Von der Theorie in die Praxis: Die Stunde der Netzwerkautomatisierung

Dirk Schuma ist Sales Manager Europe bei Opengear. Für uns beschreibt er in einem ausführlichen Beitrag, wie sich nicht nur die IT-Technologien weiter entwickeln werden, sondern auch das Netzwerkmanagement gefordert ist. Hier hat sich eine IT der zwei Geschwindigkeiten breit gemacht: auf der einen Seite werden immer mehr Technologien entwickelt, die datenbasiert arbeiten und die hohen Komfort bieten, sodass sie gerne eingesetzt werden. Auf der anderen Seite gehen alle diese Technologien durch den gleichen Flaschenhals: das Netzwerk. Warum das nicht so bleiben kann und wo jetzt aufgeholt werden muss:

Für Dirk Schuma ist Netzwerkautomatisierung eine Basistechnologie für den digitalen Wandel.

Während sich IT-Technologien in der Regel ständig weiter entwickeln, hat sich das Netzwerkmanagement über die Jahrzehnte hinweg nur wenig verändert. Nach wie vor nehmen Unternehmen notwendige Konfigurationen, Aktualisierungen, aber auch das ganz allgemeine Management manuell vor. Dieses händische Verfahren ist nicht nur langsam und ineffizient – ein kurzfristiges Reagieren auf neue Workload-Anforderungen lässt sich nun einmal nicht so nebenbei umsetzen. Zudem ist es fehleranfällig, etwa wenn ein Administrator einen Switch falsch konfiguriert und damit das Netz lahmlegt. Dabei gibt es eine Lösung: Durch die Automatisierung des Managements von Netzwerkressourcen und -services können Netzwerkteams agiler und flexibler neue Geschäftsanforderungen unterstützen beziehungsweise umsetzen. Netzwerkautomatisierung oder NetOps ist längst kein Marketing-Schlagwort mehr, auch wenn viele Unternehmen erst über Umwege – wenn beispielsweise neue Netzwerkkomponenten angeschafft werden – über den Einsatz nachdenken. Gerade in den heutigen komplexen IT-Umgebungen, wo Anwendungen und Systeme an mehreren Standorten gehostet werden, hilft NetOps Unternehmen, ihre Ressourcen zu bündeln und damit Zeit und Geld zu sparen. Aufgaben wie das manuelle Provisioning können mit der entsprechenden Lösung automatisiert und fehleranfällige Prozesse, die normalerweise die Skalierbarkeit und Stabilität des Netzwerks einschränken, abgelöst werden. Der notorisch unter Personalmangel leidenden IT-Abteilung bleibt somit mehr Zeit, um sich um wichtigere Dingen wie der strategischen Weiterentwicklung zu kümmern.

So verwundert es nicht, dass die Investments in NetOps zunehmen, wie unsere letzte Studie zu dem Thema zeigt. 87 Prozent der befragten Netzwerkmanager, -architekten und -Engineers aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA haben Gelder für die Netzwerkautomatisierung bereitgestellt; fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer hat das Investitionsvolumen sogar um mindestens 50 Prozent erhöht. Als treibende Kraft für NetOps wurde die Digitale Transformation identifiziert, gefolgt von Faktoren wie eine bessere Performance, Geschäftskontinuität und Kosteneinsparungen. Die Pandemie hat eindeutig den Markt beflügelt, da Netzwerkingenieure keine Standorte besuchen konnten und ganze Teams im Homeoffice arbeiten mussten. Hinzu kommt, dass moderne Konsolenserver, die mit x86-Prozessoren ausgestattet sind, die gängigen NetOps-Tools wie Docker-Container oder Python-Skripte nutzen und damit ein smartes OOB (Out-of-Band)-Management und Netzwerkautomatisierung in einer Hardware vereinen. Durch ein Upgrade beziehungsweise die Erweiterung der bestehenden Landschaft können Netzwerkingenieure diese Funktionalitäten mit modernen Automatisierungsroutinen für jeden einzelnen Standort bis an den Rand des Netzwerks ausdehnen. Die Appliance ermöglicht einen sicheren Zugriff auf Remote-IP-Devices, auch wenn das Netzwerk ausfällt, und automatisiert Prozesse wie das Bereitstellen und Konfigurieren von Netzwerkkomponenten. Gleichzeitig stellt sie die notwendigen Layer für die Programmierung und Automatisierung des Netzwerkmanagements bereit. Das heißt, lediglich für den physikalischen Einbau eines Geräts und dessen Verkabelung muss noch jemand vor Ort sein. Alle weiteren Tätigkeiten – von der Konfiguration über das Deployment bis zur Fehlerbehebung und dem Neustart nach einem Ausfall – erfolgen remote.

Netzwerkautomatisierung oder NetOps ist längst kein Marketing-Schlagwort mehr

Dirk Schuma

Diese Vorteile müssen sich Unternehmen gerade im Fertigungsbereich beziehungsweise bei Edge Computing ganz allgemein zunutze machen. Eine sensorgesteuerte Überwachung des Produktionsprozesses, an den tatsächlichen Verschleiß angepasste Wartungszyklen und präzise aufeinander abgestimmte Prozesse lassen sich nur umsetzen, wenn das Netzwerk reibungslos funktioniert. Es ist heute das Rückgrat für den Einsatz von IoT im industriellen Umfeld: Kommt es hier zu Störungen, sind die Kosten für einen Produktionsausfall beträchtlich. Allerdings ist die Netzwerkarchitektur in vielen Betrieben nicht auf den massenhaften Einsatz vernetzter Geräte vorbereitet – gerade im Produktionsumfeld wurden sie meist isoliert geplant. In der Folge sind heterogen aufgebaute Architekturen entstanden, deren Erweiterung, Absicherung und Verwaltung zu einer komplexen Aufgabe geworden ist. Ein über Edge-Standorte verteiltes Netzwerk hat zudem von Natur aus mehr Schwachstellen und ist damit anfälliger für Cyber-Angriffe und Störungen des Betriebs. Mit der zunehmenden Durchdringung des schnellen Mobilfunkstandards 5G und der Einrichtung von Campusnetzen rückt deshalb Netzwerk-Resilienz immer stärker in den Mittelpunkt. Die Implementierung einer Lösung zur Netzwerkautomatisierung unterstützt nicht nur das Monitoring und hilft den Verantwortlichen, trotz komplexer werdender Infrastrukturen den Überblick zu behalten. Sie ist darüber hinaus in der Lage, Störungen automatisiert zu beheben oder zumindest entsprechende Schritte einzuleiten.

Fakt ist: Moderne Netzwerke erfordern neue Denkweisen und Lösungsansätze, um der Komplexität der Infrastrukturen Rechnung zu tragen. Automatisierung ist hier ein ganz wesentlicher Faktor.

Weitere Informationen unter:
https://opengear.com/

„Telekommunikation muss zur Grundversorgung gehören“

Wir sprachen mit Gerhard Kesting von CommScope zur Bedeutung von Kommunikationsnetzen für uns als Gesellschaft und für die Wirtschaft.

Herr Kesting, die Flut im Juli im Ahrtal hat gezeigt, wie anfällig die Kommunikationsnetze sind, und wie angewiesen wir gleichzeitig auf verlässliche Kommunikationsmittel sind. Wie sollten wir uns aufstellen, um Kommunikation im Krisenfall resilient zu machen?
Mobilfunknetze sind wegen ihrer begrenzten Reichweite, die oft nicht von einem Masten zum nächsten reicht, problematisch. Wenn einige Netze aufgrund einer Katastrophe ausfallen, können größere Gebiete zumindest vorübergehend nicht mehr abgedeckt werden. Genau das ist im Juli in Deutschland passiert. Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, die Kommunikationskanäle zuverlässiger zu machen: Wenn zum Beispiel Polizei, Feuerwehr und andere Rettungsdienste unterschiedliche Funksysteme verwenden – ein neues digitales und ein älteres analoges System – sind sie nicht kompatibel. Im Allgemeinen entscheiden lokale Behörden selbst, welches System sie verwenden wollen. Das kann aber auch schief gehen: Wenn in einem Gebiet zu viele verschiedene Systeme eingesetzt werden, kann es zu großen Kommunikationsproblemen kommen. Bei einem Hochwasser wie im Juli beteiligen sich auch Einsatzkräfte aus anderen Gebieten an den Rettungseinsätzen. Wenn sie unterschiedliche Systeme verwenden, ist die Kommunikation zwischen den Teams oft schwierig, weil das Mobilfunknetz wegen dem Hochwasser nur teilweise oder gar nicht funktioniert.
Da Mobilfunknetze in Krisensituationen eine entscheidende Funktion erfüllen, müssen wir für eine bessere Abdeckung im ganzen Land sorgen. Lokale Anbieter spielen bei dieser Expansion eine Schlüsselrolle. Diese müssen aber auch zu Investitionen ermutigt werden – dafür brauchen wir eine offene Systemarchitektur, die es Netzbetreibern ermöglicht, die Infrastruktur nach ihren eigenen Bedürfnissen und Zielen zu gestalten. Anbieter sollten in der Lage sein, die geeignetste Technologie zu wählen, um in dieser Umstrukturierungsphase flexibel und anpassungsfähig arbeiten zu können. Ein einfacher Zugang zu Technologien, die auf die lokalen Bedürfnisse zugeschnitten und angepasst werden können, ist von entscheidender Bedeutung.

Was können Sie dafür leisten?
Bei CommScope sorgen wir dafür, dass alle Netzwerksysteme ihre Aufgabe so sicher und zuverlässig wie möglich erfüllen können. Letztlich kommt es auf die Planung und Implementierung einer zuverlässigen Netzinfrastruktur an, d. h. auf Vermittlungsstellen, die über mehr als eine Netzanbindung verfügen. In schwerwiegenden Fällen (vollständiger Ausfall einer Vermittlungsstelle) ist ein Katastrophenmanagementansatz erforderlich, um eine mobile Vermittlungsstelle mit eigenem ODF (Optical Default Frame) und eigener Stromversorgung einzurichten. Hier kommt das Fachwissen von CommScope ins Spiel, das die Einsatzkräfte über ein flexibles und zuverlässiges ODF mit der Leitstelle und den Endgeräten vernetzt. So werden die mobilen Einheiten mit der bestehenden Telekommunikationsinfrastruktur in der Region verbunden.

Gerhard Kesting ist Senior Account Manager bei CommScope

Auch die Unternehmen sind angewiesen auf störungsfreie Kommunikation, der Schwerpunkt verlagert sich hier aber zunehmend auf Daten. Was raten Sie Unternehmen für die Zukunft?
Zunächst müssen sich Unternehmen einen Überblick über die Situation verschaffen. Sobald sie diese beurteilen können, sollten sie die notwendigen Prozesse starten, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihrer Systeme zu gewährleisten. Das Management muss die erforderliche Einrichtung und die damit verbundenen Kosten in Kauf nehmen, wobei Cloud-basierte Systeme eine Schlüsselkomponente darstellen. Damit die Umsetzung funktioniert, muss der Zugang zu den Informationen schnell, sicher und zuverlässig sein. Niemand hat Zeit, auf langsame Systeme zu warten: Eine Informationsverzögerung (Latenz) kann viele Prozesse in den Produktionsanlagen stören.
Zu den beliebtesten Anwendungen gehört das selbstfahrende Auto, bei dem übermäßige Latenzzeiten ein großes Sicherheitsrisiko für alle Beteiligten darstellen. CommScope hilft dabei, zuverlässige Glasfasernetze bereitzustellen. Das Single-Fiber-Management-System von CommScope setzt den Maßstab für alle ähnlichen Systeme und bietet die zuverlässigsten Glasfasersysteme auf dem Markt.

Auch die Zukunftstechnologien 5G, IoT, Analytics und KI werden über die Netze abgewickelt. Wie viel „Luft ist eigentlich noch im System“?
Die sich ständig verändernde Netzwerkinfrastruktur wird dies auch in absehbarer Zukunft tun. Während der Covid-Pandemie haben viele Menschen angefangen, im Homeoffice zu arbeiten, was zu einem Anstieg des Netzverkehrs um 30 bis 50 Prozent geführt hat. Zu diesem Zeitpunkt wurde den Menschen klar, wie sehr sie auf das Internet angewiesen sind. Obwohl sich die digitale Welt um Verbraucher dreht, würde sie ohne die Telekommunikationsnetze, die die nötige Infrastruktur für die Verbindung aller bereitstellen, nicht existieren.
Meiner Meinung nach müssen wir akzeptieren, dass die Telekommunikationsinfrastruktur zusammen mit Strom, Wasser und Abwasser zu einer Grundversorgung geworden ist, die jeder braucht. Außerdem betrifft dieses System nicht nur das Äußere von Gebäuden, sondern auch ihr Inneres. Vor kurzem habe ich erfahren, dass es jetzt ein spezielles Dokument für Architekten gibt, in dem beschrieben wird, wie diese Anforderungen in das Wohnumfeld neuer Gebäude integriert werden können. Dies ist ein wichtiger und längst überfälliger Schritt, auf dessen Grundlage viele weitere Anwendungen möglich sein werden, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Für all diese sind jedoch Systeme erforderlich, die auf eine feste und mobile Telekommunikationsinfrastruktur angewiesen sind.
Während des Lockdowns wurde ein weiteres Problem deutlich: die Notwendigkeit, unsere Schulsysteme auf den gleichen technologischen Stand zu bringen. Dazu gehören die Modernisierung der Verwaltungsverfahren, die Schulung von Lehrkräften im Umgang mit digitalen Geräten zur Erleichterung des Fernunterrichts, sowie die Ausstattung von Lehrkräften und Schülern mit der entsprechenden technischen Ausrüstung.

Die Landwirtschaft ist ein extrem gutes Beispiel datenbasierter und hoch automatisierter Prozesse – Traktoren fahren nach GPS-Signalen, Melkroboter arbeiten präzise und selbstständig. Auch Werke, die viel Platz brauchen, sitzen meistens weit außerhalb, Industrieparks werden natürlich gerne „auf der grünen Wiese“ ausgewiesen. Wie bereits ausgeführt sind alle auf verlässliche Datenkommunikation angewiesen. Das Stahlwerk sicher mehr als der Bauernhof – und doch: können zukünftige Standards helfen, die Datenübertragung als solche „smarter“ zu machen?
Ihre Frage weist auf ein zentrales Problem hin: Wenn die Telekommunikationsinfrastruktur als unverzichtbares Instrument betrachtet wird, müssen wir dafür sorgen, dass sie auch überall zugänglich ist – in ländlichen Gebieten ebenso wie in Großstädten. Die von Ihnen erwähnten landwirtschaftlichen Anwendungen sind ein guter Ausgangspunkt für die Einführung dieser Technologien. Ein weiteres interessantes Beispiel ist die „connected cow“ – eine von der britischen 5G-Initiative RuralFirst entwickelte Anwendung, die es Landwirten ermöglicht, Informationen über ihre Tierhaltung in Echtzeit zu verfolgen. So können sie beispielsweise überwachen, wie ihre Kühe fressen und schlafen. Diese Daten können dann mit Tierärzten oder Ernährungswissenschaftlern geteilt werden, um die Gesundheit der Tiere zu verbessern.
Zuverlässige drahtlose Verbindungen sind der Schlüssel zu jedem Entwicklungskonzept für den ländlichen Raum – sei es für die Landwirtschaft oder die Industrie. Daher ist es essentiell, dass sie sowohl für landwirtschaftliche Maschinen, als auch für Busse und Autos, sowie viele andere Anwendungen verfügbar sind. Dieser Prozess erfordert jedoch gewisse Standardisierungen: Wir gehen davon aus, dass 2022 weitere Verträge ausgehandelt werden, um die Netzwerkarchitektur und Industriestandards zu fördern. Im Mittelpunkt steht dabei die langfristige Planung, wobei dem O-RAN (Open Radio Access Network) als Konzept für 4G besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. In der Zwischenzeit werden Anbieter neue Strategien in Erwägung ziehen, z. B. wie sie neue Standards für die 5G-Einführung, insbesondere in Europa, implementieren können. Fünf der führenden europäischen Telekommunikationsunternehmen, darunter die Deutsche Telekom, Orange, Telecom Italia (TIM), Telefónica und Vodafone, haben 2021 Empfehlungen zum Aufbau eines Open-RAN-Ökosystems abgegeben. Letztendlich wird das Ziel von O-RAN darin bestehen, mehr Innovation zu fördern: Mobilfunkbetreiber werden in der Lage sein, flexiblere Dienste anzubieten, wenn Dritte neue KI-gesteuerte Anwendungen entwickeln.

Weitere Informationen unter:
https://www.commscope.com/

Forecast 2022: Digitalisierung und Smarthome

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten.Das schlaue und intelligente Zuhause wird in den kommenden Jahren verstärkt Einzug halten. Denn auch auf diesem Gebiet ist intelligente Technik notwendig, um z.B. im Rahmen des Carbon Footprint noch deutliche Einsparungen erreichen zu können.
Ein Statement von Gregor Stegen, Director Business Development Europe bei Plume:

Gregor Stegen fokussiert bei Plume die Anwenderfreundlichkeit des Smart Homes. Bildquelle: foto di matti

„Der Trend zum Smarthome und zu immer mehr Funktionalitäten im Heimnetz ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Entwicklungen der kommenden Jahre. Der neue Standard WiFi 6E bietet eine Menge Potenzial für eine noch bessere parallele Nutzung zahlreicher IoT-Geräte im Heim-WLAN. Elementar wichtig ist eine intelligente Verwaltung des Heimnetzwerks. Von einem sicheren und schnellen Internetzugang auf jedem Endgerät hängt insbesondere durch den Homeoffice-Boom sehr viel ab. Privatnutzern sollte die Einrichtung und Optimierung so einfach wie möglich gemacht werden. Genau dafür bieten wir entsprechende Services aus der Cloud: Ein adaptives WLAN, das sich an die Nutzungsgewohnheiten anpasst und zusätzlichen Mehrwert bietet, zum Beispiel in Form eines Contentfilters für Kinder oder Cybersicherheit für sämtliche mit dem Heimnetzwerk verbundenen Geräte. Damit trägt Plume nicht nur zu einem leistungsstarken und sicheren Smarthome bei, sondern hilft auch, die Notwendigkeit von Technikern vor Ort um bis zu 67 Prozent zu reduzieren.“

Nischenmarkt mit Milliarden-Potenzial

Das Biotech-Pharma-Startup ProFem steht für Spitzenforschung in der Frauenmedizin. Das Unternehmen wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und erhielt nun das nächste US-Patent für seine bahnbrechende Forschungstätigkeit zu einer der häufigsten gynäkologischen Infektionen weltweit. Das Patent erhöht einmal mehr die Chance auf die erwartete durchschnittliche Verzinsung von 23,52 Prozent p.a. über die Crowd-Investing-Kampagne auf Conda. Die Kampagne wurde aufgrund der großen Nachfrage von Klein- und Großanlegern letztmalig bis 12. Februar verlängert.

Das Expertenteam rund um die Gründerin Marion Noe, Biochemikerin sowie Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, entwickelt das erste schnell und nachhaltig wirksame Medikament gegen chronischen Scheidenpilz (RVVC[1]), eine der häufigsten gynäkologischen Infektionen, die jede Frau treffen kann. Das innovative Medikament Candiplus befindet sich in der letzten Phase vor der Zulassung. Weitere therapeutische Ansätze sind bereits in der Pipeline. Das revolutionäre Know-how für das erste Produkt ist durch eine weltweite Patentfamilie bis 2037 vor Nachahmern geschützt.

Erste Innovation seit fast 40 Jahren

Das Marktpotenzial für die Nische der Frauenmedizin bewegt sich in Milliardenhöhe. Obwohl etwa 150 Millionen Frauen weltweit von RVVC betroffen sind, gibt es bis dato kein Medikament, um chronische Verläufe schnell und nachhaltig zu behandeln. Die letzte echte Innovation auf diesem Gebiet gab es vor fast vierzig Jahren. Die Patente des derzeitigen Goldstandard Fluconazol sind abgelaufen und Preise und Marktanteile enorm eingebrochen. „Mit einem innovativen, patentgeschützten Produkt mit deutlich verbesserter Wirksamkeit ergeben sich enorme Marktchancen“, ist Karin Vilsmeier, Gesellschafterin und CFO von ProFem, überzeugt. Candiplus soll durch Auslizenzierung von Vertriebs- und Produktionsrechten an einen oder mehrere Partner weltweit über Apotheken verfügbar sein.

Crowd-Investing über Conda letztmalig bis 12. Februar verlängert

„Wir von ProFem haben es uns zum Ziel gesetzt, mit der Crowd-Investing-Kampagne möglichst viele Personen anzusprechen und auf das Thema Frauengesundheit aufmerksam zu machen“, so Marion Noe. Der bisherige Erfolg gibt ihr recht: Für die finanzielle Absicherung des verbleibenden Entwicklungsprogramms von Candiplus bis zur Zulassung konnte mit 16. Jänner 2022 die wichtige 700.000-Euro-Marke erreicht werden. „Aufgrund des großen Interesses bei Klein- und Großanlegern aus dem DACH-Raum haben wir uns dazu entschieden, die Kampagne bis 12. Februar zu verlängern“, ergänzt Noe und bedankt sich gleichzeitig bei den bisherigen Investoren für das Vertrauen in die Expertise von ProFem.

Die Eckdaten des Investments mit Milliarden-Potenzial

  • Investitionen ab EUR 100 in EUR 100er-Schritten
  • Basiszinssatz von 6,0 % p.a.
  • Erwartete Ø Verzinsung von 23,52 % p.a.

Der Unternehmenswert vor Beteiligung liegt bei 19 Mio. Euro. Für 2023, das Jahr der geplanten Zulassung von Candiplus, liegt die Umsatzprognose noch bei EUR 2,95 Mio., für 2028 bereits bei über EUR 31 Mio.

Quantensprung in der Therapie von Frauenkrankheiten

Das Team von ProFem hat es sich zum Ziel gesetzt, eine führende Rolle im Bereich der Entwicklung von Medikamenten, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind, einzunehmen und sich weltweit als Marktführer für die Behandlung vaginaler Pilz- und Mischinfektionen zu etablieren.

Weitere Informationen unter:
https://www.conda.at/startup/profem/

[1] Rezidivierende (wiederkehrende) Vulvovaginalcandidose oder auch Chronischer Scheidenpilz

 

Aufmacher: Foto von MART PRODUCTION: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-sitzung-technologie-computer-7088485/

Atom und Erdgas: Eine Änderung der Taxonomie ist wahrscheinlich

Maren Schmitz kommentiert die aktuellen Bestrebungen der EU-Taxonomie in Bezug auf Nachhaltige Geldanlagen

Maren Schmitz ist Partnerin bei KPMG (Quelle: KPMG)

Mit der EU-Taxonomie sollen Kapitalströme in nachhaltige Investitionen umgelenkt werden, was für „grüne“ Technologien ein Geldregen, für „braune“ Unternehmen dagegen die finanzielle Trockenlegung bedeuten würde. Mehr sogar: Laut EU-Aktionsplan könnte nicht-nachhaltigen Finanzprodukten in Zukunft nicht nur der Geldhahn zugedreht, sondern könnten ihnen auch finanzielle Sanktionen auferlegt werden. Nur verständlich, dass sich Frankreich um seine Kernkraftwerke und Deutschland um seine Erdgas-Verstromung sorgt, mit denen beide Länder jeweils den Brückenschlag in eine klimaneutrale Zukunft schaffen wollen. Und auch andere EU-Staaten sind auf die derzeit so umstrittenen Energieträger angewiesen, um ihre Klimabilanzen kurzfristig aufzubessern. Eine Ablehnung des neuen Taxonomie-Entwurfs, für den es die Unterstützung von etwa 20 Mitgliedsstaaten bräuchte, scheint deshalb unwahrscheinlich.

Wie die Finanzmärkte auf eine solche Ausweitung des „grünen“ EU-Labels reagieren würden, ist noch unklar. Sicher ist dagegen, dass ein „grünes“ Label allein nicht ausreicht, um über die Schwächen der beiden Technologien hinwegzutäuschen. So sind Kernkraftwerke schon heute der mit Abstand teuerste Energieträger und könnten ohne staatliche Subventionen und Unterstützung bei der Atommüllentsorgung kaum mehr am Markt bestehen. Zumindest nicht, wenn es um den Ausbau neuer Kapazitäten geht. Gleiches gilt für die Verstromung von Erdgas, die angesichts eines steigenden CO2-Preises ebenfalls ein stark risikobehaftetes Investment darstellt.

Für Anleger dürften Investitionen in Erneuerbare, die in den vergangenen zehn Jahren eine historische Kostendegression durchlaufen haben, also auch mit der Umwidmung die attraktivste Option darstellen, wenngleich das ESG-Label dafür sorgen würde, dass EU-Sanktionen bei Erdgas- und Atom-Investitionen auch in Zukunft ausbleiben. Das wiederum dürfte dazu führen, dass die Abwanderung von Kapital aus diesem Sektor sich zumindest verlangsamt und der Handlungsdruck im Change-Prozess für investierte Anleger deutlich abnimmt. Ein Effekt, der dem Gesetzeszweck der EU-Taxonomie eigentlich entgegensteht. Allerdings könnte genau hier auch eine Chance liegen, da „braune“ Unternehmen den Weg Richtung Dekarbonisierung nur mit einer finanziellen Unterstützung werden antreten können. Davon unabhängig ist allerdings auch klar: Wird das Label auf Kernkraft und Erdgas ausgeweitet, leidet die Glaubwürdigkeit am Markt.

Maren Schmitz ist Partnerin bei KPMG und leitet in Financial Service den Consulting Bereich für Banking, Asset Management und Real Estate in Deutschland. Sie ist Expertin für „Sustainable Finance“, „digital Assets“ und „digitale Transformation“ und bringt langjährige Expertise in der Prozessoptimierung mit. Mit Ihrer Future of Asset-Management- Story teilt sie nicht nur Ihre Vision von der Branche, sondern manifestiert auch ein klares Statement: „Zukunft gestalten!“

Der digitale Kunde transformiert das Marketing

Die Vielzahl der Kanäle zur Kundenkommunikation hat zugenommen. Auf welchen der Kunde erreicht werden kann, bestimmt er stärker als jemals zuvor selbst.

Die Digitalisierung verändert alles. Wie wir leben, wie wir arbeiten und nicht zuletzt die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Kund*innen kommunizieren. Nichts hat das Marketing jemals so sehr verändert wie die digitale Transformation unserer Gesellschaft. Durch die Explosion an digitalen Kanälen, Plattformen und Endgeräten hat sich die Customer Journey gravierend verändert – und mit ihr die Komplexität in der Konsumentenansprache. In dieser immer komplexer werdenden Medienlandschaft nicht die Nähe zu den Kund*innen zu verlieren, die eigene Zielgruppe zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu erreichen und darauf aufbauend den richtigen Marketingmix auszuwählen, stellt Unternehmen zunehmend vor Probleme. Welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet, um effektiv mit (potentiellen) Kund*innen zu kommunizieren, zeigt Simon Kramm, Geschäftsführer bei der Mediaagentur Wavemaker.

Marketingstrategie heute: Marketing in einer digitalen Welt

Die ungebremste Bewegung von Klassik zu Digital zeigt sich bereits daran, wo wir im Alltag überall auf Werbung treffen: überwiegend mobil (z.B. auf dem Smartphone oder Tablet), auf Nachrichtenwebsites in Form von Videos oder Bannern, auf Social Media wie Instagram, Facebook oder TikTok in Form von Videos oder bezahlten Partnerschaften mit Influencer*innen, bei der Onlinesuche, in Webshops, aber auch auf Streaming-Plattformen oder digitaler Außenwerbung bspw. in Innenstädten. Laut aktuellem Industriereport von GroupM, dem weltweit größten Mediaagentur-Netzwerk, hat Digitalwerbung 2021 einen Anteil von über 64 Prozent an den Gesamtwerbeausgaben erreicht (TYNY, Global End of Year Forecast December 2021). In Deutschland, dem fünftgrößten Werbemarkt der Welt, hat sich das Volumen für digitale Werbeträger und -mittel zwischen 2006 und 2020 auf rund 10,2 Mrd. Euro nahezu versechsfacht (IAB AdEx 2020). Allein aus diesen Zahlen wird deutlich: Ohne Digital sind Marketingstrategien nicht mehr denkbar. Und das auch, weil sich Funk, Fernsehen und Print ebenso zunehmend digitalisieren, etwa in Form von Streaming-Angeboten. Um sich hier einen Überblick zu Formaten und Funktionen einzelner Maßnahmen zu verschaffen, ergibt es Sinn, digitale Werbung entlang der Consumer Journey zu betrachten. Also entlang eines Kaufentscheidungsprozesses, den Käufer*innen eines Produktes bis zum Kaufabschluss durchlaufen.

Frühzeitig die Markenpräferenz der Konsument*innen lenken

Der Kaufprozess der Konsument*innen beginnt in der Regel zu einem Zeitpunkt, an dem sie meist noch gar kein Bedürfnis haben, ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Nehmen wir zum Beispiel das Smartphone. Solange der Mobilfunkvertrag nicht kurz vor Verlängerung steht oder das alte Gerät noch einigermaßen funktioniert, gibt es noch keinen dringenden Informationsbedarf. Dennoch bilden Smartphone-Käufer*innen bereits vor der Notwendigkeit eines Neukaufs eine Präferenz für das nächste Modell, die durch Werbung (Branding) beeinflusst werden kann. In dieser Phase (bei Wavemaker nennen wir sie Priming-Phase) setzen Markenhersteller auf Bewegtbildformate, mitunter eine Kombination von (digitalen) TV-Spots mit PreRolls- und MidRolls (Videos, die auf Webseiten, Social Media oder Video- bzw. Streaming-Plattformen vor oder während des Zugangs zum gewünschten Content platziert sind) oder Story Ads (hochformatige Bewegtbildwerbung bspw. auf Instagram). Aber auch Webradio-Spots oder großflächige Displaywerbung auf reichweitenstarken Webseiten helfen dabei, die Markenpräferenz zu beeinflussen. Viele Marken nutzen zusätzlich bekannte und einflussreiche Influencer*innen, die das Produkt bei ihren Followern pushen, bspw. über TikTok, Instagram oder auch einen eigenen (Video-) Blog. Der Vorteil des Influencer Marketings liegt natürlich auf der Hand: Influencer*innen genießen in der Regel ein gewisses Vertrauen bei ihren Followern, das im besten Fall auf das beworbene Produkt abstrahlt. Die Kommunikation in dieser Phase könnte man im weitesten Sinne auch als Push-Kommunikation bezeichnen.

Sichtbarkeit im Auswahlverfahren erzeugen

Zurück zum Handykauf: Sobald das alte Modell seinen Geist aufgegeben hat (oder es jetzt eben einfach ein neues Gerät sein soll), beginnt die aktive Phase. Nun geht es für die Konsument*innen darum, sich eingehender mit Marken, Modellen, Leistung und Design zu beschäftigen. Das oberste Ziel ist es hier nun, im Auswahlprozess der potenziellen Käufer*innen ganz oben auf die Liste zu kommen. Dafür werden den Interessierten zahlreiche Informationen bereitgestellt, etwa über Suchmaschinenmarketing (SEM). Die klassischen Suchanzeigen (SEA) decken dabei nur einen Teil des Suchvolumens ab, wenn auch nach wie vor einen signifikanten. Über Suchanzeigen können Werbetreibende Kaufinteressierte auf ihre Webseite leiten. Diese Seiten sind im besten Fall Suchmaschinen-optimiert, sodass ein Suchalgorithmus sie auch in den organischen Suchergebnissen (also den nicht bezahlten Suchtreffern) möglichst weit oben listet (SEO). Doch nicht alle Konsument*innen starten ihre Produktrecherche bei einer Suchmaschine. Manche schauen auch nach Herstellervideos auf Videoplattformen oder auf Social Media nach Videos einschlägiger Influencer*innen, die als Kompetenzträger gelten. Immer häufiger werden die Informationen zudem direkt über die Suche bei einem Webshop gefunden. Dabei gehen Suchanfragen zunehmend auch über Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Assistant ein. Voice Marketing wird für die Konsument*innen-Ansprache entsprechend immer wichtiger.

Der richtige Content macht den Unterschied

Egal, über welchen Kanal: In jedem Fall geht es darum, Interessierten über den eigenen Content überzeugende Informationen an die Hand zu geben. Dieser kann auf Webseiten oder in Apps, Sprachassistenten, in Bewegtbildformaten (mit oder ohne Influencer*innen), Podcasts oder redaktionellen Beiträgen ausgespielt werden. Dabei fokussiert sich Content Marketing mitunter auf weit mehr als nur auf die bloße Vermittlung von Produktinformationen. Mit den richtigen Inhalten laden sich Produkte auch emotional auf, z.B. durch die Positionierung eines Produktes in einem bestimmten Kontext, einem Wert oder einer Emotion. Im besten Fall ist die Produktion so impact-stark, dass sie von Rezipient*innen aktiv geteilt wird – und das ganz kostenlos. Dieses virale Marketing ist allerdings in Reinform selten, meistens wird die Verbreitung durch sogenannte Seeding-Maßnahmen angeschoben (etwa die bezahle Positionierung über Influencer*innen). Auch auf Social Media können Werbeformate genutzt werden, um in der Active Phase mehr Informationen zu vermitteln (bspw. Carousel Ads, die sich durch einen Minikatalog verschiedener Farben eines Modells swipen lassen).

Digitale Targeting-Lösungen unterstützen bei der Zielgruppenansprache

Durch Targeting-Lösungen können Marken schließlich ganz gezielt jene Konsument*innen identifizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bald ein neues Smartphone kaufen werden. Hierfür lassen sich bspw. in der programmatischen Ausspielung von Werbung (also beim automatisierten, datenbasierten Einkauf von Werbeflächen) spezifische Datensegmente nutzen, die von Datenanbietern bereitgestellt werden (z. B. In-Market Segmente, mit denen Nutzer*innen angesprochen werden, die verstärkt kaufrelevante Informationen über Smartphones bei Onlinehändlern gesucht haben). Targeting ist übrigens in allen Stufen des Entscheidungsprozesses möglich und teilweise auch für digitale Out of Home-Flächen verfügbar. Je näher dabei ein Nutzer an einem potenziellen Kauf ist, umso direkter kann die Weiterleitung eines Werbemittels sein, z.B. auf die Produktdetailseite in einem Webshop (bspw. bei Google Shopping Anzeigen oder bei Anzeigen innerhalb eines Webshops). Hierbei spricht man auch von Pull-Kommunikation, oder auch Performance Marketing. Dazu gehören neben SEA bspw. auch Affiliate-Links, die etwa in Texten oder Videos (von Publishern und/oder Influencer*innen) platziert werden können. Diese Links leiten in der Regel auf eine Conversion, also im besten Fall den Kauf eines Produktes. Kommt es dazu, erhält ein Affiliate eine prozentuale Beteiligung.

Nach dem Kauf ist vor dem Kauf

Wenn der Kauf schließlich getätigt ist, können Marken ihre Käufer*innen erneut ansprechen. Dies geschieht bspw. in Form von CRM-Maßnahmen, z.B. Newsletter Marketing oder Discounts für registrierte Webshop-Nutzer*innen. Zusätzlich können bekannte Nutzer*innen programmatisch auch per Retargeting angesprochen werden, damit im besten Fall auch das nächste Smartphone von der eigenen Marke im eigenen Shop (Direct to consumer, D2C) oder bei einem Onlinehändler gekauft wird.

„Alle Technologie ist schon da“

Was macht eine „digital erwachsene Organisation“ aus? Dieser Frage sind wir im ausführliche Interview mit Felix Kugler von Atlassian nachgegangen. Ausgangspunkt war die Studie Collaboration Maturity Survey, in dem sich Atlassian die Frage gestellt hat, warum einige Unternehmen so digital erfolgreich arbeiten, während es andere nicht schaffen.

Herr Kugler, verkürzt und leicht abgewandelt könnte man das Ergebnis Ihrer Collaboration Maturity Survey auch so formulieren: Alle Technologie ist da, wird aber nicht eingesetzt. Welche Hauptgründe haben Sie ausgemacht?
Seit dem Beginn der Pandemie sind Unternehmen bestrebt, ihrer Belegschaft Tools an die Hand zu geben, damit selbst eine verteilte Workforce effizient digital zusammenarbeiten kann. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass sie dafür in zahlreiche Lösungen für Projekt- und Wissensmanagement sowie Kommunikation und Kollaboration investiert haben und auch künftig investieren werden. IT-Entscheider sind sich mehrheitlich zwar sicher, dass sie bereits erstklassige (Cloud-basierte) Lösungen erfolgreich in ihre IT-Landschaft implementiert haben. Dennoch erkennen sie mehr und mehr, dass die Kollegen diese mangelhaft nutzen und ihr Mehrwert im Hinblick auf digitale Zusammenarbeit dadurch eingeschränkt bleibt.
Das kann mehrere Gründe haben: Oftmals fehlt es den Mitarbeitern am nötigen Verständnis der Technologie – was kann ich alles mit Projektmanagement- oder Kollaborationstools umsetzen? Wie gehe ich am besten vor? Diese Kompetenzlücken entstehen entweder durch mangelnde Akzeptanz von Seiten der Mitarbeitenden oder das Fehlen eines zentralen Kompetenzmanagements, das sich allein auf die digitale Zusammenarbeit konzentriert. Gleichzeitig herrscht laut den von uns befragten IT-Entscheidern ein Mangel an Zeit und finanziellen Ressourcen, um Umstrukturierungen vorzunehmen. Ungeklärte Zuständigkeiten spielen ebenfalls eine Rolle. Führungskräfte müssen nichts desto trotz ihren Teams ein geschütztes Arbeitsumfeld und sichere Strukturen bieten sowie die Möglichkeit zur fundierten Auseinandersetzung mit neuen Tools, besonders im Homeoffice. Auch muss sich die Unternehmenskultur entsprechend anpassen, sodass diese Tools als ganz normale Arbeitsmittel gesehen werden, die selbstverständlich genutzt werden.

Welche Rolle spielen dabei Gewohnheitsmechanismen und welche eine etwaige Diskrepanz zwischen den Prozessen und der geplanten Lösung?
Selbstverständlich müssen Tools auch immer mit entsprechenden Arbeitsprozessen korrelieren. Sind letztere aber veraltet, müssen Unternehmen dringend einen Wandel unterstützen. Nicht nur, damit moderne IT-Lösungen ihr volles Potential entfalten, sondern auch, damit die dahinterliegenden (veralteten) Prozesse entsprechend angepasst werden. IT-Entscheider haben erkannt, dass viele Prozesse nicht mehr mit dem IT-Stack mithalten können und dadurch nur langsam voranschreiten. Zudem entsteht dadurch Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern: Zwar gilt natürlich grundsätzlich, dass die Tools der jeweiligen Kultur und Arbeitsweise eines Unternehmens angepasst sein sollten. Sind diese aber nicht mehr effizient und behindern moderne Arbeitsweisen eher als sie zu unterstützen, brauchen Mitarbeiter modernere Werkzeuge in ihrem Arbeitsalltag. Unternehmen müssen daher die Kluft zwischen den gewohnten Prozessen und der modernen, sich weiterentwickelnden IT-Umgebung schließen.
Gewohnheitsmechanismen spielen insofern eine Rolle, als dass sie oft diesen Veränderungen und folglich den potenziellen Chancen im Weg stehen. 30 Prozent der von uns befragten IT-Entscheider gaben an, dass sie bei der Umsetzung von Digital-Collaboration-Projekten auf geringe Akzeptanz von Seiten der Belegschaft stießen. Lässt sich ein großer Teil der Belegschaft nicht auf Optimierungen bzw. Veränderungen ein, geraten Prozesse weiterhin ins Stocken. Die Folgen sind Produktivitäts- und auf lange Sicht auch finanzielle Verluste.

Ganz klar verbauen sich die Unternehmen mit der „Nicht-Nutzung“ moderner Tools Chancen auch im Hinblick auf ihre Agilität und künftige Geschäftsprozesse. Das Problem ist aber ja nicht neu. Wie könnten CIOs noch besser kommunizieren, damit die Tools auch eingesetzt werden?
Die Investitionen müssen über die Anschaffung und Installation moderner IT-Lösungen hinausgehen und darauffolgende effektive Nutzung dieser Lösungen mit einbeziehen. An Zeit und Budget sollten Unternehmen hier nicht sparen, da sich dies langfristig negativ auf Produktivität und Performance auswirkt. Man stelle sich vor, dass sich ein Mitarbeiter die Funktionen eines Tools erst selbst beibringen muss oder – im Worst-Case-Szenario – aus Frustration auf Tools zurückgreift, die von der IT nicht überprüft wurden und somit ein Sicherheitsrisiko darstellen. Schließlich kann die IT-Abteilung nichts schützen, von dem sie nichts weiß und Kriminellen wird möglicherweise Tür und Tor ins interne Netzwerk geöffnet.
Im Gesamtkontext kosten dem Unternehmen diese Produktivitätsverluste mehr Zeit und Geld als die Vorbereitung und Einarbeitung. Die Teams, ihre individuellen Arbeitsrealitäten sowie das Schaffen von Transparenz über Status Quo und Fortschritte stehen hier im Mittelpunkt und sind die eigentlichen Treiber von kulturellem Wandel – das sollten CIOs anerkennen und unterstützen.

Wie wirken Ihrer Umfrage nach die Begriffe Agilität, Prozessautomatisierung, Unternehmenskultur und Digital Mindset überhaupt zusammen? Ist das mittlerweile so verstanden worden, dass allem ein Kulturwandel vorausgehen muss?
Die meisten Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass sie diesen Kulturwandel forcieren müssen, um in Zukunft weiterhin erfolgreich zu sein und um Mitarbeitern und Talenten ein modernes, digitales und produktives Arbeitsumfeld bieten zu können. Laut einer McKinsey-Studie hat die Pandemie den digitalen Wandel weltweit um mehrere Jahre beschleunigt und die Unternehmen dazu gebracht, in die Cloud zu wechseln, verteilte Arbeitsmodelle einzuführen und ihre Angebote zu digitalisieren. Kulturwandel und digitale Umstrukturierung bedingen sich also gegenseitig, und zwar auf allen Ebenen – es spielt vorrangig keine Rolle ob es dabei um agilere Prozesse geht oder die um Automatisierung.
Für viele Teams – und vor allem für jeden einzelnen Mitarbeiter reicht der Einsatz moderner digitaler Lösungen allein nicht aus. Vielmehr muss der Wandel die individuelle Situation und Arbeitsweise jedes einzelnen Mitarbeiters und jedes Teams berücksichtigen. Dies schließt unter anderem flexible Arbeitszeiten sowie individuell präferierte Kollaborationslösungen und Vorgehensweisen genauso mit ein wie die Notwendigkeit, auch als Team zu funktionieren und gemeinsam gesteckte Ziele zu erreichen.
Deshalb verändert sich die Rolle der IT-Entscheider momentan: Für sie reicht es nicht mehr aus, nur über Wissen in ihrem Fachgebiet zu verfügen. Stattdessen müssen sie heute technisches Know-how mit Strategie und Führungsqualitäten in Einklang bringen und mit anderen Teams im Unternehmen zusammenarbeiten.

Wie können Sie auf dem Weg Ihren Kunden helfen?
Da wir bei Atlassian Remote Work und Digital Collaboration fest in unserer Unternehmenskultur verankert haben, wollen wir unseren Kunden mit gutem Beispiel vorausgehen. Im Zuge eines Projektes übergeben wir ihnen nicht nur unsere Kollaborationslösungen und lassen sie auf sich allein gestellt. Gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden setzen wir alles daran, die Lösungen entsprechend ihrer Use Cases zu implementieren. Dabei legen wir sehr viel Wert darauf, nicht nur unsere technologische Expertise zu vermitteln, sondern Kunden bestmöglich in Sachen Tool-Nutzung und Prozessoptimierung zu beraten. In unserem Remote Work Hub stellen wir darüber hinaus hilfreiche, auf Expertenwissen basierende Best Practices für verteilte Teams kostenfrei zur Verfügung. Außerdem bieten wir für Teams mit einigen wenigen Mitgliedern kleine, schnell verfügbare Cloud-Einstiegspakete für unsere Werkzeuge, damit sie diese direkt ausprobieren und den möglichen Mehrwert dieser Tools erfahren können.

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Kündigungswelle kann aufgehalten werden

Die Wechselbereitschaft von Mitarbeitern ist hoch wie nie. Woran das liegt, erklärt Janet Haupka, Geschäftsführerin der Personalberatung DONE!Berlin. Darüber hinaus gibt sie Tipps, was Unternehmen jetzt tun können, um ihre Fachkräfte und Talente zu halten.

In den USA sind Kündigungen bereits auf Rekordhoch. Auch in Deutschland bewegt sich der Arbeitsmarkt. Laut Jobwechsel-Kompass wuchs die Anzahl derjenigen, die sich aktuell einen Unternehmenswechsel vorstellen können, von 6 auf 62 Prozent vom Sommer bis Herbst 2021. Eine aktuelle Umfrage von EY unter 1.500 Angestellten zeichnet ein ähnliches Bild: Danach ist fast die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland auf dem Sprung.

Arbeitnehmer entwickeln neue Werte und Bedürfnisse

Warum sind Mitarbeiter derzeit nur so wechselwillig? Ein Grund ist sicherlich, dass viele Beschäftigte ihr Kündigungsvorhaben durch die Pandemie aufgeschoben haben. Jetzt gewinnt ihre Karriereplanung nach fast 2 Jahren wieder an Bedeutung und die Wechselbereitschaft steigt dadurch insgesamt überproportional. Darüber hinaus haben Unternehmen aufgrund der unsicheren, wirtschaftlichen Lage Weiterbildungsmaßnahmen und Gehaltserhöhungen eingeschränkt oder eingefroren. Auch das sind Gründe, warum Angestellte wechselbereit sind. Ein besseres Gehalt ist für die meisten ausschlaggebend, um zu einem neuen Arbeitgeber zu gehen.

Doch das allein erklärt die besorgniserregenden Umfrageergebnisse nicht. Der erste Lockdown im März 2020 hat etwas ins Rollen gebracht: Ad hoc wurden Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Dort arbeiteten sie auf einmal flexibel, selbstständiger, agiler und digitaler. Diese neue Arbeitsweise lernten Beschäftigte zu schätzen. Mittlerweile wünschen sich jedoch viele Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter zurück ins Büro kommen. Das finden nicht alle gut.

Homeoffice hat aber auch seine Schattenseiten: Oft fehlt die Abgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben. Es mangelt an ungestörten Arbeitsplätzen. Dadurch nahm der Stresslevel bei vielen zu. Auch tun sich einige mit der neuen digitalen Arbeitsweise schwer. Sie fühlen sich vom Team abgehängt oder isoliert. Manchen fehlen die persönlichen und sozialen Kontakte. Die Müdigkeit rund um digitale Meetings nimmt zu. Darüber hinaus wurden Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Dadurch kamen neben Überforderung und Frust auch Sorgen und Ängste um die berufliche Zukunft hinzu.

Zwar erlebt jeder durch seine individuelle Situation die neue Arbeitswelt anders, doch sie hat etwas in Bewegung gebracht: Heute sehen sich Arbeitgeber mit Wünschen nach flexiblen Arbeitszeiten und selbstständiger Arbeit, nach mehr Work-Life-Balance oder nach psychischer und physischer Gesundheit konfrontiert. Diese Entwicklung an sich birgt allein kein Wechselpotential. Nur wenn sich Organisationen nicht mit den neuen Werten ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen und wenn Manager ihren Führungsstil nicht an die neuen Bedürfnisse anpassen, dann sorgt das für innerliche Kündigungen.

Unternehmen sollten Kulturlücken schließen

Es ist unumstritten, dass eine gesunde Firmenkultur für Zufriedenheit sorgt. Ihre Basis sind Werte, die von Mitarbeitern und dem Management geteilt werden. Wenn sich nun die Bedürfnisse innerhalb der Belegschaft verändert haben, sollten Organisationen herausfinden, welche das sind. Im ersten Schritt hilft dabei ein Assessment in Form von Einzelinterviews und einer umfassenden Mitarbeiterumfrage. Dabei geht es um die Bestandsaufnahme der durch die Krise geprägten neuen Werte, deren Stärken und Schwächen.

Anhand der Daten wird analysiert, inwieweit die vor Corona gelebte Firmenkultur mit den jetzt gewünschten Bedürfnissen und Werten übereinstimmt. Aus der Vision und Mission des Unternehmens und den aktuellen Ergebnissen entwickelt sich dann eine Art neue Zielkultur. Bevor diese verabschiedet wird, sollte sie noch einmal offen diskutiert werden. Nach dem finalen Feedback entsteht ein Maßnahmenplan, damit die transformierte Kultur optimal umgesetzt und gelebt wird.

So stärken Organisationen die Bindung zu ihren Mitarbeitern, denn sie hören ihnen zu, wertschätzen sie und sorgen so für eine Arbeitsatmosphäre, die von der Mehrheit – möglichst allen – gewünscht wird. Das schafft zufriedene, motivierte und produktive Mitarbeiter und ist ein erfolgreicher Hebel gegen die derzeitige Wechselbereitschaft.

Führungskräfte brauchen neue Qualitäten

Menschlichkeit, Empathie, Verständnis und Fürsorge sind Führungsqualitäten, um die neuen Bedürfnisse innerhalb des Teams zu erkennen und dafür passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dabei ist es entscheidend, dass die Führungskraft die persönlichen und strukturellen Voraussetzungen jedes einzelnen kennt und weiß, ob die jetzige Arbeitssituation für sie geeignet und motivierend ist oder sich Frust im Team aufstaut.

Nur mit einem tiefen Verständnis rund um die eigenen Mitarbeiter können Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt, Teammitglieder den richtigen Projekten zugeordnet und benötigte Schulungen initiiert werden. Gemeinsam sucht das Team nach optimalen Arbeitslösungen. Denn jedes Teammitglied ist entscheidend für die Bewältigung der Arbeit und der damit verbundenen Herausforderungen geworden. Dabei werden die Mitarbeiter ihre Ziele nur durch unterschiedliche Meinungen und einen offenen Austausch erreichen. Dazu braucht es eine Führung, die autonomes, kreatives und innovatives Denken fördert.

Umfragen zeigen leider, dass viele Manager immer noch kleinteilige Vorgaben machen, stark kontrollieren und ihren alten Stil beibehalten wollen. Ein solches Verhalten läuft konträr zu den neuen Bedürfnissen der Mitarbeiter und leistet seinen Beitrag zu der aktuellen Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. Führungskräfte sind oft mitverantwortlich, wenn Mitarbeiter kündigen wollen.

Unternehmen sollten aus diesem Grund nicht nur ihre Kultur unter die Lupe nehmen, sondern besonders ihren Führungskräften helfen, die neue Arbeitsrealität und die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen. Sie müssen lernen, persönlich, individuell, eigenverantwortlich und ergebnisorientiert auf Distanz führen zu können. Darüber hinaus sollten sie ihre Weiterbildungsmaßnahmen und Karriereförderungen überprüfen, ob sie noch den aktuellen Anforderungen der Belegschaft und ihrer Talente entsprechen. Auch hier liegen wichtige Hebel, um möglichen Kündigungen zuvorzukommen.

Über die Autorin

Janet Haupka ist HR-Expertin. Sie baut als Interim Head of HR in vielen Unternehmen interne Teams und Prozesse auf, implementiert neue Software-Systeme und berät das C-Level-Management. Sie ist eine von zwei Geschäftsführerinnen bei DONE!Berlin – einer Berliner Personalberatung für schnell wachsende Unternehmen. Zu den Kunden zählen airbnb Europe, Knauf Digital, N26, Volocopter, Gorillas, Doctolib und viele mehr. www.doneberlin.com

Knappe Ressourcen und Lieferengpässe in der Elektronikindustrie: Führt das zu nachhaltigerem Konsum?

Die Meldungen zum Mangel an Chips und Rohstoffen wie Stahl, Aluminium oder auch Kunststoffen und den damit verbundenen Lieferengpässen bei Herstellern in vielen Branchen reißen nicht ab. Das hat einen großen Einfluss auf das laufende Geschäft und das Konsumverhalten. Viele Kunden sind dabei nicht gewillt, die langen Lieferzeiten in Kauf zu nehmen und suchen bereits gezielt nach Alternativen. Eine neue Dynamik ist insbesondere in der Verbraucherelektronik-Branche zu spüren, wo nun nachhaltige Produkte auf dem Vormarsch sind. Maurizio Hein, Country Manager Germany bei Swappie, schildert im Gastbeitrag, wie die Ressourcenknappheit in der Elektronikindustrie zu nachhaltigem Konsumverhalten führt und welche Rolle refurbished Elektronik dabei spielt.

Beispiel Smartphone-Herstellung: Was die Lieferkrise für Verbraucher bedeutet

Für die Lieferengpässe ist es auch in naher Zukunft kein Ende in Sicht: Eine Befragung des Instituts der Deutschen Wirtschaft von rund 2.800 Unternehmen zeigt, dass knapp ein Viertel der Unternehmen Einschränkungen bis ins Jahr 2023 erwartet. Rund ein Drittel rechnet zudem in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit weiteren Produktionsausfällen. Eine der am stärksten betroffenen Branchen bleibt die Consumer Electronics Industrie. Ob Computer, Tablets oder Smartphone – die Herstellung all dieser Geräte benötigt die derzeit raren Chips und weitere Elektronikkomponenten. Allein im Jahr 2020 belief sich der weltweite Smartphone-Absatz auf rund 1,30 Milliarden Geräte, der geschätzte Absatz in Deutschland für das Jahr 2021 lag bei 22,1 Millionen Geräten (Quelle: Statista). Kein Wunder also, dass die andauernde Chipkrise selbst großen Herstellern wie Apple oder Samsung in die Quere kommt und die Umsätze drückt.

Was bedeutet das für Verbraucher? Zum einen erhöht sich der Preis der Elektronikware. So planen 67 Prozent der von dem Rohstoffmangel und den Lieferengpässen betroffenen Unternehmen Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben (Quelle: DIHK). Zum anderen verlängert sich die Wartezeit auf Wunschprodukte erheblich. Doch darauf wollen sich viele Konsumenten nicht einlassen. Eine aktuelle Umfrage* zeigt, dass mehr als ein Viertel (27 %) der deutschen Verbraucher nicht gewillt ist zu warten, bis das gewünschte Smartphone-Modell lieferbar ist. Wiederum wären nur sechs Prozent bereit, eine Lieferzeit bis zu acht Wochen in Kauf zu nehmen.

Stattdessen schauen Verbraucher nach Alternativen und es muss nicht immer das neueste Gerät oder Modell sein: Zwar würden Viele, nämlich 29 Prozent, im Falle eines Warenmangels auf ein ähnliches und verfügbares Smartphone-Modell des gleichen Herstellers setzen, aber immerhin entscheidet sich rund jeder sechste (17 %) mittlerweile für ein generalüberholtes oder gebrauchtes Modell – denn diese sind von den aktuellen Lieferengpässen nicht betroffen. Doch nicht nur verzögerte Lieferketten oder Preiserhöhungen spielen eine Rolle für das steigende Interesse an generalüberholter Elektronik. Vielmehr setzen immer mehr Verbraucher auf Nachhaltigkeit – und wenn Neuware Mangelware ist, dann wird dieser Trend nur beschleunigt.

Spürbare Marktverschiebung

Dass es eine Marktverschiebung in Richtung nachhaltiger Elektronik gibt, zeigt auch die IDC Smartphone-Gebrauchtmarkt-Prognose 2020-2024: Bis 2024 sollen global rund 351,6 Millionen gebrauchte sowie generalüberholte Smartphones ausgeliefert werden. Für die Jahre 2019 bis 2024 entspräche das einer jährlichen Wachstumsrate von ca. 11 Prozent. Schaut man sich mal das Verhältnis von Neu- zu Gebrauchtware allein bei Apple im zweiten Halbjahr 2020 an, wird das Potenzial sehr deutlich: der globale Anteil von Apple-Produkten am Gebraucht- und Refurbished-Markt lag bei über 44 Prozent. Zum Vergleich: Neue Smartphones von Apple machten im selben Zeitraum weltweit nur knapp über 13 Prozent aus.

Konsumenten zeigen vermehrt Interesse an nachhaltiger Elektronik und dieser Trend wird sich auch in Zukunft halten. So ergab eine aktuelle Meinungsumfrage**, dass insgesamt 61 Prozent der Deutschen beim künftigen Smartphone-Kauf ein generalüberholtes Handy in Betracht ziehen würden. Dabei muss das Handy für 53 Prozent der Deutschen deutlich günstiger sein als ein Neugerät. Doch für die Hälfte (50 %) ist auch Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor, ein generalüberholtes Smartphone einem Neugerät vorzuziehen.

Warum überzeugt der Refurbished Markt als nachhaltige Alternative?

Refurbished Elektronik sind gebrauchte Geräte oder Komponenten, die professionell repariert, aufgewertet und für den Weiterverkauf „fit“ gemacht werden. Altelektronik wird quasi ein zweites Leben geschenkt. Von Laptops, Spielkonsolen über Kameras bis hin zu Smartphones findet man auf dem Recommerce-Markt mittlerweile zahlreiche Produktkategorien. Dabei verwerten Refurbished Händler Elektronikbestände von privaten oder gewerblichen Nutzern, die sonst größtenteils als Elektroschrott enden würden. Beim Kauf von generalüberholter Elektronik werden also mindestens der CO2-Außstoß und die hochwertigen, raren Materialien gespart, die bei der Produktion von Neugeräten entstehen.

Um die Größenordnung zu veranschaulichen, bleiben wir beim Beispiel der Smartphone-Herstellung: allein die Produktion neuer Smartphones macht 80 bis 90 Prozent ihres gesamten CO2-Fußabdrucks aus. Für die Herstellung der in Handys erhaltenen Elektronik und die Gewinnung der darin enthaltenen Metalle – wie zum Beispiel Gold, Platin und Silber – wird eine erhebliche Menge an Energie benötigt. Immerhin steckt in einer Tonne alter Smartphones 100 Mal mehr Gold als in der gleichen Menge Golderz (Quelle: Recycling Today).

Während die Elektronikherstellung grundsätzlich die Umwelt belastet, sind Mobiltelefone aufgrund der Häufigkeit, mit der wir auf neue Geräte aktualisieren ein besonderes Problem. Die meisten Nutzer (37 %)** behalten ihre Mobiltelefone zwischen zwei und zweieinhalb Jahren, bevor sie sich ein neues kaufen. Und viele Menschen halten an ihren alten, ungenutzten Geräten fest. Allein in Deutschland verstauben über 200 Millionen ausrangierte Althandys in Schubladen (Quelle: Bitkom). Das Potenzial, diese Geräte in einen nachhaltigen Kreislauf wieder aufzunehmen, ist enorm.

Aus Refurbisher-Perspektive: Oft reichen eine Diagnose und Reinigung der Hardware alter Geräte aus, um ihre volle Leistung wiederherzustellen. Manchmal ist es notwendig, eine Komponente wie den Akku oder den Bildschirm zu ersetzen, alles andere ist jedoch in perfektem Zustand und das Gerät funktioniert wie neu. Die für Reparaturen benötigten Ersatzteile werden oft ebenfalls aus Altgeräten gewonnen und fließen als Einzelteile in den Handy-Kreislauf zurück, sodass in vielen Fällen die Verwendung von neuproduzierten Teilen vermieden werden kann. Damit kein Zweifel, nach dem Motto „Gebraucht ist schlechter“ besteht, sichern die professionellen Händler die Qualität der Reparaturen durch umfangreiche Garantien.

Nachhaltige Elektronik in Unternehmen fördern

Doch es liegt nicht nur an Endverbrauchern, Elektronik nachhaltiger zu nutzen. Ebenso wie private Konsumenten bedarf es auch des Engagements von Unternehmen, die auf umweltfreundliche Elektronik setzen, um ihre Ökobilanz zu verbessern. Man hört oft von den verschiedenen Initiativen, die Verbraucher ergreifen können, um nachhaltiger zu leben – und es geht dabei nicht nur um umweltbewusste Techniknutzung, sondern auch seit langem um Recommerce-Bereiche wie Mode, Autos, Bücher oder Möbel. Im Business-Bereich geht es oft um Digitalisierung und Optimierung von Arbeitsabläufen, doch die Nutzung nachhaltiger Büroausstattung und -technik bleibt leider noch immer im Hintergrund. Dabei existieren mittlerweile verschiedene Modelle, den beruflich bedingten Elektronikkonsum umweltfreundlicher zu gestalten – vom Einsatz von refurbished Geräten bis hin zur Leihtechnik und -Ausstattung, die am Ende ihrer Nutzungsdauer zurückgegeben und in den Elektronikkreislauf zurückgeführt werden können.

Fazit

Die andauernden Lieferverzögerungen bei technischen Konsumgütern führen dazu, dass immer mehr Verbraucher sich mit Alternativen auseinandersetzen – vor allem mit solchen, die einerseits stets verfügbar und günstiger sind, andererseits den eigenen Konsum nachhaltiger machen. Die Neuware-Knappheit ist nur ein Beschleuniger des Trends zum bewussten Elektronikkauf. Sollte der Ressourcenmangel in Zukunft die Preise von neuer Elektronikware weiter in die Höhe treiben, werden generalüberholte Geräte weiter an Beliebtheit gewinnen und von Vielen einem Neugerät vorgezogen – auch der Umwelt zuliebe.

* Die repräsentative Umfrage wurde zwischen dem 3. und 7. Dezember 2021 im Auftrag von Swappie vom Marktforschungsunternehmen Civey durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 2.580 Verbraucher und Verbraucherinnen in Deutschland im Alter zwischen 18 und 65+ Jahren.

** Die Daten stammen aus einer von Swappie in Auftrag gegebenen und von Kantar durchgeführten Umfrage. Die Umfrage wurde im Oktober 2021 unter insgesamt 12.000 Verbrauchern aus zwölf europäischen Ländern (inkl. Deutschland) im Alter von 18 bis 74+ Jahren durchgeführt.

Autor:

Maurizio Hein ist Country Manager Germany beim finnischen Re-Commerce Unternehmen Swappie.de. Der gebürtige Würzburger studierte Kultur- und Literaturwissenschaften, sowie interkulturelles Management in Frankreich und Deutschland. In Helsinki begann er im finnischen Start-up Ökosystem tätig zu werden. Seit 2020 unterstützt Maurizio Swappie bei der Internationalisierung, hat Märkte wie Spanien, Polen oder Tschechien aufgebaut und ist inzwischen gesamtverantwortlich für den deutschen Markt und dessen Wachstum. Im Rahmen dieser Arbeit hat er sich eine umfassende Expertise im Bereich Second-Hand-Supply und E-Commerce aufgebaut.

Weitere Informationen unter:
www.swappie.de

Was bringt das Jahr 2022 für die Lieferkette?

Ein Blick in die Glaskugel: Was bringt das Jahr 2022 für die Lieferkette?

Die letzten zwei Jahre waren ein Lehrstück für die Macht von Ereignissen, die die sorgfältig kalibrierte Maschinerie des Welthandels ins Chaos stürzen können. Anfang 2020 waren es Covid und die damit verbundenen weltweiten Stromausfälle, die die Versorgungsketten durcheinander brachten.

Im März 2021 war es das Containerschiff Ever Given, das den Suezkanal, die strategisch wichtigste Wasserstraße der Welt, blockierte.

Laut Christian Lanng, CEO von Tradeshift, müssen sich Unternehmen 2022 vor allem auf das Folgende einstellen:   


„Die Digitalisierung kann die globale Volatilität nicht beheben, aber sie wird den Unternehmen die nötige Agilität verleihen, um effektiv zu reagieren…“


1. Es wird etwas Unvorhersehbares passieren

Meine erste Vorhersage ist daher die einfachste von allen: Es wird ein Ereignis geben, das völlig aus heiterem Himmel kommt und auf das die meisten Hersteller und Zulieferer nicht vorbereitet sein werden. Dieses Ereignis wird die Anfälligkeit der Just-in-Time-Lieferketten weiter verdeutlichen. Damit meine ich das gesamte Modell der Lieferketten im Allgemeinen, bei dem jedes unterbrochene Glied Auswirkungen auf die ganze Welt hat.

Einkäufer und Lieferanten sind sich zunehmend bewusst, dass die Modelle, die sie in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben, nicht mehr zweckmäßig sind. Sie erkennen, dass ein Paradigmenwechsel dringend erforderlich ist, um die robusten, widerstandsfähigen und agilen Lieferketten der Zukunft zu schaffen. 

2. Volatilität ist das neue Normal

Vor der Pandemie bereiteten sich die Unternehmen auf lokale oder höchstens regionale Unterbrechungen vor. Covid war um eine Größenordnung größer als alles, worauf wir uns vorbereitet hatten: Kaum jemand hatte ein solches Szenario durchgespielt oder einen Stresstest in diesem Ausmaß durchgeführt. Wir werden noch jahrelang damit beschäftigt sein, die Auswirkungen von Covid zu begreifen, aber wir können eines der mittelfristigen Ergebnisse vorhersagen, nämlich dass die Volatilität bis weit ins Jahr 2022 hinein ein Merkmal des Welthandels sein wird. 

Das zeigt sich bereits deutlich: Der Index of Global Trade Health Q3-2021 zeigt einen deutlichen Rückgang der Handelsaktivitäten auf unserer Plattform, wobei die Auftragsvolumina um 24 Punkte gesunken sind – der stärkste Rückgang, den wir seit dem Höhepunkt des ersten Lockdowns beobachtet haben. Längere Lieferzeiten, sich verschärfende Engpässe und steigende Rohstoffpreise beginnen das Verhalten der Einkäufer zu beeinflussen. Da es keine zwingenden Anzeichen dafür gibt, dass die Lieferanten begonnen haben, ihren Auftragsbestand zu bewältigen, ist in absehbarer Zukunft mit einer holprigen Fahrt zu rechnen.

3. Die Technologie wird den Menschen nicht ersetzen, sondern unterstützen

Es gibt die Befürchtung, dass die Automatisierung die Arbeitslosigkeit vorantreiben wird, aber in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Robotern und künstlicher Intelligenz wird auch der Bedarf an Menschen steigen, die die von ihnen generierten Informationen analysieren und interpretieren.

Im Jahr 2022 werden sich die Unternehmen in einem Wettlauf um Talente befinden, wie es ihn noch nie gegeben hat. Sie werden schnell erkennen, dass ihre größte Herausforderung im Beschaffungswesen nicht in der Beschaffung von Rohstoffen oder Bauteilen liegt, sondern darin, wie sie sich das Fachwissen sichern können, das sie brauchen, um erfolgreich Innovationen voranzutreiben sowie intelligente, datengestützte Geschäftsentscheidungen zu treffen, um die Stabilität, Integrität und Vielfalt der Lieferantenbeziehungen insgesamt zu erhalten.

Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass die Unternehmen, die dies am erfolgreichsten tun, nicht einfach nur Top-Talente einstellen, sondern die Fähigkeiten innerhalb ihres Lieferantennetzwerks nutzen können. Um die Ereignisse des kommenden Jahres zu meistern – seien es veränderte Konsummuster, Revolutionen in der Lieferkette oder veränderte Erwartungen an die Nutzererfahrung – müssen Unternehmen eng mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten. Sie werden ihre Ressourcen, einschließlich der von ihnen gewonnenen Erkenntnisse und Analysen, bündeln müssen, um Lösungen zu entwickeln, die über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg Ergebnisse liefern. 

Die Nachfrage nach diesen Fähigkeiten wird in den kommenden Jahren zu einer „Revolution of the Human“ in allen Bereichen führen, von der Personalbeschaffung bis hin zur Bildung, aber ihre Auswirkungen werden zuerst in der Lieferkette spürbar – und sie wird zweifellos eines der bestimmenden Themen des kommenden Jahres sein.

4. Umweltbewusstsein wahrhaftig meinen

In einer Hinsicht wird das Jahr 2022 so sein wie alle Jahre zuvor: Die Unternehmen werden weiterhin ihre Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit betonen und Lippenbekenntnisse zur Rettung des Planeten abgeben. Diese Behauptungen sind oft nicht viel mehr als heiße Luft, denn eine Untersuchung aus diesem Jahr ergab, dass 42 Prozent der „grünen“ Behauptungen von Unternehmen falsch oder irreführend sind.

In den nächsten 12 Monaten wird sich das ändern. Nicht nur, dass sich die Verbraucher mehr Sorgen um den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und andere nachhaltige Themen machen. Sie sind auch zunehmend intolerant gegenüber Unternehmen, die von Nachhaltigkeit sprechen, ohne wirkliche Veränderungen herbeizuführen, erkennen so genanntes Greenwashing und prangern es an

Im Jahr 2022 werden die Unternehmen unter Druck stehen, zu beweisen, dass sie sinnvolle Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ergreifen. Es steht außer Frage, dass es im Interesse der Unternehmen liegt, nachweislich grün zu sein. Das Problem ist, dies über komplexe internationale Wertschöpfungsketten hinweg zu messen. Deloitte hat vor kurzem festgestellt, dass 65 Prozent der Unternehmen nur einen begrenzten oder gar keinen Einblick in ihre Lieferanten der ersten Ebene haben. 

Ich prophezeie, dass die effektivsten Standards nicht auf Klimagipfeln oder in den Korridoren der Macht ausgearbeitet werden, sondern sich organisch entwickeln – als Nebenprodukt des anhaltenden Strebens nach Digitalisierung und Transparenz in der gesamten Lieferkette. 

5. Die Hinwendung zu mehr Technologie

Die Digitalisierung kann die globale Volatilität nicht beheben, aber sie wird den Unternehmen die nötige Agilität verleihen, um effektiv zu reagieren – allerdings nur, wenn sie von einer veränderten Denkweise begleitet wird. Anstatt jedes Element der Lieferkette einzeln zu betrachten, müssen wir einen Schritt zurücktreten und sie als Ganzes sehen. Die Unternehmen, die aus dieser Krise den größten Nutzen ziehen, werden diejenigen sein, die herausfinden, wie sie Einkäufer und Lieferanten dynamischer als Teil eines reichhaltigeren, digital ausgerichteten Ökosystems miteinander verbinden können – einer Gemeinschaft, in der die Interkonnektivität einen Netzwerkeffekt erzeugt, der viel stärker ist als jede technische Anwendung.

Die Unternehmen erkennen, wie die Technologie dazu beitragen kann, eine durchgängige Widerstandsfähigkeit zu schaffen, die nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern die Interessen des gesamten Ökosystems schützt. Die Innovation wird sich in Bereichen wie der Handelsfinanzierung beschleunigen, die die Lieferanten während der Pandemie nicht ausreichend unterstützt hat. Eine neue Welle digitalisierter Finanzierungsprodukte wird diese Lücke schließen und den Lieferanten einen schnelleren Zugang zu Betriebskapital verschaffen, was sie dazu veranlassen wird, ihre aufgebrauchten Bestände wieder aufzufüllen. 

Auch die Nutzung von B2B-Marktplätzen wird weiter zunehmen, da die Beschaffungsteams flexiblere und vielfältigere Lieferantenbeziehungen aufbauen wollen. Das Modell des kuratierten Marktplatzes spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Einkäufern und Lieferanten dabei zu helfen, sich gegen Störungen zu wappnen, indem die Kapazitäten der Lieferanten auf intelligente Weise gebündelt und auf Bereiche mit hoher Nachfrage abgestimmt werden. 

Weiterführende Informationen:
www.tradeshift.com/de

Quellennachweis: 
–      https://hub.tradeshift.com/research-and-reports/the-tradeshift-index-of-global-trade-health-q3/
–      https://fashionunited.uk/news/fashion/42-percent-of-companies-exaggerate-sustainability-claims-says-new-report/2021020253349
–      https://www.truthinadvertising.org/six-companies-accused-greenwashing/
–      https://www2.deloitte.com/au/en/pages/media-releases/articles/deloitte-finds-leaders-dont-have-visibility-supply-chain-070318.html

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Forecast 2022: Resilienz, Lieferketten und Managed Platforms

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten. Natürlich wird auch in 2022 die Pandemie ein Treiber der Entwicklungen bleiben. Der Fokus in diesem Teil liegt auf Resilienz, nicht zuletzt durch stärkere Sicherheitsmaßnahmen für die IT, durch Stärkung und Transparenz der Lieferkette und durch die Nutzung von Managed Platforms wo immer möglich.


„Unternehmen müssen ihre Resilienz stärken“

Jens Reumschüssel, Sales Director DACH, Exterro

Mit der Digitalisierung verschärft sich auch die tägliche Bedrohung durch Cyber-Attacken. Gleichzeitig ist die Schonfrist für Datenschutzverletzungen abgelaufen, die regulatorischen Anforderungen wandeln sich ständig. Kurzum: Das neue Jahr wird wieder einige Herausforderungen für Unternehmen und ihre Rechtsteams bereithalten. Manuelle Risikomanagementprozesse, veraltete Lösungen und technische Silos sind da nicht mehr tragbar. Die Verantwortlichen tun gut daran, ihre Strukturen einer kritischen Prüfung zu unterziehen und die komplexen Prozesse rund um einen DSGVO-konformen Datenschutz, rechtliche Operationen, digitale Forensik, Cybersicherheitsreaktionen sowie Compliance und Governance unter einem Dach zu vereinen. Eine solche Strategie, die Automatisierung (#legaltech) berücksichtigt, reduziert Risiken, spart enorm viel Zeit und Kosten und stärkt die unternehmerische Resilienz.


Resiliente Lieferketten gewinnen an Bedeutung

Matthias Berlit, Geschäftsführer des Aachener Optimierungsspezialisten INFORM GmbH

Pandemie, Chipkrise, Ever Given – wie störanfällig Lieferketten sind, hat das vergangene Jahr gezeigt. 2022 wird es für Unternehmen darauf ankommen, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten. Moderne Planungstools helfen dabei: Sie nutzen mathematische Modelle, um Ressourcen und Prozesse zu optimieren, Aufträge bei Bedarf neu zu priorisieren und bei veränderten Anforderungen verschiedene Handlungsszenarien durchzuspielen. So können Unternehmen schnell und optimal auf Störungen reagieren und deren Auswirkungen deutlich abschwächen. Noch bessere Ergebnisse erzielen sie, wenn sie zusammenarbeiten und Erfahrungen sowie Daten austauschen.


Managed-Platform-Modelle bieten hohe Sicherheit und Flexibilität

Autor: Klemens Merk, Senior Director DACH bei Instaclustr

Eine Managed Platform bietet Services zur Verwaltung von verschiedenen Software-Lösungen. Da die Kontrolle über den Data Layer zu jeder Zeit beim Unternehmen und nicht beim Anbieter der Dienstleistung verbleibt, ist eine hohe Sicherheit gewährleistet. Im Trend liegen vor allem Managed Platforms, die Open-Source-Lösungen verwalten und damit eine hohe Flexibilität, Skalierbarkeit und Innovationskraft bieten. Offene Konzepte unterstützen die problemlose Einbindung in bestehende Infrastrukturen und die beschleunigte Umsetzung von Innovationen.


Cyber-Erpressung als Geschäftsmodell

Joanna Rusin-Rohrig, Country Manager DACH bei NordVPN

Die Nachfrage nach Ransomware-as-a-Service (RaaS) wird auch 2022 weiter zunehmen. Bei diesem kriminellen Geschäftsmodell bieten Hacker Erpressungssoftware im Darknet an, die jeder kaufen und verkaufen kann. Das RaaS-Modell weckt bereits jetzt die Aufmerksamkeit vieler Krimineller, die nicht über die Fähigkeiten verfügen, selbst Malware zu entwickeln. Im Jahr 2021 wurden beispielsweise zwei Drittel aller Angriffe mit Erpressungssoftware über das RaaS-Modell verübt.


Die weiteren Teile der Serie:

Forecast 2022: New Work, Mindset und neue Gefahren

Forecast 2022: Automatisierung, Cyberangriffe und Kryptografie

Forecast 2022: 5G, Datensouveränität und Customer Experience

Forecast 2022: Mehr Intelligenz für das ganze Unternehmen

Trends 2022: Budget-Boom für Social-Media-Content

HubSpot-Studie untersucht Strategien und Herausforderungen im Marketing 2022: Ephemeral Social-Media-Content, Influencer-Marketing, kurzer Video-Content: In diese Top 10 Marketing-Trends werden Unternehmen 2022 stärker investieren.

Social Media wird für Marketing-Teams 2022 noch wichtiger. Dies wird deutlich, wenn man auf die Formate und Maßnahmen schaut, in die Marketing-Teams 2022 vermehrt investieren wollen.

Über die Hälfte der befragten Marketing-Verantwortlichen (53 Prozent) plant, die Investitionen in Ephemeral Social-Media-Content zu erhöhen, also in Inhalte, die nur temporär verfügbar sind. Aktuell setzen erst 21 Prozent der Befragten auf dieses Medienformat.

48 Prozent planen im neuen Jahr, mehr Budget ins Influencer-Marketing zu geben, dicht gefolgt von kurzem Video-Content mit 45 Prozent (beispielsweise für TikTok, Instagram Reels oder YouTube Shorts). Je mehr Content kreiert wird, desto effektiver muss die Vermarktung sein.

Vier von zehn Befragten (43 Prozent) werden deshalb mehr Geld für die Mehrfachverwertung von Inhalten über verschiedene Kanäle bereitstellen (Content Repurposing). Weitere Top-Trends sind beispielsweise die Anwendung von VR/AR (42 Prozent), virtuelle Events (40 Prozent) und Podcast/Audio-Content (38 Prozent). Dies sind Ergebnisse für Deutschland aus dem globalen „Marketing Industry Trends Report 2022“ des HubSpot Blogs.

Kampagnenziele verändern sich: Brand Awareness hoch im Kurs

Bei den Marketing-Fachleuten, die Kampagnen durchführen, fällt ein Bedürfnis nach Veränderung auf, wenn es um ihre Zielsetzung für das neue Jahr geht. Waren 2021 noch die Top-3-Kampagnenziele Umsatzsteigerung (49 Prozent), Produktwerbung (40 Prozent) und mehr Geschäftsabschlüsse (39 Prozent), setzen nun knapp zwei von drei Befragten (65 Prozent) teils auf geänderte Kampagnenziele.

Auf Platz eins bleibt zwar mit 51 Prozent das Umsatzwachstum, jedoch rückt die Steigerung der Brand Awareness (45 Prozent) auf Platz zwei vor (zuvor Platz vier).

Die Investition in Produktwerbung (44 Prozent) wird 2022 ebenfalls als wichtiger eingeschätzt. Erreicht werden diese Ziele mit diversen Marketing-Strategien, wobei Social-Media-Marketing (29 Prozent), Social Advertising (25 Prozent) und Content Marketing (23 Prozent) zu den bedeutsamsten zählen.


(Bildnachweis: HubSpot)

Die größten Herausforderungen für Marketer: Von Smarketing bis Website-Management

Auf Platz eins der größten Herausforderungen, die Marketing-Fachleute 2022 bewältigen müssen, liegt die interne Abstimmung zwischen Sales- und Marketing-Teams, auch Smarketing genannt (21,9 Prozent).

Traffic- und Lead-Generierung landet auf Platz zwei (21,2 Prozent), gefolgt vom Ausbau globaler Zielgruppen (20,5 Prozent). Das Training von Marketing-Teams sehen die Befragten ebenfalls als Kraftanstrengung an, ebenso wie den Ausbau von E-Mail-Listen und der Followerschaft auf Social Media (beides 19,2 Prozent).

Auf Platz sechs reiht sich das Website-Management ein (18,5 Prozent).


(Bildnachweis: HubSpot)

Noch mehr Marketing-Automation

Um den Arbeitsalltag in Marketing-Teams zu entlasten, setzen bereits über drei Viertel der Befragten (76 Prozent) Marketing-Automation-Technologien ein, die sich wiederholende Aufgaben oder Prozesse automatisiert ausführen.

Die häufigsten Anwendungsfälle sind Chatbots (44 Prozent), Content Automation (32 Prozent) und das Vertrags- oder Bestellmanagement (30 Prozent). Ein Viertel aller Befragten (24 Prozent) hingegen setzt noch keine Marketing-Automation ein. Als häufigsten Grund nennen sie Schwierigkeiten bei der internen Akzeptanz oder beim Erwerb solcher Lösungen durch die Führungsetage. Die Hälfte der Nicht-Nutzenden plant jedoch noch dieses Jahr die Einführung von Lösungen für die Marketing-Automatisierung.

Studiensteckbrief:

Für den „Marketing Industry Trends Report 2022“ des HubSpot Blogs wurden insgesamt 1.067 Marketing-Verantwortliche weltweit aus B2B- und B2C-Unternehmen jedweder Größe befragt (USA, Australien, Kanada, UK, Frankreich, Japan und Deutschland). Aus Deutschland nahmen 151 Marketing-Verantwortliche teil, worauf sich diese Auswertung ausschließlich bezieht. Umfragezeitraum 11.09.–28.09.2021 durch das HubSpot Blog Team.


Mehr auf www.hubspot.de

Aufmacherbild / Quelle
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Europas Energiemarkt 2022

Überregionale Beziehungen als Kerntrend

Europa ist in vielen Bereichen ein Gemeinschaftsprojekt, so auch beim Thema Klimawandel und Erneuerbare Energien. Gemeinsam versucht die EU, ihren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten und vor allem Deutschland und Frankreich haben viel Einfluss darauf, wie sich der Energiemarkt in Europa entwickelt. In beiden Ländern werden immer größere Anteile des benötigten Stroms durch Solar- und Windparks gewonnen. Aus diesem Grund gelten Projekte im Bereich der „sauberen bzw. grünen“ Energie in beiden Ländern als vielversprechende Investitionsmöglichkeiten.

Erneuerbare Energien: Investitionen für die Allgemeinheit

Man muss heute nicht unbedingt ein Großinvestor sein oder ein Eigenheim besitzen, auf dem man eine Photovoltaikanlage installiert, um in erneuerbare Energien investieren zu können.

Der Markt für Erneuerbare Energien wächst beständig, denn erstens gehen die Vorräte an fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl aufgrund der hohen Fördermengen und der abnehmenden Vorkommen immer schneller zur Neige. Zweitens verursachen sie zum Teil hohe CO2-Emissionen, die es zu verhindern gilt, soll der Treibhauseffekt gebremst und eine globale Klimakatastrophe verhindert werden.

Auch das zunehmende Bewusstsein hinsichtlich des Umweltschutzes bei vielen Investoren trägt dazu bei, dass in Deutschland und Frankreich hohe Summen in Erneuerbare Energien gesteckt werden, nicht nur von den Regierungen, sondern auch durch Investoren. „Ein Investment sollte so gestaltet sein, dass es zur langfristigen Planung, zum langfristigen Denken dessen passt, der es tätigt.“, sagt die Leonidas-Gründerin Antje Grieseler zum Thema Investments.


Unternehmen wie Leonidas Management planen, bauen und verwalten Solar- und Windparks in Deutschland und Frankreich, die für institutionelle und private Investoren geeignet sind. In Frankreich betreibt und betreut Leonidas mittlerweile 37 Solaranlagen und 12 Windanlagen, die insgesamt 271 Megawatt Leistung erbringen.

„Raum“ für Energieprojekte

Ob sich ein Projekt im Bereich Solar- oder Windpark lohnt und realisiert werden kann, hängt nicht zuletzt vom vorhandenen und zur Verfügung stehenden Platz ab. Wo in Deutschland trotz freier Flächen nicht selten Bürokratie und Anwohner dafür sorgen, dass Projekte scheitern, da geht man in Frankreich deutlich entspannter mit den Erfordernissen um.

Ihre Erfahrung mit dem französischen Markt beschreibt Antje Grieseler folgendermaßen: „Es gibt große zusammenhängende Agrarflächen in Frankreich, die den Bau von größeren Windparks möglich gemacht haben. Frankreich wird in Europa das größte Onshore Windkraftpotenzial zugeschrieben. Für die Landwirte sind Einnahmen aus der Verpachtung relativ kleiner Flächen für die Windkraftanlagen eine begehrte Zusatzeinnahme.“

Frankreich bietet also gute Voraussetzungen für nachhaltige Energieprojekte. Lag der Anteil der erneuerbaren Energien (bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch) im Jahre 2019 in Frankreich bei mehr als 17 Prozent so sollen es im Jahre 2030 mindestens 30 Prozent sein. Um dieses Ziel zu erreichen, treiben vor allem die Departments das Thema politisch voran.

Antje Grieseler hat beim Thema Nachhaltigkeit von Projekten ihre ganz eigene Auffassung:


Quelle: Leonidas

„Nachhaltigkeit bedeutet für mich darüber nachzudenken, welche Auswirkungen unser Tun von heute auf das Leben von morgen haben wird; und dann das Tun so zu gestalten, dass nachfolgende Generationen gut mit den von uns getroffenen Entscheidung gut leben können.

Ich setze Nachhaltigkeit nicht gleich mit ökologisch wertvoll, sondern mit überlegt.“

Damit man über die entsprechende Expertise für den französischen Markt für Solar- und Windenergie verfügt, wurden im Jahre 2015 die Leonidas Wind SARL und die Leonidas Associates France SAS ins Leben gerufen. Ihr Sitz befindet sich in Reims und sie übernehmen vor Ort die Sicherstellung des technischen Asset Management der Windparks bzw. kümmern sich um alle rechtlichen Belange der Anlagen. 

Beitrag zur europäischen Energiewende

Weil es zu erneuerbaren Energien keine Alternative gibt und das Thema nur in größerem Rahmen zielführend vorangetrieben werden kann, setzen sich Antje Grieseler und Leonidas engagiert für den Solarmarkt in Frankreich und die Energiewende in Europa ein. Einen Beitrag zu leisten und bei der europäischen Energiewende eine bedeutsame Rolle zu spielen, sind durchaus ehrenwerte Intentionen, die dem Thema dienen.

Weiterführende Informationen zum Unternehmen:
https://www.leonid-as.com/wind


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Forecast 2022: Automatisierung, Cyberangriffe und Kryptografie

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten. Natürlich wird auch in 2022 die Pandemie ein Treiber der Entwicklungen bleiben. Der Fokus in diesem Teil liegt auf Industrieautomatisierung, Cybersecurity und passwortlosen Anmeldeverfahren. Auch dies sind Treiber der digitalen Transformation auf die sich Führungskräfte einstellen sollten um im Wettbewerb zu bestehen.


Die neue Daten-Ära beginnt

Stéphane Paté, Senior Vice President und General Manager, Dell Technologies Deutschland

2022 wird ganz im Zeichen der Daten stehen: Die Industrieautomatisierung nimmt weiter an Fahrt auf, der Schritt vom assistierten zum autonomen Fahren steht kurz bevor, und Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Das heißt auch, dass Daten nicht mehr nur im Rechenzentrum, sondern praktisch überall generiert werden und in Echtzeit verarbeitet werden müssen. Gleichzeitig sehen sich viele Unternehmen mit einer paradoxen Situation konfrontiert: Sie können die jetzt schon anfallenden Datenmengen gar nicht so schnell erfassen, validieren und analysieren, wie sie entstehen. Um die Transformation nicht auszubremsen, brauchen sie geeignete Technologien und das richtige Mindset. 


Cyberwaffen werden Teil des militärischen Arsenals

Carsten Hoffmann, Manager Sales Engineering bei Forcepoint in München

Die Kriege der Zukunft finden online statt. Cyberattacken gegen Regierungen und die zivile Infrastruktur werden immer mehr zum festen Bestandteil des militärischen Arsenals. Solche digitalen Angriffe gefährden vor allem hochvernetzte Smart Citys, können aber auch gezielt ganze Staaten destabilisieren. Auch Deutschland ist Ziel ausländischer Militärgeheimdienste. Daher strebt die Bundesregierung an, Cyberattacken als Eingriff in die territoriale Souveränität dem Völkerrecht zu unterwerfen.

Mitarbeiter werden zum Selbstschutz ermächtigt

Die Verflechtung von Mensch und Technologie erschwert holistische IT-Security-Ansätze. Der Faktor Mensch findet in den rein technologischen Sicherheitsbemühungen nämlich wenig Beachtung. Risiken, etwa durch die Nutzung privater Geräte, ist für Unternehmen oft unsichtbar. Sie werden daher zukünftig spezielle Lösungen einsetzen, um Mitarbeiter automatisch vor Risiken warnen zu können, ihnen aber auch Werkzeuge für die Gewährleistung der eigenen Sicherheit und den Datenschutz an die Hand geben.


2022 steht im Zeichen der passwortlosen PC-Anmeldung

Jochen Koehler, Leiter der Region Zentraleuropa bei HYPR

Immer mehr Verbraucher steigen bei der Anmeldung am PC oder beim Zugriff auf Webapplikationen auf passwortlose Verfahren um. Der Grund: Sie sind einfacher, komfortabler und sicherer. Dieser Trend wird 2022 auch die Unternehmens-IT erreichen. Sie wird verstärkt Verfahren nutzen, die eine echte Passwortlosigkeit bieten. Dabei gewinnen vor allem Lösungen an Bedeutung, die auf einem Public-Key-Verschlüsselungsverfahren basieren und Passwörter durch sichere kryptografische, asymmetrische Schlüsselpaare ersetzen. Als ideale Authentifizierungskomponente für dieses Lösungsszenario wird sich das Smartphone etablieren


Hier geht es zu den weiteren Teilen:

Forecast 2022: 5G, Datensouveränität und Customer Experience

Forecast 2022: Mehr Intelligenz für das ganze Unternehmen

Forecast 2022: Resilienz, Lieferketten und Managed Platforms

Forecast 2022: New Work, Mindset und neue Gefahren

Frauen in der IT? Ernsthaft!

Autorin: Julia Pongratz*

Julia Pongratz, Teamleiterin und IT-Consultant bei der S&N Invent GmbH, sieht in der IT-Branche vielfältige Möglichkeiten auch für Frauen: „Die IT muss nicht länger eine Männerdomäne bleiben.“

Am Ende der Schulzeit steht wohl jeder Schüler und jede Schülerin vor der Entscheidung, in welche berufliche Richtung man gehen möchte. Vermeintlich ein Scheideweg, an dem die Weichen für das gesamte weitere Leben gelegt werden. Aber als junge Frau den Weg in die IT einschlagen? Selbst heute erfordert diese Entscheidung noch ein gewisses Maß an Mut und Selbstbewusstsein, denn wenn die besten Freundinnen sich lieber für vermeintlich „weiblichere“ Berufe entscheiden, dann stellen wir immer wieder fest, dass unsere Gesellschaft eben doch noch gar nicht so modern, offen und gleichberechtigt ist, wie es häufig behauptet wird. Dabei sind es gar nicht die Universitäten und Unternehmen, die den Frauen den Weg in die IT verwehren, sondern immer noch vorherrschende Meinungsbilder zu weiblichen und männlichen Berufen und Rollen im Familien- und Freundeskreis.

Als Frau in der IT-Branche stellt man sich daher immer wieder die Frage, ob es tatsächlich notwendig ist, dass Frauen besonders für diese Branche begeistert und in der Berufsfindung gefördert werden sollen. Und die Antwort auf diese Frage lautet immer wieder: Ja!

Der Frauenanteil in der IT-Branche liegt im Jahr 2021 bei 18 Prozent. Die IT kann also weiterhin als Männerdomäne bezeichnet werden, aber das muss nicht so bleiben. Fachkräfte werden händeringend in allen IT-Bereichen gesucht und insbesondere die IT-Branche bietet vielfältigste Betätigungsfelder, die weit über das Berufsbild des Programmierers hinausgehen und für Frauen mit unterschiedlichsten Interessen und Talenten Chancen und Möglichkeiten bieten.

Wenn ich auf meinen eigenen Weg in die IT zurückblicke, dann war dieser mehr von Zufällen und auch einem gewissen Grad an Bequemlichkeit gezeichnet als von Eigeninitiative und klarer Planung. Nach dem Abitur war ich vollkommen unschlüssig, was die Berufs- und Studienwahl betraf und dem Einsatz meines Vaters ist es zu verdanken, dass er mich als Auszubildende für IT-Systemkauffrau bei seinem Arbeitgeber „begeistert“ hat. Damals war diese Station vielmehr als sinnvolle Beschäftigung gedacht, bis ich tatsächlich weiß, was ich werden will.

Aber die Ausbildung hat mir die Augen geöffnet und meine Begeisterung für die IT geweckt. Es folgte ein Bachelor- und Masterstudium der Wirtschaftsinformatik und heutige Forschung im Bereich agile Arbeitsweisen zur Erlangung eines Doctor of Business Administration. Als Teamleiterin und IT-Beraterin bei meinem Arbeitgeber S&N Invent kann ich als Frau auf meine ganz persönliche IT-Karriere blicken. Ganz ohne Informatik und Mathe-Leistungskurs in der Schule war der Weg mit Begeisterung und Einsatz so viel leichter zu beschreiten als es im Vorfeld zu erwarten und vor allem von Freunden und Jobberatern beschrieben worden war.

Mit diesem persönlichen Erfahrungsschatz sind die Förderung und Begeisterung von Frauen für die IT-Branche für mich eine Herzensangelegenheit geworden. Zusammen mit meinem Arbeitgeber werden erfolgreiche Initiativen verfolgt, die schon in den regionalen Schulen ansetzen, um hier die Begeisterung für die IT, insbesondere bei jungen Frauen, zu wecken. Mit Girls4IT ist dabei ein Programm entstanden, welches jungen Schülerinnen erfahrene Frauen aus der IT als Mentorinnen für ein Jahr zur Seite stellt. Gemeinsamer Austausch, Treffen, Praktika und die Beantwortung persönlicher Fragen stehen hier im Vordergrund, um den Mädchen Möglichkeiten in der IT-Branche aufzuzeigen und Wege in diesen Bereich zu präsentieren, die von der Programmierung über Netzwerktechnik und Hardwarekonfiguration bis zum IT-Projektmanagement reichen.

Durch derartige Einsätze für mehr Frauen in der IT wird der Frauenanteil sicherlich nicht signifikant steigen, sie zeigen aber Optionen auf, um mit einfachen Mitteln insbesondere junge Frauen in ihrer Entscheidung für den Weg in die IT zu unterstützen. Denn eines steht sicherlich fest: Der Fachkräftemangel in der IT wird uns weiterhin begleiten und zahlreiche talentierte Frauen brauchen vielleicht nur einen kleinen Schubs, um den Sprung in die IT zu wagen und sich hier mit ihren Stärken einzubringen. Warum also als Unternehmen nicht mehr wagen und einmal gezielt Frauen für Berufe und Entwicklungspfade ansprechen? Zum Beispiel mit spannenden, agilen IT-Projekten, die sämtliche Facetten der IT umfassen und die auch unterschiedliche Fachbranchen wie Banken, Verkehr oder Medizin verbinden. Damit können Unternehmen jungen Frauen die Vielfältigkeit dieser besonderen und stetig wachsenden Zukunftsindustrie aufzeigen.

Bei der S&N Invent GmbH haben wir mit diesen Mitteln und engen Kontakten zu regionalen Schulen einen signifikanten Anstieg der Frauenquote in der Altersklasse der 20- bis 30-jährigen Mitarbeiter erreicht und sind stolz darauf, unsere gesamte Belegschaft mit mehr Frauenpower deutlich vielseitiger und bunter gestalten zu können.

* Die Autorin Julia Pongratz hat einen Master of Science in Wirtschaftsinformatik und ist Teamleiterin und IT-Consultant bei der S&N Invent GmbH

Smarte IT für die digitale Stadt

Ohne moderne IT-Infrastruktur wird die Digital City zum Luftschloss

Die wachsende Urbanisierung ist ein Phänomen, das viele Städte und Kommunen an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Das verstärkt den Digitalisierungsdruck, doch ohne moderne IT-Infrastrukturen bleiben Digital Cities ein schöner Traum.

Der Zuzug in die Städte hält unvermindert an. Damit wächst der Druck auf elementare urbane Lebens- und Versorgungsbereiche wie Wohnen, Verkehr, Energie, Wasser, Entsorgung und die Bereitstellung aller Arten von Öffentlichen Gütern wie Luftreinheit oder öffentliche Sicherheit. Diese offensichtlich unaufhaltsame Entwicklung lässt sich weltweit beobachten. Sie betrifft Industrienationen genauso wie Entwicklungsländer.

Städte wie Berlin, München oder Stuttgart ächzen unter Wohnraumknappheit und Verkehrsinfarkt. Sogar ländliche Zentren stehen angesichts des steigenden Zuzugs vor der Aufgabe, ihr Wachstum funktional und sozialverträglich zu gestalten und die wachsenden Ansprüche an Netzversorgung und digitale Services zu erfüllen.

Digital Cities brauchen eine robuste Infrastruktur

Autor:  Tim van Wasen, Vice President und General Manager Corporate Sales bei Dell Technologies Deutschland

Es ist daher höchste Zeit, Städte und Kommunen zukunftsfest zu machen. Doch ohne eine beschleunigte Digitalisierung wird das nicht gehen. An Konzepten und Ideen zum Thema Digital City herrscht kein Mangel, sondern eher an konkreten Plänen und der notwendigen Innovations- und Investitionsbereitschaft für ihre Umsetzung.

Der Smart City Index des Digitalverbands Bitkom listet die Aufgabenfelder und Aktivitätsschwerpunkte für Digital Cities minutiös auf: Gesellschaft, Verwaltung, Mobilität, Energie und Umwelt, sowie IT und Kommunikation. Für das Thema Mobilität bedeutet das beispielsweise den Aufbau eines digitalen Verkehrsmanagements mit Smart ÖPNV, Smart Parking, Sharing-Angeboten sowie intelligenten Ampeln und Verkehrsschildern.

Zentral ist jedoch der letzte Punkt: IT und Kommunikation ist sowohl einer der fünf Aktionsbereiche, gleichzeitig aber auch die unverzichtbare Basis für die Digitalisierung der anderen vier Felder. Allen Vorstellungen von lebenswerter digitaler Urbanität gemein ist die Tatsache, dass sie eine moderne, hochskalierbare digitale Infrastruktur voraussetzen, die jedoch nur in Ausnahmefällen und erst ansatzweise bereits gegeben ist.

Bevor also die urbanen Digitalträume in den Himmel wachsen können, gilt es zuvor die IT-technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Basistechnologien wie leistungsfähige Breitband-Netzwerke, 5G-Konnektivität und Edge Computing stehen dabei an erster Stelle. Sie werden für digitale öffentliche Services ebenso benötigt wie für intelligente Energielösungen, ein smartes Mobilitätsmanagement oder öffentliche Portale und Beteiligungsplattformen.

Digitale Freiheit für Kommunen

Bei der technischen Umsetzung dieser Aufgaben müssen Städte und Kommunen dabei die Wahl haben, die digitalen Ressourcen zur Erfassung, Verarbeitung, Speicherung und Kommunikation von Daten entweder über eigene oder gehostete Rechenzentren (Private Cloud), über Public Clouds oder in einem für sie geeigneten Mix daraus (Hybrid-IT) bereitzustellen.

Sowohl Private Clouds als auch der eigene Datacenter-Anteil an hybriden Modellen sind nur mit einem hohen Automatisierungsgrad technisch und wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. Voraussetzung dafür sind entweder hyperkonvergente Systeme für Server-, Storage- und Netzwerkfunktionalität oder ein komplett virtualisiertes Software-defined Datacenter (SDD).

Ein SDD hat zudem den Vorteil, dass es im Verbund mit 5G und Edge Computing den Einsatz moderner Anwendungen im Internet of Things (IoT) möglich macht. Edge Computing erfasst Daten, etwa von Sensoren, vor Ort und verarbeitet sie dort direkt, ohne den Umweg über Zentralrechner gehen zu müssen. So werden Verzögerungen vermieden, und reaktive und prädiktive Maßnahmen können schneller greifen.

Davon profitieren unter anderem Steuerungs- und Regelsysteme wie etwa die Verkehrsleitung oder gezielte Maßnahmen zur Erhaltung der Luftreinheit. Gleichzeitig erleichtert Edge Computing den dringend notwendigen Ausbau der Telekommunikationsnetze. Das nicht zuletzt durch 5G-Anwendungen und -Services induzierte Datenwachstum führt dazu, dass TK-Dienstleiter ihre Recheninfrastruktur zunehmend an die Edge verlagern, um dem steigenden Kommunikationsbedarf gerecht zu werden.

Mit smarten Technologien zur Digital City

Die Smart City erfordert die Digitalisierung vieler Handlungsfelder.

Smarte Technologien sind die Grundlage zum effizienten Management wachsender Städte und Kommunen. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn wir einen Blick über den großen Teich werfen: Die Stadt Las Vegas nutzt die Kombination aus HD-Kameras, Mikrofon-Sensoren und Micro-Datacentern am Edge zum effizienteren und zielgenaueren Management der öffentlichen Sicherheit. Las Vegas ist eine der am schnellsten wachsenden Städte in den USA mit einer Verdopplung der Bevölkerung im letzten Jahrzehnt und gleichzeitig ständig steigenden Besucherzahlen.

Die vor Ort erfassten und verarbeiteten Video- und Sounddaten im Innovation District bieten die Grundlage für schnelle Reaktionsmöglichkeiten auf kritische Situationen. Dabei werden sie mit weiteren Echtzeitdaten, etwa Wetterinformationen, sowie historischen Daten kombiniert und mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning zu zeitnahen Analysen für die Entscheidungsunterstützung aufbereitet. Sicherheitskritische Lagen können so schnell erfasst und von den richtigen Einsatzkräften bearbeitet werden.

Die Metropolen der Zukunft werden smart sein, denn ohne die Digitalisierung wichtiger Funktionen und Aufgaben sind sie nicht überlebensfähig. Dafür müssen dringend die Voraussetzungen in Form von robusten und leistungsfähigen Infrastrukturen geschaffen werden, die sich auf die neuesten IT-Technologien stützen. Nur auf diesem Fundament können die Verheißungen der Digital City Realität werden.

https://www.delltechnologies.com/de-de/solutions/index.htm

Forecast 2022: New Work, Mindset und neue Gefahren

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten. Natürlich wird auch in 2022 die Pandemie ein Treiber der Entwicklungen bleiben. Aber Technologie und eine Führungskultur, die möglichst viel Offenheit zulassen, sind auch in den kommenden Monaten eine Möglichkeit, erfolgreich im Wettbewerb zu bleiben. Dazu gehören zeitgemäße Prozesse nicht nur auf IT-Ebene ebenso wie Führungskräfte, die Vertrauen leben.


Unternehmens-IT – vom Erfüllungsgehilfen zur Schlüsselposition

Prof. Dr. Volker Gruhn, Aufsichtsratsvorsitzender adesso AG und Lehrstuhlinhaber Universität Duisburg-Essen

Für IT-Verantwortliche geht es nicht mehr nur darum, Kosten zu senken. Es geht auch darum, Potenziale zu heben. IT – richtig eingebunden und mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet – gestaltet die Zukunft von Unternehmen maßgeblich mit. Denn neue Technologien schaffen den Raum für datengetriebene Services oder Geschäftsmodelle.

Deswegen muss IT dabei sein, wenn das Management die Weichen stellt. In diese Rolle muss IT hineinwachsen, dieser Verantwortung muss sie sich stellen. Der Wandel reicht weit hinein in das gesamte Unternehmen: von der Organisation der Zusammenarbeit bis zur Art und Weise, wie Verantwortliche Daten verstehen und Lösungen entwickeln.


New Work Transformation

Mark Oliver Schuller, Vice President Consulting Services CGI NEXT

COVID-19 hat die digitale Transformation beschleunigt und viele Unternehmen gezwungen, New Work in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Bei CGI erleben wir aktuell, dass  viele Kunden ihre Arbeits- und Kollaborationsmodelle neu erfinden. Arbeiten wird zunehmend gelöster, verteilter und flexibler. Statt 8-Stunden im Büro zu verbringen, bietet die neue Arbeitswelt eine Mischung aus Homeoffice, Remote- und Büroarbeit. Im „New Work“ sind Arbeitszeiten und -plätze viel freier definiert, Büroflächen werden reduziert und anders genutzt. Smarte Workplace-Management-Lösungen mit denen Unternehmen  Arbeitsplätze, Meeting-Räume und andere Ressourcen digital verwalten können, liegen daher voll im Trend.


KI-Fähigkeiten weiterentwickeln

Andreas Weick, Director Consulting Services bei CGI in Deutschland

Beim Thema KI geht der Trend ganz klar in Richtung Optimieren. Statt immer wieder neue Entwicklungen voranzutreiben und auszuprobieren, wird es zunächst darum gehen, bestehende KI-Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Erprobte und bewährte KI-Lösungen werden sich deshalb in 2022 zunehmend durchsetzen. Das gilt vor allem bei der intelligenten und automatisierten Verarbeitung von E-Mails und Dokumenten. Unter den fortgeschrittenen KI-Fähigkeiten ist NLP (Natural Language Processing), ein Verfahren zur Verarbeitung natürlicher Sprachen, für Conversational User Interfaces gefragt sowie KI-Fähigkeiten, die dabei helfen, aus vorhandenen Daten wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.


„Edge 2.0“ macht die IT robuster, agiler und leistungsfähiger

Ravi Mayuram, SVP Engineeren and CTO, Couchbase

Edge 2.0 kann in seiner Bedeutung kaum überschätzt werden. Als wichtiges Element von Composable IT ist die nächste Generation von Edge Computing der IT-Megatrend 2022. Edge 2.0 verändert die Netzwerk- und Cloud-Infrastrukturen grundlegend, macht sie robuster und leistungsfähiger. Die Verfügbarkeit und Skalierbarkeit von Apps wird damit enorm gesteigert und sorgt für neue Anwendungsmöglichkeiten. Fluide Microservices und Container in Multi-Cloud-Szenarien können die IT-Services so näher zu den Anwendern bringen.


Ein neuer Trend: Credential-Stealer-as-a-Service

Shay Nahari, Vice President Red Team, CyberArk

Credential Stealer werden eine reale Sicherheitsgefahr im Jahr 2022 für alle Unternehmen sein. Schon 2021 sind immer mehr Angreifer in Netzwerke eingedrungen, um Anmeldedaten zu stehlen. Künftig wird analog zum dynamisch wachsenden „Betriebsmodell“ Ransomware-as-a-Services auch ein Markt für Credential-Stealer-as-a-Service entstehen. Hacker werden regelmäßig neue Updates in ihre Software einspielen und über mandantenfähige Apps zur Verfügung stellen. In Hackerforen ist bereits eine exponentielle Zunahme solcher Aktivitäten zu beobachten.


Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie:

Forecast 2022: 5G, Datensouveränität und Customer Experience

Forecast 2022: Mehr Intelligenz für das ganze Unternehmen

Forecast 2022: Resilienz, Lieferketten und Managed Platforms

Forecast 2022: Automatisierung, Cyberangriffe und Kryptografie

Ransomware: Moderne Strategien für 2022

„Da Cyberkriminelle immer raffinierter in ihren Methoden werden, müssen Backup und Wiederherstellung dies widerspiegeln“, mahnt Elke Steinegger.

Elke Steinegger, Area Vice President und General Manager Germany bei Commvault erläutert vier Handlungsfelder, in denen sich Backup und Recovery genauso schnell entwickeln muss, wie die Bedrohungslage.

Derzeit stehen nahezu alle Industrien in Deutschland vor großen Herausforderungen im Bereich Datensicherheit, -sicherung und -wiederherstellung. 2022 werden vier große Themenfelder dabei die Diskussion um den Nutzen von Backup & Recovery beherrschen. Die vermutliche wichtigste wird dabei die schnelle Wiederherstellung von Daten nach einer Hackerattacke sein. Aber auch andere Themen werden einen großen Einfluss auf die Entwicklung in diesem Markt haben.

Die IT-Landschaft

Die erste Herausforderung ist die IT-Landschaft selbst. Um sicher zu sein, müssen alle Daten im Unternehmen einheitlich erfasst, gesichert und verwaltet werden – und zwar so einheitlich und übersichtlich wie möglich. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Daten von einer Vielzahl von Plattformen, Betriebssystemen und Geräten stammen. Dies schließt alles innerhalb des Unternehmens ein, beispielsweise Server, Desktops und natürlich alle Formen von mobilen Geräten. Gerade die zunehmende Verbreitung des mobilen Arbeitens auf unterschiedlichen Plattformen sorgt für wachsende Heterogenität.

Angesichts der weiteren und engeren Integration von IT und OT, einschließlich Industrie 4.0, ist eine weitere, völlig neue Form von Daten Teil der Herausforderung: IoT, und damit die Daten von Sensoren und Geräten für intelligente Steuerung, Smart Home, Smart Production und viele andere. Diese Daten zu sammeln, sicher zu speichern und in dringenden Fällen wiederherzustellen, wird die Herausforderungen beim Einsatz von intelligenten und leistungsstarken Backup- und Recovery-Lösungen erhöhen.

Hybride Speicherinfrastrukturen

Sicherlich geht dies mit einer weiteren Herausforderung einher, die auch als eine andere Dimension bezeichnet werden kann: Die Nutzung von Cloud-Diensten und On-Premises-Infrastrukturen in jeder erdenklichen Form. Dazu gehören lokale Daten vor Ort und in der Cloud – Private, Public und natürlich auch hybride Umgebungen, mit und ohne Managed Service Provider. Auch hier wird die Heterogenität – wenngleich in anderer Form als im ersten Aspekt – entsprechend zusätzliche Aufmerksamkeit und angepasste Strategien erfordern.

Die Datenmengen

Als dritte Herausforderung ist hier das Volumen zu nennen. Sowohl heterogene Formen von Betriebssystemen und Geräten als auch die Cloud sind zwei der Faktoren, die das ständig wachsende Datenvolumen vorantreiben. Aber das geht einher mit neuen Formen von Anwendungen wie KI und ML. Vor allem das maschinelle Lernen benötigt eine große Menge an Daten, um trainiert zu werden und richtig zu funktionieren. Ein weiterer Grund für diesen Anstieg ist die digitale Transformation, die weiteres Datenvolumen durch die zunehmende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung oder die bereits erwähnte Industrie 4.0 liefert. Das bedeutet, dass eine Lösung für das Backup & Recovery vom kleinsten Ein-Mann-Betrieb bis hin zum mehr oder weniger unendlichen Datenmengenwachstum global agierender Unternehmen skalieren muss.

Die Cyberabwehr

Die vierte Herausforderung, und das ist vielleicht die wichtigste, mit der wir uns immer wieder auseinandersetzen müssen, ist die digitale Sicherheit – aktuell alles, was mit Ransomware zu tun hat, aber nicht ausschließlich. Hier geht es zum einen um den sicheren Zugriff auf die Backup-Lösung, der es Angreifern sehr schwer macht, die gesicherten Daten zu kompromittieren. Zum anderen natürlich die Möglichkeit, nach einem – aus Sicht der Hacker – erfolgreichen Angriff die Daten auf den betroffenen Systemen sehr schnell und vollständig wiederherzustellen. Da Cyberkriminelle immer raffinierter in ihren Methoden werden, müssen Backup und Wiederherstellung dies widerspiegeln. Daher ist es für die Anbieter eine Notwendigkeit geworden, nicht nur sicherere Lösungen mit einer mehrschichtigen Sicherheitsarchitektur zu entwickeln, sondern auch ihre Beratungsdienste zu bewährten Verfahren und erfolgreichen Strategien zur Bekämpfung von Cyberkriminalität auszubauen.

Eines darf man bei all dem aber nicht vergessen: Den Faktor Mensch! Die Mitarbeitenden müssen integrativer Teil der Sicherheitsstrategien der Unternehmen sein. Die Verantwortlichen sollten über Trainings und Schulungen die Sensibilisierung der Angestellten für und deren Wissen über das Thema Sicherheit permanent und nachhaltig verbessern. Nachdem sich zudem auch die Lieferketten immer mehr im Fokus der digitalen Sicherheit wiederfinden, ist dringend der Austausch, die Kooperation und Abstimmung mit Lieferanten, Kunden und den Partnerunternehmen erforderlich.

Es braucht folglich intelligenten, flexible, enorm skalierbare und optimalerweise auch leicht zu bedienende Lösungen, damit die IT-Teams diese Herausforderungen auch meistern können. Denn nur wenn Technik und Mensch auf diese Herausforderungen vorbereitet sind und sich gegenseitig ergänzen, können die Unternehmen die Sicherheit für ihre IT-Infrastruktur, Anwendungen, Daten und die Mitarbeitenden nachhaltig ausbauen.

Wertschöpfung durch Vernetzung

Wie Ökosysteme die Digitalisierung im Mittelstand voranbringen

Ökosysteme spielen bei komplexen Veränderungsprozessen wie der Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Als Netzwerke aus gewachsenen Unternehmen und aufkeimenden Start-ups sind sie wegbereitend für die digitale Zukunft – insbesondere für den Mittelstand. Dank bewährter Strukturen und Prozesse sowie vorhandener Technologien einerseits und immenser Innovationskraft aufgrund ihrer Flexibilität andererseits erzeugen sie enorme Synergien.

Wie und warum, erklärt Jonas Grundler, Head of IoT & Digital Innovation der Novatec Consulting GmbH, im Interview mit der TREND-REPORT-Redaktion.

Herr Grundler, warum sollten sich mittelständische Produktionsunternehmen der Technologie öffnen?

Der weltweit schier unbegrenzte Zugriff auf Produkte und Dienstleistungen erhöht den Wettbewerbsdruck. Und das spüren Produktionsunternehmen schon ganz deutlich. Hinzu kommen steigende Kundenanforderungen, vor allem in Bezug auf Customizing. Mit diesen Entwicklungen Schritt halten zu wollen und wohl auch zu müssen, zwingt die Firmen regelrecht zur Automatisierung und Arbeitsteilung. Dazu benötigen sie zunehmend digitale Technologien, zum Beispiel eine KI-gestützte Anlagensteuerung sowie Produktions- und Logistiksysteme, die unternehmensübergreifend miteinander vernetzt sind.

Nur so können sie ihre Lieferketten jederzeit agil anpassen, Mitarbeiter ortsunabhängig an gemeinsamen Projekten arbeiten lassen oder Produktionsanlagen virtuell in Betrieb nehmen. Ziel ist dabei immer, entweder den Kundennutzen zu erhöhen, neue Geschäftsfelder zu erschließen oder die Effizienz zu steigern – oder alles zusammen. Ohne die richtige Technologie sind Unternehmen gar nicht in der Lage, digitale Services zu kreieren, und werden mir nichts, dir nichts vom Wettbewerb abgehängt.


„Durch eine enge Kollaboration mit Start-ups innerhalb eines Ökosystems können Mittelständler ihre Innovationsfähigkeit dennoch steigern.“


Zur Person

Jonas Grundler, Head of IoT & Digital Innovation der Novatec Consulting GmbH, ist seit 2011 als Senior Managing Consultant bei Novatec in der Kundenberatung tätig.

Dabei geht es ihm insbesondere darum, die Innovationskraft und Kreativität der Kunden zu stärken – Stichwort Enabling Innovation. Er ist auch für die strategische Weiterentwicklung der Novatec-Dienstleistungen für die Fertigungsbranche zuständig. Seit 2018 leitet er darüber hinaus den Bereich IoT & Digital Innovation und ist damit auch für das unternehmenseigene Business Development verantwortlich.

https://www.novatec-gmbh.de/

Jonas Grundler ist Mitgründer der Start-ups BeGuided UG und Race4Track UG.


Wie steht es aktuell um die Digitalisierung im Mittelstand?

Dass im deutschen Mittelstand erheblicher Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung besteht, hat zuletzt die Pandemie mehr als deutlich gemacht. Man muss aber auch verstehen, dass es für einen deutschen Mittelständler äußerst schwierig ist, die digitale Transformation allein zu realisieren und auch zu finanzieren. Dafür fehlen ihm sowohl die personellen und infrastrukturellen Ressourcen als auch das erforderliche Know-how.

Somit kann der digitale Wandel nur sehr langsam vonstattengehen. Und selbst wenn es sich ein Produktionsunternehmen leisten könnte, intensive Entwicklungsarbeit zu betreiben, sind die technologischen Möglichkeiten kaum zu überblicken: von Cloud und Machine Learning bis hin zu Industrie 4.0. Wie soll ein mittelständisches Unternehmen da sowohl seinen Fertigungsprozess als auch seine Lieferketten optimieren – und zugleich die Erweiterung des eigenen Portfolios in Angriff nehmen? Das ist gar nicht zu schaffen. Nicht ohne die richtigen Impulse und die notwendigen Kapazitäten von extern.

Impulse und Kapazitäten von außen – wo finden Mittelständler diese?

Optimalerweise in einem plattformbasierten IT-Ökosystem. Hier können mittelständische Unternehmen und Start-ups gegenseitig von ihrem Know-how, ihrer Erfahrung und ihren Ideen profitieren – und die eigenen Lücken schließen. Die Stärken des einen beheben die Schwächen des anderen: Der etablierte Mittelständler verfügt beispielsweise über bewährte Prozesse und Strukturen, die optimal auf seine Produktpalette und derzeitigen Zielmärkte ausgerichtet sind.

Eine wichtige Voraussetzung für seinen gegenwärtigen Geschäftserfolg, aber unter Umständen ein Hemmnis für den zukünftigen. Denn um innovativ und wettbewerbsfähig zu sein, müssten Firmen in bestehende Abläufe eingreifen. Ohne Garantie, dass eine Idee auch tatsächlich die Marktreife erlangt und am Markt besteht. Das ist ein Risiko, das die wenigsten mittelständischen Unternehmen tragen können oder wollen. Durch eine enge Kollaboration mit Start-ups innerhalb eines Ökosystems können sie ihre Innovationsfähigkeit dennoch steigern.

Wie muss man sich das vorstellen?

Anders als etablierte Unternehmen können Start-ups mit ihren flachen Hierarchien, agilen Methoden und gelebter Offenheit neue Ideen leichter ausprobieren – ohne dass dies massive Auswirkungen auf ihr Tagesgeschäft hätte. Sie überprüfen leichter und flexibler den Kundennutzen oder die Machbarkeit technischer Lösungen. Sie können neue Geschäftsmodelle direkt am Markt auf deren Erfolgschancen testen. Dies würde weder das laufende Geschäft noch die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Unvoreingenommenheit und Offenheit gegenüber Markt und Möglichkeiten. Dadurch sind Start-ups in der Lage, gänzlich neue Ideen zu entwickeln.

Können Sie hierzu ein Praxisbeispiel schildern?

Ein sehr gutes Beispiel ist der digitale Reiseleiter für die Hosentasche – eine Entwicklung der BeGuided UG. Sie ist eine Ausgründung von Novatec Consulting gemeinsam mit dem Gründer Fabian Schulz. Als Beratungsunternehmen ist Novatec auf IT-Dienstleistungen im Business-to-Business spezialisiert. Der Fokus liegt auf den Bereichen KI und Cloud Computing. BeGuided spricht als Start-up mit seinen smarten Software-Applikationen vor allem Individual-Touristen an.

Verschiedene Zielgruppen, Märkte und Geschäftsmodelle trennen die beiden Unternehmen. Was sie vereint, ist die Technologie. Beide setzen auf ein intelligentes Tracking – sowohl in- als auch outdoor. Dieses kommt von den erfahrenen Software-Ingenieuren des etablierten Unternehmens und zielte eigentlich auf den B2B-Bereich ab. Nie im Leben hätte man daran gedacht, eine Sightseeing-App für Touristen zu entwickeln. Auf die Idee gekommen ist jedoch der Start-up-Gründer Schulz, der sie aber nur dank des Know-hows und der Ressourcen von Novatec so schnell zur Marktreife hat bringen können.

Das heißt, jedem Mittelständler sollte ein Start-up zur Seite gestellt werden?

So einfach ist es nicht, denn der Grundgedanke eines Ökosystems ist ein anderer. Nach naturwissenschaftlicher Definition liegt der funktionale Nutzen eines Ökosystems in der synergetischen Vernetzung der darin enthaltenen Elemente. Dadurch können sich diese und das Ökosystem als Ganzes unbegrenzt und dynamisch weiterentwickeln. So ähnlich funktioniert das auch im unternehmerischen Sinn. Denn es ist nicht nur ein einzelnes Start-up, sondern viele Start-ups, die Impulse geben, Know-how und Ressourcen zur Verfügung stellen. Impulse können aber auch von branchenfremden Unternehmen, wie Business- und IT-Beratern kommen. Deshalb ist es für den Mittelständler empfehlenswert, die Kollaboration auch auf andere Unternehmen, Start-ups oder Berater auszuweiten.

Um ihre Innovationskraft zu stärken, sollten sich Produktionsunternehmen auch regelmäßig in bestehenden Ökosystemen umsehen. Dort finden sie reichlich Inspiration und bei Bedarf den passenden Umsetzungspartner. Dafür ist ein Ökosystem wie geschaffen: Ob Newcomer, etabliertes Unternehmen oder IT-Berater – die jeweiligen Partner in einem Ökosystem kennen ihre Fachbereiche aus dem Effeff, ebenso die Besonderheiten von Branchen und Märkten. In Deutschland hat sich bereits das Ökosystem „Gründermotor Baden-Württemberg“ etabliert. Es verbindet große Mittelständler und Start-ups mit kommunalen Einrichtungen, wissenschaftlichen Institutionen und Initiativen.

 

Checkliste für die Wahl des Ökosystems

  • Kommuniziert der Betreiber eines plattformbasierten IT-Ökosystems aktiv zu Branchenentwicklungen?
  • Verfügt der Betreiber über Praxisreferenzen im Bereich Kollaboration?
  • Passen die im Netzwerk vorhandenen Unternehmen und Start-ups zueinander – nicht, weil sie aus der gleichen Branche stammen, sondern weil Synergien entstehen?
  • Engagiert sich der Plattformbetreiber oder involvierte IT-Dienstleister in der Zusammenarbeit mit Start-ups?

Wie finden Unternehmen das passende Ökosystem?

Bei der Suche nach einem IT-Ökosystem helfen IT-Berater wie wir von Novatec den Unternehmen weiter. Als Teil der Ökosysteme kennen IT-Berater die digitalen Trends und bringen ihr Wissen in die Ökosysteme hinein. Sie sind in der Lage, Start-ups und etablierte Unternehmen zu bewerten und passende Empfehlungen an die Produktionsfirmen zu geben, welche Technologie- und Finanzierungspartner zu ihnen passen.

Wann sollten Mittelständler aktiv nach einem Ökosystem suchen?

Lieber früher als später, denn Herausforderungen für die Produktionsunternehmen nehmen weiter zu: Märkte werden volatiler, Produktzyklen kürzer und der Anspruch an individuelle Produkte höher. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauchen Mittelständler jetzt die passenden Lösungen. Je schneller die Firmen das richtige Ökosystem für sich finden, desto eher profitieren sie von den bestehenden Strukturen, Technologien und Erfahrungen – und die digitale Transformation geht endlich voran.

Jonas Grundler, Head of IoT & Digital Innovation der Novatec Consulting GmbH, ist seit 2011 als Senior Managing Consultant bei Novatec in der Kundenberatung tätig. Dabei geht es ihm insbesondere darum, die Innovationskraft und Kreativität der Kunden zu stärken – Stichwort Enabling Innovation. Zudem ist Grundler auch für die strategische Weiterentwicklung der Novatec-Dienstleistungen für die Fertigungsbranche zuständig.
Seit 2018 leitet er darüber hinaus den Bereich IoT & Digital Innovation und ist damit auch für das unternehmenseigene Business Development verantwortlich.

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Hybride Advisory-Modelle

Wealth Management: Fünf Erfolgsfaktoren, um eine personalisierte Beratung zu skalieren

Eine Umfrage von Avaloq unter vermögenden Privatpersonen in zehn Ländern, darunter Deutschland, die Schweiz und Großbritannien, hat ergeben, dass fast 30% der Vermögensverwaltungskunden einen Wechsel ihres Anlageberaters in Erwägung ziehen. Vermögendere und wohlhabendere Klienten erwarten eine individuelle Betreuung: Für 43% von ihnen wäre es ein Grund für einen Wechsel, wenn der Berater nicht ausreichend auf ihre individuellen und neuen Bedürfnisse eingeht.

Aber auch neue Kundenschichten, die mit dem Trend zur Demokratisierung des Wealth Managements immer stärker in den Blick der Finanzinstitute geraten, wünschen sich eine Personalisierung, eine stets bedarfs- und situationsgerechte Betreuung. Eine Herausforderung für Vermögensberater. Die Antwort darauf liegt in einem hybriden Ansatz mit einer automatisierten, digitalen Unterstützung der menschlichen Beratungstätigkeit. Ohne eine gute technologische Basis – und Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) – ist die erfolgreich personalisierte Betreuung einer wachsenden Zahl von Kunden praktisch unmöglich.

Avaloq skizziert im Folgenden fünf Schritte, mit denen einen personalisierte Beratung skalierbar wird:

1. Copy-und-Paste war gestern: die nüchterne Bestandsaufnahme

Am Anfang eines skalierend personalisierten Beratungsansatzes steht eine strategische Einsicht. Das Finanzinstitut muss erkennen, dass die bisherige, weitgehend manuelle Arbeitsweise des Beraterteams heute an eine klare Grenze stößt. Denn noch sind bei Vermögensberatern viel zu viele Prozesse manuell geprägt. Da werden immer noch Daten aus unterschiedlichsten Systemen und Quellen mühsam von Hand in Tabellenblätter mit manuell erstellten Formeln übertragen, damit ein halbwegs individueller Anlagevorschlag entsteht.

Andere Berater wiederum versuchen, bestimmte Angebotselemente zu standardisieren, um sie für mehrere Kunden verwenden zu können, die sie mehr schlecht als recht manuell segmentiert haben. Die Konsequenz in beiden Fällen: unflexible Investmentvorschläge, die die Berater dennoch viel Aufwand kosten.

2. Wechselgefahr und Digitalisierungsdruck ernst nehmen

Der zweite Aspekt einer erfolgreich skalierenden Personalisierung ist die Bereitschaft zu konsequenten Digitalisierungsschritten und einer neuen Unternehmenskultur, auf Führungsebene und im gesamten Unternehmen. In einer sich immer stärker digitalisierenden Welt sind auch Finanzinstitute gezwungen, ihre Automatisierung voranzutreiben. Dabei ist es meist gar nicht das Ziel der neuen, automatisierten Systeme und Beratungslösungen, die menschlichen Berater zu ersetzen – vielmehr geht es darum, sie in ihrer Arbeit zu entlasten und zu unterstützten. Denn es braucht mehr und bessere Personalisierung. Die grundsätzlich wachsende Gefahr des Dienstleisterwechsels ist real.

Die aktuelle Avaloq-Studie hat die Beziehung und die Wechselwilligkeit von vermögenderen und wohlhabenden Anlegern weltweit untersucht. Zwar sind hohe Kosten und Gebühren wenig überraschend der meistgenannte Grund für einen möglichen Wechsel (58%), gefolgt von schwacher Portfolio-Performance (51%), aber direkt danach wird bereits von 43% der Eindruck genannt, Berater gingen nicht ausreichend auf ihre individuellen und sich wandelnden Bedürfnisse ein. Und 42% sehen einen Wechselgrund, wenn Berater nicht häufig genug mit ihnen kommunizieren. Beide dieser Churn-Gründe sind natürlich Ausdruck unzureichender Personalisierung. Hat ein Finanzinstitut erkannt, dass es der damit einhergehenden Wechselbereitschaft vorbeugen muss, stellt sich die Frage: Wie genau sollte es seine Personalisierung intensivieren bzw. skalieren?


KI liefert die personalisierten bzw. hyperpersonalisierten Inhalte, mit denen ein Berater seinen Klienten optimal adressiert.


3. Eine digitale Beratungslösung

Am leichtesten fällt einem Finanzinstitut die Digitalisierung und Automatisierung der Beratung – d.h.: die Skalierung der Personalisierung –, wenn es eine cloudfähige Beratungsplattform einsetzt. Solch eine zentrale Lösung, die unterschiedlichste Daten auch aus externen Quellen zu handhabbaren Informationen verdichtet, ist ein Tool, das Berater in ihrer alltäglichen Betreuungsarbeit unterstützt.

Im Idealfall ist solch eine Beratungslösung modular erweiterbar und auch vom verwendeten Kernbankensystem unabhängig.

APIs eröffnen zugleich die Flexibilität, um benötigte Lösungen und Microservices von Drittanbietern anzubinden. Auch ein Conversational-Banking-Ansatz lässt sich so realisieren: Berater können über ihre Plattform dann einfach jene Social-Messaging-Apps zum Kundendialog anbieten, die ihre Klienten bevorzugen. Vorausgesetzt, KI unterstützt sie bei diesem schnellen Kundendialog – indem die Technologie stets individuell passende Inhalte, Nachrichten und Antworten liefert.

4. Mit KI zu Skalierung und Hyperpersonalisierung

Die digitale Unterstützung kann zum einen das Personalisieren von Kundendialogen und Investmentvorschlägen optimieren und zum anderen das Skalieren der Personalisierung ermöglichen. Dafür sind KI-Technologien unerlässlich, vom Machine Learning (ML) bis zum Natural Language Processing (NLP). KI liefert die personalisierten bzw. hyperpersonalisierten Inhalte, mit denen ein Berater seinen Klienten optimal adressiert.

Die KI-Komponente kann etwa externe Newsfeeds und Marktnachrichten analysieren und daraus individuell relevante Inhalte generieren – die für den Berater einen willkommenen Anlass liefern, mit seinem Kunden in Dialog zu treten. Maschinelles Lernen hilft nicht nur, Transaktionen vorzuschlagen, sondern auch Basiswerte für ein strukturiertes Produkt auszuwählen. So lassen sich Derivatprodukte kosteneffizient auf die Risikoaffinität, den Anlagehorizont und die Investmentphilosophie jedes Kunden abstimmen. KI unterstützt dabei, Investmentstorys zu identifizieren, und sie schafft die Basis für eine Beratung in Sachen ESG-Anlagen.

5. KI als Embedded Experience per Microservice

Um KI und Datenanalysefähigkeiten in die Beratungsplattform zu integrieren, gibt es prinzipiell zwei Wege. Entweder das Finanzinstitut implementiert eine große Data Analytics Plattform, die zunächst Daten aus mehreren Quellen wie etwa Core Banking, CRM oder Web/Mobile zentralisiert, um sie für verschiedene Analysetools zugänglich zu machen. Solch eine große, aufwendige Lösung verfolgt oft einen Data Self-Service-Ansatz und will anspruchsvolle Reporting-, Business Intelligence- und Analytics-Funktionen unterstützen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, sogenannte Embedded Experiences für die Berater zu schaffen. Dabei arbeitet die KI in Form kleiner, intelligenter Microservices gleichsam im Hintergrund. So kann ein intelligenter Algorithmus beispielsweise öffentlich zugängliche Nachrichten automatisch taggen – und so die individuelle Relevanz für bestimmte Kunden bestimmen. Solch ein KI-basierter Microservice lässt sich oft innerhalb weniger Monate in eine Beratungsplattform integrieren.

Fazit: Hybriden Advisory-Modellen gehört die Zukunft

Die Avaloq-Umfrage zur Beziehung zwischen Anlegern und ihren Beratern bestätigt, dass sowohl Anleger mit einem Berater als auch jene, die selbständig investieren, KI-gestützte Leistungen schätzen. Am meisten Zuspruch erhält dabei die Analyse der Portfolioperformance durch KI.

54% der Anleger mit Berater und 56% der Anleger ohne Berater würden sich hier mit KI-Unterstützung wohlfühlen. 33% respektive 24% würden diese Aufgabe sogar komplett der Maschine überlassen. Es ist absehbar: Berater, die auf KI verzichten, werden Kunden verlieren. Dagegen gehört hybriden, KI-gestützten Advisory-Modellen die Zukunft.

Digitale Beratungsplattformen leisten beides: Sie reduzieren den Beratungsaufwand und steigern zugleich die Beratungsqualität. Mit ihnen wird Personalisierung skalierbar.

Über die Studie

Im Mai 2021 befragte Avaloq 1.430 Anleger mit einem investierbaren Vermögen von mindestens USD 250.000 vom Affluent- bis zum UHNW-Segment. Die untersuchten Märkte sind die Schweiz, Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Hongkong, Singapur, Japan, Australien und Indien. Avaloq analysierte auch aggregierte, anonymisierte Endkundendaten, die von Banken und Vermögensverwaltern gespeichert wurden, die Avaloq-Systeme in der EMEA-Region nutzen. Alle Ergebnisse der Avaloq-Studie „Why would investors switch their financial advisor?“ finden sich auf der interaktiven Website unter https://www.avaloq.com/en/research/why-investors-switch-financial-advisors.

www.avaloq.com

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