Wer hat zukünftig die Nase vorn?
Ein Kommentar von Karl im Brahm, CEO und Head of Germany der Avaloq Sourcing (Europe) AG
Ihrer Zeit voraus zu sein und auf der grünen Wiese radikal neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die etwas ermöglichen, von dem Kunden noch nicht einmal wissen, dass sie es wollen und brauchen – das ist das Erfolgsgeheimnis der GAFA-Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple. Dass auch Banken immer stärker nach Innovation und Agilität streben, ist nur folgerichtig: Nachdem Google und Apple bereits Bitcoin, Ethereum & Co. in ihren App-Stores anbieten, will sich nun auch Facebook mit einer eigenen Kryptowährung namens Libra sein Stück vom Finanz-Kuchen sichern. Die digitale Weltwährung soll weder Kursschwankungen unterlegen sein noch Zugang zu den Finanzdaten der Nutzer bieten.
Um den GAFA das Feld nicht zu überlassen, denkt jetzt auch die Unionsfraktion darüber nach, einen digitalen Euro einzuführen – mit dem Ziel, einen Teil der bestehenden Geldmenge zu digitalisieren. Vor diesem Hintergrund sind Banken und Vermögensverwalter heute immer öfter mit dem Wunsch ihrer Kunden konfrontiert, digitale Assets in ihr Portfolio zu integrieren. Die Devise lautet, sich den neuen Marktbedingungen anzupassen.
In der Biologie gilt, dass nur die überlegenen Vertreter einer Spezies überleben – nämlich jene, die an ihren Lebensraum am besten angepasst sind. Übertragen auf Finanzinstitute, bedeutet das: Anstatt über die GAFA und ihren zielorientierten Umgang mit Kundendaten zu klagen, sind Banken gefordert, den Kampf mit den Big Techs aufzunehmen. Denn ohne Gegenwehr könnten die GAFA auch die Finanzdienstleistungsbranche in schwindelerregendem Tempo erobern. Banken haben also gar keine andere Wahl, als ihr Leitungsportfolio um Kryptowährungen zu erweitern.
Kryptowährungen werden sich durchsetzen
Vor diesem Hintergrund haben viele Investoren noch Bedenken und brauchen Zeit, um sich mit disruptiven Technologien auseinanderzusetzen. Selbst wenn ihre Vorbehalte durchaus verständlich sind – schließlich wollen sie sicher sein, dass sie ihr Geld gewinnbringend anlegen –, bleibt absolut keine Zeit, sich umfassend zu informieren. Und selbst wenn sie das tun und zu dem Schluss kommen, dass der Hype schon wieder vorbei ist, liegen sie mit dieser Einschätzung falsch. Zugegeben, der Bitcoin als digitale Vorzeigewährung dominiert nicht mehr die Schlagzeilen. Doch die technologische Weiterentwicklung schreitet rasant voran – zumal Tokenisierung ebenfalls auf Blockchain-Technologie beruht. Dass sich Krypto-Assets und Token langfristig durchsetzen, belegt eine aktuelle Studie von Greenwich Association1. Demnach glauben 70 Prozent der Befragten, dass sich viele Krypto-Assets am Markt etablieren werden und dass ein reguliertes Wachstum zu erwarten sei. Und auch die BaFin stellt sich der technologischen Entwicklung und bezeichnet den Token bereits als eigene Wertpapiergattung2.
Detaillierte Informationen, Statistiken und Lösungsansätze zum Thema Krypto-Assets und Tokenisierung finden Interessenten in dem englischsprachigen Whitepaper „Digital Assets hit the Wealth Management Main Stream“, das Avaloq hier zum kostenlosen Download anbietet: https://info.avaloq.com/global/lp/crypto-assets-in-wealth-management?hsCtaTracking=48320b2c-6084-4161-b1e1-c1b14222a5d1%7C73c48248-7f6f-4079-a17a-b94ae508dcc8
Kryptographie-Technologie ist nur schwer zu verstehen
Warum aber zögern viele Banken und Wealth Manager damit, digitale Assets in ihr Portfolio aufzunehmen? Viele Finanzinstitute haben Vorbehalte einer Technologie gegenüber, die sehr komplex und darum schwer verständlich ist. Wie steht es um Compliance-Konformität und Marktliquidität? Wie können wir digitale Assets in unser Portfolio aufnehmen? Wie wirken sie sich auf unsere Bilanz aus? Auch Anleger sind verunsichert. Sie fragen sich, wie die zugrundeliegende Kryptographie-Technologie überhaupt funktioniert, welche Vorteile sie bietet und wie sie jene Anbieter identifizieren können, die vertrauenswürdig und liquide sind.
One-Stop-Shop für alle Geldanlagen
Da digitale Assets in der Regel völlig losgelöst von Banken gehandelt werden, tun Finanzinstitute gut daran, keine eigene Krypto-Asset-Lösung von Grund auf neu aufzubauen. Dennoch sollten sie sich das Potenzial digitaler Assets als Diversifikationselement zunutze machen. Wer es heute verpasst, den Trend aufzugreifen, wird die entstehenden Lücken nicht mehr schließen können – und von der Marktentwicklung abgehängt. Darum müssen Banken und Vermögensverwalter für ihre Kunden auch zum Krypto-Treuhänder ihrer digitalen Assets werden. Das gelingt, indem sie die Krypto-Assets vertrauenswürdiger Anbieter nahtlos in ihre bestehende Kernbankenlösung einbinden. Indem sie den gesamten Krypto-Asset-Prozess auf derselben zentralen Plattform abbilden, entsteht ein One-Stop-Shop für alle Finanzanlagen: Kunden können dann über ihre Banking-Plattform in traditionelle wie auch in Krypto-Anlagen investieren. Das ist für Kunden einfach und komfortabel, und auch Banken und Vermögensverwalter profitieren von einem solchen Ansatz. Anstatt das Krypto-Asset-Management an einen externen Dienstleister oder die Kunden auszulagern, die womöglich nicht sensibel genug mit Daten und Codes umgehen, behalten Finanzinstitute selbst die Hoheit über die Daten ihrer Kunden und die Sicherheit ihrer Portfolios. So können sich etablierte Banken nicht nur als vertrauenswürdige und zugleich innovative Finanzpartner positionieren, sondern sich auch die Kontrolle über sämtliche Vermögenswerte und Cashflows ihrer Kunden sichern.
1 Studie von Greenwich Associates: The Institutionalization of Cryptocurrency, 12. September 2018, https://www.greenwich.com/market-structure-technology/institutionalization-cryptocurrency
2 BaFin Fachartikel: Tokenisierung, 15. April 2019, https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2019/fa_bj_1904_Tokenisierung.html
Über den Autor:
Karl im Brahm ist CEO der Avaloq Sourcing (Europe) AG und verantwortet als Head of Germany von Avaloq in Deutschland die Aktivitäten der Avaloq Gruppe (www.avaloq.com) im deutschen Markt. Er war unter anderem Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der Deutschen Postbank AG sowie Mitglied des Vorstands bei der S Broker AG & Co. KG und der Deutschen WertpapierService Bank AG. Bevor er 2018 als Vorstandsvorsitzender der Avaloq Sourcing (Europe) AG zu Avaloq wechselte, hatte er als CEO einer Beratungsgesellschaft diverse Mandate für Digitalisierungs- und Vertriebsprojekte bei verschiedenen deutschen Großbanken inne.
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Naja, wer weiss, was die Zukunft bringt – Hr. im Brahm aber ganz sicher auch nicht und mit Behauptungen wie „Dass sich Krypto-Assets und Token langfristig durchsetzen, belegt eine aktuelle Studie von Greenwich Association“ disqualifiziert er sich selbst. Wie um Himmels Willen kann heute etwas schon belegt werden, was noch gar nicht erfolgt ist und möglicherweise, aber eben möglicherweise auch nicht in der Zukunft passieren wird.