Handel mit Zukunft

Tausende Unternehmen stehen ab 2023 in der Pflicht, ein ESG-Reporting zu generieren.

Der globale Handel von morgen muss lean, clean und green werden, sonst wird es schwierig für unsere Welt. In diesem Kontext treibt auch der Trend zu mehr Nachhaltigkeit den Einzelhandel, den Onlinehandel und die Konsumgüterindustrie vor sich her. Sicherlich heizen momentan in unserer westlichen Welt die Verbraucher:innen diesen Wandel an, indem sie verstärkt Wert auf nachhaltige Produkte legen. Ziel für den Handel und die Hersteller sollte es sein, diese Nachfragen in ihr unternehmerisches Handeln mit einzubeziehen.

Shopping der Zukunft:
Die digitale Transformation ist
der wichtigste Trend
im Einzelhandel.

Die größte Herausforderung, die von der Branche gemeistert werden muss, ist dabei die Nachhaltigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit unter einen Hut zu bringen. Der Handel hat die anspruchsvolle Aufgabe, mehr Transparenz in die Lieferkette zu bringen und Nachhaltigkeit im eigenen Lieferanten- und Vertriebsnetz sichtbar und messbar zu gestalten. In diesem Kontext hat der Bundestag im Juni 2021, den Gesetzentwurf der Bundesregierung über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten angenommen. Wie die Bundesregierung schreibt, würden im Handel und der Produktion regelmäßig grundlegende Menschenrechte verletzt und die Umwelt zerstört. Mit dem verabschiedeten „Gesetzentwurf über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten“, dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG), will sie deutsche Unternehmen deshalb verpflichten, ihrer globalen Verantwortung für die Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards besser nachzukommen.

„Nachhaltigkeit und Digita­lisie­rung ist die richtige Formel für mehr Resilienz.“

Das Gesetzgebungsverfahren ist somit nun formal abgeschlossen und das LkSG wird am 1. Januar 2023 in Kraft treten. Ab dann zunächst für Unternehmen mit mehr als 3 000 Mitarbeitenden – das betrifft rund 900 Unternehmen in Deutschland. Ab 2024 für Unternehmen mit mehr als 1 000 Mitarbeitenden – das betrifft rund 4 800 Unternehmen in Deutschland. Zeitgleich arbeitet die EU an einem umfangreicheren Lieferkettengesetz.

Deutschland muss in dem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit das 2021 verabschiedete Lieferketten sorgfaltspflichtgesetz anpassen. „Der Anwendungskreis für die EU-Richtlinie wird größer sein als der des LkSG, da für EU-Unternehmen der Anwendungsbereich bei mehr als 500 Beschäftigten und einem weltweit erwirtschafteten Nettoumsatz von 150 Mio. EUR liegt und bei Unternehmen aus Risikosektoren sogar nur bei mehr als 250 Beschäftigten und einem weltweit erzielten Nettoumsatz von 40 Mio. EUR. Es werden sich also deutlich mehr Unternehmen mit ihrer Lieferkette unter ESG-Gesichtspunkten auseinandersetzen müssen“, berichtet Benjamin Lüders von Ernst & Young, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Benjamin Lüders im Interview
Regulatorischer Druck oder Wertetransformation?
Benjamin Lüders von Ernst & Young

Laut Lüders soll­ten sich Unternehmen frühzeitig mit dem Richtlinienentwurf auseinandersetzen und ähnlich wie beim LkSG mit allen Beteiligten die Herausforderung angehen. „Es macht auch Sinn, schon heute bei der Diskussion des LkSG skalierbare Lösungen im Sinne der EU-Richtlinie zumindest mit ins Auge zu fassen“, erklärt Benjamin Lüders.
Für das Jahr 2022 müssen viele in der EU ansässige Unternehmen offenlegen, wie sich ihre Wirtschaftsaktivitäten auf Umwelt, Sozialwesen und Unternehmensführung auswirken. Viele Tausend weitere Unternehmen stehen ab 2023 zusätzlich in der Pflicht, ein ESG-Reporting zu generieren, auch weil sich die Anforderungen mit der Überarbeitung der Non-Financal Reporting Directive (NFRD) zur Corporate Sustainibility Reporting Directive (CSRD) ändern.

„Durch aktuelle regulatorische Entwicklungen – neben dem LkSG sind hier auch die CSRD und die EU-Taxonomie zu nennen – steht das Thema Nachhaltigkeit seit einiger Zeit stark im Fokus. ESG-Themen werden durch die gesetzlichen Erfordernisse zukünftig strukturierter und transparenter bearbeitet und berichtet werden. Das führt zu aktivem Wandel“, verdeutlicht Benjamin Lüders. Die ESG-Kriterien und die von ihnen abgeleiteten KPIs (Key Performance Indicators) stellen im Fi­nanz­bereich gleichzeitig Anlagekriterien dar, die von Investoren berücksichtigt werden, um ein möglichst nachhaltiges Investment zu garantieren. Nachhaltigkeit gehört also künftig zum Standard beim Reporting und bei der Finanzierung. Unternehmen sollten sich in diesem Kontext mit ESG-Software auseinandersetzen, denn ohne die passende Corporate-Performance-Management-Lösung und ohne die EU-Taxonomie in ERP-Systemen zu implementieren, steigt das Risiko Geschäftspartner und Aktionäre zu ver­lieren sowie Strafen zu riskieren. „Denn Nachhaltigkeitsrisiken sind keine Randaspekte mehr“, betont Benjamin Lüders.


Lieferkette: permanente Disruptionen

Inflation, Lieferengpässe, Gasnotstand:
74 Prozent der befragten Unternehmen sagen, dass ihre Lieferketten auf Dauer gestört sind.
Quelle: Disruption der Lieferketten: FTI Resilience Barometer 2022Shopping


Am Rande notiert:
Subscription-Geschäftsmodelle

Nachhaltigkeit und damit eine Reduzierung
der eingesetzten Ressourcen stehen häufig
im Widerspruch zu den angestrebten Wachstumszielen.
Neugeschäft und Serviceleistungen bauen meist auf
dem Verschleiß und Ausfall der Maschinen und Anlagen auf.
Mehr Verschleiß bedeutet somit mehr Umsatz.
Hier bedarf es ein Umdenken, einen neuen Geschäftsmodellansatz.
Warum Subscription-Geschäftsmodelle hier ein Weg
in eine grünere Zukunft sind, beschreiben die Experten
vom Institut FIR an der RWTH Aachen
in Ihrem Gastbeitrag unter:
https://www.trendreport.de/wachstum-durch-reduzierung/
 

„Nachhaltigkeit und Digitalisierung“, das ist die richtige Formel für den Handel der Zukunft. Ob ESG-Kriterien und Reporting oder das LkSG, das alles kann mit der Blockchain-Technologie in Zukunft viel digitaler und nachhaltiger gelöst werden. Carrefour z.B. nutzt schon seit 2018 die Blockchain-Techno­logie, um Kunden und Kundinnen zu ermöglichen, über einen QR-Code Butter, Fleisch und Gemüseproduktion vom Erzeuger bis zum Supermarkt zu verfolgen. Der Code zeigt auf, wo und wann Lebensmittel geerntet und sogar, ob diese mit Pflanzenschutzmitteln behandelt sind.

Retailer aus der Textilindustrie können nun auch auf Blockchain-basierte Sicherheit und Transparenz zugreifen. Das Düsseldorfer Start-up Retraced bietet für Marken und sowie Endkonsumenten und Endkonsumentinnen eine digitale Lösung basierend auf der Blockchain-Technologie an, um Lieferkettendetails zu kommunizieren und Nachhaltigkeitsbemühungen von Marken und Händlern zu überprüfen.

Die digitale Transformation ist der wichtigste Trend im Einzelhandel, der durch die Pandemie, Krieg und Energieknappheit immer mehr in den Fokus rückt. Viele Händler mussten schmerzlich erkennen, wie handlungsunfähig sie während des Lockdowns aufgrund fehlender Onlinekanäle und digitaler Strategien waren. Dabei werden heute bereits über Social Media sogar komplette Verkaufsevents inklusive Beratung live gestreamt. Deutsche Einzelhändler und die verantwortlichen für den Netzausbau sollten sich bei diesem Thema ein Beispiel an China nehmen. „In China ist das Morgen im Handel – das neue Einkaufserlebnis – schon heute zu sehen“, schreibt Dr. Gerd Wolfram in seiner Shoppingstory auf trendreport.de.


Unsere Reportage-Teilnehmer im Interview

Virtual Production   Wissen was der Kunde morgen will
 
Holger Berthues von Laudert   Andreas Hoogendijk und Emanuel Hoch (v.l.) von Compado

Am Rand notiert:
Social-Media-Automatisierung
Dos and Don’ts der Social-Media-Automatisierung:
Soziale Netzwerke sind beliebter als je zuvor,
doch die Social-Media-Welt ist im stetigen Wandel.
Immer wieder stellen neue Netzwerke die Unternehmens-
kommunikation vor die Herausforderung, auf vielen Kanälen
parallel zu kommunizieren. Social-Media-Automatisierung
kann helfen, den Aufwand zu minimieren.
Doch es gibt Regeln, die man dabei unbedingt beachten sollte.
https://www.trendreport.de/social-media-automatisierung
 
Shoppen in China
Digitalisierung ermöglicht viele neue Einkaufserlebnisse.
Im chinesischen Handel ist die Digitalisierung
weit vorangeschritten. Digitales Einkaufen besteht
nicht nur aus Zahlungsmitteln,
sondern ist auch ein neuer Lebensstil.
„In China ist das Morgen im Handel
– das neue Einkaufserlebnis –
schon heute zu sehen“, schreibt Dr. Gerd Wolfram
in seiner Shopping Story unter:
https://www.trendreport.de/einkaufserlebnis-in-china

Chinas Digitalwelt bildet die Basis für das digitale Einkaufserlebnis. Die stark ausgebaute digitale Infrastruktur mit Internetanschlüssen und dem Ausbau des 5G-Netzes machen ein digitales Leben komfortabel. Staatliche, wie auch lokale Behörden sind stark digitalisiert. Nicht umsonst hat China knapp eine Milliarde Inter­net­nut­zer:innen und über eine Milliarde Smartphone-Nutzer:innen. Zusätzlich ist der flächendeckende Einsatz von Schlüsseltechnologien mitverantwortlich für das digitale Einkaufserlebnis: künstliche Intelligenz, Social Media, Videokommunikation, Electronic Payment und Robotik. In China wurden bis Ende 2021 52,1 Prozent aller Einzelhandelsumsätze online abgewickelt. Das ist eine Steigerung von 7,3 Prozent gegenüber 2020.

Da man Datenschutz in China kaum kennt, haben deutsche Händler im Gegensatz dazu beim Onlinemarke­ting viel zu beachten und zu tun. Das Internet befindet sich im Umbruch: Chrome, der meist verbreitete Browser, verbannt 2024 endlich Third-Party-Cookies. Cookies wurden bisher zur Nutzer:innenwiedererkennung ver­wendet. Es war bspw. möglich, auszulesen, auf welchen Webseiten ein:e Nutzer:in vorher war. Diese Möglichkeit gibt es bald nicht mehr: ohne Cookies keine Nutzer:in­nen­wieder­er­kennung. Ferner gewinnt Privacy rasant an Bedeutung. Endgeräte verbieten zunehmend das Tracking und neue Gesetze steuern in Richtung Stärkung der Privatsphäre.

Vor diesem Hintergrund erklärt uns Andreas Hoogendijk von Compado: „Contextual Advertising, also kontextbezogene Werbung, ist die Werbung der Zukunft. Eine Werbung, die Privatsphäre unterstützt; denn die Werbung basiert darauf, was der Nutzer sieht; nicht darauf, was man über den Nutzer weiß. Für den Nutzer ist das positiv: thematisch passende Werbung, von vertrauenswürdigen Marken, bei maximalem Schutz der Privatsphäre.“

Gerade Medienhäuser haben es sich zuletzt zur Gewohnheit gemacht, mithilfe von Third-Party-Cookie-Werbelösungen Geld zu verdienen. Andreas Hoogendijk ergänzt dazu: „Medienhäuser sollten sich Contextual-Advertising-Partner suchen oder selber wieder näher mit inhaltsnahen Anzei­genkunden zusammenarbeiten. Die Verbesserung der Nutzererfahrung, kombiniert mit der richtigen Technologie, wird dabei helfen, die anstehenden Umbrüche zu meistern.“

Innovative digitale Technologien helfen heute bereits der Umwelt und dem Handel beim Marketing Kosten einzusparen. „Virtual Production“ beschreibt zum Beispiel die Integration eines Studiosets in eine 3D-Szene in Echtzeit. Ein reales Model oder Produkt wird live mit einer virtuellen Szene zusammengeführt, woraus Produktbilder und Produktpräsentationen entstehen.

„Rein als Substitut für die Location-Fotografie betrachtet, werden durch die Virtual Production bereits zahlreiche Vorteile in den Bereichen der Flexibilität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit – je nach Projekt – spürbar. Shootings sind komplett wetter- und jahreszeitunabhängig möglich. Logistik und Transportaufwände werden minimiert – was auch eine Kostenreduktion sowie eine Reduktion des CO2-Ausstoßes bedeutet“, berichtet Holger Berthues von Laudert. Der Spezialist für Marken- und Produktkommunikation ergänzt abschließend: „Wir sind davon überzeugt, dass die Virtual Production einen sehr großen Teil der Location-Fotografie in kürzester Zeit ablösen wird“.

von Bernhard Haselbauer

Regulatorischer Druck oder Wertetransformation?

Im Interview verdeutlicht uns Benjamin Lüders von EY, warum es sich für Unternehmen auszahlt, Nachhaltigkeitsrisiken in den Fokus zu rücken.

„Nachhaltigkeitsrisiken sind keine Randaspekte mehr, die Unternehmen nebenbei mitbehandeln können, sondern die zentralen Risiken unserer Zeit“, betont Benjamin Lüders eingangs unseres Gesprächs. Und genauso interpretiert unser Gesetzgeber die Lage und verfolgt das Ziel, Unternehmen einen klaren gesetzlichen Rahmen zur Erfüllung ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten vorzugeben.

Damit einher gehen zum Beispiel auch die neuen Berichtspflichten zur unternehmerischen Nachhaltigkeit. Unternehmen, die gerade dabei sind, sich auf das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) vorzubereiten, sollten nicht vergessen, dass nachhaltiges Wirtschaften Vorbereitung braucht. „Aus Erfahrung wissen wir, dass erfolgreiche Umsetzungsprojekte ca. 12 bis 18 Monate in Anspruch nehmen – bei entsprechender Komplexität des Unternehmens, seines Geschäftsbereichs und seiner Lieferkette ggf. sogar länger. Wenn weitere Themen wie Toolauswahl und externe Datenquellen hinzukommen, kann sich die Projektlaufzeit leicht noch weiter erhöhen“, macht uns Benjamin Lüders bewusst.


Nachhaltigkeitsrisiken sind keine Randaspekte!

Benjamin Lüders , EY

Aber mit welcher Strategie und welchen Tools kann nun eine sinnvolle Risikoanalyse angegangen werden? Laut Lüders nimmt die Risikoanalyse nach dem LkSG im Unterschied zur klassischen Risikoanalyse einen „Inside-out“ Fokus ein.

„Hier stehen vulnerable Gruppen im Fokus und die Frage, welche Auswirkungen das Unternehmen und seine Lieferkette auf das Umfeld bzw. involvierte Personen haben. Kundenseitig sehen wir eine enge Zusammenarbeit gerade zwischen der Nachhaltigkeitsab­teilung, dem Einkauf und dem Risikomanagement, um beide Perspektiven zu verzahnen und effiziente Prozesse zu gestalten“, verdeutlicht uns der spezialisierte Berater für Enterprise Risk Services.

Für Unternehmen gilt es zudem die neuen Anforderungen in bestehende Prozesse und Systeme zu integrieren. In der Praxis sieht Lüders zwei Tendenzen. Unternehmen, die neben ihrer klassischen Risikoanalyse – sozusagen in einem Zwischenschritt – eine LkSG-Risikoanalyse aufsetzen und dann im Anschluss diese Analyse in die bestehende Due Diligence integrieren. Oder Unternehmen nutzen ihre bestehende Risikoanalyse und erweitern diese um die Anforderungen des LkSG.


Unser Interviewpartner

Benjamin Lüders leitet den Bereich Enterprise Risk, mit Beratungsleistungen rund um Risikomanagement, Interne Kontrollsysteme sowie Interne Revision. Sein Team und er unterstützen Unternehmen dabei, das Vertrauen in Geschäft sprozesse zu erhöhen.

Das ausführliche Interview mit unserem Experten finden Sie ab 28.10.2022 online:

Nachhaltigkeitsrisiken in den Fokus zu rücken


Je nach Kontext und Unternehmenskonstellation sind beide Wege valide Optionen. Benjamin Lüders betonte dabei: „Wichtig aus unserer Sicht ist es, dass alle Beteiligten bei der Projektplanung zur Umsetzung des LkSG und der damit einhergehenden Risikoanalyse gemeinsam das Projektdesign entwerfen und einen klaren Umsetzungspfad festlegen. Zudem muss im inhaltlichen Ergebnis eine Aussage zum Risikogehalt einer Lieferantenbeziehung möglich sein, die sowohl die klassische ‚Outside-in‘- als auch die ‚Inside-out‘-Perspektive ermöglicht.“

Benjamin Lüders schlägt vor, im ersten Schritt der Risikoanalyse das Bruttorisiko zu ermitteln und die vorhandenen Kontrollen zu identifizieren. Auf dieser Informationsbasis kann dann das Nettorisiko ermittelt werden. Je nach verbleibendem Nettorisiko werden der eigene Geschäfts­bereich und die Zulieferer in Risikokategorien (bspw. hoch, mittel, gering) klassifiziert und mit entsprechenden Präventions- und Moni­to­ring­maß­nah­men versehen.


„Die Risikoanalyse nimmt nach dem LkSG im Unterschied zur klassischen Risikoanalyse einen „Inside-out“ Fokus ein.


„Die Risikoanalyse ermöglicht somit eine priorisierte Sicht auf bestehende Nettorisiken. Entsprechend §6 LkSG haben Unternehmen bei identifizierten Risiken entsprechende Abhilfemaßnahmen zu ergreifen und auch regelmäßig zu überwachen. Hier ist ein enger Austausch mit den relevanten Stellen im eigenen Geschäftsbereich bzw. zwischen den Unternehmen und ihren Lieferanten mit Blick auf die Lieferkette wichtig“, erklärt Benjamin Lüders. Demnach sollten das Monitoring von Risiken in der Praxis risikoorientiert gestaltet werden.

Je höher das Risiko, umso stärker sollte die Überwachung erfolgen und Mitigationsmaßnahmen ausfallen. „Mit Lieferanten, die mit einem hohen Risiko eingeschätzt werden, werden zudem ein enger Austausch und auch regelmäßige Audits vereinbart, oftmals auch mit Unterstützung von objektiven und unabhängigen Prüfern.“

Für das Risikomanagement im Rahmen der Lieferkette und der ESG-Kriterien spielten die Digitalisierung und die Nutzung von Daten eine große Rolle. Benjamin Lüders ergänzt dazu: „Eine IT-gestützte Aufbereitung ermöglicht es zudem, Trends und Auffälligkeiten schneller zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Zudem können Präventions- und Abhilfemaßnahmen transparenter erfasst und auch überwacht werden. Letztendlich ist auch die Berichterstattung wesentlich einfacher und effizienter darstellbar.“


ESG im Risikomanagement

Wer sein Risikomanagement neu ausrichtet, ist gerüstet für die Zukunft.
Lesen Sie mehr unter:
Unternehmen müssen ESG-Risiken gezielt angehen | EY – Deutschland


Der digitale Reifegrad im Kontext der Digitalisierung und der Datenanalyse ist demnach entscheidend für Unternehmen auch im Hinblick auf die Kosten, die die neuen Regularien verursachen. Durch aktuelle regulatorische Entwicklungen – neben dem LkSG sind hier auch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die EU-Taxonomie zu nennen – steht das Thema Nachhaltigkeit seit einiger Zeit stark im Fokus.

Die Bearbeitung von und die Berichterstattung über ESG-Themen werden durch die gesetzlichen Erfordernisse zukünftig strukturierter und transparenter erfolgen. Das führt laut Benjamin Lüders zu aktivem Wandel.

„Wir sehen, dass diese regulatorischen Treiber aktuell die Diskussion von Geschäfts- und Nachhaltigkeitsstrategien beeinflussen. ESG ist auf der C-Suite- Ebene angekommen und ist Bestandteil der Diskussion, wofür Unternehmen stehen wollen. Hierzu gehört auch, sich in der Lieferkette hinsichtlich menschenrechtlicher Risiken klar zu positionieren.“

www.ey.com

Pflicht zur Zeiterfassung

Das Arbeitszeiterfassungsgesetz gilt

Ein kurzer Rückblick:bereits im Mai 2019 wurde in einem Urteil durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass EU-Mitgliedsstaaten Unternehmen dazu veranlassen sollen, Systeme zur Erfassung von Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter*innen einzurichten.

Im September 2022 hat sich das Bundesarbeitsgericht nun entschieden: Die Pflicht zur Zeiterfassung wird durchgesetzt. Dieses ist im BAG-Grundsatzurteil (1ABR 22/21) festgelegt.

Dem vorausgegangen war die Klage der spanischen Gewerkschaft Federación de Servicios de Comisiones Obreras gegen die Deutsche Bank in Spanien. Die Gewerkschaft forderte eine gesetzliche Pflicht zur Arbeitszeiterfassung.

Was gilt es nun zu tun?

Was müssen Unternehmen jetzt tun? Was gilt es zu beachten?

  • Zeiterfassungssysteme müssen eingeführt bzw. optimiert werden.
  • Betriebsvereinbarungen zur Arbeitszeit müssen angepasst werden.

Bringt das Gesetz auch Vorteile?

  • Wo, wann, wer gearbeitet hat wird belegbar
  • Die Erfassung der Arbeitszeit erleichtert die Buchführung
  • Mehr Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten durch Transparenz

Finanzierung: Den Blick auf die Liquidität richten

Das Unternehmen creditshelf führte in den vergangenen Wochen eine extrem spannende Umfrage durch zu der Fragestellung, welche Erwartungshaltung Unternehmen an die Finanzierung haben. Der neue Finanzierungsmonitor ist seit wenigen Wochen online. Wir sprachen mit Dr. Daniel Bartsch, Gründungspartner und Vorstand des Finanzdienstleisters.

„Wir glauben, dass es in der jetzigen Situation mehr denn je alternative Finanzierer braucht“, sagt Dr. Daniel Bartsch.

Herr Dr. Bartsch, welche spannenden Erkenntnisse brachte Ihr neuester Finanzierungsmonitor zutage?
Der Finanzierungsmonitor zeigt deutlich auf, dass sich die Lage für den deutschen Mittelstand seit Beginn des Ukrainekriegs weiter eingetrübt hat. Während ein Drittel noch immer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hat, ergeben sich aus den Folgen des kriegerischen Konflikts neue Herausforderungen. Daraus folgt ein Wandel der Strategie: Ganz oben auf der Liste stehen bei den Unternehmern jetzt Investitionen zur Verbesserung der Energieeffizienz und eine Stärkung der Digitalisierung. Gleichzeitig verschlechtert sich der Zugang zu Bankkrediten weiter – da decken sich die Ergebnisse des Finanzierungsmonitors mit anderen Erhebungen, z. B. der KfW-Ifo-Kredithürde. Was Finanzierung angeht, sollten Mittelständler also den Blick über den Tellerrand wagen.

Der Herbst und Winter werden spannende Monate insbesondere im Kontext der Energiekosten. Welcher Instrumente können und sollten sich Unternehmen bedienen?
Wichtig ist für Unternehmen, die eigene Liquidität zur verbessern. Das hilft als Puffer für steigende Energiekosten, aber auch, um die eigene unternehmerische Handlungsfreiheit zu erhalten. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben dem klassischen Bankkredit bieten alternative Finanzierer Lösungen an. Dazu gehören Leasing, Finetrading oder Factoring, die kurzfristig dabei helfen können, die Liquidität des Unternehmens zu schonen. Darüber hinaus gibt es Online-Kreditplattformen, die Finanzierungen auch ohne dingliche Sicherheiten anbieten und in der Regel schneller zur Auszahlung kommen, als das bei Banken der Fall ist. Solche Kredite bieten sich auch an, um das eigene Geschäftsmodell und die Wertschöpfungskette zukunftssicher zu machen, z. B. durch Energiesparmaßnahmen oder digitale Komponenten zur Effizienzsteigerung.

Sie hatten es schon angedeutet: Aktuell kommen multiple Krisen zusammen: Corona und damit verbundene Lieferschwierigkeiten sind tatsächlich noch nicht ausgestanden, die Energiekosten und der Ukraine-Krieg erleichtern das Risikomanagement eher nicht. Wie kann die digitale Transformation den CFOs mehr Überblick und damit mehr Resilienz bringen? 
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Finanzabteilung und die Liquiditätsplanung durch digitale Kanäle zu stützen. Ich kenne das aus unserem eigenen Finance-Team, wo wir von Anfang an Wert auf einen hohen Digitalisierungsgrad gelegt haben. Was sehr hilft, ist, wenn Sie z. B. die komplette Buchhaltung digitalisieren, von der Rechnung bis zur Abschlusserstellung. Dafür gibt es zahlreiche Programme. Aber auch wenn Sie ihre Produktionssysteme oder das Warenlager digital anbinden und so zu jeder Zeit einen Überblick über die Bestände haben, kann das bei der Liquiditätsplanung sehr von Vorteil sein. Darüber hinaus gibt es digitale Vergleichsportale für Finanzierungen oder eben komplett digital abgewickelte Kreditprozesse, wie z.B. wir sie anbieten. Durch solche papierlosen Prozesse spart man sich den Weg zur Bank und vor allen Dingen die Zeit des physischen Dokumentaustauschs.

Wie sehen Sie Ihre Rolle in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation? Wie helfen Sie Unternehmen konkret? Und wie Investoren?
Als digitaler Mittelstandsfinanzierer der nächsten Generation unterstützen wir Unternehmen genau da, wo die Bank nicht mehr finanzieren kann oder will. Wir ermöglichen den Unternehmern, mit unseren unbesicherten, zweckungebundenen Krediten Projekte zu finanzieren, die sonst nicht umsetzbar wären. Dazu zählen z. B. Digitalisierungsprojekte, die die Banken ungern finanzieren, weil keine dinglichen Sicherheiten entstehen. Aber auch für den Mittelstand von morgen stehen wir bei Wachstumsfinanzierung bereit, jetzt, wo im Private Equity-Bereich wieder vorsichtiger agiert wird. Für füllen eine Lücke im KMU-Finanzierungsmix, die für die Zukunft eines Unternehmens den Unterschied machen kann. Investoren bieten wir die Möglichkeit, über unsere Kredite direkt in den deutschen Mittelstand zu investieren. Die meisten Mittelständler haben keinen Kapitalmarktzugang und sind deshalb für Investoren nicht wirklich investierbar, obwohl sie das Herz unserer Volkswirtschaft darstellen. Dieses Investment machen wir möglich und geben Investoren die Gelegenheit, den Mittelstand von heute und von morgen zu unterstützen.

Wie beurteilen Sie vor dem aktuellen Hintergrund Ihre eigene weitere Entwicklung?
Wir glauben, dass es in der aktuellen Situation mehr denn je alternative Finanzierer wie uns braucht, um die deutsche Wirtschaft mit Liquidität zu versorgen. Wir sind seit 2015 am Markt und haben im Verlauf der Corona-Pandemie gesehen, dass unser Ansatz auch in Krisenzeiten funktioniert. Natürlich sehen wir gesamtwirtschaftlich unruhigen Zeiten entgegen. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass wir unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise beitragen können. Einen großen Schritt haben wir bereits gemacht, als wir den Europäischen Investitionsfonds in 2020 als Investor für unseren eigenen Kreditfonds gewinnen konnten. Für weitere Kooperationen zur Mittelstandsförderung dieser Art sind wir immer offen.

Dos und Don’ts der Social Media Automatisierung

Sozialen Netzwerke sind beliebter als je zuvor, doch die Social-Media-Welt ist im stetigen Wandel. Immer wieder neue Netzwerke stellen neue Herausforderungen an die Unternehmenskommunikation, auf vielen Kanälen parallel zu kommunizieren. Social Media Automatisierung kann helfen, den Aufwand zu minimieren. Doch es gibt Regeln, die man dabei unbedingt beachten sollte.

Die Social Media Welt ist weiter im Aufwärtstrend

Mehr als 4,2 Milliarden Menschen weltweit nutzen Social-Media-Plattformen! Das ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Die Social Media User nutzen im Durchschnitt 7,5 verschiedene Social Media Plattformen und verweilen darin 2 Stunden und 27 Minuten pro Tag und somit 894 Stunden im Jahr.



Für Unternehmen eröffnen neue Netzwerke auch immer wieder viele neue Möglichkeiten, ihre Zielgruppen über verschiedene Plattformen zu erreichen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass das Social-Media-Marketing über mehrere Netzwerke hinweg sehr viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt.

Automatisierungstools können den Aufwand für Routinearbeiten in den sozialen Medien minimieren. Das Ziel einer Automatisierungsstrategie ist es, den manuellen Aufwand und die Zeit, die täglich für die verschiedenen Social Media Aufgaben aufgewendet werden muss, zu minimieren, um mehr Zeit für die Erstellung von qualitativen Inhalten und den aktiven Austausch mit der Community zu haben.

Die 3 wichtigsten Routineaufgaben für die Social Media Automatisierung

  1. Beiträge planen und veröffentlichen

    Eine große Herausforderung ist, die Social Media Profile auf den verschiedenen Plattformen konstant mit immer wieder mit neuen, aktuellen und interessanten Inhalten zu füllen, um Follower zu binden und neue Follower zu finden.

    Ein Social Media Tool, mit dem sich Beiträge im Voraus planen und automatisiert veröffentlichen lassen, minimiert den Aufwand für die tägliche manuelle Veröffentlichung, das jeweilige Einloggen auf den Portalen und das manuelle Copy & Paste der Beiträge von Portal zu Portal. 

    Mit einem Automatisierungstool ist es möglich, zum Beispiel einmal wöchentlich einen Zeitblock für die Erstellung der aktuellen Beiträge einzuplanen und die Beiträge dann einzustellen und automatisiert vorzuplanen. Auch lässt sich die Veröffentlichung von Evergreen-Content über einen längeren Zeitraum wiederholt planen oder auch anderer älterer Beiträge automatisiert reaktivieren.

  2. Kuratieren von Inhalten für die Veröffentlichung

    Das Teilen von Inhalten aus verschiedenen Quellen sorgt für mehr Abwechslung und Vielfalt der Nachrichten auf den Social Media Streams und macht die eigenen Kanäle zu einer interessanten Ressource. Auch ist es sinnvoll, Inhalte in verschiedenen Medienformaten zu teilen.

    Das Kuratieren von Inhalten aus anderen Quellen (Content Curation) eine wichtige, zugleich aber auch zeitaufwändige Aufgabe. Social Media Tools, mit denen sich Inhalte aus verschiedenen Quellen und in verschiedenen Medienformaten erstellen oder importieren und teilen lassen, unterstützen diese Aufgabe und sparen viel Zeit.

    Um Zeit zum Kuratieren zu sparen, können beispielsweise interessante Quellen als RSS-Feed importiert werden und Beiträge daraus nach bestimmten Filterkriterien selektiert und automatisiert geteilt werden.

    Auch das automatisierte Planen und Teilen von Beiträgen in verschiedenen Medien- und Post-Formaten, als Texte, Links, Bilder oder Videos an einem Ort und über einen Social Media Kalender erleichtert die Übersicht und hilft dabei, einen regelmäßigen und kontinuierlichen News-Stream an aktuellen Beiträgen auf den Social Media Kanälen sicherzustellen. 

  3. Social Media Metriken

    Die regelmäßige Überprüfung der Performance ist eine wichtige Maßnahme, um den Erfolg oder Misserfolg von Beiträgen oder Beitragsarten zu prüfen und die Social Media Strategie regelmäßig anzupassen.

    Alle Social Media Netzwerke stellen entsprechende Performance-Daten bereit. Es ist jedoch zeitaufwändig, von einem Konto zum anderen zu gehen, um diese Daten zu sammeln.

    Mit einem Automatisierungstool, welches Social Media Metriken für die geteilten Beiträge zur Verfügung stellt, lässt sich viel Zeit zum Sammeln und Analysieren aussagekräftiger Daten sparen. So lassen sich wichtige Kennzahlen wie Interaktionsraten und Reichweite direkt verfolgen.

3 wichtige Regeln für die Social Media Automatisierung

Wie alle Automatisierungstechnologien, hat auch die Social Media Automatisierung nicht nur Vorteile, sondern birgt auch Gefahren. Zu viel und eine zu wenig angepasste Automatisierung kann dazu führen, dass der persönliche Kontakt zu den Followern verlorengeht und die Social-Media-Kanäle in leblose Content-Friedhöfe verwandelt werden, die der Community wenig Anlass für Resonanz und Dialog bieten.

Jedes Netzwerk ist sehr speziell und jede Zielgruppe nutzt die verschiedenen Netzwerke zu unterschiedlichen Zwecken und Zeiten. Auch haben die Communities unterschiedliche Erwartungen an die Ansprache und das Format sowie die Frequenz der Beiträge.

Durch fehlende Anpassungen geht die individuelle Note der Beiträge verloren. Zum Beispiel erzielen Beiträge ohne persönliche Kommentare weniger Resonanz und damit weniger Sichtbarkeit im Ranking der Social Media Algorithmen.

Für eine effektive Social Media Strategie ist es daher wichtig, einige Regeln für die Automatisierung zu beachten.

Regel Nr. 1: Teilen Sie nicht alle Inhalte auf allen Kanälen in gleicher Form.

Die Nutzung eines Social Media Automatisierungstools verleitet schnell dazu, jeden Beitrag parallel in gleicher Form an alle Netzwerke zu senden, weil es so einfach ist. Doch nicht jeder Beitrag ist für jede Community relevant. Und die Communities reagieren ganz unterschiedlich auf die verschiedenen Medien-Formate und Kommentare. So gilt in den Business-Netzwerken ein förmlicherer Umgangston als bei Instagram oder TikTok.

Jedes Netzwerk bietet unterschiedliche Optionen zur Präsentation eines Beitrags, angefangen von der möglichen Anzahl der Zeichen für den Beitrag oder Kommentar bis hin zur optimalen Größe von Bildern, der Aktivierung von Hashtags oder Handles oder der Einbindung von Emojis. Auch kann die Wahl von Bild-Post- oder Link-Post-Formaten einen großen Unterschied für die Reichweite und Sichtbarkeit der Posts ausmachen.

Das bedeutet nicht, dass jeder Beitrag für jedes Netzwerk komplett eigenständig konzipiert werden muss. Manchmal reichen kleine Änderungen, um einen großen Effekt auszulösen. Schon ein persönlicher Kommentar in der richtigen Tonalität der jeweiligen Community, ein anderes Bild oder Bildformat, eine andere Zeit für die Veröffentlichung, die Anzahl und Art der Hashtags kann die Performance eines Beitrags in den verschiedenen Netzwerken enorm beeinflussen.

Tipp: >> Download Beste Bildgrößen und Formate für jedes Netzwerk

Am einfachsten und schnellsten funktioniert das mit Social Media Tools, die bestimmte Standard-Anpassungen, Formate und Zeitplanung für die verschiedenen Netzwerke über entsprechende Templates bereits automatisiert bereitstellen. Hilfreich ist auch, wenn zusätzlich individuelle Anpassungen für alle Netzwerke in einem einzigen Arbeitsschritt möglich sind. So lassen sich die Möglichkeiten der verschiedenen Netzwerke und Communities bestmöglich ausschöpfen und trotzdem viel Zeit sparen.

Regel Nr. 2: Planen Sie zur richtigen Zeit und in der richtigen Frequenz

Wann auch immer ein Beitrag auf den Social Feeds erscheint, wird er immer nur von einer kleinen Anzahl von Followers wahrgenommen. Nicht immer sind alle User zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im jeweiligen Netzwerk aktiv. So ist zum Beispiel auf Twitter, LinkedIn und XING vor den Bürozeiten und nach Büroschluss am Nachmittag die höchste Interaktionsrate, während bei Facebook, Instagram und Pinterest die meisten Nutzer mittags, abends und am Wochenende aktiv sind. Eine individuelle Zeiteinstellung für jedes Netzwerk ermöglicht eine Veröffentlichung zur jeweils besten Zeit.

Tipp: >> Download Beste Zeiten

Auch kann die Frequenz der Beiträge die Sichtbarkeit von Netzwerk zu Netzwerk unterschiedlich beeinflussen. Hat ein Beitrag auf Twitter nur eine durchschnittliche Lebenszeit von 18 Minuten, ist er bei Facebook 4 Stunden und bei Pinterest sogar nach 4 Monaten noch gut sichtbar und auffindbar.

Es macht also durchaus Sinn, Beiträge auch wiederholt in den verschiedenen Netzwerken zu veröffentlichen. Aber Vorsicht: Zu häufige Posts oder zu häufige Wiederholung immer gleicher Beiträge können Follower nerven und vertreiben. Die optimale Frequenz für Posts sollte an die jeweilige Lebenszeit der Beiträge pro Netzwerk angepasst sein. 

Auch wenn es verlockend sein mag, den Inhalt für mehrere Monate hinaus zu planen und Beiträge automatisiert zu wiederholen, sollten Sie nicht zu weit im Voraus planen oder die Planung ganz aus den Augen verlieren. Die Dinge um uns herum ändern sich schnell, so dass der Inhalte innerhalb weniger Monate veraltet oder deplatziert sein können. So kommen Weihnachtsgrüße im Hochsommer nicht so gut an und auch keine Spaßbeiträge, wenn gerade eine Katastrophenmeldung durch die Medien geht. Ein Social Media Kalender hilft, die Planung jederzeit im Blick zu halten, um ggf. schnell auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können.

Ein Automatisierungstool, in dem alle geplanten Posts in einem Kalender übersichtlich aufgeführt sind und schnell geändert, ergänzt oder gelöscht werden können, unterstützt die Langfrist-Planung.

Regel Nummer 3: Der ideale Content Mix

Ein Social Media Kalender mit Werbebotschaften bietet wenig Anreize für Follower. Social Media User erwarten vor allem Transparenz, Glaubwürdigkeit und Abwechslung. Das lässt sich am besten mit einem Content Mix aus eigenen, persönlichen und Inhalten aus anderen Quellen realisieren.

Ziel und Aufgabe einer Social Media Strategie sollte daher sein, den Kanal zu einer lebhaften und nützlichen Ressource für die Follower zu gestalten. Teilen Sie daher nicht nur eigene Marketing-Inhalte, sondern auch persönliche Inhalte und nützliche Beiträge aus anderen Quellen.

Automatisierungstools, mit dem sich Inhalte aus verschiedenen Quellen importieren und teilen lassen, können helfen, den perfekten Content Mix zu planen und zu automatisieren.

Key Facts

Nutzen Sie die Vorteile von Automatisierungstools, um Ihre Arbeitsabläufe zu optimieren und Zeit für Routineaufgaben zu sparen, aber achten Sie auf die richtige Balance zwischen Automatisierung und Individualisierung:

  • Teile Sie nur relevante Inhalte und passen Sie Ihre Botschaften an die Besonderheiten der einzelnen Social-Media-Plattformen und Communities an.
  • Planen Sie Ihre Beiträge zu den besten Zeiten pro Netzwerk und Community.
  • Planen Sie nicht zu weit im Voraus, um Ihre Inhalte an die aktuelle Nachrichtenlage anzupassen.
  • Variieren Sie Ihre Inhalte und behalten Sie bei Ihren Aktivitäten in den sozialen Medien die menschliche Note bei.
  • Überprüfen Sie die wichtigen KPIs für Ihre Social Media Strategie und überwachen Sie die Performance.

Unsere Autorin

Melanie Tamblé ist Geschäftsführerin der ADENION GmbH und Expertin für PR, Online-Marketing und Social Media. Die Online-Dienste der ADENION GmbH unterstützen Unternehmen und Agenturen bei der täglichen Kommunikationsarbeit in den digitalen Medien.   PR-Gateway und Blog2Social ermöglichen eine einfache und schnelle Verteilung von Pressemitteilungen, Social Media News, Blogartikeln, Bildern und Dokumenten auf Presseportale, Blogs, Newsdienste und sozialen Netzwerken.   

Weitere Informationen:


www.adenion.de
www.pr-gateway.de

www.blog2social.com

Einkaufserlebnis in China

In China ist das Morgen im Handel – das neue Einkaufserlebnis – schon heute zu sehen. Eine Shopping Story von Dr. Gerd Wolfram

China ist der westlichen Welt bei der Digitalisierung im Retail weit voraus. Insbesondere in den letzten Jahren hat sie in allen privaten und geschäftlichen Bereichen Einzug gehalten. Online-Shopping und stationäres Einkaufen verschmelzen immer mehr miteinander. Das Smartphone baut die Brücken zwischen beiden Welten und bietet den Kunden neue Einkaufserlebnisse. Der asiatische Markt lebt erfolgreich vor, in welche Richtung sich der Handel in Europa und USA im Jahr 2025 entwickeln kann.

Einkaufen ist der neue Lebensstil

Mittlerweile ist Einkaufen in China keine lästige Aufgabe mehr, sondern eine Freizeitbeschäftigung und ein neuer Lebensstil. Das Einkaufen wird zum Erlebnis, zum digitalen Erlebnis. Es entsteht bei Interaktionen mit den vielfältigen Kontaktpunkten mit dem Händler – online wie offline. Kunden besuchen Webseiten, bewegen sich zum Einkaufen in sozialen Medien oder besuchen stationäre Geschäfte, um unterhalten zu werden und neue Trends zu entdecken. Insgesamt ist das neue digitale Einkaufserlebnis emotional, zwischenmenschlich und sozial, physisch wie auch virtuell, personalisiert und bequem. Es ist mit allen Sinnen genießbar, kognitiv, affektiv und einprägsam.

Digitalisierung bildet die Grundlage für das neue Einkaufserlebnis

Chinas Digitalwelt bildet die Basis für das digitale Einkaufserlebnis. Die stark ausgebaute digitale Infrastruktur mit Internet-Anschlüssen und dem Ausbau des 5G-Netzes machen ein digitales Leben komfortabel. Auch staatliche, wie auch lokale Behörden sind stark digitalisiert. Nicht umsonst hat China knapp eine Milliarde Internetnutzer und über eine Milliarde Smartphone-Nutzer. Zusätzlich ist der flächendeckende Einsatz von Schlüsseltechnologien mit verantwortlich für das digitale Einkaufserlebnis: Künstliche Intelligenz, Social Media, Videokommunikation, Electronic Payment und Robotik.

Dreh- und Angelpunkt des digitalen Einkaufserlebnisses ist das Smartphone

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Ohne das Smartphone gibt es keine Verbindung zwischen Kunden einerseits und Online- sowie Offline-Händler andererseits. Dabei ist das In China etwas einfacher als in anderen Ländern. Weil hier beispielsweise Alibabas Tmall-App bereits auf den Smartphones von 500 Millionen Nutzern läuft. Gleiches gilt für WeChat. Einst von Tencent als WhatsApp-Klon gestartet, ist der Messenger längst eine Social-Media-Business-Plattform geworden, die alle Lebensbereiche der Chinesen verbindet. Neunzig Prozent der eine Milliarde aktiver monatlicher Nutzer schauen nicht nur täglich in die App. Zudem nutzen sie diese auch in einem erstaunlichen Umfang zum Einkaufen und Bezahlen. Und bescheren sich damit ein neues digitales Einkaufserlebnis – stationär wie Online.

Interaktives Online-Shopping in China

Chinas Online-Shopping-Markt ist nicht nur der größte, sondern auch der innovativste der Welt. Chinesen kaufen ein, wann immer sie wollen, wo immer sie wollen und lassen sich per Expresslieferung die Artikel nach Hause liefern. Das erfolgt zum einen zu geringen Lieferkosten und in den Großstädten innerhalb von circa 30 Minuten. Einfach zu bedienende Online-Seiten, mobile Apps und bequeme Bezahl-Lösungen haben das Wachstum im Online-Markt vorangetrieben. Online kann fast alles gekauft werden: Lebensmittel, Modeartikel, Luxusautos, Online-Kurse, Haustierpflege – die Auswahl ist unerschöpflich. Online-Shopping ist nicht langweilig, sondern interaktiv und bietet ein digitales Einkaufserlebnis. China ist auf dem besten Weg, das erste Land zu werden, in dem ein Großteil der Einzelhandelsumsätze online stattfindet. In China werden bis Ende dieses Jahres 52,1 % aller Einzelhandelsumsätze online abgewickelt werden. Das ist eine Steigerung von 7,3 % gegenüber 2020.

Chinesische Online-Anbieter bieten Multi-Service-Plattformen

Ob in klassischen Onlineshops oder auf Marktplätzen, die Kunden klicken sich durch die immer gleichen Produktlisten mit Fotos, Beschreibungen, Preisen, Lieferkonditionen und ggf. Kundenbewertungen. Und während es im Westen noch klare Plattformen für die unterschiedlichen digitalen Dienste gibt – Facebook für Social Media und Messaging, PayPal für Online-Zahlungen, Amazon als Online-Marktplatz – sind diese Grenzen in China längst verschwunden. Dort haben die erfolgreichsten digitalen Unternehmen sämtliche Produkte und Dienstleistungen im Portfolio und lassen sie über die unterschiedlichsten Kanäle miteinander verschmelzen. Damit bieten die chinesischen Online-Plattformen nicht mehr nur Online-Shopping, sondern ein Gesamtpaket, bestehend aus verschiedenen Services wie Online-Bezahlung, Social Media, Gaming, Messaging-Diensten, Videos und Live-Streaming. Somit decken sie sämtliche Bedürfnisse der Kunden ab (Multi-Service-Plattformen). Hinzu kommen in der Regel weitere Anwendungsdienste wie zum Beispiel Hotel- und Reisebuchungen, Konzertticket- und Kinokartenverkauf, Carsharing- und Taxidienste, um einmal einige zu nennen.

Innovationen im Online-Shopping

Die chinesischen Online-Anbieter lassen den Aufenthalt auf den eigenen Shopping-Apps und Online-Webseiten zu einem echten Erlebnis werden. Dazu trägt die lebendige Gestaltung vieler Produktdarstellungen bei Zum Beispiel werden viele Produkte über sogenannte „Unpacking-Videos“ angepriesen. Weiterhin werden umfangreiche Hintergrundinformationen zu spannenden neuen Produkten und Marken gegeben. Hinzu kommen viele spielerische Elemente, die den Online-Einkauf unterhaltsamer machen. Auch animierte Künstliche Intelligenz-Avatare, sogenannte virtual anchors – machen das Einkaufen erlebnisreicher und unterstützen menschliche Verkäufer.

Bild von Mario Ohibsky auf Pixabay

Unterhaltung vor Effizienz – mit Gamification online Einkaufen

Viele chinesische Händler haben das Online-Einkaufserlebnis in ein Spiel verwandelt. Gamification ist nichts Neues, befindet sich aber weltweit erst im Anfangsstadium. Das zieht die Kunden stundenlang in den Bann, während sie durch Produkte und Dienstleistungen stöbern. Damit ist Online-Shopping zu einer nationalen Freizeitbeschäftigung geworden. Die Spiele und Algorithmen führen dazu, dass die Menschen stundenlang im Online-Shopping gefesselt sind. Die Kunden verbringen viel Freizeit damit, zu spielen, Produkte zu entdecken und zu kaufen, die ihnen gefallen, oft in engem Kontakt mit ihren Freunden und Familien.

Einkaufserlebnisse bei Shopping-Events

Zusätzlich zum Gamification sind im Online-Shopping sind zwei weitere Trends hervorzuheben: Online-Shopping Festivals und Online-Modenschauen. Bei diesen erhalten Kunden besondere Treuevorteile und profitieren von speziellen Rabattaktionen. In China wird Shopping auf einmalige Weise zelebriert, jede größere Verkaufsplattform veranstaltet eigene Festivals.

Shopping-Event Singles Day oder Double 11

Der Singles Day oder auch als Double 11-Festival bekannt, findet jedes Jahr am 11. November statt. Dabei wurde der Singles Day 1993 von Studenten zum Spaß ins Leben gerufen, um ihr Alleinsein zu feiern. Als Äquivalent zum Valentinstag beschenkten die Singles sich selbst oder nahmen an Events für Alleinstehende teil. Das nahm Alibaba – Chinas größter Online-Händler – zum Anlass im Jahr 2009 einen einzigartigen Shopping-Event ins Leben zu rufen. Dieses wurde später von den meisten anderen Einzelhändlern übernommen.

Inzwischen ist der Tag zum umsatzstärksten Online-Shopping-Ereignis der Welt geworden. Im Jahr 2019 steigerte ihn Alibaba auf 31 Milliarden Euro und im Jahr 2020 auf 47,7 Milliarden Euro. Allein nach dem Singles Day wurden eine Milliarde Pakete ausgeliefert. Insgesamt kooperiert Alibaba am Singles Day mit 180.000 Marken in über 190 Ländern weltweit für besondere Angebote. Darunter waren über 1.300 deutsche Marken.

TV- und Online-Spektakel am Singles Day

Alibaba feiert den Singles Day besonders. An diesem Tag findet eine Riesen TV- und Online-Show statt. Dabei interagieren über 300 Prominente in diversen Live-Streaming-Sitzungen mit den Kunden und Fans. Zusätzlich wird eine Live-Fashion Show als Stream angeboten. Die Kaufvorgänge gestalten sich komfortabel und zeitsparend: Es genügt einfach nur das Smartphone im richtigen Moment zu schütteln, um eine Bestellung auszulösen.

See Now Buy Now – sofortiges Einkaufen bei Online-Modenschauen

Auch Online-Modeschauen, bei denen Kunden während einer Modenschau Kleidung und Accessoires sofort auswählen und kaufen können, sind nachgefragt. Unter dem Motto „See Now Buy Now“ ist dies eine innovative Praxis in der Modebranche.

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Livestream-Shopping in China

Eine weitere Entwicklung ist das Livestream-Shopping, die Verschmelzung von Online-Shopping und Livestream-Shopping. Es ermöglicht Kunden, digital in einem Geschäft „herumzulaufen“, den Inhabern oder Verkäufern bei der Präsentation von Produkten zuzuschauen und sogar sich mit anderen Kunden im virtuellen Geschäft auszutauschen, als ob sie tatsächlich dort wären – aber alles online. Von virtuellen Weinproben bis hin zu Livestream-Shopping-Partys – vieles funktioniert vom eigenen Sofa mit Tablet oder Smartphone.

Live-Shopping spielt sich zum Beispiel auf Social Media oder auf den Webseiten der Online-Shopping Anbieter ab. Die Kunden können live über einen Chat Kommentare schreiben und Fragen stellen, die der Verkäufer dann beantwortet. Per Button legen sie die Produkte in den virtuellen Einkaufswagen und bestellen sie direkt oder später online.

Key Opinion Leadern (KOLs) – die neuen Verkäufer

Die Unterschiede gegenüber dem klassischen Online-Shopping liegen insbesondere in der Interaktivität und der Kommunikation mit den Verkäufern (Key Opinion Leader/KOLs), die die Produkte präsentieren. Es kann kommentiert und diskutiert werden. Zusätzlich greift das Livestream-Shopping die Besonderheit des Influencer-Marketings auf. Der KOL genießt in seiner Community ein sehr hohes Vertrauen und bietet Marken einer sehr konkreten Zielgruppe an.


Autor Dr. Gerd Wolfram

„Die Kaufvorgänge gestalten sich komfortabel und zeitsparend: Es genügt einfach nur das Smartphone im richtigen Moment zu schütteln, um eine Bestellung auszulösen.“

Dr. Gerd Wolfram ist Partner von Digital Connection und CEO von IoT Innovation & Consult. Als studierter Wirtschaftsinformatiker, ausgewiesener Digitalexperte und einer langjährigen Erfahrung im internationalen Handel ist er Berater und Coach im Bereich der Digitalisierung. Als erfahrener Keynote-Speaker und Co-Autor des Buches „Digital Connection – die bessere Customer Journey mit smarten Technologien“ spricht und schreibt er über die Zukunft des Einkaufens, Innovationen, IT-Strategien und die Digitalisierung im Handel.

www.digitalconnection.de


Social Media trifft E-Commerce – Social E-Commerce

Social E-Commerce nahm in China Fahrt auf, als die traditionelle E-Commerce-Branche vor einem Engpass stand: Ein gesättigter Markt, verschärfter Wettbewerb und steigende Kosten für die Kunden-Neugewinnung reduzierten die Gewinnmargen. Da erschien Social E-Commerce als geeignete Lösung. Seitdem erfreut er sich wachsender Beliebtheit und Vielfalt.

Social E-Commerce setzt primär auf das soziale Erlebnis als auf das Einkaufen an sich. Vielmehr nutzt dieser das Engagement von Gruppenaktivitäten und den sozialen Austausch. Im chinesischen Social E-Commerce werden die Nutzer mit einem personalisierten Feed zu Produkten und einem Versprechen von weiteren Rabatten konfrontiert, wenn sie auf ihren sozialen Medien ein „Team“ bilden können, das andere dazu bringt, mitzumachen und das gleiche Produkt zu kaufen. Sie können auch den Preis sehen, wenn sie sich entscheiden, nicht mit anderen zu kaufen, und sie können sehen, was andere kaufen. Die Ersparnis kann gering sein, aber für manche erheblich.

Digitale Einkaufserlebnisse machen das stationäre Einkaufen interessant

In China wird mehr online verkauft und mehr mobil eingekauft als irgendwo anders in der Welt. Trotzdem investieren führende Online-Anbieter in stationäre Supermärkte und Hypermärkte. Das erscheint auf den ersten Blick wie gegensätzliche Entwicklungen. Allerdings läutet das beim näheren Hinsehen die nächste Generation des Einkaufserlebnisses ein. Dahinter steht die vollständige Integration von Online, Offline, Logistik und Technologie in einer einzigen Retail-Wertschöpfungskette. Es entstehen neue stationäre digitale Einkaufserlebnisse.


„Kunden können selbst wählen:
Das Seafood in den Einkaufskorb legen und selbst zu Hause zubereiten oder gleich im Marktrestaurant vom Küchenchef zubereitet frisch genießen.“


Freshippo (Hema) – physisches Geschäft mit Marktcharakter und digitalem Komfort

Freshippo (auch Hema genannt) ist ein breit sortierter Supermarkt mit Fokus auf Frische. Das Angebot reicht über Fleisch, Obst und Gemüse bis hin zu Meeresfrüchten und lebenden Fischen, die fangfrisch aus Aquarien eingekauft werden können. Und die Kunden können selbst wählen: Das Seafood in den Einkaufskorb legen und selbst zu Hause zubereiten oder gleich im Marktrestaurant vom Küchenchef zubereitet frisch genießen. Das ganze Einkaufen wird mit dem Mobiltelefon begleitet. Jeder im Supermarkt angebotene Artikel lässt sich mit dem Mobiltelefon scannen. Damit bekommen Kunden nähere Produktinformationen, Produktbeschreibungen, Bilder und Preise, können sich über Nährstofftabellen, Herkunft, Frische und die Lieferkette informieren, erhalten ergänzende oder verwandte Produktempfehlungen. Ist der Einkauf abgeschlossen, scannt der Kunde seinen Warenkorb am Checkout-Terminal ein, selbst das zubereitete Essen wird mit verrechnet. Bezahlt wird per Mobiltelefon über Alipay, die Autorisierung wird via Gesichtserkennung geregelt.

Stationäre digitale Einkaufserlebnisse durch digitale Technologien

In den neuen Supermärkten kommen neben den Apps, dem QR-Code und den Mobiltelefonen weitere innovative Technologien zum Einsatz:

  • Personalisierte Einkaufsempfehlungen durch künstliche Intelligenz
  • Digitale Preisschilder aktualisieren die Preise im Supermarkt in Echtzeit
  • Digitales Bezahlen mit der mobilen App oder Gesichtserkennung
  • Automatisierter Service mit Robotern im Supermarkt-Restaurant

Kassierer- und Verkäuferlose Geschäfte in China

Die digitalen Technologien verbessern die auch die Effizienz des Einkaufens, erhöhen die Bequemlichkeit und helfen dabei bessere Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Auf dieser Basis eröffnen viele Händler mittlerweile auch Kassierer- und Verkäuferlose Geschäfte. Diese Geschäfte werden besonders besucht durch Kunden, die zum einen technisch versiert und zum anderen eher Produkte rund um die Uhr einkaufen wollen als einen persönlichen Service suchen.

Digitalisierung ermöglicht neue Einkaufserlebnisse

Im chinesischen Handel ist die Digitalisierung weit vorangeschritten. Sie eröffnet neue Möglichkeiten des Einkaufens und Verkaufens. Heute ist in China digitales Einkaufen nicht nur ein Zahlungsmittel, sondern auch ein neuer Lebensstil. Man kann von Zuhause fast alles Einkaufen, von frischen Lebensmitteln zu neuen Autos oder Häusern. Auch wenn man unterwegs ist, reicht schon ein Mobiltelefon. Immer schneller, flexibler und bequemer wird das digitale Einkaufen. Und das Einkaufen macht zusätzlich Spaß. Es reicht über die bekannten Online-Plattformen hin zu Handy-Apps, Social Shopping über soziale Medien, Influencer-Marketing, Livestream E-Commerce und Livestream-Shopping, die kontaktlose Bezahlung im Alltag und spezielles Retailtainment und Online-Shopping-Tage in China.

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
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Podcast Realitätscheck Arbeitswelt

Der neue SThree Podcast

Büro vs. Homeoffice, Always-on-Mentalität vs. mentale Gesundheit oder Millenials vs. Silver Surfer: Die Arbeitswelt befindet sich im fundamentalen Wandel und gefühlt gibt es täglich ein neues Buzzword.

Doch was ist nur ein schnelllebiger Trend und was ist nachhaltig in deutschen Unternehmen angekommen? Die Expert:innen der Personalberatung SThree haben tiefe Einblicke, wie Unternehmen in Deutschland arbeiten und kennen sowohl die Perspektive von Mitarbeitenden und Freelancern als auch die der Unternehmen.

Im Podcast „Realitätscheck Arbeitswelt – der SThree Podcast“ diskutieren sie die Praxistauglichkeit aktueller New-Work-Trends, geben Handlungsempfehlungen und persönliche Einblicke, wie „New Normal“ ihr Arbeitsalltag ist. Reinhören lohnt sich!

„Realitätscheck Arbeitswelt – der SThree Podcast“

Expert:innen von SThree diskutieren die Praxistauglichkeit aktueller New-Work-Trends·


Folge #3

New Normal mit CEO Timo Lehne 

Das Büro muss sich neu erfinden und ein Ort der Kreativität und des Austausches werden, davon ist Timo Lehne, CEO bei SThree, überzeugt. Schließlich besteht eine große Chance in einer hybriden Arbeitswelt das Beste aus beiden Welten – dem Homeoffice und der Präsenz im Unternehmen – zu verbinden. Doch nicht nur den Arbeitsort muss neu gedacht werden, sondern jede deutsche Unternehmens-DNA sollte sich auf den Prüfstand stellen – und kann hierbei noch was von anderen Ländern lernen. Eine zeitgemäße Arbeitskultur – die sich durch Diversity, Purpose und Co. – auszeichnet, kann somit ein Stellhebel im Kampf gegen den Fachkräftemangel werden. Timo gibt in dieser Folge Insights, wie New Normal Deutschland und SThree arbeitet, worauf es bei einer attraktiven Arbeitskultur ankommt, und gibt Impulse für Lösungsansätze gegen den Fachkräftemangel.


20.10.2022 · Min.

Bisher veröffentlichte Folgen:

Folge #1

#1 Diversity mit Nicole Nikou: Erschreckendes Ergebnis: 47 Prozent der Befragten der So arbeitet Deutschland-Studie wollen keine „bunten“ Teams in ihren Unternehmen! Zwar ist Diversity in der öffentlichen Diskussion in aller Munde, doch in den Unternehmen in Deutschland ist es noch lange nicht angekommen. In dieser Folge berichtet Nicole Nikou – LGBTQIA Champion und Associate Business Managerin – über ihre persönlichen, teils diskriminierenden Erfahrungen, als homosexuelle Frau in der Arbeitswelt und gibt Tipps, wie deutsche Unternehmen diverser werden – und davon profitieren!

Folge #2

#2 Lebenslanges Lernen mit Christophe Zwaenepoel: In einer Welt, in der Innovationen immer schneller aufeinander folgen, ist es wichtig am Puls der Zeit zu bleiben, sich bewusst zu werden, wo eigene Wissenslücken sind und dagegen vorzugehen. Gerade für die sog. Silver Society ist das ein spannendes Thema, doch nicht nur für diese Generation. Christophe Zwaenepoel, Managing Director DACH bei SThree, spricht in dieser Folge über das Thema lebenslanges Lernen. Christophe ordnet ein, welchen Stellenwert Weiterbildungen in der Arbeitswelt haben und wie sie dabei helfen können, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

  • Start des Podcast war am 08. September 2022
  • Seitdem gibt es in einem 3-wöchigen Rhythmus jeden Donnerstag neue Podcastfolgen mit interessanten Gesprächen rund um die Arbeitswelt, aktuellen Trends und Entwicklungen im Arbeitsmarkt sowie spannende Insights aus der MINT-Branche

https://www.sthree.com/de-de/

„Wir brauchen eindeutige Regeln – jetzt!“

Der Skandal um die Abberufung von BSI-Chef Schönbohm und die Diskussionen um die Executive Order zum Datenschutz-Abkommen mit der EU sind zwei neue, äußerst besorgniserregende Nachrichten aus der IT-Sicherheitswelt. Derzeit wird vor allem über die Details der Verflechtungen und die Rolle der Ministerin in der Causa Schönbohm diskutiert bzw. berichtet. Dabei sollte sich das Augenmerk auch auf die grundlegenden Missstände bei Datensicherheit und Datenschutz in Deutschland richten. Das meint Ex-CCCer und Datenschutz-Urgestein Elmar Eperiesi-Beck und hat hierzu vier zentrale Forderungen aufgestellt, die wir nur zu gerne mit unseren Lesern teilen.

Elmar Eperiesi-Beck fordert mehr Verlässlichkeit. Das sollte seiner Meinung nach eine zentrale Lehre aus der Causa Schönbohm sein.

Datenschutz und -sicherheit sind technische Themen und müssen durch ein technisches Ressort geregelt werden!

Eine Institution, die die Datensicherheit in Deutschland gewährleisten soll, muss losgelöst von politischer Einflussnahme die technisch besten Lösungen und Maßnahmen testen und empfehlen. Dabei darf es zu keinerlei Interessenverflechtungen kommen. Der Fall Schönbohm und seine Beziehungen zum Verein „Cybersicherheitsrat Deutschland e.V.“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie es nicht laufen darf. Dass der Chef einer Bundesbehörde, die für die IT-Sicherheit in Deutschland zuständig ist, mit einem Verein mit unklaren Zielen verbandelt ist, der in seinem Namen auch noch den Eindruck einer hoch offiziellen Funktion erwecken will , ist ein Unding. Darüber hinaus muss eine Institution wie das BSI auf der Höhe der Zeit operieren. Dass dies nicht der Fall ist, belegt beispielsweise die Vergabe von IT-Sicherheitskennzeichen durch das BSI. Derartige Kennzeichen lassen sich lediglich in den Kategorien Breitbandrouter, E-Mail-Dienste und Smarte Verbrauchergeräte beantragen. Als ob es Cloud Computing, Virtualisierung oder Edge Computing etc. nicht gäbe. Das BSI scheint technisch um Jahrzehnte hinterherzuhinken.

Wir brauchen ein verlässliches Gütesiegel für generelle IT-Lösungen sowie IT-Sicherheitslösungen!

Unternehmen und Behörden benötigen ein verlässliches Siegel, das ihnen bestätigt, dass sie bestimmte Anwendungen und IT-Sicherheitslösungen bedenkenlos einsetzen können. Im Moment steht es um die Verlässlichkeit entsprechender Zertifizierungen ähnlich schlecht wie um die der vielzähligen Biosiegel in der Lebensmittelbranche. Aktuell werden Zertifizierungen entweder durch eine Art Selbstauskunft an eine unabhängige Organisation wie das BSI erteilt oder durch die Mitgliedschaft in einem Verein bzw. Branchenverband. Keines dieser vermeintlichen Gütesiegel hat mehr Wert als z.B. die Angabe bei der Einreise in die USA, man plane keinen terroristischen Anschlag während seines Aufenthalts. Es gibt selbst Fälle, in denen Unternehmen solche Zertifizierungen erhalten bzw. behalten, die beispielsweise durch Geldwäsche für Russland oder andere illegale Geschäfte in die Schlagzeilen geraten sind. Es kann nicht angehen, dass jeder x-beliebige Toaster in Deutschland gründlicher und zuverlässiger getestet und zertifiziert wird als IT-Sicherheitsprodukte, die unsere kritischen Infrastrukturen beschützen.

Zu den Kriterien, die minimal in eine gründliche, unabhängige Überprüfung einfließen müssen, gehören beispielsweise:

  • Entwicklungsstandort Deutschland: Inwiefern sind wirklich keine Parteien an der Entwicklung beteiligt, die nicht der deutschen Rechtsprechung unterliegen?
  • Source Code-Prüfung: Der Source Code muss offengelegt werden und nicht nur daraufhin überprüft werden, ob er technische Fehler oder Hintertüren enthält. Auch die Software-Lieferkette, d.h. die Herkunft einzelner Komponenten, muss überprüft werden.
  • Die Software muss eingehenden Penetrationstests unterzogen werden.
  • Das Anbieter-Unternehmen selbst muss auf Verflechtungen überprüft werden. Bestehen (personelle) Verflechtungen mit zweifelhaften Organisationen oder Mächten, denen nicht zu vertrauen ist? Liefert das Unternehmen Produkte in Länder, mit denen wir uns im Cyberkrieg befinden? etc.

Eine solche Überprüfung darf im Übrigen nicht mit der Zertifizierung abgeschlossen sein. Ein späterer Verstoß gegen die Vergabekriterien muss zu einem Entzug des Gütesiegels führen.

Datensicherheit und Datenschutz müssen besser zusammenarbeiten und benötigen mehr Kompetenzen!

Datensicherheit und Datenschutz müssen Hand in Hand arbeiten, gerade in der aktuellen Situation eines Cyberkriegs. Datenschutzbehörden haben sich in der letzten Zeit häufig vor allem als überfordert oder inkonsequent erwiesen. Das Herumlavieren der Datenschützer beim Einsatz von MS 365 hat das gerade erst wieder deutlich gemacht. Selbst wenn Datenschützer konsequent genug waren, den Einsatz von MS 365 an Schulen zu untersagen, waren sie nicht in der Lage, technisch adäquate Alternativen anzubieten. Darüber hinaus blieben und bleiben Verstöße weitgehend ungeahndet.

Wir brauchen eindeutige Regeln – jetzt!

Bei der Diskussion um den Schutz europäischer Daten vor unberechtigtem Zugriff durch US-Behörden befinden wir uns inzwischen in der x-ten Runde. Unternehmen wissen nicht, welche Maßnahmen sie treffen müssen oder welche (Cloud-) Lösungen sie einsetzen dürfen. Solange sie keine klaren Vorgaben erhalten und auch keine Konsequenzen zu fürchten haben, agieren sie nach dem Motto „Weiter so wie bisher“. So ist die Executive Order Joe Bidens zum Datenschutz-Abkommen mit der EU nur eine weiterer Folge der politischen Soap Opera, in der lediglich eine Scheinlösung für ein dringliches Problem präsentiert wird. Die entscheidende Frage an die Executive Order lautet: Wann ist eine Überwachung, also ein Zugriff auf Daten europäischer Bürger oder Unternehmen „verhältnismäßig“? Wie der Datenschutz-Aktivist Max Schrems in einer Stellungnahme feststellte, haben die EU und die USA unterschiedliche Auffassungen darüber, was verhältnismäßig ist. Es ist eine Illusion, dass sich Daten europäischer Bürger und Unternehmen mit derartig schwammigen Formulierungen sichern ließen. Diese neue Folge der transatlantischen Datenschutz-Soap-Opera sollten wir uns nicht antun. Hier muss die EU-Kommission endlich Klarheit schaffen.


Creative Commons Lizenz CC BY-ND 4.0

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Warum es bei der Digitalisierung auch auf das richtige Mindset ankommt

Peter Diefenthäler*

Motivation

Die Digitalisierung schreitet voran! Geht es den einen zu langsam, gibt es wieder andere, denen es zu schnell geht. Beiden Parteien gemeinsam ist, dass es das richtige Mindset braucht, um den Herausforderungen der Digitalisierung und der damit einhergehenden Transformation Tempo zu verleihen oder mit ihr Schritt halten zu können.

Die Technologien sind in der heutigen Zeit nicht mehr das Problem, man schaue sich nur die Landkarte der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) an. Vielmehr sind es die Themen Organisation und Kultur, die bei allen Beschäftigten über alle Hierarchien hinweg ein gewisses Mindset erfordern, um als Firma oder Institution erfolgreich zu sein und am Markt und bei den Bürgern bestehen zu können.

Abbildung 1: Don’t go with the rest of the world, change your mindset to be different

Produktgedanke

In der traditionellen Datenverarbeitung sind Monolithen noch weit verbreitet und sie sind im Allgemeinen über lange Zeiträume organisch gewachsen, wie man so schön sagt. Änderungen an diesen Dinosauriern der IT-Geschichte müssen sorgfältig geplant werden. Die Architektur wurde meistens zu Beginn erstellt und musste perfekt sein, denn eine große Zahl an Entwicklern goss die Ideen in Code und nachträgliche Änderungen hätten unter Umständen große Mengen an Sourcecode betroffen und das wäre teuer geworden.
Die Weiterentwicklung lief in der Regel in Form von Projekten ab, was entscheidende Nachteile mit sich bringt. Projekte sind per Definition nur von vergleichsweise kurzer Dauer und haben ein definiertes Ende. Sie kennen keine Wartung und oft führt Zeitdruck und mangelnde Disziplin dazu, dass die Architektur verwässert und der viel gefürchtete „Big Ball of Mud“ entsteht. Projekte sind weitgehend vom Lebenszyklus der Anwendung abgekoppelt und verfolgen die unterschiedlichsten Ziele bei der Weiterentwicklung der Anwendung. Das führt über kurz oder lang zu Problemen beim Betrieb und der Qualität.

Hier ist Umdenken angesagt, indem man den Produktgedanken in den Vordergrund stellt. Produkte weisen einen Lebenszyklus auf und haben den Vorteil, dass sie idealerweise ein dediziertes Team in der Verantwortung haben. Änderungen werden in Form von Feature-Requests manifestiert, Wartung und Betrieb sind fest eingeplant. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Produkte eine gewisse Größe nicht überschreiten und eine fachliche Domäne repräsentieren. Sie können sich in schnellen Zyklen weiterentwickeln, man kann auf Änderungen schnell reagieren und technisch können sie leichter und mit geringerem Aufwand beziehungsweise Risiko auf einem aktuellen Stand gehalten werden.

Diese Sichtweise nimmt gerade richtig Fahrt auf – Stichwort „API-as-a-Product“.

Abbildung 2: API-as-a-Product (by Gitesh Koli)

Außerdem sollten Unternehmen sich mit dem Gedanken „Data-as-a-Product“ beschäftigen. Das ist ein vielversprechender Trend, operationale und analytische Daten zu trennen und zu strukturieren, um sie unterschiedlichen Nutzergruppen für die autonome Nutzung zur Verfügung stellen zu können.

DevOps

Aus dem Produktgedanken leitet sich dann gleich der nächste Impuls für ein Umdenken ab:
DevOps ist in erster Linie eine neue Denkweise, die organisatorischen Silos Entwicklung und Operations aufzutrennen, die sich in vielen Unternehmen gebildet haben. Mit DevOps landen alle Tätigkeiten der Produktentwicklung in einem Team: Requirement Engineering, Entwicklung, Test, Betrieb und Monitoring.

Bei monolithischen Architekturen tut man sich schwer, all die genannten Aufgaben im DevOps-Modus zu erfüllen. Das liegt zum einen an der Größe der Applikation (Umfang des Sourcecodes, Anzahl der Module, etc.) und damit an der Größe des Teams. Zum anderen aber auch an der Komplexität und fehlenden Flexibilität der eingesetzten Infrastruktur in Form von Mainframes oder Enterprise-Application-Servern.

Mit dem Aufkommen der modernen, flexiblen und leistungsfähigen Cloud-Plattformen und der Cloud-nativen Entwicklung hat DevOps einen ganz neuen Grad an Attraktivität erlangt. Ops ist auf einmal viel einfacher geworden und auch die Entwicklung hat Fortschritte gemacht. Einstiegshürden wurden dramatisch gesenkt und der Spaßfaktor, in diesen Umgebungen zu arbeiten, darf nicht unterschätzt werden. Mit den Paradigmen „You Build it, you run it“ und „Quality built in“ ist das neue Mindset perfekt beschrieben.

Abbildung 3: DevOps-Schleife

Mit DevOps etabliert sich eine neue Kultur in Unternehmen und Organisationen. Das bedeutet ein neues Mindset nicht nur in der IT und den Produktteams, sondern auch im Management und der Personalführung.

Kultur

Das Thema Kultur stellt in meiner Wahrnehmung die derzeit höchste Herausforderung in Sachen Mindset dar. Alle bisher angesprochenen Punkte funktionieren nicht, wenn die Kultur nicht dazu passt.

Autor Peter Diefenthäler ist Softwarearchitekt bei der ARS Computer und Consulting GmbH.

Man muss sich beispielsweise den Umgang mit Fehlern ansehen. Fehler sind per se ärgerlich und sorgen in der Regel für schlechte Stimmung, zusätzliche Aufwände und damit zu Abstrichen bei der Produktqualität, die dann die Kunden ausbaden müssen. Da gibt man oft dem fatalen Impuls nach, erst einmal Schuldige zu suchen, an denen man seinen Frust loswerden kann. Seien wir mal ehrlich: Das führt zu zusätzlichen Verzögerungen und es vergeht wertvolle Zeit, bis der Fehler gefunden und behoben ist und der Kunde weiterarbeiten kann.

Wäre es nicht besser, wenn alle im Team alles stehen und liegen lassen würden, um sofort gemeinsam mit der Fehlersuche zu beginnen, ihn zu beheben und so schnell wie möglich einen Fix an die Kunden auszuliefern?

Gefragt ist also eine offene, aktive Fehlerkultur, in der Fehler akzeptiert und sofort nach einer Lösung gesucht wird, anstelle den oder die Schuldigen zu suchen und Angst und Unsicherheit zu verbreiten. In einer funktionierenden Fehlerkultur wird Innovation nicht gebremst, indem man um jeden Preis Fehler vermeidet, denn sie dienen auch dazu sich weiterzuentwickeln und kalkulierte Risiken einzugehen. Nur so reizt man das Potenzial von Agilität und die schnellen Entwicklungszyklen der modernen Plattformen zum Wohl des Unternehmens aus.

Die Kulturthemen Lernen und Experimentieren sind auf den ersten Blick schon leichter zu realisieren. Doch auch hier liegt der Teufel im Detail: Termine stehen im Raum und oft ist die Personaldecke dünn. Leider existiert auch hier keine Alternative dazu, Zeit zum Lernen und Experimentieren einzuplanen. Nur so wahrt man die Chance, dass Softwareentwicklung dem neuesten Stand der Technik entspricht, die modernen Plattformen optimal ausnutzt werden und damit der größte Nutzen für die Kunden gestiftet wird. Die Cloud-native Entwicklung steckt zeitlich gesehen noch in den Kinderschuhen und trotz einer hohen Qualität an Lösungsangeboten braucht es Zeit, diese zu finden, zu erlernen und richtig einzusetzen.

Abbildung 4: Kommunikation braucht Zeit und Raum

Das Fatale mit der Kultur ist, dass man sie nicht auf Knopfdruck ändern oder sie gar verordnen kann, denn eine Kultur entsteht durch diejenigen, die sie leben. Änderungen und Anpassungen geschehen inhärent und dieser Prozess braucht Zeit und Raum.

Shift Left

Die Zeiten, Qualitätssicherung als Silo in der Organisation zu manifestieren, sind vorbei. Viel zu oft wird diese Abteilung als Endgegner gesehen und oft genug scheitert die Auslieferung daran, dass Fehler erst am Ende der Entwicklungszeit erkannt werden. Das ist bekanntermaßen teuer und man riskiert, Kunden zu verlieren, wenn sich die Auslieferung immer wieder verzögert oder die Qualität schlechter wird. Erfordern die Fehler dann noch strukturelle Änderungen in der Architektur, kann das bei monolithischen Anwendungen zu kaum abschätzbaren Aufwänden führen.

Abbildung 5: Zeit, auch bei der Qualitätssicherung umzudenken

Shift Left – Qualität von Anfang an – ist in diesem Fall die neue Denkweise! Hier brechen wir mit alten Traditionen und das hat immense Auswirkungen auf Arbeitsweisen und Verantwortung aller Beteiligten. Architekten sollten früh Qualitätsbäume mit Qualitätskriterien erstellen und Szenarien für deren Messbarkeit entwerfen. Die Softwareingenieure sichern die Qualität von Anfang an durch automatisierte Tests, die zusätzlich zur Funktionalität deutlich mehr Fachlichkeit als in der Vergangenheit abdecken sollten. Das erfordert mehr Zusammenarbeit mit den Requirement Engineers und den Quality Engineers, die jetzt in allen Phasen der Entwicklung kontinuierlich mit einbezogen werden. Sie sehen es schon. Das erfordert sehr viel Umdenken bei allen Mitgliedern der Teams und auch beim Management.

Es gilt Ängste abzubauen, wenn sich traditionelle Berufsbilder verändern und vermeintlich Mehrarbeit auf bestimmte Rollen zukommen könnte. Da bekommt der Begriff Fullstack eine ganz neue Bedeutung: Es geht nicht mehr nur darum, verschiedene technische Fertigkeiten zu besitzen, sondern um die Einstellung, neue Herausforderungen anzunehmen und mit den Aufgaben zu wachsen. Fehlerkultur und mehr Eigenverantwortung in den Teams sind hier entscheidende Faktoren, die das Management verstehen, fördern und letztendlich auch vertreten muss.

Open Source

Abschließend noch ein paar Gedanken zum Thema Open Source. Für viele bedeutet Open Source eine Evolution, stellt doch das „kollaborative Entwickeln“ einen Innovationstreiber dar. Nach Angaben der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) enthalten 98 Prozent der Code-Basen für den Aufbau von Cloud-Infrastrukturen Open-Source-Komponenten. Open Source ist mittlerweile fast überall und bietet die Chance, auf eine Fülle von individuell entwickelten Lösungen und Lösungsansätzen zurückgreifen zu können.

Abbildung 6: Open Source

Was hat das jetzt mit dem Mindset zu tun? Open Source funktioniert nur, wenn man nicht einfach nur konsumiert, sondern sich auch beteiligt bzw. überdies neue Entwicklungen der Community zur Verfügung stellt und damit Nutzen für die Gemeinschaft stiftet. Und ja, Open Source kommt nicht zum Nulltarif. Engagement kostet Geld und man muss sich darüber im Klaren sein, dass es sich bei Open Source um ein eher schwaches Sicherheitsglied in der Software Supply Chain handelt, wie man zum Beispiel an Log4j sehr gut sehen konnte.

Mit einem gesunden Maß an Aufmerksamkeit, Innovationsgeist und Engagement gewinnt man dagegen mehr Spielraum bei der Entwicklung für die eigene Geschäftsdomäne und wird damit konkurrenzfähiger am Markt.

Fazit

Die Welt dreht sich weiter. Hat man vor 25 Jahren noch von EDV gesprochen, ist heute der Begriff IT üblich. Spinnt man diese Beobachtung noch weiter, kann man heute aus IT einfach nur noch i machen, denn der Trend zur mobilen und dynamischen Nutzung vielfältiger Services ist unübersehbar. Ohne das passende Mindset und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen der Softwareentwicklung im 21. Jahrhundert zu stellen, wird man über kurz oder lang nicht mithalten können.

Alle angesprochenen Themen – und das ist nur eine kleine Auswahl – haben nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die Organisationsstrukturen der Unternehmen und Institutionen. Hier hat die Reise gerade erst begonnen!

Autor

* Der Autor Peter Diefenthäler arbeitet als Softwarearchitekt bei der ARS Computer und Consulting GmbH in München. Mit vielen Jahren Erfahrung in der Produktentwicklung auf dem Weg vom Mainframe bis hin zu aktuellen verteilten Anwendungen, beschäftigt er sich heute mit den Schwerpunkten Cloud-native Entwicklung, Migration großer Softwaresysteme sowie Digitale Transformation und hält Trainings und Schulungen in diesen Bereichen.

E-Mail: peter.diefenthaeler@ars.de


Bildquellen:

  • Aufmacher: Photo by Kylie De Guia on Unsplash
  • Abbildung 2: Medium: Apis are products and products need a store
  • Abbildung 3: Trendreport.de: DevOps treibt Cloud-First in der Finanzbranche an
  • Abbildung 4: Photo by Austin Distel on Unsplash
  • Abbildung 5. Photo by Roger Bradshaw on Unsplash
  • Abbildung 6: Words Collage Cloud – stock.adobe.com

Creative Commons Lizenz CC BY-ND 4.0

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Finanzplanung: Warum jetzt mit Leasing?

Dr. Stefan Koch sieht Leasing nach wie vor en vogue für die Finanzplanung.

Risikomanagement ist das Gebot der Stunde. Dazu gehört auch natürlich die Finanzplanung. Dr. Stefan Koch, CFO von LeasePlan Deutschland GmbH, blickt aus seiner Sicht auf das Thema Finanzplanung und erörtert, warum es gerade jetzt sinnvoll sein kann, Ausgaben wie den Fuhrpark über das Leasing zu bestreiten.

Gerade in der derzeitigen Lage müssen Unternehmen ihre Liquidität schützen und auf ihre Kosten achten. Daher ist die Entscheidung, Fahrzeuge zu leasen – eine kluge Entscheidung. Was sind die Gründe?

Verbesserung des Finanzierungsspielraums

Eine wichtige Rolle spielt die Flexibilität bei der Leasingfinanzierung. Die Vertragsparameter und somit die Höhe der Leasingraten können weitgehend flexibel auf die gesamtwirtschaftliche Situation angepasst werden. Damit wird eines der wichtigsten Bedürfnisse der Unternehmen – insbesondere in Krisenzeiten – adressiert: die Sicherung der Liquidität. Bezogen auf den Unternehmensfuhrpark bedeutet dies, dass die Anschaffung von Fahrzeugen nicht die Liquidität für die Investitionen in das Kerngeschäft herabsetzen soll. Gemäß diesem „Pay as you earn“-Prinzip werden die Leasingraten gezahlt, während das Fahrzeug bereits genutzt wird und damit zur Umsatzgenerierung beiträgt.

Im Gegensatz zum Kauf wirkt sich in der handelsrechtlichen Bilanz der Entfall der Bilanzverlängerung beim Leasing positiv auf die Eigenkapitalquote aus und kann somit das Rating und die Bonität bei der Beschaffung von Fremdmitteln verbessern. Zudem sind Leasingraten als Betriebsausgaben steuerlich voll absetzbar, wenn das Leasingobjekt bei der Leasinggesellschaft bilanziert wird. Die Steuerlast des Unternehmens wird dadurch gesenkt.

Eine weitere Möglichkeit Liquidität zu generieren, bietet das Sale & Lease Back, bei dem der bestehende und im eigenen Anlagevermögen befindliche Fuhrpark erst an das Leasinggunternehmen verkauft wird und im nächsten Schritt (zurück-)geleast wird. Die hierdurch gewonnenen finanziellen Mittel stehen dem Unternehmen dann für Investitionen in das Kerngeschäft zur Verfügung.

Reduktion der Kosten

Für viele Unternehmen wird der Kostendruck und die Suche nach möglichen Einsparungen immer größer. Einsparungsmöglichkeiten bietet der Firmenfuhrpark nicht nur, wenn es darum geht, von Kauf auf Leasing zu wechseln. In Zusammenarbeit mit professionellen Fuhrparkmanagement-Anbietern lassen sich – je nach Größe und Struktur des Fuhrparks – erhebliche Summen einsparen.   

In der Regel wird ein externer Fuhrparkanbieter seine Arbeit mit einer Kosteneinsparungsanalyse starten. Hierbei werden unter anderem die aktuellen Beschaffungskonditionen, die bestehende interne Verwaltungsstruktur, existente Lieferantenverträge und nicht zuletzt die Fuhrparkzusammensetzung selbst überprüft. Dieser Ist-Situation wird ein Sollkonzept gegenübergestellt, das ein in Teilen oder komplett ausgelagertes Fuhrparkmanagement unterstellt und die erwartete Kosteneinsparung aufzeigt.

Fokussierung auf das Kerngeschäft

Heute stehen dem Kunden beim Leasing eine Vielzahl an Dienstleistungen rund um das Fahrzeug zur Verfügung. Der Leasinggeber befreit den Kunden von der Bereitstellung qualifizierten Personals für die Abwicklung firmenfremder Tätigkeiten wie der Fuhrparkverwaltung. So kann sich der Leasingnehmer auf den optimalen Ablauf aller unterstützenden Aufgaben verlassen, spart viel Zeit und kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

Neben der Fahrzeugfinanzierung bieten Leasinggesellschaften also immer mehr auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Dienstleistungen an. Beim sogenannten Full-Service-Leasing reicht das Dienstleistungsspektrum von der Abwicklung von Kraftstoff- und Stromkosten, Reifenbezug und -wechsel, Versicherung und Schadenabwicklung über die fristgerechte Bezahlung der Kfz-Steuern, des Rundfunkbeitrags und weiterer Nebenkosten wie zum Beispiel Wagenwäsche, bis hin zur Übernahme der Kommunikation mit den Dienstwagenfahrern. Der Kunde erhält eine monatlich gleichbleibende Gesamtrate für sein Leasingfahrzeug, die die während der Laufzeit anfallenden fixen und variablen Kosten abdeckt. Neben dem Vorteil von planbaren Kosten kann der Leasingnehmer überdies noch Geld sparen, denn der Service reicht von der Nutzung der Volumenrabatte der Leasinggesellschaften bis zur Überprüfung und Kürzung von Werkstattrechnungen. Ein weiterer Aspekt: Das Unternehmen bleibt fahrzeugtechnisch stets auf dem neuesten Stand, da Leasingfahrzeuge eine sehr viel kürzere Haltedauer aufweisen als Kauffahrzeuge.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Unternehmen in Deutschland durch die Wahl der Finanzierungsform Leasing für die Fahrzeugbeschaffung folgende Vorteile erzielen:

  • Verbesserung des Finanzierungsspielraums
  • Reduktion der Kosten durch Fuhrparkoptimierungen
  • Fokussierung auf das Kerngeschäft durch Übertragung von Dienstleistungen auf den Leasinggeber

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„Nachhaltigkeit hat auch eine ökonomische Dimension“

Die Redaktion sprach mit Tobias von der Heydt, Teamkoordination Beratung und Planung über die Dimension „Nachhaltigkeit“ bei Rechenzentren.

Im Prinzip kann ich alles aus der Cloud beziehen. Wem empfehlen Sie ein eigenes Rechenzentrum mit – beinahe notwendigerweise eigenen Cloudlösungen?
Hier sollte man sich zunächst die benötigten IT-Services und genutzten Anwendungen genau ansehen und anhand verschiedener Kriterien kategorisieren. Entsprechende Fragestellungen können hier sein:

  • Welche Daten benötige ich vor Ort?
  • Wie sind die Datenströme und Anforderungen an Latenzen?
  • Welche Daten sind z.B. für Produktionsprozesse kritisch?

Auch hier ist die Welt nicht schwarz-weiß, sodass sich in den meisten Fällen eine hybride Lösung aus verschiedenen Bereitstellungsarten ergeben wird. Manche Services, wie z.B. Office, Mail oder CRM können am besten, d.h. sicher, flexibel und kostengünstig, von einem Cloud-Anbieter bezogen werden. Andere Anwendungen können ggf. gut in lokalen (Stichwort EDGE) Rechenzentren bereitgestellt werden. Daten und Anwendungen für produktionsnahe Prozesse, welche häufig latenzkritisch sind und große Datenmengen transferieren, müssen nach wie vor lokal bereitgestellt werden. Die Art und Anteile der verschiedenen Bereitstellungsmethoden kann dabei von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich sein und hängt von deren Tätigkeit, Struktur und Geschäftsmodell ab. Um die Frage zu beantworten, ist also eine genaue Analyse unter Beteiligung verschiedener Bereiche, wie IT- Prozess- und Facility-Verantwortliche, notwendig, welche durch entsprechende Experten zielgerichtet unterstützt werden können.

Rechenzentren werden also fast notwendigerweise „urban“. Wie können diese sich dann nahtlos ins Stadtbild einfügen?
Je nachdem, ob es sich um ein unternehmenseigenes Rechenzentrum in dessen Gebäuden oder um ein Dienstleistungsrechenzentrum – unabhängig davon, ob es sich um Cloud, Housing oder Colocation handelt – können sich diese auf unterschiedliche Weise, aber effektiv in ein urbanes Umfeld einfügen. Im Falle eines Unternehmensrechenzentrums kann der Anwender dies in seine Gebäudestruktur und seine technischen Anlagen integrieren. Dabei sind natürlich zunächst die einschlägigen Sicherheitsstandards für Rechenzentren, z.B. in Bezug auf Zugangs- und Brandschutz, zu berücksichtigen. Bei der technischen Ausstattung betrifft dies vor allem die Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie und Kühlung. Letztere sollte in Form einer Weiterverwendung der, durch das Rechenzentrum entstehenden, Abwärme genutzt werden, um den Wärmebedarf des Gebäudes ganz oder teilweise zu decken. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt, da die Wärme nicht, ggf. sogar durch fossile Energieträger, zusätzlich erzeugt werden muss, sondern spart auch noch „ordentlich“ Betriebskosten.
Größere Rechenzentren, die ihre Leistungen im urbanen Umfeld anbieten, können in gleicher Weise in die Energiekreisläufe einer Stadt, eines Viertels oder Quartiers eingebunden werden. Dabei ist es sinnvoll bzw. notwendig, alle Beteiligten, wie RZ-Betreiber, Energieversorger und/oder Betreiber von Nahwärmenetzen, Behörden und Projektentwickler, etc. frühzeitig zusammen zu bringen, um eine ganzheitliche Lösung zu konzipieren, deren einzelne Bausteine gut aufeinander abgestimmt sind. Leider scheitern solche Vorhaben, welche technisch und wirtschaftlich durchaus realisierbar wären, aktuell zu oft immer noch an mangelnder Abstimmung oder organisatorischen und formellen Hürden.

Warum macht dann ein Blick auf verstärkte Nachhaltigkeitsbemühungen Sinn?
Wie bereits erwähnt, hat die Nutzung auf Nachhaltigkeit abgestimmter Konzepte – hier vor allem im energetischen Sinne, wie z.B. die Abwärmenutzung oder Verwendung regenerativer Energien – nicht nur einen, dadurch nicht minder wichtigen, Nutzen für die Umwelt, sondern auch eine ökonomische Dimension. Die nicht notwendigerweise höheren Investitionen in entsprechende Anlagen können nachweislich in immer kürzeren Zeiträumen durch Einsparungen bei den Betriebskosten ausgeglichen werden, sodass auf die gesamte Lebensdauer eines Rechenzentrums häufig erhebliche Kostenvorteile entstehen. Dies wird aktuell zusätzlich durch die immer weiter steigenden Energiepreise begünstigt. Flankiert wird dies auch durch ein zunehmendes Bewusstsein der Gesellschaft für eine nachhaltigere Lebensweise und Wirtschaft, was sich auch in politischen Entwicklungen widerspiegelt.
Als Beispiel können hier genannt werden: die Verordnung der EU zur Einschränkung von klimaschädlichen Kältemitteln (F-Gase Verordnung), die Zielsetzung der Bundesregierung zur Klimaneutralität von Rechenzentren des Bundes im aktuellen Koalitionsvertrag oder die Vorgaben des Blauen Engel zum energieeffizienten Rechenzentrumsbetrieb bzw. klimaschonende Co-Location-Rechenzentren, welche immer häufiger in neuen Projekten, gerade der öffentlichen Hand, gefordert werden und zukünftig zum Standard werden könnten.


Tobias von der Heydt: „Größere Rechenzentren, die ihre Leistungen im urbanen Umfeld anbieten, können in gleicher Weise in die Energiekreisläufe einer Stadt, eines Viertels oder Quartiers eingebunden werden.“

Wie haben Sie Ihren Kunden in der Vergangenheit dabei geholfen und welchen Impact hat das auf die Betriebskosten?
Das Thema Nachhaltigkeit, sowohl für unser Unternehmen selbst als auch in unseren Projekten ist und war schon immer ein integraler Bestandteil und wichtiger Wert der Prior1. Daher sind wir in allen Projekten bemüht, unter den jeweiligen Rahmenbedingungen möglichst effiziente und nachhaltige Lösungen zu entwickeln und entsprechende Technologien und Anlagen einzusetzen. Das beginnt allerdings schon bei der Konzeption jeden Rechenzentrums, unabhängig von dessen Größe und Zweck. Hier ist vor allem eine „richtige“, d.h. realistische und bedarfsgerechte Dimensionierung wichtig, welche dem Nutzer dennoch ausreichend Flexibilität für zukünftiges Wachstum bietet. Selbst die beste und nachhaltigste Technik wird nicht effizient betrieben werden können, wenn diese vollkommen überdimensioniert ist, was wir in der Praxis leider häufig erleben. Hier raten wir unseren Kunden, nach von uns durchgeführten Bedarfsermittlungen, häufig kleiner zu starten und bei Bedarf hinsichtlich benötigter Fläche und/oder Leistung zu erweitern. Auf dieser Basis können dann zum jeweiligen Anwendungsfall passende Technologien und Anlagen eingesetzt werden, welche einen sicheren, aber auch effizienten und wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen. Dies fängt bei einfachen Maßnahmen, wie konsequenter Trennung von kalter und warmer Luft in den Serverräumen und der Anhebung der Zulufttemperaturen zur Maximierung der Betriebsstunden der freien Kühlung ohne Einsatz mechanischer Kälteerzeugung an, geht über die Nutzung von Wärmerückgewinnung oder Geothermie und mündet in unserer Selbstverpflichtung ab 2023 in unseren Projekten keine synthetischen, sondern nur noch natürliche Kältemittel einzusetzen.


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HR-Technologie: Neue Herausforderungen für Anbieter

Der Markt für HR-Tech-Software ist im Wandel: Immer spezifischer sind die Anforderungen an einzelne Lösungen für Teilbereiche wie Talent-Management, OKR oder Recruiting und entsprechend segmentiert ist die Branche. Fraglich ist, wie die Anbieter darauf reagieren: Müssen sie sich zwangsläufig spezialisieren oder gibt es nach wie vor die Chance, auch als Generalist erfolgreich zu sein? Die Erfahrung zeigt: Tatsächlich scheint auch eine zweigleisige Strategie erfolgsversprechend zu sein, erläutert Axel Singler, Geschäftsführer von Haufe Talent. 

Individualismus ist Trumpf?

Die Anforderungen an HR-Abteilungen können sich heute fundamental voneinander unterscheiden, denn Unternehmen und ihre Mitarbeitenden differenzieren sich immer stärker aus. Eine Folge davon: Jede Organisation benötigt individuelle Technologie für ihre spezifischen Anforderungen. Dabei gilt: je höher der digitale Reifegrad von HR, desto größer der Bedarf nach Speziallösungen. Dementsprechend gewinnen individuell zugeschnittene Angebote, die sich exakt an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen, an Bedeutung auf dem HR-Software-Markt. Komplettlösungen, die möglichst alle HR-Kernprozesse in einem System abbilden, scheinen dagegen zum Auslaufmodell zu werden. Bei Haufe Talent glauben wir jedoch nicht an diese These und setzen vielmehr auf eine zweigleisige Strategie.

Zwei Seiten eines Marktes

Der HR-Tech Sektor zeichnet sich durch unterschiedliche Entwicklungsstufen aus: Einerseits befinden sich ausgereifte Segmente wie im Talent Management, wo keine fundamentalen Neuentwicklungen zu erwarten sind, da die Innovationskurve bereits weit fortgeschritten ist. Es geht also eher um kontinuierliche kleine Verbesserungen, wie etwa die Optimierung von Recruiting-Prozessen oder die Ergänzung von neuen Schnittstellen zu möglichst vielen Drittsystemen. Andererseits bieten junge Teilmärkte, wie der rund um den Management-Ansatz OKR (Objectives and Key-Results) viel Innovationspotenzial. Hier besteht sehr wohl die Chance für disruptive Verbesserungen, die auf einen stark wachsenden Markt treffen. Immerhin arbeiten in Unternehmen ab 500 Beschäftigten rund zehn bis 20 Prozent der Mitarbeitenden in flexiblen Strukturen. Ähnlich sieht es in Bereichen wie Onboarding oder Teamentwicklung aus – auch hier trifft ein niedriger Reifegrad auf eine wachsende Zielgruppe.

Das Beste aus zwei Welten

Die Entscheidung, welche der beiden unterschiedlichen Seiten des Marktes Anbieter bedienen möchten – ob sie also eher Generalist oder Spezialanbieter sein möchten – fällt sicher nicht immer leicht und muss in unseren Augen auch nicht zwingend getroffen werden. Schließlich hat auch eine Doppelstrategie ihre Vorteile: Unternehmen, die hierauf setzen und sowohl das etablierte Kerngeschäft bedienen als auch individuell angepasste Speziallösungen liefern, bieten ihren Kunden das Beste aus beiden Welten und so einen enormen Mehrwert. Denn auch in jeder HR-Abteilung gibt es Themen oder Bereiche, die unterschiedlich stark ausgereift sind. Während etwa das Recruiting über etablierte Prozesse und Strukturen verfügt, ist das Thema OKR möglicherweise noch ein Experimentierfeld, das sehr individuell gelebt wird. So unterschiedlich wie die Bereiche sind dann auch die Anforderungen an die entsprechenden Lösungen: Während das Recruiting von einem Komplettsystem profitiert, dass die Komplexität des eigenen Software-Portfolios übersichtlich hält, benötigt HR beim neuen und innovativen Thema eine Speziallösung, die auf die eigene Situation zugeschnitten ist. HR-Tech-Anbieter, die diese Beidhändigkeit unterstützen können, treffen die Bedürfnisse einer sehr großen Zielgruppe – vom agilen Start-up bis hin zum Konzern mit etablierten Strukturen und Prozessen.

In jeder HR-Abteilung gibt es Themen oder Bereiche, die unterschiedlich stark ausgereift sind. Während etwa das Recruiting über etablierte Prozesse und Strukturen verfügt, ist das Thema OKR möglicherweise noch ein Experimentierfeld, das sehr individuell gelebt wird.

Axel Singler

Der innere Spagat zwischen zwei Märkten

Als Anbieter gleichzeitig an kontinuierlichen kleinen Verbesserungen der breit ausgelegten Komplettlösung zu arbeiten und gleichzeitig im hohen Tempo die individuelle Lösung neu zu denken und komplett zu überarbeiten, ist nicht immer einfach. Gleichzeitig ist es durchaus fordernd in zwei Märkten im Wettbewerb zu stehen und sowohl mit den Generalisten als auch den Spezialisten zu konkurrieren. Dennoch ist es möglich, eine Doppelstrategie erfolgreich umzusetzen. Die Voraussetzungen dafür: Erfahrung im Markt, Verständnis für die jeweiligen Kundenbedürfnisse und natürlich fachliches Know-how. Besonders essenziell ist es aber, die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden zu verstehen und sie zum Ausgangspunkt der eigenen Strategie zu machen.

Die Risiken der eingleisigen Strategie

Treffen Unternehmen die Entscheidung, zukünftig nur noch als Generalist oder als Spezialist am Markt aufzutreten, führt dies auch nicht zwangsläufig zum Erfolg. Denn nahezu jedes Unternehmen hat sowohl das Bedürfnis, Komplexität zu reduzieren als auch individuelle Anforderungen technologisch abbilden zu können. Lediglich Anbieter, die auf eine zweigleisige Strategie setzen, können beide Anforderungen aus einer Hand bedienen und haben hier einen deutlichen Marktvorteil vor ihren Mitbewerbern.

Viele Optionen in einem spannenden Markt

Spezialist, Generalist oder doch beides gleichzeitig? Der Spielraum für HR-Anbieter wächst – doch die Entscheidung, welches Geschäftsmodell verfolgt werden soll, bleibt herausfordernd. Lohnt es sich, das hohe Tempo in einem neuen Markt mitzugehen oder ist ein Markt vielleicht schon so ausgereift, dass es als neuer Anbieter zu schwer wird, Fuß zu fassen? Diese Fragen müssen Unternehmen stets von Fall zu Fall neu bewerten und die für sie jeweils richtigen Antworten finden. Fest steht nur eines: Sie müssen sich nicht zwangsläufig als Spezialist oder Generalist positionieren, es gibt noch eine weitere erfolgsversprechende Möglichkeit.


Über den Autor

Axel Singler ist Geschäftsführer von Haufe Talent. Singler transformierte den vorher demokratisch strukturierten Geschäftsbereich der Haufe Group in eine agile Netzwerkorganisation und setzt sich intensiv mit Talent Experience und Team Performance auseinander. Er ist überzeugt, dass Business- und HR-Verantwortliche sich zukünftig auf Teams als die wahren Leistungsträger von erfolgreichen Unternehmen fokussieren sollten. Er ist einer der führenden Experten zum Thema Agile Transformation. Seine langjährige HR-IT-Cloud-Erfahrung sowie sein umfassendes Know-how für New Work und Agilität bilden die Grundlage seiner Arbeit.


Bildquelle/ Lizenz: Betthany Legg on Unsplash


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Mit Datenauswertung gegen den Fackräftemangel

Um innovativ zu bleiben, wollen sich europäische Unternehmen noch mehr digitalisieren und haben verstanden, worauf es dafür ankommt: Daten! So bezeichnen sich mittlerweile 65% der Unternehmen als datengetrieben, und 59% sind der Meinung, dass sie mit datengestützten Geschäftsentscheidungen Marktanteile gewinnen – so erläutert Thomas Herrguth, Country Leader Deutschland, eine neue Studie von VMware für uns. Diese Öffnung für neue, digitale Ansätze ist sehr erfreulich – und höchste Zeit!

Energiekrise, Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Klimawandel: Die Bedingungen, unter denen Unternehmen derzeit ihr Geschäft betreiben und vorantreiben müssen, sind alles andere als ideal. Die sich immer rascher wandelnden Rahmenbedingungen zwingen die Verantwortlichen und ihre Organisationen ein ganz neues Maß an Flexibilität auf. Gefühlt täglich müssen neue Herausforderungen gemeistert, Entscheidungen neu überdacht und justiert werden.

Thomas Herrguth: „Durch das andauernde Erfassen und Sammeln von Daten erhöht sich nicht zwangsläufig deren Wert. Der Wert entsteht erst dadurch, dass man diese Daten versteht und ihnen eine Struktur gibt.“

Viele Player haben inzwischen begriffen, dass in diesem Szenario die digitale Transformation des eigenen Unternehmens ein entscheidender Hebel ist, um langfristig innovativ und damit erfolgreich zu bleiben. Nachdem die vergangenen zwei Jahre bei vielen vor allem dazu genutzt wurden, die IT-Infrastruktur und die digitalen Arbeitsplätze neu aufzustellen, entdecken immer mehr den besonderen Wert, der sich aus der Nutzung digitaler Daten ergibt. In einer unserer neusten Befragungen haben wir herausgefunden, dass bereits 59% bereits mit datengestützten Geschäftsentscheidungen entscheidende Marktanteile gewinnen.

Chancen für das Recruiting

Ein Beispiel hierfür ist das Talent Management. Da quasi die gesamte Wirtschaft, unabhängig welcher Branche, damit zu kämpfen hat, geeigneten Nachwuchs zu finden und langfristig ans eigene Unternehmen zu binden, liegt es nahe, dass auch hier neue Wege begangen werden. Inzwischen nutzen 61% der Unternehmen ihre ohnehin vorliegenden Daten, um ihr Recruiting zu verbessern. Dabei geht es nicht unbedingt nur um die reine Anzahl an Daten, sondern vielmehr darum, Informationen und Datenpunkte, die bislang nicht im Zusammenhang betrachtet wurden, so miteinander zu verknüpfen, dass aussagekräftige Verbindungen entstehen. Durch das andauernde Erfassen und Sammeln der Daten erhöht sich nicht zwangsläufig deren Wert. Der Wert entsteht erst dadurch, dass man diese Daten versteht und ihnen eine Struktur gibt. Dank fundierter Analysen identifizieren Unternehmen so neue geeignete Bewerbergruppen, denen vorher keine Beachtung geschenkt wurde. Personalverantwortliche können damit bisher unbemerkte Talentpools identifizieren – und gewinnen so auch an Diversität.  

Der passende Platz ist die Multi-Cloud

Die ideale IT-Infrastruktur, um der Menge an Daten Herr zu werden, Datenanalyse-Tools, Algorithmen und Künstliche Intelligenz einzusetzen, ist eine Multi Cloud-Umgebung. Denn was bringt es, wenn die Daten in einzelnen Cloud-Silos vor sich hinschlummern und dadurch nie in Verbindung zueinander gebracht werden können? Mit Multi-Cloud-Cross Services können Daten auch über verschiedene Clouds hinweg administriert und ausgetauscht werden – bei einem einheitlichen Security-Konzept. Das ist v.a. für Unternehmen, die an mehreren Standorten agieren, ein wichtiger Punkt, dass die Kontrolle trotzdem zentral in einer Hand behalten wird.  

Fazit: Technische und strategische Rahmenbedingungen in Einklang bringen

Das Thema Datennutzung ist für das Recruiting eine enorme Chance. Analysetools sind allerdings nichts, was man einfach ein- und ausschalten kann. Die passende technische Plattform ist ebenso entscheidend wie die strategisch definierten Rahmenbedingungen, unter anderem geschultes Perspnal und die entsprechende Unternehmenskultur


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Unterschiede fördern und leben

Mathias Bork, CEO von QVC Deutschland, sieht in einem toleranten, diversen und offenen Arbeitsumfeld nur Vorteile. Wie der internationale Live-Video-Retailer sich für mehr sichere, vielfältige und inklusive Arbeitsumgebungen einsetzt und welche Vorteile diese bringen, erklärt Bork in seinem Gastbeitrag.

Dass Offenheit, Vielfalt und Toleranz im Arbeitsumfeld nicht nur einen zwischenmenschlichen, sondern auch einen wirtschaftlichen Mehrwert für Unternehmen bieten, war vielen Führungskräften in der Praxis schon lange bewusst. Dass sich diese Aspekte der Arbeitskultur aber auch wissenschaftlich messen lassen, das belegt die aktuelle McKinsey-Analyse „Diversity Wins – How Inclusion Matters“: So haben laut der Analyse gender-diverse Unternehmen eine um 25 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. In Bezug auf eine ethnische Diversität liegt der Wert laut McKinsey sogar bei 36 Prozent.

Das spüren auch wir bei QVC. Für uns gehören die Themen Diversity, Equity & Inclusion schon lange und selbstverständlich zur Unternehmenskultur: So setzen wir auf eine Arbeitsumgebung, die all unseren Mitarbeitenden Wertschätzung entgegenbringt – unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Religion.

Genau diese Heterogenität ist es nämlich, die unser Kollegium kreativer, innovativer und agiler macht. Außerdem zeigen unsere Teams eine höhere Problemlösekompetenz, je diverser sie sind. Auch klar, Mitarbeitende, die sich in ihrem Arbeitsumfeld gesehen, akzeptiert und unterstützt fühlen, sind in ihrem Arbeitsalltag deutlich zufriedener und binden sich eher an ihr jeweiliges Unternehmen.

Für uns stehen die Menschen, mit denen wir arbeiten, an erster Stelle. Wir interessieren uns für sie, wollen ihre Geschichten hören und ihre individuellen Lebenswege begleiten. Schließlich sind es unsere Mitarbeitenden, die uns als Unternehmen dabei helfen, unsere Zielgruppe besser zu verstehen und zu erreichen. Je unterschiedlicher die Blickwinkel und Aufmerksamkeitsbereiche unserer Mitarbeitenden, desto breiter gefächert auch die unseres Unternehmens. Deshalb haben wir länderübergreifend sogenannte „Team Member Resource Groups“ gegründet. Das sind Gruppen von Mitarbeitenden, die thematisch unterschiedliche Initiativen organisieren. Im Bereich Diversity, Equity & Inclusion sind so aktuell weltweit rund 1600 Mitarbeitende in rund 40 Interessengruppen aktiv.

Voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen, vorurteilsfrei, interessiert und offen sein – alles Aspekte, auf die wir in unserem Unternehmen im täglichen Miteinander viel Wert legen. Deshalb sind wir auch gemeinsam mit zahlreichen anderen Unternehmen Unterzeichner der „Charta der Vielfalt”, einer Selbstverpflichtung, die Mitarbeitenden ein vorurteilfreies, respektvolles und offenes Arbeitsumfeld garantiert.

Voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen, vorurteilsfrei, interessiert und offen sein – alles Aspekte, auf die wir in unserem Unternehmen im täglichen Miteinander viel Wert legen.

Mathias Bork

Ein wichtiger Fokus – nicht nur im Rahmen des Pride Month Juni – ist außerdem, der LGBTQIA*-Community zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen: Unser Unternehmen hat schließlich eine unheimliche Reichweite, die wollen wir nutzen und ein Zeichen setzen. Deshalb haben wir im Juni dieses Jahres gemeinsam mit Modedesigner Dawid Tomaszewski die „Proud to be me“-Kampagne gestartet. Im Rahmen der Kampagne hat Dawid Tomaszewski exklusiv für QVC einen Hoodie entworfen. 50 Prozent des Erlöses (15.000 Euro) gingen dabei an die Organisation Queeramnesty, die sich für die Rechte der LGBTQIA*-Community einsetzt. Außerdem waren wir stolzer Sponsor des ersten Christopher Street Days im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Wir sind ein globales Unternehmen. Unterschiede zeichnen uns aus. Wir sehen diese Unterschiede, fördern sie und feiern sie. Denn wir sind stolz, dass bei QVC jeder so sein kann, wie er oder sie ist.


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Zwangsarbeits-Verbot der EU

Expertenkommentar von Sarah Carpenter

Das EU-Verbot bedeutet ein enormes wirtschaftliches Risiko für Hersteller mit komplexer Produktion

Komplexen Herstellern drohen gewaltige finanzielle Schäden, wenn sie das von der EU-Kommission initiierte Verbot von Gütern aus Zwangsarbeit nicht umsetzen können. Das geplante Gesetz ist weitreichend und geht über ähnliche Regularien wie den US-amerikanischen UFLPA (Uyghur Forced Labor Prevention Act) hinaus. Es reiht sich ein in eine Reihe weiterer Gesetze der letzten Jahre, die ESG-Aspekte in Liefer- und Versorgungsketten betreffen. Für Hersteller mit umfangreicher und komplexer Produktion wird es immer dringender, Transparenz und auskunftsfähige Daten ihrer Supply Chain sicherzustellen.

Zwangsarbeit: Komplexe Hersteller stehen grundsätzlich im Risiko

Expertin Sarah Carpenter, Director of Corporate Responsibility bei Assent

Die UN berichtet, dass heute 27,6 Millionen Menschen in Zwangsarbeit leben – mehr als im Jahr 2016. Manufacturing und Agrarwirtschaft sind dabei zwei der Sektoren, die der Report besonders hervorhebt. Und über die Hälfte der Zwangsarbeit findet im Asiatisch-Pazifischen Raum statt, also dort, wo Hersteller im Bereich Automobil, Manufacturing oder Electronics häufig ihre Produktion oder Rohstoffquellen haben. Angesichts dessen ist klar: Nahezu alle komplexen Hersteller sind dem Risiko ausgesetzt, dass es an einem Punkt ihrer Versorgungskette zu Zwangsarbeit kommt.

Gemäß dem Entwurf der EU-Kommission reicht ein einziger betroffener Bestandteil aus, damit ein komplettes Produkt als von Zwangsarbeit betroffen gilt. Bei der Umsetzung möchte die EU dabei einen Ansatz verfolgen, der auf einer Risikobewertung anhand der vorhandenen Informationen sowie der Größe der Unternehmen fundiert. Außerdem sollen die Produkte an einem möglichst frühen Zeitpunkt der Wertschöpfungskette vom Markt entfernt werden. Große Produzenten sind also mit höherer Wahrscheinlichkeit von den unmittelbaren Konsequenzen der Richtlinie betroffen als KMUs oder Händler.

Gewaltige finanzielle Konsequenzen sind möglich

In Zwangsarbeit hergestellte Güter sollen von den Zollbehörden an den Außengrenzen der EU gestoppt werden. Nicht nur dürfen sie in Folge nicht auf dem EU-Binnenmarkt gehandelt werden, auch ein Re-Export, um sie auf einem anderen Markt zu handeln, wird verboten. Betroffene Güter müssen also zerstört werden. Kommen Unternehmen dem nicht nach, sind weitere Strafen möglich. Neben diesen finanziellen Schäden drohen zudem Reputationsschäden bei Kunden und Verbrauchern, sofern die Öffentlichkeit sich mit spezifischen Fällen beschäftigt. Betroffene Produkte werden in der ICSMS-Datenbank gelistet.

Nachweisfähigkeit wird zur wirtschaftlichen Grundlage

Die EU hat Leitlinien angekündigt, die Informationen für die Risikobewertung von Zwangsarbeit enthalten werden und Hilfestellungen, wie die Sorgfaltspflichten erfüllt werden können. Die unabdingbare Grundlage für alle gefährdeten Hersteller wird dabei, über die eigene Versorgungskette auskunftsfähig zu sein. Transparenz und Reporting-taugliche Daten sind die Basis für den Nachweis, dass die eigene Produktion in vollem Umfang zwangsarbeitsfrei ist, um Untersuchungen zu beenden oder vermeiden. Es wird noch dauern, bis das Gesetz mit seinen Anforderungen im Detail ausformuliert ist, dennoch können Hersteller bereits jetzt mit der Vorbereitung beginnen, indem sie sich an einem existierenden Leitfaden der EU zu Forced Labour Due Diligence orientieren. ESG-Compliance entwickelt sich zur Grundlage für den Marktzugang.

Erfahren Sie mehr unter http://www.assentcompliance.de

Handshakes statt Ellenbogen

 

Von Dinko Eror*

Eine Million Jahre hat es von der Zähmung des Feuers bis zur Dampfmaschine gedauert, dann ging – Telefon, TV, Computer – alles viel flotter, und heute entstehen neue bahnbrechende Ideen Schlag auf Schlag. Innovation, sie findet immer schneller statt.

Das wird in Zukunft nicht anders sein. Neue Produkte, aber auch neue Konzepte werden Märkte wie aus der Pistole geschossen erobern. Auch die Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens wird umgekrempelt, die Richtung zeigt zum Beispiel heute schon Japan mit dem Modell der Gesellschaft 5.0, das eine Super Smart Society zum Ziel hat. Die radikale, weil notwendige Digitalisierung dient als grandioser Ideenbeschleuniger, und die Integration aller Technologien wird wie ein zusätzlicher Turboschub wirken.

Das hört sich an wie eine ganz normale, organische Weiterentwicklung. Aber es gibt zwei Besonderheiten: erstens wird KI, wenn sie mal wirklich ausgereift ist, wir also von Strong AI und Artifical Super Intelligence reden, einen Paradigmenwechsel einleiten und alles, wirklich alles, radikal auf den Kopf stellen. Bis es soweit ist, gibt es zweitens eine semantische Veränderung, denn die Zukunft definiert den Begriff des Wettbewerbs neu.

Wettbewerb wird nie wieder so sein, wie er einmal war.

Dinko Eror

Traditionelle Geschäftsmuster, die auf knallhartem Konkurrenzkampf aufbauen, um eigene Interessen durchzusetzen, werden Unternehmen behindern statt voranbringen. Was bis dato noch durchführbar war, wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, weil eine Firma angesichts des wahnwitzigen Innovationstempos als Einzelkämpfer weder über das notwendige technologische Know-how, noch über ausreichende Kreativität verfügen wird.

Innovation entsteht in Zukunft noch mehr durch Zusammenarbeit, und nicht mehr durch Abschottung: Handshakes statt Ellenbogen, sozusagen.

In der Wirtschaftslehre gibt es für dieses Modell sogar schon einen Begriff: Coopetition, zu deutsch Kooperationswettbewerb. Das Kofferwort bringt etwas zusammen, was sich eigentlich ausschließt: nämlich Zusammenarbeit (cooperation) und Wettbewerb (competition). In der Praxis bedeutet das: Konkurrenten gehen strategische Partnerschaften ein, weil alle daraus einen Vorteil ziehen. Eine Zusammenarbeit macht Sinn, wenn dadurch Kosten und Aufwand eines Projektes sinken, oder wenn ein Beteiligter das Know-how und der andere die Mittel zur Umsetzung hat. Bekannte heutige Beispiel sind Apple und Samsung; das US-Unternehmen verwendet die Retina-Displays der Südkoreaner. Auch VW und Ford haben die Modelle VW Sharan, Seat Alhambra und Ford Galaxy gemeinsam entwickelt, vermarkten sie aber getrennt.

Im Software-Bereich wird diese neue Offenheit in der Geschäftskultur und das Do-It-Together übrigens schon lange gelebt: mit Open Source. Open Source ist das Japan der IT-Branche. Eine Software mit öffentlichem Quelltext ist genau das richtige Kollaborationstool für eine Welt, in der Zusammenarbeit der entscheidende Wettbewerbsfaktor ist. Open-Source-Softwareentwickler leben schon lange die Werte, die jetzt gefragt sind: Sie schreiben quelloffenen Code und machen ihn für alle zugänglich; oder sie verbessern fremden Code und teilen ihn mit der Community. Durch diese Kultur der Zusammenarbeit ist Open Source ein Sinnbild für den Wandel hin zu einer neuen Gesellschaft, weg vom Ellenbogendenken.

Aber Vorsicht: Unternehmen müssen der Versuchung widerstehen, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Beim Entwickeln von Open-Source-Software sollten sie also nicht die Open-Source-Entwickler-Community ausbeuten. Im Mittelpunkt muss vielmehr der Austausch stehen: der Austausch von Wissen, der Austausch von Code und die gemeinsame, kreative Suche nach Innovation. Gestalten wir Wirtschaft und Gesellschaft nach Open-Source-Prinzipien, schaffen wir eine neue Offenheit, die zu Wandel, Gemeinschaft und Wohlstand führt.

* Dinko Eror ist Vice President DACH bei Red Hat


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Digital Frontiers 4.0

Jeder Einzelne kann sein Konsumverhalten überprüfen – sagt Björn Brundert, Principal Technologist CEMEA Office of the CTO, Global Field bei VMWare. Erst kürzlich hat das Unternehmen eine Umfrage durchgeführt, zu den „Grenzen des Vertrauen“.

Herr Brundert, Umweltschutz muss beim Verhalten der Verbraucher anfangen. Ihre aktuelle Studie fand heraus, dass es da durchaus noch Verbesserungspotential gibt. Können Sie uns die Ergebnisse bitte kurz einordnen?
Bei unserer Studie Digital Frontiers 4.0 hat uns die Frage interessiert, wie bewusst den Menschen im Alltag die Auswirkungen ihres Handelns auf die Umwelt sind. Und, ob sie dazu bereit sind, Dinge zu ändern, wenn sie besser informiert werden. Was wir gesehen haben, ist: Gerade im digitalen Bereich fehlt es in der breiten Bevölkerung noch an Bewusstsein dafür, dass auch das Konsumieren in der digitalen Welt Auswirkungen auf unseren ökologischen Fußabdruck hat. Eine sechsstündigen Netflix-Sitzung zum Beispiel verursacht rund 330 Gramm Co2. Was das bedeutet, können nur Wenige einordnen. So haben 41 Prozent der Befragten angegeben, dass ihnen das egal ist. Hier ist definitiv mehr Aufklärung nötig. Denn der Herbst zeigt jetzt schon, dass die Verbraucher bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Das betrifft nicht nur das Heizen, sondern auch generell die Reduzierung von Strom und Energie. 

Beinahe täglich erreichen uns aber Nachrichten im Hinblick auf den Klimaschutz und den Klimawandel. Kommunizieren wir vielleicht nicht richtig – reden Regierungen und Organisationen am Kern vorbei?
Die vielen akuten Krisen, mit denen wir kämpfen – Covid19, der Ukraine-Krieg mit dem Gas-Stopp oder die Inflation – rücken das Thema Klimawandel in der Aufmerksamkeit nur marginal nach hinten. Die, die offen für die wissenschaftlichen Fakten sind, wissen, dass die richtig große Krise unserer Zeit der Klimawandel ist. Ironischerweise führen uns aber die im Vergleich zum globalen Klimawandel „kleineren“ Krisen vor Augen, wie wir auch im Kleinen etwas Gutes bewirken können. Jeder Einzelne kann sein Konsumverhalten überprüfen – dazu gehört explizit auch das digitale Konsumverhalten. Genau hier könnten wir sehr effizient mit der Auswertung digitaler Daten ansetzen – was vielen Menschen noch nicht klar ist. Daher müssen wir mehr Bewusstsein dafür schaffen, welchen Einfluss der digitale Traffic rund um die Welt in Bezug auf das Klima hat. Ich habe auf der Clean-IT Konferenz des Hasso Plattner Instituts von einer Idee an der TU Dresden gehört, die ein „Energielabel“ für den App Store des Smartphone diskutiert. Wie würden sich Nutzer entscheiden, wenn z.B. Messenger A ein schlechtes Ergebnis, Messenger B aber ein besonders gutes Ergebnis beim Energielabel anzeigt?
Unsere Studienergebnisse machen jedoch deutlich, dass Regierung und Industrie zuerst bei den Konsumenten für mehr Vertrauen in eine gemeinsame Datennutzung sorgen müssen. Wenn man sich allein Deutschland anschaut, das ja sehr vorsichtig in Bezug auf Datenschutz ist, zeigt sich, dass Unternehmen und Regierungen offen kommunizieren, welche Technologien sie verwenden und wie sie diese nutzen. 
Dazu kommt, dass die meisten Menschen aus den Nachrichten von Cyberattacken, Datenmissbrauch und Datenpannen erfahren, aber kaum über den technologischen Fortschritt berichtet wird, den wir als Gesellschaft beispielsweise in Forschung, Medizin oder im Gesundheitswesen, aber auch in der Logistik oder der öffentlichen Verwaltung bereits erreicht haben. Misstrauen – nicht nur privaten Unternehmen sondern auch öffentlichen Digitalisierungsinitiativen gegenüber – führten beispielsweise dazu, dass die Corona Warn App des RKI „nur“ 46 Millionen Mal heruntergeladen wurde – obwohl wir von über 62 Millionen Smartphone Nutzern in Deutschland ausgehen (Stand August 2022). Hier verpufft viel Potenzial ungenutzt.

Unternehmen sind nah am Verbraucher. Sie haben die Möglichkeit, auf ihn einzuwirken. Inwiefern können Daten helfen, besser und verbrauchernah zu kommunizieren?
Unternehmen besitzen heute viele Daten, deren Potentiale noch nicht ausgeschöpft sind. So können Informationen mit Verbrauchern geteilt werden, die für ihn von Interesse sind und somit sein Kauf- und Entscheidungsverhalten beeinflussen. Seien es Kennzahlen zur Nachhaltigkeit, Details zur Lieferkette und zur Einhaltung sozialer Produktionsbedingungen oder statistische Beweise, warum das eigene Produkt dem Wettbewerb voraus ist. Daten können Fakten darüber schaffen, welchen Impact Produkte oder Organisationen auf die Umwelt haben. Sie geben Verbrauchern damit eine Entscheidungsgrundlage für ihr Konsumverhalten an die Hand.


„Wir erfahren aus den Nachrichten kaum etwas über die „guten Seiten der digitalen Transformation: etwa Fortschritte die wir als Gesellschaft beispielsweise in Forschung, Medizin oder im Gesundheitswesen gemacht haben.“

– Björn Brundert

Können Sie uns ein konkretes Beispiel liefern, wie etwa Umwelt und Unternehmen gleichermaßen profitieren können, wenn Entscheidungen auf Basis von Daten getroffen werden?
Ein Beispiel sind Ressourceneinsparungen beim Thema Lieferkette: Wenn Unternehmen durchweg die Emissionen lückenlos über Daten tracken können, lässt sich daraus Einsparpotenzial ermitteln. Das hilft auch, Kosten zu senken. Um derartige Auswertungen umzusetzen, muss erst die technische Infrastruktur stimmen, und das ist bei vielen Unternehmen noch ein Problem.

Wie können Unternehmen solche Potenziale erkennen?
Als ersten Schritt sollten Organisationen Daten sinnvoll zusammenzuführen und nutzbar machen, indem gewachsene Silos abgebaut werden. Das erfordert in der Regel auch eine Anpassung der Infrastruktur, bei der Multicloud-Strategien ein Schlüssel zum Erfolg sein können: Sie erlauben es Unternehmen flexibel zu skalieren und nicht nur die Einhaltung von Datenschutzgesetzen sicherzustellen und Compliance Anforderungen gerecht zu werden, sondern „Data Sovereignty“ als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Im zweiten Schritt gilt es dann, die Organisation und Mitarbeiter zu befähigen, mit bestehenden sowie neuen Daten Innovationen voranzutreiben – aber auch zu wissen, wann ein Prototyp bzw. ein Produkt keine Zukunft hat und dessen Entwicklung eingestellt werden sollte.  

Inwiefern könnten Unternehmen in den Prozessen untereinander – etwa in der Lieferkette – von mehr und engerer „Datenverzahnung“ profitieren, um z.B. gemeinsam Prozesse besser zu machen?
Inzwischen können Partnerunternehmen mit Hilfe moderner Applikationen über standardisierte Schnittstellen zusammenarbeiten und Daten, die für alle Beteiligten relevant sind, einfach austauschen oder einsehen. So entstehen ganze Ökosysteme, über die beispielsweise die Supply-Chain lückenlos verfolgbar wird. Langfristig kann es auch ein Ziel sein, über die Systeme Ansätze zur Kreislaufwirtschaft zu realisieren, um möglichst ressourcenschonend zu produzieren.


Creative Commons Lizenz CC BY-ND 4.0

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Verantwortungsvoller Einsatz von KI in der Unternehmensführung

CDR-Ansätze müssen autonome KI-Systeme abdecken

von Alexander Huber

KI wird zukünftig die Unternehmensführung durchdringen und auch den Kern autonomer Unternehmen bilden. Das Verständnis der Unternehmensleitung für KI-getriebene Strategieentscheidungen ist eingeschränkt, denn KI ist selten dafür konzipiert, Entscheidungen zu erklären. Ist ein Veto der Unternehmensleitung überhaupt möglich, wenn sie an KI-Entscheidungen gebunden ist? Corporate Digital Responsibility (CDR) zielt auf einen Handlungs- und Entscheidungsrahmen, der das Spannungsfeld zwischen Optimierung, Compliance und Integrität ausbalanciert.

Die Digitalisierung hielt bereits vor vielen Jahren Einzug in die Praxis. Zunächst mit der digitalen Abbildung bisher analoger Daten, über deren Verarbeitung bis zu Prozessen, die unstrukturierte, sich ändernde und fehlerbehaftete Massendaten für Maschinen verständlich machen [1]. Trotz steigender Komplexität lag den Verarbeitungsvorgängen in der Praxis eine regelbasierte Ausführung zugrunde.

Das heißt: Menschen entscheiden sich für eindeutige Regeln bzw. Wenn-Dann-Beziehungen und programmieren diese. Insofern galt zumindest in der Praxis lange die in den 1960er Jahren aufgestellte Behauptung von Peter Drucker: „Der Computer trifft keine Entscheidungen, er führt nur Befehle aus. Er ist ein totaler Idiot“ [2].

Seit neuerem schreiben Menschen Computerprogramme und Algorithmen in einer Art, dass diese selbstständig lernend in der Lage sind, eigene Regeln aufzustellen und selbst Entscheidungen zu fällen. Diese Regeln werden nicht vom Menschen kodifiziert, sondern von der IT-Anwendung erlernt. Die IT-Anwendung entscheidet sich also nicht notwendigerweise in einer für den Menschen vorhersehbaren Art und Weise.

Zum Inhalt
Ein beispielhafter Blick in die Zukunft
Künstliche Intelligenz
Erklärbare KI
Unternehmerische Verantwortung für den KI-Einsatz
Auswirkungen von KI in der Unternehmensführung
Fazit

Ein beispielhafter Blick in die Zukunft

An einem warmen Herbsttag steht ein Lieferant völlig unerwartet mit dem 10-fachen der sonst üblichen Bestellmenge von Sensoren vor der Tür eines fiktiven technischen Geräteherstellers. Der Mann im Wareneingang ruft verwundert seine Chefin an, und diese den Zulieferer. Alle rätseln, warum diese übertrieben hohe Menge geliefert wurde. Aber: die IT-Anwendung hat rechtsgültig beim Lieferanten bestellt und dieser nimmt die Sensoren nicht zurück.

Es bleibt völlig unklar, warum diese hohe Menge bestellt wurde, bis drei Wochen später im monatlichen Purchase-Council des Unternehmens vor weltweit auftretenden Lieferengpässen bei Sensoren und den damit verbundenen Preiserhöhungen gewarnt wird. Im Nachgang zeigt sich, dass am Tag vor der Bestellung mehrere Analysten Warnungen vor weltweit auftretenden Lieferengpässen bei Sensoren ausgesprochen hatten. Weitere Analysen zeigen ergänzende Faktoren auf, die die Entscheidung der IT-Anwendung beeinflussten: Das Demand-Forecasting zeigte, dass sich die Nachfrage nach Produkten, in denen der Sensor verbaut wird, stark erhöht. Gleichzeitig ist der Krankenstand im Unternehmen unerwartet niedrig, sodass mehr Menschen als sonst um diese Jahreszeit in der Produktion verfügbar sind. Eine gute Stimmung, und damit Produktivität, unter der Belegschaft lässt sich auch aufgrund der von der IT-Anwendung ausgewerteten LinkedIn-Einträge und ‑Vernetzungen der Mitarbeiter sowie deren Beiträge in ihren öffentlich zugänglichen Instagram-Profilen vermuten. Wie auch immer. Am Ende hat das IT-System die optimale Menge bestellt, auch wenn dies anfangs nicht klar war. Alle sind sich einig: Schwein gehabt.

Was wäre passiert, wenn die Einkaufschefin frühzeitig Wind von der ihr unerklärlich großen Bestellung bekommen hätte? Sie hätte die Entscheidung der IT-Anwendung nicht nachvollziehen können und die Bestellung daraufhin manuell auf ein normales Maß reduziert. Das Unternehmen verliert daraufhin Millionen. Gerade als Mitglied des Management-Teams hat sie aber die Pflicht, alle ihr zur Verfügung stehenden Informationen zu nutzen, um optimale Entscheidungen zu treffen. Der Aufsichtsrat des Unternehmens weisen daraufhin den Vorstand an, die Einkaufschefin persönlich für die Preiserhöhungen in Haftung zu nehmen.

Zukünftig wird sich die Einkaufschefin aus der Verantwortungslinie nehmen. Sie hat gelernt: Die IT-Anwendung ist eine Autorität, deren Entscheidungen, seien sie noch so unverständlich, sie sich beugen muss.

Möglicherweise treffen IT-Anwendungen in manchen Situationen bessere Entscheidungen als Menschen. Möglicherweise aber auch schlechtere und diskriminierende. Je intelligenter die IT-Anwendungen werden, desto schwieriger fällt es Menschen, ihre Entscheidungen zu verstehen. Die IT-Anwendungen sind nicht dafür konzipiert, ihre Entscheidungen zu erklären. Gibt es dennoch ein Recht auf Erklärungen, die Menschen verstehen? Sind die Menschen an Entscheidungen gebunden, die sie nicht verstehen? Wer haftet, wenn IT-Anwendungen schlechte Entscheidungen fällen und Menschen verpflichtet sind, diese umzusetzen?

Wie werden sich Unternehmen technisch, organisatorisch und dadurch auch kulturell verändern? Welche Auswirkungen gibt es auf Mitarbeiter, Führung, Agilität und Effizienz? Was muss passieren damit sich die digitale Entwicklung verantwortungsvoll vollzieht? Wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen Optimierung, Compliance und Integrität in der Balance halten?

Künstliche Intelligenz

Intelligenz wird nicht mehr nur als weitgehend angeborene, von äußeren Faktoren und Erfahrungen unbeeinflusste, analytische Fähigkeit betrachtet [3], [4]. Heute verstehen wir Intelligenz als Zusammenfallen von analytischer, kreativer (Fähigkeit zur unkonventionellen Problemlösung) und praktischer Intelligenz (Fähigkeit zur Anpassung an die Umwelt). Intelligenz ist insgesamt also die Fähigkeit, gesetzte Ziele zu erreichen, sich dabei an geänderte Bedingungen anzupassen und dadurch zu lernen [3], [5].

Unter Künstlicher Intelligenz (KI) werden Methoden und Anwendungen verstanden, die den kognitiven Apparat des Menschen durch technische Methoden ersetzen. KI bedeutet vor diesem Hintergrund, die Umgebung durch Datenerfassung wahrzunehmen, aus diesen Daten zu lernen, Schlussfolgerungen abzuleiten und sich dabei flexibel an die Gegebenheiten anzupassen [4], [6].

Je nach Grad der Autonomie werden in der Regel drei verschiedene Stufen von KI-Systemen unterschieden, mit denen Fragen der Haftung und Rechenschaft eng verbunden sind [7], [8]:

  1. Assistierend: Menschen sind die Entscheider. KI-Systeme unterstützen bei Aufgaben, die ein Mensch auch selbst erbringen könnte (z. B. Übersetzung). Vereinfacht wird hier auch vom Human-in-the-Loop-Ansatz gesprochen.
  2. Erweitert (augmented, amplified): Menschen sind die Entscheider oder mit Vetorechten ausgestattete Beobachter. Das KI-Systeme bereitet komplexe Entscheidungen vor und führt Aufgaben durch, die vom Menschen schwer vorgenommen werden können (z. B. Vorhersagemodelle auf Basis großer Datenmengen). Das Ergebnis der maschinellen Entscheidungsfindung ist für den Menschen nicht immer nachvollziehbar. Menschen müssen sich ggf. auf die maschinelle Entscheidung verlassen, sodass dann von einer gemeinsamen Entscheidungsfindung gesprochen werden kann. Damit wird der menschzentrierte Governance-Ansatz in Unternehmen in Frage gestellt. Diese Stufe kommt dem Human-on-the-loop-Ansatz nahe: Entscheidungen werden vom Menschen überwacht.
  3. Autonom: KI-Systeme entscheiden allein (Human-out-of-the-loop).

Intelligente, autonome KI-Systeme setzen dort an, wo Menschen an ihre naturgegebenen Grenzen stoßen, und brechen mit ihrer tatsächlichen – aber zumindest zugeschriebenen – Überlegenheit etablierte Machtstrukturen in Unternehmen auf. Bei einer Übertragung von Macht und Verantwortung auf KI-Systeme als Blackbox mit undurchsichtiger Funktionsweise, ist zwangsläufig die Balance zwischen extrinsischer Regeltreue (Compliance) und intrinsischer Selbststeuerung (Integrität) gefährdet [9], [10]. Naturgemäß stehen auf Algorithmen beruhende KI-Systeme den Compliance-Ansätzen deutlich näher und gefährden über Anreize und Sanktionen individuelle Autonomie, Freiheitsgrade und Integrität, die bei menschlicher Führung zwar nicht garantiert, aber doch wahrscheinlicher sind [9], [10]. Es droht eine Rückkehr zu autoritären Führungspraktiken in neuem Gewand [11].


Prof. Dr. Alexander Huber
lehrt an der Berliner Hochschule für Technik. Zuvor war er zehn Jahre im Führungskreis von Siemens und Berater bei Accenture. Als in Informatik promovierter Wirtschaftsingenieur forscht er an der Schnittstelle von Strategie, Organisation und IT.


E-Mail:
a.huber@bht-berlin.de
Website




Erklärbare KI

Wird also von Menschen erwartet, dass sie Entscheidungen von KI-Systemen vertrauen und nicht gleichzeitig zu reinen Erfüllungsgehilfen werden, müssen sie den Kern der getroffenen Entscheidungen verstehen [12]. Die Forschung zur erklärbaren KI (eXplainable AI): XAI steckt noch in den Kinderschuhen [13], wird aber wichtige Voraussetzung zur Erfüllung des Rechts auf Erklärung (s. z. B. Art. 13 DSGVO).

Automatisierte inhaltliche Erklärungen sind aber nicht nur für Vertrauensbildung, Zusammenarbeit und Feststellung von Verantwortlichkeiten relevant, sondern auch, um zu bestätigen, dass eine Entscheidung korrekt getroffen wurde. So lernen KI-Systeme manchmal, dass ihnen „Schummeln“ die Arbeit erleichtert und sie dennoch die explizit vorgegebenen Ziele erreichen: 2017 sollte ein KI-System lernen, wie es Pferde auf Bildern in Trainingsdaten erkennt. Stattdessen stellte es fest, dass es nur nach dem Copyright-Tag eines bestimmten Fotografen suchen musste, der zufälligerweise alle in den Trainingsdaten enthaltenen Pferdebilder aufgenommen hatte, statt zu lernen, ob tatsächlich ein Pferd abgebildet war [14]. So lernte die KI zwar aus den Trainingsdaten (Datenpaaren) und erfüllte die expliziten (programmierten) Ziele, kann aber nicht die impliziten, deutlich komplexeren Ziele des menschlichen Systemdesigners interpretieren.

Integration der KI in das Unternehmen

KI-Anwendungen können nun in bisher von IT wenig unterstützten Bereichen Anwendung finden (z. B. Strategische Planung), vorhandene IT-Anwendungen übergreifend steuern und so sukzessive immer weitere Unternehmensprozesse und ‑entscheidungsbereiche abdecken (s. Abbildung 1).

AI-supports-the-organization: KI unterstützt einzelne Funktionen in Support- und Kernprozessen (wie z. B. Einkauf, Produktion) und deckt einzelne Kern- und Stütz-Prozesse ab.

  1. AI-runs-the‑organization: Perspektivisch wird KI stärker in Management-Prozesse bzw. Unternehmensführung (z. B. Strategische Planung) integriert und zunehmend mit weiteren Entscheidungsrechten ausgestattet. Im Extremfall könnten KI-Systeme Teile der Unternehmensführung übernehmen [8].
  2. AI-covers-the-organization: Evolutionäre Ausbreitung der KI bis zur Abbildung vieler/aller Unternehmensprozesse auf allen Ebenen (Management-, Kern- und Stützprozessen). Menschen sind hier i. W. für Entscheidung, Erstellung und Parametrisierung von Zielen, Strategien und Algorithmen zuständig, aber nicht mehr dominierend für den operativen Ablauf, Entscheidungsfindung oder ‑umsetzung. Menschen wirken entweder an den Zielen, Strategien und Algorithmen mit oder werden Erfüllungsgehilfen, z. B. wenn Maschinen nicht zulässig sind.
  3. AI-as-the-organization: Letztendlich ist die Frage, inwiefern sich neue Geschäftsmodelle entwickeln, die gänzlich ohne menschliches Zutun auskommen. Dabei sind diejenigen Unternehmen im Vorteil, die sich nicht evolutionär in Richtung eines solchen Ansatzes transformieren, sondern als „Algorithmic Entities“ [15] bereits nativ („von Geburt an“) als solche angelegt sind.

Abbildung 1: Abdeckung KI im Unternehmen (Projizierung auf Prozesshaus)


Unternehmerische Verantwortung für den KI-Einsatz

Der Einsatz von KI in Unternehmen kann deren Fähigkeiten wie Entscheidungsgeschwindigkeit, Effizienz, Analyse (z. B. Märkte, Kunden, Technologie) aber auch Kreativität positiv beeinflussen und damit Wettbewerbsvorteile in vielen Bereichen (z. B. Innovation, Reputation oder Kostenstruktur) aufbauen. Zudem beeinflusst KI schon heute die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zahlreicher Branchen [16], [17].

Gleichzeitig ergeben sich rechtliche, ethische und unternehmerische Risiken (Beispiele) [18]:

  • Mangelhafte Entscheidungen (z. B. durch implizite, für die KI aber unverständliche Ziele)
  • Diskriminierung/Bias (z. B durch Trainingsdaten, die aus der Vergangenheit stammen oder nur Ausschnitte abbilden) [17a]
  • Unklare Haftung und Rechenschaft (z. B. durch singulär unproblematisches – in Gemeinschaft aber risikobehaftetes Wirken) [17b] oder unklare Rechenschaft bei mit externen Anwendungen vernetzten KI-Systemen)
  • Negativer Einfluss auf Unternehmenskultur, Mitarbeitermotivation und Integrität (z. B. durch angeordnetes Befolgen nicht nachvollziehbarer Entscheidungen)
  • Entstehung einer neuen Art der Unternehmensführung als „Super-User“, mit „ultimativer“ Entscheidungsbefugnis – über alle KI-Entscheidungen
  • Negativer Einfluss auf Menschen und Umwelt (z. B. durch KI-Entscheidungen mit direkter Auswirkung auf die berufliche, aber auch private und familiärere Situation von Mitarbeitern)

Die Regulierung von Risiken im Unternehmenskontext ist über staatliches Recht allein nicht sicher zu stellen, da multinationale Unternehmen, wie auch z. B. zur Steuervermeidung, in andere Länder ausweichen können und dazu möglicherweise sogar gegenüber ihren Shareholdern verpflichtet sind. KI-freundliche Gesetze in nationalen Rechtsordnungen können zu einem neuen Regulierungswettbewerb nach unten führen [19]. So könnten native KI-Unternehmen (AI-as-the-organitzation) die Arbitrage des regulatorisch optimierten Nomadisierens zum Teil des Geschäftsmodells werden lassen. Eine Regulierung auf nationaler Ebene oder auch im Staatenverbund wird daher zur Einhaltung ethischer Standards nicht genügen: Es ergibt sich die Forderung nach Übernahme unmittelbarer unternehmerischer Verantwortung für die Folgen digitalen Handelns.

Die Wahrnehmung einer freiwilligen, über das gesetzlich Vorgeschriebene hinausgehenden, unternehmerischen Verantwortung, für die Folgen der Entwicklung, Verbreitung oder Nutzung digitaler Technologien auf die Gesellschaft insgesamt aber auch die konkrete einzelne Person wird unter dem Begriff Corporate Digital Responsibility (CDR) diskutiert [20], [21], für die insbesondere Compliance und Integrität von Bedeutung sind und zusammen auf die Vermeidung rechtlichen und ethischen Fehlverhaltens fokussieren [9] (s. Abbildung 2)


Abbildung 2: Ausgestaltung einer wirksamen CDR (Anlehnung an [9], [22], [23])


CDR kodifiziert Vertrauen und schafft einen Handlungs- und Entscheidungsrahmen, der zeigt, wie KI-Risiken und -Chancen auszubalancieren sind, um der sozialen Verantwortung von Unternehmen hinsichtlich digitaler Fragestellungen gerecht zu werden. In einer wohldurchdachten CDR steckt das Potenzial zur Differenzierung und Schaffung von Wettbewerbsvorteilen durch Erlangung von Vertrauen der Stakeholder gegenüber dem Unternehmen.


„Integrität lässt sich nicht programmieren.“


Auswirkungen von KI in der Unternehmensführung

Unternehmensführung besteht aus Herbeiführen, Treffen und Umsetzen von Entscheidungen, durch die festgelegt wird, wie die Arbeit von Menschen im Unternehmen koordiniert und die Entwicklung des Unternehmens geprägt wird [24]. Die Unternehmensführung ist daher zweifellos diejenige Unternehmensfunktion, die den größten Einfluss auf das Unternehmen selbst (z. B. Positionierung, Erfolg, Prozesse, Mitarbeiter), seine Share- und Stakeholder (z. B. Eigentümer, Kunden, Lieferanten) und seine politische, rechtliche, gesellschaftliche, ökologische und technische Umwelt hat.

Entscheidungen der Unternehmensführung sind gekennzeichnet von hoher Unsicherheit, Volatilität, Komplexität und Wirkung. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, bietet die Unternehmensführung ein vielversprechendes Einsatzgebiet für KI-Systeme.

„Die Wahrheit ist, dass das Geschäft zu komplex geworden ist und sich zu schnell bewegt, als dass Vorstände und CEOs ohne intelligente Systeme gute Entscheidungen treffen könnten“ [25].

Der KI-Einsatz in der Unternehmensführung lässt zahlreiche Auswirkungen erwarten:

  1. Strategische KI-Entscheidungen haben massive, komplexe und unmittelbare Auswirkungen auf Menschen, die direkt (z. B. Mitarbeiter und Familien) oder indirekt (z. B. Zulieferer, Servicekräfte) betroffen sind.
  2. Entscheidungen, von einer als objektiv, neutral und überlegen angesehenen KI-Entscheidungsarchitektur getroffen, haben starke Legitimationsfunktion für Management und Eigentümer. Ähnlich wie bisher vielleicht Unternehmensberatungen (mutmaßlich neutrale und objektive Instanz) als Sündenbock unangenehmer Entscheidungen herangezogen werden, wird KI diese Rolle mit noch mehr Gewicht ausfüllen.
  3. Die Beziehung von Eigentümer und Management (Prinzipal-Agent) verändert sich: Während Manager bisher gerade wegen ihrer besonderen Fähigkeit, Entscheidungen auf Basis ihrer persönlichen Erfahrungen auch „aus dem Bauch heraus“ zu treffen, ausgesucht werden und die Nachvollziehbarkeit von Management-Entscheidungen für Eigentümer nicht immer gegeben ist, können Eigentümer und Dritte (z. B. interner/externer Audit, Insolvenzverwalter) nun sehr einfach verfolgen, bei welchen Entscheidungen sich das Management nicht an KI-Empfehlungen hielt. Bei einer Abweichung wird das Management seine Entscheidungen deutlich stärker als bisher erklären müssen. KI-Entscheidungen nicht oder anders umzusetzen, führt möglicherweise zu rechtlichen Konsequenzen: So gilt in Deutschland seit 1997 die sog. Business Judgement Rule (§ 93 Abs. 1 Satz 2 AktG), die besagt, dass Vorstände nur dann nicht für negative Folgen unternehmerischer Entscheidungen haften, wenn die Entscheidung u. a. auf Grundlage angemessener Informationen getroffen wurde. Vorstände müssen dies im Zweifel beweisen (§ 93 Abs. 2 Satz 2 AktG). Können Sie dies nicht (z. B. im Falle einer nicht absolut nachvollziehbar begründeten Abweichung von der KI-Entscheidung), sind sie dem Unternehmen zum Ersatz des entstandenen Schadens aus ihrem Privatvermögen verpflichtet.
  4. Diese neuartige Beziehung zwischen Eigentümern und Management sowie das zumindest teilweise intransparente Zustandekommen von Entscheidungen, wandelt Führungspraktiken, Rolle und Kompetenzanforderung des Top-Managements vom modernen, partizipativen, risikonehmenden Unternehmensführer und Entscheider zum reinstitutionalisiert-autoritären, risikoaversen Umsetzer und Kontrolle
  5. Das Gefühl von Maschinen regiert zu werden, wirkt sich auf Unternehmenskultur, Mitarbeitermotivation und Integrität aus: Während in der Ära der Mechanisierung, Maschinen einfache, repetitive Arbeiten für Menschen ausführen, und in der Zeit der Automatisierung Maschinen einfache Arbeiten selbstständig erledigen, führen nun Menschen Arbeiten für Maschinen aus. In KI geprägten Unternehmen wird insgesamt ein Ungleichgewicht zugunsten von Compliance und zulasten von Integrität entstehen.
  6. Weiterhin sind viele weitere wichtige Risiken (etwa Diskriminierung oder Haftungsfragen) zu berücksichtigen.

In einer zukünftigen Entwicklungsstufe ist für bestimmte Bereichen denkbar, die gesamte Strategische Planung (von Analyse bis Controlling) in autonome KI-Systeme zu überführen (s. o. AI-covers-the‑organization). Ein Eingreifen des Managements in die Entscheidungen ist nur noch im Ausnahmefall vorgesehen („Human-in-Command“), denn „Human-in-the-Loop-Ansätze in der Unternehmensführung erscheinen wenig sinnvoll, wenn es zu Effizienzgewinnen kommen soll [8].

Nur die Umsetzung wird noch in den Händen von Menschen liegen, die aber eher die Rolle dezentraler Projektleiter haben, als Managementfunktion in der Linie. Dennoch bleibt nach heutiger Rechtsordnung die Rechenschaftspflicht vorerst bei der (menschlichen) Unternehmensleitung, selbst wenn der gesamte Entscheidungsfindungsprozess automatisiert wäre [7].

Fazit

Grundsätzlich kann der Einsatz von KI in der Unternehmensführung positive Auswirkungen haben. Probleme entstehen vor allem dadurch, dass sich der Mensch potenziell immer weiter von Entscheidungsprozessen entfernt und Unternehmen KI-Systeme heranziehen, um Entscheidungen, die die Interessen der Shareholder über die Interessen der Allgemeinheit stellen zu legitimieren.

Die verantwortlichen Personen in Unternehmen sind gefordert, auf Basis ihrer eigenen spezifischen Situation, kontinuierlich rechtliche und ethische Fragestellungen zu reflektieren und entsprechende Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei kann das Instrument der „Corporate Digital Responsibility“ (CDR) einen Rahmen für die Entwicklung eigener Verantwortungskomponenten bieten. Die zentrale Herausforderung liegt dabei in der Ausbildung und Verankerung von Integrität über die gesamte Kette: vom Design des KI-Systems, über Entwicklung, Verbreitung, Implementierung, Anwendung und Betrieb bis zur Pflege.

Integrität lässt sich nicht programmieren.

Fußnoten

[1] DFKI und bitkom, „Künstliche Intelligenz. Wirtschaftliche Bedeutung, gesellschaftliche Herausforderungen, menschliche Verantwortung,“ 2017. [Online]. Available: https://www.dfki.de/fileadmin/user_upload/import/9744_171012-KI-Gipfelpapier-online.pdf.
[2] P. Drucker, „The manager and the moron,“ McKinsey Quarterly, 3(4), 1967.
[3] H. Schlinger, „The Myth of Intelligence,“ he Psychological Record, Vol. 53, No. 1, 2003.
[4] A. Kaplan und M. Haenlein, „Rulers of the World, Unite! The Challenges and Opportunities of Artificial Intelligence,“ Business Horizons, Vol. 63, No. 1, 2020.
[5] R. Sternberg, „The Theory of Successful Intelligence,“ Interamerican Journal of Psychology, Vol. 39, No. 2, 2005.
[6] Hochrangige Expertengruppe für KI, „Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI,“ Europäische Kommission, Brüssel, 2018.
[7] M. Hilb, „Toward artificial governance? The role of artificial intelligence in shaping the future of corporate governance,“ Journal of Management and Governance 24, 2020.
[8] E. P. M. Hickman, „Trustworthy AI and Corporate Governance: The EU’s Ethics Guidelines for Trustworthy Artificial Intelligence from a Company Law Perspective,“ European Business Organization Law Review, 2021.
[9] C. Schank, „Algorithmen und ihr Einfluss auf Compliance und Integrity,“ Bertelsmann Stiftung: Unternehmensverantwortung im digitalen Wandel, 2020.
[10] K. Elliott, R. Price, P. Shaw, T. Spiliotopoulos, M. Ng, K. Coopamooto und A. Moorsel, „Towards an Equitable Digital Society: Artificial Intelligence (AI) and Corporate Digital Responsibility (CDR),“ Society 58, 2021.
[11] F. Daumann-Habersack, „Autorität, Algorithmen und Konflikte – Die digitalisierte Renaissance autoritärer Führungsprinzipien,“ in Kooperation in der digitalen Arbeitswelt. Verlässliche Führung in Zeiten virtueller Kommunikation, O. Geramanis, S. Hutmacher und L. Walser, Hrsg., 2021.
[12] F. Pasquale, „The black box society: The secret algorithms that control money and information,“ Harvard University Press, 2015.
[13] D. Elton, Self-explaining AI as an Alternative to Interpretable AI, 2020.
[14] S. Lapuschkin, S. Wäldchen und A. e. a. Binder, „Unmasking Clever Hans predictors and assessing what machines really learn,“ Nature Communications volume 10, 2019.
[15] L. LoPucki, „Algorithmic entities,“ Wash Univ Law Rev 95, 2018.
[16] C. Dukino, M. Friedrich und e. al, „Künstliche Intelligenz in der Unternehmenspraxis,“ W. Bauer, W. Ganz, M. Hämmerle und T. Renner, Hrsg., 2019.
[17] A. Huber, „Geschäftsmodellinnovation in disruptiven Branchen. Am Beispiel der Berufsfotografie,“ Wirtschaftsinformatik & Management (13), 2021.
[17a] Beispiele: (1) Medikamente wirken und Spracherkennung funktioniert bei Männern besser als bei Frauen. Grund: zu wenig Trainingsdaten von Frauen (2) Männer werden eher für Führungspositionen ausgewählt. Grund: weniger Frauen auf Führungspositionen in der Vergangenheit (3) Gesichtserkennung arbeitet bei weißen Menschen besser als bei schwarzen. Grund: zu wenig Trainingsdaten von schwarzen Menschen.
[17b] Beispielsweise könnten Auftraggeber, Entwickler, Händler und Nutzer von Algorithmen und Trainingsdaten jeweils plausibel erklären, dass ihr Zutun allein unkritisch ist. Nur in Summe entsteht das Risiko. Ebenso ist die Problematik einer Anbindung externer KI-Systeme mit unzureichender XAI zu sehen.
[18] T. Simonite, „Tech firms move to put ethical guard rails around AI,“ WIRED, 2018.
[19] Eidenmüller, „The rise of robots and the law of humans,“ Oxford Legal Studies Research Paper No 27/201, 2017.
[20] DEK, „Gutachten der Datenethikkommission,“ Datenethikkommission der Bundesregierung, Berlin, 2019.
[21] M. Schmidt, Ethik in der IT-Sicherheit, Berlin, 2021.
[22] E. Göbel, Unternehmensethik, Konstanz und München, 2016.
[23] B. Noll, Wirtschafts- und Unternehmensethik in der Marktwirtschaft, Stuttgart, 2002.
[24] E. Heinen, „Der entscheidungsorientierte Ansatz der Betriebswirtschaftslehre,“ Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 41. Jg., 1971.
[25] B. Libert, M. Beck und M. Bonchek, „https://sloanreview.mit.edu,“ 2017. [Online].

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Eine kürzlich von GoTo durchgeführte Umfrage ergab, dass 84 Prozent der Deutschen der Meinung ist, dass ihr IT-Team entlastet werden muss. Um die Belastung der IT-Teams zu verringern, investieren die meisten deutschen Unternehmen in neue oder Upgrades ihrer Videokonferenzlösungen (35 Prozent), ihrer IT Helpdesk Systeme (30 Prozent) und Projektmanagement-Tools (27 Prozent). Denn beinahe jeder vierte bemängelte, dass die zuvor eingesetzten Lösungen nicht die richtige Performance lieferten (22 Prozent). Ein weiterer wichtiger Grund ist für jeden vierten auch die IT-Konsolidierung mehrerer Anwendungen (25 Prozent). Technologie und digitale Transformation sind in solch unsicheren Zeiten unerlässlich und müssen bei Investitionsentscheidungen an erster Stelle stehen auch und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs).

Mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie mit Lockdown und geschlossenen Geschäften zeigte sich nach zehn Jahren Wachstum erstmals ein Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland, dass sich nur langsam wieder regeneriert. Unternehmen, die schnell auf Fernarbeit umstellen konnten, hatten hier große Vorteile, denn sie konnten die Mitarbeiter nach Hause schicken, ohne die Arbeitsleistung zu verlieren. Doch dazu ist es notwendig, über geeignete Tools zu verfügen. Gerade KMUs stehen hier vor großen Herausforderungen, da sie nur über begrenzte finanzielle Ressourcen und Personal zur Verfügung haben. Das bedeutet, dass sie in einheitliche digitale Technologien investieren müssen, die speziell für den KMU-Markt entwickelt wurden, und nicht in die isolierten oder komplexen Lösungen, die oft auf größere Unternehmen ausgerichtet sind, da diese spezialisierten Lösungen erhebliche Gemeinkosten einsparen und kleineren Unternehmen helfen können, die für die Einrichtung und Wartung digitaler Systeme erforderlichen Ressourcen zu vermeiden.

Langfristige Remote-Infrastrukturen aufbauen

Sichere Collaboration- und Remote-Support-Anwendungen für die Unternehmens-IT sind aus Unternehmenssicht eine gute Lösung, sich auf eine kommende Covid-19-Welle mit möglicher Homeoffice-Pflicht vorzubereiten. In der ersten Welle mit Heimarbeit über mehrere Monate hatten viele – gerade kleine und mittelständische (KMU) – Unternehmen Remote-Work-Anwendungen nur als Übergangslösungen implementiert. Jetzt haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre Technologie neu zu bewerten und in Cloud-basierte, skalierbare Lösungen zu investieren, die auf die Anforderungen der Telearbeit zugeschnitten sind. Dies dient nicht nur dazu, die Anforderungen sowohl auf der technologischen Seite als auch auf der Seite der Mitarbeiter kurzfristig besser zu erfüllen. Da sich die Technologien weiterhin von lokalen Systemen zugunsten von Cloud-basierten Lösungen wegbewegen, wird eine Remote-Infrastruktur notwendig sein, um neue wichtige Tools zu übernehmen, wenn sie in Zukunft auf den Markt kommen.

Höhere Sicherheitsstandards aufstellen

Für eine höhere Sicherheit sorgt Zero-Trust. So lässt sich größtenteils abwenden, dass Hacker die Remote-Tools einer Firma aus der Ferne angreifen, um Schadsoftware in dessen Geräte zu bringen. Logische Zugriffskontrollen wie Multifaktor-Authentifizierung (MFA) oder Perimeterschutz-Tools helfen IT-Administratoren dabei, Bedrohungen durch externe Zugriffe oder nicht autorisierten Netzwerkverkehr zu minimieren. Darüber hinaus erleichtert eine Konsolidierung von Software in einer Plattform IT-Teams das Management und Mitarbeitern das Arbeiten. Admins können dank eines einzigen Verwaltungstools außerdem Einstellungen gesammelt für alle Geräte oder Gerätegruppen ausführen, statt alles einzeln ausrollen und zwischen Kommunikations- und Remote-Management-Software wechseln zu müssen. Zero-Trust-Protokolle gehen noch einen Schritt weiter und bieten ein noch höheres Maß an Sicherheit. Dadurch wird weitgehend verhindert, dass unbefugte Benutzer aus der Ferne auf die Rechner der Mitarbeiter zugreifen, um bösartige Aktionen durchzuführen oder Malware in ein Netzwerk einzuschleusen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Vorbereitung auf einen Data Breach: Die Aufstellung eines Business-Continuity-Plans. Dieser sollte dringend ein kontinuierliches Backup und 24-stündiges Netzwerk-Monitoring inklusive aller Cloud-Dienste enthalten. So können Unternehmen schnellstmöglich alle Daten wieder herstellen und dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter – unabhängig von ihrem Standort – weiterarbeiten können. Laut GoTo bestätigen 59 % der Befragten, dass dazu in neue Security-Programme oder Updates bestehender Software investiert wurde.


Die Einrichtung flexibler Remote-Strukturen sollte für kleinere Unternehmen, die Top-Talente anziehen und halten wollen, eine Priorität sein.

Paddy Srinivasan

Remote Work als Recruiting-Vorteil

Initiativen zur digitalen Transformation sind nicht nur ein Vorteil für den Geschäftsbetrieb. Die durch diese Initiativen ermöglichten flexiblen Remote- und Hybrid-Arbeitsmodelle können auch ein erheblicher Vorteil für die Aufrechterhaltung des Personalbestands sein, insbesondere da der Wettbewerb um talentierte und engagierte Mitarbeiter zunimmt. Tatsächlich haben Untersuchungen von GoTo und Frost & Sullivan ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer in KMUs einen Arbeitsplatz ohne die Möglichkeit der flexiblen Remote-/Hybridarbeit nicht mehr annehmen würden. Die Einrichtung flexibler Remote-Strukturen sollte für kleinere Unternehmen, die Top-Talente anziehen und halten wollen, eine Priorität sein. Gleichzeitig können Unternehmen, die Fernarbeit ermöglichen, ihren Pool an potenziellen Bewerbern erheblich erweitern, um den besten Kandidaten für die Stelle zu finden unabhängig davon, wo dieser sich befindet. Personalvermittler können so dem Personalmangel, insbesondere bei Fachkräften, entgegenwirken und neue Talente in anderen Regionen Deutschlands oder sogar im Ausland gewinnen.

Mehr Investment in die eigene Resilienz

Die global prägenden Ereignisse der letzten Jahre waren eine wichtige Lektion dafür, dass Unternehmen Technologien einführen müssen, die rationeller, sicherer und für die neue Generation der digitalen Arbeit optimiert sind. Sie sollten es den Mitarbeitern ermöglichen, flexibel von verschiedenen Standorten aus zu arbeiten, um besser auf Störungen reagieren zu können. Außerdem sollten sie ihre Teams mit den besten Mitarbeitern ausstatten. Auch wenn die Umstellung von den derzeitigen ineffektiven Technologien im Vorfeld Zeit und Ressourcen erfordert, werden Unternehmen, die jetzt investieren, für alle künftigen Herausforderungen gut gerüstet sein.


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Wachstum durch KI: Automatisierung für turbulente Zeiten

Alan Jacobson, Chief Data and Analytics Officer bei Alteryx, beschreibt, wie Automatisierung Unternehmen helfen kann, wirtschaftlich schwierige Zeiten zu überstehen.

In jeder Branche und jedem Fachbereich sind Mitarbeiter:innen dazu gezwungen, noch mehr zu leisten – und das am besten noch schneller als je zuvor. Parallel dazu nimmt auch der Bedarf an automatisierten Prozessen sowie an der Fähigkeit, neue Erkenntnisse aus Daten zu generieren, stetig zu. Unternehmen, die dem gerecht werden wollten, hatten bis vor wenigen Jahren nur eine Möglichkeit: Sie mussten Entwickler:innen und Datenwissenschaftler:innen einstellen, um passende Lösungen zu finden. Doch das Tempo, in dem dieser Wandel voranschreitet, ist schon jetzt so hoch, dass zentralisierte Teams kaum noch eine Chance haben, Schritt zu halten. Was Unternehmen stattdessen brauchen, ist einen demokratischen Ansatz. Denn nur so können sie auf die notwendigen Kapazitäten zugreifen, um Prozesse im großen Stil zu automatisieren und fortschrittliche Analysen zu nutzen, die weit über einfache Tabellenkalkulationen hinausgehen – und zwar von der Finanzabteilung über das Marketing bis hin zur Logistik.

Datenkompetenz ist der entscheidende Faktor

Mitarbeiter:innen, die über ein ausreichendes Maß an Digitalkompetenz verfügen, haben einen nahezu unmittelbaren Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens. Sie befähigt nicht nur langjährige Expert:innen innerhalb einzelner Abteilungen dazu, innerhalb kürzester Zeit Auswirkungen zu erzielen, die einen Unterschied von Millionen machen können. Auch Praktikant:innen und Werkstudent:innen können sich in nur wenigen Wochen die wichtigsten Skills aneignen, die ihnen und dem Unternehmen, für das sie tätig sind, völlig neue Möglichkeiten eröffnen – und das alles nur mithilfe von Daten, die neue Einblicke gewähren. Angesichts der enormen Mengen an Daten, die täglich generiert werden, ist es die Datenkompetenz der Mitarbeiter:innen, die in Krisenzeiten einen entscheidenden Unterschied darstellen kann. Fehlt diese jedoch, können bereits kleinste Disruptionen zu einer existenziellen Bedrohung werden – nicht nur weil potenzielle Risiken nicht rechtzeitig erkannt werden, sondern auch weil die Konkurrenz immer weiter aufrüstet, um von den Vorteilen zu profitieren, die Datenanalysen und automatisierte Prozesse bieten.


Alan Jacobson: „Obwohl vielen Unternehmen bereits klar ist, welche Vorteile ihnen die KI-basierte Entscheidungsfindung bietet, tun sich viele noch immer schwer damit, diese in der Praxis voll auszuschöpfen. Das Problem: KI-Modelle sind nichts, das sich von der Stange kaufen lässt.“

Fakt ist: Um heute wie morgen erfolgreich sein zu können, müssen Unternehmen davon abrücken, Entscheidung aufgrund eines Bauchgefühls zu treffen. Stattdessen müssen sie hierfür Daten heranziehen, denn nur so haben sie die Chance, schnell und angemessen auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Bereits 2019 ergab eine Umfrage von McKinsey, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Wachstum von mehr als zehn Prozent zu erzielen, bei Unternehmen, deren Mitarbeiter:innen bei der Entscheidungsfindung konsequent auf Daten zurückgriffen, etwa 50 Prozent höher lag. Damit das in der Praxis funktionieren kann, reicht es jedoch lange nicht mehr aus, Daten nur zu sammeln. Sie müssen ebenso aufbereitet und von etwaigen Doppelungen gesäubert werden. Liegen die Daten nicht in qualitativ hochwertiger Form vor, wird es auch den besten Automatisierungstools nicht möglich sein, aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, die sich zur Entscheidungsfindung eignen.

Während der Pandemie hat diese Entwicklung einen echten Boom erlebt. Unzählige Unternehmen haben in ihre Digitalisierung investiert und zum Beispiel neue KI-basierte Tools implementiert, um ihre Effizient steigern zu können. Während sie früher Tage oder sogar Wochen aufwenden mussten, um zeitaufwendige und mühsame Prozesse manuell zu wiederholen, bieten neue Technologien ihnen heute die Möglichkeit, dies sehr viel schneller zu erledigen – und dadurch im Vergleich zur Konkurrenz einen erheblichen Vorsprung zu erzielen. Dass Wunsch und Wirklichkeit hier noch immer weit auseinandergehen, wird allerdings durch eine von Alteryx beauftragte IDC-Studie belegt: Hier stellte sich heraus, dass von 62 Prozent der Mitarbeiter:innen bereits erwartet wird, dass sie in der Lage sind, datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Im mittleren und höheren Management lag der Wert sogar bei 75 Prozent. Doch nur die Wenigsten verfügen bereits über die nötigen Fähigkeiten, um diesen Anspruch tatsächlich zu erfüllen.

Mehr Resilienz durch KI-Automatisierungen

Obwohl vielen Unternehmen bereits klar ist, welche Vorteile ihnen die KI-basierte Entscheidungsfindung bietet, tun sich viele noch immer schwer damit, diese in der Praxis voll auszuschöpfen. Das Problem: KI-Modelle sind nichts, das sich von der Stange kaufen lässt. Es gibt keine Lösungen, die sich auf jedes erdenkliche Szenario anwenden lassen. Stattdessen werden die Modelle individuell entwickelt und mit großen und vielfältigen Datenmengen gefüttert, um die Entscheidungsfindung trainieren zu können – und dieser maßgeschneiderte Ansatz erfordert sowohl ein solides, fachwissenschaftliches Fundament, als auch eine analytische Denkweise. Selbst dann, wenn ein Unternehmen über ein hochqualifiziertes Data-Science-Team verfügt, ist es von entscheidender Bedeutung, die Expertise der Fachabteilungen miteinzubeziehen.

In der Theorie können KI-Modelle zwar vieles leisten und die Geschäftsprozesse enorm beschleunigen, doch ohne den geschulten Verstand der Mitarbeiter:innen könnten diese ebenso beeinträchtigt oder sogar stark gebremst werden. Ein positives Beispiel hierfür ist die Verwendung von Echtzeit-Versanddaten, die während der Pandemie verstärkt mit internen Lieferkettendaten kombiniert wurden, um die Lagerbestände automatisch zu optimieren und an aktuelle Versandzeiten anzupassen. Auch hier wurde das Potenzial, dass Automatisierung und KI-Modelle bieten, mit dem Fachwissen der Mitarbeiter:innen zusammengeführt, was dazu beigetragen hat, dass Unternehmen Millionen einsparen und ihre Lieferkette trotz der Krise stabilisieren konnten. Werden einige Grundlagen berücksichtigt, besteht die gute Nachricht also darin, dass sich viele Probleme schnell und effizient mithilfe von Automatisierungen lösen lassen.

Neue Tools gehen mit menschlicher Intelligenz Hand in Hand

Bei Künstlicher Intelligenz handelt es sich, vereinfacht gesagt, um eine Mustererkennungsmaschine – auch wenn diese von reichlich Fachjargon umhüllt ist. Die Benutzer:innen trainieren KI-Modelle, indem sie sie mit Daten füttern und anschließend dazu auffordern, auf Grundlage dieser Informationen Ergebnisse vorherzusagen. Das bedeutet, Automatisierung und Künstliche Intelligenz sind zwar leistungsstarke Werkzeuge, um das Wissen, das für strategische Entscheidungen erforderlich ist, zeitnah bereitzustellen. Allerdings werden diese modernen Technologien erst in Kombination mit dem menschlichen Verstand zu einer wertvollen Ressource. Bei der Entwicklung und dem Einsatz vertrauenswürdiger KI gehen Datenkompetenz und Ethik, die den Menschen bei seiner Arbeit unterstützen, deshalb weiterhin Hand in Hand.

Das wird auch durch einen Bericht von Gartner untermauert, der nahelegt, dass für den erfolgreichen Einsatz von KI bei Unternehmen ein hohes Maß an analytischer Reife und Datenmanagement vorhanden sein muss, da eine starke Abhängigkeit von zuverlässigen und qualitativ hochwertigen Daten besteht. Da bisher aber nur ein Bruchteil der Geschäftsdaten zugänglich ist und tatsächlich für Analysen herangezogen wird, müssen Unternehmen ihre Strategie deutlich erweitern – und diese muss sich gleichermaßen auf einen breiten Zugang zu Daten und Analysen für einen konzentrieren, der beides über alle Fachabteilungen hinweg im großen Stil nutzbar macht, als auch auf die Weiterbildung und Umschulung der Mitarbeiter:innen bezüglich ihrer Datenkompetenz.

Die Frage, ob ein Unternehmen zukünftig erfolgreich KI-Modelle nutzen oder daran scheitern wird, ist maßgeblich von Letzterem bestimmt. Denn der Schlüssel bei der Entwicklung einer KI, die nicht nur einen Mehrwert erzielen, sondern dabei auch alle ethischen Faktoren berücksichtigen kann, hängt nicht von einzelnen Expert:innen ab. Vielmehr geht es darum, sich kontinuierlich darum zu bemühen, eine unternehmensweite Datenkultur zu etablieren. Denn nur dann, wenn über alle Positionen hinweg ein gewisses Maß an Datenkompetenz besteht, kann die KI ihr volles Potenzial entfalten und tatsächlich nützlich sein.

Wenn KI-gesteuerte Entscheidungen einen echten Nutzen erzielen

KI-gestützte Erkenntnisse, die zugänglich, wiederholbar und ethisch vertretbar sind, eröffnen Unternehmen eine Fülle von Möglichkeiten, um über den Hype hinauszugehen und die moderne Technologie tatsächlich zu operationalisieren. Sie bilden in Zukunft das Rückgrat schneller und datengestützter Geschäftsentscheidungen – allerdings wird dieser Erfolg maßgeblich von der Qualität der Trainingsdaten, der Transparenz der Governance-Prozesse und den Skills der beteiligten Mitarbeiter:innen bedingt. Unternehmen, die all das ernsthaft berücksichtigen und umsetzen, haben die Chance, zu einer Art Superheld der Organisation zu werden, denn ein datenwissenschaftlicher Ansatz hilft ihnen dabei, schneller, besser und stärker zu werden – und die Konkurrenz damit bestenfalls abzuhängen. Denn nur diejenigen, die in der Lage sind, Automatisierung und KI zu nutzen, um die Komplexität von Terabytes an Rohdaten für fundierte Entscheidungen heranzuziehen, kann das theoretische Potenzial dieser modernen Technologien praktisch nutzbar machen und hochwertige, ethisch vertretbare Geschäftsergebnisse erzielen.



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