Nullzinspolitik macht die Dividende zum Renner
Experten zweifeln nicht: Die Börsen der Emerging Markets (EmMa) werden 2015 in die Erfolgsspur zurückfinden.
2013 und 2014 hatte der MSCI Emerging Markets Index je rund fünf Prozent verloren. „Contrarians“ – gegen die Mehrheitsmeinung agierende Anleger – erwarten für Schwellenländer-Aktien also die Wende. Und das, obwohl China als treibende Kraft an Dynamik verliert. „Das Wachstum in Schwellenländern ist nicht mehr so stark wie zuvor, aber noch höher als in den Industrieländern“, bleibt Manu Vandenbulck, Manager des ING (L) Invest Emerging Markets High Dividend, Optimist. Sein seit drei Jahren existierender Fonds investiert in Schwellenländer-Aktien, die eine attraktive Dividendenrendite bieten.
In der Tat: Vieles spricht für die Schwellenländer. So auch die im Vergleich zu Industrieländern höhere Bevölkerungszahl, der enorme Nachholbedarf und generell niedrigere Staatsschulden vieler Staaten. Geht es um einen Vergleich von Börsen-Kennzahlen, dann schneiden die EmMa auch besser ab. Schwächen liegen in rechtlicher und infrastruktureller Hinsicht und dem labilen Börsenwesen der Länder.
In Zeiten, in denen Staatsanleihen als solide geltender Industrieländer magere Renditen zwischen 0,3 % in Japan, 0,54 % in Deutschland und 1,87 % in den USA abwerfen, kommt der Dividende in globalen Anlagestrategien große Bedeutung zu. Gerade institutionelle Investoren (Pensionskassen, Versicherungen) stehen gegenüber Leistungsempfängern mit hohen Zinsversprechen in der Pflicht. Traditionelle Investments werfen diese Renditen nicht mehr ab. Die Suche nach höheren Renditen ist in vollem Gange – auch bei Aktien.
Das nutzen Manu Vandenbulck und sein Team. Im Fonds werden nur Aktien von Unternehmen aus Schwellenländern mit stabilen und relativ hohen Dividenden aufgenommen. Wichtig für Kapitalanleger: Der Fonds selbst plant keine Ausschüttungen – alle anfallenden Dividendenerträge werden wieder angelegt.
Anleger sollten sich beim Thema Dividende von alten Denkmustern verabschieden. Unternehmen aus den EmMa sollten nicht mehr nur an der Wachstumsdynamik, sondern auch an der Dividende gemessen werden. Immerhin schütten rund 90 Prozent der Aktien von Schwellenländer-Unternehmen Dividenden aus. Deren Durchschnittsrendite liegt bei fast drei Prozent. Solche dividendenstarken Aktien sind oft interessanter als dynamische Wachstumsaktien. Auf den Punkt gebracht: Je höher das Wachstum der Schwellenländer ist, desto mehr Spielraum besteht in der Dividendenpolitik.
Für 2015 wird ungeachtet der Gefahr steigender US-Zinsen eine graduelle Belebung der Weltkonjunktur erwartet. „Die Geschichte lehrt, dass sich steigende US-Zinsen nicht notwendigerweise negativ auf EmMa-Aktien auswirken müssen“, so Vandenbulck. Im Gegenteil: Es gebe positive Perspektiven sowohl für das Gewinn- als auch für das Dividendenwachstum der Firmen in den EmMa. Da der Fokus des Fonds auf Dividendenwachstum liegt, ist dessen Entwicklung über die Jahre hinweg stabil. „Dividenden fluktuieren nämlich weniger als Gewinne“, reflektiert der Fondsmanager seine Erfahrungen.