Agil für die Arbeit der Zukunft
Digitalisierung, Agilität und künstliche Intelligenz – es gilt sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen.
Die Digitalisierung wird den gesamten Bereich Arbeit in vielfältiger Weise beeinflussen und verändern. So nutzen laut der im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführten Befragung „Monitor Digitalisierung am Arbeitsplatz“ schon heute 83 Prozent der Beschäftigten digitale Kommunikations- und Informationstechnologien. 29 Prozent bringen mit ihnen eine körperliche Entlastung in Verbindung. Allerdings ist dies nur ein Aspekt in einem weiten Feld anderer. Professor Dr. Thomas Träger, Hochschullehrer an der Steinbeis Hochschule Berlin, sagt, dass die Wertschöpfungsketten der Unternehmen wegen der Digitalisierung zerlegt und neu kombiniert würden. Dies betreffe auch jeden, der daran arbeitsteilig mitwirke. Somit würden sich für den Einzelnen folgende Herausforderungen ergeben: „Die Arbeitswelt im digitalen Umfeld verlangt Flexibilität, die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und die permanente Entwicklung der eigenen Kompetenzen. Nur wer diesen Dreiklang beherrscht, bleibt beschäftigungsfähig.“ Die Unternehmen würden vor der Herausforderung stehen, ihre Unternehmenskultur an die Digitalisierung anzupassen. Träger sagt: „Das betrifft zum Beispiel die gemeinsamen Werte, sich auf die Chancen der Digitalisierung offen einzulassen. Dies geht hinunter bis zu den Regelungen zur Nutzung privater digitaler Endgeräte oder einem ‚Code of Conduct‘ für den Umgang mit sozialen Medien.“ Dabei sei es notwendig, alle Mitarbeiter in dieser Kultur zu vereinen und einer eventuellen Spaltung in Befürworter und Verhinderer der Transformation vorzubeugen. Diese Vereinigung scheint eine ganz elementare Herausforderung im Kontext der derzeitigen Entwicklungen zu sein. So schreibt auch Bundesministerin Andrea Nahles im Weißbuch „Arbeiten 4.0“: „Für die einen ist sie Verheißung und Lebensgefühl, für die anderen bedeutet sie Unsicherheit.“
Dass Sorgen und Ängste mit Veränderungen verbunden sind, ist nur allzu menschlich. Zumal Nachrichten über den massiven Wegfall von Stellen ihr Übriges dazu beitragen. So weist Professor Dr. Andreas Moring, Campusleiter BiTS Hamburg, darauf hin, dass Arbeit 4.0 eine neue Stufe der Effizienz in allen Volkswirtschaften bedeutet: „Die ‚Produktionsfaktoren‘ in einer Wirtschaft übernehmen also, salopp gesagt, die Tätigkeiten, die sie am besten können. Alles was mit Standardabläufen zu tun hat und optimiert werden kann, übernehmen zunehmend Maschinen oder Algorithmen. Das wird viele Arbeitsplätze kosten.“ Dr. Ulrich Kampffmeyer, Geschäftsführer der Project Consult Unternehmensberatung, geht in diesem Zusammenhang auf die künstliche Intelligenz ein. Diese sei bereits in der Vergangenheit die große Vision zur „Entlastung“ des Menschen von unbequemer und unnötiger Arbeit gewesen. „Was aber in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund mangelnder Leistungsfähigkeit von Hard- und Software nicht ging, wird nunmehr verfügbar. Die Robotik in der Industrie zeigt dies bereits.“ Diese Entwicklung mache vor der Büroarbeit nicht halt. Unterstützende Systeme sind bereits weit im Einsatz, von der automatischen Klassifikation im Bereich des Informationseinganges, über das Zusammentragen und Auswerten von großen Informationsmengen mit Big-Data-Analytics bis hin zu automatisierten Prozessen, die im Hintergrund laufen und deren Ergebnisse gegebenenfalls von Menschen noch kontrolliert werden“, so der Berater. Selbstlernende Systeme, Entscheidungssysteme und die Individualisierung würden den Druck auf die herkömmliche Büroarbeit nochmals erhöhen.
Neue, aufregende und anspruchsvolle Jobs
Andreas Moring sagt aber auch, dass Menschen im Vergleich zu Maschinen kreative „Produktionsfaktoren“ sind – von ihnen würden vermehrt eigene Ideen, Mitdenken und Selbständigkeit gefordert. „Dies bedeutet höhere Verantwortung, die jeder von uns übernehmen muss – ob wir das wollen oder nicht. Aber mit Verantwortung ist immer auch Freiheit verbunden. Insofern liegt es an jedem selbst, die neuen Freiheiten der Arbeit 4.0 zu nutzen.“ Und eine vom Branchenverband Bitkom durchgeführte Befragung kommt zu dem Ergebnis, dass 54 Prozent der Unternehmen davon ausgehen, dass es in den kommenden zehn Jahren mehr Arbeitsplätze für gut ausgebildete Beschäftigte geben wird. Für digital qualifizierte Arbeitnehmer würden sich somit hervorragende Jobchancen bieten. „Die Digitalisierung führt zu einem historischen Wandel in der Arbeitswelt“, sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. „Neue, aufregende und anspruchsvolle Jobs entstehen. Sie setzen eine gute Ausbildung voraus und bieten dafür viel Gestaltungsspielraum und Verantwortung.“
Doch wenn Mitdenken und Kreativität die „neuen“ Aufgaben der Beschäftigten sind, stellt sich etwa die Frage, warum beispielsweise Softskills der Mitarbeiter im Projektmanagement derzeit nur selten eine Rolle spielen. Thomas Trägers Antwort darauf ist: „Jedes Mitglied der Projektgruppe ist auf die Leistung aller anderen angewiesen und muss sich bestmöglich integrieren, um ein funktionierendes Hochleistungsteam zu bilden. Kommunikations- und Verhandlungskompetenz, Empathie und Kompromissfähigkeit sind damit unabdingbare ‚harte‘ Anforderungen.“ Er ist davon überzeugt, dass langfristig kein Weg daran vorbeiführt, auch eine kompetenzorientierte Projektplanung zu implementieren. Ein Unternehmen, das an derartigen Lösungen, also auch unter der Berücksichtigung von Fähigkeiten, arbeitet, ist Can Do. Der Softwareentwickler verspricht mit seiner Software eine Kapazitätsplanung auf Basis der Fähigkeiten. Dies steigere die Effizienz der Einsatzplanung und liefere zudem einen Beitrag in der Analyse des Skill-Bestands eines Unternehmens gemessen an den Anforderungen der Zukunft, so die Selbstbeschreibung. Somit liefert die Software direkt auch Informationen und Analysen für die strategische Personalplanung.
Einen weiteres Buzzword der Stunde ist Agilität – ein wohl aus der IT-Branche hervorgegangener Impuls. Agil und flexibel zu sein, wird immer mehr zu einer Grundvoraussetzung im Wettbewerb und im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Sie wird nach einer Studie von Kienbaum und Stepstone zudem von der Mehrheit der Arbeitnehmer gewünscht, da mit ihr auch flachere Hierarchien und Einbeziehung einhergehen.
Flexibilität in allen Bereichen
Und: Unternehmen nutzen damit neue Organisations- und Führungsinstrumente, die sich deutlich von den klassischen Führungsinstrumenten abgrenzen. Laut dem Personalberatungsunternehmen Kienbaum sind das zum Beispiel Tribal Organization, Radical-Agility-Ansätze oder Objective-Key-Results. Zentrales Prinzip dieser neuen Führungsinstrumente ist nach Aussage der HR-Experten eine deutliche Flexibilisierung von Zugehörigkeiten und Zuständigkeiten, sodass in diesem Kontext häufig auch von Fluid Organizations gesprochen werde.
HANDBUCH HR-MANAGEMENT
Open-Content-Redaktionskonzept:
Im Herbst 2017 erscheint unser neues gemeinfreies Werk als Fachbuch und Wegweiser für HR-Verantwortliche, die den Wandel in die Arbeitswelten 4.0 erfolgreich meistern wollen. Unternehmer und Führungskräfte erhalten neue Lösungs- und Denkansätze, die sie positiv für sich nutzen können, um anstehende technische und kulturelle Veränderungen zu realisieren. Schreiben Sie mit?
Eine andere Art der Flexibilität bietet Edenred an. Mithilfe von Gutscheinen bzw. Gutscheinkarten unterstützt das Münchner Unternehmen dabei, Mitarbeiter zu motivieren und zu binden. Hierbei nutzt man diverse Möglichkeiten steuerfreier Gehaltsextras. So lässt sich eine monatliche Zuwendung von 44 Euro realisieren. Diese Grenze gilt es jedoch dringend einzuhalten, rät Christel Constant, Director Sales & Customer Experience bei Edenred Deutschland: „Ein Überschreiten bereits um einen Cent bedingt eine komplette Versteuerung und ist dann als Barlohn zu werten.“ Weitere Zuwendungsmöglichkeiten sind 60 Euro zu besonderen persönlichen Anlässen, wie etwa einer Hochzeit, oder auch ein Verpflegungszuschuss von bis zu 6,27 Euro täglich. Als Experte in diesen Belangen kann Edenred gerade kleineren Unternehmen helfen, die diese Möglichkeiten häufig nicht nutzen. Zu hoch sei hier oft der Aufwand und zu weit verbreitet die Unkenntnis über die verschiedenen Möglichkeiten.
Bei der Flexibilität geht es aber nicht nur um Mitarbeitervergütung, agile Prozesse, Mitbestimmung, flache Hierarchien und Kundennähe. Flexibilität beinhaltet auch flexible Kommunikationsformen und -technologien. „Dank umfangreicher Kommunikationslösungen wie Microsoft Office 365 ist Arbeiten Standort- und Device-übergreifend nahezu ohne Einschränkung möglich. Bewerbungsgespräche via Skype, Videokonferenzen oder die Zusammenarbeit an Dokumenten in Echtzeit sind hierfür nur einige Beispiele“, sagt beispielsweise Markus P. Keller, Vorstand von UC Point. Wie das schweizerische Unternehmen reagiert auch das mit seiner Zentrale in Kalifornien, USA, ansässige Unternehmen Plantronics auf die zunehmenden Mobilitätsanforderungen. Wobei die technische Ausstattung alleine noch nicht zwangsläufig zu Erfolg führen muss. Vielmehr brauche es eine Strategie für Mobile Collaborations, damit die Zusammenarbeit nicht etwa durch eine schlechte Verbindung oder mangelnde Ausstattung gemindert werde, heißt es.
Daher hilft das Unternehmen beim Aufbau eines Ökosystems in diesem Bereich. UC-Point-Vorstand Keller hat darüber hinaus festgestellt, dass generell das Interesse von Arbeitnehmern, sich ihr individuelles Arbeitsmodell zu schaffen, steigt. Das könne im Home-Office sein, flexible Arbeitszeiten bedeuten oder die Möglichkeit, auch unterwegs auf wichtige Inhalte und Dokumente zugreifen zu können. Da ist es dann auch kein Wunder mehr, dass am Ende auch noch das betriebliche Gesundheitsmanagement auf den Zug der Digitalisierung aufspringt: Incare, ein Entwickler smarter Lösungen für den Gesundheits- und Versicherungsbereich, bietet zum Beispiel Apps an, die als digitaler Nachweis für eine fallbezogene Bonifikation für gesundheitsbewusstes Verhalten eingesetzt werden können. Flexibel und individuell – Charakterzüge unserer Zeit?
von Christoph Berger,
c.berger@trendreport.de