Neue Arbeitswelten

Neue Technologien verändern die Zusammenarbeit. Als Open Space ohne festen Arbeitsplatz passt sich das Büro den Gegebenheiten an. In „Huddle-Rooms“ werden der Außendienst sowie die steigende Zahl an Telearbeitern mit einbezogen.

Nichts ist beständiger als der Wandel. Der von Heraklit entlehnte Marketingslogan der Evolutionstheorie erreicht in unserer Zeit völlig neue Dimensionen. Neue Technologien verändern die Arbeitswelt und Unternehmen kämpfen als Arbeitgebermarken um Fachkräfte, die diese Innovationen noch weiter vorantreiben. Doch was zeichnet eine Arbeitgebermarke in Zukunft aus? Welche neuen Möglichkeiten müssen geboten, welche Herausfordereung bewältigt werden, um in Zukunft attraktiv zu bleiben?

Während sich die jetzige Arbeitnehmergeneration noch über die Errungenschaften der 38,5-Stunden-Woche freut, lässt sich der Begriff der Arbeitszeit immer schwerer definieren. Digitale Technologien wie Cloud, Smartphone und Tablet ermöglichen freieres Arbeiten, orts- und zeitungebunden. Sie führen aber auch dazu, dass die Trennungslinien zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Von vielen Beschäftigten wird jetzt erwartet, dass sie in der Freizeit erreichbar sind. Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, müssen zwar Modelle angeboten werden, die mehr Flexibilität zulassen, doch mit Blick auf die Arbeitnehmerzufriedenheit muss trotzdem eine vernünftige Work-Life-Balance ermöglicht werden.

Neue Formen der Zusammenarbeit

„Die nächste Generation von Arbeitnehmern setzt die entsprechenden Struk­turen am Arbeitsplatz einfach voraus“, weiß Anne Marie Ginn, Snr. Category Marketing Manager, Video Collaboration EMEA bei Logitech. Im Zuge dessen ändern sich die Bürolandschaften. Fixe Schreibtischarbeitsplätze verschwin­den und „Open Spaces“ etablieren sich. „Entscheidend ist, dass man sich über Technik und Raumplanung Gedanken macht und sehr viel Wert auf die Akustik und Aufteilung der einzelnen Bereiche legt“, so Ginn, die auch auf die Not­wendigkeit von Rückzugsmöglichkeiten hinweist. „Mit Blick auf die Meetingräume ist es wichtig, dass jeder Raum mit der entsprechend hochwertigen Technik ausgestattet ist. Dazu gehören ein guter Bildschirm, ein möglichst cloudbasiertes Videokonferenzsystem und eben auch die qualitativ hochwertige Video- und Audio-Peripherie.“

Videokonferenzsysteme ermöglichen auch neue Formen der Weiterbildung, indem eine Anwesenheit vor Ort obsolet wird. Attraktive Arbeitgeber bieten jetzt immer mehr Möglichkeiten der Wissensvermittlung, die sich im Zuge der Digitalisierung zusehends von der Druckerschwärze löst. Edutainment bzw. Digital Game-based Learning setzt hierbei auf das Motivationspotenzial von Computerspielen, wie auch unsere Bundeskanzlerin am Landwirtschaftssimulator auf der diesjährigen GamesCon feststellen konnte. Neben dem Bestreben nach Selbstverwirklichung korreliert die Notwendigkeit zur Weiterbildung im Diskurs zur Arbeit 4.0 mit einem grundlegenderen Konzept der Maslow‘schen Bedürfnispyramide – die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist durch die Digitalisierung gefährdet.

So fordert unsere Noch-Bundesministerin für Arbeit und Soziales im Vorwort des „Weißbuchs Arbeiten 4.0“ „eine Weiterbildungsoffensive und ein Recht auf Weiterbildung, weil sich Tätigkeiten in einem neuen Ausmaß verändern“. Der Begriff der Weiterbildung ist in diesem Zusammenhang jedoch trügerisch, denn er suggeriert, dass auf bestehendes Wissen aufgebaut wird. Die viel beschworene Disruption macht jedoch Schluss mit dieser Illusion. Ein Taxifahrer kann noch so viel lernen, ein autonom fahrendes Auto wird er nie. Wer von neuen Technologien nicht ersetzt wird, muss zumindest im Umgang mit diesen geschult werden. So können beispielsweise AR-Brillen die Arbeit erheblich erleichtern. Ingenieure und Maschinenbauer haben jetzt die Hände frei und können sich voll auf die Arbeit konzentrieren, da man alle wichtigen Daten zu einer Maschine direkt vor Augen hat. Eine im Jahr 2016 veröffentlichte Studie von PWC zeigt, dass einer von drei Herstellern erwartet, dass Virtual Reality und AR-Technologien bis 2018 im Einsatz sind. Mit der Unterstützung von neuen Technologien können neue Wege betreten werden, was insbesondere auch für den 3D-Druck im Bereich der Produktion gilt. Jetzt kann passgenau auf die Bedürfnisse des Kunden eingegangen werden.

Optimale IT-Vertriebsunterstützung

Den Kunden im Fokus müssen auch Finanzdienstleistungsunternehmen ihren Vertriebsmitarbeitern innovative IT-Lösungen für eine Multikanal-Kommunikation zur Verfügung stellen und in ihr bestehendes IT-Vertriebssystem integrieren. „Wo Know-how, Erfahrung oder auch Ressourcen fehlen, um entsprechende digitale Projekte durchzuführen, sollten Finanzdienstleistungsunternehmen Unterstützung in Anspruch nehmen“, empfiehlt Frank Laskowski, Vorstand der compeople AG. Externe Dienstleister können mit der Realisierung und Vernetzung von innovativen IT-Lösungen für eine Multi­kanal-Kommunikation den Ver­trieb stärken. In Zukunft werden beispielsweise Sales-Analyse-Apps ermöglichen, die Beratung noch besser auf den einzelnen Kunden auszurichten. „Sind diese Anwendungen in das bestehende IT-Vertriebssystem eingebunden, ist es z. B. möglich, Suchabfragen oder umfassende Auswertungen durchzuführen“, gibt Laskowski einen Ausblick. „Auf diese Weise lassen sich wichtige Erkenntnisse, beispielsweise über das Verhalten von bestimmten Kunden, gewinnen und Vorhersagen treffen.“

Technologien für die Arbeitswelt

Big Data in Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz stellt dabei nicht nur das Vertrauensverhältnis zum Kunden auf die Probe. Datengetrieben errechnet die richtige Software proaktive Langzeitanalysen und nimmt Veränderungen vorweg. Der Blick in die Big-Data-Glaskugel ermöglicht es HR-Managern, negative Trends zu beenden, bevor sie entstehen. Die Datengrundlage der intelligenten Algorithmen kann dabei schier unermesslich sein. Firmen­interne Daten, beispielsweise aus der Bewerbung, Einträge in Social-Media-Kanäle oder Wetterdaten, halten her, um Prognosen zu erstellen. Doch wie gläsern will man seinem Arbeitgeber gegenüber sein? Arbeitgeber stehen in diesem Zusam­menhang daher vor einer besonderen Herausforderung. Einerseits vermag Big Data die Wett­bewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken, andererseits schafft ihr Einsatz Misstrauen. Hier muss die Kommunikation mit der Belegschaft gesucht werden und der Einsatz transparent gestaltet werden, um Misstrauen vorzubeugen.

Wer partout keinen attraktiven Arbeitgeber findet, macht sich selbstständig. Crowdworking bezeichnet ein im Zuge der Digitalisierung neu entstandenes und heiß diskutiertes Modell. Online-Plattformen bieten Arbeit in unterschiedlichsten Bereichen an, wodurch neue Möglichkeiten für flexible Arbeitseinsätze entstehen. Einer im April veröffentlichten Studie der Universität Kassel zufolge verzeichnete die Branche 2016 im Vergleich zu 2015 einen Umsatzzuwachs von 89,79 Prozent. Die Plattformbetreiber sehen sich dabei in der Regel als Sowftware-Unternehmen, die keine Arbeitsverhältnisse anbieten, sondern Arbeit allenfalls organisieren. Der wachsenden Schar an über 300 000 aktiven Crowdworkern fehlen so Ansprüche aus Sozialversicherung und Urlaub, von Mitbestimmungsregeln ganz zu schweigen. Der Gesetzgeber muss hier seiner Pflicht nachkommen, eine „faire Regelung in der Platt­formökonomie zu schaffen“, wie eine weitere Forderung im „Weißbuch Arbeiten 4.0“ lautet. Die sich im Zuge der Digitalisierung wandelnde Welt hält viele Herausforderungen bereit. Arbeitgeber, die diese als Marke proaktiv angehen, haben die besten Chancen, genau die Talente zu finden und zu binden, die am besten zu ihnen passen. „Survival of the fittest“ gilt eben auch im Berufsleben.

von Andreas Fuhrich
a.fuhrich@trendreport.de

Bildquelle / Lizenz: Logitech

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