Wie blicken die Bürger auf das Jahr 2025?
Wie blicken die Bürger auf das Jahr 2025?
Sorgen, Ängste und ein Funken Hoffnung
Die globalen Herausforderungen – von Kriegen und Klimawandel über ungelöste nationale Probleme bis hin zu wirtschaftlichen Unsicherheiten, der anhaltenden Inflation und Migrationsfragen – prägen die Stimmungslage der Bundesbürger. Zusätzliche politische Unsicherheiten, etwa die vorgezogenen Neuwahlen, verstärken diesen Eindruck. Eine aktuelle repräsentative Umfrage der gemeinnützigen BAT-Stiftung für Zukunftsfragen zeigt, dass knapp zwei Drittel der Bürger mit Sorgen und Ängsten in die kommenden zwölf Monate blicken. Nur 37 Prozent äußern Zuversicht.
Wirtschaftliche Sorgen dominieren
Die wirtschaftliche Lage bleibt für die Mehrheit der Bürger ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Nur 22 Prozent blicken optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung, während 78 Prozent pessimistisch sind – ein nahezu unveränderter Wert im Vergleich zu 2023 (23 Prozent positiv, 77 Prozent negativ). Besonders Frauen und Geringverdiener bewerten die wirtschaftlichen Aussichten weiterhin negativer als andere Bevölkerungsgruppen.
Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung, erklärt die Ursachen dieser Skepsis: „Die Angst vor Wohlstandsverlust, gepaart mit steigenden Lebenshaltungskosten, prägt die Wahrnehmung vieler Bürger. Unternehmen kämpfen mit globaler Konkurrenz, Fachkräftemangel, möglichen Handelskriegen und politischer Instabilität. Die mediale Berichterstattung über die wirtschaftliche Lage verstärkt diese Unsicherheit zusätzlich.“
Politikverdrossenheit bleibt hoch
Die Entfremdung von politischen Entscheidungsträgern bleibt auch 2025 ein zentraler Faktor für die Skepsis der Bürger. Nahezu acht von zehn Befragten nehmen diese Distanz wahr. Als Hauptursachen gelten mangelnde Transparenz, eine sinkende Vertrauensbasis sowie die zunehmende Polarisierung politischer Debatten. Dennoch zeigt sich ein leichter positiver Trend: Der Anteil derjenigen, die die Arbeit der Politik grundsätzlich positiv bewerten, ist leicht gestiegen (2023: 13 Prozent).
Zusammenhalt als Hoffnungsschimmer
Ein kleines Zeichen der Zuversicht zeigt sich beim Thema Zusammenhalt in Europa: 32 Prozent der Bürger erwarten eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union, was im Vergleich zum Vorjahr (29 Prozent) eine leichte Verbesserung darstellt. Auch in Deutschland selbst sinkt der Anteil derjenigen, die ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft erwarten, von 76 Prozent im Jahr 2023 auf 72 Prozent. Besonders die jüngere Generation zeigt sich hoffnungsvoller: 40 Prozent der unter 30-Jährigen glauben an ein gesellschaftliches Zusammenwachsen. Auf globaler Ebene bleibt die Stimmung hingegen gedämpft: Nur jeder fünfte Bürger erwartet eine Annäherung, wobei die jüngeren Befragten hier mit 32 Prozent dreimal so optimistisch sind wie die über 65-Jährigen (11 Prozent).
Fazit von Professor Reinhardt
„Trotz der anhaltenden Herausforderungen gibt es erste positive Signale. Die wachsende Hoffnung auf einen stärkeren europäischen Zusammenhalt und die leicht gestiegene politische Zustimmung deuten darauf hin, dass die Talsohle möglicherweise erreicht ist und eine langsame Erholung einsetzen könnte. Entscheidend wird sein, dass die Politik die wachsende Sehnsucht vieler Bürger nach Transparenz, konkreten Maßnahmen und gemeinschaftlichen Lösungen erkennt und entsprechend handelt. Die Zukunft muss als ein gemeinsamer Prozess verstanden werden, bei dem die Bevölkerung aktiv eingebunden wird – nur so kann die Bereitschaft entstehen, notwendige Veränderungen mitzutragen.“