Facility Management der Zukunft

Dr. Alexander Granderath, Country Manager von ISS Deutschland, sprach mit der TREND-REPORT-Redaktion über Sensorik, das IoT und „Service with a Human Touch“.

Betritt man die Firmenzentrale von ISS Deutschland in Düsseldorf, ist es wie ein Schritt in die Zukunft. Auf einem großen Bildschirm im Eingangsbereich sieht man sich selbst und wird Zeuge, wie eine Gesichtserkennungssoftware Daten auswertet. Geschlecht, Alter – sogar die Stimmung wird analysiert und mittels passendem Smiley angezeigt. „Unser internationales Headquarter in Kopenhagen und die deutsche Hauptverwaltung in Düsseldorf – „The Lab“ – wurden von unserem eigenen Unternehmen für Arbeitsplatzmanagement neu gestaltet“, berichtet Dr. Alexander Granderath von ISS. „Ziel war es, ein  FM-4.0-Anschauungslabor zu schaffen, das die Arbeitswelt nach den Prinzipien der New Ways of Working erlebbar macht, mit nutzerorientierten Dienstleistungen, gelebten Service-Werten und innovativen Technologien.“

Facility Manager werden anhand von Energiemanagement, Flächenreduzierung und der Zufriedenheit der Kunden bewertet. Durch das Internet of Things entstehen in allen drei Belangen ganz neue Möglichkeiten. 2016 schloss sich ISS hierzu mit IBM zusammen. „Big Data und Machine Learning sind die Schlüsselkompetenzen, um aus große Datenmengen von Sensoren neues Wissen zu generieren und für alle Beteiligten nutzbar zu machen“, betont Granderath. IBM hat Technologien wie Cloud, Bluemix und Watson, die es ermöglichen, diese Daten zu erheben, zu speichern und in Informationen umzuwandeln. Die Partnerschaft mit IBM Watson hilft uns, die Datenzusammenhänge von Datenquellen zu erschließen, Muster zu erkennen und optimierte Handlungsempfehlungen für den Service-Workflow vorzugeben.“

Mit innovativer Sensortechnologie können bereits heute Energieverbräuche, Licht, Gewicht, Luftfeuchtigkeit, Präsenz, Temperatur und Kohlendioxid in Gebäuden erfasst werden. Durch die intelligente Auswertung der Sensordaten werden Gebäude mit den neuen Lösungen zusätzlich in die Lage versetzt, Energie einzusparen. Dr. Granderath erklärte uns dazu: „Man kann alleine über die bessere Kenntnis eines Gebäudes bereits 10-15 % Energiekosten einsparen.“ Intelligente Beleuchtungssysteme etwa können die Helligkeit voll automatisch optimal an das Tageslicht anpassen. „Biologisch wirksames Licht ist eine wichtige Grundlage für Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Kreativität und Gesundheit am Arbeitsplatz“, ergänzt Granderath die Zweckmäßigkeit. Ein anderer Sensor übermittelt die Belegung von Arbeitsplätzen an ein zentrales System. So lässt sich schnell erkennen, ob ein Meetingroom frei ist, und Open-Space Konzepte mit Shared Desks lassen sich leichter organisieren. Der Gang durch die Zentrale in Düsseldorf offenbart, dass hier kein Mitarbeiter mehr einen eigenen Arbeitsplatz hat. Tatsächlich ist das Bürogebäude so angelegt, dass es gar nicht genug Arbeitsplätze gäbe, sollten wirklich alle Mitarbeiter zugegen sein, das ist aber sowieso nur theoretisch der Fall. Auf diese Weise lässt sich der Büroraum besser nutzen, für Kreativflächen, Rückzugsräume und anderes.

„Die Enduser, also die Mitarbeiter unserer Kunden, rücken immer mehr in den Vordergrund“, so Granderath. Neben Beleuchtungskonzepten und veränderten Bürolandschaften nutzt ISS in diesem Zusammenhang die Möglichkeiten der Digitalisierung, um den kompletten Service zu optimieren. Bei der Reinigung etwa hat man sich durch Sensortechnik von festen Intervallen losgelöst und orientiert sich stattdessen am tatsächlichen Bedarf. Dadurch entstehen Freiräume für andere Serviceleistungen. Zu diesem Zweck investiert ISS viel in die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter, und zwar nicht nur in die fachliche sondern auch in „Service with a Human Touch“. Ziel ist es, die wichtigsten Touchpoints in der Kundenbeziehung zu lokalisieren und genau dort etwas besonders gut zu machen. Durch die Digitalisierung bietet ISS nicht länger Services für Immobilien an, sondern Services für Mitarbeiter, via Immobilie. Die zugrunde liegende Frage lautet: Wie kann eine Immobilie so gebaut werden, dass sie so attraktiv ist, dass die Leute dort arbeiten wollen statt bei einem Wettbewerber? Wie gut dies in der eigenen Zentrale funktioniert, belegen die vielen Smileys auf dem Bildschirm im Eingangsbereich. Granderath lädt dazu gerne jeden Interessierten nach Düsseldorf ein, „um sich selber ein Bild davon zu machen.“

 

Weiterführende Informationen unter: www.de.issworld.com

 

Bildlizenz: ISS Deutschland

 

EU-DSGVO: Handlungsbedarf feststellen und Maßnahmen planen

Vieles deutet darauf hin, dass eine Reihe von Unternehmen die Relevanz der EU-Datenschutzgrundverordnung noch nicht erkannt hat oder unterschätzt. Auch wenn in den letzten Wochen ein positiver Trend erkennbar ist, bleibt noch einiges zu tun.

Aus dem diesjährigen Risk Value Report von NTT Security – er befasst sich mit aktuellen Herausforderungen rund um die IT-Sicherheit in den Unternehmen – geht hervor, dass 40 Prozent der weltweit 1.350 Befragten wissen, dass die EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) für ihr Unternehmen gilt; nämlich dann, wenn sie personenbezogene Daten von EU-Bürgern erfassen, speichern und verarbeiten. Von den deutschen Teilnehmern der Studie waren es 53 Prozent. Diese Unternehmen sind in der Relevanzbewertung oder der Realisierungsvorbereitung und haben Projekte zur Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen gestartet.

Darüber hinaus gibt es immer wieder Berichte, dass verschiedene Projekte nicht nach Plan verlaufen. So sehen sich Unternehmen und öffentliche Stellen beispielsweise mit Interpretationsspielräumen in der Gesetzgebung, fehlenden Ressourcen, erheblicher Komplexität und umfangreichen Abhängigkeiten innerhalb ihrer Projekte konfrontiert. Dazu kommen Widerstände innerhalb einer Organisation, da für einige Abteilungen und Verantwortliche die Datenschutzgrundverordnung „lediglich“ eine weitere regulatorische Anforderung neben anderen darstellt. Dies kann zu zeitlichen Verzögerungen und Mehraufwand führen.

Wenn Organisationen die Risiken frühzeitig in der Planung berücksichtigen und die erforderlichen Maßnahmen rechtzeitig ergreifen, kann der Projektplan durchaus noch eingehalten werden – selbst dann, wenn Projekte erst im Herbst 2017 starten – und unter Berücksichtigung der potenziellen Risiken bestehen gute Chancen, dass die Umsetzung der Maßnahmen bis zum endgültigen Inkrafttreten der EU-DSGVO am 25. Mai 2018 gelingen kann.

Herausforderungen erkennen

Voraussetzung dafür ist aber, dass die unterschiedlichen Herausforderungen erkannt werden, abhängig davon, in welchem Projektstadium der Umsetzung sich eine Organisation aktuell befindet. Dabei lassen sich vier Phasen unterscheiden:

  • Die gesetzlichen Vorgaben erfassen und auswerten: Unternehmen und öffentliche Stellen, die erst vor kurzer Zeit die Relevanz und die gesamte Bedeutung der EU-DSVGO erkannt haben, sehen sich insbesondere mit der Herausforderung konfrontiert, die gesetzlichen Anforderungen zu interpretieren, um daraus den Sollzustand ableiten zu können: Was ist gegenüber den bisherigen Anforderungen gleich geblieben? Was ist neu beziehungsweise welche Regelungen sind hinzugekommen?
  • Eine Bestandsaufnahme vornehmen: Durch die Erfassung des Ist-Zustandes erhalten Organisationen einen guten Einblick, in welchem Umfang und in welchen Details sie bereits auf die Anforderungen aus der EU-DSGVO vorbereitet sind. Ein Soll-Ist-Vergleich fördert beispielsweise besondere organisatorische und technische Problemfelder zu Tage. Gap-Analysen decken vorhandene Compliance-Lücken auf und unterstützen Unternehmen und öffentliche Stellen dabei, diese mit angemessenen Sicherheitsmaßnahmen und Handlungsempfehlungen zu schließen. Einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen die personenbezogenen Daten, deren Speicherort und Fluss in einer Organisation und deren IT-Prozessen ermittelt werden muss. Das betrifft sowohl die Regeln für den Zugriff auf die personenbezogenen Daten als auch die Maßnahmen, die bei Sicherheitsvorfällen wie Datenverlusten vorgesehen sind.
  • Maßnahmen für einen EU-DSGVO-gemäßen Datenschutz definieren und umsetzen: Der nächste Schritt nach einem Soll-Ist-Vergleich ist die Ableitung der erforderlichen Maßnahmen, um die Zielvorgaben zu erreichen. Einige der Herausforderungen in diesem Zusammenhang ergeben sich aus der „Angemessenheit“, das heißt: Was ist gesetzlich erforderlich? Was ist vor dem Hintergrund bestehender Risiken für das Unternehmen notwendig? Auf welche Vorgaben und Workflows anderer Managementsysteme, beispielsweise der Informationssicherheit und Unternehmensprozesse, kann im einzelnen Fall aufgesetzt werden, um die Anforderungen zu erfüllen?
  • Erfolgskontrolle eines bereits umgesetzten EU-DSGVO-Programms: Datenschutzprogramme in der Umsetzung kämpfen des Öfteren mit einer ungenügenden Ressourcenverfügbarkeit. Auch wenn das Gesetz vorsieht, dass die Verantwortlichen in der Datenschutzorganisation über die notwendigen zeitlichen Kapazitäten verfügen sollen – Berichten aus der Praxis zufolge ist die Realität manchmal eine andere. Die Verantwortlichen sind zumeist nicht in Vollzeit für das Themengebiet tätig, sondern nehmen noch weitere Aufgaben im Unternehmen oder der Behörde wahr. Hinzu kommen weitere gesetzliche Anforderungen und strategische Projekte, die es auch umzusetzen gilt.

Module Sicherheitsservices im Umfeld der EU-DSGVO, wie sie etwa NTT Security anbietet, können Unternehmen und öffentliche Stellen in allen genannten Phasen der Umsetzung unterstützen. Selbst dann, wenn Unternehmen und öffentliche Stellen über eine genügende Anzahl sicherheits- und IT-mäßig qualifizierter Mitarbeiter verfügen, ergibt sich sehr oft der Bedarf, bei der Planung und Umsetzung spezieller Aktivitäten und Details einen externen Rat einzuholen – oder auch, um ein gesamtes Projekt mit einzelnen IT-Security-Spezialisten zu planen und zu realisieren. Ein weiteres Anwendungsszenarium sind Analysen und Effektivitätskontrollen bei einem bereits abgeschlossenen Projekt. Gemessen wird dabei der Erfüllungsgrad der implementierten Maßnahmen bezüglich der Vorgaben der EU-DSGVO.

Eines ist klar: Bei der Umsetzung der EU-DSGVO gibt es keine Lösung nach dem Motto „One Size Fits All“. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg gehen, da seine Sicherheitsrisiken und -anforderungen individuell sind. Experten aus den Bereichen Datenschutz und Informationssicherheit verfügen über umfangreiche Erfahrungen und können Unternehmen dabei unterstützen, ihre Sicherheits- und IT-Prozesse grundlegend zu überprüfen und die Organisation fit zu machen für die EU-DSGVO.

Smart Services für den Handel

Interview


Stefan Metzger, als Partner der KPS AG verantwortlich für das Business-Consulting im digitalen Segment erläutert im Gspräch mit der TREND-REPORT-Redaktion wie der Handel mit durchdachten Omnichannel-Lösungen und Smart Services die Kundenbindung gezielt und effzient intensivieren kann.

 

Herr Metzger, was verstehen Sie unter Smart Services?

Smart Services sind Dienste, welche das Leben erleichtern oder bequemer machen, Zeit sparen oder neue Möglichkeiten schaffen sollen. Dies geschieht durch die sinnvolle Analyse bestehender sowie ständig neu entstehender Daten und der Vernetzung von Mensch und Produkt.

Unser Kommunikationstempo im Berufsleben hat über die letzten Jahre enorm zugenommen. Mittels Smartphone ist man immer und überall erreichbar, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt zunehmend. Um seine Zeit im beruflichen wie im privaten Bereich möglichst sinnvoll zu nutzen – am Ende hat der Tag immer noch 24 Stunden – sind maßgeschneiderte Angebote und Informationen erforderlich.
Smart Services können dabei ideal unterstützen.

 

Inwieweit bringen Sie Smart Services in Ihrem Haus zum Einsatz?

KPS betreibt beispielsweise eine unternehmensweite App, die zahlreiche Dienste rund um den Arbeitsplatz für die Mitarbeiter bietet. News rund um die KPS AG und unsere Kunden sowie Informationen zu den verschiedenen Standorten werden hier individualisiert ausgespielt.
Gleichzeitig bietet sie eine interaktive Plattform für die Zusammenarbeit der Projektteams sowie unsere Innovation Centers. Wichtige Informationen aus Administration und dem HR-Bereich werden zur Verfügung gestellt.

Unsere Mitarbeiter haben mit allen Geräten darauf Zugriff und bleiben so rund um die Welt in Echtzeit am Laufenden. Gerade für die Zusammenarbeit verteilter Teams sind smarte Applikationen von größter Wichtigkeit.

 

Inwieweit ermöglichen Sie Ihren Kunden durch Ihre Lösungen Smart Services anzubieten?

Die Sprachsteuerung zieht nicht nur für Auto und Smartphone, sondern auch in den privaten Haushalten immer stärker ein. Systeme wie beispielsweise Alexa von Amazon unterstützen uns bereits im Alltag und verfügbare Funktionen und Dienste werden hier sehr schnell zunehmen.

Wir integrieren sprachgesteuerte Plattformen in die Supply Chain und Systemlandschaft unserer Kunden, um das Einkaufserlebnis noch einfacher, bequemer und völlig unabhängig von realen Orten und Physik zu machen.

Auf Basis von SAP Hybris Marketing nutzen wir große Mengen an Daten und entwickeln Empfehlungssysteme für die individuelle Ansprache von Kunden.

Für Kunden im stationären Einzelhandel stellen wir die Welt der digitalen Services zur Verfügung: Hier steht die Vernetzung von Musikstreaming, eBooks, Mobilfunktarifen und Spielen mit der physikalischen Welt im Vordergrund. Die Kopplung mit dem Filialgeschäft geht dabei soweit, dass über ein eigens geschaffenes Payment-System die Bezahlung innerhalb der Service-Welten zur Kundenbindung genutzt wird.

 

Wie kann der Handel der Zukunft von Smart Services profitieren und was bedeutet das für den Kunden?

Der Kunde steht immer mehr im Mittelpunkt und wird den Händler oder Dienstleister wählen, der seine individuellen Bedürfnisse am besten erfüllt. Händler müssen sich somit überlegen, wie sie ihre Kunden ansprechen. Dafür benötigen sie einerseits große Mengen an Kundendaten, aber andererseits auch Fähigkeiten und Expertise, diese zu interpretieren und durch Smart Services nutzbar zu machen.

Durch Loyalty-Programme und die Integration von stationärem und Online-Handel besteht oftmals eine sehr gute Datenbasis. Der Handel hat hier sehr gute Möglichkeiten, weitere Services zur Verbesserung der Kundenbindung zu etablieren.

 

Inwieweit wird heute die klassische Rollenverteilung von Industrie und Handel durch die digitale Transformation sukzessive aufgelöst?

Hersteller von IoT Geräten oder Smart Devices haben den direkten Zugriff zu Kundendaten und somit die Möglichkeit, die Kundenbeziehung selbst zu optimieren. In diesen Bereichen wird es für den Handel immer schwieriger werden, einen Mehrwert für den Kunden zu erzielen, zumal Onlinemarktplätze auch vielerorts den klassischen Handel als Kanal ersetzen.

 

 

Der stationäre Handel jedoch kann seine Position in vielen Segmenten stärken, da er den direkten physischen Zugriff auf den Kunden hat und mit durchdachten Omnichannel-Lösungen und Smart Services die Kundenbindung gezielt und effizient intensivieren kann.

 

Welche Rolle wird die Sensorik im Kontext von Smart Services in Zukunft einnehmen?

Sensorik bietet die Möglichkeit, weitere Erkenntnisse über das Verhalten des Kunden und seine Nutzung von Produkten zu gewinnen. Die Datenerfassung geschieht einerseits durch Smart Devices oder andererseits durch Technologien, die direkt in den Filialen installiert werden.

Gerade im Freizeit- und Gesundheitsbereich wird es viele zusätzliche Anwendungsfälle geben und der Angebotsumfang von Smart Services stark erweitert werden.

Allerdings gilt es durch den Einsatz von Sensorik und die dadurch exponentiell stark wachsenden Datenmengen und die zugehörigen Datenschutzaspekte auch Herausforderungen zu meistern.

 

In welchem Verhältnis stehen heute Digitale Ökosysteme und Smart Services?

Smart Services und Digitale Ökosysteme sind sicherlich eng miteinander verwoben. Digitale Ökosysteme bauen allerdings auch Hürden auf, die aus rein technischer Sicht nicht notwendig wären. Abhängig von der Zielgruppe für Smart Services muss abgewogen werden, welche bestehenden digitalen Ökosysteme einbezogen werden können, oder ob eher der Aufbau eines eigenen, neuen digitalen Ökosystems sinnvoll ist. Hier sind zum Beispiel der sichere Austausch von Services und Bezahlfunktionen und der vertrauliche und gesetzeskonforme Umgang mit den Daten zu gewährleisten.

 

 

Unser Interviewpartner:

Stefan Metzger, Partner der KPS AG, verantwortlich für das Business Consulting im digitalen Segment

Stefan Metzger ist Partner der KPS AG und für das Business Consulting im digitalen Segment verantwortlich. Mit seiner Erfahrung von mehr als 15 Jahren – unter anderem als Head of Direct Sales/E-Commerce der MEDION AG – entwickelt er innovative digitale Strategien und Roadmaps für KPS-Kunden im digitalen Marketing, CRM und E-Commerce.

 

Weiterführende Informationen:
KPS AG

 

 

 

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EU-DSGVO: Die Zeit drängt

In sechs Monaten tritt die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) in Kraft, doch nicht in allen Unternehmen ist das Bewusstsein dafür geschärft, welche Aufgaben und Risiken auf sie zukommen.

Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen macht es erträglich“, formulierte es der französische Schriftsteller Honoré de Balzac vor rund 200 Jahren. Ähnliches hatte die EU-Kommission im Sinn, als sie die EU-DSGVO erließ, die am 25. Mai kommenden Jahres in Kraft tritt. Mit der Verordnung sollen die Rechte vor allem von Bürgern, Verbrauchern und Arbeitnehmern in der EU gestärkt werden und die Transparenz in der Datenverarbeitung erhöht werden; zudem sollen die Unternehmen verpflichtet werden, in all ihren Geschäftsprozessen die Daten so zu verarbeiten, dass ein Recht auf Vergessen garantiert ist. Tun sie es nicht, drohen harte Strafen, sprich Geldbußen, die „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend“ sein sollen – sie reichen bis zu vier Prozent des weltweiten Vorjahresumsatzes oder 20 Millionen Euro (im Zweifelsfall gilt der höhere Wert).

Wer ist betroffen?

Wer ist von der Verordnung betroffen? Laut Jan-Dierk Schaal, Senior Manager KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, „nahezu jedes Unternehmen in Europa“. „Der Anwendungsbereich umfasst zum einen europäische Unternehmen, welche personenbezogene Daten verarbeiten. Zum anderen betrifft die Verordnung außereuropäische Unternehmen, die ihr Waren- und Dienstleistungsangebot an Personen innerhalb der Europäischen Union richten oder die das Verhalten von Personen innerhalb der EU beobachten.“

Wie geschärft ist das Bewusstsein für die EU-DSGVO in den Unternehmen?

„Etliche Unternehmen haben bereits mit der Umsetzung der Anforderungen begonnen und erforderliche Maßnahmen aufgesetzt. Aber einem erheblichen Teil ist die Relevanz nicht bewusst oder sie befinden sich aktuell noch in der Bewertung“, berichtet Kai Grunwitz, Senior Vice President EMEA bei NTT Security. Der Sicherheitssoftwareanbieter hat eine Untersuchung erstellt, in der weltweit Unternehmensvertreter u. a. nach der neuen EU-Verordnung befragt wurden. Das Ergebnis des Reports „Risk:Value 2017“: Nur 40 Prozent der befragten Unternehmensvertreter waren der Ansicht, ihr Unterneh­men sei von der EU-DSGVO betroffen. Besonders niedrig in Europa ist der Anteil der Befragten, die die Verordnung für relevant halten, in Großbritannien mit 39 Prozent. Außerhalb Europas sind sich viele Entscheider noch weniger bewusst, dass ihr Unternehmen davon betroffen sein wird, ganze 25 Prozent in den USA und 29 Prozent in Hongkong. Nur knapp ein Drittel der weltweit Befragten konnte angeben, wo die Unternehmensdaten physisch gespeichert sind, und von diesen konnten nur 45 Prozent sagen, wie sich die Verordnung auf ihre Datenspeicherung auswirken wird. Nicht wenige Unternehmensvertreter fühlen sich durch die Einhaltung entsprechender DIN- und ISO-Normen geschützt – beispielsweise der internationalen Norm DIN ISO/IEC 27001 oder des BSI-IT-Grundschutzes. Nach Auffassung von Maria Scheiter, Executive Consultant GRC bei NTT Security, sind damit „gute Voraussetzungen geschaffen, um personenbezogene Daten sicher zu verarbeiten, aber es liegt keine automatische Konformität mit der EU-Datenschutz- Grundverordnung vor.“ Kai Grunwitz empfiehlt, „der Interpretation der Anforderungen der EU-DSGVO und Bewertung der Auswirkungen unbedingt Aufmerksamkeit zu schenken, nicht nur, um die Relevanz richtig einzuschätzen, sondern auch um eine umfassende Umsetzung für das Unternehmen zu gewährleisten und gegebenenfalls vorhandene Synergien zu nutzen“.

Was ist neu?

Ganz wichtig: Unternehmen haben eine Rechenschaftspflicht. Im Fall einer Klage gilt die Beweislastumkehr: Nicht der Kläger muss nachweisen, dass die EU-DSGVO verletzt worden ist. Das Unternehmen muss beweisen, dass es die strengen Kriterien der Verordnung erfüllt. Hier könnte sich unter Umständen für Unternehmen ein Betätigungsfeld eröffnen, um unliebsamen Konkurrenten zu schaden. Außerdem muss in bestimmten Fällen ein Datenschutzbeauftragter ernannt werden. Hinzu kommt die Verpflichtung, ein sogenanntes „Privacy by Design“ einzuführen, mit dem datenschutzrelevante Maßnahmen von Beginn an in Design sowie Entwicklung von Systemen, Prozessen und Produkten integriert werden. Auch sind mehr Daten betroffen, so etwa Einzelangaben über persönliche und sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren Person. Die Anforderungen an „bestimmbare Per­sonen“ sind sehr gering. Auch Lie­feran­ten können betroffen sein, zum Bei­spiel solche, die von einem Unternehmen beauftragt werden, personenbezogene Mitarbeiterdaten zu verarbeiten.

Wie sollten Unternehmen jetzt vorgehen?

Die Rechtsanwältin und zertifizierte Datenschutzexpertin (CIPP/E) Daniela Fábián Masoch, Geschäftsführerin der Fabian Privacy Legal GmbH, plädiert für eine mehrstufige Vorgehensweise: „Unternehmen sollten zunächst Klarheit darüber bekommen, welche personenbezogenen Daten sie überhaupt bei Geschäftsprozessen wozu erheben und nutzen, wer innerhalb und außerhalb der Unternehmensgruppe Zugriff darauf hat und wo diese gespeichert sind. Zudem sollten die Unternehmen prüfen, welche Datenschutz-Management-Praktiken im Unternehmen vorhanden sind, wo Lücken im Bezug zur EU-DSGVO bestehen und welchen Risiken sie ausgesetzt sind.“ Danach sollte ein Plan erstellt werden, wie diese Lücken zu schließen sind. Experten empfehlen, mit der Analyse spätestens jetzt zu beginnen, da die Zeit davonläuft. Ähnlich sieht die Herangehensweise des HR-Software­anbieters PeopleDoc aus, der seine Kunden bei der Compliance unterstützt. Zum Start solle sich das Unternehmen fünf Fragen stellen: „Wie passt die Definition der ‚personenbezogenen Daten‘ aus der EU-DSGVO zu den Arbeitnehmerdaten, die vom Arbeitgeber im Rahmen seiner HR-Aktivitäten gesammelt werden? Wo im Unternehmen sind diese Daten gespeichert? Woher kommen die Daten und wohin werden sie transformiert – einschließlich externer Lieferanten? Wie sind die personenbezogenen Daten während des Lebenszyklus gesichert? Welche Regelungen und Vorschriften müssen überarbeitet oder entwickelt werden, um die Vorschriften der EU-DSGVO einzuhalten?“

Wie können Vorgaben eingehalten werden?

Entscheidend ist nach Ansicht der Experten eine klare Strategie. Dazu zählen klare Verantwortlichkeiten für den Datenschutz (u. U. die Ernennung eines Datenschutzbeauftragten), standardisierte Datenschutzstandards, die mindestens die Grundanforderungen erfüllen, und Prozesse für die Wahrung der Rechte der betroffenen Personen, ein durchorganisiertes Beschwerdemanagement, ein entsprechendes Risikomanagement mit Meldung und Beseitigung von Datenpannen, eine Datenschutz-Folgenabschätzung sowie die Einführung von „privacy by design“. Außerdem muss das Personal im Unternehmen für die Anforderungen der EU-DSGVO über Schulungen sensibilisiert werden, und es muss geklärt werden, wie die Übermittlung personenbezogener Daten innerhalb des Unternehmens und zu Dritten aussehen soll. Schließlich muss ein funktionierendes Überwachungskonzept entwickelt und implementiert werden.

Ist es sinnvoll, darüber hinauszugehen?

Vielleicht aber ist es sinnvoll, noch ein paar Schritte weiterzugehen. Die Einhaltung der EU-DSGVO-Compliance sollte Teil einer umfassenden Unternehmensphilosophie sein und von der Spitze her gelebt werden – damit ist das EU-DSGVO-Management Chefsache. Es sollte nicht einfach eine lästige Pflicht sein, denn immerhin geht es darum, das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit , bei gegenwärtigen und künftigen Mitarbeitern sowie bei Geschäftspartnern als verantwortungsvoll handelnde Organisation zu stärken. Dazu gehören auch ein umfassender Schutz der Daten und der sichere IT-Betrieb.

Hier könnten echte Mehrwerte im Wettbewerb entstehen, wenn es gelingt, über entsprechende Maßnahmen und ihre Dokumentation Vertrauen zu schaffen. Zudem fördern transparente personenbezogene Daten die Automatisierung von Prozessen und treiben somit die Digitalisierung voran. Einige aktuelle Studien belegen, dass Unternehmen, die auf diesem Weg vorangegangen sind, sich bereits Vorteile verschafft haben.

 

von Dr. Ralf Magagnoli
r.magagnoli@trendreport.de

Neue Arbeitswelten

Neue Technologien verändern die Zusammenarbeit. Als Open Space ohne festen Arbeitsplatz passt sich das Büro den Gegebenheiten an. In „Huddle-Rooms“ werden der Außendienst sowie die steigende Zahl an Telearbeitern mit einbezogen.

Nichts ist beständiger als der Wandel. Der von Heraklit entlehnte Marketingslogan der Evolutionstheorie erreicht in unserer Zeit völlig neue Dimensionen. Neue Technologien verändern die Arbeitswelt und Unternehmen kämpfen als Arbeitgebermarken um Fachkräfte, die diese Innovationen noch weiter vorantreiben. Doch was zeichnet eine Arbeitgebermarke in Zukunft aus? Welche neuen Möglichkeiten müssen geboten, welche Herausfordereung bewältigt werden, um in Zukunft attraktiv zu bleiben?

Während sich die jetzige Arbeitnehmergeneration noch über die Errungenschaften der 38,5-Stunden-Woche freut, lässt sich der Begriff der Arbeitszeit immer schwerer definieren. Digitale Technologien wie Cloud, Smartphone und Tablet ermöglichen freieres Arbeiten, orts- und zeitungebunden. Sie führen aber auch dazu, dass die Trennungslinien zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Von vielen Beschäftigten wird jetzt erwartet, dass sie in der Freizeit erreichbar sind. Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, müssen zwar Modelle angeboten werden, die mehr Flexibilität zulassen, doch mit Blick auf die Arbeitnehmerzufriedenheit muss trotzdem eine vernünftige Work-Life-Balance ermöglicht werden.

Neue Formen der Zusammenarbeit

„Die nächste Generation von Arbeitnehmern setzt die entsprechenden Struk­turen am Arbeitsplatz einfach voraus“, weiß Anne Marie Ginn, Snr. Category Marketing Manager, Video Collaboration EMEA bei Logitech. Im Zuge dessen ändern sich die Bürolandschaften. Fixe Schreibtischarbeitsplätze verschwin­den und „Open Spaces“ etablieren sich. „Entscheidend ist, dass man sich über Technik und Raumplanung Gedanken macht und sehr viel Wert auf die Akustik und Aufteilung der einzelnen Bereiche legt“, so Ginn, die auch auf die Not­wendigkeit von Rückzugsmöglichkeiten hinweist. „Mit Blick auf die Meetingräume ist es wichtig, dass jeder Raum mit der entsprechend hochwertigen Technik ausgestattet ist. Dazu gehören ein guter Bildschirm, ein möglichst cloudbasiertes Videokonferenzsystem und eben auch die qualitativ hochwertige Video- und Audio-Peripherie.“

Videokonferenzsysteme ermöglichen auch neue Formen der Weiterbildung, indem eine Anwesenheit vor Ort obsolet wird. Attraktive Arbeitgeber bieten jetzt immer mehr Möglichkeiten der Wissensvermittlung, die sich im Zuge der Digitalisierung zusehends von der Druckerschwärze löst. Edutainment bzw. Digital Game-based Learning setzt hierbei auf das Motivationspotenzial von Computerspielen, wie auch unsere Bundeskanzlerin am Landwirtschaftssimulator auf der diesjährigen GamesCon feststellen konnte. Neben dem Bestreben nach Selbstverwirklichung korreliert die Notwendigkeit zur Weiterbildung im Diskurs zur Arbeit 4.0 mit einem grundlegenderen Konzept der Maslow‘schen Bedürfnispyramide – die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist durch die Digitalisierung gefährdet.

So fordert unsere Noch-Bundesministerin für Arbeit und Soziales im Vorwort des „Weißbuchs Arbeiten 4.0“ „eine Weiterbildungsoffensive und ein Recht auf Weiterbildung, weil sich Tätigkeiten in einem neuen Ausmaß verändern“. Der Begriff der Weiterbildung ist in diesem Zusammenhang jedoch trügerisch, denn er suggeriert, dass auf bestehendes Wissen aufgebaut wird. Die viel beschworene Disruption macht jedoch Schluss mit dieser Illusion. Ein Taxifahrer kann noch so viel lernen, ein autonom fahrendes Auto wird er nie. Wer von neuen Technologien nicht ersetzt wird, muss zumindest im Umgang mit diesen geschult werden. So können beispielsweise AR-Brillen die Arbeit erheblich erleichtern. Ingenieure und Maschinenbauer haben jetzt die Hände frei und können sich voll auf die Arbeit konzentrieren, da man alle wichtigen Daten zu einer Maschine direkt vor Augen hat. Eine im Jahr 2016 veröffentlichte Studie von PWC zeigt, dass einer von drei Herstellern erwartet, dass Virtual Reality und AR-Technologien bis 2018 im Einsatz sind. Mit der Unterstützung von neuen Technologien können neue Wege betreten werden, was insbesondere auch für den 3D-Druck im Bereich der Produktion gilt. Jetzt kann passgenau auf die Bedürfnisse des Kunden eingegangen werden.

Optimale IT-Vertriebsunterstützung

Den Kunden im Fokus müssen auch Finanzdienstleistungsunternehmen ihren Vertriebsmitarbeitern innovative IT-Lösungen für eine Multikanal-Kommunikation zur Verfügung stellen und in ihr bestehendes IT-Vertriebssystem integrieren. „Wo Know-how, Erfahrung oder auch Ressourcen fehlen, um entsprechende digitale Projekte durchzuführen, sollten Finanzdienstleistungsunternehmen Unterstützung in Anspruch nehmen“, empfiehlt Frank Laskowski, Vorstand der compeople AG. Externe Dienstleister können mit der Realisierung und Vernetzung von innovativen IT-Lösungen für eine Multi­kanal-Kommunikation den Ver­trieb stärken. In Zukunft werden beispielsweise Sales-Analyse-Apps ermöglichen, die Beratung noch besser auf den einzelnen Kunden auszurichten. „Sind diese Anwendungen in das bestehende IT-Vertriebssystem eingebunden, ist es z. B. möglich, Suchabfragen oder umfassende Auswertungen durchzuführen“, gibt Laskowski einen Ausblick. „Auf diese Weise lassen sich wichtige Erkenntnisse, beispielsweise über das Verhalten von bestimmten Kunden, gewinnen und Vorhersagen treffen.“

Technologien für die Arbeitswelt

Big Data in Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz stellt dabei nicht nur das Vertrauensverhältnis zum Kunden auf die Probe. Datengetrieben errechnet die richtige Software proaktive Langzeitanalysen und nimmt Veränderungen vorweg. Der Blick in die Big-Data-Glaskugel ermöglicht es HR-Managern, negative Trends zu beenden, bevor sie entstehen. Die Datengrundlage der intelligenten Algorithmen kann dabei schier unermesslich sein. Firmen­interne Daten, beispielsweise aus der Bewerbung, Einträge in Social-Media-Kanäle oder Wetterdaten, halten her, um Prognosen zu erstellen. Doch wie gläsern will man seinem Arbeitgeber gegenüber sein? Arbeitgeber stehen in diesem Zusam­menhang daher vor einer besonderen Herausforderung. Einerseits vermag Big Data die Wett­bewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken, andererseits schafft ihr Einsatz Misstrauen. Hier muss die Kommunikation mit der Belegschaft gesucht werden und der Einsatz transparent gestaltet werden, um Misstrauen vorzubeugen.

Wer partout keinen attraktiven Arbeitgeber findet, macht sich selbstständig. Crowdworking bezeichnet ein im Zuge der Digitalisierung neu entstandenes und heiß diskutiertes Modell. Online-Plattformen bieten Arbeit in unterschiedlichsten Bereichen an, wodurch neue Möglichkeiten für flexible Arbeitseinsätze entstehen. Einer im April veröffentlichten Studie der Universität Kassel zufolge verzeichnete die Branche 2016 im Vergleich zu 2015 einen Umsatzzuwachs von 89,79 Prozent. Die Plattformbetreiber sehen sich dabei in der Regel als Sowftware-Unternehmen, die keine Arbeitsverhältnisse anbieten, sondern Arbeit allenfalls organisieren. Der wachsenden Schar an über 300 000 aktiven Crowdworkern fehlen so Ansprüche aus Sozialversicherung und Urlaub, von Mitbestimmungsregeln ganz zu schweigen. Der Gesetzgeber muss hier seiner Pflicht nachkommen, eine „faire Regelung in der Platt­formökonomie zu schaffen“, wie eine weitere Forderung im „Weißbuch Arbeiten 4.0“ lautet. Die sich im Zuge der Digitalisierung wandelnde Welt hält viele Herausforderungen bereit. Arbeitgeber, die diese als Marke proaktiv angehen, haben die besten Chancen, genau die Talente zu finden und zu binden, die am besten zu ihnen passen. „Survival of the fittest“ gilt eben auch im Berufsleben.

von Andreas Fuhrich
a.fuhrich@trendreport.de

Bildquelle / Lizenz: Logitech

Smart Energy

Auch dieses Jahr treffen sich wieder alle Akteure auf der Weltklimakonferenz in Bonn. Doch der Blick über die Landesgrenzen sollte nicht von den eigenen Aufgaben ablenken.

The concept of global warming was created by and for the Chinese in order to make U.S. manufacturing non-competitive.“ Nicht nur, dass der zweitgrößte CO2-Emitent der Welt unter einer Präsidentschaft leidet, die den Klimawandel für eine Verschwörung der Chinesen hält, auch weitere Rückschläge musste der Klimaschutz in letzter Zeit einstecken. Bereits im September 2010 entwickelte die Bundesregierung ein Energiekonzept, welches unter anderem vorsieht, die Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Knapp 25 Prozent waren dabei zu diesem Zeitpunkt bereits geschafft, wodurch das ganze Vorhaben weniger ambitioniert wirkt. Dennoch wurden seither in regelmäßiger Reihenfolge Aktionsprogramme initiiert, da man den selbstgesteckten Zielen hinterherhinkte, bisher ohne Erfolg. Bestenfalls 32,5 Prozent lautet das vernichtende Urteil einer aktuellen Auswertung des Bundesumweltministeriums. Hauptgrund sind die weiterhin hohen Emissionen in der Stromproduktion, insbesondere bei Kohlekraftwerken.

Die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht erst erzeugt werden muss.

Die größte Herausforderung des Kohleausstiegs ist dabei die Unbeständigkeit erneuerbarer Energien sowie ihre dezentrale Erzeugung. Von den Alpen bis ins Meer wird in Windparks, Solarfarmen u. Ä. mal mehr mal weniger erzeugt. Durch eine gleichzeitige unkoordinierte Einspeisung vieler Erzeuger drohten instabile Netzzustände. Hinzu kommt, dass aus einstigen Konsumenten jetzt Prosumenten werden, deren Bedarf an zugeliefertem Strom wetter- und tageszeitabhängig fluktuiert. Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, bieten die Lösung. Mittels einer zentralen Steuerung werden die verzweigten Netze optimal aufeinander abgestimmt, wodurch auch Leistungsschwankungen ausgeglichen werden. Zu diesem Zweck fließt durch ein Smart Grid nicht nur Strom, sondern auch Daten, die durch Smart Meter erhoben werden. In Verbindung mit Energiemanagementsystemen werden Netzbetreiber damit in die Lage versetzt, in kurzen Abständen Informationen zu Energieproduktion und Verbrauch zu erhalten.

Durch Smart Meter lassen sich dabei auch Vorteile für den Endkunden erzeugen, die über das Wegfallen der Stromzählerablesung hinausgehen. Der Kunde erlangt in Echtzeit Informationen zu seinem aktuellen Stromverbrauch und Tarife werden möglich, die die aktuelle Nachfragesituation im Netz widerspiegeln. Als Preissignal können diese Informationen an smarte Produkte weitergegeben werden, die ihren Verbrauch an die Marktsituation anpassen. Stellt beispielsweise der Energieversorger in der Nacht den Strom günstiger zur Verfügung, beginnt die smarte Waschmaschine erst dann ihren Schleudergang. In der industriellen Produktion ist das Einsparpotenzial ungleich größer. Das Industrial Smart Grid übernimmt hier die Aufgabe, Bezugs- und Verbrauchsgrup­pen auszubalancieren und eine reibungslose und kostenoptimale Produk­tion zu gewährleisten
„Die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht erst erzeugt werden muss“, formuliert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Kernaussagen von „Efficiency First“, dem im letzten Dezember formulierten Grundsatz der Energiewende. So wird das Eigenheim beispielsweise erst dann richtig nachhaltig, wenn es neben einer Erneuerbare-Energien-Anlage auch eine gute Wärmedämmung besitzt, wodurch der Heizenergiebedarf in Gänze sinkt. Der Grundsatz bezieht sich dabei nicht nur auf Gebäude, vielmehr sollen die bestehenden Effizienzpotenziale in allen Bereichen besser ausgeschöpft werden – so auch in der Industrie.


Entwicklung von Primärenergieverbrauch, Stromerzeugung und Energieeffizienz
Die Wirtschaft wächst weiter, obgleich der Primärenergieverbrauch annähernd stabil bleibt – das gelingt nur durch gesteigerte Energieeffizienz. Quelle: Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), Statistisches Bundesamt (StBa)

Die Wirtschaft wächst weiter, obgleich der Primärenergieverbrauch annähernd stabil bleibt – das gelingt nur durch gesteigerte Energieeffizienz. Quelle: Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), Statistisches Bundesamt (StBa)


In Form von Wärme verlässt sie hier in der Luft oder im Abwasser in rauen Mengen die Industrieanlagen, ungenutzt und somit ineffizient. Anzeichen für ein Umdenken sind zum Glück erkennbar. Industrie und Kommunen beispielsweise arbeiten immer häufiger zusammen, um die Abwärme zum Heizen von Wohnhäusern zu nutzen. Durch das Abwasser kann oft Biogas gewonnen werden und als Brennstoff wieder in die Produktion mit einfließen. „Oft wird vergessen“, ergänzt Ulrich Boehm von der EnviroChemie GmbH, „dass nicht nur im Abwasser, sondern auch in weiteren wassertechnischen Anlagen die Effizienz gesteigert werden kann.“ Allein durch gezielte Reinigung und richtige Fahrweise könne so der zusätzliche Energiebedarf von Kühltürmen um 30 Prozent gesenkt werden. Mit der eigenen F&E-Abteilung sind die Experten in Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung in vielen innovativen Forschungsprojekten eingebunden. So hat man bereits im Jahr 2006 ein Projekt im Bereich Digitalisierung durchgeführt, und war damit der Zeit voraus. „Von diesem jahrelang aufgebauten Know-how profitieren heute unsere Kunden“, unterstreicht Boehm.

Eine Möglichkeit, ungeahnte Effizienzpotenziale aufzudecken, besteht in Energieaudits, die für Nicht-KMUs alle vier Jahre verpflichtend sind. Dabei sollten Unternehmen diese Maßnahme nicht als Belastung empfinden. „Der Euro, der zur Einsparung von Energie oder Ressourcen ausgegeben wird, muss sich nach einer definierten Zeit wieder rentieren, und das leisten unsere Projekte auch“, berichtet Olaf Kipp, Geschäftsführer der Ökotec Energiemanagement GmbH. Der erste Schritt, die Transparenz über den Energie- oder Ressourcenverbrauch zu erlangen, ist in den Unternehmen vollzogen. Allerdings kann die reine Darstellung des Verbrauchs irreführend sein, beispielsweise dann, wenn dieser einer geringeren Auslastung geschuldet ist. Daher geht die Veolia-Tochter mit EnEffCo einen Schritt weiter und ersetzt das klassische Energie-Verbrauchs-Controlling durch ein innovatives Ener­gie-Effizienz-Controlling. Aus Zeit­­grün­den werden so identifizierte Umsetzungsmaßnahmen jedoch häufig nicht angegangen. „Hier haben Industriekun­den die Möglichkeit, sich das notwendige Know-how für die Umsetzung extern zu besorgen“, empfiehlt Kipp, „denn es geht neben der Nachhaltigkeit vor allem um bares Geld, das sonst Monat für Monat liegen gelassen wird.“

Smart Meter sollen den Energieverbrauch erfassen. Wirklich smart sind sie aber nur, wenn Sie den Anwender tatsächlich unterstützen und "Kommunikation" betreiben. Quelle: Fresh Energy

Smart Meter sollen den Energieverbrauch erfassen. Wirklich smart sind sie aber nur, wenn Sie den Anwender tatsächlich unterstützen und „Kommunikation“ betreiben. Quelle: Fresh Energy

Eine weiter tragende Rolle hinsichtlich der Emissionsoptimierung spielt der Verkehr. Die viel propagierte Elektromobilität kommt zwar schon seit Jahren aus den Mündern der Verantwortlichen, landet jedoch nicht auf unseren Straßen. Dabei ächzen vor allem die Großstädte unter der mit Feinstaub einhergehenden Belastung von Benzinern und Diesel. Bis 2020 sollten, so stellte es sich die Bundesregierung 2011 vor, eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen surren. Zu Jahresbeginn waren es ganze 34 022. Ein Problem ist die fehlende Ladesäuleninfrastruktur, die viele Endkunden vom Kauf abhält. Andererseits rentiert sich auch der Betrieb von Ladesäulen nicht, wenn sie nichts zum Beladen haben. Das Dilemma lösen kann nur eine ernsthafte politische Initiative, wie das Beispiel Amsterdam verdeutlicht. Mit 2 200 Ladesäulen findet man in der mit 850 000 Einwohnern größten Stadt der Niederlande nahezu überall einen Stromzapfhahn. Zusätzlich verschärft die Stadt die Abgasgrenzen für die Innenstadt und richtet Verbotszonen für Fahrzeuge ein, die zu viel emittieren. Car-Sharing-Anbieter für E-Mobilität, die andernorts wegen des Infrastrukturproblems keinen Gewinn erwirtschaften, tummeln sich dort. Neue Entwicklungen für das urbane E-Mobilitätskonzept der Zukunft stecken schon in der Pipeline. So könnten sich die Fahrzeuge eines Anbieters bei Bedarf gegenseitig aufladen. Beim Halten an Ampeln werden die Batterien via Induktion gefüllt. Abgerechnet werden dabei auch Kleinstbeträge unterhalb der Centgrenze, die Blockchain macht es möglich. Bis zum Klimagipfel 2050 übrigens soll der Verkehr überwiegend auf elektrischen Antrieben basieren. Im Land des Abgasskandals ein außerordentlich ambitioniertes Ziel. 

von Andreas Fuhrich
a.fuhrich@trendreport.de

Herausforderung Datenschutz: Aufbau von Datenschutz-Management-Systemen

Beitrag von Dr. Konstantin von Busekist, Partner, KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Ab dem 25. Mai 2018 gilt europaweit die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Ein Ziel der DSGVO ist es, der unternehmensinternen intransparenten Datenhortung entgegenzuwirken, ohne dass ein konkreter Zweck für die Datenerhebung und -verarbeitung besteht. Daneben soll das Bewusstsein für den Datenschutz gestärkt werden, indem Unternehmen verpflichtet werden, klare Handlungsanweisungen hinsichtlich der Datenverarbeitung an ihre Mitarbeiter herauszugeben und diese entsprechend zu schulen.

Unternehmen dürfen Daten ausschließlich für festgelegte, eindeutige und legitime Zwecke verarbeiten. Verarbeitungen zu anderen als den ursprünglichen Zwecken sind nur unter engen Voraussetzungen gestattet. Zudem ist der Betroffene über die Zweckänderung zu informieren. Weiterhin zwingt die DSGVO zukünftig Unternehmen, ihre Datenverarbeitungsvorgänge umfassend und vollständig in einer Art zu dokumentieren, dass die Datenverarbeitung nachvollzogen werden kann und deren Rechtmäßigkeit der zuständigen Behörde jederzeit nachgewiesen werden kann (sog. „Accountability“).

Die neuen Vorschriften erfordern den Aufbau eines Datenschutz-Management-Systems (DMS), welches organisatorisch sicherstellt, dass personenbezogene Daten nur in zulässiger Weise und ausschließlich auf Weisung der verantwortlichen Stelle verarbeitet werden.

Dabei sind Unternehmen zunächst verpflichtet, Transparenz durch die Erstellung eines Verzeichnisses aller Verarbeitungstätigkeiten herzustellen. Das Verzeichnis muss unter anderem den Zweck der Datenverarbeitung sowie die Kategorien der Personen, die auf die Daten Zugriff haben, benennen. Zudem sind die technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz der Daten und Löschfristen je Verarbeitungsart darzulegen. Dieses Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten stellt die Ausgangsdokumentation dar, welche eine Übersicht über die einzelnen Verarbeitungstätigkeiten gewährleistet und anhand derer Verfahren identifiziert werden können, die mit erhöhten Risiken für Betroffenenrechte verbunden sind. Solche Risiken bestehen etwa dann, wenn die Daten an Dritte – gegebenenfalls gar ins außereuropäische Ausland – weitergegeben werden oder besondere Datenarten wie Gesundheitsdaten verarbeitet werden. Soweit solche Risiken identifiziert worden sind, gilt es im Einzelfall zu prüfen, ob die Datenverarbeitung zulässig ist. Immer dann, wenn eine Verarbeitungstätigkeit ein hohes Risiko birgt, dass Daten nicht verfügbar und richtig sind oder Daten an unbefugte Personen gelangen können, ist zusätzlich eine Datenschutzfolgenabschätzung durchzuführen und zu dokumentieren. Dabei handelt es sich um eine umfassende Bewertung des vorgenannten Risikos unter Berücksichtigung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der ergriffenen technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Verringerung dieses Risikos.

Weitere Bausteine des DMS sind IT-Sicherheits-, Datenschutz, Lösch- und Berechtigungskonzepte, Richtlinien und Arbeitsanweisungen zum Umgang mit personenbezogenen Daten, Mitarbeiterschulungen sowie die Dokumentation datenschutzrelevanter Vertragsunterlagen. Wie bei jedem Managementsystem sind Prozesse zu etablieren, die die regelmäßige Überprüfung der Richtigkeit und Vollständigkeit der Dokumentation einschließlich der Aufnahme neuer Verarbeitungstätigkeiten sowie deren Überprüfung auf die datenschutzrechtliche Zulässigkeit gewährleisten. Zudem sind Unternehmen verpflichtet, sicherzustellen, dass auf Betroffenenanfragen unverzüglich reagiert werden kann und bei Datenschutzvorfällen innerhalb von 72 Stunden die Aufsichtsbehörden informiert und Beweise gesichert werden, soweit dies erforderlich ist.

Datenschutz ist ein Compliance-Thema. Verstöße gegen die neuen datenschutzrechtlichen Vorschriften können signifikante Geldbußen nach sich ziehen. Die DSGVO sieht für Verstöße gegen die vorerwähnten Pflichten einen Bußgeldrahmen von bis zu EUR 10 Mio. oder bis zu 2 % des weltweit erzielten Vorjahresumsatzes vor. Kommt es zu Datenschutzverletzungen können auch Bußgelder von bis zu EUR 20 Mio. oder bis zu 4 % des weltweit erzielten Vorjahresumsatzes festgesetzt werden. Die Geldbuße ist für den jeweiligen Verstoß zu verhängen, wobei die Implementierung eines wirksamen DMS hinsichtlich der Höhe der Geldbuße von den Aufsichtsbehörden zu berücksichtigen ist.

KPMG Law berät seine Mandanten hinsichtlich datenschutzrechtlicher Fragen bei der Implementierung von DMS sowie zur Zulässigkeit von Verarbeitungstätigkeiten. Wir achten bei der Errichtung eines DMS nicht nur auf die rechtlichen Aspekte, sondern verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Wir beziehen insbesondere die Unternehmenskultur und -organisation sowie bestehende Compliance-Systeme mit in unser Beratungskonzept ein. Ziel sollte sein, dass die getätigten Maßnahmen im Unternehmen gelebt werden. Hierfür sind die verantwortlichen Mitarbeiter in das Projekt einzubinden.

Kontakt unter: kvonbusekist@kpmg-law.com

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Datenschutz ist ein technischer Schutz

Beitrag von Olaf Köppe, Partner im Bereich IT Compliance der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Neben einem rechtlichen Grundverständnis erfordert die DSGVO von Verantwortlichen fundierte Kenntnisse im technischen Schutz personenbezogener Daten. Dies bringt der Verordnungsgeber an mehreren Stellen klar zum Ausdruck und fordert von Unternehmen, dass die eingesetzten technischen Maßnahmen dem Stand der Technik zu entsprechen haben. Für Unternehmen bedeutet es technische Maßnahmen, wie Verschlüsselungsmethoden, Pseudonymisierungen und Anonymisierungen, mit dem Stand der Wissenschaft und Technik zu vergleichen und entsprechende Sicherheitslücken durch den Einsatz geeigneter technischer und organisatorischer Maßnahmen zu schließen. Eine Legaldefinition bietet der Verordnungsgeber nicht an. Vielmehr sollen sich die Verantwortlichen regelmäßig mit ihren eingesetzten technischen Maßnahmen befassen und Entwicklung in der Wissenschaft und Forschung berücksichtigen.

Erfahrungsgemäß ist beispielsweise die technische Umsetzung von Löschanfragen aufgrund der Vielzahl eingesetzter IT Anwendungen und Speichermedien sehr komplex und erfordert eine gründliche Analyse der jeweiligen IT Anwendungen, der Verarbeitungszwecke sowie Identifikation einschlägiger gesetzlicher Aufbewahrungsfristen. Unternehmen sollten hierzu Prozesse implementieren, die bestenfalls automatisch erkennen, wann die datenschutzrechtlichen Aufbewahrungsfristen der erhobenen personenbezogenen Daten erreicht sind und welche Daten aufgrund spezialgesetzlicher Regelungen über die angesetzten Fristen hinaus aufzubewahren und somit vor Veränderungen durch Sperrungen zu schützen sind. Zu Beweiszwecken sind erforderliche Nachweise in einem Datenschutz-Management-System zu hinterlegen. Diese Nachweise müssen geeignet sein, sowohl getroffene datenschutzrechtliche Strategien als auch implementierte technische und organisatorische Maßnahmen zu dokumentieren sowie die Wirkung dieser Maßnahmen nachzuweisen. Entscheidend ist hierbei, dass für jede Entscheidung eine Abwägung zwischen den Interessen der Betroffenen für den Schutz ihrer personenbezogenen Daten und eigenen berechtigten Interessen durchgeführt wurde. Ist der Verantwortliche zu dem Entschluss gekommen, dass die Verarbeitung personenbezogener Daten grundsätzlich Risiken für Betroffene bergen könnte, jedoch aufgrund geeigneter technischer und organisatorischer Maßnahmen auf ein vertretbares Niveau reduziert werden, sind diese Überlegungen zu dokumentieren.

Darüber hinaus werden personenbezogene Daten nicht nur in einem einzigen IT System verarbeitet. Die Praxis zeigt, dass zum einen durch Schnittstellen aber auch aufgrund fehlender Berechtigungskonzepte eine Vielzahl von Personen die Möglichkeit zum Export von Inhalten haben und auch nutzen, sodass personenbezogene Daten sehr schnell den Herrschaftsbereich des Verantwortlichen und somit auch seine Einflusssphäre verlassen können. Eine Löschung der personenbezogenen Daten nur auf den eigenen Speichermedien würde den Anforderungen der DSGVO indes nicht genügen.

Um den Zeitpunkt der gesetzlichen Einbeziehung der Verantwortlichen zu Gunsten der betroffenen Personen vor der ersten Datenerhebung umsetzen zu können, hat die DSGVO mit Art. 25 DSGVO eine weitere Anforderung für datenverarbeitende Unternehmen geschaffen. Entsprechend dem Erwägungsgrund 78 „sollte der Verantwortliche interne Strategien festlegen und Maßnahmen ergreifen, die insbesondere den Grundsätzen des Datenschutzes durch Technik (data protection by design) und durch datenschutzfreundliche Voreinstellungen (data protection by default) Genüge tun.“ Daher hat der Verantwortliche bereits bei der Auswahl der einzusetzenden IT Anwendungen nachweislich zu beachten, dass die Entscheidung auch unter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Überlegungen getroffen wurde. Die Normadressaten sind hingegen nicht Hersteller von IT Anwendungen, sondern weiterhin die Verantwortlichen. Der Verordnungsgeber geht davon aus, dass die Nachfrage das Angebot steuern wird, sodass Hersteller aus Eigeninteresse bereits bei der Entwicklung von ihren Produkten und Anwendung insbesondere die technische und organisatorische Umsetzbarkeit der Datenschutzgrundsätze gebührend berücksichtigen werden. Hersteller sind grundsätzlich nicht verpflichtet, ihre Produkte und Anwendung einer besonderen Prüfung zu unterziehen. Die Praxis zeigt jedoch, dass immer mehr Hersteller aufgrund der großen Nachfrage und kundenseitigen Kaufbedingungen eine Prüfung ihrer Produkte und Anwendungen durch fachkundige Dritte durchführen lassen. Eine solche Prüfung kann beispielsweise auf der Grundlage des Prüfungsstandards IDW PS 880 erfolgen.

Dieser Trend verdeutlicht, dass bei vielen Verantwortlichen die Kernaussage der DSGVO angekommen ist. Der Markt schließt geplante Regelungslücken der DSGVO durch spezifische Anforderungen der Verantwortlichen an IT Anwendungen.

Kontakt unter: OKoeppe@kpmg.com

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Datenschutz als Herausforderung im Internet of Things

Beitrag von Dr. Michael Falk, Partner im Bereich Cyber Security der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Digitale Transformation erfordert einen Wandel im Unternehmen. So werden ehemals ingenieurwissenschaftlich geprägte Branchen entweder selbst zu digitalen Dienstleistern oder gehen neue Kooperationen ein.

Erleben kann das jeder: Bei der Probefahrt im Neuwagen stehen digitale Assistenzsysteme, umfangreiche Entertainment-Angebote und diverse Zusatzservices im Fokus. Tesla kann beispielsweise „remote“ die Akkuleistung seiner Fahrzeuge erhöhen und die Motorleistung identischer Triebwerke wird ausschließlich durch Software gesteuert. Smart Wearables, Smart Retail Solutions wie intelligente Zahnbürsten oder Smart TVs und Industrieroboter sind die Dinge des sog. „Internet of Things“ (IoT).

Für den Datenschutz ergeben sich durch die EU-DSGVO neue Herausforderungen: Die zahlreichen technischen und organisatorischen Schnittstellen sind zu bewerten und es entstehen neue Angriffsvektoren in eng vernetzten Systemen. Gerade im Kontext von IoT entwickelt sich ein Massenproblem hinsichtlich personenbezogener Daten, da intelligente Systeme automatisiert unzählige Daten über das Nutzerverhalten der Kunden sammeln. Diese gesetzlichen Herausforderungen sind nur durch ein konsistentes „Information Lifecycle Management“ zu beherrschen.

In IoT steckt das Potential, neue Services zu entwickeln und die Qualität dieser in jedweder Branche zu verbessern. Stellen Sie sich beispielsweise die Vernetzung eines mit Sensoren ausgestatteten Gabelstaplers mit einer App vor, die Daten über den Gabelstapler sammelt und auswertet. Zugleich werden Arbeitsaufträge an den Gabelstaplerfahrer gesendet, die er durch QR Code Scanning just-in-time abarbeiten kann. Dies stellt eine wesentliche Effizienz- und Qualitätsoptimierung für das Unternehmen dar.

In diesem Szenario könnten jedoch auch das Fahrverhalten und die Anzahl der erledigten Aufträge nachverfolgt werden, Stichwort: „Arbeitnehmerüberwachung“. Dies ermöglicht eine automatisierte und individuelle Leistungsbeurteilung jedes Mitarbeiters. Dass dies ggf. nicht im Interesse des Mitarbeiters ist, sollte klar sein. Was einerseits die Technologie der Zukunft ist, ermöglicht andererseits tiefe Einblicke in die Privatsphäre der Betroffenen. Somit betrifft das Thema Datenschutz in Zeiten von IoT und Industrie 4.0 ganz neue Bereiche.

Ein anderes Beispiel: Durch Aktivieren der HbbTV-Funktionen von Smart TVs kann gezielt das  Nutzerverhalten mithilfe von Data Mining analysiert werden, um so zukünftig personalisierte Werbung auszustrahlen. Allerdings darf der Smart TV Anbieter laut EU-DSGVO die Daten nur verarbeiten, wenn dafür eine Rechtsgrundlage vorhanden ist, wie z.B. die Einwilligung des Kunden. Somit muss der Anbieter einen Prozess etablieren, der eine solche Einwilligung nicht nur verlässlich und nachweisbar einholt, sondern auch jederzeit dessen Widerruf ermöglicht.

Die Einwilligung für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten könnte der Smart TV Anbieter über den Bildschirm bekommen. Aber wie können Unternehmen die Einwilligung bei IoT Produkten einholen, bei denen keine visuelle Informationsdarstellung möglich ist? Denken Sie an eine elektrische Zahnbürste, die das Nutzungsverhalten analysiert, um dem Kunden ein gründlicheres Zähneputzen zu ermöglichen. Aus diesen Beispielen wird schnell ersichtlich, dass IoT Unternehmen beim Bereitstellen ihrer Services mit komplexen Compliance-Anforderungen konfrontiert werden.

Viele Unternehmen gehen für den Betrieb der Services Kooperationen mit IT-Dienstleistern ein und nutzen Cloud-Services. Die gesammelten Daten von Smart TV Nutzern oder den im Beispiel erwähnten Gabelstaplerfahrern werden somit bei Drittanbietern gespeichert.

Auch für die Speicherung der personenbezogenen Daten in der Cloud müssten Unternehmen die Einwilligung des Users einholen, was dem Nutzer einerseits mehr Transparenz bietet, da dieser über die Speicherung seiner Daten bei Cloud-Anbietern informiert wird. Andererseits ist ein immenser organisatorischer Verwaltungsaufwand für die Kooperationspartner zu überwinden. Darunter fällt auch, dass zwischen IoT Unternehmen und Cloud-Anbieter eine Vereinbarung über die Auftragsdatenverarbeitung geschlossen werden muss, worin ausführlich die Verantwortungsbereiche der Partner abgegrenzt werden müssen.

Nicht zuletzt wollen sich IoT Unternehmen von den Sicherheitsanforderungen der Cloud Provider durch geeignete Zertifizierungen überzeugen. Da jedoch noch kein allgemeingültiger Zertifizierungsstandard verabschiedet wurde, treten derzeit vermehrt Anfragen einer Auditierung im Bereich Cloud Computing auf.

Der Bereich Cyber Security von KPMG hilft Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen durch Konzeptionierung von „state-of-the-art“ Security Maßnahmen. So kann KPMG Cyber Security die Grundvoraussetzung für die digitale Wirtschaft schaffen und das volle Potential aus dem Internet of Things herausholen. Denn zukünftig werden Virenscanner und Firewalls nicht mehr ausreichen, um vernetzte Geräte vor Cyberattacken zu schützen.

Kontakt unter: mfalk@kpmg.com

Bildlizenz: KPMG Deutschland

Innovatives Gebäudemanagement

Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Frank Krause, Geschäftsführer (CSO)von Caverion Deutschland über zukunftsfähige Gebäudetechnik.

Herr Krause, was bedeutet für Sie und Ihre Kunden „Digitale Inventur“ im Kontext moderner Gebäudetechnik?

Viele unserer Kunden wissen gar nicht genau, welche verschiedenen Techniken alle in ihren Gebäuden verbaut sind. Genau hier setzen wir an und erfassen erst einmal den kompletten Bestand der Gebäudetechnik. Wir nennen dies die digitale Inventur.

Welche Technologie ist nötig um Gebäudedaten in Echtzeit zu generieren und was wird „gemonitort“?

Zum einen sind wir mittels Fernüberwachung an die komplette Gebäudeleittechnik angeschlossen und können diese überwachen und auch steuern ohne selbst vor Ort zu sein. Zum anderen überwachen und analysieren wir auch mittels neuester IoT-Technik wie Sensoren, die in den Räumen angebracht sind, weitere wichtige Faktoren, wie bspw. das Raumklima. Darüber hinaus nehmen aber auch weiterhin unsere Service-Techniker vor Ort Daten mittels Tablet und CAFM-Software auf. Ein flackerndes Licht bspw. wird nach wie vor besser und schneller von einem Menschen erkannt. All diese Daten laufen zusammen in unserem Operational Center in München und werden dort von erfahrenen Energieingenieuren analysiert.

Und welche Vorteile haben Kunden davon?

Unsere Kunden haben per Internet über unser Client Net rund um die Uhr Zugriff auf die erhobenen Daten ihrer Gebäude. Für eine hohe Transparenz können hier bspw. auch die Wartungsprotokolle eingesehen werden. Durch das Monitoren des Gebäudes, wie oben erläutert, können wir exakt wie nie zuvor die Gebäudetechnik analysieren und entsprechend steuern. Hier helfen wir den Kunden Energie- und Betriebskosten zu senken und bspw. auch das Raumklima und somit auch die Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern. Darüber hinaus betrachten wir die Daten immer über den kompletten Lebenszyklus eines Gebäudes und wollen diese in Zukunft unseren Kunden auch für Neubauten anbieten. Schwachstellen können an bestehenden Objekten erkannt und somit beim Neubau direkt von Anfang an optimiert werden.

Wie „smart“ werden unsere Gebäude dann in Zukunft sein?

Besonders mit der neuesten IoT-Sensorik sind und werden Gebäude smart und somit auch nachhaltiger sein. Gebäude werden mehr und mehr zu fühlenden Objekten werden, die sich tagesaktuell auf die Bedürfnisse der Menschen einstellen. Unsere Sensorik erkennt bereits heute wie viel Menschen sich in einem Raum befinden und regelt entsprechend das Raumklima. Auch die Lichtverhältnis werden automatisch erkannt und optimal eingestellt. Neben einer enormen Senkung der Kosten, wird sich diese smarte Technik auch positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Besonders, wenn man bedenkt, dass wir durchschnittlich ca. 80% unseres Lebens in Gebäuden verbringen. Besonders spannend wird es natürlich auch, wenn smarte Gebäude in Zukunft untereinander vernetzt sind und miteinander „reden“ und sich austauschen. Dieser Weg hin zu einer Smart City rückt mehr und mehr in greifbare Nähe.

Also „nachhaltig und smart“ – Wie viel Energie kann im Gebäudebetrieb durch intelligente Gebäudeleittechnik eingespart werden?

Mit unseren Energieeinspar-Contracting-Angeboten sparen wir unseren Kunden bereits heute im Durchschnitt 36% der Energiekosten.

Wie verwerten Sie die riesigen Datenmengen, die durch die Senoren und das ständige Monitoring der Gebäudeleittechnik beim Kunden anfallen?

Ausgebildete Energiespezialisten werten mit  professionellen Analysetools in unserem Operational Center die Daten aus. Wir erfüllen hier selbstverständlich auch die höchsten Sicherheitsanforderungen wie bspw. die Normen der VDMA für diesen Bereich. Die Datensicherheit steht hier für uns an oberster Stelle.

 

Weiterführende Informationen: www.caverion.de

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Ungeahnte Energieeinsparpotenziale entdecken

TREND-REPORT-Interview  mit Olaf Kipp, Geschäftsführer des Energiedienstleisters ÖKOTEC und Director Business Development Industrial Synergies bei Veolia Deutschland, zum Thema Energieeffizienz.

Was unterscheidet die Leistungen von ÖKOTEC vom herkömmlichen Energiemanagement in Unternehmen?

Es ist vor allem die Ganzheitlichkeit des Ansatzes: Wir betrachten nicht nur einzelne Anlagen oder Teilprozesse, sondern verknüpfen Energiemessungen mit umfassenden produktionsrelevanten Daten. Dafür haben wir mit der Energieeffizienzsoftware EnEffCo ein äußerst wirkungsvolles Instrument geschaffen. Die Software kann dabei schnittstellen-offen auf bereits vorhandene Daten, z.B. aus der Anlagensteuerung, zurückgreifen.  Nicht die Visualisierung bestehender Verbräuche ist dabei das Ziel, sondern die Ermittlung einer Effizienzkurve, die uns Einsparpotenziale deutlich aufzeigt.  In der Praxis entwickeln wir deshalb EnEffCo kontinuierlich weiterund passen es individuell an Kundenbedürfnisse an.

Mit Hilfe des Umweltdienstleisters Veolia erweitert ÖKOTEC sein Leistungsspektrum von reiner Energieeffizienz in Richtung Ressourceneffizienz. Welche Lösungen sollen künftig verstärkt betrachtet werden?

Neben den Energiedaten sollen verstärkt auch Verbrauchsdaten weiterer Medien einbezogen werden, etwa Wasser und Rohstoffe, im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung eines Werkes. Darüber hinaus arbeiten wir konzeptionell an der Planung und Umsetzung von alternativen Energiequellen. Zum Beispiel können organische Stoffe im Abwasser in Klärgas und über Verstromung in selbst genutzte Energie für das Werk umgesetzt werden, oder anfallende Abfallstoffe in den Prozess zurückgegeben bzw. energetisch genutzt werden. Auf Wunsch kann das mit Veolias Unterstützung bis hin zur Betriebsführung der Anlage reichen, so dass der Kunde sich ganz auf den Kernprozess konzentrieren kann.  Dabei können wir im Sinne der ISO 50001 alle Prozesse von der Planung über Beschaffung und Betrieb bis zur Instandhaltung im Rahmen unseres Ressourcen-Controllings abbilden.

 

Welche weiteren Ansatzpunkte für effizientere Energieversorgung in der Industrie und bei Kommunen könnten sich in den kommenden Jahren noch ergeben?

Alternative Energien sind mehr als nur Photovoltaik oder Wind, denn  Klärschlamm, Ersatzbrennstoffe oder Reststoffe aus der Produktion sind wertvolle, aber größtenteils noch nicht ausreichend genutzte Quellen zur Energiegewinnung. Wir sollten versuchen, das Potenzial von wirklichen Stoff- und Ressourcenkreisläufen sowohl in der Industrie als auch in den Kommunen stärker zu heben. Auch das Zusammenspiel von beiden Sektoren ist sehr interessant, denn es gibt vielerorts ungenutzte Abwärme aus der Industrie, die Kommunen zur Verfügung gestellt werden könnte – auch hier ist Veolia übrigens bereits tätig. Wir müssen daher weg vom Denken einer klassischen Energieversorgung, sondern zunächst betrachten, wo noch ungenutzte Energien darauf warten,  sinnvoll und wirtschaftlich eingesetzt zu werden.

Deutschland hat sich in Sachen Energieeffizienz schon auf den richtigen Weg begeben, doch wo sehen Sie gesamtgesellschaftlich noch Potenzial und Steuerungsmöglichkeiten?

Die Politik hat mit der Formulierung des Leitprinzips Efficiency first bisher viele Maßnahmen auf den Weg gebracht und damit die Wichtigkeit des Themas auch für die kommenden Legislaturperioden unterstrichen. Uns ist wichtig, dass die positiven Anreize aus diesem Ansatz heraus weiter ausgebaut werden. Einsparmaßnahmen in Unternehmen sind vorrangig wirtschaftlich getrieben, selbst Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit voran stellen, sind hier nicht ausgenommen.  Am Ende des Tages geht es um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in seinem relevanten Markt. Energie- oder Ressourcen einzusparen, das unterstützt genau diesen Ansatz.  Der Euro, der für eine Maßnahmenumsetzung zur Einsparung von Energie oder Ressourcen ausgegeben wird, muss sich nach einer definierten Zeit wieder rentieren, und das tut er auch. Der erste wichtige Schritt, d.h. die Transparenz über den Energie- oder Ressourcenverbrauch in den Unternehmen zu erlangen, ist  bereits  in den Unternehmen vollzogen.  Dazu muss man sagen, dass dies bereits häufig im Bewusstsein der Werksleiter oder Produktionsleiter stand, dann aber häufig als reine Darstellung von Verbräuchen oder mit recht intransparenten KPI durchgeführt wurde. Hier wäre die Energieeffizienz-Software EnEffCo eine echte Unterstützung beim Kunden. Auf der anderen Seite sehen wir auch, dass identifizierte Umsetzungsmaßnahmen nicht angegangen werden, häufig aus Zeitgründen.  Auch hier sollten sich Industriekunden besser das notwendige Know-how extern besorgen, denn es geht neben der erwähnten Nachhaltigkeit vor allem um bares Geld, das Monat für Monat liegen gelassen wird.

Über ÖKOTEC:

Der Energiedienstleister ÖKOTEC Energiemanagement GmbH ist seit 1999 auf dem Markt und betreut seitdem mit rund 35 Beschäftigten Projekte  an über 800 Industrie- und Gewerbestandorten im In- und Ausland. Seit 2016 ist das Unternehmen Teil der Veolia-Gruppe in Deutschland. Mehr unter www.veolia.de und www.oekotec.de

 

Bildlizenzen: Veolia

Smart Services & Smart Citys

Digitale Ökosysteme erobern die Wirtschaft und unsere Gesellschaft.

Was im Verlauf des letzten Jahrhunderts quasi zögerlich begann und von vielen in seinen Auswirkungen auf unser Leben noch total unterschätzt wurde, schreitet mittlerweile in Riesenschritten voran – die Entwicklung digitaler Techniken und Technologien und damit verbunden die Digitalisierung unseres Lebens. Laut Gartner sind bereits über 8,4 Mrd. Geräte über das Internet vernetzt. Das ist aber nur ein Bruchteil von dem, was später einmal vernetzt werden soll. Von 7 Mrd. Menschen und 7 Trillionen Dingen und Maschinen ist die Rede.

Dabei entstehen immer mehr Daten durch Verbraucher und Geräte, die automatisch analysiert und zu „Smart Data“ verarbeitet und kombiniert werden können. Daraus erwächst die Chance, neue intelligente Dienste, sogenannte Smart Services, zu schaffen.

Es geht um Daten

„Der Schlüssel zur digitalen Transformation sind Daten – sie sind der Rohstoff der Zukunft. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Art von Daten es sich handelt – man muss nur wissen, wie man sie erzeugt und sinnvoll verarbeitet“, weiß Andreas Barth, Managing Director EuroCentral bei Dassault Systèmes. Wie heute Daten gesammelt werden können, wird am Beispiel der Smart City Singapur recht deutlich.

Mit dem Projekt „Virtual Singapore“ wurde ein digitaler Zwilling von Singapur geschaf­fen. Barth fährt fort: „Im Fall Singapur werden Daten von staatlichen Stellen gesammelt, genauso wie Daten aus der natürlichen Umwelt. Danach werden sie von Fachleuten mit Domänen-Wissen analysiert, um Rückschlüsse zie­hen zu können und die Wenn-dann-Szenarien simulieren zu können. Dieser Vorgang lässt sich auch auf die Industrie 4.0 übertragen: Es geht immer um eine durchgängige Datenbasis. Denn um einen digitalen Zwilling zu erstellen, müssen alle relevanten Daten an allen wichtigen Schnittstellen gesammelt und analysiert werden. Eine ganzheitliche Perspektive und die Fähigkeit, an jeder Stelle des Wertschöpfungsprozesses nahtlos zusammenzuarbeiten – das sind die Katalysatoren, die uns alle ins digitale Zeitalter katapultieren können.“ Die Fähigkeit, spezifische Daten zu generieren oder auch zu erwerben bzw. über Plattformen zu tauschen, sie automatisch zu analysieren und entsprechend den gewünschten Services zu kombinieren, wird über Wohl und Wehe der Unternehmen entscheiden. Mit dem „Nebeneffekt“, dass etablierte Geschäftsmodelle ausgehebelt werden können. Der Wechsel von produkt- zu kundenzentrierten Geschäftsmodellen ist disruptiv. Er verlangt von den Protagonisten Anpassungen und vor allem Kooperationen. Die eigenen Kompetenzen werden für Entwicklung und Angebot der smarten Services nicht mehr genügen. Klug ist, wer auf das Wissen, auf neue digitale Plattformen und Ökosysteme sowie Leistungen Dritter zugreift.


Ziel des Forschungsvorhabens „Guided Autonomic Locations (Guided AL)“ ist die Schaffung einer offenen, internetbasierten, standardisierten Datenaustausch- und Diensteplattform zur Realisierung neuartiger, teilweise gebäudeübergreifender und intelligenter Services im Kontext der Gebäudeautomation und der Lebensbereiche des Menschen. Hierzu wird untersucht, welche technischen Voraussetzungen notwendig sind, um auf Basis bestehender und neuer Automatisierungslösungen und von Wearables gebäudeübergreifende, intelligente Dienste (Smart Services) erstellen und anbieten zu können. Neben der nötigen Plattforminfrastruktur für umfassendere Smart-Service-Lösungen wird auch Wert auf die leichte Realisierbarkeit kleinerer, thematisch fokussierter, intelligenter Anwendungen gelegt, die z. B. in Form von speziellen Apps auf der zu schaffenden Autonomous-Locations-Serviceplattform laufen sollen. Das Vorhaben untersucht und implementiert Ansätze für die Serviceplattform und realisiert basierend auf der Autonomous-Locations-Serviceplattform exemplarische Anwendungen aus den Umfeldern Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Gesundheit.

Ziel des Forschungsvorhabens „Guided Autonomic Locations (Guided AL)“ ist die Schaffung einer offenen, internetbasierten, standardisierten Datenaustausch- und Diensteplattform zur Realisierung neuartiger, teilweise gebäudeübergreifender und intelligenter Services im Kontext der Gebäudeautomation und der Lebensbereiche des Menschen. Hierzu wird untersucht, welche technischen Voraussetzungen notwendig sind, um auf Basis bestehender und neuer Automatisierungslösungen und von Wearables gebäudeübergreifende, intelligente Dienste (Smart Services) erstellen und anbieten zu können. Neben der nötigen Plattforminfrastruktur für umfassendere Smart-Service-Lösungen wird auch Wert auf die leichte Realisierbarkeit kleinerer, thematisch fokussierter, intelligenter Anwendungen gelegt, die z. B. in Form von speziellen Apps auf der zu schaffenden Autonomous-Locations-Serviceplattform laufen sollen. Das Vorhaben untersucht und implementiert Ansätze für die Serviceplattform und realisiert basierend auf der Autonomous-Locations-Serviceplattform exemplarische Anwendungen aus den Umfeldern Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Gesundheit. Quelle: Quelle: http://guided-al.de/ Alle Rechte vorbehalten


Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können durch solche Kooperationen nur gewinnen. Sie können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und „buchen“ die weiteren notwendigen Services hinzu. Sogenannte Smart Spaces helfen dabei, intelligente, digitale anschlussfähige Gegenstände, Geräte und Maschinen zu vernetzen und über diese vernetzten physischen Plattformen die notwendigen Daten zu gewinnen.

Aber: Man wird sich von „alten Tugenden“ verabschieden müssen. Im Mittelpunkt der Smart-Service-Welt ste­hen nicht mehr die einzelnen Anbieter mit ihren Produkten und Lösungen, vielmehr wird sich das Smart-Service-Universum um die Kunden, die Nutzer und ihre Ansprüche und Anforderungen an die Produkte, Dienste und Dienstleistungen drehen. Ein guter Smart Service ist eine Symbiose aus Tech­nik und Mensch, eine Balance zwischen digitalem und persönlichem Service.

Ein Smart Service ist kein Selbstzweck

Smart Services werden unseren Alltag und unsere Arbeit erleichtern und erweitern, Geschäftsmodelle und die Art und Weise, wie Wertschöpfung erzielt wird, verändern. „Ein Smart Service muss die Situation und den ‚Kontext’ des Nutzers oder allgemein des Menschen berücksichtigen und darf ihn nicht blind mit Daten überhäufen“, erklärt Hans-Josef Jeanrond, Chief Marketing-Officer bei Sinequa. Relevanz sei der Schlüssel zu einer informationsgetriebenen Gesellschaft. Und die Anwendung neuer oder weiterentwickelter Algorithmen und Techniken. „Wer smarte Services anbieten will, muss Na­tural Language Processing, Künstliche Intelligenz / Machine-Learning und ‚klassische‘ Suche verbinden und in eine kohärente Architektur einbetten, um die bestmöglichen Resultate für Unternehmen und ihre internen und externen Nutzer zu liefern“, ergänzt er.

Ein Smart Service existiert nicht für sich allein. Es muss Geräte, Gerätesysteme oder Plattformen geben, über die er genutzt werden kann. Es muss eine digitale Infrastruktur geben, über die er zur Verfügung gestellt wird. Und vor allen Dingen muss es Menschen und Unternehmen geben, die ihn nutzen möchten und sich von ihm Vorteile oder Mehrwerte versprechen. Navigationsdienste oder auch die berühmten Apps für iPhone und Smartphone haben den Boden bereitet. Es gibt sie in großer Vielzahl und Vielfalt. Man kann mit ihrer Hilfe beispielsweise den Auslieferungsstatus einer Bestellung verfolgen, ein sich in der Nähe befindliches Auto oder auch Fahrrad über eine Sharing-App buchen oder sich relativ entspannt durch die Republik navigieren lassen. So hat z. B. Seven Senders eine Tracking & Tracing-Lösung für kleine und mittlere Unternehmen auf die Beine gestellt.

Der Logistik-Spezialist kümmert sich für andere Unternehmen um den Versand von Waren an deren Kunden ins europäische Ausland und „revolutioniert so die Customer-Journey nach Bestell­eingang“. Thomas Hagemann von Seven Senders erklärt dazu: „Wir verstehen uns als Enabler für die Nutzung innovativer Lösungen, u. a. solche im Bereich Smart City. Unsere Plattform befähigt Shops in ganz Europa, smarte Logistiklösungen auf der letzten Meile – wie beispielsweise die Kofferraumzustellung in europäischen Metropolen – anzubinden.“ Manche dieser Dienste haben schon das Zeug zu einem Smart Service. Darauf lässt sich aufbauen. Die Akzeptanz für diese Dienstangebote wird mit ihrem Nutzen für die Anwender zunehmen, was allerdings wiederum eine stärker übergreifende Vernetzung der Geräte und Plattformen und damit einhergehend das Vertrauen der Nutzer in den Umgang mit den personenbezogenen Daten durch die Smart-Service-Anbieter voraussetzt. Transparenz und Sicherheit sind notwendige, aber nicht leicht zu erfüllende Bedingungen dafür.

Smarthome

Die kleinste smarte Einheit wird das Smarthome sein. Hier spielen sich im „Kleinen“ bereits viele der Smart Services ab, die auch für größere, industrielle Anwendungen relevant werden können. Es ist in seiner Rolle für die Ausbildung der Akzeptanz für Smart Services nicht zu unterschätzen. Allerdings lässt der Durchbruch des Smarthomes immer noch auf sich warten. Nur sechs Prozent der Deutschen nutzen bereits Smarthome-Lösungen, so ein aktueller Report des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft. Zu teuer und zu wenig praktikabel seien die Anwendungen, lautet das vernichtende Urteil. Zusätzlich erschweren zahlreiche Lösungen und Geräte, die auf unterschiedlichen Techniken und Standards aufsetzen und daher untereinander und von Hersteller zu Hersteller nicht kompatibel sein müssen, den Endkunden nicht nur die Kaufentscheidung.

Nichtsdestotrotz wird dem Smarthome ein enormes Potenzial zugesprochen. Der Verband der Internetwirtschaft eco erwartet gemäß einer durch Marktforscher von Arthur D. Little durchgeführten Studie, dass sich die Smarthome-Umsätze bis 2022 auf 4,3 Mrd. Euro verdreifachen werden. „Damit Unternehmen aber das riesige Potenzial ausschöpfen können, müssen sie Teil eines funktionierenden Ökosystems werden und offen für eine Integration und Kooperation mit Lösungen aus anderen Branchen und Technologien sein“, empfiehlt der In­ternetverband eco.

Smarte Gebäude

Auch das Facility-Management wird in den nächsten Jahren vom Smart-Boom enorm profitieren. Neue Gebäude werden gleich intelligent geplant, schon vorhandene intelligent gemacht, sodass je nach Wunsch einzelne Wohn- oder Büro­einheiten, Etagen oder auch gleich das ganze Gebäude smart gemacht werden können – je nach Wunsch und Budget. Mehr Komfort, größere Sicherheit, eine angepasste Wohn- oder Arbeitsumgebung und eine bessere Energiebilanz sind die Vorteile intelligent vernetzter Gebäude.

„Besonders mit der neuesten IoT-Sensorik sind und werden Gebäude smart und somit auch nachhaltiger sein“, weiß Frank Krause, Chief Sales Officer bei Caverion. „Gebäude werden mehr und mehr zu fühlenden Objekten werden, die sich tagesaktuell auf die Bedürfnisse der Menschen einstellen.“ Die Sensorik, mit der das Unternehmen arbeitet, erkennt bereits heute, wie viele Menschen sich in einem Raum befinden, und regelt entsprechend das Raumklima oder auch die Lichtverhältnisse. Und nicht nur das: „Mit unseren Energieeinspar-Contracting-Angeboten sparen wir unseren Kunden bereits heute im Durchschnitt 36 Prozent der Energiekosten“, so Krause. Besonders spannend wird seiner Meinung nach, wenn smarte Gebäude in Zukunft untereinander vernetzt sind und miteinander „reden“.
Die Firma ISS testet die neuen Möglichkeiten gleich an sich selbst und mit ihren Mitarbeitern aus – von der Gesichts- und Stimmungserkennung bei Kunden über die automatische Regelung des Raumklimas mithilfe diverser im Haus verteilter Sensoren und das Management der verfügbaren oder auch nicht verfügbaren Arbeitsplätze bis hin zur Einweisung von Technikern per 3D-Brille in Arbeitsabläufe und Wartungsaufgaben. Es wird einfach alles mal ausprobiert, was Kunden später vielleicht einmal für das Gebäudemanagement angeboten werden könnte.

Smart Citys

Laut eco und Arthur D. Little wird der Smart-City-Markt in den kommenden Jahren einer der am schnellsten wachsenden Sektoren weltweit und auch in Deutschland sein. 2017 verzeichnete er in Deutschland einen Umsatz von circa 20,4 Mrd. Euro. Bis 2022 soll er sich dann schon auf rund 43,8 Mrd. Euro mehr als verdoppelt haben.

Für Prof. h. c. Dr. Etezadzadeh, Gründerin und Institutsleiterin des SmartCity.institute, ist eine Smart City „eine Stadt, die nicht nur auf ihren Selbsterhalt, sondern auch auf den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt ausgerichtet ist. Sie stellt die Lebensqualität aller Bewohner, den Erhalt des Klimas und der lebendigen Umwelt in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung. Eine Smart City strebt nach der Festigung ihrer eigenen Identität, nach lebendiger Vielfalt, sozialer Kohäsion und umfassender Resilienz. Sie hat eine integrierte Stadtverwaltung, die effektiv und nach den Kriterien der Urban Governance arbeitet. Sie verfügt über geeignete Infrastrukturen und nutzt inter­operable Techniken, die Vernetzung von Systemen sowie die Digitalisierung, um ihre Ziele zu erreichen, ohne sich technischen Innovationen jemals auszuliefern.“ Dabei wird die Digitalisierung in alle Lebensbereiche eindringen, und die Städte werden für dieses Ziel insbesondere ihre urbanen Infrastrukturen modernisieren müssen.
Und noch etwas ist klar: Ohne Smart Services keine Smart Citys. Die technische Basis dafür sind IoT- und Cloud-Plattformen, über welche die Daten gewonnen werden, die dann – analysiert und aufbereitet – in die Smart Services für die Bürger ein- und diesen wieder zufließen. Dabei können sich die „IT-Plattformen unabhängig von der Größe einer Stadt zu einer Art kommunales Gehirn entwickeln“, weiß Etezadzadeh. Ausgerüstet mit einer VR-Brille und einem 3D-Drucker könnten z. B. technische Außendienstmitarbeiter der Stadt die „kleinen grauen Zellen“ dieses kommunalen Gehirns anzapfen, um schneller und besser Wartungen und Reparaturen an der Verkehrsinfrastruktur durchzuführen.

„Die Smart City stellt die Lebensqualität aller Bewohner in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung“, so Prof. Dr. Chirine Etezadzadeh.

Es gibt verschiedene Strategien auf dem Weg zu einer Smart City. Jede Stadt muss den am besten für sie geeigneten herausfinden, es gibt keine Universallösung. In seinem Smart City Index empfiehlt Roland Berger den Großstädten, erst einmal zu ermitteln, welche Services ihren Bürgern wichtig sind, wo der Schuh drückt. Wichtig sei, dass Smart-City-Ansätze nicht in einzelnen, unverbundenen Lösungen stecken bleiben, sondern die Breite der öffentlichen Daseinsvorsorge adressieren und die entsprechenden Anwendungen auch untereinander verknüpfen. Von Vorteil wird es dabei sicher sein, auf dem aufzubauen, was man schon hat oder besonders gut kann, um dann Schritt für Schritt eine Lösung, einen Service nach dem anderen zu entwickeln und einzuführen.

Mobilität im urbanen Raum

Eines der dringendsten Probleme, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchen, ist die Planung und Organi­sation des künftigen städtischen Verkehrs, auch um den Bürgern zukunftsweisende Verkehrskonzepte bei gleichzeitiger Reduktion der klima­schädlichen und gesundheitsschädigenden Abgase offerieren zu können. „Im Mobilitätssektor werden sich nicht nur die Antriebsverfahren, sondern auch die Nutzungsweise der Verkehrsträger sowie das Mobilitätsverhalten insgesamt verändern“, betont Chirine Etezadzadeh. Dies erfordere u. a. Innovationen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs, des öffentlichen Verkehrs sowie in der urbanen Logistik. Ihrer Meinung nach „wird der Durchbruch hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Mobilität im urbanen Raum durch autonome Fahrzeuge erreicht werden. Zusätzlich lassen sich zum Beispiel über offene Cloud-Plattformen vernetzte Verkehrssysteme in Echtzeit organisieren. Gerade für Ballungsgebiete stellt das wachsende Verkehrsaufkommen eine große Herausforderung dar.

Das Auto wird zum Sinnbild für „smarte Services“: Vom Einhalten der Emissionswerte durch flexible Routenführung und Navigation bis zum vollständigen autonomen Fahren wird jede Generation Auto mehr zur KI. Quelle: Smart Service Welt Innovationsbericht 2017, BMWi, Darstellung angelehnt an c‘t 221/2016, S. 180

Das Auto wird zum Sinnbild für „smarte Services“: Vom Einhalten der Emissionswerte durch flexible Routenführung und Navigation bis zum vollständigen autonomen Fahren wird jede Generation Auto mehr zur KI.
Quelle: Smart Service Welt Innovationsbericht 2017, BMWi, Darstellung angelehnt an c‘t 221/2016, S. 180

Stefan Höchbauer von der SAP erklärt dazu: „Folgendes Szenario wäre künftig denkbar: Sie fahren mit Ihrem Auto in eine Stadt mit kostenpflichtigen Umweltzonen. Ihr Wagen erkennt, ob er das dortige CO2-Limit einhalten werden kann und bietet Ihnen Optionen an, wie Sie Ihre Gebühr senken können – etwa, indem Sie auf Hybridantrieb umstellen oder Ihre Höchst­geschwindigkeit senken. Ein solches System schafft nicht nur Anreize zu umweltbewusstem Fahrverhalten durch niedrigere Gebühren. Es erhöht auch die Attraktivität des multimodalen Stadtverkehrs, indem Fahrer ihr Auto am Rand der Umweltzone parken und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen oder Elektro-Scooter und Fahrräder nutzen können. Über eine offene Cloud-Plattform lässt sich ein solches vernetztes Verkehrssystem in Echtzeit organisieren.“ Darüber hinaus werden „aus dem Zusammenspiel innovativer Mobilitätsformen und deren digitaler Vernetzung zahllose Möglichkeiten, Geschäftsmodelle zu etablieren, resultieren“, so Chirine Etezadzadeh weiter. Als einfachste Beispiele nennt sie Apps, die Mobilitätsmärkte schaffen, indem sie Anbieter und Nachfrager mit­ein­ander vernetzen, wie beispielsweise Ridesharing- und Carsharing-Dienste oder Travelservices. „Komplexer wird es, wenn verschiedene Verkehrsträ­ger und Dienste miteinander vernetzt werden müssen, damit ver­kehrs­träger­übergrei­fend nahtlose Reise­erfahrun­gen entstehen.“ Die Wertschöpfungspotenziale jedoch sind mannigfaltig. Beispielsweise arbeitet SAP an einem offenen System für den Betrieb eines E-Fuhrparks, das aber auch für alle elektrifizierten Modelle von Fahrzeugen und Ladeinfrastrukturen in gemischten Fuhrparks eingesetzt werden kann.

Fest steht, für den urbanen Verkehr der Zukunft müssen die richtigen technische Voraussetzungen geschaffen wer­den. „Zustandsinformationen von Din­gen lassen sich mit der herkömmlichen Funktechnik gar nicht oder nur mit hohem finanziellen Aufwand über­tra­gen,“bemerkt Wolfgang Krüger, Head of Networks / LoRaWAN bei der Telent-Tochter Netzikon. Abhilfe schaffte hier eine nach LoRaWan standardisierte Funk­übertragung. „Trotz geringsten Sen­deleistungen lassen sich dank dieser Technik diese jeweiligen Zustandsinformationen nicht nur über große Entfernungen sicher übertragen“, so Krüger, „die Batterien der dafür verwendeten Sensoren haben auch eine außerordent­lich hohe Lebensdauer und können damit unabhängig von Stromversorgung oder Aufladeprozeduren eingesetzt werden. Gut tun die Städteoberen daran, den Gedankenaustausch mit ihresgleichen zu suchen. Kongresse wie der Smart City Expo World Congress, der im November in Barcelona stattfinden wird, und die Blisscity, die erste deutsche Smart City Convention, organisiert vom Bundesverband Smart City e.V. und der Messe Frankfurt, bieten den perfekten Rahmen dazu.

Darüber hinaus kann man sich beispielsweise auf der Internetplattform SmartCityNews.global über das weltweite Geschehen im urbanen Raum informieren. Und nicht zu vergessen die Hypermotion, eine neue Messe, die eine Lücke im nationalen und internationalen Messemarkt der Verkehrsmessen schließen will. Dazu Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt: „Es ist die erste Veranstaltung ihrer Art, bei der es um die Digitalisierung und Dekarbonisierung geht – und zwar über alle Verkehrsträger hinweg. Um die Vernetzung und den Austausch aller Teilnehmer zu fördern, setzt dieses neue Veranstaltungsformat auf neue interaktive Formate und bietet „einen spannenden Mix aus Ausstellung, Fachkonferenzen, Workshops, Pitches, Talks und Hackathon“, so Braun.

Smart Services für Industrie und Handel

Durch die Digitalisierung und Smart Services werden herkömmliche Produktionsstrukturen grundlegend infrage gestellt. Für den Diplomatic Council, einen bei den Vereinten Nationen mit Beraterstatus akkreditierten globalen Thinktank, werden Smart Factorys in Verbindung mit dem 3D-Druck zu einer bisher kaum vorstellbaren globalen Dezentralisierung der Produktionsressourcen führen, mit dem Internet der Dinge als Businessplattform.

Entwicklungs-, Design- und Produktionszyklen werden in weiten Teilen des produzierenden Gewerbes dramatisch beschleunigt, die Supply-Chain wird extrem verkürzt. Der 3D-Druck macht die Produktion von Nischenprodukten für nur wenige Anwender auch außerhalb großer Industriegelände möglich und finanzierbar. Mensch, Maschine und Material sind über den gesamten Produktionsprozess hinweg kommunikationsfähig und tauschen sich bei Bedarf oder stetig über das Industrial Internet of Things aus.

Es gibt viele Stellschrauben, an denen Smart Services in der Industrie ansetzen können. Auch Energievertriebe können demnächst von neuen Smart Services profitieren und/oder die Vorteile an ihre Kunden weiterreichen. So erforscht die BGreenPocket GmbH zusammen mit Projektpartnern im EU-geförderten Horizon-2020-Projekt den Effekt von Rabatten, Energiespielen und sozialen Netzwerken auf das Verbrauchsverhalten von Haushalten. Mit diesen Modulen wäre die Planung zeitbasierter Rabattaktionen und von Benachrichtigungen durchsetzbar, zudem eröffneten sich neue Kommunikationskanäle für mehr Kundennähe.
Kundenzentrierung heißt auch das Erfolgsrezept der KPS AG, die Verkaufsplattformen für Unternehmen entwickelt und bereitstellt. „Sensorik bietet auch dem Handel die Möglichkeit, weitere Erkenntnisse über das Verhalten des Kunden und seine Nutzung von Produkten zu gewinnen“, weiß Stefan Metzger, als Partner der KPS AG verantwortlich für das Business-Consulting im digitalen Segment. Die Datenerfassung geschieht durch Smart Devices oder durch Technologien, die direkt in den Filialen installiert werden. Gerade im Freizeit- und Gesundheitsbereich wird es viel mehr Anwendungsfälle geben und der Angebotsumfang von Smart Services stark erweitert werden. Der stationäre Handel kann seine Position in vielen Segmenten durch den direkten Zugriff auf den Kunden stärken, und mit durchdachten Omnichannel-Lösungen und Smart Services die Kundenbindung gezielt und effizient intensivieren.

Das Thema Security-Manage­ment muss im Kontext von Smart Services und dem Internet of Things ebenso neu ausgerichtet werden. IoT-Security-Lösungen sind gefragter denn je. NTT Security launchte kürzlich Security-Services für industrielle Steue­rungs­systeme unter dem Namen IT / OT Inte­grated-Se­cu­rity-Services. „Diese ver­schiedensten Dienstleistungen bestehen aus einer Kombination von Beratungsdiensten und Managed-Security-Services“, stellt Kai Grunwitz, Senior Vice President EMEA bei NTT Security, das Angebot vor. „Die Consulting-Services zum Beispiel visualisieren Komponenten und potenzielle Risiken eines Produktionssystems. Sie bieten umfangreiche und effiziente Sicherheits­maßnahmen inklusive Netz­werk-Seg­men­tation, Filterung von OT-Protokol­len und Erkennung von Schwach­stel­len in Produktionsnetzen. Die Managed-Security-Services ermöglichen eine pro­aktive Verteidigung industrieller Steuerungssysteme durch eine kontinuierliche Überwachung, E­r­ken­nung und Abwehr von Cyberangriffen.“

Auf in die Smart-Service-Welt

An dieser Stelle ist es schier unmöglich, alle Smart-Services, Produkte und Lösungen vorzustellen, die es schon gibt oder an die schon zu denken gewagt wurde. Sie werden Anwendung finden in unserem Heim und in der Stadt, im Gesundheits- und Pflegebereich, bei Sport und Spiel, bei der Verkehrsüberwachung und -steuerung, beim Handwerk und in der Wartung, beim Banking, in der Produktion, Landwirtschaft und Logistik, schlichtweg überall. Um diese Entwicklung zu begleiten und zu fördern, schaffen Politik und gesellschaftliche Akteure die notwendigen Rahmenbedingungen in Deutschland. 2016 startete das BMWi das Technologieprogramm „Smart Service Welt I“, das 20 Smart-Service-Projekte fördert, die die Vielfalt der Smart Services abbilden. Sie können vier Themenbereichen zugeordnet werden: Mobilität, gutes Leben, Produktion und Querschnittstechnologien.

Bei allem technisch Machbaren darf man aber nicht vergessen, die Menschen auf diese Reise mitzunehmen. Sie sind diejenigen, für die die Smart Services gemacht sind und die sie anwenden sollen. Ihre Berührungsängste und Befürchtungen müssen ernst genommen werden. Nur so kann man sie völlig ausräumen, um dann gemeinsam in die schöne, neue Smart-Service-Welt gehen oder fahren zu können.

von Brigitte Kasper
b.kasper@trendreport.de

Bildquellen / Lizenz:
Aufmacher: shutterstock / filip robert
Chirine Etezadzadeh: smartcity.institute

Intelligente Mobilität in Ballungsräumen

Die TREND-REPORT-Redaktion im Gespräch mit Stefan Höchbauer, Regional President Mittel- und Osteuropa, SAP SE.

Welche Herausforderungen müssen Großstädte künftig in puncto Mobilität meistern?
Gerade für Ballungsgebiete stellt das wachsende Verkehrsaufkommen eine große Herausforderung dar. Die Bekämpfung von Staus und der damit verbundenen Abgasemissionen stehen daher ganz oben auf der Agenda und zwingen die Städte, neue Lösungen zu finden. Folgendes Szenario wäre künftig denkbar: Sie fahren mit Ihrem Auto in eine Stadt mit kostenpflichtigen Umweltzonen. Ihr Wagen erkennt, ob er das dortige CO2-Limit einhalten kann und bietet Ihnen Optionen an, wie Sie Ihre Gebühr senken können – etwa, indem Sie auf Hybridantrieb umstellen oder Ihre Höchst­geschwindigkeit senken. Ein solches System schafft nicht nur Anreize zu umweltbewusstem Fahrverhalten durch niedrigere Gebühren. Es erhöht auch die Attraktivität des multimodalen Stadtverkehrs, indem Fahrer ihr Auto am Rand der Umweltzone parken und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen oder Elektro-Scooter und Fahrräder nutzen können. Über eine offene Cloud-Plattform lässt sich ein solches vernetztes Verkehrssystem in Echtzeit organisieren.

Stefan Höchbauer: „Über offene Cloud-Plattformen lassen sich vernetzte Verkehrssysteme in Echtzeit organisieren.“

Stefan Höchbauer: „Über offene Cloud-Plattformen lassen sich vernetzte Verkehrssysteme in Echtzeit organisieren.“

Welche neuen Geschäftsmodelle wären denkbar?
Bei intelligenter Mobilität geht es darum, Fahrzeuge und Infrastrukturen wie Parkplätze, Tankstellen oder Lade­säu­len über eine Plattform miteinander zu verbinden, um dadurch vernetzte Mobilitätsservices bereit­zustellen. SAP kooperiert beispielsweise mit den Un­ternehmen Deutsche Tamoil, Q1, PACE und Tantalum, die über die Plattform SAP Vehicles Network bargeldlose Tank-, Park-, Zahlungs- und standortbezogene Lebensmittelservices anbieten. Ein Fahrzeug ist damit nicht mehr nur ein persönliches Transportmittel – es entwickelt sich zu einem wesentlichen Bestandteil eines neuen, verbundenen und agilen Verbrauchermarktes. Die Automobilindustrie reagiert auf diese Entwicklung und verschiebt ihre stark produktorientierte Sicht auf eine, die Verbrauchererlebnisse in den Mittelpunkt stellt.

SAP ist ebenfalls im Bereich Elektromobilität aktiv. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Das Thema Elektromobilität ist für uns untrennbar mit einer smarten städtischen Infrastruktur verbunden. Mit der Stadt Karlsruhe und EnBW haben wir etwa eine smarte Straßenlaterne entwickelt, die nicht nur als Ladestelle für Elektroautos fungiert, sondern über Sensoren auch die Temperatur oder die Luftwerte messen kann. Zudem arbeiten wir mit dem Energieversor­ger EWE bei der Entwicklung einer Prototyp-Lösung für den Betrieb eines eFuhrparks für Corporate- und Leasing-Fahrzeugflotten sowie Flotten aus Poolfahrzeugen zusammen. Letztlich geht es auch hier wieder um vernetzte Benutzererfahrungen. So kann in Zukunft beispielsweise ein Geschäfts­reisender bei Ankunft ein Elektroauto aus einer Car-Sharing-Flotte wählen und direkt einen Parkplatz mit Ladestation an seinem Zielort buchen. Während seines Meetings wird das Auto geladen und vom Flottenservice gewartet. Nach dem Meeting bekommt er eine Mitfahrgelegenheit zum Flughafen angezeigt und kann sie buchen. Nach der Reise werden alle Belege automatisch erfasst und der Firma in Rechnung gestellt.

Weitere Informationen unter:
https://www.sap.com/germany/industries/smart-cities.html

In der Smart City funkt‘s!

Während viele geschäftliche und private Anwendungen immer höhere Bandbreiten benötigen, kommt das Internet of Things (IoT) mit geringen Übertragungsraten aus. In der Smart City senden Sensoren Statusinformationen über Funknetze – das können Messwerte zur Luftqualität oder die Füllstände von Müllbehältern sein. Netzikon stellt hierfür die Infrastruktur auf Basis der LoRaWAN™-Funktechnik zur Verfügung.

Sensoren erfassen in der Smart City Statusinformationen und senden sie an die Zentrale, von wo aus – automatisiert oder manuell – unterschiedliche Infrastruktureinrichtungen gesteuert werden. So lassen sich z. B. Trinkwasserspeicher, Badeseen und Gewässer mithilfe von Sensoren zeit- und ortsunabhängig überwachen, Wasser- und Stromverbräuche in den Haushalten digital ermitteln. Die intelligente Straßenbeleuchtung passt sich sensorgesteuert dem Verkehrsaufkommen an und dimmt gegebenenfalls, um Energie zu sparen. Infrastrukturen für erneuerbare Energien werden ebenso mithilfe von intelligenter Sensorik in das LoRaWAN™ eingebunden und kontinuierlich überwacht. Parkraummanagement sorgt dafür, dass Autofahrer schneller einen freien Parkplatz finden; dazu melden Sensoren freie Parkflächen oder die Auslastung von Parkhäusern.

Die Datenmengen, die dazu die Sensoren an die Steuerungszentrale funken, sind extrem klein; hierfür sind die gängigen Funktechnologien nur bedingt geeignet. Eine Alternative sind sogenannte Low-Power-Netzwerke (LPWAN), z. B. das international standardisierte, auf der LoRaWAN™-Technologie basierende Funknetz von Netzikon. Ausgelegt auf Sensoranwendungen deckt es ganze Städte oder Regionen ab, kommt sowohl im Freien als auch innerhalb von Gebäuden zum Einsatz. Netzikon plant, bis Ende 2018 ihr Netz flächendeckend in Deutschland bereitstellen zu können. Es ermöglicht auch die bidirektionale Datenübertragung, wodurch sich Geräte aktiv darüber steuern lassen. Die Sender und Empfänger haben eine Reichweite von mehreren Kilometern und lassen sich einfach installieren. Die Sensoren kommen je nach Anwendung bis zu zehn Jahre mit einer batteriebetriebenen Stromversorgung aus. Das Netz arbeitet mit geringsten Sendeleistungen, die Übertragung der Daten erfolgt gemäß den deutschen Da­tenschutzanforderungen und ist verschlüsselt. Der Aufbau und die Anwendung der eigenständigen Infrastruktur von Netzikon sind deutlich kostengünstiger als die für IoT-Anwendungen in herkömmlichen Funknetzen.

Das Internet der Dinge auf LoRaWAN™-Basis macht eine Stadt zur Smart City. Entscheider in den Stadtverwaltungen und private Orga­nisationen tun gut daran, jetzt zusammen mit unseren IoT-Experten Pilotprojekte aufzusetzen, um Erfahrungen zu sammeln und um die Projekte später zu skalieren. Die Lösungen, die heute bereits verfügbar sind, lassen sich hierfür bestens einsetzen, z. B. das LoRaWAN™-Netz von Netzikon. Wer jetzt in die Smart City einsteigt, kann schon früh Kosten einsparen und langfristig seine Stadt für die Digitalisierung vorbereiten.
 

Im Gespräch: Wolfgang Krüger, Head of Networks bei der Netzikon GmbH


Herr Krüger, bitte erklären Sie uns, was hinter der LoRaWAN™-Funktechnik steckt und was sie für die Kommunikation in Ballungsräumen bedeutet?

Zustandsinformationen von „Dingen“ lassen sich mit der herkömmlichen Funktechnik gar nicht oder nur mit hohem finanziellen Aufwand übertragen. Die nach LoRaWAN™ standardisierte Funkübertragung bindet diese Dinge – z. B. Sensoren oder Aktoren – aus unterschiedlichen Infrastrukturen ein. Trotz geringsten Sendeleistungen lassen sich dank dieser Technik diese jeweiligen Zustandsinformationen nicht nur über große Entfernungen sicher übertragen; die Batterien der dafür verwendeten Sensoren haben auch eine außerordentlich hohe Lebensdauer und können damit unabhängig von Stromversorgungen oder Aufladeprozeduren eingesetzt werden.

Welche neuen Produkte und/oder IT-Lösungen müssen für Smart Cities entwickelt werden?
Zur Smart City gehört unter anderem ein in der gesamten Kommune vorhandenes Netz von Sensoren, die z. B. freie Parkplätze erkennen, Infrastrukturen wie die Wasserversorgung überwachen oder die Straßenbeleuchtung der Verkehrssituation anpassen. Wenn eine Stadtverwaltung in Zukunft von der Digitalisierung profitieren will, muss sie Systeme zur Steuerung ihrer kommunalen Handlungsfelder etablieren, die sie einfach und sicher handhaben kann.

Welche Priorität nehmen in Zukunft für Großstädte IoT-/Cloud-Plattformen ein?
Diese werden immer wichtiger. In einer Stadtverwaltung können viele Aufgaben mit den heute zur Verfügung stehenden Ressourcen bereits kaum gestemmt werden. Zukünftig werden deshalb insbesondere IT-gestützte Prozesse – getrieben durch Digitalisierungsprojekte wie IoT – nur noch auf Basis verschiedener Plattformen effizient abzubilden sein. Cloud-Plattformen bilden dabei derzeit eine sichere, zuverlässige und effizient zu handhabende Lösung.

Welche „Smart Services“ bieten Sie für welche Branchen an? Gibt es Beispiele?
In Zusammenarbeit mit unserer Muttergesellschaft, der telent GmbH – ein Unternehmen der euromicron Gruppe, und Partnern bieten wir LoRaWAN™-Lösungen im Bereich Infrastrukturüberwachung von Industrieanlagen, Produkte für Smart Home oder auch Geofencing an. Eine wesentliche Branche sind die Kommunalverwaltungen und städtischen Betriebe; diesen bieten wir konkrete Ende-zu-Ende-Lösungen an.

Was bedeutet in diesem Kontext „Intelligente Mobilität“ für Smart Cities?
Ein entscheidender Faktor intelligenter Mobilitätskonzepte ist die intelligente Steuerung von Verkehrsströmen in einer Stadt. Insbesondere beim Parkplatzsuchverkehr ermöglichen sensorgestützte Lösungen die Reduktion des Verkehrsaufkommens und damit zum Beispiel auch der Feinstaubbelastung in einer Stadt.

Welche neuen Geschäftsmodelle wären denkbar?
Um beim Beispiel der Mobilität zu bleiben, wäre ein Ansatz, Parkgebühren der Parkraumsituation dynamisch anzupassen. So können Parkgebühren in festgelegten Gebieten oder an bestimmten Wochentagen entsprechend der jeweiligen Verkehrssituation variieren. Die Beleuchtung der Parkplätze kann entsprechend der Belegung variieren und damit Strom gespart werden. Melden Sensoren eine hohe Feinstaubbelastung, werden
Verkehrsflüsse umgelenkt und die Parkgebühren angepasst, um Personen auf andere Verkehrsmittel zu lenken.

Resilienz in Smart Cities ist nicht nur eine notwendige Bedingung für Nachhaltigkeit. Welches Potenzial birgt dieses Arbeitsgebiet für deutsche Lösungsanbieter?
Resilienz beschreibt den Umstand, dass Infrastrukturen einer Stadt in Katastrophenfällen funktionieren müssen, zum Beispiel KRITIS, also kritische Infrastrukturen wie die Energieversorgung, der Verkehr, die Wasserver- und -entsorgung. Naturkatastrophen als Folgen des Klimawandels und andere Bedrohungen nehmen zu und sind eine Gefahr für diese Infrastrukturen. Das birgt großes Potenzial für deutsche Lösungsanbieter. Mit unserer
Muttergesellschaft, der telent GmbH, haben wir Lösungen für kritische Infrastrukturen im Portfolio und sind mit diesen seit Jahrzehnten zuverlässiger Partner von Unternehmen, die für ein versorgungssicheres Leben der Bürger in der Stadt vorsorgen. Unser auf dem LoRaWAN basierendes IoT-Portfolio ergänzt das Angebot in diesem Feld perfekt.

Welche Smart Services und Lösungen für die intelligente Stadt der Zukunft bieten Sie heute schon an?
Unser Portfolio umfasst Lösungen zum Beispiel für die intelligente Müllentsorgung und für das Parkraummanagement, Überwachungslösungen für Energie-Infrastrukturen und Lösungen für das Monitoring der Luft- und Wasserqualität in Städten.

 
Weitere Informationen unter:
www.netzikon.de

Bildmotiv Copyright: Fotolia / chombosan

Hypermotion mit Pitches, Talks und Hackathon

Unser Verkehrssystem steht vor einem radikalen Wandel. Geprägt von der nachhaltigen Idee der Dekarbonisierung und angetrieben durch die Digitalisierung entstehen neue, vernetzte Systeme und visionäre Lösungen werden Realität.

Die Hypermotion, die vom 20. bis 22. November 2017 erstmals in Frankfurt stattfindet, bildet diese Veränderungen ab und diskutiert die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Als erste eigenständige Plattform für die digitale Transformation, die intelligent vernetzte Verkehrssysteme der Zukunft als Leitgedanken behandelt, etabliert die Messe Frankfurt damit ein völlig neues Veranstaltungsformat. Bei dem Mix aus Ausstellung, Konferenzen, Pitches, Talks und Hackathon stehen neue Geschäftsmodelle und die Vernetzung aller Teilnehmer im Vordergrund.

Visionen und Herausforderungen

Eine Reihe von Start-ups haben neue digitale Geschäftsmodelle entwickelt. Eine passende Präsentationsbühne dafür bieten die Pitches für Entrepreneure und Visionäre, die hier ihre disruptiven Ideen vor einer renommierten Jury vorstellen können. Unter dem Motto „Next Generation Mobility“ werden Soft-, Hardware- und UX-Spezialisten zusammengebracht. Ausgerüstet mit modernster Technik können sie beim Hackathon an realen Challenges arbeiten und ihre Skills im Wettbewerb um attraktive Preise beweisen.

Abgerundet durch Ausstellung und Konferenzen, ermöglicht die Plattform die Vernetzung aller Teilnehmer zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

Grenzenloser Verkehr

Mobilität kann nicht gedacht werden, ohne Transport, Logistik, IT, Infrastruktur und letzten Endes auch Themen wie Stadtentwicklung, Smart City und Architektur zu integrieren. Daher versteht sich die Hypermotion selbst als branchenübergreifendes Event, welches die Experten der verschiedenen Fachrichtungen zusammenbringt. Gestalter, Architekten, Planer und Designer etwa sind in einem Workshop dazu aufgefordert, konkrete Zukunftsbilder für die Metropolregion FrankfurtRheinMain vorzube­reiten. Die integrativen Visionen der Wohn- und Siedlungsräume in Verknüp­fung mit neuen, nachhaltigen Mobilitätsformen werden im Sommer 2018 im Rahmen der Ausstellung „Living the Region“ des Deutschen Architekturmuseums präsentiert. Verschiedene Fachkonferenzen zu den Themen Digitalisierung, intelligente Transport-Systeme und Intermodalität gehören ebenso zum interdisziplinären Rahmenprogramm wie der „Vision mobility Think Tank“. Dabei werden in mehreren Talkrunden die Themen Connectivity, Hypermodality und Smart Regions diskutiert. Der Blick über den eigenen Tellerrand soll nicht nur aufschlussreiche Informationen liefern, sondern neue Impulse geben, um gemeinsam Lösungen für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln.

Unser Verkehrssystem steht vor einem radikalen Wandel. Neue Möglichkeiten der Vernetzung und des Austauschs dienen als Katalysator und bringen die Visionen der Zukunft ein Stück näher.

Weitere Informationen unter:
www.hypermotion-frankfurt.com

Future Store: Mit Smart Services den Kunden begeistern

Big Data, Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge machen aus dem alltäglichen Einkauf das Erlebnis Shopping.

Gewitzt, geschmackvoll, chic – im Duden finden sich Dutzende passender Synonyme für das englische „smart“. Von Smart Products hat man schon gehört, bei Smart Data müssen die meisten bereits zweimal nachdenken: Davon spricht man, wenn sehr große Datenmengen („Big Data“) hinsichtlich ihrer weiteren Verwendung im Business-Kontext ausgewertet werden. Interessant wird es, wenn sich smarte Produkte und Daten mit einer Internet-Plattform verbinden. Aus der Kombination von Sensoren, Prozessoren, Künstlicher Intelligenz (KI) und Cloud- und Internet-of-Things (IoT)-Anwendungen entstehen dann Smart Services – intelligente Dienste, die für Handelsunternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten der Differenzierung im Wettbewerb bergen.

Der Einsatz von Smart Services er­öffnet Unternehmen aller Branchen ungeahnte Möglichkeiten der Kun­den­gewinnung und -bindung. Handelsunternehmen können solche da­ten­­ba­sierten, serviceorientierten Ge­schäfts­modelle maßgeschneidert und idea­ler­weise in „Realtime“ beziehen und ihre klassischen physischen Dienste damit ergänzen. So nutzen sie die digitale Transformation gewinnbringend für sich.

Im Vordergrund steht der Kundennutzen, nicht das Produkt

Auf Basis von IoT-Plattformen lassen sich Smart Services entwickeln und betreiben. Das Spektrum an Technologien ist breit und die Dynamik im Markt groß. Dies kann die Auswahl der geeigneten Plattform erschweren. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat im September 2017 deshalb eine Marktstudie veröffentlicht („Internet of Things – IT-Plattformen für das Internet der Dinge“), die den Vergleich von IoT-Plattformen auf dem deutschsprachigen Markt ermöglicht. Basis ist ein Referenzmodell zur strukturierten Darstellung von Leistungsparametern und konkreten Funktionalitäten von IoT-Plattformen. Beim Smart Service steht nicht das Produkt im Vordergrund, sondern der Kundennutzen. Handelsunternehmen können ihre Kundenbeziehung automatisiert über Internet-Plattformen organisieren. Durch eine innovative Vernetzung von Hard- und Software, Daten und Services sowie das gemeinsame Agieren in einem Netzwerk können sie ihre etablierten Geschäftsmodelle durch nutzerorientierte Modelle ersetzen.

In seinem Alltag nutzt wohl jeder bereits Smart Services. Wenn er seine Paketlieferung per Tracking & Tracing über eine Webmaske verfolgt oder ein Mietauto über die Car-Sharing-App bucht beispielsweise. Zentral ist dabei der Vernetzungsgedanke: Je stärker Services übergreifend verbunden sind, desto attraktiver und nutzerfreundlicher gestalten sie sich.


Virtuelle Promoter

Auch ohne Brille greifen virtuelle Welten immer mehr in unseren Alltag ein. In Einkaufspassagen überraschen virtuelle Promoter verblüffte Passanten. Eine Kinect-Kamera, wie man sie von modernen Spielekonsolen kennt, bildet die Grundlage. Eine auf Schaufensterscheiben projizierte Figur lässt sich so per Gesten steuern und preist verschiedene Waren an.


Neue Arten der Wertschöpfung

„Für die Unternehmen ergibt sich eine ganz neue Art der Wertschöpfung“, erklärt Wolfgang Wahlster, Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken. „Wurde bisher das Produkt einmal verkauft, hat der Hersteller kaum noch Bezug zum eigentlichen Nutzer. Durch Smart Services hingegen bekommt er immer wieder Rückkopplung zum Kunden und kann im laufenden Betrieb neue Leistungen anbieten.“

Rückkopplung über Customer-Self-Service-Portale

Handelsunternehmen operieren seit einiger Zeit mit sogenannten Customer-Self-Service-Portalen – Weboberflächen, über die der Kunde sich einloggen und dann zum Beispiel Repara­turen zu seinem erworbenen Produkt in Auftrag geben kann. Über solche Tools verstärken Händler die Kundenbindung und können zusätzliche Up-Selling-Potenziale nutzen, indem sie etwa Versicherungen darüber anbieten. Weil E-Commerce-Erfolge belegen, dass konsequent digitale und automatisierte Prozesse einen hohen Servicelevel gewährleisten, machen sich solche neuen Möglichkeiten inzwischen auch andere Branchen zunutze, darunter der Versicherungssektor. Sascha Däsler, Manager bei der PPI AG, einem Entwickler von Customer-Self-Service-Portalen: „Große wie kleine E-Commerce-Anbieter machen der Versicherungsbranche vor, dass ein hoher Grad an Digitalisierung und Automatisierung nicht zu Lasten der Servicequalität geht. Der Kunde ist bereits digital, womöglich hat er seinen Vertrag digital abgeschlossen. Nun will er seine Serviceanfrage auch digital loswerden und das so schnell wie möglich, ohne Hindernisse. Er will sein Anliegen loswerden, aber dabei immer abgeholt werden.“

So erfährt der Kunde mehr Transparenz und Beschleunigung im Prozess und kann sichergehen, dass alles vollständig beim Unternehmen ankommt. Dieses wiederum stellt sicher, dass der Prozess End-to-End gedacht wird und der Endkunde eine Rückkopplung durch das Unternehmen erfährt.

Künstliche Intelligenz ist eine der Schlüsseltechnologien für Händler zum Aufsetzen von Smart Services und damit dem Steigern von Kundennähe, Wachstum und Profit. Es ist kein fernes Zukunftsszenario mehr, dass man alltägliche Einkäufe durch Systeme für Künstliche Intelligenz und Chatbots erledigen lässt.

On- und Offline ergänzen sich zu smarten Services

In der realen Welt demgegenüber soll es das Erlebnis-Shopping sein. Dort sind „online“ und „offline“ schon längst keine Gegensätze mehr, sondern ergänzen sich zu smarten Services. Omni- oder Multichannel – einst die Kür im Handel – ist längst Pflicht. Der Kanal wird zweitrangig, das Erlebnis steht im Vordergrund. Die Fachwelt spricht hier von „Budget-Retail“: Neben den Preis als Kaufargument tritt im stationären Handel immer stärker der Lifestyle. Den Discount, aber auch Einkaufszentren, stellt Budget-Retail vor neue Herausforderungen. Denn der nackte Preiskampf verlagert sich künftig ins Internet. AuthentiCity ist ein weiteres Schlagwort in diesem Zusammenhang. Es bedeutet: Der Store entwickelt sich zum Dreh- und Angelpunkt für die lokale Verankerung in einer Stadt und für die direkte Kommunikation mit der Community.

Unter Berücksichtigung sich stetig erweiternder technischer Möglichkeiten (digitale Schaufenster, Apps mit Rabattaktionen) erweitert man den Begriff Omnichannel heute zuweilen zu „Local Commerce“. Dieser nähert sich der Fusion von On- und Offline von der E-Commerce-Seite, indem stationäre Geschäfte mit dem Internet verbunden werden und umgekehrt. Hierbei geht es darum, Waren nicht nur über das Internet in Online-Shops oder über Marktplätze zu verkaufen, sondern stationäre Geschäfte mit dem Internet zu verbinden und umgekehrt. Inzwischen gibt es sogar regelrechte Local-Commerce-Marktplätze wie etwa Locafox.

Den Lifestyle zu vermitteln, bedarf Technologien und Strategien für eine zunehmend konvergente „Handelswelt“. Prozesse müssen in diesem Kontext End-to-End gedacht und gebaut werden. Das Internet of Things trägt dazu bei, dem stationären Handel neue Attraktivität zu verschaffen und das Einkaufserlebnis zu verbessern: Die Systeme können Kunden beispielsweise über deren Mobilfunkanbindung identifizieren, wenn diese den Laden betreten, und via Indoor-Navigation zu Produkten leiten, für die sie sich bereits im Vorfeld online interessiert haben. Mit Minisendern, sogenannten Beacons, ausgestattete Paletten sind ein Beispiel für solche cyber-physikalischen Einkaufsumgebungen. Sobald sich ein Kunde der Palette nähert, schickt ihm der Beacon Informationen zur Ware auf sein Smartphone.

Filialprozesse automatisieren durch Künstliche Intelligenz

So lassen sich viele Prozesse in der Filiale durch Künstliche Intelligenz automatisieren. Smarte Kühlthekensysteme prüfen Bestände und die Mindesthaltbarkeit. Selbstfahrende Einkaufswagen sind mit SB-Scannern ausgestattet. Augmented Reality wird für Produkt­anzeigen und mobile Scanfunktion im Bezahlvorgang eingesetzt.

Hohes Potenzial für Kostensenkung und smartere Services steckt im Management der Lieferketten. Gegenüber erfahrungsbasierten Schätzungen der Lagerhaltungskosten haben KI-unterstützte Abverkaufsprognosen eine deutlich höhere Treffsicherheit. Hier sind Einsparungen bis zu 50 Prozent möglich (Quelle: Akzente 2_17: McKinsey & Company, Inc.). Davon profitiert neben der Industrie insbesondere auch der Einzelhandel.

Digitalisierung im Warenlager

Im Lagerbereich ist Auffüllen der Regale per Roboter bereits Realität. Und doch ist im Warenlager noch Luft nach oben in Sachen Digitalisierung. Hier will die Deutsche Warenlager GmbH (DWLG) aus Garmisch-Partenkirchen Abhilfe schaffen. Sie entwickelt ERP-Systeme, die das Lagermanagement und die kaufmännischen Prozesse von der Einlagerung über die Entnahme und die Fakturierung bis zum Versand der E-Rechnung unterstützen. Die ERP-Lösung der DWLG identifiziert nicht nur Spitzenzeiten, sondern erkennt vorher, dass die Nachfrage anzieht und bald ein Minimalstand erreicht sein wird. DWLG-Geschäftsführer Mario Springer: „Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil, denn wir ermöglichen auf diese Weise einen kostengünstigen Wareneinkauf – außerhalb der Spitzenzeiten, wenn die Ware billiger ist. So können wir den Bestellrhythmus unserer Kunden verbessern.“

Smarte logistische Wertschöpfungsketten ermöglichen, dass Waren immer schneller, transparenter und einfacher gehandelt werden können. Das ist insbesondere im Fashion-Bereich bedeutend. Der ungebrochene E-Commerce-Boom, häufige Kollektionswechsel, kleine Liefermengen und kurze Lieferzeiten, saisonale Auftragsschwankungen, Online- und Offline-Vertriebskanäle sowie eine Retourenquote von bis zu 50 Prozent bilden das Spannungsfeld, welches den Modehandel wie auch die Logistikexperten vor enorme Herausforderungen stellt. Diese manifestieren sich in immer komplexer werdenden Prozessen der Fashion-Logistik – induziert unter anderem durch Multi­channel-Distribution oder Omni­channel-Distribution, aber auch durch höhere Retourenquoten.

Intralogistische Lösungen für die Textilindustrie

Franz Stöger kennt die Anforderungen an E-Commerce-Logistik insbesondere für Fashion-Anbieter.

„Anprobieren vor dem eigenen Spiegel, kostenlose Rücksendung und Preisdruck durch starke Konkurrenz haben die Anforderungen im innerbetrieblichen Materialfluss für Produzenten und Hersteller signifikant erhöht“, weiß Franz Stöger, Vice President Market Sector Fashion bei der SSI Schäfer Automation GmbH, Graz/Österreich. Das Unternehmen hat einen Systembaukasten an intralogistischen Lösungen für Textilindustrie und Modehandel entwickelt, um den komplexen Anforderungen der Fashion-Branche gerecht zu werden. Handelsunternehmen können damit ein breites Produktspektrum lagern, Waren nach Auftragseingang schnell ausliefern, tägliche und saisonale Spitzen effizient bewältigen und ihr Retourenhandling optimieren.

In einer ähnlichen Lage befindet sich der Lebensmitteleinzelhandel. Home-Delivery und E-Commerce gewinnen an Bedeutung; die Unternehmen der Branche müssen sich damit auseinandersetzen, wie die zunehmende Digitalisierung den Markt und Konsumententrends beeinflusst. Zwar hat der stationäre Handel hier noch den größten Marktanteil, aber die großen Player wie Amazon stehen mit neuen Modellen wie der Lebensmittellieferung schon vor der Tür und decken dabei bereits komplette Wertschöpfungsketten von Produktion bis Verkauf ab. Auch dem regionalen Lebensmitteleinzelhändler ist es aber unbenommen, die neuen Technologien zu nutzen, um seinerseits smarte und innovative Lieferservices anzubieten und sein Kerngeschäft damit zu erweitern.

Der Kanal wird zweitrangig. Das Erlebnis steht im Vordergrund.

Die Veränderungen gehen hier so weit, dass aufgrund wachsender Bedeutung des E-Commerce sogar über neue Verpackungen von Lebensmitteln nachgedacht werden muss. Diese orientieren sich bislang an den Logistikanforderungen des Handels, indem sie für den Palettenversand optimiert und displayfähig sind.

Hier sind Hersteller und Händler gefordert, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, um die positive Entwicklung des E-Commerce zu unterstützen, so die Autoren einer aktuellen Studie der TU Berlin zu Zukunftstrends der Lebensmittellogistik. Die neuen technischen Möglichkeiten sind Basis für ein erhöhtes Anspruchsdenken der Kunden 4.0. Diese erwarten vielfältige physische und digitale Touchpoints, ständige Verfügbarkeit von Angeboten und kanalübergreifende Kommunikations- und Transaktionsmöglichkeiten. „Vor allem Kleinunternehmen, die die Mehrheit unserer Partner ausmachen, fehlt oftmals die Erfahrung und die Expertise, um professionelles Online-Marketing umzusetzen. Hierdurch überlassen sie den Wettbewerb um den Kunden 4.0 den Konzernen, die sich hochspezialisierte Marketing-Experten leisten können“, so Dominik Dreyer, Geschäftsführer Groupon Deutschland.

„Smart Service ergibt eine ganz neue Art der Wertschöpfung“, so Wolfgang Wahlster, Direktor, DFKI. (Photo by Jim-Rakete.de)

„Smart Service ergibt eine ganz neue Art der Wertschöpfung“, so Wolfgang Wahlster, Direktor, DFKI. (Photo by Jim-Rakete.de)

Das Unternehmen bietet mit seiner Rabattplattform ein Marketingtool für die lokale Service- und Produktlandschaft und ist für viele seiner Partner der erste digitale Touchpoint mit ihren Kunden. Dreyer: „Die meisten unserer Kunden probieren einen Service-Partner, wenn sie dessen Deal bei uns erworben haben, zum ersten Mal aus. Stimmen Service und Beratung vor Ort, kommen sie wieder.“ Smart an diesem Service ist, dass Groupon die angebotenen Leistungen zusätzlich partnerspezifisch über Affiliate-Marketing, SEO, SEM, E-Mail-Marketing, Mobile Push-Alerts an die Medien bewirbt.

Im Store schließen kassenlose Checkouts das smarte Einkaufserlebnis ab. Der Kunde transferiert die Einkäufe seiner Einkaufsassistenten-App. Diese gibt einen Strichcode aus, den der Kunde an der SB-Kasse einscannt. Per Fingerabdruck-Scan identifiziert er sich, die Bezahlung geschieht automatisch per Lastschrift. Neue Wege beim Bezahlen eröffnen sich auch für Online-Händler, und zwar insbesondere, wenn sie ihr Geschäft internationalisieren wollen. Der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr im Online-Handel nimmt stetig zu, „rund 50 Prozent der Kunden haben schon einmal in ausländischen Shops gekauft“, sagt Dominik Haarmann, Country Manager bei Elavon Deutschland. Als Payment-Dienstleister stellt Elavon eine technologische Plattform zur Verfügung, um den internationalen Online-Handel zu vereinfachen. „Dem Kunden ist es wichtig, in der Heimatwährung bezahlen zu können“, weiß Haarmann. Fehlt die Möglichkeit, brechen die meisten den Kauf ab. Eine Plattform wie „Multi-Currency-Conversion“ von Elavon ermöglicht es Online-Händlern, ihre Produkte in unterschiedlichsten Währungen anzubieten und das Pricing den jeweiligen Marktgegebenheiten anzupassen. Mit Technologiepartnern werden gleichzeitig Anbindungen der Zahlungsplattform an Zahlungsterminals und Kassensysteme im stationären Handel entwickelt. So wachsen Online und Offline auch beim Payment zusammen – ein smarter Service für Kunden, die, egal wo sie sich befinden, immer in ihrer eigenen Währung bezahlen können.

Smart Services werden zum Dif­ferenzie­rungs­kriterium

Smart Services entstehen, wenn (Handels-)Unternehmen ihr spezifisches Kunden- und Prozesswissen mit Informationen aus Daten zusammenführen und über geeignete Schnittstellen dem Kunden zur Verfügung stellen. Bereits heute kommen im Handel selbstlernende Systeme zum Einsatz, um präzisere Abverkaufsprognosen zu stellen und Preise gewinnoptimiert festzulegen. Der nächste Schritt wären dann Chatbots, die Kundenservices übernehmen, und Lieferroboter für den Transport auf der letzten Meile. Amazon hat bereits 2016 die erste kommerzielle Drohnenzustellung durchgeführt. Der Aufbau solcher intelligenten Services wird für den Handel zum Differenzierungskriterium und damit mehr und mehr dafür verantwortlich, welche Wettbewerbsposition ein Unternehmen einnimmt.

von Frank Zscheile
f.zscheile@trendreport.de

Die neuen digitalen Gebäude-Experten

Frank Krause, Ge­schäftsführer (CSO) von Caverion Deutschland, unterhielt sich mit der TREND-REPORT-Redak­tion über die Digitali­sierung des Gebäude­­ma­nage­ments und die Gebäudeleittechnik der Zukunft.

Und da sind sie, die „digitalen Anzeichen“ dafür, dass sich der FM-Markt in einem zunehmend dynamischeren Umfeld befindet. Aber wie wird das zukünftige Facility-Management im Kon­text von Smart Citys und intelligenten Gebäuden in den nächsten Jahren aussehen?

Erste Antworten darauf fanden wir in un­serem gemeinsamen Hintergrundgespräch mit Frank Krause von Caverion, der gleich am Anfang auf die Grundlagen der digitalen Transformation im Kontext seiner „Digitalen Inventur“ hinwies. „Viele unserer Kunden wissen gar nicht genau, welche verschiedenen Techniken alle in ihren Gebäuden verbaut sind. Genau hier setzen wir an und erfassen erst einmal den kompletten Bestand der Gebäudetechnik. Wir nennen dies die ‚Digitale Inventur‘“, so Frank Krause. „Alle Daten werden in Echtzeit auf unserem Server abgespeichert und können hier jederzeit vom Kunden eingesehen werden. Bereits hier erhält der Kunde ohne Papieraufwand ein exaktes und gezieltes Bild der Abläufe seiner Gebäudeleittechnik-Anlage. Erste Schwachstellen lassen sich schon in diesem Stadium erkennen“, ergänzt Frank Krause noch.

Auf unsere nächste Frage hin, wo die gewonnenen Daten gespeichert und zu­sammenlaufen würden, erklärte uns Frank Krause, dass die Gebäudeleittech­nik (GLT) der Kunden per Fernwartung über das neue Operational Center in München angeschlossen ist und erfah­rene Energieingenieure die komplette GLT der Gebäude überprüfen. Präventiv werden hier Fehler erkannt und auch teilweise direkt über das Operational Center behoben. Frank Krause fügte hinzu: „Das ‚Caverion Operational Center‘ erfüllt alle Sicherheitsstandards nach VDMA.“ Und fährt fort: „Als zusätzlichen Service bieten wir neueste IoT-Technik zur Überwachung und Optimierung von Gebäuden an. So installieren wir Sensor- und Zähltechnik, um das komplette Raumklima in Gebäuden aufzunehmen und die Daten an das Operational Center weiterzuleiten. Mit entsprechenden Ein­stellungen kann hier immer ein optimaler Zustand gewährleistet werden, der sich insbesondere positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter in den Räumen auswirkt und mit dem Energiekos­ten eingespart werden können. Unsere Kunden haben per Internet über unser Client-Net rund um die Uhr Zugriff auf die erhobenen Daten ihrer Gebäude. Für eine hohe Transparenz können hier bspw. auch die Wartungsprotokolle eingesehen werden. Durch das Monitoren des Gebäudes können wir so exakt wie nie zuvor die Gebäudetechnik analysieren und entsprechend steuern und mit unseren Energieeinspar-Contracting-Angeboten sparen wir unseren Kunden bereits heute im Durchschnitt 36 Prozent der Energiekosten.“

Frank Krause erklärt der TREND-REPORT-Re­daktion die Aufgaben und Ausstattung des neuen Caverion Operational Center zur Fernüberwa­chung von Gebäudetechnik in München.

Frank Krause erklärt der TREND-REPORT-Re­daktion die Aufgaben und Ausstattung des neuen Caverion Operational Center zur Fernüberwa­chung von Gebäudetechnik in München.

Der FM-Dienstleister verbessert und optimiert mit seinen digitalen Dienstleistungen nicht nur bestehende Gebäude, sondern auch Neubauten können von den erhobenen Daten profitieren. Frank Krause betont dabei: „In Zukunft möchten wir die Daten auch für den Zweck anbieten, Neubauten mit dem Wissen und den Schlüssen aus diesen Daten besser und energiesparender zu bauen. Bei Caverion gibt es bereits heute in den Unternehmensstrukturen eine enge Ver­bindung zwischen den Sparten FM, Energie und Digitalisierung.“

Der Anbieter für technische Gebäudeausrüstung in allen Gewerken, Facility Services und Industrial Maintenance beschäftigt an mehr als 20 Standorten rund 2 300 Mitarbeiter in Deutschland. Frank Krause schildert Trends, die kurz- und mittelfristig als Innovationstreiber auch im FM wirken. Durch „Big Data“ steht eine „vorrausschauende Wartung“ rou­tinemäßig zur Verfügung. Mehrere Da­tenquellen, die bisher nicht miteinander in Verbindung gebracht wurden, könn­ten auf einer Smart-Data-Plattform in Zukunft vernetzt werden, um Probleme frühzeitig zu erkennen und bspw. vorausschauend instand zu halten.

Auf unsere letzte Frage hin, wie „smart“ unsere Gebäude dann wirklich in Zukunft sein werden, wusste Frank Krause: „Besonders mit der neuesten IoT-Sensorik sind und werden Gebäude smart und somit auch nachhaltiger sein. Gebäude werden mehr und mehr zu fühlenden Objekten werden, die sich tages­aktuell auf die Bedürfnisse der Menschen einstellen. Unsere Sensorik erkennt bereits heute, wie viel Menschen sich in einem Raum befinden und regelt entsprechend das Raumklima. Auch die Lichtverhältnisse werden automatisch erkannt und optimal eingestellt. Neben einer enormen Senkung der Kosten wird sich diese smarte Technik auch positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Besonders wenn man bedenkt, dass wir durchschnittlich ca. 80 Prozent unseres Lebens in Gebäuden verbringen. Spannend wird es natür­lich auch, wenn smarte Gebäude in Zu­kunft untereinander vernetzt sind und miteinander ‚reden‘ und sich austauschen. Dieser Weg hin zu einer Smart City rückt mehr und mehr in greifbare Nähe.“

Weitere Informationen unter:
www.caverion.de

lawpilots – E-Learning für Datenschutz

Dr. Dieter Kerkfeld, Mitgründer und Geschäftsführer von lawpilots erläutert im Interview besondere Herausforderungen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter im Zuge der EU-weiten Datenschutzreform.

 

Nur geschulte Mitarbeiter verfügen über ein angemessenes Datenschutz- und
Sicherheitsbewusstsein, um die IT-Sicherheit und die Einhaltung von Vorschriften in Ihrem Unternehmen zu gewährleisten. Datenschutz, Compliance und IT-Sicherheit – Themen, deren Umsetzung in Unternehmen immer komplexer und dringlicher werden.

 

 

Herr Dr. Kerkfeld, wie steht es um die Umsetzung hinsichtlich der Anforderungen im Kontext der DSGVO in Unternehmen Ihrer Erfahrung nach?

Die Umsetzung ist gemeinhin noch nicht weit fortgeschritten. Einige Unternehmen evaluieren zurzeit ihren Handlungsbedarf, viele werden sich erst 2018 mit dem Thema richtig befassen. Der Aufwand, der mit der DSGVO verbunden ist, wird von vielen Unternehmen unterschätzt, dabei ist er gerade in größeren Unternehmen erheblich.

Beispielsweise muss ein neuer Anspruch wie die Datenportabilität, bei dem Kunden ihre digital gespeicherten Daten zu einem anderen Anbieter mitnehmen dürfen, langfristig vorbereitet werden. Es sind viele IT-Systeme davon betroffen und die Frage, wie die Daten extrahiert und in einfacher Art und Weise herausgegeben werden können, ist oftmals nicht einfach zu beantworten.

Aussitzen kann man das Thema allerdings nicht. Dafür sind die neuen Bußgelder und die Gefahr für ungewollte Datenschutzverstöße im Zeitalter der Digitalisierung zu hoch.

 

Welche Fragen sollten sich Unternehmen so kurz vor dem Start jetzt stellen? 

Da gibt es die drei großen Themenbereiche Kunden, Mitarbeiter und Prozesse aus denen sich drei zentrale Fragen ableiten lassen:

Werden wir unseren Kunden gegenüber die neuen Informationspflichten erfüllen, sind unsere Texte und Verträge entsprechend angepasst?

Wie bauen wir intern ein Risikomanagement für die DSGVO auf, ganz ähnlich wie beim Informationssicherheitsmanagement?

Wissen unsere Mitarbeiter, was sie bei der Verarbeitung personenbezogener Daten beachten müssen und was sich ändern wird?

 

Wie können Vorgaben eingehalten werden und wie unterstützen Sie Unternehmen in diesem Kontext?

Die Vorgaben können dauerhaft nur eingehalten werden, wenn die Mitarbeiter in den Abteilungen entsprechend geschult sind. Sie müssen wissen und erkennen können, wann besondere gesetzliche Vorgaben bei der Datenverarbeitung zu beachten sind.
Wann Daten pseudonymisiert oder gar anonymisiert werden müssen, wann besondere Dokumentationen angefertigt und in welchen Fällen zusätzliche Verträge geschlossen werden müssen.

Hier wird in Zukunft jede Abteilung in die Pflicht genommen werden. Wir helfen den Unternehmen, ihre Mitarbeiter zu sensibilisieren, wie sie richtig vorgehen und in welchen Fällen sie nachfragen müssen.

 

Wer sind die lawpilots und was steckt dahinter? 

lawpilots ist das neue LegalTech von Schürmann Wolschendorf Dreyer Rechtsanwälte und dem Beratungsunternehmen ISiCO Datenschutz. Wir sensibilisieren Mitarbeiter für Datenschutz, IT-Sicherheit und Compliance.

Die Kursinhalte entwickeln wir gemeinsam mit einem Expertenteam, bestehend aus hochspezialisierten Rechtsanwälten und Datenschutzexperten. Diese Kooperation ermöglicht uns außerdem, immer die aktuelle Rechtslage abzubilden und exklusives Knowhow für Branchen und Fachbereiche anzubieten.

Wir sind ein Gründerteam aus Anwälten und Beratern. Ich selbst habe nach meiner Zeit in der Strategieberatung bereits mehrjährige Erfahrung im Aufbau von E-Learningplattformen gesammelt.

Zusammen mit meinen Partnern haben wir lawpilots im Mai 2017 gegründet. Die Wahl des Monats ist übrigens kein Zufall; genau ein Jahr später muss die DSGVO Anwendung finden. Da kommen die lawpilots-Schulungen nun wie gerufen.

 

„Unser Ziel ist es Datenschutz-Trainings modern und spannend, mit Videos, Experteninterviews, Rollenspielen und vielen Praxisbeispielen zu präsentieren“, erläutert Dr. Dieter Kerkfeld.

 

An wen richtet sich der Datenschutz-Kurs? Werden Vorkenntnisse benötigt? 

Wir bieten mit unseren Online-Trainings besonders kleinen und mittleren Unternehmen eine gute Alternative zu Präsenzschulungen. Aber auch für große Unternehmen oder Unternehmen mit hoher Fluktuation sind Online-Trainings einfach viel praktikabler.

Im Zuge der Datenschutzgrundverordnung müssen schließlich alle Mitarbeiter im Umgang mit personenbezogenen Daten geschult werden. Unsere Kurse vermitteln daher das erforderliche Bewusstsein für Datenschutz und Informationssicherheit im Arbeitsalltag.

Vorkenntnisse setzen wir nicht voraus, wer welche hat, kann bereits bekannte Teile einfach überspringen. Dabei sind die Kurse lernpsychologisch optimiert, sodass sichergestellt ist, dass der Mitarbeiter Spaß am Lernen hat und das notwendige Wissen nachhaltig vermittelt bekommt. Die Kurse bieten wir zurzeit auf deutsch und englisch an, weitere Sprachen sind in Vorbereitung.

 

Online lernen: Wie genau können sich potenzielle Teilnehmer das vorstellen?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Datenschutz-Trainings anders zu präsentieren als man es gewohnt ist. Modern und spannend, mit Videos, Experteninterviews, Rollenspielen und vielen Praxisbeispielen, damit das Lernen Spaß macht und nachhaltig wirkt.

Die Mitarbeiter melden sich über den Webbrowser bei lawpilots an – ohne Installation von Software – und können den Kurs beginnen und pausieren wann sie möchten, so dass nicht ganze Teams auf einmal ausfallen. Natürlich können die Kurse auch am Handy oder Tablet absolviert werden.

Statt Paragraphen beizubringen, beantworten wir praktische Fragen aus dem Arbeitsalltag, zum Beispiel bei welchen Daten man aufpassen muss und was man mit den Daten machen darf. Das Besondere ist, dass wir Wissen mit Emotionen verankern, die Sinne über verschiedene Medien ansprechen, immer wieder zusammenfassen, was gerade gelernt wurde und statt klassischer Multiple-Choice-Tests prüfen wir über Dialoge in Rollenspielen.

 

Wie flexibel und schnell können Unternehmen Ihre Angebote beziehen? 

Die Kurse sind auf unserer Homepage (www.lawpilots.com) jederzeit ganz unkompliziert buchbar. Drei neue Mitarbeiter fangen nächsten Monat an? Buchen Sie einfach dreimal den Kurs und die Mitarbeiter können direkt loslegen.

Wir erstellen auch gerne individuelle Angebote und bieten Enterprise-Services wie Anpassungen des Inhalts und des Designs an Unternehmenswünsche.

 

Nach Abschluss des Kurses: gibt es ein Zertifikat?

Ja genau. Nach erfolgreichem Abschluss bekommt der Mitarbeiter ein Zertifikat, das alle Voraussetzungen an rechtskonforme Mitarbeiterschulungen erfüllt und damit als Schulungsnachweis dient.

Die Unternehmen haben darüber hinaus Zugriff auf ein eigenes Reporting, bei dem sie jederzeit sehen können, welcher Teil ihrer Belegschaft bereits erfolgreich geschult wurde.

 

Welche weiteren Ziele haben Sie sich als LegalTech gesteckt?

Wir erstellen im Moment abteilungsspezifische Datenschutz-Kurse, beispielsweise für die Personalabteilung, das Marketing und den Kundenservice. In diesen Kursen werden speziell die fachbereichsspezifischen Anforderungen an den Datenschutz geschult.

Es soll selbstverständlich nicht nur bei Datenschutz bleiben. Wir arbeiten auch an einem Kurs zur Informationssicherheit, in dem Mitarbeiter u.a. für die wachsende Bedrohung durch Phishing, Ransomware und Social Engineering sensibilisiert werden. Es sind auch weitere Kurse zur Umsetzung aller Compliance-Themen sowie weitere Rechtsthemen rund um die Digitalisierung im Unternehmen geplant.

 

Könnten Sie sich vorstellen, ausgewählte Kursinhalte frei zugänglich anzubieten? 

Ja, in unserem Blog veröffentlichen wir regelmäßig Videobeiträge aus unseren Kursen, in denen unsere Partneranwälte beispielsweise die wichtigsten Begriffe aus dem Datenschutz erklären.

Videobeiträge rund um Datenschutz finden Sie hier:
https://www.lawpilots.com/pages/democs1deu

 

Herr Dr. Kerkfeld, vielen Dank für das Gespräch!

 

 

Zur Person
Dr. Dieter Kerkfeld 

Dr. Dieter Kerkfeld ist Geschäftsführer von lawpilots, einem Anbieter von rechtlichen Online-Trainings für Mitarbeiter. Dr. Kerkfeld verfügt aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit über umfassende Erfahrung mit der Digitalisierung und dem Aufbau innovativer E-Learning-Lösungen.

 

Seit 2017 Geschäftsführer und Mitgründer LawPilots GmbH in Berlin

–  CTO einer E-Learning-Plattform

–  Projektleiter in einer Strategieberatung

–  Promotion und Studium der Wirtschaftswissenschaften

 

Innovative, praxisnahe und flexible Online-Trainings finden Sie bei:
lawpilots

 

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
Pixabay / CC0 Creative Commons

Security-Services für DSGVO und Smart Services

Interview

Kai Grunwitz, Senior Vice President EMEA bei NTT Security erläutert im Gespräch mit der TREND-REPORT-Redaktion die aktuellen Herausforderungen im Kontext der EU-DSGVO sowie Smart Services und zeigt Lösungswege auf.

Herr Grunwitz, welche wichtigen Erkenntnisse im Kontext der EU-DSGVO gehen aus Ihrem Report „Risk:Value 2017“ hervor?

Eine der wesentlichsten Erkenntnisse ist, dass nur vier von zehn Unternehmen wussten, dass die EU-DSGVO Auswirkungen für sie haben wird.
In Deutschland war 53% der Befragten bekannt, dass die EU-DSGVO für sie gilt. Die anderen europäischen Länder reihen sich dahinter ein. Großbritannien erreichte den geringsten Wert – nur 39% der Befragten halten die EU-DSGVO dort für relevant.

Dies bestätigt unseren Eindruck aus dem Beratungsalltag. Etliche Unternehmen haben bereits mit der Umsetzung der Anforderungen begonnen und erforderliche Maßnahmen aufgesetzt. Aber einem erheblichen Teil der Unternehmen ist die Relevanz nicht bewusst oder sie befinden sich aktuell noch in der Bewertung.
Je nachdem welchen Reifegrad die etablierte Datenschutzorganisation (inklusive der Verantwortlichkeiten, Vorgaben, Prozesse und Maßnahmen) in einem Unternehmen aufweist, kann die rechtzeitige Umsetzung der Anforderungen herausfordernd sein.

Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung – neben vielen anderen – ist die Identifikation der Speicherorte für Daten. 33% der Befragten des Risk:Value Reports wussten nicht, wo ihre Daten gespeichert werden. Von den Unternehmen, denen der Speicherort bekannt ist, wissen lediglich 45%, wie sich die Anforderungen der EU-DSGVO auf die Datenspeicherung auswirken.

Der Interpretation der Anforderungen der EU-DSGVO und Bewertung der Auswirkungen – so unsere dringende Empfehlung – sollten Unternehmen unbedingt Aufmerksamkeit schenken. Nicht nur, um die Relevanz richtig einzuschätzen, sondern auch um eine umfassende Umsetzung für das Unternehmen zu gewährleisten und gegebenenfalls vorhandene Synergien zu nutzen.

 

Welche Einzel- und Microservices können bei Ihnen im Kontext der DSGVO gebucht werden?

NTT Security bietet umfassende Services im Kontext der DSGVO an – je nach Kundenwunsch über den gesamten Prozess hinweg, in einzelnen Phasen oder im Hinblick auf einzelne Anforderungen wie zum Beispiel die Identifikation des Datenspeicherorts, die Erstellung einer Verarbeitungsübersicht, der Umgang mit Datenschutzpannen oder die Durchführung einer Datenschutzfolgenabschätzung.

 

NTT Security deckt dabei beispielsweise folgende Bereiche ab:

Unterstützung bei der Relevanzbewertung
Analyse der etablierten Datenschutzorganisation im Abgleich zu den Anforderungen der DSGVO
Umsetzung der erforderlichen organisatorischen und technischen Maßnahmen
Überprüfung der Datenschutzorganisation des Unternehmens oder der Dienstleister bezüglich der DSGVO-Readiness
Unterstützung im täglichen Betrieb – sowohl als externer Datenschutzbeauftragter als auch als Berater der Verantwortlichen der Datenschutzorganisation

 

Nachfolgend ein Auszug der spezifischen Services von NTT Security:

 

Management-Briefing:
In einem Management-Briefing informiert NTT Security über wesentliche Anforderungen der DSGVO und potenzielle Auswirkungen auf das Unternehmen.
GAP-Analyse:
Eine GAP-Analyse deckt Lücken auf, schlägt Lösungen vor und definiert so eine umfassende Roadmap der erforderlichen Maßnahmen zur Erreichung der Compliance.
Identifikation personenbezogener Daten und Datenzuordnung:
NTT Security ermittelt den Speicherort und den Fluss von personenbezogenen Daten im Unternehmen und bei IT-Prozessen. So können potenzielle Compliance-Lücken analysiert und Verbesserungspotenziale identifiziert werden.
Bewertung des Managements von Datenschutzpannen:
Durch eine Bewertung des Managements überprüft NTT Security Prozesse zur Vermeidung, Identifikation und Bearbeitung von Datenschutzpannen im Abgleich zu den Anforderungen der DSGVO (inklusive Meldepflichten).
Bewertung von Sicherheitszustand und Reifegrad:
In einer Bewertung wird die Sicherheitsinfrastruktur des jeweiligen Unternehmens mit Branchenstandards wie dem Standard of Good Practice des Information Security Forums, ISO 27001:2013 und COBIT 5 verglichen.
Wahrnehmung des Mandats als externer Datenschutzbeauftragter:
Unternehmen, die nicht über einen eigenen Datenschutzbeauftragten verfügen, bietet NTT Security die Übernahme dieser Rolle durch einen zertifizierten Datenschutzbeauftragten und Experten an.
Überprüfung und Ertüchtigung des Policy-Rahmenwerks (Datenschutzmanagementsystems):
NTT Security definiert und erstellt Richtlinien, Standards sowie Verfahren zur Unterstützung der Geschäftsprozesse und Einhaltung der einschlägigen gesetzlichen Anforderungen der Unternehmen (unter anderem Vorgaben und Prozesse bezüglich des Verzeichnisses von Verarbeitungstätigkeiten, der Risikoanalyse sowie der Datenschutzfolgenabschätzung.).

 

Eine ausführliche Übersicht finden Sie hier:
Sicherheitslösungen mit Blick auf die EU-Datenschutz-Grundverordnung

Vollständiger Report zum Download:
Report Risk:Value 2017

 

Mehr zu den Lösungen von NTT rund um Smart Services …