ich bin seit 29 Jahren in der IT-Branche und habe noch nie ein Thema sich so schnell verändern und wachsen sehen. Ende November erst war ich auf einer Konferenz in London. Dort hatten von einem Teilnehmerkreis von 60 Personen weniger als 20% RPA in Produktion. Im März hatten auf einer Veranstaltung in Wien schon 70% mindestens ein Bot in Produktion. Gerade neue Ideen werden unglaublich schnell adaptiert, Process Discovery ist dabei der nächste Schritt.

 

Herr Heisig, vielen Dank für das Gespräch.

 

 

www.kryonsystems.com

 

 

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Pixabay / CC0 Creative Commons

 

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