E-Commerce in einer idealen Welt…
In einer idealen E-Commerce-Welt laden Webseiten nicht länger als drei Sekunden.
Warum? Nach diesem Augenblick brechen die ersten Nutzer den Ladevorgang ab und gehen als Käufer verloren. Selbst die Hundert bekanntesten, internationalen E-Commerce-Händler hinken mit einer Ladezeit von 5,2 Sekunden (Median) dem Optimum hinterher. Die Zahl beschreibt die Time-to-interact, also den Zeitpunkt ab dem die Seite auf Nutzer-Eingaben reagiert. Letztes Jahr lag der Wert noch bei 4,9 Sekunden. Der Grund für das schlechtere Ergebnis: Die Webseitenbetreiber sehen Performance-Optimierung durchaus als Priorität, müssen aber gleichzeitig der Erwartungshaltung der Nutzer gerecht werden. Diese erwarten multimediale und vor allem personalisierte Inhalte. Bilder und Videos verursachen den Großteil des Traffic Volumens, aber auch dynamische Inhalte, die sich an den Nutzer anpassen, verlängern die Ladezeiten von Webseiten. Zunehmend mehr Plattformen, Tools, Datenbanken und Drittanbieter müssen eingebunden werden, um ein zeitgemäßes Online-Shopping-Erlebnis zu ermöglichen.
Dabei gehören schnelle Ladezeiten schon jetzt zu den Ranking-Faktoren bei Google, die meisten Experten gehen davon aus, dass die Performance in Zukunft stärker gewichtet wird. Dann nämlich, wenn ein Großteil der Webseitenanbieter die „mobile friendly“-Kriterien von Google erfüllt. Performance Optimierung ist also auch Search Engine Optimization.
Um die aktuelle Entwicklung der Webtechnologie anschaulich zu machen, starten wir eine Serie, die die wichtigsten Begriffen der Branche für Nicht-Techniker erklärt. Das wichtigste zuerst: Web Performance und Web Performance Optimization.
Web Performance
Mit Web Performance wird die Ladezeit einer Webseite umschrieben.
Es wird zwischen dem ersten Ladevorgang (Initial pageload), dem Zeitpunkt an dem Nutzeraktionen möglich sind (Time-to-interact) und dem vollständigen Laden der Webseite (Document complete) unterschieden. Die Ladezeit wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören natürlich die Netzwerkverbindung, die Geräteklasse (aktuell Desktop-PC, Smartphone oder Tablet), der Browser und das Betriebssystem. Auch die Reihenfolge in der Inhalte geladen werden, die Verarbeitung von Bildern und wie Elemente von Drittanbietern eingebunden werden (zum Beispiel Tracking Pixel oder Shop-Widgets), haben Auswirkungen auf die Ladezeiten. Performance hat sich daher als Begriff etabliert, wenn man übergeordnet die Leistungsfähigkeit einer Webseite als Summe aller Faktoren beschreiben möchte. Dabei geht es nicht nur um die Übertragungsgeschwindigkeit von Daten, sondern auch darum, wie schnell diese vom Browser des Clients verarbeitet und dargestellt werden können.
Performance spielt hauptsächlich bei der mobilen Internetnutzung eine Rolle. Bei vergleichsweise langsamen mobilen Verbindungen und relativ schwachen Clients (CPU von Smartphones im Vergleich zum Desktop-Rechner), führen schlecht programmierte Webangebote schnell zu inakzeptablen Ladezeiten, weshalb sich die Web Performance Optimization (oder Front-End-Optimization) zu einem Betätigungsfeld für Programmierer entwickelt hat. Für E-Commerce-Anbieter sind die Konsequenzen am deutlichsten: Gemäß einer In-House-Studie von Walmart führt eine Verkürzung der Ladezeit von einer Sekunde zu einer 2% höheren Conversion Rate und zu 1% mehr Umsatz.
Web Performance Optimization (auch Front End Optimization)
Unter dem Begriff Web Performance Optimization (WPO) werden alle Maßnahmen gebündelt, die zur Verbesserung der Performance einer Webseite beitragen. Im Wesentlichen geht es um die Verkürzung der Ladezeiten. Dabei spielt die Datenübertragung die größte Rolle: Webseiten werden so optimiert, dass sie nur noch die für das jeweilige Gerät passenden Daten senden.
Die server-seitige Skalierung von Bildern ist dabei das anschaulichste Beispiel. Ohne WPO-Maßnahmen wird immer ein großes Bild ausgeliefert, das für Desktop-Monitore die richtige Auflösung bietet. Wird die Webseite mit einem Smartphone aufgerufen, wird zunächst das große Bild gesendet und dann der Browser des Geräts mit der jeweiligen Skalierung belastet. WPO bedeutet hierbei, dass der Server in die Lage versetzt wird, zu erkennen welches Gerät anfragt, um anschließend ein bereits passend skaliertes Bild auszuliefern. Sowohl das Datenvolumen als auch die Belastung des Browers werden verringert.
Weitere WPO-Maßnahmen sind die Verbesserung von HTML und CSS Dateien (Stichwort Minifying), die Reduzierung von Requests zwischen Client und Server und das Management der Render Queue.
Zusammengefasst hat WPO zum Ziel, die Bereitstellungsfähigkeit des Clients zu erhöhen. Je schneller der Browser in der Lage ist eine Seite darzustellen und auf Nutzer-Eingaben zu reagieren, desto erfolgreicher waren die WPO-Maßnahmen.
Weitere Informationen unter:
www.sevenval.com
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Das (mobile) Web gehört den Nutzern
Die Sevenval Technologies GmbH ist ein Unternehmen für Mobile- und Webtechnologien. Unter der Führung von Jan Webering realisierte Sevenval mehr als 2 000 Mobile- und Web-Projekte. Dabei kommt die Software Sevenval FIT als Front-End-Server zum Einsatz.
Kunden sind Großkonzerne wie z. B. Mercedes-Benz, Douglas, die Deutsche Post und Bosch.
Teil 2 der Serie: E-Commerce in einer idealen Welt – Teil 2
Teil 3 der Serie: E-Commerce in einer idealen Welt – Teil 3
Gastbeitrag von Jan Webering in TREND REPORT im Juni im HANDELSBLATT: Das (mobile) Web gehört den Nutzern
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