Echtes SSO ist nur am Desktop umsetzbar

Single Sign-on bedeutet eine einmalige Authentifizierung für den Zugriff auf alle Ressourcen. Ein hehres Ziel, gerade in Zeiten von Remote-Arbeit und zunehmender Adaption von Cloud-Anwendungen. Häufig muss sich der User zunächst an seinem Rechner und dann noch einmal an einem VPN authentifizieren, bevor er sich an einer SSO-Plattform anmelden und damit dann ungestört auf seine Ressourcen zugreifen kann. Da wird aus dem Single Sign-on oftmals eher ein Dual oder sogar Triple Sign-on. Eine echte, gleichermaßen sichere wie bequeme Einmalanmeldung ist aber durchaus umsetzbar, und zwar mit einer passwortlosen Desktop-MFA-Lösung. Jochen Koehler erklärt seine Vorgehensweise.

Der Autor Jochen Koehler leitet die Region Zentraleuropa bei HYPR in Heilbronn. (Quelle: HYPR)

SSO (Single Sign-on) ist eine Technik, die zur Authentifizierung bei einer Vielzahl von Systemen, Anwendungen und Services mit denselben User-Credentials verwendet wird. Anstatt für jeden Service ein eigenes System zu nutzen, wird eine einzige Authentifizierungsinfrastruktur eingesetzt. SSO-Implementierungen basieren auf offenen Standards wie Kerberos oder SAML (Security Affirmation Markup Language). Zu den führenden SSO-Lösungen gehören etwa Produkte von Okta, Forgerock oder Ping Identity, aber auch die Microsoft Federation Services im Active Directory (ADFS) und seinem Cloud-Pendant Azure AD.

SSO hat gerade durch die Nutzung von Cloud-Anwendungen an Attraktivität gewonnen. Wurde früher die einmalige Anmeldung an Windows für den Zugriff auf die Microsoft- und Microsoft-nahe Welt als sicher betrachtet, hat der verstärkte Zugriff auf externe Domain-fremde Ressourcen oder auch die Nutzung unsicherer Systeme in VPN-Umgebungen die Gefahrenlage für ein Unternehmen deutlich verändert. Dazu kommt die nicht abreißende Bedrohung durch Phishing, die den Anwender prinzipiell immer angreifbar durch Credential-Stuffing- oder Password-Spraying-Attacken macht, solange die Anmeldung am Desktop mit Benutzername und Passwort erfolgt, wie es in der überwiegenden Zahl der Unternehmen immer noch der Fall ist.

Zur Erhöhung der Sicherheit kommen hier Sekundärauthentifizierungsschritte in Verbindung mit den SSO- und IdP (Identity Provider)-Lösungen als zusätzlicher Schutzschild ins Spiel. Aber von Single Sign-on kann man dabei kaum sprechen, schließlich hat die primäre Anmeldung am Windows immer noch zu erfolgen. Das heißt, im Prinzip erfolgt mindestens ein Dual Sign-on. In anderen Worten: Nach der ersten Anmeldung am Rechner muss der Anwender eine zweite Anmeldung an der SSO-Lösung durchlaufen, unter Umständen sind beim Applikationszugriff sogar weitere Authentifizierungsschritte erforderlich, Stichwort Step-up-Authentifizierung. Dies ist vor allem deshalb zum Standard in vielen Unternehmen geworden, da der Primärauthentifikation am Desktop nicht vertraut werden kann.

Allerdings kann ein Unternehmen auch eine zentrale Authentisierungsinstanz implementieren und damit ein echtes, sicheres und komfortables SSO etablieren, und zwar mit einer passwortlosen, Desktop-basierten MFA-Lösung. Mit einem Smartphone oder mit einem Security-Key kann eine sicherere Multi-Faktor-Authentifizierung bereits bei der Primärauthentifizierung umgesetzt werden, eine sekundäre Authentifizierung ist für den Anwender damit nicht mehr erforderlich. Eine solche Lösung basiert auf einem Public-Key-Verschlüsselungsverfahren, das Passwörter durch sichere kryptografische, asymmetrische Schlüsselpaare ersetzt. Dabei werden die privaten Schlüssel auf dem mobilen Gerät beziehungsweise Security-Key des jeweiligen Benutzers sicher gespeichert und die öffentlichen Schlüssel auf einem passwortlosen Authentifizierungsserver abgelegt. Für die Mitarbeiter startet so die passwortlose, starke Authentifizierung in Sekunden gleich beim PC-Login. Damit ist auch ein Schutz vor potenziellen Angriffen zum frühestmöglichen Zeitpunkt gewährleistet.

Allerdings macht ein solches Lösungsszenario SSO-Lösungen keinesfalls überflüssig, schließlich übernehmen sie das Berechtigungsmanagement, also die Autorisierung. Einem User, der bereits eindeutig als vertrauenswürdig identifiziert ist, erlaubt die SSO-Lösung den Zugriff auf diejenigen Systeme, für die er autorisiert ist. Und wenn dieser Anwender einmal von einem nicht vertrauenswürdigen Gerät auf kritische Anwendungen Zugriff erlangen möchte, kommt nach wie vor eine Step-up-Authentifizierung in Frage, getriggert durch das Berechtigungsmanagement im SSO-System.

Für den Anwender ist eine sichere Primärauthentifizierung von erheblichem Vorteil, da er keine weiteren Authentifizierungsschritte durchlaufen muss. Und auch ein Unternehmen profitiert: Eine gänzlich passwortlose MFA bei der PC-Anmeldung des Users bietet eine höchstmögliche Sicherheit, denn damit wird das Passwort als eines der größten Sicherheitsrisiken überhaupt beseitigt.

Über den Autor

Jochen Koehler verantwortet seit 2021 die Region Zentraleuropa bei HYPR, dem führenden Anbieter passwortloser Multi-Faktor-Authentifizierungslösungen. Zu seinen Aufgaben gehört die Steigerung der Marktpräsenz, insbesondere der Auf- und Ausbau des DACH-Geschäfts. Mit der patentierten, auf dem Smartphone initiierten True-Passwordless-MFA-Lösung vereinfacht HYPR den Anmeldeprozess und verhindert dabei Angriffe, die auf schwache und gestohlene Passwörter zurückzuführen sind. Die HYPR-Lösung schützt Identitäten und bietet gleichzeitig einen hohen Benutzerkomfort.


Creative Commons Lizenz CC BY-ND 4.0

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Agilität und Werkvertrag passen nicht zusammen

Klassische Werkverträge und agile Entwicklung sind ein Widerspruch in sich. Auftraggeber sollten mit ihren Dienstleistern deshalb agile Festpreise für Softwareprojekte vereinbaren – auch, wenn sie einen grundlegenden Paradigmenwechsel bedeuten. Ein Gastbeitrag von Nadine Riederer*.

Bei der Entwicklung einer Software mit agilen Verfahren gibt es im Gegensatz zur herkömmlichen Wasserfallmethode keine ausführliche Spezifikation der Software. Am Anfang des Projekts steht noch nicht eindeutig fest, welche Funktionen die Software am Ende genau haben wird. Stattdessen passen die Verantwortlichen die Gestaltung der Software flexibel an neue Erkenntnisse, Prioritäten oder Anforderungen an, die sich im Laufe des Projekts herauskristallisieren. Auf diese Weise sorgen agile Verfahren für schnellere und effizientere Prozesse, die im Ergebnis eine nutzerorientiertere Software produzieren.

Klassische Werkverträge zwischen Unternehmen und IT-Dienstleistern sind bei agilen Entwicklungsprojekten deswegen äußerst problematisch. Solche Verträge definieren nämlich genau, was für den vereinbarten Preis geliefert werden muss – dieses „was“ lässt sich aber bei agilen Softwareprojekten im Vorfeld gar nicht exakt definieren. Deshalb sind agile Entwicklung und Werkverträge ein Widerspruch in sich. Pochen Auftraggeber dennoch darauf, müssen sie ihre Zielvorstellungen genau festlegen, und bekommen auch nur das, was sie bestellt haben. Damit rauben sie den agilen Verfahren ihre Flexibilität – und damit eine ihrer größten Stärken.

Auf detaillierte Ausführungen verzichten

Die Autorin Nadine Riederer ist CEO bei Avision, einem auf Software Revival spezialisierten IT-Dienstleister in Oberhaching bei München (Quelle: Avision)

Ein deutlich besserer Ansatz sind agile Festpreis-Modelle. Dabei einigen sich die Vertragspartner zum Projektstart auf eine eher grobe Beschreibung des angestrebten Ziels und verzichten auf detaillierte Ausführungen. Zudem schätzen sie gemeinsam Geschäftswert, Risiken, Aufwände und Kosten des Projekts ein. In einer anschließenden Testphase stellen Auftraggeber und Auftragnehmer dann ihre Zusammenarbeit auf die Probe. Der Dienstleister beginnt mit ersten Sprints die Entwicklung der Software und erstellt dabei ein Produkt, mit dem der Auftraggeber bereits arbeiten kann.

Basierend auf den Erfahrungen der Testphase entscheiden die Projektpartner dann, ob sie das Projekt gemeinsam fortsetzen möchten, feilen noch einmal an ihren Einschätzungen und fixieren schließlich den Festpreisrahmen. Innerhalb dieses Rahmens besteht dann die Möglichkeit, die Entwicklung dynamisch anzupassen. Taucht beispielsweise eine neue wichtige Anforderung auf, wird sie umgesetzt und dafür eine weniger wichtige Anforderung mit gleichem Umfang gestrichen. So ein flexibles Vorgehen wäre in festen Werkverträgen konzeptbedingt von vornherein ausgeschlossen.

Auch was den Umfang der Projekte angeht, bieten agile Festpreis-Modelle deutlich mehr Flexibilität. So kann es durchaus vorkommen, dass das angestrebte Ziel nach weniger Entwicklungssprints als ursprünglich angenommen erreicht wird. In diesem Fall kann der Auftraggeber das Projekt beenden. Je nach Vertragsgestaltung bezahlt er dann entweder nur die tatsächlich geleistete Arbeit oder „entschädigt“ den Auftragnehmer durch eine geringere Kompensationszahlung oder die Verrechnung mit einem Nachfolgeauftrag. Der umgekehrte Fall ist ebenfalls denkbar: Das gewünschte Ziel wird mit der zunächst vereinbarten Anzahl an Entwicklungssprints nicht erreicht. Dieser Fall lässt sich mit agilen Festpreis-Modellen abfedern, indem die Projektpartner Kostenteilungssätze für die zusätzlichen Sprints vereinbaren.

Auftraggeber stärker in Projekte eingebunden

Für die Auftraggeber bedeuten agile Festpreise einen Paradigmenwechsel. Die Vorstellung, einen fixen Preis zu vereinbaren und dabei nicht genau zu wissen, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt, ist für viele Unternehmen Neuland. Zudem sind die Auftraggeber viel stärker in die Projekte eingebunden und müssen mit dem Dienstleister eng zusammenarbeiten, um zu Beginn gemeinsam das festgelegte Wunschergebnis zu erarbeiten. Auch diese Vorgehensweise ist für viele Unternehmen eher ungewohnt.

Außerdem müssen sie sich bewusst machen, dass das anfangs gesteckte Ziel nicht immer realisierbar ist. Es kann vorkommen, dass am Ende des Projekts nicht die Lösung auf dem Tisch liegt, die sich die Beteiligten anfangs vorgestellt haben. Ein solches Ergebnis muss aber nicht zwangsläufig nachteilig sein. Es kommt nicht selten, vor, dass die Auftraggeber dabei sogar positiv überrascht werden. Im agilen Umfeld ist deshalb ein besonders großes Vertrauen zu externen Mitarbeitern nötig – so schwierig das auch erscheinen mag.

Die Vorteile von agilen Festpreisen überwiegen jedenfalls deutlich. Die wichtigste Herausforderung dabei ist, die Sichtweisen von Auftraggeber und -nehmer unter einen Hut zu bekommen. Die Dienstleister sehen dabei oft vor allem die Leistung im Vordergrund, während für das beschäftigende Unternehmen das Ergebnis zählt. Mit agilen Festpreisen und großem gegenseitigen Vertrauen können sie aber eine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit legen.

*Nadine Riederer ist CEO bei Avision, einem auf Software Revival spezialisierten IT-Dienstleister

Bildquelle / Lizenz Aufmacher: bertholdbrodersen – Pixabay ).


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Linux-Betriebssystemen gehört im Auto die Zukunft

Von Harald Ruckriegel*

Harald Ruckriegel sieht die Zukunft der Informationsverarbeitung im Auto in der Zentralisierung – also bei „Servern“ im Auto. Für diese Systeme bietet sich Linux an.

Moderne Autos sind hochkomplexe und vielseitige IT-Systeme. Mit ihren Sensoren erfassen sie jede Sekunde unzählige Daten und werten sie direkt an Bord aus. Sei es, um den Fahrer und seine Begleiter mit immer besseren Fahrassistenzsystemen möglichst komfortabel ans Ziel zu bringen oder um alle Komponenten und Betriebsstoffe kontinuierlich zu überwachen und frühzeitig auf notwendige Inspektionen oder Reparaturen hinzuweisen. Dazu kommen fortschrittliche Infotainmentsysteme, die umfangreiche Navigationsdienste und Unterhaltungsangebote bereithalten und eine Verbindung zum Smartphone herstellen. Selbst die individuelle Anpassung der Musiklautstärke oder Temperatur für die einzelnen Fahrgäste ist längst möglich. Dazu stehen neue Services wie In-Car-Payment – bei dem sich Tankvorgänge sowie Park- und Mautgebühren direkt via Auto bezahlen lassen – mehr oder weniger in den Startlöchern.

Hinter den meisten Features und Funktionen stecken eigene elektronische Steuermodule, die sogenannten Electronic Control Units (ECU). Sie werden jeweils für eine ganz bestimmte Aufgabe entwickelt, etwa die Steuerung des Antiblockiersystems (ABS) beim Bremsen, das Auslösen des Airbags bei einem Aufprall oder generell die Überwachung, Regelung und Steuerung des Motors. Auch die Einstellung und Speicherung der Sitzposition übernimmt solch ein kleiner Computer – kein Wunder, dass heute in einigen Fahrzeugmodellen 150 oder mehr ECUs verbaut sind. In der Vergangenheit war das durchaus gewollt, da die eigenständigen, proprietären und hochspezialisierten Komponenten wenig Raum für Fehler lassen und damit eine hohe funktionale Sicherheit bieten. Schließlich können technische Defekte bei einem Auto weitreichende Folgen haben und die Gesundheit oder sogar das Leben von Menschen gefährden.

Inzwischen ist dieser kleinteilige Ansatz allerdings nicht mehr zeitgemäß. Die großen Datenmengen in modernen Autos machen höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten notwendig, insbesondere bei der Echtzeit-Auswertung der Sensordaten. Zudem steigen die Anforderungen an die Konnektivität der einzelnen Komponenten: Sie müssen sich nicht nur zunehmend untereinander austauschen, sondern stehen überdies mit zentralen Service-Plattformen in Verbindung, die beispielsweise Wartungsdaten verwalten oder Updates liefern. Eine Konsolidierung der vielen ECUs zu leistungsstärkeren Systemen, die mehrere Aufgaben erfüllen, ist daher durchaus sinnvoll – nicht zuletzt auch deshalb, weil Computerchips seit Monaten rar und auf neueren Architekturen basierende Chips besser verfügbar sind als die älteren, in den meisten ECUs verbauten.

Als Plattform für diese neuen Systeme, die so etwas wie die Server des rollenden Rechenzentrums sind, als das man ein modernes Auto betrachten kann, bietet sich Linux geradezu an. Das Betriebssystem ist sicher und stabil und eine ideale Basis für innovative quelloffene und proprietäre Anwendungen und Services von Automobilherstellern und Drittanbietern. Zudem unterstützt Linux etwa Virtualisierungs- und Container-Technologien, Middleware-Integrationen und DevOps-Prozesse, sodass sich Hardware-Ressourcen flexiblen nutzen und Anwendungen effizient pflegen und weiterentwickeln lassen.

Natürlich muss dieses Linux speziell für den Einsatz in Autos ausgelegt sein und Workload-Orchestrierung, sichere Prozessisolierung, regelmäßige Aktualisierungen sowie eine Zertifizierung für funktionale Sicherheit bieten. Red Hat arbeitet an einem solchen Linux, das auf bewährte Komponenten von Red Hat Enterprise Linux setzt und nach ISO 26262 zertifiziert werden soll. Diese ISO-Norm definiert Modelle und Methoden für die Entwicklung und Produktion funktional sicherer elektrischer und elektronischer Komponenten in Fahrzeugen. Darüber hinaus engagiert sich Red Hat für eine Aktualisierung der Norm, die unter der Bezeichnung ISO PAS 8926 läuft und ein Framework für die Qualifizierung und Zertifizierung bestehender Software-Lösungen für sicherheitsrelevante Anwendungen im Fahrzeugbereich zum Ziel hat.

Mit ELISA (Enabling Linux in Safety Applications) existiert überdies ein wichtiges Projekt innerhalb der Linux Foundation, in dem Hersteller wie Red Hat an Tools und Prozessen für die Entwicklung und Zertifizierung sicherheitskritischer Anwendungen und Systeme auf Linux-Basis arbeiten, unter anderem in medizinischen Geräten und im Automobilbereich. Und schließlich ist Red Hat durch die Entwicklung seines In-Vehicle OS für den Automotive-Bereich auch mit einer eigenen Open-Source-basierten Partner-Community in der Automotive Special Interest Group (SIG) von CentOS aktiv.: Die hat im März mit der Automotive Stream Distribution (AutoSD) eine binäre Distribution vorgestellt, die als Preview auf das kommende Fahrzeugbetriebssystem von Red Hat dient.

All diese Aktivitäten zeigen, dass Linux auf dem Sprung ist, im Auto auch Anwendungsbereiche mit Anforderungen an funktionale Sicherheit zu erobern. Die Chancen stehen gut, dass es sich dort etabliert und neue Standards setzen wird – schließlich konnten Lösungen wie Red Hat Enterprise Linux ihre Eignung für kritische Applikationen und Workloads bereits vielfach unter Beweis stellen, von der Healthcare-Branche über die Finanzindustrie bis zum TK-Bereich.

* Harald Ruckriegel ist Global Automotive Industry Lead and Chief Technologist bei Red Hat

Der Status des Customer Engagements in EMEA

EMEA Kund:innen seit Pandemie weniger skeptisch als zuvor

Braze, Anbieter einer umfassenden Customer Engagement Plattform, die von über 1.200 Marken in mehr als 64 Ländern genutzt wird, hat seinen zweiten jährlichen Customer Engagement Review (CER) veröffentlicht. Die Kombination von Daten aus der Braze-Plattform mit den Ergebnissen einer globalen Umfrage unter mehr als 1.500 Marketingentscheidern in 14 globalen Märkten liefert Makrotrends im Bereich Customer Engagement, die sich im Jahr 2021 herauskristallisiert haben. Der CER zeigt zudem, wie sich Customer Engagement im vergangenen Jahr entwickelt hat und welche Verbesserungs- und Wachstumschancen für 2022 bestehen.

Eines der zentralen Ergebnisse für die EMEA-Region: Im Zuge der Pandemie hat die Bereitschaft der Verbraucher:innen, online mit Marken zu interagieren, messbar zugenommen. Mittlerweile kaufen 35 % der deutschen Smartphone-Nutzer wöchentlich über das Handy ein. Doch die deutschen Unternehmen, die für den CER befragt wurden, haben noch immer im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn das geringste Vertrauen in ihre Customer Engagement Maßnahmen. Nur 39% bewerteten ihr Customer Engagement als „ausgezeichnet“. Sie belegen somit den letzten Platz hinter befragten Unternehmen in Frankreich (51%), Großbritannien (46%), Spanien (63%) und Schweden (52%).

Im internationalen bleibt EMEA insgesamt deutlich hinter APAC und den US zurück. „Zu den Top-Investitionsbereichen für deutsche Unternehmen für die kommenden 12 Monate gehören Kundendatenplattformen – 45 % der deutschen Unternehmen gaben an, dass sie ihre Investitionen in den nächsten 12 Monaten erhöhen werden. Mobile Optimierung und Apps spielen hierbei eine besonders wichtige Rolle.“, betont Marc Suchland, Area Vice President CEE. Die wachsende Sorge um den Schutz der Privatsphäre und der Daten ist ein Grund dafür, dass die Region bei der digitalen Nutzung den anderen Teilen der Welt etwas hinterherhinkt: 73 % der Verbraucher:innen im EMEA-Raum geben an, Dienste mit starkem Datenschutz zu bevorzugen.

Dazu gehören z.B. verschlüsselte E-Mails und Suchmaschinen, die die Privatsphäre schützen. Der Customer Engagement Review macht deutlich: Unternehmen, die der DSGVO unterliegen, müssen diese Bedenken für ihre Digitalstrategien im Auge behalten. Denn Vertrauen ist insbesondere in den EMEA-Ländern eine unabdingbare Grundlage von Online-Engagement und Umsatz. Beinahe ein Drittel (30 %) der deutschen Unternehmen will sich außerdem in den nächsten 12 Monaten weniger auf Cookies von Drittanbietern verlassen. Damit liegt Deutschland an der Spitze in EMEA und nur knapp hinter den USA.

Im Zuge der Pandemie hat die Bereitschaft der Verbraucher:innen, online mit Marken zu interagieren, messbar zugenommen.

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Wie es richtig geht, zeigt das Beispiel von FREE NOW in Deutschland. Durch die erfolgreiche Cross-Channel-Strategie mittels E-Mail, SMS- und In-App-Nachrichten treibt FREE NOW die Kundenbindung nach vorn.

FREE NOW betreibt eine Multi Mobilitätsplattform in Europa mit dem größten Angebot an Fahrzeugen und ist in mehr als 150 europäischen Städten aktiv. Um sich im umkämpften Markt noch deutlicher abzuheben, entschied sich das Unternehmen, seine Customer-Engagement-Strategie weiterzuentwickeln: Aus einzelnen Kampagnen sollten mehrstufige, kanalübergreifende Customer-Journeys konzipiert werden, die Fahrer:innen und Fahrgäste gleichermaßen einbinden.

In der Kommunikation mit den Fahrer:innen setzte FREE NOW auf ein In-App-Message-Feature: Das Braze Simple Survey sammelt per Umfrage First-Party-Daten, die ein personalisiertes Fahrerlebnis ermöglichen. Die Aktivierungsrate unter den Fahrer:innen um 47 %, die FREE NOW Fahrgäste starteten 33 % mehr Sessions.

Customer Engagement Index

Teil des CER ist außerdem der von Braze entwickelte Customer Engagement Index. Anhand von 12 Schlüsselfaktoren in den Bereichen Technologie und Organisation können Marken den Reifegrad ihrer Kundenbindungsstrategien messen und Verbesserungspotentiale ermitteln. Der Index definiert drei Reifegrade — Activate, Accelerate, und Ace.

Der Großteil (55 %) der in der EMEA-Region befragten Marken lässt sich dem CER zufolge in die Kategorie Accelerate einstufen: Sie arbeiten zwar abteilungsübergreifend, haben eine ausgeprägte Experimentierkultur und verfügen über solide Messgrößen, allerdings verfolgen sie dabei keinen plattform- und kanalübergreifenden Ansatz. Dies deutet darauf hin, dass die Potenziale des Customer Engagements in der Region noch lange nicht ausgeschöpft sind.

Dem Index zufolge können Marken in der Kategorie „Accelerate“ ihre Monetarisierungs-Bemühungen durch einen Multi-Channel-Ansatz erheblich steigern. So kann beispielsweise die Ansprache von Kunden über zwei oder mehr Kanäle zu einem Anstieg der Bestellungen um 92 % führen, verglichen mit der Konzentration auf nur einen Kanal.

Customer Engagement Review 2022

Den vollständigen Customer Engagement Review 2022 zum Download finden Sie hier.

Open Source Security and Risk Analysis 2022

Synopsys-Studie ermittelt zentrale Herausforderungen beim Management von Open-Source-Risiken innerhalb von Software-Lieferketten

Die Analyse von über 2.400 kommerziellen und proprietären Codebasen zeigt einen Rückgang bei Lizenzrisiken und Open-Source-Schwachstellen. Dennoch sind 88 % der Unternehmen immer noch nicht in der Lage, Open Source auf dem aktuellen Stand zu halten.

Synopsys Inc. (Nasdaq: SNPS) veröffentlichte seinen Open Source Security and Risk Analysis (OSSRA) 2022 Bericht. Dieser wurde vom Synopsys Cybersecurity Research Center (CyRC) erstellt und untersucht die Ergebnisse aus mehr als 2.400 Audits kommerzieller und proprietärer Codebasen. Das Black Duck® Audit Services Team führte die Audits im Rahmen von Fusionen und Übernahme-Transaktionen durch. Der Bericht hebt Trends bei der Nutzung von Open Source in kommerziellen und proprietären Anwendungen hervor. Gleichzeitig liefert er Einblicke, um das verzahnte Software-Ökosystem besser zu verstehen. Der Bericht erörtert detailliert die allgegenwärtigen Risiken, die von unzureichend verwalteten Open-Source-Komponenten ausgehen. Einschließlich von Sicherheitslücken, veralteten oder verwaisten Komponenten und Problemen bei der Einhaltung von Lizenzbestimmungen.

Der OSSRA-Bericht für 2022 bestätigt die Tatsache, dass Open Source nahezu überall und in jeder Branche eingesetzt wird und die Grundlage für jede heutzutage entwickelte Anwendung bildet.

  • Veraltete Open Source Software ist nach wie vor die Norm – einschließlich anfälliger Log4j-Versionen. Betrachtet man das Ganze aus der Perspektive betrieblicher Risiken und der notwendigen Wartung, enthalten 85 % der 2.097 Codebasen Open-Source-Komponenten, die seit mehr als vier Jahren veraltet sind.
    88 % der verwendeten Komponenten entsprechen nicht der neuesten verfügbaren Version. 5 % enthalten eine anfällige Version von Log4j.
  • Die analysierten Codebasen zeigen, dass Open-Source-Schwachstellen insgesamt abnehmen. 2.097 der untersuchten Codebasen enthielten Sicherheits- und Betriebsrisikobewertungen. Deutlich zurückgegangen ist demgegenüber die Zahl der Codebasen mit hochriskanten Open-Source-Schwachstellen. 49 % der in diesem Jahr überprüften Codebasen enthalten mindestens eine hochriskante Schwachstelle, verglichen mit 60 % im Vorjahr. Darüber hinaus weisen 81 % der überprüften Codebasen mindestens eine bekannte Open-Source-Schwachstelle auf. Das entspricht einem minimalen Rückgang von 3 % gegenüber den Resultaten des OSSRA-Berichts von 2021.
  • Auch Lizenzkonflikte sind insgesamt rückläufig. Mehr als die Hälfte, 53 %, der Codebasen weisen Lizenzkonflikte auf. Das ist ein deutlicher Rückgang, verglichen mit 65 % im Jahr 2020. Spezifische Lizenzkonflikte sind zwischen 2020 und 2021 durchweg rückläufig.
  • 20 % der untersuchten Codebasen enthalten Open-Source-Komponenten ohne oder mit einer angepassten Lizenz. Lizenzen regeln die mit der Nutzung einer Software verbundenen Rechte. Verwendet man Software ohne Lizenz, wirft das die kritische Frage auf, ob mit der Nutzung ein juristisches Risiko verbunden ist. Darüber hinaus führen angepasste Open-Source-Lizenzen bisweilen zu unerwünschten Anforderungen an den Lizenznehmer. Häufig benötigt man eine juristische Einschätzung hinsichtlich möglicher IP-Probleme oder anderer Auswirkungen.

„Die Nutzer von SCA-Software haben sich darauf konzentriert, die mit Open Source verbundenen Lizenzprobleme in den Griff zu bekommen und hochriskante Schwachstellen zu beheben“, erläutert Tim Mackey, Principal Security Strategist am Synopsys Cybersecurity Research Center. „Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, dass über die Hälfte der von uns geprüften Codebasen immer noch Lizenzkonflikte aufweisen und annähernd die Hälfte hochriskante Schwachstellen. Noch beunruhigender ist, dass 88 % der Codebasen [mit Risikobewertung] veraltete Versionen von Open-Source-Komponenten enthalten. Und zwar obwohl ein Update oder Patch bereits verfügbar, aber nicht eingespielt worden ist.“

Tim Mackey weiter: „Es gibt durchaus berechtigte Gründe, warum man Software nicht komplett auf dem neuesten Stand hält. Aber wenn Firmen auf eine präzise und aktuelle Inventarisierung der im Code verwendeten Open-Source-Software verzichten, können veraltete Komponenten in Vergessenheit geraten. Das kann über die Zeit dazu führen, dass sie für eine hochriskante Sicherheitslücke anfällig werden. Und dann gilt es unter Hochdruck herauszufinden, wo die besagte Komponente verwendet wird, um sie aktualisieren zu können. Genau das ist bei Log4j passiert. Deshalb sind Software-Lieferketten und eine Software Bill of Materials (SBOM) zu zentralen Themen geworden.“

OSSRA-Bericht für 2022

Mehr zu den mit Open Source Software verbundenen Risiken und wie Sie diesen begegnen,
finden Sie im OSSRA-Bericht für 2022

Handlungsbedarf für Cybersicherheit steigt

Investitionen in die Cybersicherheit halten nicht Schritt mit den steigenden Risiken

73 % der befragten IT-Entscheider in Deutschland sind der Meinung, dass das Thema Cybersicherheit im letzten Jahr bei digitalen Geschäftsinitiativen in den Hintergrund getreten ist. So lautet ein zentrales Ergebnis einer neuen Untersuchung von CyberArk.

Die neue globale Studie „Identity Security Threat Landscape“ des Sicherheitsexperten CyberArk zeigt, dass in Unternehmen eine immer höhere Anzahl an menschlichen und maschinellen Identitäten vorhanden ist. Sie bewegt sich vielfach in einer Größenordnung, die in die Hunderttausende geht. Dadurch bestehen für Unternehmen zwangsläufig größere Cybersicherheitsrisiken.

Jede umfassende IT- oder digitale Initiative führt zu einer höheren Anzahl an Interaktionen zwischen Menschen, Applikationen und Prozessen – und damit auch zu mehr digitalen Identitäten. Wenn sie nicht adäquat verwaltet werden und ungesichert sind, können sie ein erhebliches Cybersicherheitsrisiko darstellen. Die Zahlen aus den befragten deutschen Unternehmen belegen diese Gefahr:

  • 74 % der nicht-menschlichen Identitäten oder Bots haben Zugang zu vertraulichen Daten und Ressourcen.
  • Der durchschnittliche Mitarbeiter hat Zugriff auf mehr als 25 Applikationen und Accounts.
  • In einem Unternehmen gibt es inzwischen elf Mal mehr maschinelle als menschliche Identitäten.
  • 85 % Prozent der Unternehmen speichern Secrets an mehreren Stellen in DevOps-Umgebungen.
  • 71 % meinen, dass Entwickler in der Regel mehr Berechtigungen haben, als sie für ihre Aufgaben benötigen.

„Unternehmen müssen neue Strategien ergreifen, die die Identitätssicherheit in den Mittelpunkt stellen,“

verdeutlicht Michael Kleist, Area Vice President DACH bei CyberArk


Die Angriffsfläche 2022 

Trends wie die digitale Transformation, die Cloud-Migration und neue Angriffstechniken gefährden die IT-Sicherheit zunehmend. Folgende Cyberbedrohungen sehen die Sicherheitsverantwortlichen in Deutschland:

  • Die Umgehung von Verteidigungsmaßnahmen (39 %) stellt für die Befragten das größte Risiko dar, gefolgt von einem Zugriff auf Anmeldeinformationen (37 %)
    und einer Ausweitung von Berechtigungen (37 %).
  • 69 % der befragten Unternehmen waren im vergangenen Jahr von Ransomware-Angriffen betroffen.
  • 59 % haben nach dem SolarWinds-Angriff nichts unternommen, um ihre Software-Lieferkette zu sichern, und 66 % geben zu, dass eine Kompromittierung eines Software-Lieferanten bedeuten würde, dass ein Angriff auf ihr Unternehmen nicht aufgehalten werden kann.

Mangelhafte Investitionen in die Cybersicherheit

Die Sicherheitsexperten sind sich einig, dass die unternehmensweiten digitalen Initiativen nicht adäquat von Security-Programmen und -Tools unterstützt werden. So konstatieren 73 %, dass ihr Unternehmen in den letzten zwölf Monaten der Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs Vorrang vor der Gewährleistung einer robusten Cybersicherheit gegeben hat. Zudem erklären 52 %, dass sie keine Identitätssicherheitskontrollen für ihre geschäftskritischen Anwendungen eingerichtet haben.

„Unternehmen sind in der heutigen Zeit einer immer größeren Angriffsfläche ausgesetzt, da die Anzahl, die Typen und die Vernetzungen von Identitäten in Geschäftsanwendungen, Cloud-Umgebungen und technischen Komponenten kontinuierlich steigen“, erklärt Michael Kleist, Area Vice President DACH bei CyberArk. „Folglich müssen Unternehmen neue Strategien ergreifen, die die Identitätssicherheit in den Mittelpunkt stellen. Unsere Untersuchung zeigt, dass die steigenden Sicherheitsrisiken zwar oft erkannt werden, aber die erforderlichen Investitionen in die Cybersicherheit ausbleiben. Hier besteht nach wie vor bei vielen Unternehmen ein dringender Handlungsbedarf. Nur darauf zu hoffen, dass man selbst von einem Cyberangriff verschont bleibt, sollte keine Option sein.“

Welche Maßnahmen können Unternehmen angesichts dieser Sicherheitslage treffen?

Genannt werden von den Befragten in der CyberArk-Untersuchung:

  • Umsetzung einer Strategie zur Verwaltung sensibler Zugriffe: Die Befragten halten vor allem drei Maßnahmen für sehr wichtig. 55 % nennen die Anwendung von Least-Privilege- und Zero-Trust-Prinzipien, 51 % die Überwachung der SaaS-User-Accounts und -Zugriffe sowie 45 % die Einführung von Prozessen, die geschäftskritische Anwendungen vom Internet isolieren.
  • Nutzung von Identitätssicherheitskontrollen zur Durchsetzung der Zero-Trust-Prinzipien: Lösungen für die Identitätssicherheit (59 %), die Workload-Sicherheit (54 %) und die Datensicherheit (45 %) zählen für die Befragten zu den zentralen Basismaßnahmen.
  • Erhöhung der Transparenz: 81 % geben an, dass eine Software-Bestandsaufnahme das Risiko einer Kompromittierung verringern würde, die aus der Software-Lieferkette resultiert.

Über die Untersuchung

Der „2022 Identity Security Threat Landscape Report“ beleuchtet die Ergebnisse einer Untersuchung, die das Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag von CyberArk durchgeführt hat. Befragt wurden 1.750 IT-Security-Entscheider in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Australien, Brasilien, Mexiko, Israel, Japan, Singapur und den USA. 

Download des Reports unter http://www.cyberark.com/ISTL22

Vorbilder – und der Kampf gegen den Elektroschrott

Auf dem zweiten rebuy Salon diskutierten Dr. Annette Cerulli-Harms, Petra Schmatz, Ole Nymoen und Philipp Gattner darüber, was wir als Konsumenten brauchen, um den Elektroschrottberg nicht weiter wachsen zu lassen

Die zweite Veranstaltung der Panel-Talk-Reihe „rebuy Salon“ widmete sich dem Thema des Elektroschrotts und was jede:r Einzelne dazu beitragen kann, diesen nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Philipp Gattner, CEO des Recommerce-Marktführers rebuy, diskutierte dazu im Berliner Techspace Eiswerk mit Dr. Annette Cerulli-Harms, Verhaltensforscherin bei ConPolicy, Petra Schmatz, Redaktionsleiterin bei green Lifestyle, und Ole Nymoen, Buchautor und „Wohlstand für alle“-Podcast-Host. Marketing, wenig nachhaltiges Produktdesign und eingefahrene Verhaltensmuster hindern uns oft daran, nachhaltiger zu konsumieren. Die Panel-Teilnehmer:innen waren sich einig: Es bedarf neben gesetzlicher Rahmenbedingungen auch Aufklärung und vieler positiver Impulse von außen, um eine Änderung in unserem Konsumverhalten zu bewirken.

Pro Kopf fallen in Deutschland fast 20 Kilogramm Elektroschrott im Jahr an. Global ist eine steigende Tendenz zu beobachten. Die Teilnehmer:innen des zweiten rebuy Salons diskutierten zum Teil sehr kontrovers darüber, wie diese Entwicklung umgekehrt werden könnte. Ein Grund für die große Menge an E-Waste ist die Tatsache, dass schlichtweg nicht mehr so viel repariert wird. „Wir erhalten im Jahr etwa 10.000 Smartphones, die wir an die Verkäufer:innen zurückschicken oder recyclen müssen, da wir sie nicht reparieren können“, erläutert rebuy-CEO Philipp Gattner. „Dabei sind oft nur Kleinigkeiten defekt, aber das Produktdesign lässt keine Reparatur zu.“ rebuy unterstützt deshalb auch die gesetzliche Initiative zur Einführung eines Reparierbarkeitsindex.

Informationen zum Thema Elektroschrott müssen greifbar sein

Die Teilnehmer:innen des Panel-Talks diskutierten intensiv die Rolle der Konsument:innen: „Die sogenannte psychologische Obsoleszenz hat sich bei vielen Menschen festgesetzt, sodass der Wunsch, sich nach relativ kurzer Zeit etwas Neues zu kaufen, das Konsumverhalten bestimmt. Das führt oft zu Neuanschaffungen, obwohl das alte Gerät noch voll funktionstüchtig ist“, so Dr. Annette Cerulli-Harms, Projektmanagerin Verhaltens- und Verbraucherforschung beim Institut für Verbraucherpolitik ConPolicy. „Einem Neukauf zu widerstehen und stattdessen ein gebrauchtes Produkt zu kaufen ist schwer. Und schwere Entscheidungen benötigen eine Extraportion Motivation. Daher müssen Informationen, zum Beispiel zum Thema Elektroschrott und Verschwendung, heruntergebrochen und greifbar gemacht werden. Wenn ich nicht weiß, was das richtige Verhalten ist, ist es leicht, in alten Gewohnheiten zu verharren oder den allgemein gültigen Trends nachzueifern.“

Dass Aufklärung der richtige Weg ist, um Menschen zu einem veränderten Konsumverhalten zu bringen, findet auch Petra Schmatz, Redaktionsleitung beim Magazin green Lifestyle, das sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. „Eine Leser:innenumfrage hat gezeigt: Die Menschen suchen praktische Ratschläge, wie sie ihr Leben Schritt für Schritt nachhaltiger gestalten können. Daher widmen wir diesem Thema in jeder Ausgabe viel Platz. Ich denke, nur so können wir etwas erreichen – ein erhobener Zeigefinger hingegen bewirkt eher das Gegenteil.“



Die Teilnehmer des zweiten rebuy Salons:
Dr. Annette Cerulli-Harms, Philipp Gattner, Nadine Kreutzer (Moderation), Petra Schmatz,
Ole Nymoen (v.l.n.r., Quelle: rebuy)


Buchautor und Podcast-Host Ole Nymoen setzt auf die Mündigkeit der Konsument:innen: „Nur wenn ich mich selbst informiere und so zu dem Ergebnis komme, dass ich zum Beispiel durch den Kauf eines gebrauchten Smartphones oder einer gebrauchten Kamera etwas für die Umwelt tue, bleibt es auch hängen, und ich werde mich auch zukünftig so verhalten. Der Schule kommt hier eine große Verantwortung zu – hier müssen bereits Kinder lernen, wie man sich richtig informiert. Das reine Imitieren von Verhalten etwaiger Vorbilder bringt auf Dauer nichts.“

Konsument:innen und Unternehmen müssen gleichermaßen bestehende Prozesse hinterfragen

Die einstündige Diskussion, die live im Internet übertragen wurde, machte deutlich, dass der Kampf gegen Elektroschrott viele Akteur:innen und Impulse benötigt. „Wir bei rebuy sind davon überzeugt, dass die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen den Elektroschrott ist“, resümiert Philipp Gattner. „Wir haben heute wieder aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gehört, wie wichtig es ist, die Teilnahme daran so einfach wie möglich zu machen und immer wieder neue Impulse zu geben. Daran arbeiten wir unermüdlich.“

„Um weiterhin gut und nachhaltig leben zu können, ist eine Veränderung innerhalb der Gesellschaft nötig. Dafür muss es Konsument:innen und Unternehmen gleichermaßen geben, die sich nicht mit bestehenden Lösungen zufriedengeben, bestehende Prozesse hinterfragen und dabei vor allen Dingen bei sich selbst anfangen. Dieser Gedanke treibt auch uns als Recommerce-Unternehmen an, und wir haben uns gefragt, wie wir mit vielen kleinen Schritten die Konsument:innen da draußen von den Vorteilen nachhaltigen Handelns überzeugen können“, sagt rebuy-CEO Philipp Gattner. „Wir haben gemerkt, dass wir bei allem Engagement als letztlich wirtschaftlich agierendes Unternehmen auch den Blick von außen brauchen. Der rebuy Salon gibt uns diese wichtigen Impulse und ist gleichzeitig eine öffentliche Plattform für verschiedene Meinungen und Ideen.“

Der rebuy Salon ist ein Format, das rebuy dreimal im Jahr ausrichtet, um die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Der nächste Salon ist für den Sommer geplant.

Markenbildung in virtuellen Parallelwelten

Jamshid Alamuti wird die Agentur Wildbytes in Deutschland leiten.

Disruptiv, agil und technologiebegeistert: Die vom spanischen CEO Julio Obelleiro vor einigen Jahren in Madrid gegründete Agentur Wildbytes definiert die Zukunft der Markenbildung neu. Das Agenturteam verbindet die digitale und physische Welt durch den disruptiven Einsatz von AR- und KI-Technologien und verändert damit die Art und Weise, wie ein Publikum Marken erlebt. Jedes der aufsehenerregenden Projekte – von Live-Fankampagnen für Rihanna bis hin zu Metaverse-Projekten für Modekonzerne wie H&M – erzielt internationale Reichweiten und schafft es, Zielgruppen in ein interaktives virtuelles Abenteuer zu führen. Dafür bringt Wildbytes führende Design-Experten mit erfahrenen Tech-Spezialisten und Filmschaffenden nach bewährter Filmstudio-Tradition zusammen. Mit einer neuen Niederlassung in Berlin wird Wildbytes jetzt auch in Deutschland zur direkten Anlaufstelle für experimentelle Innovation in der Markenbildung.


Für Kreativ-Entrepreneur Jamshid Alamuti ist die Grenzüberschreitung zwischen Kunst, Technologie und Wirtschaft nichts Neues. Das visionäre Wildbytes Konzept faszinierte ihn sofort: „Die Projekte, die Julio Obelleiro mit seinem Team entwickelt, loten immer wieder die Grenze des Machbaren aus. Zum Einsatz kommen alle verfügbaren Technologien, um multisensorische Virtual-Reality-Erlebnisse der neuen Art zu entwickeln.“ Mit dem Aufbau eines lokalen Wildbytes Team wird Alamuti als Geschäftsführer in Deutschland künftig Markenschaffende direkt vom Standort Berlin aus in die Welt der experimentellen Innovation einführen. 
 

Disruptive Kommunikation, die Menschen überrascht und emotional berührt 

Die Bandbreite von Kunden, die ihre Markenbildung mit der jungen Agentur auf eine neue Ebene bringen können, ist nahezu unbegrenzt: von der Fashion- und Kosmetikindustrie bis hin zur Autobranche oder Gaming- und Unterhaltungselektronikanbieter. Wichtige Schlüsselpositionen in den Bereichen Motion Graphics, Product und Service Design, Copy Writing, Film und Editorial Crew hat Wildbytes in Deutschland bereits besetzt. Weitere kreative Talente wird Alamuti passend zu den jeweiligen Projekten aus seinem weitläufigen Netzwerk rekrutieren, das er sich in vielen Jahren als Geschäftsführer bei der Berlin School of Creative Leadership sowie im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit dem ADCE aufgebaut hat. 

Abdeckung der kompletten Content-Pipeline

Wildbytes deckt die komplette Content-Pipeline mit einer eigens für jedes Projekt entwickelten Choreografie aus verschiedenen Disziplinen ab. Dazu gehören sorgfältige Hardwareunterstützung, Interaktionstechnologien, Video, Animation, audiovisuelle Architekturintegrationen sowie Augmented-Reality und 4D. Vorrangiges Ziel ist die Schaffung einer neuartigen immersiven Erfahrung, die einzigartige und bleibende Emotionen im Zuschauer weckt – mit jedem Projekt tauchen Verbraucher in ein neues virtuelles Abenteuer ein.

Interaktive Markenerlebnisse von Rihanna bis Seat

Ein Blick auf das Projektportfolio zeigt die große Innovationsbandbreite, die Wildbytes für Kunden bereits umgesetzt hat: Für den Weltstar Rihanna produzierte das Agenturteam mit einer speziell angefertigten digitalen Hightech-Film-Pipeline die weltweit erste live kreierte Fankampagne, in der Fans im Rahmen eines Launch-Events zum interaktiven Teil eines Fashion-Films wurden. Sie feierten und posierten in einer labyrinthischen Umgebung aus Make-up-Stationen, urbanen Videoinstallationen und Filmsets. Der Film wurde in Echtzeit bearbeitet und über 1,7 Milliarden Mal geklickt. Für den spanischen Automobilhersteller Seat kreierte Wildbytes mit Partner-Agenturen eine virtuelle 4D-Show, in der Zuschauer eine Autofahrt mit faszinierendsten audiovisuellen Technologien hautnah erleben konnten. Für die „#migraines“-Kampagne des Schmerzmittelherstellers Excedrin macht Wildbytes an der Seite von Kunstschaffenden die subjektive Erfahrung der Migräneschmerzen mittels Face Projection Mappings erfahrbar. Zur Eröffnung des Flagshipstores der amerikanischen Modemarke Forever 21 gestaltete Wildbytes eine Werbetafel, über die überlebensgroße Modelle mit dem Publikum am New Yorker Times Square interagierten.

Milliardenschwerer Zukunftsmarkt: Investitionen in das Metaverse werden sich verzehnfachen

Auch das Metaverse spielt im Wildbytes Universum eine immer größere Rolle. Für den Modekonzern H&M entwarf Wildbytes einen Avatar-basierten Modefilm, der in Echtzeit erstellt wurde und das Metaverse von H&M vorstellte. Auch dieser Film wurde im Rahmen eines Live-Events gedreht: Dazu kreierten Teilnehmer direkt auf der Veranstaltung ihre eigenen digitalen Doppelgänger, die anschließend auf einem virtuellen Laufsteg die neueste H&M Innovation Circular Design Kollektion präsentierten. Das Projekt basiert auf einer Videospiel-Engine und wurde in Echtzeit gerendert.

Wildbytes schätzt, dass in den nächsten fünf Jahren bereits 70 Prozent der großen Marken im Metaverse vertreten sein und sich bis 2025 über 50 Prozent der täglichen Aktivitäten bereits in Paralleluniversen abspielen werden. Dazu Alamuti: „Schon jetzt ist das Online-Spielen oder das Erleben von Live-Konzerten in virtuellen Umgebungen für Millionen von Menschen normal. Vor dem Hintergrund des Booms von Kryptowährungen und des sich entwickelnden Web 3.0 wird das Angebot digitaler Güter in einer virtuellen Umgebung wie dem Metaverse, um z. B. seinen Avatar individuell zu gestalten und ganz in die virtuelle Welt einzutauchen, zum milliardenschweren Zukunftsmarkt.“  


Pressemitteilung des Unternehmens Wildbyte

„Jeder Lernende ist ein Wissensquell“

Neural Jam ist eine neue Wissensaustausch- und Collaboration-Plattform, in der Lernende auch gleichzeitig Lehrende sein können. Sie fasst verschiedene Konzepte der Interaktion zusammen. Wir sprachen mit Jamshid Alamuti, Gründer und CEO von Neural Jam, über den aktuellen Stand seiner Plattform und wie die Weiterentwicklung seiner Lösung aussieht.

Was fehlte im bisherigen Bildungsbereich, das die Gründung von Neural Jam notwendig machte?
Üblicherweise ist Bildung meist hierarchisch und vertikal aufgebaut. Das bestimmende Schema ist dabei immer folgendes: auf der einen Seite der Lehrende, auf der anderen Seite die Lernenden. Auch die Inhalte sind häufig auf diesem Konzept aufgebaut – das ist zwar fundiert, aber auch ein wenig veraltet. Denn es fehlt eine aus unserer Sicht sehr wichtige Komponente: die Praktikabilität oder auch „hands on experience“. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man am besten lernt, wenn man selbst Inhalte an Andere weitergibt. Genau dafür bietet Neural Jam eine interaktive Umgebung – einen Raum für das Lernen durch Austausch. Wir zelebrieren und belohnen sozusagen jeden noch so kleinen inhaltlichen Beitrag.

Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von bisherigen E-Learning-Angeboten oder auch vom bestehenden Online-Universitäten-System?
Natürlich finden sich auch in herkömmlichen E-Learning-Angeboten Interessensgruppen, in denen sich Teilnehmer untereinander austauschen oder es werden Webinare, Online-Wissensbibliotheken oder ähnliches angeboten. Davon unterscheidet sich Neural Jam allerdings komplett: Wir sind keine E-Learning- Plattform. Es werden bei uns keine Themen im klassischen Sinne gelehrt oder unterrichtet. Die Neural Jam Inhalte sollen unsere Club-Mitglieder lediglich animieren und inspirieren – und das ist der Hauptunterschied: Der Wert der Neural Jam Community liegt in den Mitgliedern selbst. In unserem digitalen Club gibt es keine Lehrer oder Studenten – bei uns ist jedes Mitglied selbst eine Ressource für Wissen, das mit den anderen Mitgliedern geteilt wird. Und ganz wichtig, das ist überhaupt der entscheidende Unterschied: Neural Jam unterstützt Individuen dabei, eine unternehmerische Perspektive einzunehmen, selbst zum Unternehmer und Problemlöser zu werden. Wir wollen Pionieren helfen ihresgleichen zu finden und gemeinsame Wege zu gehen.

Jamshid Alamuti erläutert unseren Lesern das Konzept von Neural Jam

Sie bezeichnen sich als digitaler Club – was hat es damit genau auf sich? Was bieten Sie über das reine Wissens-/Lernangebot hinaus?
Mittel- und langfristig ist die Idee, die hinter Neural Jam steckt, sich gemeinsam um die Lösung von relevanten und größeren Herausforderungen unserer Gesellschaft zu bemühen. Denn häufig fehlt es an – nennen wir es einfach mal „Masse“”, an genügend Gehirnen, um ein Problem zu lösen, oder zumindest die richtigen Fragen zu analysieren und zu beantworten. Im Neural Jam Club beschäftigen wir uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern und ihren diversen Hintergründen mit wichtigsten Herausforderungen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Dafür nutzen wir neue Formate, z. B. Hackathons oder ähnliches, um durch intensive Diskussion und Auseinandersetzung neue Lösungsansätzen ins Leben zu rufen.

Warum ist die Community für das Neural Jam Konzept so wichtig?
Der Hauptbestandteil hinter der Neural Jam Idee ist der Community-Gedanke. Seitdem ich denken kann, habe ich immer dafür gesorgt, interessante und interessierte Leute zusammenzubringen und ein Gefühl für Zusammengehörigkeit zu schaffen, unabhängig davon, ob es sich um Gruppen mit 10 oder 800 Menschen handelte. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Menschen in gemeinsamer Kraftanstrengung Größeres bewirken können. Bisher habe ich dieses Konzept meist für Großunternehmen umgesetzt. Mit Neural Jam soll dies jetzt für eine noch viel größere Menge an Talenten grenzenlos und kulturübergreifend stattfinden. Dafür ist unsere Neural Jam Plattform letztlich nur ein Werkzeug und nichts weiter. Die Umsetzung der Idee, gemeinsam neue Lösungsansätze für die großen gesellschaftlichen und politischen Fragen zu finden und gleichzeitig auch Talente für die praktische Umsetzung solcher Lösungsansätze zu inspirieren – diese Entwicklung ist nur möglich, wenn die Community dieses Werkzeug nutzt.“

Was ist die Besonderheit am Verhältnis der Lehrenden und Lernenden bei Neural Jam – gerade vor dem Hintergrund, dass jeder Lernende, wie Sie sagen, auch gleichzeitig zum Wissensquell wird?
Wie gesagt, die klassisch Lehrenden gibt es bei uns nicht. Was es gibt, sind so genannte „Enablers“, also TüröffnerInnen, GastgeberInnen – im weitesten Sinne vielleicht sogar AnimateurInnen, oder welcher andere Titel hier auch passen würde. Aber es handelt sich trotzdem immer um einen kollaborativen Lernprozess. Alle Themen werden gemeinschaftlich erarbeitet, diskutiert und miteinander “erlernt“. Jeder Input von Enabler-Seite sind lediglich Impulse, die in die Community eingespeist werden. Erst dann beginnt der eigentliche Prozess, in dem Enabler selbst wieder zu Lernenden werden. Das meinen wir auch mit lebenslangem Lernen: Selbst ein sehr versierter Enabler wird in der Neural Jam Community zu jemandem, der sich auf andere Ansätze einlassen muss. Er kann seine Erfahrung einbringen, um den kollaborativen Lernprozess zu inspirieren, aber er ist immer auch selbst Lernender.

Gibt es wie bei anderen Plattformen ein klassisches Matching für Leute mit gemeinsamen Interessen?
Die aktuelle Version (MVP1) nutzt momentan noch keine KI, auch wenn wir das Plattform-Konzept technologisch schon relativ weit ausgearbeitet haben. Trotzdem wollen wir es vermeiden, die Privatsphäre unserer Mitglieder anzutasten. Ein Matching werden wir daher nur dann einführen, wenn unsere Mitglieder aktiv darauf bestehen.

Wie evaluieren die Algorithmen die Interessen und Gemeinsamkeiten? Oder was liegt den Algorithmen zugrunde?
Statt Matching nach üblichem Standard haben wir uns etwas anderes einfallen lassen: Unsere Plattform bietet eine Art Marketplace für Wissensthemen. Wir bringen Leute also nicht auf der Basis von Algorithmen zusammen, sondern unsere Mitglieder können ihre persönlichen Interessen auf einem virtuellen Schwarzen Brett posten bzw. Gruppen mit Themen, die sie interessieren, selbst aufsetzen. Andere Mitglieder können dann auswählen, an welchen Gruppen sie sich beteiligen möchten. Sollten wir mit Zustimmung der Mitglieder künftig auch Informationen zum Nutzungsverhalten evaluieren, können wir natürlich auch Empfehlungen aussprechen. Aber was man häufig vergisst: Algorithmen, die das Empfehlungen auf Basis des eigenen Nutzungsverhalten analysieren, können natürlich auch begrenzen. Manchmal liegt das Überraschende ja gerade darin, etwas ganz anderes als das, was man kennt und schon ‚nutzt‘ zu entdecken.

Wie motiviert Neural Jam, dass sich Mitglieder, Lernende und Lehrende vernetzen – gibt es z. B. Moderatoren für Unterthemen? Oder wie motiviert Neural Jam die Interaktion auf der Plattform, wenn dieser Austausch, das Sharen von Wissen im Mittelpunkt stehen?
Das ist sicherlich eine Schlüsselfrage für die Neural Jam Community und sehr wichtig. Auf der einen Seite gibt es wie erwähnt die Enablers, die in ihrer Funktion als Moderatoren, Mentoren oder Thought Leaders, die Mitglieder animieren. Viel wichtiger ist aber die Bereitschaft der Mitglieder selbst. Deshalb vergeben wir eine Mitgliedschaft auch nur auf Bewerbung. Wer bei Neural Jam Mitglied werden möchte, muss es wirklich wollen und sich bewusst sein, dass der aktive eigene Beitrag jedes Einzelnen das Fundament von Neural Jam bildet. Neural Jam ist keine übliche Plattform, die sich einfach passiv konsumieren lässt. Wenn Sie so wollen, legen wir tatsächlich Wert auf eine Exklusivität – eine Exklusivität, die alle willkommen heißt, die a) wirklich bereit sind, ihre Wissensressourcen, ihr Denken mit anderen zu teilen und die b) verstehen, und dies auch verinnerlichen, dass sie gemeinsam mit anderen, viel größer denken, handeln können als allein. Diese Motivation ist es, die eine Mitgliedschaft in der Neural Jam Community möglich macht. Bewerben kann sich übrigens jeder – wir vergeben jedes Jahr auch eine begrenzte Zahl an Stipendien.

Weitere Informationen unter:
https://www.neuraljam.com/


Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Photo by Robert Bye on Unsplash


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Eigeninitiative gewinnt: Wer die neue Arbeitswelt mitgestaltet, profitiert langfristig

Marc Oliver Nissen ist Teil des Leadership Teams der LinkedIn Talent Solutions für die DACH Region. Er leitet das Berliner Hauptstadtbüro des Social Networks und verantwortet in seiner Rolle kommerzielle Partnerschaften mit Groß- und Industriekunden, namenhaften Personaldienstleistern sowie dem öffentlichen Sektor. Im nachfolgenden Beitrag skizziert er, wie sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren verändern wird.

Die Arbeitswelt kennt keinen Stillstand, sie befindet sich immer im Wandel. In der Regel brauchen Veränderungen aber Zeit, bis sie sich auf breiter Ebene durchsetzen. Nicht so in der jüngsten Vergangenheit: die Coronapandemie hat einige Entwicklungen massiv beschleunigt, die die Arbeitswelt langfristig prägen werden. Marc Nissen, Director Talent Solutions DACH bei LinkedIn erklärt die wichtigsten Trends und was Unternehmen jetzt beachten sollten. 

Wer die Arbeitswelt vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie mit der heutigen vergleicht, wird tiefgreifende Veränderungen feststellen. Selten hat sich der deutsche Arbeitsmarkt so schnell und umfassend verändert – aber was sind die Folgen für Unternehmen und Arbeitnehmer:innen? Und, werden sich diese Veränderungen auch nachhaltig etablieren, oder werden wir nach Abschaffung der Home-Office Pflicht in alte Muster zurückfallen?  

Die Rückkehr zum alten Status quo ist quasi unmöglich 

Die Coronapandemie hat dafür gesorgt, dass viele Menschen ihre Prioritäten im Leben neu ordnen – und auch ihre Arbeit neu bewerten: Wie wollen sie arbeiten? Was wollen sie erreichen? Entspricht ihre Tätigkeiten noch ihren Interessen, Werten und persönlichen Anforderungen? Die Folge ist eine Umstrukturierung der Arbeitswelt, wie wir sie selten zuvor erlebt haben. Erstmals rücken wirklich die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt. Auch weil diese bereit sind, ihren Worten Taten folgen zu lassen: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland (57 Prozent) denkt laut einer aktuellen Studie von LinkedIn darüber nach, in diesem Jahr den Job zu wechseln oder ist bereits auf der Suche. 

Unternehmen, die diese Bedürfnisse nicht erfüllen wollen oder können, droht damit der Verlust kompetenter und motivierter Mitarbeiter:innen. Es lohnt sich also, nochmal genau zu prüfen, inwieweit Wünsche und Anforderungen der Belegschaft doch erfüllbar sind. Dabei ist das Gehalt nicht allein ausschlaggebend. So war den Befragten in einer weiteren Umfrage von LinkedIn beispielsweise eine gute Work-Life-Balance (63 Prozent) sogar etwas wichtiger als ihre Vergütung (60 Prozent). 

Flexible Arbeitsmodelle tragen erheblich dazu bei, Privat- und Berufsleben besser unter einen Hut zu bekommen. Und Unternehmen haben in den vergangenen zwei Jahren in der Regel gesehen, dass sie funktionieren. Flexibilität ist ganz klar der Kronjuwel einer modernen Arbeitswelt. Damit Flexibilität aber auch auf Dauer gelingt, müssen Unternehmen jetzt allerdings aus ihren Erfahrungen lernen und ihre Kultur anpassen. Denn wenn ein Teil der Belegschaft im Homeoffice arbeitet, der andere aber im Büro, kann sich beispielsweise ein Umfeld entwickeln, in der eine Gruppe – häufig unbeabsichtigt – benachteiligt wird. Dem müssen Führungskräfte aktiv entgegentreten: Regelmäßige 1:1-Meetings, klare und objektive Ziele sowie Schulungen für Manager:innen sind nur einige Möglichkeiten. Wir müssen uns bewusst die Frage stellen: Wie  schafft man eine moderne aber faire Arbeitsumgebung, wie bietet man allen Teammitgliedern in einer flexiblen Arbeitswelt wirkliche Chancengleichheit?  

Marc Oliver Nissen beschreibt, wie sich die Arbeitswelt aus seiner Sicht wandeln wird.

Auch anderen ungewollten Folgen hybrider Arbeitsweisen müssen Unternehmen jetzt aktiv entgegenwirken, indem sie ihre Kultur hinterfragen. Wieviele und welche Meetings brauchen wir wirklich? Wie können wir die Mitarbeiterbindung von Kolleg:innen stärken, die hauptsächlich remote arbeiten? Wie stellen wir sicher, dass wir die Belastung und mentale Gesundheit aller Mitarbeiter:innen im Blick behalten, selbst wenn wir nicht mehr im gleichen Büro sitzen?  All diese Fragen erfordern einen gemeinsamen Kraftakt aller Mitarbeiter:innen. Denn es reicht nicht aus, wenn die Unternehmensleitung nur neue Regeln und Richtlinien erlässt. Sie müssen auch auf jeder Ebene mit Leben gefüllt werden. Und dabei ist es besonders wichtig,, dass die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. Manager:innen, die ihre Teammitglieder beispielsweise ermutigen, für Meetings nicht die volle Stunde einzuplanen, dann aber regelmäßig selbst dafür sorgen, dass überzogen wird, bremsen alle Bemühungen um eine bessere Meeting-Kultur. 

Neue Skills sind gefragt 

Darüber hinaus sind digitale Tools im Arbeitsalltag inzwischen in den meisten (wenn nicht in allen) Unternehmen unverzichtbar – ob ihre Mitarbeiter:innen im Homeoffice, unterwegs oder im Büro arbeiten. Die Spannbreite der benötigten Fähigkeiten ist dabei lang. Diese reicht von allgemeineren Fähigkeiten, wie dem Umgang mit Videokonferenz- und Kollaborationstools, bis hin zu spezielleren Kenntnissen. Das spiegelt sich auch in den 25 Jobs wider, die in den vergangenen fünf Jahren auf LinkedIn das größte Wachstum verzeichnet haben: Bei der Hälfte von diesen (12 Jobs) sind digitale Fähigkeiten unerlässlich. Die Liste reicht vom User Experience Researcher, der Erfahrungen mit UX-Design und Usability-Tests braucht, bis hin zur Data Scientist Spezialistin, die sich mit KI, Maschinellem Lernen und Natural Language Processing auskennen sollte. Daher überrascht es nicht, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften mit IT-Fähigkeiten zuletzt wieder stark gestiegen ist und mittlerweile knapp 100.000 Stellen in Deutschland offen sind. 

Doch es sind nicht nur neue Hard Skills gefragt, auch einige Soft Skills haben an Bedeutung gewonnen: Kundentermine finden zum Beispiel inzwischen häufig als Videokonferenz statt – viele Beschäftigte mussten erstmal lernen, sich unter diesen Bedingungen souverän zu präsentieren. Und für Mitarbeiter:innen im Homeoffice ist es beispielsweise wichtig, sich selbst zu organisieren, zu motivieren und sich auf die Arbeit zu konzentrieren – und durchaus so manche Ablenkung auszublenden. 

Für eine neue Arbeitswelt, brauchen wir also auch neue Fähigkeiten – sowohl auf seiten der Hard, wie auf Seiten der Soft Skills. 

Beim Bewerbungsprozess werden die Karten neu gemischt 

Diese großen Entwicklungen in der Arbeitswelt haben aber nicht nur Auswirkungen auf die Arbeit an sich, sondern auch auf den Schritt davor: den Bewerbungsprozess. Darauf müssen sich Jobsuchende genau wie Unternehmen einstellen. Für letztere bedeutet dies beispielsweise, dass sie ihr Recruiting noch proaktiver angehen und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren müssen, der die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter:innen in den Vordergrund stellt. Dafür reichen keine groben Ideen – wer überzeugen will, muss handfeste Fakten vorweisen können: Wie wird das Thema Flexibilität umgesetzt, wie werden die Angestellten dabei konkret unterstützt (zum Beispiel auch finanziell), wie wird der interne Zusammenhalt gestärkt? Soziale oder Business-Netzwerke wie LinkedIn bieten hier eine gute Möglichkeit, potenziellen Bewerber:innen einen Eindruck der Unternehmenskultur zu vermitteln – gerade auch, da Vorstellungsgespräche oft nur noch virtuell und nicht mehr persönlich stattfinden.  

Jobsuchende sollten sich wiederum die Möglichkeiten solcher Netzwerke zunutze machen, um Unternehmen auf Herz und Nieren zu prüfen und ihre Karriere voranzutreiben. Sie können darüber ein Gefühl für die Arbeitsbedingungen und die Werte von Unternehmen bekommen. Darüber hinaus können sie aber auch Kontakte knüpfen – etwa mit Menschen, die in Branchen oder Jobs arbeiten, für die sie sich interessieren – oder Recruiter mithilfe eines aussagekräftigen Profils auf sich aufmerksam machen oder ihnen zusätzliche Informationen zu ihrem Werdegang, ihren Skills und Interessen bieten. 

Fazit 

Auf dem Arbeitsmarkt findet derzeit ein starker Wandel statt – in vielerlei Hinsicht zum Vorteil für Arbeitnehmer:innen. Ihre Bedürfnisse stehen mehr denn je im Vordergrund. Allerdings müssen sie auch bereit sein, sich immer wieder anzupassen und neue Fähigkeiten erlernen, die in der modernen, digitalen Arbeitswelt erforderlich sind. Aber auch Unternehmen können profitieren, wenn sie ihre digitale Transformation weiter vorantreiben – vorausgesetzt, sie finden die dafür benötigten Mitarbeiter:innen. Dafür müssen Employer-Branding-Maßnahmen ganz oben auf der Agenda stehen. 


Über den Autor

Marc Oliver Nissen ist Teil des Leadership Teams der LinkedIn Talent Solutions für die DACH Region. Er leitet das Berliner Hauptstadtbüro und verantwortet in seiner Rolle kommerzielle Partnerschaften mit Groß- und Industriekunden, namenhaften Personaldienstleistern sowie dem öffentlichen Sektor. 
Er verfügt über einen großen Erfahrungsschatz im Bereich global tätiger Technologie Konzerne und Digitalisierung, durch seine vorherige Tätigkeit bei Oracle in Spanien und Irland. 
Sein Wissen teilt Marc nicht nur mit Kunden und Partnern, sondern auch als Referent. So hat er bereits auf Konferenzen wie der Social Media Week, Hiring Success und verschiedenen Veranstaltungen von Bundesverbänden gesprochen. 


Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash


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PowerLinux – eine starke Basis für unternehmenskritische Anwendungen

Autor: Stephan Boldt*

Die IBM Power Platform ist vielen ausgewiesenen IT-Fachleuten bis heute suspekt, obwohl sie in puncto Performance, beispielsweise in Bezug auf die Anzahl der CPUs, der Leistung je Core oder Durchsatz, wie auch in Sachen Stabilität, unter anderem durch Deaktivierung und Austausch defekter Komponenten im laufenden Betrieb, den meisten x86-Servern weit überlegen ist. „RS/6000“ oder „AS/400“ waren in den 1990ern Bezeichnungen für Systeme, die fern ab waren von den üblichen Servern von der Stange. Darauf liefen ausschließlich die proprietären Betriebssysteme AIX und IBM i (früher „OS/400“). Auch die Fähigkeit des parallelen Betriebs mehrerer Betriebssysteminstanzen in sogenannten Logical Partitions (LPARs) kannte man sonst nur aus der Welt der Großrechner. Obendrein wurde eine „Hardware Management Console“ (HMC) benötigt, um diese kompliziert wirkenden Maschinen mittels Weboberfläche konfigurieren und die LPARs überhaupt starten zu können.

Stephan Boldt: „Beim Umstieg auf PowerLinux spielen auch erheblich geringere Lizenzkosten eine wichtige Rolle.“

Heute sind virtuelle Maschinen längst auch in der x86-Welt angekommen und es ist selbstverständlich, dass diese zum Beispiel über das VMware vCenter oder den Red Hat Virtualization Manager (RHV-M) konfiguriert und gesteuert werden. Aber nicht nur diesbezüglich sind sich die beiden Welten immer ähnlicher geworden: Schon vor gut 20 Jahren hat Linux Einzug in die Power-Welt gehalten. Große Anbieter von Standardsoftware haben die Vorteile dieser herausragenden Kombination seit Langem erkannt und ihre Software entsprechend portiert: eine äußerst zuverlässige sowie leistungsfähige, in Teilen der Mainframe-Technologie entsprungene Hardware auf der einen Seite und ein quelloffenes, hochgradig anpassbares Betriebssystem auf der anderen. So gibt es für die Power-Plattform seit vielen Jahre die Software aus dem Hause SAP nicht mehr nur für AIX, sondern parallel auch in einer Version für PowerLinux. Als im Jahre 2010 SAP HANA erschien ging der Hersteller sogar noch einen Schritt weiter: Die SAP HANA DB erschien ausschließlich für Linux – AIX blieb außen vor. Eine enge Zusammenarbeit von SAP mit Red Hat und SUSE ermöglichte es, die Linux-Distributionen ideal auf die Bedürfnisse der neuartigen Datenbank anzupassen und so ein Maximum an Leistungsfähigkeit und Stabilität zu erreichen.

Aber auch andere unternehmenskritische Applikationen sind auf Linux on Power bestens aufgehoben. So lassen sich durch eine Migration von x86 auf PowerLinux oftmals Lizenzkosten in nicht unerheblichem Maße einsparen, da die Leistung je Power-Core meist deutlich über der der x86-Konkurrenz liegt. So werden oftmals nicht nur weniger Cores benötigt, es müssen auch entsprechend weniger Lizenzen für die eingesetzte Software erworben werden. Dadurch können beispielsweise bei Datenbanksystemen diese Lizenzkosten-Einsparungen schnell die Mehrkosten eines Power-Servers aufwiegen oder gar übersteigen. Da die früher für den Betrieb von Software auf IBM-Power-Systemen benötigten AIX oder IBM i Skills dank Linux on Power nicht mehr benötigt werden, bewegen sich die in der Regel bereits vorhandenen Linux-Administratoren auf weitestgehend gewohntem Terrain.

Der Wunsch nach Vereinheitlichung der Betriebssystem-Landschaft kann darüber hinaus ein weiterer Grund für eine Migration auf PowerLinux sein. Viele Unternehmen haben für die unternehmenskritischen Anwendungen eine Mischung aus Power und x86-Servern im Einsatz, wobei die Produktivumgebung unter AIX auf Power läuft, während die Entwicklungs- und Test-Systeme unter Linux auf x86-Servern betrieben werden. Die AIX-LPARs stammen dabei oft noch aus Zeiten, bevor Linux on Power verfügbar war. Dadurch ergibt sich jedoch eine signifikante Abweichung zwischen den Non-Prod- und Prod-Umgebungen. Die Übertragung von in der Testumgebung validierten Anpassungen in die Produktionsumgebung birgt daher in solchen Fällen immer das Risiko, dass sich die Änderungen unter AIX anders verhalten als unter Linux. Werden nun die AIX-Systeme auf PowerLinux migriert, erhalten die Unternehmen die Möglichkeit, die Software-Stände bis hin zur Kernelversion überall gleich zu halten. Darüber hinaus ist ein Staging der Pakete möglich: Bevor OS-Updates auf die Produktionsumgebung ausgerollt werden, können sie zuvor ausgiebig getestet und dadurch die Risiken minimiert werden.

Fazit:

Die IBM Power Platform hat sich seit über 30 Jahren für unternehmenskritische Anwendungen bewährt. Durch höhere Leistung je Core können verglichen mit x86-Servern oftmals die Lizenzkosten spürbar reduziert werden. Darüber hinaus können durch den Einsatz von Linux on Power plattformübergreifende Validierungen von Software-Anpassungen durchgeführt und einheitliche Linux-Versionsstände sichergestellt werden. PowerLinux ermöglicht es Unternehmen, die genannten Vorteile der IBM Power Platform nutzen zu können, ohne auf proprietäre Betriebssysteme wie AIX oder IBM i angewiesen zu sein und Kompetenzen in diesen Bereichen aufbauen oder zukaufen zu müssen.

Weitere Informationen: https://www.dualutions.de

* Der Autor Stephan Boldt (Dipl. Wirt.-Inf. (FH)) ist Technical Development Manager Linux und Senior Consultant AIX / Linux / IBM Spectrum Protect / SAN bei dualutions

Hybride Arbeitswelt

HubSpot-Studie zur hybriden Arbeitswelt und ihren Herausforderungen: Deutsche ziehen Vier-Tage-Woche einer Gehaltserhöhung vor.

Vor die Wahl gestellt, würde über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmenden (54 Prozent) eine Vier-Tage-Woche einer Gehaltserhöhung vorziehen. Damit stehen die Bundesbürger im internationalen Vergleich jedoch fast allein dar: Nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Irland würden genauso entscheiden.

Wichtigstes Merkmal einer funktionierenden Unternehmenskultur stellt für 40 Prozent der deutschen Befragten die Work-Life-Balance dar. Diese Ergebnisse hat das CRM-Plattform-Unternehmen HubSpot in seiner Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ erhoben, die die neue hybride Arbeitswelt und ihre Herausforderungen untersucht. Befragt wurden insgesamt 4.008 Vollzeitbeschäftigte weltweit, davon 501 aus Deutschland.

Von effektiver Kommunikation noch weit entfernt

Für ein effektives Miteinander, egal ob im Büro, Home-Office, einer Mischung aus beidem oder komplett remote, brauchen Arbeitnehmende die richtigen Systeme und Tools. Allerdings haben nur 30 Prozent der deutschen Befragten Richtlinien für die einheitliche Nutzung von Kommunikations- und Kollaborationstools erhalten. Nur effektive Kommunikation kann langfristig für Produktivität sorgen. Dass diese noch lange nicht gegeben ist, beklagt mehr als ein Drittel (35 Prozent) der flexibel Arbeitenden: Sie gehen ins Büro, um effektiver mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu kommunizieren. Nur knapp die Hälfte der flexibel Arbeitenden (49 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass ihr Team in einer hybriden Umgebung effektiv arbeitet.


„Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Unternehmenskultur, die vielfach an die Präsenz am Arbeitsort gebunden war, neu zu denken. Sie sollte gerecht, inklusiv und reibungsfrei sein, egal, welches Arbeitsmodell die Mitarbeitenden wählen.

Dies ist eine entscheidende Aufgabe für die Mitarbeiterbindung, gerade in Zeiten der ,Great-Resignation‘-Bewegung, die auch hierzulande angekommen ist. Dabei werden diejenigen Unternehmen erfolgreich sein, die die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Belegschaft ergründen und daraus strategische Maßnahmen für die neue Zukunft der Arbeit ableiten”,

erklärt Kathleen Jaedtke, Head of Marketing DACH bei HubSpot

Hälfte der Meetings könnte durch E-Mails ersetzt werden

Aufgrund der hybriden Arbeitsweise läuft die Kommunikation innerhalb von Unternehmen vermehrt über Messaging-Tools oder Videokonferenzen ab. 67 Prozent der befragten Arbeitnehmenden in Deutschland geben an, sich aufgrund zu vieler Telefonate und Videokonferenzen nicht konzentrieren zu können. 51 Prozent finden außerdem, dass mindestens die Hälfte der Meetings, an denen sie in persona oder remote teilnehmen, durch E-Mails ersetzt werden könnten. Die E-Mail ist trotz der Fülle an Kommunikationskanälen für 37 Prozent das favorisierte Kommunikationsmittel, wenn sich die Arbeitnehmenden für ein Tool entscheiden müssten. 29 Prozent favorisieren Videokonferenz-Tools wie Zoom, ein Drittel (21 Prozent) Telefonate

Arbeitnehmer wünschen sich Management-Schulungen und Teambuilding-Maßnahmen

Die hybride Arbeitswelt bringt nicht nur Herausforderungen in der Kommunikation, sondern auch im Bereich Unternehmenskultur. Um den Zusammenhalt zu fördern, wünschen sich 32 Prozent der deutschen Befragten spezielle Trainings für Managerinnen und Manager. 27 Prozent halten Investitionen in Team-Building-Maßnahmen für sinnvoll. Ein Viertel (23 Prozent) gibt an, dass ihr Unternehmen in Kommunikations- und Kollaborationstools investieren sollte.


Der globale Report zur HubSpot-Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ ist zum Download verfügbar.

Studiensteckbrief
Für die Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ hat HubSpot insgesamt 4.008 Vollzeitbeschäftigte (= über 18 Jahre, die entweder im Büro, remote oder auf Basis eines flexiblen Arbeitsmodells arbeiten) weltweit mit Lucid befragt (USA, Australien, Irland, Kanada, UK, Frankreich, Japan und Deutschland). Aus Deutschland nahmen 501 Personen teil, worauf sich dieser Text ausschließlich bezieht. Umfragezeitraum Dezember 2021.

902 Prozent Wachstum bei Krypto-Apps

Das neue Digital Currencies Playbook 2022, eine Studie von Adjust und Apptopia, zeigt ein Wachstum von 902 % bei Krypto-Apps in Q4 2021 und damit einen stärkeren Anstieg als die von Trading-Apps.

Die Mobile Marketing Analytics Plattform Adjust und der App Intelligence Anbieter Apptopia präsentieren ihren gemeinsamen Report Fintech Deep Dive: Digital Currencies 2022 Playbook. Der Bericht liefert einen Überblick über die wichtigsten Faktoren für die Nutzung von Kryptowährungs-Apps im Jahr 2021. Der Report zeigt, dass das globale Wachstum von Krypto-Apps im vierten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 902 % in die Höhe geschnellt ist. Regional beeindrucken insbesondere die Wachstumsraten in den USA (645 %), APAC (475 %), EMEA (284 %) und LATAM (182 %).

„Mit einem derart exponentiellen Wachstum und einer außergewöhnlich aktiven Nutzerbasis mit Potenzial für hohen Lifetime Value sind Mobile Krypto-Apps für viele inzwischen ein wichtiger Zugang zur Kryptowirtschaft geworden“, sagt Simon Dussart, CEO von Adjust. „Der Wettbewerb um die Nutzer wird immer härter, darum müssen Krypto- und Fintech-Apps ihre Bemühungen zur Nutzergewinnung maximieren, ihre Werbeausgaben optimieren und jede Phase der User Journey genau messen.“

Das Digital Currencies Playbook von Adjust und Apptopia zeigt auf, wie sich Krypto-Börsen-Apps entwickelt haben und welche Trends es bei der Nutzeraktivität von Krypto-Apps im Vergleich zu Trading-Apps gibt. Zusätzlich liefert es auch praxisrelevante Erkenntnisse darüber, wie Krypto-Apps neue Nutzer mit hohem Lifetime Value gewinnen und halten können.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Krypto-Apps verzeichneten im Jahr 2021 weltweit ein massives Nutzerwachstum. Die Installationen stiegen im Jahresvergleich um mehr als 400 % an. Der deutlichste Zuwachs fand dabei im 4. Quartal 2021 statt. Hier stiegen Installationen um 106 % gegenüber dem Vorjahr, nachdem die Download-Zahlen von Q2 auf Q3 um 49 % gefallen waren.
  • Krypto-Apps schlagen Trading-Apps bei der Nutzerbindung. Apps dieser Kategorie übertrafen Trading-Apps bei Metriken zur Nutzerbindung wie Dauer der Session, Sessions pro Nutzer und Tag, Bindungsraten und „Stickiness“ – also wie lange die Nutzer der App treu bleiben. Das deutet auf eine engagierte und bindungsstarke Nutzerbasis für Krypto-Apps hin.
  • Metriken zum Nutzerverhalten in Krypto-Apps korrelieren mit der Entwicklung des Kryptomarktes. Neue Markthöchststände korrelieren mit Zuwachs bei Installationszahlen und Sessions. Die Sessions stiegen von 2019 bis 2020 um 63,4 % (parallel zum Wachstum der Installationen). 2021 konnte erneut ein Wachstum der Sessions um 567,4 % verzeichnet werden.

„Im Vergleich zu anderen Regionen verzeichnete die EMEA-Region 2021 den höchsten Jahreszuwachs sowohl bei den Installationen (572 %) als auch bei den Sitzungen (mehr als 1000 %)“, kommentiert Federico Hernandez, Head of Sales DACH & Nordics bei Adjust. „Allein auf das vierte Quartal bezogen, war das Wachstum in EMEA jedoch insgesamt geringer als beispielsweise in den USA. Dies zeigt, dass es für Marketer noch viel Potenzial gibt, ihre Strategien zur Nutzerakquise zu optimieren und das Engagement der Nutzer über die Höhen und Tiefen des Marktes und die Wellen des Nutzerinteresses hinweg zu stärken.“

Top Krypto-Apps in 2021

Daten von Apptopia zeigen, dass Binance die am häufigsten heruntergeladene Krypto-App im Jahr 2021 war. Die App verbesserte sich damit deutlich von ihrem dritten Platz im Jahr 2020. Etwa 20 % der Binance-Downloads im Jahr 2021 kamen aus der Türkei und etwa 9 % aus den USA. Am zweithäufigsten heruntergeladen wurde die App von Crypto.com. Coinbase, 2020 noch die am häufigsten heruntergeladene Krypto-App, belegte im Jahr 2021 den dritten Platz. Auf den Plätzen vier und fünf der meistgeladenen Apps landeten Trust und MetaMask.

„Unsere Daten zeigen einen massiven Anstieg der Nachfrage nach Krypto-Wallets und -Börsen im vergangenen Jahr“, sagt Adam Blacker, Vice President Insights bei Apptopia. „Wir erwarten, dass Krypto-Apps weiterhin parallel zum Markt für digitale Währungen wachsen werden.“

Download Digital Currencies Playbook

Weitere Erkenntnisse finden Sie in der Vollversion des Digital Currencies Playbook, das hier zum Herunterladen bereitsteht.

Feelings statt Features

Rund 400 Teilnehmer:innen verfolgten am 16.03.2022 im Livestream das 25. Aachener Dienstleistungsforum, ausgerichtet vom FIR an der RWTH Aachen und dem Center Smart Services. Unter dem Motto „Subscription-Journey – Erfolgreich vom Produkt- zum digitalen Lösungsanbieter“ nahmen Expert:innen aus Forschung und Wirtschaft die Teilnehmer:innen mit auf die Reise durch die drei zentralen Entwicklungsstufen Service-Excellence, Digitale Produkte und Subscription. Sie teilten ihre Erfahrungen sowie Best Practices mit dem interessierten und fragefreudigen Publikum, gaben Empfehlungen und diskutierten zu aktuellen Herausforderungen. Unternehmenspitches der Exclusive-Partner komplettierten das Programm mit Informationen zu ihren Produkten und Lösungen.

Lennard Holst, Bereichsleiter Dienstleistungsmanagement am FIR an der RWTH Aachen und Maximilian Schacht, Centerleiter Smart Services, eröffneten den Tag.

Lennard Holst, Bereichsleiter Dienstleistungsmanagement am FIR an der RWTH Aachen und Maximilian Schacht, Centerleiter Smart Services, eröffneten den Tag mit einer Reise in die Zeit der ersten industriellen Revolution. Schon zu Zeiten der Dampfmaschine verbreiteten sich industrielle Services, etwa die systematische Wartung, und nutzenorientierte As-a-Service-Modelle hielten Einzug. So schuf James Watt Akzeptanz für die Ablösung der bis dahin im Bergbau eingesetzten Pferde mit dem Versprechen, dass der Betrieb einer Dampfmaschine bei gleicher Leistung deutlich günstiger sei als das Futter für die Pferde.

Das Prinzip, den Kunden zu verstehen und eine Lösung für sein Anliegen zu finden, ist auch heute noch Kern des Service und zentraler Diskussionspunkt der Fachveranstaltung. Was dies für einzelne Unternehmen bedeutet und wie sie ihren Service zukunftsfähig aufstellen, stand im Fokus des Themenfelds „Service-Excellence“. Auf dem Weg zum digitalen Lösungsanbieter gilt die Service-Excellence als einer der Türöffner in Richtung Wachstum durch Subscription. Um zur Service-Excellence zu gelangen, müssen Unternehmen die notwendigen Grundlagen schaffen. „Veränderung ist eine große Baustelle. Auch wenn die Service-KPIs signalisieren, dass es schon gut läuft, reicht das nicht. Märkte und interne Bedingungen sind permanent im Wandel. Wir müssen die Mitarbeitenden und unsere Kunden fragen, wo der Schuh drückt.“, fasst Rolf Urban, FANUC Europe GmbH, die Notwendigkeit einer gründlichen Analyse als ersten Schritt zusammen. Auch Frederick Birtel, PAUL WOLFF GmbH, bestätigt: „Man muss erst einmal die Grundlagen aufbauen und Perspektiven erkennen, um den einzelnen Etappen auf dem Weg zum exzellenten Service Rückenwind zu geben.“

Dieser Rückenwind ist wichtig für den kulturellen Wandel, der – darüber waren sich alle Referierenden einig – sowohl die größte Herausforderung als auch das entscheidende Stellrad für einen exzellenten Service ist. Um die absolute Ausrichtung am Kunden zu erreichen, müssen Unternehmen das gesamte Team mitnehmen, offen kommunizieren und einen ganzheitlichen Prozess gestalten, der auch Schnittstellen und angrenzende Bereiche einbindet, etwa Human Resources, die Entwicklung und die Logistik. Darüber hinaus ist die Weiterbildung der Mitarbeitenden ein wesentliches Element. „Kulturwandel ist nicht einfach. Bei uns gibt es eine Diskrepanz zwischen Technologieaffinität und Prozessablehnung, die bewältigt werden muss“, formuliert Thomas Leipold, AIXTRON SE die Herausforderungen eines technologiegetriebenen Unternehmens: „Wenn man Serviceorganisationen an die Hand nimmt und integriert, führt dies zu einer höheren Akzeptanz.“ „Nachdem der Status-quo aufgenommen, die Reife bestimmt und Potenziale identifiziert sind, müssen Verbesserungsmaßnahmen festgelegt und quantitativ bewertet werden“, fasst Lennard Holst in seiner Deep-dive Session die wesentlichen drei Schritte auf dem Weg zum Service-Champion zusammen und bestätigt damit die Erfahrungen seiner Vorredner.

Im Themenblock „Digitale Produkte“ wurde deutlich, dass es nicht länger nur um Technologien geht, sondern darum, das Angebot für den Kunden zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen Fragen danach, für welchen Kunden welcher Mehrwert erbracht werden kann und wie sich daraus Erträge erwirtschaften lassen. So bietet etwa Danfoss A/S skalierbare Leistungen in Form von vordefinierten Paketen, die an den Zielen der Kunden orientiert sind und unterschiedliche Servicelevel mit verschiedenen Services beinhalten. „Ein Paket schafft Transparenz und überzeugt Kunden auch von Leistungen, die sie erst im weiteren Verlauf benötigen,“ erläutert Natalie Schnippering, Danfoss A/S. „Man muss differenziert genug sein, aber auch standardisiert, damit man skalierbar bleibt“, begründet auch Dr. Jana Frank, Henkel AG & Co. KGaA, die Notwendigkeit eines Modulbaukastens, mit dem verschiedene Parameter kundenspezifisch aufeinander abgestimmt werden können.

Konsens herrschte darüber, dass ein Mindchange erforderlich ist, um den Wert digitaler Produkte zu erschließen. „Kunden haben keinen Referenzpunkt für die Bewertung. Man muss den Mehrwert kommunizieren, um festzustellen, wieviel der Kunde zu zahlen bereit ist“, so Schnippering. Auch Stefan Kleinjung, Kelvion, bestätigt, dass es darauf ankommt Kunden zu verstehen, das Werteversprechen für die Nutzungsphase zu formulieren und anschließend festzustellen, was die Kunden bereit sind, dafür zu zahlen. Die Schneider Electric GmbH ergänzt ihre Sales-Mannschaft um ein Digital Sales-Team, das unabhängig von Umsatzvorgaben mit dem altbewährten Vertriebs- und Serviceteam zusammenarbeitet und den Kontakt zum Kunden intensiviert. Jochen Sadlers, Schneider Electric GmbH, spricht in diesem Zusammenhang von einer indirekten Transformation: „Wir wollen Leute, die Lust auf das Thema haben und andere mitziehen. Der persönliche Vor-Ort-Kontakt ist unser Game Changer. So lernen wir, den Kunden zu verstehen und schaffen Vertrauen und Akzeptanz für diese neue Art von Produkten.“

„Man muss im Team agieren“, ist auch Maximilian Schacht überzeugt, dass eine einzelne Person nicht gleichzeitig die Anforderungen an das Produkt- und Digitalgeschäft erfüllen kann. Eine Änderung der Kultur und Denkweise ist erforderlich. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen und den Kunden langfristig erfolgreich zu machen, nicht darum, möglichst schnell hohe Umsätze zu erzielen. „Von Features zu Feelings“, formuliert es Schacht in seiner Deep-dive-Session zur Vertriebsgestaltung

Der Service ist eine der essenziellen Komponenten von As-a-Service-Geschäftsmodellen. Erst mit kontinuierlich hohen Serviceleistungen können Anbieter und Anwender gleichermaßen profitieren. Wo Unternehmen heute stehen, was ein solches System attraktiv macht und ob es sich lohnt, hineinzuwachsen, war Schwerpunkt im dritten und letzten Themenblock „Subscription“.

Wie man ein analoges Geschäftsmodell, das den Zusatznutzen in Form eines physischen Produkts monetarisiert, auf den digitalen Wachstumspfad legt, zeigen Dr. Kourosh Bahrami und Dr. Jana Frank, Henkel AG & Co. KGaA. Eintrittskarte zur digitalen Verbindung mit dem Kunden ist das physische Produkt, in diesem Fall ein Klebstoff. „Indem wir datenbasiert gewonnenes Wissen über die Produktverwendung mit Spezifikationen und Qualitätsparametern verbinden, schaffen wir es, den Kunden zu verstehen, besser zu machen und letztendlich in Form von wiederkehrenden Geschäftsmodellen zu monetarisieren“, erläutern Bahrami und Frank ihre Strategie. Die DMG MORI Digital GmbH setzt bei ihrem Geschäftsmodell „Equipment-as-a-Service“ auf Pakete mit einer monatlichen Grundgebühr sowie Komponenten, für die nur bei Nutzung gezahlt wird. „PAYZR – Pay with zero risk“ entlastet und unterstützt unsere Kunden dabei, der Marktdynamik sowie schwankender Nachfrage zu entsprechen und gibt gleichzeitig Sicherheit“, so Asef Duratovic, „Weg von ‚Lösung sucht Problem‘, hin zu ‚Problem sucht Lösung‘“, beschreibt Stefan Kleinjung, Kelvion, in seinem Vortag „Heat Exchange as a Service – Der agile Weg zur Kreislaufwirtschaft“ die Herausforderung zukunftsfähiger Subscription-Modelle. Im Dreiklang aus Lösung, nutzenbasierter Abrechnung und Kreislaufwirtschaft verbindet Kelvion Produktserviceziele mit Ressourceneffizienz im Anlagenbetrieb sowie in der Materialführung und zeigt damit auch die Bedeutung von Subscription als zentralem Treiber der Nachhaltigkeit – ein Thema, dem auch Lennard Holst in seiner Deep-dive-Session „Fit4Green: Green-Service-Business als Chance für Profit & Wachstum“ nachgeht.

Bleibt abschließend die zentrale Frage nach der Risikoübernahme. „Wer sein Geschäftsmodell transformiert, der transformiert auch seine Risikosituation.“ Mit dieser Feststellung beleuchteten Dr. Andre Knoerchen, Munich RE, und Manuel Zimmermann, Funk Gruppe, die verschiedenen Risiko-Perspektiven von Anwendern und Anbietern. Der Risikoübertrag auf einen Versicherer entlastet die beteiligten Player und bietet der Versicherungsindustrie notwendige Wachstumsperspektiven, ist allerdings für den Versicherer sehr herausfordernd und nur mit größtem Verständnis für das Geschäftsmodell sowie auf ausreichender Datengrundlage möglich.

Zum 25-jährigen Jubiläum begeisterte das Dienstleistungsforum mit top-aktuellen Themen und Insights aus verschiedenen Industrien sowie Branchen. Der Rundum-Blick auf viele Facetten, Etappen und Herausforderungen auf dem Weg vom Produkt- zum Lösungsanbieter hielt viel Stoff für angeregte Diskussionen bereit und zeigte, dass es sich lohnt, die Reise weiter fortzusetzen. „Wir haben gelernt, dass Service-Excellence und digitale Produkte notwendig sind, um zum digitalen Lösungsanbieter zu kommen. Das Change-Management ist dabei eine der zentralen Herausforderungen, die Kundenzentrierung der Dreh- und Angelpunkt eines erfolgreichen industriellen Dienstleistungsgeschäfts. Ihr positives Feedback, das wir jetzt schon erhalten, zeigt uns, dass Sie aus diesem Tag viel Inspiration für die Weiterentwicklung Ihres Unternehmens mitnehmen können. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung beim 26. Aachener Dienstleistungsforum“, beschlossen Lennard Holst und Maximilian Schacht Deutschlands bedeutendste Service-Innovationsveranstaltung. Das 26. Aachener Dienstleistungsforum findet statt am 15.03.2023.

Weitere Informationen unter:
www.dienstleistungsforum.de
subscription.fir.de

Dies ist eine Pressemitteilung des FIR e.V. an der RWTH Aachen

TASK FORCE 3D-Druck

von Andreas Tulaj

Wie additive Fertigung kurz- und langfristig Lieferketten-Risiken umschiffen kann

Andreas Tulaj

In den vergangenen Jahren waren globale Lieferketten so produktiv, profitabel und zuverlässig, dass sie für die meisten Verbraucher praktisch unsichtbar wurden und man außerhalb von Geschäftskreisen kaum über sie sprach. Heute lesen wir von der Chip-Krise oder jüngst der Kabelbaum-Krise, bei der sehr schnell jedem deutlich wird, dass aus stockenden Lieferketten in der Automobilbranche schnell stockende Bestellketten werden und dem Autokäufer lange Lieferzeiten und hohe Preisaufschläge drohen können.

Durch Krisen wie der Corona-Pandemie oder geopolitische Ereignisse dominieren Fragen der Lieferkette die Nachrichten und bringen langjährige Produktionsstrukturen in unserer globalisierten Welt mit einem diffizil verzweigten Zulieferer-Netzwerk ins Wanken. So stehen viele Unternehmen vor dem gleichen Problem: einem Mangel an Komponenten.

Um den Defiziten in der Lieferkette entgegenzuwirken, müssen Unternehmen veraltete Ansätze für Design und Entwicklung sowie anfällige Produktions- und Liefersysteme hinter sich lassen. Die additive Fertigung fungiert hier als Enabler für eine langfristige Neujustierung der Produktion, aber auch als schnelle Taskforce für kurzfristige Maßnahmen, um die Herstellung einzelner Komponenten zu gewährleisten. Mit cloudbasierter Software und 3D-Druck können Unternehmen ihre eigene Produktion beschleunigen und sie wieder näher an den Endkunden bringen.

Additive Fertigung verschlankt Entwicklungs- und Produktionsprozesse

Für Unternehmen, die ihre Abhängigkeit von einer unsicheren Lieferkette verringern möchten, bietet der 3D-Druck zahlreiche Vorteile. So können Unternehmen dank cloudbasierter Software und additiver Fertigung komplexe Strukturen auf einer einzigen Plattform entwerfen, testen und optimieren. Es besteht keine Notwendigkeit, Zeit und Geld für die Herstellung von Gussformen aufzuwenden, wie es beispielsweise beim Spritzgussverfahren notwendig wäre. Da der 3D-Prozess mit cloudbasierter Software gesteuert wird, kann das Produkt, sobald es produktionsreif ist, als Datei einfach an den entsprechenden 3D-Drucker, der dem Endverbraucher am nächsten ist, übermittelt werden.

Die Beschleunigung von Prozessen ist ein entscheidender Vorteil der additiven Fertigung, denn herkömmliche Verfahren zur Erstellung von Prototypen und zur Überarbeitung von Entwürfen können einige Monate dauern, selbst wenn man die zusätzlichen Hürden, die sich durch die Lieferkette ergeben, außer Acht lässt. In den vielen Phasen eines Produktionsprozesses kann der 3D-Druck die zeitlichen und geografischen Einflussfaktoren reduzieren.

3D Druck ermöglicht die Herstellung von komplexen Gitter-Strukturen

Neben der Behebung von Problemen in der Lieferkette, ermöglicht der 3D-Druck Konstrukteuren, komplexe Gitterstrukturen in einem Bauteil zu vereinen. Das patentierte Digital Light Synthesis™-Verfahren (DLS), eine wichtige Säule der „Idea-to-Production“-Plattform von Carbon, nutzt eine Kombination aus digitaler Lichtprojektion, sauerstoffdurchlässiger Optik und UV-härtbaren Flüssigharzen, um die gewünschten Komponenten unter anderem mit filigranen Gitterstrukturen schnell und in hoher Qualität herzustellen.

In einem Bauteil können zum Beispiel unterschiedliche Härtegrade innerhalb einer Gitterstruktur erzeugt werden. Ein hochmoderner 3D-Drucker hat den Vorteil, produktionsunabhängig und just-in-time nutzbar zu sein. Gleichzeitig bedeutet diese neue Art der Zusammensetzung von Bauteilen, dass weniger Einzelteile benötigt werden und die Lieferkette somit entlastet wird – vor allem wenn der Entwicklungs- und Produktionsprozess wieder vor Ort durchgeführt wird.

Additive Fertigung als Ausweg aus dem Chaos in der Lieferkette

Die Lieferketten-Problematik, die sich aus der Corona-Pandemie und der aktuellen geopolitischen Situation ergeben hat, zeigt, dass konkrete Lösungen gefunden werden müssen. Einige Unternehmen haben sich erfolgreich angepasst, weil sie verstanden haben, dass das Modell der vergangenen Jahrzehnte mit globaler Fertigung und weit verzweigten Lieferwegen überfordert ist und zu viele Schwächen aufweist. Unternehmen, die weiterhin an den alten Wegen festhalten, laufen Gefahr ihren Geschäftsbetrieb nicht mehr aufrechterhalten zu können.

Nicht nur die Verantwortlichen für den Maschinenpark in der Produktion, sondern auch diejenigen aus der Entwicklung und Fachabteilungen, die eine Umstellung auf den 3D-Druck in Erwägung ziehen, werden im Unternehmen begeisterte Verbündete unter ihren Designern und Ingenieuren finden. Auch die Teams der Produktion und Beschaffung werden es zu schätzen wissen, dass sie mehr Kontrolle über ihre Arbeit haben und weniger von Outsource-Partnern abhängig sind. Der Einsatz von 3D-Druck in der Serienproduktion ist zukunftsweisend und kann Probleme lösen, mit denen Hersteller aktuell zu kämpfen haben.

Aufmacher und Bilder / Lizenz / Quelle
Carbon

Kurzbeschreibung zum Autor:

Andreas Tulaj verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der additiven Fertigung und verantwortet als Vice President Sales bei Carbon den Vertriebsausbau in Europa sowie die Pflege und den Aufbau langfristiger Beziehungen zu Kunden und Partnern. Tulaj, der zuletzt bei GE Additive als Global Strategic Account Director tätig war, verfügt über umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in den Bereichen operatives Management, kommerzieller Vertrieb und Key Account Management.

Schifffahrt, Luftverkehr und Industrie: wie grüner Wasserstoff ganze Industriezweige dekarbonisieren kann

Das Klimaschutzpaket der EU sieht es vor: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden, und bereits bis 2030 sollen die Treibhausgase um 55 % im Vergleich zum Jahr 1990 reduziert werden. Ambitionierte Ziele, die es nicht zuletzt für große Verkehrs- und Industriezweige zu erreichen gilt. Grüner Wasserstoff geht als einer der vielversprechendsten Kandidaten ins Rennen um das Erreichen der Klimaziele – ob als Treibstoff, Energieträger oder Grundstoff für Fertigungsprozesse. Cyril Dufau-Sansot, CEO des Wiesbadener Unternehmens Hy2gen, weiß, wie die einzelnen Branchen vom klimaneutralen Gas profitieren können. Hy2gen gehört zu den Marktführern im Segment grüner Wasserstoff und sammelte kürzlich 200 Mio. Euro Investor:innengelder für zukünftige Projekte ein.

Wasserstoff ist als Treibstoff oder in Fertigungsprozessen der Industrie kein unbekanntes Element. Bereits in den 1990er-Jahren wurde in der Schweiz daran geforscht, wie die Technologie zur Umwandlung des Energiesystems eingesetzt werden könnte. Auch per Brennstoffzelle angetriebene Wasserstoffautos rollen nicht erst seit gestern auf den Straßen. Die batteriebetriebene E-Mobilität hat die Wasserstofftechnologie auf der Straße mittlerweile aufgrund deutlich höherer Effizienz obsolet gemacht. Für andere Bereiche ist Wasserstoff jedoch weitestgehend alternativlos, sollen diese auf Klimaneutralität umgestellt werden. Wichtig dabei: Der Wasserstoff muss grün gelabelt sein. Das heißt, der Strom, der notwendig ist, um mittels Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff zu gewinnen, muss zu 100 % aus regenerativen Quellen stammen. Anschließend wird der Wasserstoff in eine Brennstoffzelle geführt, die ihn in Energie umwandelt und in eine Batterie einspeist, welche wiederum einen Motor antreibt. Die Krux dabei: Um Wasserstoff komplikationsfrei und in großen Mengen transportieren zu können, muss er verflüssigt und bei extrem niedrigen Temperaturen um die minus 253° C gelagert werden. Es erfordert also Lösungen, wie Wasserstoff mit aktuellen technischen Mitteln wirtschaftlich genutzt werden kann. Dazu bieten sich die Derivate von Wasserstoff, sogenannte E-Fuels, an.

Ammoniak und E-Methanol als Treibstoffe in der Schifffahrt

Ammoniak, bisher vor allem aus der Düngeindustrie bekannt, wird weltweit günstig gehandelt. Das farblose, stechend riechende und toxische Gas wird mittels Haber-Bosch-Verfahren aus Stickstoff und Wasserstoff gewonnen. Hinsichtlich der Lagerung ist es deutlich praktischer als Wasserstoff, da es bereits bei Temperaturen um die minus 33,6° C flüssig wird. Zudem werden zur Lagerung keine Hochdrucktanks benötigt, und bestehende Bunkersysteme auf Schiffen können mit geringen Modifikationen verwendet werden. Das Entflammungsrisiko bei flüssiger Lagerung geht gegen null. Bei der Verbrennung ist Ammoniak kohlenstofffrei, und der Stoff zerfällt in die Ursprungselemente Stickstoff und Wasser. MAN Energy Solutions und Samsung Heavy Industries konzipieren aktuell den ersten mit Ammoniak betriebenen Öltanker. Der zweite Hoffnungsträger im Schiffsverkehr ist E-Methanol, das aus Synthesegas hergestellt wird. Dieses setzt sich aus grünem Wasserstoff und biogenem Kohlenmonoxid oder Kohlendioxid zusammen. Im Vergleich zu Ammoniak müssen keine aufwendigen Handling-Prozesse beachtet werden, denn der Stoff ist flüssig und von geringer Toxizität. Vorsicht ist bei Kontakt mit Hitze oder Feuer angesagt: Der Flammpunkt liegt bei 12° C. Der Einsatz von E-Methanol in sogenannten Dual Fuel Methanol Engines, also Motoren, die auch mit Schiffsdiesel betrieben werden können, ist bereits Realität. Im Juni 2021 hatte die dänische Unternehmensgruppe Maersk ein 2.100 Container fassendes Schiff geordert, das 2023 in Betrieb gehen soll.

Sustainable Aviation Fuel (SAF) für den Flugverkehr

Cyril Dufau-Sansot beschreibt, wie die energielastige Industrie vom klimaneutralen Gas Wasserstoff profitieren kann.

Was auf Schiffen problemlos funktioniert, kann auf Flugzeuge nicht einfach übertragen werden: Brennstoffzellen und Lagerungstanks benötigen viel Platz. Im engen Flugzeugrumpf ist der jedoch Mangelware. Hier liefern synthetische Kraftstoffe, die mittels Fischer-Tropsch-Verfahren aus Wasserstoff und Kohlendioxid gewonnen und anschließend in Raffinerien veredelt werden, eine Alternative. Die Umwandlung von Strom in einen Flüssigkraftstoff wird auch Power-to-Liquid (PtL) genannt. Der Gesetzgeber sieht bis 2026 eine Beimischungsquote von E-Kerosin zum herkömmlichen Kerosin von 0,5 % vor, ähnlich wie bei E10 an der Tankstelle.

Denn E-Kerosin kann zwar ohne Umrüstung bestehender Flugzeugmotoren zu 100 % getankt werden, ist in der benötigten Menge jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht verfügbar. E-Kerosin verbrennt zwar nicht klimaneutral, und es entstehen immer noch Emissionen, allerdings wird dabei nur so viel CO2 freigesetzt, wie zur Herstellung auch verwendet wurde, was E-Kerosin CO2-frei macht.

Industrie setzt auf Ammoniak und E-Methanol als Energieträger und Grundstoff zur Produktion

Vor allem die Stahl- und die Chemieindustrie können von den Derivaten aus grünem Wasserstoff profitieren. Aufgrund ihrer günstigen Transport- und Lagereigenschaften können grünes Ammoniak und E-Methanol als Energieträger für die Stahlindustrie genutzt werden. Ebenso gibt es durch den industriellen Einsatz von Ammoniak, etwa als Düngemittel, eine bereits sehr gut ausgebaute Infrastruktur, was sich ebenfalls günstig auf den Transport auswirkt. In der Chemie kommt E-Methanol zur Produktion von chemischen Grundstoffen und Konsumgütern wie Farben zum Einsatz. Neben der zuvor erwähnten Verwendung als Düngemittel eignet sich Ammoniak auch als Basis für Reinigungsprodukte. Zudem profitieren Unternehmen und Haushalte, die um Industrieanlagen herum angesiedelt sind, denn die durch die Verbrennung freigesetzte Energie kann als Abwärme ins Nahwärmenetz eingespeist werden.

Industrie und Politik müssen an einem Strang ziehen

Hy2gen-CEO Cyril Dufau-Sansot rechnet mit der Wettbewerbsfähigkeit von grünem Ammoniak zwischen 2030 und 2040 und mit der von E-Methanol um das Jahr 2040 herum. Dass Bundesfinanzminister Christian Lindner kürzlich zusicherte, bis 2026 etwa 200 Milliarden Euro in Klimaschutz, Ladeinfrastruktur und Wasserstoff-technologie zu investieren, sieht Dufau-Sansot als einen Schritt in die richtige Richtung. Zudem sollte eine Abnahmeförderung für Endkund:innen festgelegt und konventionelle Kraftstoffe sollten höher besteuert werden. Ohne bestimmte Regularien wird es der grünen Wasserstoffwirtschaft schwerfallen, ihr Potenzial zu entfalten. Nur so kann auch die Industrie dazu bewegt werden, auf neue Technologien umzusteigen. Diese sollte sich zudem neuen Ansätzen nicht verschließen und sich der Endlichkeit fossiler Brennstoffe bewusst werden. „Wir müssen jetzt alles daransetzen, eine klimaneutrale Zukunft zu gestalten. Es mangelt nicht an Ideen und Werkzeugen, wir müssen sie nur umsetzen“, so Dufau-Sansot.

Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Bereitgestellt von Hy2Gen


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Retourenhandling in der Fashion-Logistik

Per Automatisierung auf kürzestem Wege zurück in den Handel

Der E-Commerce-Sektor wächst weiter exponentiell und verspricht rasant steigende Umsätze. Kehrseite der Medaille sind unablässig steigende Retourenquoten, die die Marge der Anbieter belasten. Von dieser Entwicklung ist vor allem die Modebranche betroffen, die eine schnellstmögliche Wiederverfügbarkeit der Waren im Verkauf anstrebt, um Wertverlust im Saisongeschäft zu verhindern. Automatisierung ist ein bewährtes Mittel, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Von kostenfreien Rücksendungen machen die Online-Shopper speziell im Fashion-Segment gerne Gebrauch. Hier werden mehr als 40 Prozent der häufig spontan mobil bestellten Waren an den Anbieter zurückgeschickt. Dies kann ein Hoodie sein, der im richtigen Licht betrachtet nicht mehr gefällt. Der Anteil solcher Single-Piece-Aufträge fällt aber eher gering aus. In den weitaus meisten Fällen werden zum Beispiel ein favorisiertes T-Shirt oder auch ein Paar Schuhe in verschiedenen Farben und Größen bestellt, um in Ruhe eine passgenaue Auswahl treffen zu können. Der Rest wandert in die Retoure.

Retourenhandling im Fashion-Handel

Um in einem hart umkämpften Markt und angesichts der im Netz immer sprunghafter agierenden Kunden wettbewerbsfähig zu bleiben, ist das Angebot kostenloser Retouren praktisch alternativlos. Auch großzügig bemessene Fristen zur Rückgabe der Waren werden erwartet, da sie als Serviceleistung Teil des Geschäftsmodells sind. Wenn man sich vor Augen führt, dass pro Jahr mehrere hundert Millionen Pakete retourniert werden, wird deutlich, vor welchen Herausforderungen die Online-Händler stehen. Denn sie tragen nicht nur die Versandkosten. Auch das Prozedere der Wiederaufbereitung über die erneute Einlagerung und Kommissionierung ist auf konventionellem Wege äußerst aufwändig, sowohl unter zeitlichen als auch monetären Aspekten. Daher belasten Retouren auch die Marge.


„Wenn man sich vor Augen führt, dass pro Jahr mehrere hundert Millionen Pakete retourniert werden, wird deutlich, vor welchen Herausforderungen die Online-Händler stehen.“


Gastautor: Manfred Januschka, Ingenieur für Maschinenbau, SSI Schäfer

Automatisierung als Schlüssel für mehr Effizienz auch in Peak-Zeiten

Vor diesem Hintergrund drängt sich den Anbietern die Frage auf, wie sich das Retourenhandling effizienter und schneller organisieren lässt, sodass letztlich auch Prozesskosten gesenkt werden können. Vor allem in der Peak-Saison wie den Cyber Days samt dem sich anschließenden Weihnachtsgeschäft werden die Herausforderungen bewusst. Gerade in den Monaten November, Dezember und Januar wird nicht nur ein großer Anteil des Jahresumsatzes erwirtschaftet, auch die Retourenquote erlangt ein hohes Ausmaß. Vor diesem Hintergrund rücken vermehrt automatisierte Lager- und Kommissioniersysteme in den Fokus, die eine deutlich erhöhte und zugleich fehlerfreie Performance garantieren, skalierbar sind und auch das Personal entlasten.

Nach Aufbereitung ad hoc wieder versandbereit

Mit dem SSI Carrier hat SSI Schäfer eine maßgeschneiderte Lösung für die besonders hohen Ansprüche der Fashion-Logistik entwickelt. Über das System lassen sich sowohl die Filialbelieferung als auch kleinere E-Commerce-Aufträge inklusive des Retourenhandlings rasch und höchst effizient abwickeln. Der in Modulbauweise konzipierte, innovative Taschensorter für Hänge- und Liegewaren bis 3 Kilogramm kombiniert fünf Funktionen in einem System: Transportieren, Stauen, Puffern und Sortieren auf Kundenaufträge sowie Sequenzieren nach definierten Regeln – und das bei einer besonders hohen Durchsatzleistung von vielen tausend Stück bis zu mehreren zehntausend Ladungsträgern pro Stunde.

Herzstück ist ein innenlaufender Rolladapter, der Ladungsträger wie Taschen oder Kleiderbügel aufnimmt und identifiziert sowie zuverlässig und schonend transportiert. Zurückgesendete Ware wird nach Prüfung – zum Bespiel an von SSI Schäfer eigens konzipierten Retouren-Bearbeitungsplätzen – direkt in einen dynamischen Puffer übergeben. Sie befindet sich somit sofort wieder im System und kann ohne eine zwischengeschaltete Kommissionierung jederzeit für einen Folgeauftrag herangezogen werden.


Matrixsorter – Der SSI Carrier ist die ideale Lösung für die besonders hohen Ansprüche der Fashion-Logistik.

Kompakt, ausbaufähig und vielfältig kombinierbar

Der SSI Carrier benötigt nur wenig Platz, ermöglicht eine maximale Lagerdichte und lässt sich bei wachsenden Auftragsvolumina jederzeit flexibel erweitern. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Taschensorter stets auch eine ideale Ergänzung darstellt. So kann dieser beispielsweise mit Fachboden- und Palettenregalen sowie zu- und abführenden Fördertechnikstrecken kombiniert werden. Mittels der skalierbaren und standardisierten Logistiksoftware WAMAS® können alle Prozesse unter Berücksichtigung der tagesaktuellen Auftragslast sowie der vorhandenen Kapazitäten und Ressourcen gesteuert und kontrolliert werden, um so ein effizientes Retourenmanagement zu gewährleisten.

Operative Basis zur Optimierung der „Customer Journey“

Eine leistungsstarke Logistik ist per se entscheidend, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu generieren und wirtschaftlich zu agieren – auch und insbesondere im schnelllebigen Fashion-Markt. Davon profitieren Direktanbieter, Händler und Fulfillment-Dienstleister gleichermaßen. Mit dem richtigen Intralogistikpartner an der Seite, der die passenden Produkte bis hin zur Software aus einer Hand liefert, werden die Voraussetzungen für eine rundum gelungene „Customer Journey“ geschaffen.

https://www.ssi-schaefer.com/de-de

Aufmacherbild, Beitragsbilder
Quelle / Lizenz: Copyright SSI Schäfer

Handel im Wandel: Priorität für Customer Experience

Der E-Commerce der Zukunft wird spannend und umsatzstark sein: Bis 2025 wird der E-Commerce-Markt in Deutschland voraussichtlich auf 107 Milliarden Euro anwachsen. Auch wenn sich der Markt in den letzten Jahren dramatisch verändert hat, sorgen immer neue Innovationen dafür, dass das Wachstum unserer schönen neuen Geschäftswelt unvermindert anhält. Im Zentrum dieser Dynamik steht dabei die Verbesserung der Customer Experience. Wie können Sie als Marketingverantwortlicher dafür sorgen, dass Ihre Marke den steigenden Kundenanforderungen gerecht wird? Wie können Sie sichergehen, dass Ihre Produkte in der Gunst des Kunden ganz vorn liegen? Keine leichte Aufgabe.

Customer Experience ist nicht nur mit dem vermehrten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und einer stärkeren Personalisierung verbunden, sondern auch mit einem deutlichen Fokus auf Nachhaltigkeit – und zwar in allen Sparten und Branchen. Katja Dömer, Chief Marketing Office bei inriver, erklärt, wie Sie mit den richtigen Prozessen und Technologien sowie innovativen Konzepten Ihre Käufer gezielte ansprechen und so den entscheidenden Vorsprung erhalten.

Die Customer Experience verbessern – aber wie?

Katja Dömer gibt Empfehlungen, wie Entscheider Schritt halten können mit den Kundenerwartungen.

Wo kaufen die Kunden ein?
Vor Kurzem befragte inriver im Rahmen einer Studie 6.000 Online-Shopper zu ihrem Einkaufsverhalten. 44 Prozent von ihnen gaben darin an, den Kaufvorgang auf Marktplätzen wie Amazon oder Zalando zu starten. Nur 9 Prozent der Befragten erklärten, als Erstes auf der Marken-Website eines Herstellers zu recherchieren. Deshalb sollten Sie zunächst in Erfahrung bringen, wo sich die Kunden über Ihre Produkte informieren. Nur so können Sie in der Vermarktung die nötigen Prioritäten legen. Sorgen Sie anschließend dafür, dass Ihre Produkte auf den richtigen Kanälen gefunden und effektiv verkauft werden können! Hierfür steht eine Vielzahl an Tools zur Verfügung.

Künstliche Intelligenz einsetzen, wo immer es geht
Angesichts der Masse der verkauften Produkte und der wachsenden Zahl an Kanälen, auf denen Sie präsent sein müssen, reichen manuelle Prozesse nicht mehr aus. Nutzen Sie deshalb das Potenzial Künstlicher Intelligenz für Ihr Shopmanagement! KI einzuführen mag auf den ersten Blick einschüchternd wirken, ist aber größtenteils unproblematisch, denn die meisten Lösungen verwenden bereits irgendeine Form von Künstlicher Intelligenz – von Übersetzungsprogrammen über automatische Marketingsysteme bis hin zu CRM-Technologien. Künstliche Intelligenz kann beispielsweise für indivuelle Produktempfehlungen, hilfegebende Chat-Bots oder für personalisierte Anzeigen eingesetzt werden, die auf historischen Daten oder Echtzeitinformationen basieren.

Personalisierung: das A und O
Kunden erwarten heutzutage eine personalisierte Omnichannel-Experience – ein Kauferlebnis, das auf sie zugeschnitten und auf allen Kanälen einheitlich präsentiert wird. im Rahmen der DSGVO können im Marketing seit Jahren legal Daten und Einblicke gesammelt werden, die uns Aufschluss über die Vorlieben unserer Kunden geben. Auf diese Weise wissen wir, was sie kaufen und wann sie es kaufen. Dieses Wissen sollten wir für eine bessere Customer Experience nutzen und Kunden bekommen in der Folge vermehrt Angebote, die auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Personalisierung macht auch das Cross- und Up-Selling einfacher. Personalisierung ermöglicht „Shop the look”-Konzepte, den Verkauf von Ersatzteilen und die Vermarktung von Accessoires mit jedem beliebigen Artikel. Mit Personalisierung sorgen Sie außerdem dafür, dass die Verbraucher bessere Kaufentscheidungen treffen. Sie kann sogar dazu beitragen, dass Sie nicht nur die bevorzugte Marke, sondern auch das bevorzugte Produkt in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt anbieten.

Nachhaltigkeit als Kaufkriterium
Zu einer guten Customer Experience gehören auch Informationen, die für das Einkaufserlebnis wichtig sind, wie etwa Hinweise zur Nachhaltigkeit des Produkts oder die Öko-Richtlinien des Unternehmens. Überall auf der Welt möchten Verbraucher heute die Möglichkeit haben, mit ihrem Einkauf etwas zu bewirken. Sie wollen ihren persönlichen Überzeugungen treu bleiben.
Konkret heißt das: Verbraucher wollen Produkte, die aus nachhaltigen Quellen oder regionalem Anbau stammen, einen niedrigen CO2-Fußabdruck aufweisen, ökologisch zertifiziert oder gentechnikfrei sind. Auch ethische Lieferketten werden immer relevanter: vom 1. Januar 2023 wird bundesweit das sogenannte Lieferkettensorgfaltsplichtgesetz in Kraft treten, welches Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten verbessern und schützen soll. Auch um solche rechtliche Neuerungen im Blick zu haben, kann Automatisierung eine geeignete Unterstützung sein.
Informationen zur Nachhaltigkeit und unternehmerischer Ethik sollten bei allen Produkten klar und deutlich ausgewiesen und für den Kunden problemlos abrufbar sein. Wenn solche Informationen fehlen, ein Kunde sie aber für ausschlaggebend hält, riskieren Sie den Abbruch des Kaufs.

So weit so gut. Aber wie kann man das alles umsetzen?

Eine erstklassige Omnichannel-Experience hängt von den richtigen Prozessen und Technologien ab. Im Handel ist es häufig eine Product-Information-Management-Lösung (PIM), die die Basis für eine optimale, kanalübergreifende Customer Experience bildet. Sie kommt ohne isolierte, manuelle Arbeitsschritte aus, die den Kaufvorgang des Kunden oft nur behindern.
Der Handel heute erfordert eine Digital-first PIM-Lösung: Sie ermöglicht agiles Handeln, die rasche Erschließung neuer Kanäle und Marktplätze sowie einen fehlerfreien, attraktiven und einheitlichen Produkt-Content. Eine PIM-Lösung macht Ihr Unternehmen zudem fit für die Zukunft, denn sie lässt sich an eine unbegrenzte Anzahl von Lösungen wie Lokalisierungs-, CRM-, E-Commerce oder Print-Systemen anbinden.
Bis zum Jahr 2025 wird Deutschland 19 Prozent des gesamten E-Commerce-Umsatzes in Europa generieren. Ein gewaltiges Potenzial. Bereiten Sie sich jetzt darauf vor, es auszuschöpfen.

War for Talents in der IT

Kaum eine Branche ist so geprägt vom Fachkräftemangel wie die IT. Wie man bei Confluent mit dem Fachkräftemangel umgeht, haben wir Jens Lübben, Area Vice President in CEMEA gefragt.

Herr Lübben, Sie sagen „Geld und ‚wir sind hipp‘ zu sein, reicht im War for Talents halt einfach nicht mehr aus, besonders nicht für die jüngeren Generationen“. Können Sie das ein wenig weiter ausführen?
Uns allen ist klar, dass zu einem guten Arbeitsplatz viel mehr gehört als der Obstkorb oder die regelmäßige Gehaltserhöhung. Employer Branding sowie der unternehmenskulturelle Benefit gewinnen unter Kandidatinnen und Kandidaten zunehmend an Bedeutung. Außerdem haben sie oft Vorurteile gegenüber potenziellen Arbeitgebern. Vor allem Absolventen, die zum ersten Mal mit dem Arbeitsmarkt in Berührung kommen, haben bestimmte, nicht selten negativ behaftete, Vorstellungen vom Arbeitsalltag. Daher ist es wichtig, dass IT-Unternehmen potenziellen Kolleginnen und Kollegen möglichst authentisch vermitteln, welche Kultur sie pflegen. Dazu gehört, dass sich die Belegschaft, einschließlich der Executive-Ebene, auf Augenhöhe begegnet und die Unternehmenskultur vorlebt. Das schafft Vertrauen und Bindung. Sind die Mitarbeitenden vom guten Klima überzeugt, tragen sie diese ebenso überzeugend nach außen.
Wenn Unternehmen eine offene Stelle ausschreiben, erwarten sie, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber in irgendeiner Form abheben. Aber was tun sie im Gegenzug, um sich von anderen Arbeitgebern abzuheben? Im „War for Talents“ geht es nicht darum, einfach nur gute Arbeitskräfte einzustellen. Vielmehr sollten IT-Unternehmen die Prämisse verfolgen, gute Arbeitskräfte auch langfristig halten zu wollen.

Welche Maßnahmen haben Sie sich einfallen lassen, um die Fluktuation möglichst gering zu halten?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und die Fluktuationsrate gering zu halten. Das Fundament ist in jedem Fall eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. An dieser Stelle möchte ich zwei Wege besonders hervorheben, die wir bei Confluent gehen: Einerseits nimmt die Anerkennung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen sehr hohen Stellenwert bei uns ein. Egal, ob sie einen Beitrag für die Belegschaft oder für den Unternehmenserfolg leisten: Wir feiern diese Erfolge gemeinschaftlich. Außerdem nehmen wir proaktiv das Wohlbefinden aller wahr. Vor allem in der aktuellen Zeit hat jeder mit ganz persönlichen Belastungen zu kämpfen und braucht hin und wieder Zeit zum Abschalten – Zeit, um die „innere Batterie“ wieder aufzuladen. Daher bieten wir dreimal im Quartal „Recharge Days“ an, die nach eigenem Ermessen genutzt werden können. Diese freien Tage sind keine Pflicht, allerdings nimmt die Mehrheit sie in Anspruch. Das sagt bereits viel darüber aus, worauf es in der modernen Unternehmenskultur ankommt.
Andererseits schaffen wir für Kolleginnen und Kollegen ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld, in dem jeder die gleichen Chancen erhält, um zu wachsen. Dafür führen wir regelmäßige Schulungen durch, in denen wir zum Thema Vorurteile sensibilisiert werden. Welche Vorurteile entstehen am Arbeitsplatz? Wie geht man korrekt mit ihnen um und wie können wir sie vermeiden? Außerdem konnten wir eine „No Ask Policy“ etablieren: Entscheidet sich eine Kollegin oder ein Kollege aus persönlichen oder familiären Gründen dazu, von zu Hause aus zu arbeiten, muss sie oder er sich nicht vor der Belegschaft rechtfertigen. Es fragt auch niemand nach. Dies soll Vorurteilen am Arbeitsplatz proaktiv entgegenwirken.


Sowohl wir als auch die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger profitieren von einer Win-Win-Situation.

Jens Lübben

Neue Mitarbeitende zu rekrutieren bedarf heutzutage einer gewissen Kreativität im War for Talents, zumal die Maßnahmen so individuell sind wie das Unternehmen selbst. Welche Tipps möchten Sie insbesondere kleineren Unternehmen mit auf den Weg geben?
Besonders kleinere und mittelständische IT-Unternehmen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Viele planen, diversere Teams aufzustellen, haben jedoch wenig Erfolg auf der Suche nach den passenden Kandidatinnen und Kandidaten. Wer sich diesen Herausforderungen gegenübersieht, dem lege ich nahe, sich aus seiner Komfortzone herauszubewegen. Unter anderem bedeutet das, ausgeschriebene Stellen für Quereinsteiger zu öffnen und neue Kolleginnen und Kollegen mittels Aus- und Weiterbildung zu fördern. Das können entweder Laien oder junge Hochschulabsolventen sein, die zwar eine hohe Affinität zu Tech-Themen, jedoch nicht die oftmals verlangte mehrjährige Erfahrung und/oder das Fach-Know-how vorweisen können.
Wir bei Confluent verlangen von Talenten nicht, dass sie ein tiefgehendes Technologie-Wissen zum Bewerbungsgespräch mitbringen. Das sind Skills, die sie mit unserer Hilfe erlernen und festigen können. Wir legen vielmehr Wert darauf, dass sie uns von ihrer Affinität sowie ihrer Motivation, den Stoff verinnerlichen zu wollen, überzeugen können. Für Quereinsteiger haben wir ein Skill-Programm ins Leben gerufen, das Teil des Onboardings ist. Je nach Wissensgrundlage kann dieses Programm drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen. Dabei durchlaufen die neuen Kolleginnen und Kollegen mehrere Phasen und lernen direkt an der Praxis.
Neben ihrer Motivation sollten Bewerberinnen und Bewerber außerdem Veränderungen offen gegenüberstehen und diese als Teil der Normalität verstehen. Vor allem in unserer Branche treten diese schnell – und spontan – auf und können sowohl Prozesse als auch Strukturen, Kundensituationen, Use Cases oder ganze Technologie-Paradigmen betreffen.

Sie investieren viel, um auch Quereinsteigenden bei Ihnen den Karriereweg zu ebnen. Das kann längst nicht jedes Unternehmen leisten. Inwiefern lohnt es sich für Ihre Unternehmung?
Sowohl wir als auch die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger profitieren von einer Win-Win-Situation. Auf der einen Seite ebnen wir ihnen den Weg in die IT-Branche, der zuvor zum Beispiel durch äußere Einflüsse nicht in Betracht gezogen wurde. Das ist bereits eine gute Voraussetzung für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Da sie während des Skill-Programms gemeinsam mit einer erfahrenen Mitarbeiterin bzw. einem erfahrenen Mitarbeiter praxis- und kundennah lernen, wachsen sie gemeinsam mit den Kunden, den aufkommenden Veränderungen und folglich auch mit Confluent. Dadurch beweisen wir nicht nur, dass wir ihnen Raum für Entwicklung geben, sondern schaffen eine starke Mitarbeiterbindung.
Auf der anderen Seite haben wir dank Quereinstiegschancen einen viel breiteren Zugang zum Talent-Pool. Das erweist sich besonders beim Aufbau diverser Teams als vorteilhaft. Dadurch profitieren wir täglich von vielen verschiedenen individuellen Perspektiven, Meinungen und Ideen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne mit uns teilen und somit ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.


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