Leichter Stimmungsaufschwung in Deutschland – aber wachsende Angst vor steigenden Preisen
Hamburg, 6. Mai 2025 – Auf der einen Seite eine US-Zollpolitik, die die Weltwirtschaft aus den Angeln heben könnte, auf der anderen Seite eine neue Bundesregierung kurz vor dem Amtsantritt: Diese Entwicklungen prägen die aktuelle Stimmungslage der Bundesbürger. Das geht aus der Ipsos-Studie „What Worries the World“ hervor, die monatlich in 29 Ländern weltweit durchgeführt wird.
Sorgen vor Inflation steigen nach US-Zöllen sprunghaft an
Die Sorge der Deutschen vor steigenden Preisen ist im April, also kurz nach Bekanntgabe der neuen US-Zollpolitik, sprunghaft um 8 Prozentpunkte angestiegen – und das, nachdem das Thema in den Monaten zuvor langsam, aber kontinuierlich an Relevanz verloren hatte. Für mehr als jeden dritten Bundesbürger (35 %) gehört die Inflation nun wieder zu den drei größten Sorgen im Land – im März war es nur rund jeder vierte Deutsche (27 %). Weltweit sind steigende Preise sogar die größte Sorge der Menschen (33 %).
Was sind die größten Sorgen der Deutschen? Migration führt Sorgenbarometer an, Inflationssorgen steigen im April 2025 sprunghaft an
Migration bleibt größte Sorge, Klimawandel verliert an Relevanz
Das Thema Zuwanderung steht im April zum siebten Mal in Folge an der Spitze des Sorgenbarometers in Deutschland: Für 42 Prozent der Bundesbürger gehört sie zu den Themen, die ihnen am meisten Sorgen bereiten. Das ist der höchste Wert in ganz Europa, erst mit großem Abstand folgen Großbritannien (33 %), die Niederlande (28 %), Frankreich (26 %), Polen und Spanien (je 24 %). Im weltweiten Vergleich ist die Sorge um Migration nur in Chile (47 %) noch ausgeprägter.
Die Top 5 der größten Sorgen der Deutschen werden neben der Inflation (35 %) von den Themen Armut und soziale Ungleichheit (31 %), Kriminalität und Gewalt (30 %) sowie militärische Konflikte (27 %) komplettiert. Der Klimawandel beunruhigt dagegen nur noch 17 Prozent der Deutschen – ein Rückgang um 5 Prozentpunkte im Vergleich zum März und um 7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Damit belegt das Thema aktuell nur noch Platz 7 im Sorgenranking, noch hinter der Angst vor zunehmendem Extremismus (20 %).
Lage des Landes und der Wirtschaft wieder etwas besser bewertet
Seit der Bundestagswahl wird die Lage der Nation zum zweiten Mal in Folge wieder positiver eingeschätzt, wenn auch auf niedrigem Niveau: Ein Viertel der Deutschen sieht das Land derzeit auf einem guten Weg (25 %) – das sind 4 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und 8 Prozentpunkte mehr als im Februar, als ein historischer Tiefstand erreicht wurde. Allerdings sind nach wie vor 75 Prozent der Befragten anderer Meinung.
Auch die wirtschaftliche Lage in Deutschland wird etwas besser eingeschätzt: 28 Prozent der Bundesbürger halten sie derzeit für gut, das sind 2 Prozentpunkte mehr als im März. Mit 72 Prozent ist aber auch hier die große Mehrheit gegenteiliger Meinung.
Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos in Deutschland, beurteilt die Lage wie folgt: „Die geopolitische Lage verunsichert die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten. Zu frisch ist die Erinnerung an die rasante Erosion der Reallöhne in den vergangenen Jahren. Viele befürchten, dass die von US-Präsident Donald Trump verhängten Einfuhrzölle die Inflation in Deutschland wieder befeuern könnten. Dennoch ist das Stimmungsbild nicht durchweg pessimistisch: Der anstehende Regierungswechsel und die vom scheidenden Bundestag getragenen Richtungsentscheidungen für Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung wurden von der Bevölkerung wohlwollend aufgenommen. Es gibt wieder mehr Bürgerinnen und Bürger, die Deutschland auf dem richtigen Weg sehen. Darauf muss die Regierung Merz aufbauen und liefern. Deutschland braucht dringend positive Impulse.“
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos-Studie »What Worries the World«. Für die Online-Umfrage wurden zwischen dem 21. März und dem 4. April 2025 insgesamt 25.219 Personen in 29 Ländern über das Ipsos Online Panel System befragt. In Deutschland waren die Befragten zwischen 16 und 74 Jahre alt, die Stichprobe umfasste rund 1.000 Personen.
Zu den untersuchten Ländern gehören: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Schweden, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn und USA.
In 17 der 29 befragten Länder ist die Internetdurchdringung so hoch, dass die Stichproben als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung in den untersuchten Altersgruppen angesehen werden können – darunter auch Deutschland.
Die Daten wurden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Landes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den jüngsten Volkszählungsdaten bestmöglich widerspiegelt.