Die Zeichen der Zeit erkennen und handeln
Dies ist ein Gastbeitrag von Julian Totzek-Hallhuber, Solution Architect, CA Veracode
Das Azteken-Reich, das römische Imperium oder das Britische Empire – hätte man Zeitzeugen befragt, schienen diese Kulturen unantastbar und würden bis in alle Ewigkeit fortbestehen. Äußere Einflüsse und soziokulturelle Entwicklungen machten sie im Lauf der Geschichte nur noch zu mahnenden Beispielen der Vergänglichkeit. Heute sieht die Welt gänzlich anders aus, trotzdem haben manche Entwicklungen im Schatten des technologischen Fortschrittes das Potenzial, unsere Gesellschaft von Grund auf umzuwälzen. Der Vorteil ist, dass wir in der Lage sind, Vorwarnungen zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Als die Europäer in die neue Welt kamen, bedeutete das den Anfang vom Ende der indigenen Stämme und Hochkulturen eines ganzen Kontinents. Ein solches Szenario, das auf lange Sicht ganze Zivilisationen auszulöschen vermag, ist heutzutage natürlich undenkbar, schließlich sind heutige Kulturen in sich gefestigt und in die globale Gemeinschaft eingebettet. Dementsprechend haben derartige Umwälzungen heute viel weitreichendere Folgen, die sich auf viel größere Regionen und mitunter die ganze Welt auswirken. Besonders drei Szenarien sind heute in der Lage, den Verlauf der Welt von Grund auf zu verändern.
Klimabedingte Völkerwanderungen
Ob menschengemacht oder natürlicher Bestandteil der Entwicklung unserer Erde – es ist unbestritten, dass sich das Wetter rapide verändert. Hurrikans wie Harvey oder Katrina, Trockenperioden, großflächige Waldbrände oder Überflutungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Extreme Wetterausschläge dieser Art werden auch künftig vermehrt auftreten und bestimmte Regionen unbewohnbar machen oder die dort lebende Bevölkerung zum Umzug zwingen. Auch wenn sie noch nicht den ökologischen Toleranzrahmen zu sprengen vermögen, den der Mensch zum Leben braucht, werden die Auswirkungen die Gesellschaft massiv verändern.
In den verbleibenden bewohnbaren Gebieten wird die Bevölkerungsdichte stark ansteigen. Die klimatischen Veränderungen wie Temperaturanstiege lassen die Insektenpopulation steigen und dadurch übertragene Krankheiten weiter ausbreiten. Die veränderten Bedingungen werden die Landwirtschaft verändern und bergen das Potenzial für Missernten und Hungersnöte.
Krieg der Nuklearmächte
Jeder Mensch kennt die markante Form eines Atompilzes und die immense zerstörerische Kraft einer Atombombe, die sich mit den Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im Gedächtnis der Menschheit eingebrannt hat. Auch in den darauffolgenden Jahren sah sich die Welt der immer präsenten Gefahr eines nuklearen Konfliktes gegenüber, die den kalten Krieg dominierte.
Heute sind sogar deutlich mehr Nationen im Besitz noch viel stärkerer atomarer Waffen. Das Aufrüsten der vergangenen Jahre bedingt momentan einen erzwungenen Waffenstillstand, denn jedes Land weiß um das Arsenal der anderen und möchte nicht selbst zum Ziel werden. Dennoch ist die Gefahr eines mit Atomwaffen geführten Krieges äußerst real. Die Weltuntergangsuhr steht seit Ende Januar auf zwei Minuten vor Mitternacht und damit so nah an der menschlichen Zerstörung wie nicht mehr seit 1953.
Cyber-Krieg – die dunkle Seite der Vernetzung
Die Gefahren der vernetzten Welt schienen bisher geradezu lächerlich im Vergleich zu den Folgen eines Atomkrieges. Privatleute bekamen sie überwiegend in Form von Computerviren mit, die den Rechner verlangsamten oder wiederholte Warnmeldungen des Antivirus-Programms hervorriefen.. Als IT-Beauftragter in Unternehmen konnte man in den vergangenen Monaten und Jahren jedoch schon einen Blick in die düstere Zukunft werfen, die die zunehmende Vernetzung hervorgebracht hat. Groß angelegte Cyber-Angriffe wie WannaCry oder NotPetya schafften es im vergangenen Jahr in die Medien, als unzählige Unternehmen auf der ganzen Welt Opfer der Erpressersoftware wurden, die Schwachstellen in Betriebssystemen ausnutzten, um ganze Infrastrukturen lahmzulegen.
Angriffe solcher Art sind schon längst nicht mehr als Lappalie zu betrachten. Der „Global Risk Report 2018“ des World Economic Forum beziffert die durchschnittlichen Kosten für Unternehmen, die Opfer von Ransomware-Angriffen wurden, auf 11,7 Millionen Dollar. Diese Zahl verdeutlicht, welche wirtschaftlichen Ausmaße die digitale Bedrohung angenommen hat, die durchaus in der Lage ist, Unternehmen an den Rand der Existenz zu drängen. Im Fall von gehackten Krankenhäusern, deren Infrastruktur lahmgelegt wird, geraten zudem Menschenleben in Gefahr und in der jüngeren Vergangenheit häufen sich darüber hinaus Gerüchte über manipulierte Wahlen durch andere Länder.
Die Abhängigkeit von Internetverbindungen und intakten Software-Infrastrukturen erhöht das Risiko von Horrorszenarien, in denen Hacker oder terroristische Organisationen ganze Regionen stilllegen und von wichtigen Ressourcen wie Elektrizität oder Wasser trennen. Neben geschickten Hackerfähigkeiten stellt unausgereifte Software mit ausnutzbaren Schwachstellen für Unternehmen, Behörden und anderen Institutionen das größte Risiko dar. Denn bei ihrem Einsatz steht Funktionalität vor Sicherheit, was den Betroffenen immer öfter zum Verhängnis wird.
Die Zeit zu Handeln ist jetzt
Angesichts der beschriebenen Dystopien muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass es noch nicht zu spät ist, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist die heutige Gesellschaft gefestigt genug, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Während der Ausbau regenerativer Energien den Klimawandel noch aufzuhalten vermag, oder zumindest eingedämmt werden kann, verhindern intensive diplomatische Bemühungen und Abrüstungsabkommen nuklear geführte Kriege. Für die Eindämmung von Cyber-Gefahren ist ein Umdenken in der Entwicklung der digitalen Infrastruktur nötig. Entwicklungsstandards und integrierte Sicherheitsmaßnahmen bringen Software hervor, die keine ausnutzbaren Schwachstellen aufweist und IT-Systeme somit nicht angreifbar macht. Die Lösung liegt also schon vor uns. Es gilt, sie auch wahrzunehmen.
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Quelle / Lizenz Portrait Julian Totzek-Hallhuber: CA Veracode
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