Weltleitmesse IFAT 2018
IFAT 2018 „Smart und nachhaltig ergänzen sich ideal“
Effiziente und innovative Lösungen für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen sind weltweit gefragt. Vom 14. bis 18. Mai 2018 bringt die Weltleitmesse IFAT die wichtigsten Teilnehmer aus der Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft in München zusammen. Im Gespräch ist Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München und Chef der IFAT.
Herr Rummel, in Zeiten von Corporate Social Responsibility erreichen Umweltthemen immer größere Aufmerksamkeit. Welchen Beitrag leistet hier die IFAT?
Die IFAT richtet sich an alle, die moderne Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften suchen. Das betrifft nicht nur CSR-Beauftragte, sondern auch Produktionsplaner, technische Leiter oder Facility Manager. Nachhaltigkeit beginnt bereits in der Produktion und genau hier setzen wir mit unserer Veranstaltung an. Bei der IFAT geht es darum, Wertstoffe stärker zu nutzen und Rohstoffkreisläufe zu schließen. Das kommt sowohl dem Image des Unternehmens als auch langfristig dem Geldbeutel zugute.
Die diesjährige Ausgabe wächst um zwei Hallen auf dem Messegelände in München. Ist diese räumliche Ausdehnung gleichzusetzen mit dem Interesse an Ihrer Plattform?
In jedem Fall, das Interesse an der IFAT und damit an Umwelttechnologien ist ungebrochen. Die Nachfrage von Unternehmen ist seit Jahren hoch, die Messe belegte bereits zu den vergangenen Veranstaltungen das gesamte Gelände in München. Trotz der größeren Fläche sind alle 18 Hallen und das Freigelände auch dieses Jahr komplett gebucht, für einige Segmente gibt es wieder Wartelisten. Das überwältigende Feedback der Aussteller stärkt sowohl unsere Position als auch unseren Ruf als Weltleitmesse.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei den Technologien der Aussteller?
Die Digitalisierung wird eines der Top-Themen der IFAT 2018 werden. Das zeichnet sich bereits jetzt aus den Ankündigungen unserer Aussteller ab. Intelligente Lösungen können den Arbeitsalltag erleichtern. Mit einer „On-Demand“-Müllabholung mittels einer App können Firmen beispielsweise auf unnötige Entsorgungsfahrten verzichten und Kosten sparen. Im Wasserbereich können Sensoren die Versorgungssicherheit mit dem Lebensmittel Nummer eins optimieren oder die Ressourcen- und Energieeffizienz im Produktionsprozess steigern. Die IFAT wird zeigen, dass sich smart und nachhaltig ideal ergänzen.
Gibt es neben der Digitalisierung weitere Fokusthemen?
Die Digitalisierung ist nur eines der Themen, die wir im Mai diskutieren. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen stehen ebenfalls im Fokus, denn auch auf politischer Ebene erreichen Umweltthemen einen immer höheren Stellenwert. Seit August letzten Jahres müssen gewerbliche Abfallerzeuger beispielsweise verwertbare Abfälle getrennt erfassen und umfangreich dokumentieren. Ab Januar 2019 schreibt der Gesetzgeber bei der Entsorgung gebrauchter Verpackungen deutlich höhere Recyclingquoten vor. Als Plattform, die sich gleichermaßen an Industrie und Kommunen wendet, greifen wir diese Themen auf, zeigen Best Practice-Beispiele für Unternehmen auf und liefern Antworten auf offene Fragen.
Inwieweit können Start-ups Ihre Plattform nutzen?
Für Start-ups haben wir eine neue Plattform im Herzen der IFAT geschaffen. Mit „experience.science.future.“ bieten wir dem Branchennachwuchs eine Bühne, um ihre kreativen Ideen und wegweisenden Neuheiten zu präsentieren – sowohl auf der Ausstellungsfläche als auch im Vortragsprogramm. Mit der Zukunftsplattform, auf er auch NGOs, Universitäten und Verbände vertreten sind, geben wir jungen Talenten die Möglichkeit, sich mit internationalen Industrievertretern zu vernetzen.
Die IFAT ist Teil eines internationalen Messenetzwerks. Wie positioniert sich die Muttermesse gegenüber den Auslandsveranstaltungen?
Umweltschutz ist ein globales Thema. Seit 2004 ist die IFAT in China unterwegs. Seitdem ist das Netzwerk stark gewachsen, das unterstreicht die weltweite Bedeutung des Umwelttechnologiesektors. Mittlerweile sind wir neben China noch in Indien, Südafrika und der Türkei vertreten. Während die Münchner Veranstaltung als Innovationsplattform der weltweiten Umwelttechnologiebranche gilt, zeigen die Auslandsmessen angepasste Lösungen für die Bedürfnisse der jeweiligen Märkte. So werden in Shanghai zum Beispiel Lösungen für „Sponge Cities“ präsentiert – das sind Schwammstädte gegen Hochwasser. In Johannesburg dagegen dominiert die drängende Frage, mit welchen Technologien die akute Wasserkrise überwunden werden kann.
Die IFAT hat zum ersten Mal eine Umfrage durchgeführt, den IFAT Environment Index. Was sind die Erkenntnisse?
Bei der Umfrage haben wir über 5.000 Bürger in China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien zu den Themen Trinkwasser, Abfall, Luft, Umwelttechnologien und Umwelt-Cities befragt. Das Ergebnis: Umweltthemen sind nicht nur für die Fachbranche bedeutend; sie bewegen die weltweite Bevölkerung, mehr als wir denken. Lassen Sie mich ein markantes Beispiel herausgreifen. In allen fünf Ländern sehen weit mehr als die Hälfte der Bürger in Plastikmüll eine ernsthafte Umweltgefahr. Am meisten besorgt sind wir Deutschen. 71 Prozent der Befragten stufen die Plastikberge als sehr kritisch ein. Diese Bedenken dürfen wir nicht ignorieren, es gilt dringend nachhaltige Lösungen zu finden.
Wie trägt Ihre Messeplattform den Umfrageergebnissen Rechnung?
Die IFAT bringt wie keine andere Branchenveranstaltung die wichtigsten Akteure zusammen. Bleiben wir beim Thema Plastik: Wir haben verschiedenste Stakeholder zu einer Podiumsdiskussion an einen Tisch gebeten. Unter dem Titel „rethink – reduce – recycle plastic” diskutieren Experten aus NGOs und Forschungsinstituten mit Vertretern der Kunststoffindustrie und Produktherstellern am Eröffnungstag der Messe, wie wir unsere Flüsse und Ozeane besser vor Plastikmüll schützen können. Auf diese Weise treiben wir den fachlichen Austausch und den Technologietransfer aktiv voran.
Stichwort Smart Citys
Stürme, Starkregen und Dürren: Wetterextreme sind auch hierzulande angekommen. Welche Lösungen bietet die IFAT 2018 in diesem Kontext für Städte, Kommunen und Gemeinden?
Umwelttechnologien, wie die IFAT sie zeigt, können schnelle Abhilfe bei Starkregen und Überschwemmungen schaffen. Hochwasserrückhaltebecken regulieren zum Beispiel die Abflussmenge; sie können übermäßige Wasserfrachten aufnehmen, zwischenspeichern und nach Abklingen des Ereignisses wieder kontrolliert abgeben. Dafür bedarf es zum einen leistungsfähiger Abwassernetze und Pumpen, aber auch moderner Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.
In Zeiten von Trockenheit und Dürren dagegen können Technologien eine nachhaltige Wasserversorgung sicherstellen. Die IFAT zeigt zum einen Lösungen zur Wassergewinnung und -förderung, zum anderen auch Anlagenkomponenten für Meerwasserentsalzung oder Systeme, mit welchen Wasser aus der Luftfeuchtigkeit gebunden werden kann. Letztere eignen sich insbesondere für Länder mit geringem Vorkommen von Süßwasserquellen.
Welchen Stellenwert erfährt das Thema „Smart Waste“ in der „Smart City“?
In der „Smart City“ der Zukunft nimmt die intelligente Abfallwirtschaft einen großen Stellenwert ein. Sensoren können beispielsweisen den Füllstand unserer Mülltonnen an die Entsorgungsunternehmen übermitteln. Unnötige Abholungen gehören damit der Geschichte an. Firmen können die Müllabholung „On-Demand“ per App bestellen, auch hier ergeben sich Ansatzpunkte zur Kosteneinsparung und Effizienzsteigerung. Die Stadt von morgen lässt Müll komplett aus dem Stadtbild verschwinden. In Zeiten der zunehmenden Urbanisierung sind Flächen knapp und teuer. Mit Unterflursystemen lässt sich die Müllentsorgung unter die Erde verlegen und viel Platz sparen.
Es geht nicht nur um eine intelligente Entsorgung, sondern auch um die -verwertung und -aufbereitung. In unserer Welt der knappen Ressourcen wird Abfall zum Rohstoff der Zukunft. Milliarden Tonnen an Wertstoffen befinden sich in unseren Abfällen, in unserem Abwasser und – längerfristig gebunden – in unserem Bestand an Gebäuden, Infrastrukturen, Anlagen und Konsumgütern. Auch diese „anthropogenen Lagerstätten“ gilt es stärker zu nutzen – im Sinne einer effektiven Kreislaufwirtschaft.
Wie kann die IFAT als Messeplattform „Umwelt-City-Projekten“ zum Durchbruch verhelfen?
Die Technologien der IFAT sind der Schlüssel zu Umwelt-Cities. Nur im Zusammenspiel von Stadt- und Raumplanung und modernen Lösungen können diese gelingen und erfolgreich umgesetzt werden. Die IFAT bringt wie keine andere Veranstaltung die richtigen Stakeholder für solche Projekte zusammen: die Technologieanbieter, die Planungsbüros und die Kommunen. Mit einem internationalen Besucheranteil von 48 Prozent (2016) sorgt sie auch für den nötigen weltweiten Transfer von Wissen und Technologien. Damit schafft die IFAT die ideale Bühne, um Umwelt-City-Projekten global zum Durchbruch zu verhelfen.
Welche Zielgruppen bringen Sie in diesem Kontext an den Verhandlungstisch?
Die IFAT bringt Vertreter der unterschiedlichsten Bereiche zusammen: Die Kommunen machen mit einem Besucheranteil von 33 Prozent die größte Teilnehmergruppe aus, dicht gefolgt von Vertretern verschiedenster Industrien, wie der Automobil-, Bau-, Pharma- und Chemie- oder Logistikindustrie (25 Prozent). Auch Ingenieurbüros, Beratungsfirmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zählen zu den Besuchern. (Zahlen aus 2016)
Für die kommende Veranstaltung hat die IFAT auch Nachwuchskräfte und Jungunternehmer ins Auge gefasst. Gerade zur Förderung von Ideen und Innovationen ist der heterogene Austausch zwischen jungen Talenten und erfahrenen Fachexperten unerlässlich.
Welche Ziele hat sich die IFAT dieses Jahr gesteckt?
Die IFAT hat sich zum Ziel gesteckt, die Besucher mit ihrer Innovationsvielfalt und -dichte zu begeistern. Mit der größeren Ausstellungsfläche, einem umfangreichen, hochaktuellen Rahmenprogramm und neuen Programmpunkten wie der Zukunftsplattform experience.science.future. haben die Veranstalter die idealen Voraussetzungen dafür geschaffen.
Die bisherigen Aussteller- und Flächenrekorde sind bereits geknackt: Über 3.100 Unternehmen haben sich für die IFAT 2018 angemeldet; die Rekordfläche von 260.000 Quadratmetern entspricht in etwa 36 Fußballfeldern. Im Mai gilt es, die Besucherzahlen zu toppen (2016: 136.885).
Herr Rummel, vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.messe-muenchen.de
www.ifat.de
Mehr über den IFAT Environment Index finden Sie hier:
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Messe München
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