Managermangel prognostiziert
Letzte Woche veröffentlichte das Prognos-Institut eine Studie zum Fachkräftemangel. Zentrale Ergebnisse sind, dass der „gefühlte Fachkräftemangel“ tatsächlich stärker ist als angenommen, dass „die Wirtschaft Frauen mehr als vollwertige Arbeitskräfte anerkennen muss“, wie es Christian Böllhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Prognos-AG formuliert – und, dass es nicht nur einen „Fachkräftemangel“ geben wird, sondern auch einen „Managermangel“. Zu letzterem haben wir ein Statement von Prof. Dr. Stefan Stein, Rektor der University of Applied Sciences Europe eingeholt.
Was können Hochschulen gegen den prognostizierten Managermangel tun?
Hochschulen müssen die executive Ausbildung stärken und sich dabei an den Bedürfnissen der Berufstätigen orientieren. Die Fülle an den heute fast unüberschaubaren MBA-Angeboten muss fokussierter werden. Dafür sind neue digitale und interaktive pädagogische Formate notwendig, denn auch die Rolle des Professors verändert sich hin zu einem Kurator von Wissen und Inhalten. Der Trend muss dahin gehen, dass es mehr Peer to Peer-Formate gibt, die einen einfachen Austausch von Dateien und Interaktionen möglich machen. Wichtig sind hier State-of-the- Art-Technologien und Multi-Device-fähige Geräte.
Was können Hochschulen tun, damit sich Berufstätige weiter qualifizieren können? Wie sollte sich eine Zusammenarbeit mit Unternehmen gestalten?
Hochschulen müssen durch ihr Curriculum flexibel auf Unternehmen und Berufstätige reagieren. Auch mal Trends und Ideen flexibel in Lehrmodule aufnehmen, um so einen hohen Praxiswert zu generieren. Das ist es doch worum es geht, keiner hat Interesse an unnötigem Ballastwissen – praktikabel und von wirklichem Nutzen soll es sein! Unternehmen und Hochschulen sollten hier Hand in Hand und am Arbeitsmarkt-Trend arbeiten. Arbeitsmarktfähigkeit ist heute ein Key-Asset und Wissensvermittlung muss sich auf die Entwicklung von Kompetenzen in Richtung Employability ausrichten. Auch Internationalität wird immer wichtiger. Maßgeschneiderte Bildungslösungen sollten oben auf der Agenda stehen oder auch micro-degrees, die den Stoff in kleineren Portionen vermitteln und bei Bedarf zu einem klassischen Studium zusammengefügt werden.
Stichwort: Duales Studium – gibt es zu wenige duale Studiengänge? Was muss sich ändern oder muss überhaupt etwas verändert werden?
Duale Studiengänge gibt es viele, das Angebot ist riesig. Dennoch gibt es regionale Lücken, die gefüllt werden müssen. Besonders wichtig hier ist der Ausbau der Angebote für die Arbeitswelt 4.0. Wir machen das beispielsweise mit dem Studiengang Digital Business & Data Science.
Wichtig ist, mehr Flexibilität zu schaffen, um das hohe Arbeitspensum im dualen Studium besser zu verteilen, denn es gibt hier immer noch eine zu hohe Abbrecher-Quote. Auch hier gilt: auf moderne Technologie setzen, Online-Möglichkeiten erweitern und das kollaborative Element mit hochmodernen Online-Lösungen zu stärken. Nur wenn auch in dieser Studienform ein Gefühl von Gemeinschaft bzw. Lerngemeinschaft aufkommt, ist Lernerfolg garantiert.
Ist ein Mangel an Managern wahrscheinlich? Oder mangelt es eher an der Ausbildung von künftig gefragten Qualifikationen?
Die Frage ist, wie gut sind unsere zukünftigen Manager und wie sind sie den neuen Herausforderungen der Arbeitswelt 4.0. gewachsen? Sind Sie kreativ genug, um dem Bedeutungszuwachs von z. B. Design und Experience für den Unternehmenserfolg gerecht zu werden? Kreativität wird für Führungskräfte in der Zukunft immer wichtiger werden.
Darüber hinaus gibt es eine riesige Lücke beim Thema digitales Business, denn die digitale Transformation und Ausbreitung von Daten wird die Beziehung von Unternehmen und ihren Kunden radikal ändern. Hier gibt es aber auch enorme Möglichkeiten neue Geschäftsmodelle einzuführen. Dafür braucht es best-ausgebildete Manager und hier muss die Ausbildung ansetzen, um die riesige Talentlücke zu schließen. Nur eine Minderheit der Unternehmen verfügt heute intern über das Know-how, die Möglichkeiten fortgeschrittener Datenanalysen einschätzen und bestmöglich nutzen zu können.
Weitere Informationen unter:
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