Von der Theorie in die Praxis: Die Stunde der Netzwerkautomatisierung

Dirk Schuma ist Sales Manager Europe bei Opengear. Für uns beschreibt er in einem ausführlichen Beitrag, wie sich nicht nur die IT-Technologien weiter entwickeln werden, sondern auch das Netzwerkmanagement gefordert ist. Hier hat sich eine IT der zwei Geschwindigkeiten breit gemacht: auf der einen Seite werden immer mehr Technologien entwickelt, die datenbasiert arbeiten und die hohen Komfort bieten, sodass sie gerne eingesetzt werden. Auf der anderen Seite gehen alle diese Technologien durch den gleichen Flaschenhals: das Netzwerk. Warum das nicht so bleiben kann und wo jetzt aufgeholt werden muss:

Für Dirk Schuma ist Netzwerkautomatisierung eine Basistechnologie für den digitalen Wandel.

Während sich IT-Technologien in der Regel ständig weiter entwickeln, hat sich das Netzwerkmanagement über die Jahrzehnte hinweg nur wenig verändert. Nach wie vor nehmen Unternehmen notwendige Konfigurationen, Aktualisierungen, aber auch das ganz allgemeine Management manuell vor. Dieses händische Verfahren ist nicht nur langsam und ineffizient – ein kurzfristiges Reagieren auf neue Workload-Anforderungen lässt sich nun einmal nicht so nebenbei umsetzen. Zudem ist es fehleranfällig, etwa wenn ein Administrator einen Switch falsch konfiguriert und damit das Netz lahmlegt. Dabei gibt es eine Lösung: Durch die Automatisierung des Managements von Netzwerkressourcen und -services können Netzwerkteams agiler und flexibler neue Geschäftsanforderungen unterstützen beziehungsweise umsetzen. Netzwerkautomatisierung oder NetOps ist längst kein Marketing-Schlagwort mehr, auch wenn viele Unternehmen erst über Umwege – wenn beispielsweise neue Netzwerkkomponenten angeschafft werden – über den Einsatz nachdenken. Gerade in den heutigen komplexen IT-Umgebungen, wo Anwendungen und Systeme an mehreren Standorten gehostet werden, hilft NetOps Unternehmen, ihre Ressourcen zu bündeln und damit Zeit und Geld zu sparen. Aufgaben wie das manuelle Provisioning können mit der entsprechenden Lösung automatisiert und fehleranfällige Prozesse, die normalerweise die Skalierbarkeit und Stabilität des Netzwerks einschränken, abgelöst werden. Der notorisch unter Personalmangel leidenden IT-Abteilung bleibt somit mehr Zeit, um sich um wichtigere Dingen wie der strategischen Weiterentwicklung zu kümmern.

So verwundert es nicht, dass die Investments in NetOps zunehmen, wie unsere letzte Studie zu dem Thema zeigt. 87 Prozent der befragten Netzwerkmanager, -architekten und -Engineers aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA haben Gelder für die Netzwerkautomatisierung bereitgestellt; fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer hat das Investitionsvolumen sogar um mindestens 50 Prozent erhöht. Als treibende Kraft für NetOps wurde die Digitale Transformation identifiziert, gefolgt von Faktoren wie eine bessere Performance, Geschäftskontinuität und Kosteneinsparungen. Die Pandemie hat eindeutig den Markt beflügelt, da Netzwerkingenieure keine Standorte besuchen konnten und ganze Teams im Homeoffice arbeiten mussten. Hinzu kommt, dass moderne Konsolenserver, die mit x86-Prozessoren ausgestattet sind, die gängigen NetOps-Tools wie Docker-Container oder Python-Skripte nutzen und damit ein smartes OOB (Out-of-Band)-Management und Netzwerkautomatisierung in einer Hardware vereinen. Durch ein Upgrade beziehungsweise die Erweiterung der bestehenden Landschaft können Netzwerkingenieure diese Funktionalitäten mit modernen Automatisierungsroutinen für jeden einzelnen Standort bis an den Rand des Netzwerks ausdehnen. Die Appliance ermöglicht einen sicheren Zugriff auf Remote-IP-Devices, auch wenn das Netzwerk ausfällt, und automatisiert Prozesse wie das Bereitstellen und Konfigurieren von Netzwerkkomponenten. Gleichzeitig stellt sie die notwendigen Layer für die Programmierung und Automatisierung des Netzwerkmanagements bereit. Das heißt, lediglich für den physikalischen Einbau eines Geräts und dessen Verkabelung muss noch jemand vor Ort sein. Alle weiteren Tätigkeiten – von der Konfiguration über das Deployment bis zur Fehlerbehebung und dem Neustart nach einem Ausfall – erfolgen remote.

Netzwerkautomatisierung oder NetOps ist längst kein Marketing-Schlagwort mehr

Dirk Schuma

Diese Vorteile müssen sich Unternehmen gerade im Fertigungsbereich beziehungsweise bei Edge Computing ganz allgemein zunutze machen. Eine sensorgesteuerte Überwachung des Produktionsprozesses, an den tatsächlichen Verschleiß angepasste Wartungszyklen und präzise aufeinander abgestimmte Prozesse lassen sich nur umsetzen, wenn das Netzwerk reibungslos funktioniert. Es ist heute das Rückgrat für den Einsatz von IoT im industriellen Umfeld: Kommt es hier zu Störungen, sind die Kosten für einen Produktionsausfall beträchtlich. Allerdings ist die Netzwerkarchitektur in vielen Betrieben nicht auf den massenhaften Einsatz vernetzter Geräte vorbereitet – gerade im Produktionsumfeld wurden sie meist isoliert geplant. In der Folge sind heterogen aufgebaute Architekturen entstanden, deren Erweiterung, Absicherung und Verwaltung zu einer komplexen Aufgabe geworden ist. Ein über Edge-Standorte verteiltes Netzwerk hat zudem von Natur aus mehr Schwachstellen und ist damit anfälliger für Cyber-Angriffe und Störungen des Betriebs. Mit der zunehmenden Durchdringung des schnellen Mobilfunkstandards 5G und der Einrichtung von Campusnetzen rückt deshalb Netzwerk-Resilienz immer stärker in den Mittelpunkt. Die Implementierung einer Lösung zur Netzwerkautomatisierung unterstützt nicht nur das Monitoring und hilft den Verantwortlichen, trotz komplexer werdender Infrastrukturen den Überblick zu behalten. Sie ist darüber hinaus in der Lage, Störungen automatisiert zu beheben oder zumindest entsprechende Schritte einzuleiten.

Fakt ist: Moderne Netzwerke erfordern neue Denkweisen und Lösungsansätze, um der Komplexität der Infrastrukturen Rechnung zu tragen. Automatisierung ist hier ein ganz wesentlicher Faktor.

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