Andrea Wörrlein, Geschäftsführerin von VNC in Berlin und Verwaltungsrätin der VNC AG in Zugim Gespräch mit der TREND REPORT Redaktion
Welche Tools stehen Ihren Kunden zur Verfügung und wie gestaltet sich Ihr Subscription-Modell für Enterprise-Kunden?
VNC bietet mit VNClagoon eine auf Open Source basierende Suite aus Kommunikations- und Kollaborationstools. Zu dieser zählen unter anderem Anwendungen für Messaging und Videokonferenzen, Groupware sowie Aufgaben- und Projektverwaltung – also alles, was Teams für eine reibungslose Zusammenarbeit brauchen, und das funktional vergleichbar mit den Angeboten von Microsoft, aber mit mehr Datenschutz und höherer Sicherheit. Unsere Kunden können sehr flexibel entscheiden, welche Anwendungen sie einsetzen, wie viele Lizenzen sie buchen und wie lang die Laufzeit ist.
Inwieweit haben Sie in Ihrer kollaborativen Arbeitsumgebung Medienbrüche vermieden? Warum wird dadurch ein Wildwuchs an Kommunikationstools verhindert?
Alle Anwendungen von VNClagoon sind im Frontend und Backend eng miteinander verzahnt. Sie greifen beispielsweise auf einen gemeinsamen Verzeichnisdienst für eine zentrale Benutzer- und Rechteverwaltung zu. Sie nutzen auch einen gemeinsamen Index: Der Anwender muss also nicht überlegen, ob er eine Information via Mail oder Chat erhalten oder in einem Dokument gelesen hat – er findet sie mit der Suche in jeder Anwendung. Zudem kann er in einer zentralen Oberfläche alle neu eintreffenden Mails, Chats und anderen Elemente sichten, filtern und beantworten, ganz ohne zwischen den einzelnen Anwendungen hin und her zu wechseln. Ebenso kann er überall die Interaktion mit einem Kontakt beginnen und zum Beispiel einen Videocall initiieren, einen Chat starten oder eine Aufgabe anlegen.
„Closed Source führt immer in eine Abhängigkeit“
Andrea Wörrlein
Welche Philosophie steckt hinter VNC und VNClagoon?
VNClagoon bietet alle Freiheiten und Garantien von Open Source – von hoher Sicherheit und hohem Datenschutz durch den transparenten Code über Interoperabilität durch offene Schnittstellen bis hin zur schnellen Weiterentwicklung und Fehlerbehebung durch eine weltweite Community. VNClagoon ist aber nicht einfach nur quelloffene Software, denn VNC als Unternehmen lebt und atmet die Werte, für die Open Source steht. Wir verstehen uns als virtuelle und lernende Organisation mit flachen Hierarchien, die offen und fair mit Mitarbeitern, Kunden und Partnern umgeht und sich für freie Meinungsäußerung und digitale Souveränität stark macht.
Welche Vorteile haben Ihre Kunden durch Open-Source-Software?
Unternehmen haben völlige Transparenz, wie unsere Software arbeitet, wie sie Daten speichert und wohin sie Daten überträgt. Sie können sie jederzeit auditieren und über Schnittstellen auf Daten zugreifen oder andere Anwendungen integrieren – ein Vendor Lock-in wie bei vielen Closed-Source-Lösungen ist ausgeschlossen. Bei Bedarf passen Unternehmen unsere Software an, und sie setzen sie flexibel On-Premises, in einer privaten Cloud oder der Public Cloud ein oder beziehen sie als SaaS von einem unserer Partner. Zudem garantieren unsere Entwickler und die große Open-Source-Community innovative neue Funktionen und liefern unzählige Add-ons und Services, selbst für die ausgefallensten Einsatzszenarien.
Was raten Sie Unternehmen, die Open-Source-Software und -Lösungen im Unternehmensalltag zum Einsatz bringen möchten?
Just do it. Open Source ist nicht schlechter als proprietäre Software – im Gegenteil. Die Lösungen sind innovativ, sicher und benutzerfreundlich. Natürlich sollten Unternehmen quelloffene Lösungen auswählen, hinter denen eine große und aktive Community steht, damit die Anwendungen einen hohen Reifegrad besitzen und sie professionellen Support erhalten. Zudem erleichtern DevOps-Konzepte und Strategien für Continuous Integration und Deployment die Einführung der Anwendungen und die Integration in die bestehende Software-Landschaft.
Welche Vorteile haben Container-Technologien?
Mithilfe von Container-Technologien stellen Unternehmen ihre Anwendungen flexibel und hochautomatisiert bereit – damit entlasten sie ihre Mitarbeiter und machen personelle Ressourcen für andere Projekte frei. Darüber hinaus nutzen Container die Hardware sehr effizient, sodass Unternehmen auch ihre Infrastrukturkosten senken. Und sie erhöhen die Verfügbarkeit ihrer Anwendungen: Ein Container ist in Sekunden geklont und gestartet, um bei gestiegenen Leistungsanforderungen schnell zu skalieren oder den Ausfall eines Containers abzufangen.
Welche Vorteile haben Ihre Kunden im Kontext der TCO im Gegensatz zu den US-Softwaregiganten?
Wir gängeln Unternehmen nicht mit langen Laufzeiten, unflexiblen Anwendungssuiten oder Third-Party-Lizenzen, die sie für die Nutzung der Software erwerben müssen. Sie abonnieren nur die Anwendungen und Module, die sie tatsächlich einsetzen wollen – für ein Jahr oder auch nur für einen Monat. Das ist günstig und gut planbar, und wenn sie den Anbieter wechseln wollen, können sie das problemlos tun. Die meisten Kunden sind allerdings äußerst zufrieden mit VNClagoon und bleiben uns lange treu. Dazu trägt sicher bei, dass unsere Software schlank und ressourcenschonend ist, sodass die Investitionen ins Backend überschaubar bleiben.
Wie kann Open-Source-Software die digitale Souveränität erhöhen und damit die Resilienz im Unternehmen stärken?
Unternehmen müssen selbst über den Umgang mit ihren Daten bestimmen können – wo sie gespeichert sind, wie sie verarbeitet werden und wer auf sie zugreift. Das geht nicht mit proprietärer Software, die wie eine Blackbox agiert, und amerikanischen Cloud-Services, die dem „US Cloud Act“ unterliegen. Nur Open Source bietet die Offenheit und Transparenz, die notwendig sind, damit Unternehmen ihre Plattformen, Anwendungen und alle Datenverarbeitungen kontrollieren und steuern können. Ohne Open Source ist digitale Souveränität daher nicht möglich. Zudem lässt sich Open Source viel besser anpassen und absichern als Closed Source, sodass Unternehmen im Krisenfall oder wenn sie neue Schnittstellen und Funktionen benötigen, selbst aktiv werden können und nicht auf das Wohlwollen eines Software-Anbieters angewiesen sind. Letztlich führt Closed Source immer ein eine Abhängigkeit.
Welche Unternehmenskultur und welches Mindset setzt die digitale Transformation voraus?
Die digitale Transformation ist tatsächlich nur teilweise eine Frage von Technologien und betrifft fast immer auch die Unternehmenskultur. Die große Herausforderung liegt darin, strenge Hierarchien aufzuweichen und agil in Teams zusammenzuarbeiten, in denen Mitarbeiter an Entscheidungen beteiligt sind und die Freiheit haben, mit neuen Technologien zu experimentieren. Geht etwas schief, dürfen Unternehmen nicht nach Schuldigen suchen, sondern sollten die Verbesserungsmöglichkeiten herausarbeiten. Die klassische Befehls- und Fehlervermeidungskultur muss einem offenen Umgang miteinander weichen, denn sonst bringen Mitarbeiter sich nicht ein und ducken sich lieber weg. Daneben dürfen Unternehmen aber auch keine Berührungsängste gegenüber neuen Technologien haben und benötigen DevOps-Ansätze, um diese schnell zu erproben, zu bewerten und einzuführen.
Natürlich darf die Digitale Transformation nicht zu einem Rückgang der Produktivität – der eigentlichen „globalen Währung“ – führen. Homeoffice ohne moderne, leistungsfähige Werkzeuge im Gleichklang mit neuen Management- und Teamleitungskonzepten ist eher kontraproduktiv, wie sicherlich viele Unternehmen in den letzten Monaten erfahren haben. Wir versuchen, hier einen Beitrag zu leisten, dass dies nicht passiert, sondern im Gegenteil Kreativität, Spaß am digitalen Arbeiten und damit ein Produktivitätszuwachs im harten internationalen Wettbewerb entsteht.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/markus-spiske-8OyKWQgBsKQ-unsplash-scaled.jpg17072560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 10:17:002021-06-04 16:17:33„Closed Source führt immer in eine Abhängigkeit“
Corona offenbart, welche Unternehmen und Mitarbeitenden den Anforderungen des technologischen Fortschritts gewachsen sind.
Eines der aufwendigsten Isolationsexperimente ist HI-SEAS, ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Hawaii und der NASA. Inmitten einer rötlichen Geröllwüste am Fuße des Vulkans Mauna Loa legen freiwillige Probanden für einige Monate ihre Psyche auf den Seziertisch der Forscher. Was macht eine Isolation mit Menschen, die gezwungen sind, auf kleinstem Raum zusammenzuleben und zu arbeiten? Im Mai 2020, als noch nicht absehbar war, wie lange uns Corona noch beschäftigen würde, suchte die amerikanische Weltraumbehörde zuletzt nach Freiwilligen.
Unfreiwillig war eine Vielzahl von Arbeitnehmern in den letzten Monaten gezwungen, ebenfalls in einer Art Isolation von zu Hause aus zu arbeiten. Zwar konnte man die eigenen vier Wände verlassen, doch Kontakte galt es auf ein Minimum zu beschränken. Für Forscher eine Art unverhoffter großer Feldversuch, und so tauchen nach einem Jahr auferlegtem Homeoffice immer mehr Studien zu diesem Thema auf.
Fazit: Alles nicht so einfach mit der Work-Life-Balance im Homeoffice. 46 Prozent gaben an, jetzt länger zu arbeiten als im Büro und 20 Prozent haben gar ein schlechtes Gewissen, wenn sie eine Pause machen. Da die Arbeitszeit nun weniger überwacht wird, entsteht oft ein Angstgefühl, ohne entsprechende unsichtbare Mehrarbeit der Leistungsanforderung nicht mehr gerecht zu werden. In der Folge fühlen sich zudem 25 Prozent gestresst und in letzter Konsequenz geben 40 Prozent an sich müde und antriebslos zu fühlen. Dass zudem 23 Prozent angeben Privatleben und Beruf nicht mehr trennen zu können, scheint da schon fast vernachlässigbar.
Die Gefahr einer Überbelastung scheint offensichtlich und Vorgesetzte sind in der Pflicht, sollte das Thema Homeoffice eine Zukunft haben. Bisher bieten nur 13 Prozent der Betriebe Schulungen zu diesem Thema an. Selbstmanagement – vor allem Gesundes – muss von vielen erst gelernt werden. Hinzu kommen Fehler in der Büroausstattung des Homeoffice und mangelnde Informationen zu den Themen Sicherheit, Datenschutz und Versicherungsschutz im Falle eines Unfalls. Zu viele wurden ins kalte Becken geschubst und drohen nun zu ertrinken.
Agilität, Neugier und Lernbereitschaft werden in der zukünftigen Arbeitswelt immer wichtiger, weiß Lorenz Berg.
Die Fähigkeit, sich an neue Umgebungen anzupassen, wird dabei auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft immer wichtiger, wie auch Lorenz Berg, Inhaber eines Masterabschlusses in Psychologie und bei Aon’s Assessment Solutions verantwortlich für die Gestaltung und Implementierung von großen, internationalen Assessment-Projekten, bestätigt. Der Grund für ihn ist dabei vor allem die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts, wodurch immer mehr Arbeit durch Maschinen verrichtet wird und berufliche Rollen nicht länger ein ganzes Leben, sondern nur noch wenige Jahre besetzt werden. „Was durch Studien belegt ist“, so führt Berg aus, „ist tatsächlich, dass die Halbwertszeit von Wissen und Skills durch die Beschleunigung massiv abnimmt.“ Statt Wissen, Skills und Bildungsbiografie sind „Metakompetenzen wie Neugier, Lernfähigkeit und Agilität also Anpassungsfähigkeit wichtiger“. Kompetenzen, die in einem modernen Assessment – in Präsenz oder virtuell – überprüft werden können.
Wie HR-Verantwortliche mit Automatisierung punkten?
Wie sich durch den technologischen Fortschritt berufliche Rollen ändern, weiß auch Wieland Volkert von UKG. Sein Unternehmen bietet Robotic-Process-Automation(RPA)-Lösungen für die Personalabteilung. „RPA befreit die Personalabteilung von ineffizienten, sich wiederholenden Prozessen“, so der Country Manager Central Europe & Netherlands. „So entsteht mehr Zeit für neue, strategische Initiativen, um die Geschäftsleitung zu unterstützen.“ Obwohl das Potenzial dieser Technologie schon jetzt immens ist, wird es noch von relativ wenig Unternehmen eingesetzt. „Prozesse und Anwendungen müssen stabil sein, damit RPA optimal funktioniert“, erläutert Wieland Volkert. Unternehmen müssen daher ihre Prozesse verstehen und optimal aufsetzen, ehe diese an einen Bot übergeben werden können. „Prozesse mit unstrukturierten Daten sind für viele Bots noch nicht geeignet.“ Hinzu kommt ein nicht ausreichendes Verständnis über KI-Themen sowie die Angst vor dem Einsatz neuer Technologien.
Unzweifelhaft ist jedoch, dass die Digitalisierung ein Miteinander von menschlicher und technologischer Intelligenz schafft. Unternehmen, in denen hier Berührungsängste vorherrschen, drohen mittelfristig auf der Strecke zu bleiben. Führungskräfte sind daher gefragt, jetzt die Weichen zu stellen und ein Mindset zu erschaffen, das innovative Verknüpfungen zwischen Mitarbeitenden, Kunden und Maschinen ermöglicht. Zumal insbesondere die begehrten Fachkräfte technologieaffin sind und auch die Möglichkeiten vernetzter Arbeit aus dem Homeoffice zu nutzen wissen. Auch in den eingangs erwähnten Studien lassen sich nicht nur negative Zahlen finden. Immerhin geben 77 Prozent an, das Homeoffice erleichtere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, und 60 Prozent glauben, ihre Arbeit zu Hause sogar effektiver organisieren zu können. Grund genug also das Arbeiten von zu Hause aus fest in der eigenen Organisationskultur zu verankern. Eine erste bemannte Marsmission von ein bis drei Jahren visiert die NASA für 2035 an. Statt eines potenziell tödlichen Virus töten uns dort minus 65 Grad, eine Atmosphäre überwiegend aus Kohlendioxid und Weltraumstrahlung garantiert. Die Frage nach einer persönlichen Eignung für einen Ausflug dorthin kann sich nach Corona nun jeder selbst beantworten.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/charlie-firth-6SY0Ac9AxrM-unsplash_web-scaled.jpg17072560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 10:10:002021-06-04 19:49:02New Work: Digital Work
Dave Hengartner, Co-Founder von rready, spricht mit unserer Redaktion über Innovationsprozesse, digitale Innovationskultur und seinen Lean-Startup-Ansatz.
Herr Hengartner, welche Aufgaben und Ziele hat heute das moderne Innovationsmanagement?
Innovationsmanagement ist eigentlich die falsche Terminologie. Im Gegensatz zu anderen Disziplinen in Unternehmen lässt sich ‚Innovation‘ nicht gleichermaßen managen. Schließlich ist es unmöglich den ROI einer ‚early stage Idee‘ zu berechnen oder ‚Kreativität‘ zu erzwingen. Deshalb sollte es beim ‚modernen Innovationsmanagement‘ darum gehen, kontrollierte Freiräume zu schaffen und datenbasierte Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten. Überzeugend ist die Kombination des klassischen top-down Innovationsansatzes mit einem bottom-up Programm: Der Ideenbriefkasten ist veraltet – es geht dabei nicht um die bloße Sammlung von Ideen, sondern um die weiterbildende Exekution. Die Mitarbeiter werden befähigt, innovativ zu sein, indem sichergestellt wird, dass ihre Beiträge wertgeschätzt und von ihnen selbst umgesetzt respektive auf ihr Potential validiert werden. Dies erhöht die Motivation, bildet die Mitarbeiter aus und ermutigt Mitarbeiter, Projekte zu starten, die ihre Fähigkeiten optimal nutzen.
Dave Hengartner
Wie in der Startup-Welt üblich, müssen viele Ideen getestet (und verworfen) werden. Durch ein hohes Maß an Automation kann dabei Skalierbarkeit erzielt werden; viele Mitarbeiter validieren ihre eigenen Ideen innerhalb des gegebenen Freiraums. So kann nicht nur eine kulturelle Transformation gefördert werden, sondern es wird sichergestellt, dass nicht rohe-, sondern validierte Ideen vom Management beurteilt werden.
Abschließend lässt sich also festhalten, dass modernes Innovationsmanagement einen motivierenden und skalierbaren Innovationsansatz wählen muss, um die Kosten (und somit den ROI) unter Kontrolle zu halten, Mitarbeiter zu motivieren und neue Cases zu schaffen.
Welche Wettbewerbsvorteile können durch den Einsatz einer digitalen Innovationsmanagement-Lösung generiert werden?
Ziele wie ‚Finanzieller Erfolg‘ oder ‚Kulturelle Transformation‘ bedingen ein Mengenspiel; es müssen viele Ideen getestet werden, um die vielversprechendsten Ideen (resp. Innovatoren) zu finden. Durch die Software kann die Effektivität eines Innovationsprogrammes massiv gesteigert werden. Innovation wird in der gesamten Unternehmung ortsunabhängig betrieben und damit sichtbar gemacht. Einzelne Projekte werden sichtbar gemacht, Innovatoren werden automatisiert unterstützt und interne Experten / Sponsoren können aktiv eingebunden werden. Großunternehmen haben extrem viel Wissen und Erfahrung, welches dadurch nutzbar wird. Ein weiterer Vorteil ist: in dem Bereich können Open Innovation – Projekte firmenübergreifend geteilt werden, um Kollaboration zu ermöglichen. Die Software erlaubt externen Dienstleistern den Zugang zu Software-Anwendungen, welche den Innovationsprozess effektiv unterstützen.
Für welche Unternehmen ist Ihre Lösung geeignet und wie skaliert diese?
Unsere Lösung eignet sich vor allem für größere Unternehmen. Die Möglichkeiten können vielfältig sein: Sei es die Herausforderung innerhalb der nächsten Jahre neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln oder die besten Talente zu finden und innerhalb der Organisation weiterzuentwickeln. Solche Unternehmen haben vielleicht schon andere Ansätze ausprobiert, wie Innovationsberater oder eine „Innovationswoche“. Sie entscheiden sich dann oft für die Kickbox-Methode und bleiben dabei. Das hat verschiedene Gründe. Unter anderem ist die Methode dezentralisiert und bezieht jeden einzelnen Mitarbeiter ein, was unglaublich motivierend für die Belegschaft ist und das Potential in den Mitarbeitern aktiviert, welches in jedem Unternehmen schlummert. Das System ist darüber hinaus ausfallsicher und ermöglicht eine gesunde Kultur des Scheiterns. Darüber hinaus ist es skalierbar: Die Methode funktioniert umso besser, je mehr Menschen sich beteiligen. Es gibt einen Multiplikator Effekt, und eine SaaS-Lösung, die die Prozesse automatisiert. Darüber hinaus kann die Kickbox-Methode relativ schnell umgesetzt werden. Sie kann innerhalb weniger Monate zu messbaren Ergebnissen führen, die sich tendenziell verbessern, je länger die Methode konsequent angewendet wird. Durch die Software kann ein Innovationsprogramm effizient innerhalb des Unternehmens skaliert werden.
Welche Beziehungen machen Sie im Kontext zu Ihrem Kickbox-Ansatz und der digitalen Unternehmenskultur aus?
Der Kickbox-Ansatz in Kombination mit der KICKBOX Software hat einen starken Einfluss auf die digitale Unternehmenskultur. Kickbox legt großen Wert auf schnelle, günstige und datengetriebene Validierung von Ideen am Markt mit potentiellen Kunden, um iterativ eine Lösung zu entwickeln. Dieses „Lean Startup“ Vorgehen wurde von Startups und digitalen Unternehmen entwickelt und kann durch KICKBOX in traditionelle Unternehmen gebracht werden. Zudem können alle Mitarbeiter an eigenen Ideen arbeiten und über die Software auf Experten innerhalb der Organisation zugreifen – unabhängig von der Hierarchie – auch dies hilft, eine digitale Unternehmenskultur zu entwickeln.
Was ist das besondere an Ihrer Lösung „KICKBOX“ und wie können Unternehmen diese nutzen?
Mit KICKBOX kann ein Intrapreneurship-Programm in kurzer Zeit gestartet werden, um Geschäftsideen von Mitarbeitern zu finden und zu fördern. Die Methode stammt von Adobe und wurde von dem Silicon Valley-Unternehmer Mark Randall, ehemalig Chief Strategist und VP of Creativity bei Adobe, entwickelt. Er ist bei rready aktiv als Mentor involviert. Mit KICKBOX bieten wir ein Innovationsprodukt an, das „out of the box“ funktioniert und als SaaS-Lösung erhältlich ist, um das Programm in der gesamten Organisation einzuführen. Da jedes Unternehmen einen anderen Innovationsreifegrad besitzt, bieten wir einen modularen Ansatz an, um immer die passenden Instrumente anbieten zu können. Dies umfasst physische Innovations-Toolboxen, Checklisten und Vorlagen zum Betreiben des Programms oder Merchandising, um das Programm innerhalb der Organisation bekannt zu machen. Zudem erhalten unsere Kunden Zugang zum rready Ökosystem mit zertifizierten Coaches und Experten wie Anwälten, Entwicklern oder Designern, welche die verschiedenen Projekte unterstützen. Diese Experten unterstützen mit Know-how zum Beispiel bei der Entwicklung eines Prototyps oder einer Marketingstrategie. Und unsere Community fördert die firmenübergreifende Kollaboration zwischen den Unternehmen. Dafür gibt es bereits erste Beispiele, wie etwa Siemens Energy, die über unsere Software mit Universitäten kollaborieren oder SBB und Schweiz Tourismus, die gemeinsam an nachhaltigen Themen arbeiten. Diese Kombination ist so am Markt einmalig.
„Wir bringen mit unserer Lösung eine ‚Lean-Startup-Methode‘ in die Unternehmen.“
Dave Hengartner
Was bedeutet für Sie „Digitalisierung und Automatisierung von Innovationsprozessen“?
Wir haben die KICKBOX Software ursprünglich für uns entwickelt, als wir das Kickbox Programm bei Swisscom, dem führenden Schweizer IT- und Telekommunikations-Unternehmen ,skaliert haben. Uns war wichtig, dass 10x mehr Kickbox Projekte nicht zu 10x mehr Ressourceneinsatz führt und haben uns auf die Automatisierung der wiederkehrenden Prozessschritte fokussiert: entsprechende Beispiele sind hier das automatisierte Email Coaching, die Verknüpfung von internen Experten mit Projekten oder der Zugang zu externen Dienstleistern. Als wir angefangen haben, die Software anderen Unternehmen anzubieten, haben wir festgestellt, dass wir alle dieselben Herausforderungen und Grundansätze in Bezug auf Innovation haben. Die von uns entwickelten Automatisierungen für Innovationsprozesse funktionieren auch in anderen Unternehmen. Bei der Weiterentwicklung der Software legen wir großen Wert auf die Automatisierung, um den nötigen Ressourcenaufwand für die Betreibung vom Innovationsprogramm minimal ist.
Welche und wie viele Unternehmen arbeiten bereits mit Ihrem Tool?
Wie zuvor erwähnt, haben wir KICKBOX als Team bei Swisscom entwickelt und festgestellt, dass die Software auch anderen Unternehmen einen Mehrwert liefern kann. Da KICKBOX nicht Kerngeschäft von Swisscom ist, haben wir uns als selbstständiges Startup am Markt etabliert. Mittlerweile wird unsere softwareunterstützte Lösung von über 20 Unternehmen eingesetzt, wie beispielsweise Siemens Energy, Roche, Post Luxembourg, Implenia, LGT, Baloise, SBB oder Schweiz Tourismus.
Wie unterstützt Ihre Lösung Unternehmen im Kontext der digitalen Transformation und im Hinblick auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle?
Die Digitalisierung betrifft jedes Unternehmen. Mit dem Kickbox-Ansatz können sich die Mitarbeiter in diesem Bereich selbstständig weiterbilden, indem „Lean Startup“-Methoden am eigenen Projekt angewandt werden. Die Mitarbeiter lernen in einer digitalen Welt zu arbeiten und mit neuen Methoden und Herangehensweisen umzugehen – eine zentrale Herausforderung in der digitalen Transformation. Durch diesen Ansatz können neue Geschäftsmodelle durch alle Mitarbeiter mitentwickelt und effizient am Markt validiert werden. Wir sind stolz auf mehrere neue Geschäftsmodelle blicken zu dürfen, die mithilfe des Kickbox Programmes entstanden sind: diese reichen von voll-automatisierten Kamerasystemen im Breitensport, über IoT-Sensoren im B2B-Kontext bis zu Blockchain-Applikationen.
Kann auch der „Open-Innovation-Ansatz“ mit Ihrer Lösung abgedeckt und umgesetzt werden?
Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft stärker firmenübergreifend arbeiten werden und dass die Grenzen zwischen den Organisationen verschwimmen werden. Unsere Produkte sind so aufgebaut, dass Projekte zwischen Unternehmen geteilt werden können, um Kollaboration zu ermöglichen. So können neue Ideen und Geschäftsmodelle von außerhalb der Organisation entstehen. So arbeiten beispielsweise SBB und Schweiz Tourismus gemeinsam an Ideen im Bereich Nachhaltigkeit. Siemens Energy geht hier einen Schritt weiter und sucht aktiv Ideen zu Problemstellungen an Universitäten über die KICKBOX Software. Unsere Software wird weiter in diese Richtung entwickelt, um „Open Innovation“ zu ermöglichen. Unsere Kunden sprechen alle dieselbe Innovationssprache, nutzen dieselbe Software und sind Teil einer vertrauten Community – diese drei Elemente sind eine gute Grundlage für Open Innovation.
Wie und mit welchen Partnern haben Sie Ihre Lösung entwickelt?
Wir leben was wir predigen. Wir haben das Kickbox Intrapreneurship-Programm bei Swisscom aus dem nichts heraus etabliert. Vorher gab es kein vergleichbares Angebot für die Mitarbeiter, um eigene Ideen zu validieren. Ziel war es, die Innovationskraft der Mitarbeiter zu fördern und Prozesse zu strukturieren. Dank unserer „KICKBOX“-Lösung wurden in den letzten Jahren über 700 Mitarbeiterideen bei Swisscom entwickelt, 80 pilotiert und über 20 auch umgesetzt. Darunter „Help2Type„, womit sich Tasten auf dem Touchscreen selbst von Blinden fühlen lassen, Asport zur automatisierten Videoproduktion für Amateursport oder der Swisscom Drone Spotter, zur Abwehr von Bedrohungen durch Drohnen während Events oder für kritische Infrastrukturen. Die Software wurde initial mit einem Software Partner in Holland entwickelt – mittlerweile haben wir ein internationales Entwicklerteam.
Welche Investoren konnten Sie für Ihre Idee begeistern und wie gestaltet sich Ihre Aktionärsstruktur?
Die Finanzierungsrunde wurde von dem kalifornisch-schweizerischen Venture-Capitalist FYRFLY Venture Partners geführt. Beteiligt waren die beiden institutionellen Investoren Equity Pitcher und Verve Ventures sowie die Unternehmer und Business Angels Felix R. Ehrat, Bernd Schopp, Jürg Stucker und Roland Schönholzer, die alle über eine langjährige Management-Erfahrung in Führungspositionen in diversen Branchen verfügen. Und natürlich war Swisscom daran beteiligt. Das Unternehmen bleibt über Swisscom Ventures als Minderheitsaktionär mit rready verbunden.
Wieviel und welches Know-How bringt Ihr Management-Team mit?
Das Gründerteam arbeitet seit vier Jahren gemeinsam an Kickbox – erst innerhalb der Swisscom, danach in der Kommerzialisierung des Programmes und jetzt als Gründerteam von rready. Alle bringen mehrjährige Startup Erfahrung mit – Dave hat bereits zweimal gegründet und viele Jahre in Startups gearbeitet – unter anderem bei DeinDeal, dem damals schnellst wachsenden Startup der Schweiz. Reto und Ralph haben zuvor gemeinsam gegründet, wo sich Ralph bereits stark mit der Etablierung einer Marke, Sales Prozessen und Business Model Innovation befasst hat. Reto hat sich zuvor selbst als Intrapreneur bei einer internationalen Firma bewiesen und ein Projekt von der Idee bis zur Umsetzung getrieben, bevor er sich im Rahmen seiner akademischen Ausbildung vertieft mit Innovationsmethoden befasst hat. Alle drei bringen einen Master der Universität St. Gallen (HSG) mit. Vinz wiederrum hat seinen Background im Bereich Product Design und zuvor eine eigene Design Agentur gegründet. Seinen akademischen Abschluss hat er an der Stanford Universität und an der Hochschule Luzern erlangt. Das Gründerteam wurde durch Hywel als VP of Finance ergänzt, welcher viel Erfahrung mit dem Aufbau von Finanzabteilungen bei B2B SaaS Startups mitbringt.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Unsere Vision ist es, mit rready eine Innovations-Plattform aufzubauen und zum Category Leader für Corporate Innovation zu werden. Wir glauben, dass rready in Zukunft als Enabler agieren wird, um stärker firmen- und industrieübergreifend zu arbeiten. Die Kunden nutzen dieselbe Software, sprechen dieselbe Innovations-Sprache und sind Teil einer Community. Das schafft gegenseitiges Vertrauen und ist Grundlage für ein globales Innovations-Ökosystem.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/tr_2021_02_rready_hengartner2_web-scaled.jpg17072560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 09:34:002021-06-04 17:14:24Neue Ideen für das Innovationsmanagement
Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Dr. Alexander Trommen, CEO der Appsfactory, über die Zukunft der Medien im Kontext der neuen KI-Technologien.
Disruptiv und exponentiell verändert sich aktuell die Medienbranche. Unbestritten ist zudem, dass die digitale Disruption starke Auswirkungen auf das Mediennutzungsverhalten und in der Folge auch auf die Geschäftsmodelle in der Medienindustrie hat und in Zukunft haben wird. „Aktuell fokussieren sich die meisten aufs Mithalten, Geschäftskontinuität und Gefahrenabwehr. Also eher reaktiv, statt die Dinge aktiv anzugehen“, betonte Alexander Trommen zu Beginn unseres Gesprächs. Häufig fehle inhouse die Erfahrung für innovative KI-Projekte und ein Data-Analyst macht noch kein erfolgreiches Projekt.
Automotive Dr. Alexander Trommen: „Wir sehen uns im Bereich ASOP in einer Schlüsselposition.“
Laut Alexander Trommen braucht es in diesem Kontext externe Begleitung durch eine Agentur. „Zum Beispiel liegt der Nachrichtensender n-tv als eine der ersten Medienmarken, die konsequent auf Apps gesetzt haben, bei der täglichen Nutzung immer noch weit vor allen Zeitungen und sogar weit vor der Tagesschau. Konsequente Investitionen in Technologien zahlen sich aus. Man sieht das beispielsweise am deutlich überproportionalen Reichweitenzuwachs der FAZ, den das Medienhaus durch den Einsatz von KI erreicht hat“, erklärte uns der CEO der Appsfactory.
Dass sich durch die neuen Technologien rund um KI Wettbewerbsvorteile generieren lassen, ist unbestritten. Zunächst spricht Alexander Trommen von zwei Ansatzpunkten.
Zum einen die Möglichkeiten zur Kostenersparnis bei Tätigkeiten, die standardisierbar sind. Hierzu zählt er beispielsweise das automatisierte Einsprechen von Podcasts über Text-to-Speech-Schnittstellen. Auf diese Weise sei es möglich, Podcasts auch für Nischenthemen zu produzieren. „Im Bereich der bei Lesern beliebten Kommentarfunktion zu Artikeln sind die Moderationskosten sehr kostenintensiv. Appsfactory ist in der Lage, durch eine KI-gestützte teilautomatisierte zweistufige Moderationslösung die Kosten um über 90 Prozent zu senken“, betonte der Digitalisierungsspezialist.
Ein anderer Ansatzpunkt für KI ist nach Alexander Trommen die Steigerung der Nutzung. „Wir haben bspw. für die FAZ eines der ersten deutschen Personalisierungsprojekte im Medienbereich umgesetzt. Im Ergebnis sind es nun 100 Prozent mehr Visits pro Nutzer als bei der Standardseite und eine 20 Prozent höhere Sessiondauer. Für die Tagesschau betreiben wir ein KI-basiertes Tool, das hoch automatisiert aus 16:9-Videos Hochkant-Videos produziert. Mit einem Newsreel aus diesen Hochkant-Videos ist es uns gelungen, die Page-Impressions in der App zu verfünffachen und die Sessiondauer zu verdoppeln“, erklärte uns Alexander Trommen.
Auf unsere Frage hin, wo denn momentan Projekte mit dem meisten Potenzial liegen, verriet uns Dr. Trommen: „Momentan sind aus meiner Sicht die spannendsten Projekte zum einen im Bereich Automotive die ASOP-Projekte (Android Open Source Projekt). ASOP ist das Betriebssystem, mit dem ganz viele Automobilhersteller ihre Infotainmentmodule realisieren. Appsfactory hat im Bereich Android mehr Expertise als wahrscheinlich jedes andere Unternehmen in Deutschland. Entsprechend sehen wir uns hier in einer Schlüsselposition.“
Aufmacherbild / Quelle / Lizenz Bild von kalhh auf Pixabay
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/woman-1984420_1920.jpg12001920Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 09:31:002021-06-07 07:49:49Intelligente Apps und Disruption der Medien
Warum HR-Teams dank neuester Technologie eine Schlüsselrolle bei der Transformation von Unternehmen spielen, berichtet Wieland Volkert, Country Manager Central Europe & Netherlands bei UKG, dem neuen PeopleDoc.
Das Potenzial intelligenter Roboter ist immens für die deutsche Wirtschaft und gilt bereits als der nächste Meilenstein. Dabei erhält Robotic Process Automation (RPA) eine Erweiterung durch kognitive Komponenten. RPA befreit die Personalabteilung von ineffizienten, sich wiederholenden Prozessen und verbessert die Beziehung der Mitarbeitenden zur Personalabteilung. So entsteht mehr Zeit für neue, strategische Initiativen, um die Geschäftsleitung zu unterstützen. Eines von vielen HR-Anwendungsbeispielen ist die Beförderung eines Mitarbeitenden. „Dort muss ein Prozess in einer HR-Service-Delivery-Plattform angestoßen werden und diese Daten müssen im Core-HR, im Payroll-Tool oder in der Workforce-Management-Lösung angepasst werden oder sogar neue Aufgaben triggern“, erläutert Wieland Volkert. „Um menschliches Versagen zu reduzieren und eine beträchtliche Zeitersparnis zu erzielen, kann RPA die Hauptlast der Arbeit übernehmen. So werden Aufgaben im Zusammenhang mit einer Beförderung nahtlos erledigt.“ Hierzu gehört auch das automatische Versenden neuer Verträge für elektronische Signaturen, die auch beim Onboarding, Crossboarding und Mitarbeitertransfer zum Einsatz kommen und sich einfach und schnell automatisieren lassen.
„RPA und Prozessautomatisierung werden in der HR immer wichtiger, insbesondere bei M&A.“
Wieland Volkert
Nach Volkert kann die Technologie auch ideal bei Fusionen und Übernahmen eingesetzt werden: „Mit RPA können Teams Prozesse zur Übertragung von Personalakten automatisieren. Zum Beispiel können sie den rechtmäßigen Umgang mit den Akten in Zeiten betrieblicher Umstrukturierungen betreuen – und dies während einer unternehmensweiten Technologie- oder Prozessintegration.“ Die Personalabteilung könne RPA auch nutzen, um neue Dokumente mit intelligenten Vorlagen und personalisierten Mitarbeiterinformationen zu erstellen, und dies könne sogar auf der Grundlage von Ereignissen in anderen HR-Systemen geschehen. „RPA ermöglicht nahtlose Interaktionen und Arbeitsabläufe zwischen einzelnen Applikationen“, so Volkert. „Dies ist von entscheidender Bedeutung, da ein Unternehmen im Durchschnitt oft mehr als elf einzelne HR-Systeme einsetzt.“
Viel Zeit verschlingt auch das Erstellen von Beschäftigungsnachweisen, weiß Volkert. Häufig müssen Angestellte und Mitarbeitende anhand einer Arbeitgeberbescheinigung ihre Beschäftigung im Unternehmen nachweisen. Die Bearbeitung dieser einmaligen Anfragen kann andere wertschöpfende HR-Aktivitäten verzögern oder sogar blockieren. Beim Einsatz der richtigen RPA-Lösung zur Automatisierung von Dokumentenerstellung und von Benachrichtigungen werden Mitarbeitende schneller bedient. Wieland Volkert betonte abschließend im Gespräch: „Dieser direkte und prompte Service der Personalabteilung verbessert die Employee Experience, um bei der New- Work-Generation zu punkten.“
Daniel Haberkorn, Managing Director küchenquelle, berichtet der Redaktion über seine digitale Transformation, innovative Unternehmenskultur und über die optimale Customer Journey.
Herr Haberkorn, was waren die ausschlaggebenden Argumente der Jury, um beim „German Innovation Award“ zu punkten?
Wir haben uns sehr gefreut, dass küchenquelle die Jury überzeugt und die Auszeichnung „Winner“ in der Kategorie „#W1 – Business to Consumer – Kitchen“ erhalten hat. Ausschlaggebend war der Beratungsprozess mit Mixed Reality (MR). Seit jeher (r)evolutionieren wir die Beratung beim Küchenkauf. Mit dieser Technologie sind wir erneut Pionier. Wir nutzen sie als bisher einziger Anbieter auf dem deutschen Küchenmarkt, und geben den Kunden damit optimale Planungssicherheit.
„Unser Geschäftsmodell hat sich auch in Krisenzeiten bewährt.“
Daniel Haberkorn
Welche Erfahrungen machen Sie und Ihre Kunden, wenn neue Technologien wie Mixed-Reality bei der Beratung und Planung zum Einsatz kommen?
Die Technologie verbindet reale und virtuelle Elemente, die gemeinsam durch eine Datenbrille sichtbar sind. Unsere gut geschulten Berater haben jeweils drei Datenbrillen in ihrem Koffer, eine für sich selbst, zwei für die Kunden. Gemeinsam konzipieren sie zuerst die neue Küche auf einem Tablet. Dann kommt die MR-Brille zum Einsatz: Sie projiziert die Planung als Hologramm über den realen Raum. Das heißt, Wände, Fenster und Nischen und die bisherige Einrichtung bleiben sichtbar, die neuen Bilder legen sich darüber. Ganz bequem und unkompliziert sehen Kunden bei sich zuhause ihre neue, maßgestaltete Traumküche, schon bevor sie diese kaufen. Sie gehen darin herum, schauen, ob die Spüle unters Fenster passt und die Arbeitsfläche die optimale Höhe hat. Wäre eine helle Arbeitsplatte besser? Ist überhaupt genügend Platz für eine Kücheninsel? Mit welcher Front und Farbe sehen die Schränke besser aus? Die MR-Technologie hilft, den Beratungstermin noch anschaulicher zu gestalten – mit echtem Wow-Effekt für die Beteiligten.
Was war und ist nötig, um die digitale Transformation und die digitale Unternehmenskultur täglich zu meistern und zu leben?
Natürlich ist ein solche Transformation eine Herausforderung. Wir haben Schritt für Schritt unsere Prozesse optimiert und die Systeme an den „State of the Art“ angepasst. Wir greifen kontinuierlich auf die Expertise der einzelnen Fachabteilungen zurück und gestalten die Transformation gemeinsam. Unser neuestes Projekt ist die Einführung eine KI-basierten Tourenplanungssystems.
Was verstehen Sie unter einem intelligenten Sortiment?
Mehr als 100.000 „intelligente“ Kücheneinzelteile sind aktuell zur Auswahl dreidimensional in dem Programm für die Planung einer neuen Küche hinterlegt. Und es werden täglich mehr. Die Teile im Planungsprogramm „wissen“ nicht nur, wie tief, wie hoch oder wie breit, sondern auch was sie sind: Ein Küchenoberschrank lässt sich nicht auf den Boden stellen, ein Herd nicht dicht unter der Decke platzieren. Aus vielen Details entsteht bei der Planung ein stimmiger und praktikabler Entwurf, der sich ins Zuhause schmiegt und perfekt an die Wünsche und Vorstellungen der Kunden angepasst ist.
Wie wirkt sich Ihre innovative Beratung und Planung auf den Geschäftsverlauf und auf das strategische Wachstum aus?
Die Beratung mit Mixed Reality liefert überzeugende Ergebnisse. Wir verzeichnen damit im ersten Quartal 2021 eine signifikante Verbesserung der Abschlussquote. Darüber hinaus würden 96 Prozent unserer Kunden die MR-Beratung weiterempfehlen. Mehr als 80 Prozent sagen, die Brille hätte ihre Kaufentscheidung positiv beeinflusst. Hier zeigt sich der Wow-Effekt: Das Erlebnis, schon vor dem Vertragsabschluss in der neuen Traumküche zu stehen, begeistert. Es wird deutlich, dass wir erneut Innovationstreiber in der Zuhauseplanung sind.
Wie hat sich der Einsatz der neuen Technologien in der aktuellen Krise bewährt?
Wir haben im letzten Jahr gemerkt, dass unser Geschäftsmodell auch in Krisenzeiten funktioniert. Dazu haben die verbesserten digitalen Prozesse und die digitale Aufrüstung der letzten Jahre erheblich beigetragen. Während der Umsatz der Möbelbranche 2020 insgesamt leicht rückläufig war, hat der Küchensektor laut Verband Deutscher Möbelhersteller seinen Umsatz um 4,5 Prozent gesteigert. Mit der Zuhauseplanung waren wir die gesamte Zeit handlungsfähig, anders als der stationäre Handel. Von Anfang an haben wir ein strenges Hygienekonzept verfolgt und unsere Berater zertifizieren lassen, um den Kunden größtmögliche Sicherheit zu geben.
Was dürfen wir unter Ihrem Vertriebsmodell 4.0 verstehen und welche Herausforderungen und Entwicklungen stehen in den nächsten Jahren noch an?
Wir sind der Küchenspezialist, der aus Tradition die Küchenplanung (r)evolutioniert. Wir fokussieren uns auf unser über viele Jahre bewährtes Geschäftsmodell der individuellen Zuhauseplanung, die wir technologisch immer weiter entwickeln. Wir beraten die Kunden mit Expertise und Gestaltungsfreude und erleichtern ihnen mit Mixed Reality die Kaufentscheidung. So haben wir dieses Jahr einen weiteren Digital-Preis gewonnen – den renommierten reta award des EHI Instituts in der Kategorie „Best Customer Experience“. Seit 14 Jahren bekommen diesen Preis Händler, die zukunftsorientierte Methoden und Technologien eingeführt haben, um die Kundenloyalität und Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Wir setzen seit jeher auf ein Kundenerlebnis, das sowohl persönlich als auch unkompliziert ist. Mit der MR-Technologie treiben wir dies digital weiter. Ziel ist, die Customer Journey on- und offline bestmöglich und auf dem neuesten Stand der Technik zu verknüpfen.
Gastbeitrag von Andrea Wörrlein, Geschäftsführerin von VNC in Berlin und Verwaltungsrätin der VNC AG in Zug
Die Weiterentwicklung und Optimierung der Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens gleicht der Orchestrierung eines Dreiklangs: Sie verlangt Veränderungen bei den Strukturen und Mitarbeitern und erfordert die Unterstützung durch die passenden Collaboration-Tools.
Andrea Wörrlein schildert den Umbruch hin zu atmenden und lernenden Organisationen und wie Open Source dabei helfen kann.
Wir erleben gerade, wie sich Formen und Strukturen professioneller Zusammenarbeit verändern. Das betrifft global beispielsweise die Organisation der Lieferketten und auf Ebene der Unternehmen die Art und Weise, wie die Zusammenarbeit intern und mit Partnern gestaltet wird. Der überlebensnotwendige Zwang zum Homeoffice hat viele verkrustete Strukturen aufgebrochen und jahrzehntealte Ressentiments in den Orkus der Geschichte gespült. Das eröffnet nicht nur die Chance zur Neuorientierung. Es stellt sich vielmehr zunehmend als zwingend heraus, neue Formen der Zusammenarbeit für künftige Herausforderungen zu entwickeln, die weit über die temporäre Bewältigung einer Ausnahmesituation hinausgehen.
In diesem Umbruchszenario ist es wichtig, an allen drei relevanten Bausteinen zu arbeiten. Das betrifft die Unternehmensstruktur und -kultur selbst, die Menschen, die dort arbeiten, und die Collaboration-Tools, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Viele Unternehmen haben sich bereits aufgemacht, sich zu atmenden, lernenden, virtuellen Organisationen weiterzuentwickeln. Das erfordert von Unternehmensführung und Management Mut, Weitsicht, Fehlertoleranz und Innovationsbudgets.
Und nicht nur das: Sie müssen die Veränderungen nicht nur organisieren, sondern auch das dafür nötige Mindset vorleben. Es geht sowohl um die Bildung interdisziplinärer, erfolgsorientierter, sich weitgehend selbst organisierender Teams als auch um neue Formen von Zuständigkeiten, Erfolgsmessung, Bewertung, Aufstiegsmöglichkeiten und Belohnungssystemen für kooperatives Verhalten.
Die damit für jeden Einzelnen verbundenen Einstellungsänderungen sind der vielleicht schwierigste – und damit wichtigste – Teil des Wandels. Der gelingt um so leichter, je besser die dafür zur Verfügung gestellten Tools sind. Silos, Medienbrüche, mangelhafte Interoperabilität und divergierende Bedienlogiken in Collaboration-Tools sind deshalb ein No-Go. Für die inter- und intradisziplinäre Zusammenarbeit von Teams werden Anwendungen gebraucht, die neben der Integration gängiger Arbeitspraktiken wie Kommunikation, Aufgabenverwaltung oder Projektmanagement auch Raum und Gelegenheit für freie Ideensammlungen bieten. Je souveräner und effizienter Mitarbeiter damit dank entsprechender Trainings umgehen können, desto mehr zahlt das auf die Innovationskraft eines Unternehmens ein. Und die kann am Ende des Tages den Unterschied ausmachen.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/tr_2021_02_vnc_woerrlein_web.jpg600800Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 09:06:002021-06-07 13:25:56Auch beim Collaboration-Change sind aller guten Dinge drei
Gastbeitrag von Dr.-Ing. Gerd Staudinger, Geschäftsführer Stella Systemhaus GmbH
Das Dilemma ist bekannt: Die Geschäftsführung erfährt häufig erst im Meeting von einem Problem im Unternehmen – und nicht schon vorher. Der Effekt ist, dass kein gedanklicher Vorlauf besteht und der Fall meist ad hoc gelöst werden muss. Noch schlimmer wird es, wenn die Leitung nur durch einen Zufall oder gar nichts von dem Problem mitbekommt.
Gut vorbereitet: Mit der Software-Lösung G2 erhält die Geschäftsführung jederzeit schnell und einfach Zugriff auf alle relevanten Firmenkennzahlen.
Damit das nicht passieren kann, benötigt die Geschäftsführung zu jeder Zeit Zugriff auf alle relevanten Firmenkennzahlen – und zwar schnell und einfach. Viele Unternehmen verwalten ihre Daten jedoch noch immer in diversen Insellösungen. Der Nachteil: Zwischen ihnen können weder Daten ausgetauscht werden noch lassen sich daraus komprimierte Informationen ziehen, die Aufschluss über die Entwicklung wichtiger Kennziffern geben. Genau hier setzt unsere Software „G2“ an. Sie verfügt über einen Datenkonverter und ist damit in der Lage, beliebige Daten aus den Insellösungen in kurzer Zeit zusammenzuführen, zu ergänzen und für die Leitung aufzubereiten.
Die Schwierigkeit für die Geschäftsführung besteht darin, dass sie es mit immer wieder anderen Problemen zu tun hat. Deshalb muss sie auch ständig neue Indikatoren beobachten können. Branchenlösungen sind dafür nicht gemacht. Immer wenn sich die Kennzahlen ändern, müssten neue Algorithmen gefunden werden, die sie auswerten. Dafür sind externe Software-Spezialisten nötig. Das kostet Zeit und Geld. Anders verhält es sich mit „G2“, unserem generischen, also allgemeingültigen und branchenunabhängigen IT-System. Die Mitarbeiter können entsprechend ihrer Berechtigung beliebige Prüfkriterien selbst entwickeln und binnen Minuten an die aktuellen Gegebenheiten anpassen – exakt so, wie sie es benötigen. Programmieren müssen sie nicht. Excel-Kenntnisse reichen.
Unsere Software erfasst und verwaltet die Unternehmensdaten vollständig und revisionssicher auf einem zentralen Datenbankserver. Alle Mitarbeiter nutzen die gleichen Formulare, in die sich nicht nur Texte, sondern vor allem auch getypte Daten wie Zahlen oder Ja-/Nein-Angaben eintragen lassen. Das ermöglicht, Soll- und Ist-Werte automatisch zu vergleichen, Abweichungen herauszufiltern, Tendenzen zu erkennen.
Carla Kriwet, Chefin von Europas größtem Hausgerätehersteller BSH, sagte jetzt in der Süddeutschen Zeitung: „Wir brauchen in Geschäftsführungssitzungen keine Vorlagen mit unzähligen Power-Point-Seiten in Farbe. Wir brauchen wenige, präzise Informationen.“ Genau diese Daten kann sich die Leitung mit unserer Software auf Knopfdruck jederzeit selbst einholen – und geht damit bestens vorbereitet ins Meeting.
Wohnen und Leben muss digitaler und nachhaltiger werden. Drei vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekte machen es vor.
Grün, kompakt, frei von Luftschadstoffen und Lärm – so soll im Idealfall die Stadt der Zukunft aussehen. Eine besondere Herausforderung auf dem Weg dorthin stellt der innerstädtische Verkehr dar. Denn wachsende Paketmengen, immer mehr Lieferfahrzeuge und kaum miteinander vernetzte Mobilitätsdienste sorgen für verstopfte Straßen. Dabei bergen moderne Technologien und smarte Daten viel Potenzial, um die Verkehrsströme in Zukunft neu zu ordnen. Im Technologieprogramm Smart Service Welten fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Reihe von Projekten, die urbane Räume durch innovative Ansätze für Wohnviertel, Mobilität und Logistik lebenswerter machen.
Mehr Effizienz auf der „letzten Meile“
Daran, den innerstädtischen Lieferverkehr effizienter zu gestalten, arbeitet das Förderprojekt SMile. Erprobt wird, wie die Zustellung von Warensendungen auf der letzten Meile – also dem Weg zwischen dem letzten Paketverteilzentrum und dem Empfänger – serviceorientierter, reibungsloser und mit einheitlichen Standards erfolgen kann. Aktuell kommt es auf der letzten Meile durch zahlreiche Zustellversuche und ineffiziente Lieferrouten zu erheblichen Verzögerungen sowie Verkehrsbelastungen. Der Lösungsansatz von SMile ist eine digitale Plattform, die Verbrauchern eine effiziente, flexible und kollaborative Abwicklung der letzten Meile per App oder Webanwendung ermöglicht. Ein standardisiertes Transportetikett soll dabei die bisher geschlossenen, dienstleistereigenen Zustelllösungen aufbrechen und mehr Zusammenarbeit entlang des gesamten Lieferwegs ermöglichen.
Die digitale Lösung wird ergänzt durch eine neue Logistikinfrastruktur. Viele offene City-Hubs und Mikro-Depots – etwa bei lokalen Einzelhändlern angesiedelt – sollen die aktuell wenigen großen Verteilzentren entlasten. So entsteht ein dynamischerer und flexiblerer Lieferprozess mit erheblich verbesserter Zustellquote. Auch neuartige Liefermethoden sind Teil des Konzepts: Von der präzisen Zustellung zum Wunschtermin über die Lieferung per E-Lastenrad bis hin zur sicheren Ablage in den Kofferraum des Empfängers.
Alle Verkehrsmittel aus einer Hand
Mit der höheren Zustellquote sinken auch die CO2-Emissionen – ein Ziel, dem sich das Forschungsprojekt Smart MaaS ebenfalls verschrieben hat. Über einen offenen und modularen Service-Marktplatz bietet Smart MaaS allen Akteuren der Mobilität eine Plattform, um mit neuen Smart Services den CO2-Ausstoß leichter zu reduzieren und zum Erreichen der Klimaziele beizutragen. So können Unternehmen den eigenen Mitarbeitern etwa datenbasierte und intelligente Mobilitätskonzepte anbieten. Dabei werden Fahrgemeinschaften über Unternehmen hinweg gebildet und der Parkplatz gleich mit organisiert. Die nötige App kann mit den Diensten auf dem Marktplatz entwickelt werden.
In Städten wie Aachen werden so bereits Busse, Bike-, Car- und Ridesharing für einen möglichst schnellen oder günstigen Weg individuell kombiniert. Das reduziert die Zahl der Fahrten und die Treibhausgasemissionen. Engagierte Kommunen können mit Smart MaaS sogar einen Schritt weiter gehen und ihren Bürgern neue Mobilitätsangebote auf Basis von Umweltdaten anbieten, etwa per Push-Benachrichtigung bei Vorliegen hoher Feinstaubbelastung. Das Projekt verbindet also erfolgreich Smart City sowie Smart Mobility und schafft die Grundlage für intelligente, umweltorientierte Lösungen und neue Geschäftsmodelle.
Rüsselsheim bereits smart
Ebenfalls ein Smart-City-Konzept verfolgt das Projekt Quartier der Zukunft – abgekürzt QuarZ – im Osten von Rüsselsheim, wo man bereits einen Vorgeschmack auf die Stadt von morgen erhält. Die im Projekt entstehende Plattform führt Daten wie die Parkraumbelegung oder Wetterinformationen zusammen, verknüpft sie und macht sie damit für zusätzliche Anwendungen nutzbar. Smart-City- werden mit Smarthome-Anwendungen kombiniert, um Anwohnern die schnelle Parkplatzsuche, die Reservierung eines E-Carsharingangebots oder eine intelligente Analyse der heimischen Stromrechnung zu ermöglichen. Durch die erstmalige Zusammenführung der verfügbaren Technologien und Daten im Quartier sollen Erkenntnisse gewonnen werden, auf deren Basis weitere Dienste entwickelt werden können.
Bewusst wurde dabei ein lokaler Ansatz gewählt, denn die Akzeptanz der Bewohner gilt als zentraler Erfolgsfaktor, um mit digitalen Lösungen das Leben vor Ort zu erleichtern. In Zukunft sollen die Smart Services, die in QuarZ entstehen, allerdings vielfältig einsetzbar sein – von 100 bis 100 000 Einwohnern, für Stadtviertel oder ganze Regionen. In Kombination veranschaulichen die verschiedenen Projekte der Smart Service Welten eindrucksvoll, wie die urbane Zukunft aussehen kann, wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.
SMile
SMile – Smarte Last-Mile- Logistik in urbanen und ländlichen Räumen Konsortialpartner: GoodsTag GmbH (Konsortialführer), GS1 Germany GmbH, Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH, pickshare GmbH, Universität Leipzig
Smart MaaS – Smart Mobility-Service-Plattform für Mobility as a Service Konsortialpartner: Cleopa GmbH (Konsortialführer), Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, FIWARE Foundation e. V., Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, regio iT gesellschaft für informationstechnologie mbh
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/tr_2021_bmwi_javygo-BsAmnBAZIMI-unsplash_web-scaled.jpg25602560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 08:20:002021-06-02 14:45:46Für die Stadt von morgen
Die Redaktion spricht mit Marianne Bullwinkel von RMS über die audiobasierte Zukunft und Audiovielfalt im Kontext von On-Demand-Inhalten für Werbetreibende.
Frau Bullwinkel, wie hat sich der Podcastmarkt in den letzten Jahren entwickelt? Jede:r dritte Deutsche nutzt das Format inzwischen regelmäßig. Alleine Spotify hat über eine Millionen Podcasts im Portfolio, darunter gut 30.000 deutschsprachige Shows, vor zwei Jahren waren es noch 2.000. Laut Prognosen von Altman Solon werden im Jahr 2021 die Werbeerlöse von Podcasts weltweit rund 2,7 Milliarden US-Dollar erreichen und bis 2023 auf fast 4 Milliarden Dollar steigen. Im Deutschen Werbemarkt stiegen die Werbeerlöse innerhalb eines Jahres von 9 auf 14 Millionen Euro (BVDW, 2020). Kaum ein anderes Medium ist während der Krise so stark gewachsen.
Welche Erkenntnisse förderte in diesem Kontext Ihre aktuelle Podcast-Studie zu Tage? Die Studie belegt, dass Podcast-Nutzer:innen urban, hoch gebildet und einkommensstark sind – eine interessante Werbezielgruppe. Auch die hohe Akzeptanz von Werbung (70%) macht Podcasts relevant. Sie werden regelmäßig genutzt – mindestens einmal pro Woche. Menschen nutzen Podcasts, um sich zu informieren, etwas zu lernen oder zur Entspannung. Beliebt sind Nachrichten und Politik, aber auch Comedy und Musik. Gute News für das Handelsblatt: Auch Wirtschaft ist mit 23% Nutzung ein beliebtes Genre.
Was macht Podcasts als neues Werbemedium so interessant? Neben der attraktiven Zielgruppe und der hohen Werbeakzeptanz ist die Nutzungssituation einzigartig – knapp 2/3 der Nutzer hören mit Kopfhörern und widmen dem Podcast und damit auch der Werbung so ihre volle Aufmerksamkeit. Neben der wachsenden Reichweite sind die verschiedenen Genres interessant, um Marken zu positionieren und Zielgruppen genau zu erreichen.
Wann ist es sinnvoll Werbung in Podcasts zu schalten? Podcasts sind mit ihrer regelmäßigen Nutzung kampagnenfähig, um z.B. eine Marke zu positionieren oder als Teil der Etablierung des Sonic Brandings. Vor allem aber sind sie wirkungsvoll in Kombination mit klassischen Radio- oder Online Audio-Kampagnen, weil hier Reichweite und Zielgruppen- bzw. Umfeld-Fit optimal kombiniert werden können. Podcastkampagnen ergänzen die Kommunikation via Audiomarketing um eine weitere wirkungsvolle Komponente. So hat man optimale Voraussetzungen für gute Werbewirkung. Klassische Radiokampagnen lassen sich etwa hervorragend über Podcasts verlängern. Werbekunden nutzen die hohe Reichweite von Radio und schaffen damit die Basis für die Wiedererkennbarkeit ihrer Marke in den digitalen Audiokanälen.
„Unsere Studie belegt, dass Podcast-Nutzer:innen urban, hochgebildet und einkommensstark sind.“
Marianne Bullwinkel
Wie und wo kann ich Podcast-Werbung buchen, die meine Zielgruppe wirklich erreicht? Bei vielen Vermarktern kann man die sog. native Werbung buchen, die passgenau ist, aber nur mit hohem Aufwand skalierbar ist und dann auch teuer wird. Bei RMS vermarkten wir schon seit 2017 Podcasts über einen adserver-basierten Ansatz mit mittlerweile über 400 Shows. Die unique Audio Data Management Plattform der RMS erlaubt es Werbungtreibenden, ihre Zielgruppen im passenden Umfeld zu erreichen – auf Basis des aktuellen digitalen Marketing Standards, den sie aus anderen digitalen Angeboten gewohnt sind.
Welche Werbemöglichkeiten gibt es und welche Bedeutung hat dabei eine adserverbasierte Vermarktung? Die Auswahl an Werbeformaten reicht von vorproduzierten nativen Spots wie Host-Reads oder Presenter-Reads über Sponsoring bis hin zu für das Podcastumfeld vorproduzierten Podcast Ads. Dabei sind Dynamic Podcast Ads besonders interessant, weil sie sich in ihrer Kreation in Echtzeit an das Podcastumfeld und den Hörer anpassen. Hier kann der Kampagnenerfolg datenbasiert gemessen werden.
Was muss ich unbedingt beachten, damit meine Kampagne erfolgreich wird? Podcast-User schalten bewusst ein und hören aktiv zu. Diesem Audioerlebnis sollte Podcastwerbung gerecht werden. Von der Zweitverwertung promotionaler Radiospots raten wir daher in der Regel ab. Wirksamer sind Branding- oder Markenkampagnen. Ideal sind maßgeschneiderte Podcast Ads, die inhaltlich und in puncto Tonalität zur Rezeptionssituation der User passen.
Welche Rolle nimmt dabei Ihr Spot Creator ein? Der RMS Spot Creator ist eine neue Self-Service-Plattform für den gesamten Gestaltungsworkflow von Podcast Ads. Dabei unterstützen Audioexperten Kunden und Agenturen dabei, webbasiert neue vorproduzierte Podcast-only-Ads zu gestalten oder einen bestehenden Audiospot für das Podcastumfeld zu adaptieren.
Welche Vorteile haben Ihre Werbekunden dadurch und können Sie uns ein Beispiel nennen? Für Werbekunden ist es wichtig, mit wenig Aufwand, Fach-Know-how und gutem Service wirkungsvolle Audiokampagnen umzusetzen. Vodafone beispielsweise nutzte den Spot Creator für die GigaKombi-Kampagne. Hier kamen personalisierte Dynamic Podcast Ads zum Einsatz, deren Kreation sich in Echtzeit an die User anpassten. Bei der Gestaltung wurden u.a. maßgeschneiderte Soundbetts wie auch der Bezug zum Podcastumfeld berücksichtigt. So kamen 26 maßgeschneiderte Podcast Ads zum Einsatz.
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RMS Podcast-Studie 2021
In einer umfangreichen Podcast-Studie hat RMS untersucht, wie Podcasts genutzt werden, welche Besonderheiten Werbetreibende beachten müssen und welche Werbemittel am wirksamsten sind.
Welches Potential ergibt sich für Werbekunden, die auf Podcast-Werbung setzen? Überdurchschnittlich gebildete Zielgruppen mit hohen Einkommen sind werblich schwer zu erreichen, oft nur zu hohen Kosten. Nur selten können diese Zielgruppen in so vielfältigen Umfeldern erreicht werden, die zudem alle Möglichkeiten des digitalen Marketings bieten. Das wichtigste jedoch ist die ungeteilte Aufmerksamkeit, die die Nutzer den Inhalten schenken.
Man kann sagen: Podcasts sind die zeitgemäße Audioversion von Special-Interest-Magazinen. Podcast-User sind höher gebildet, kaufkräftig, technik-affin und trendbewusst. Außerdem sind sie ihren Lieblingspodcastern gegenüber loyal und treu. Das inhaltliche Angebot ist inzwischen so umfassend, dass es für jede Zielgruppe das passende Umfeld gibt. Hier liegt die große Chance für Werbekunden, die Ansprache ihrer Zielgruppe noch wirkungsvoller zu gestalten: Indem sie mit ihrem Werbemittel einen Bezug zum Inhalt oder Genre des Podcasts herstellen, fügt sich das Creative nahtlos in den Kontext ein.
Zusätzlich lassen sich auch klassische Radiokampagnen hervorragend über Podcasts verlängern. Werbekunden nutzen die hohe Reichweite von Radio und schaffen damit die Basis für die Wiedererkennbarkeit ihrer Marke in den digitalen Audiokanälen.
Welcher Aufwand muss eingeplant werden, um Podcast Ads zu generieren? Heute können professionelle Podcast Ads bereits mit wenig Aufwand produziert werden. Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, beispielsweise über Self Service Plattformen. Auch RMS bietet mit dem Spot Creator eine solche Lösung für Podcast Ads an. So können Unternehmen ohne großen Aufwand in kurzer Zeit wirkungsvolle Podcast Ads für ihr Audiomarketing kreieren.
Wie funktioniert eigentlich das Targeting (erreichen der passenden Zielgruppe) und welche Technologie steckt dahinter? Damit Werbetreibende ihre Zielgruppen bestmöglich targeten können, hat RMS 2018 die Audio DMP entwickelt. Über diese Data Management Plattform werden die Werbeinhalte zielgruppengenau nach verschiedenen Targeting-Kriterien wie Soziodemographie, Interesse oder Region ausgespielt.
Werbekunden können so Audioreichweiten in spezifischen Zielgruppen planen und medienübergreifend über ein System und auf einem vergleichbaren Niveau zu Display- und Online-Video-Advertising buchen. Technisch wird damit die daten-getriebene und programmatisch-buchbare Vermarktung auf allen Endgeräten sichergestellt.
Wie und mit welcher Dynamik wird sich das Medium in Zukunft entwickeln? Aktuell entsteht eine neue Audiovielfalt mit tollen On-Demand-Inhalten. Wir werden – analog zur Entwicklung im TV-Bereich – erleben, dass neben der weiterhin starken linearen Radionutzung der Konsum von On-Demand-Inhalten dynamisch ansteigen wird. Dabei ist eines offensichtlich: Podcasts sind gekommen, um zu bleiben. Sie sind bzw. werden ein fester Bestandteil der allgemeinen Mediennutzung und im Mediamix von Werbetreibenden und Marken.
Aber dabei wird es nicht bleiben. Ich bin mir sicher, dass wir uns auf dem Weg aus dem textbasierten Internet in eine audiobasierte Zukunft befinden, in der die bestehenden Audioformate noch enger miteinander verschmelzen und damit einen starken Audiokanal bilden.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/kopfhorer-events-deutschland-kjpqEDWizXk-unsplash-scaled.jpg17072560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 08:10:002021-06-04 14:38:49Podcasts – gekommen, um zu bleiben
Thomas Schlereth erläutert der Trend-Report-Redaktion im Interview, warum Can Do der Standard für die KI-gesteuerte Planung von Projekten ist.
Herr Schlereth, welche Chancen bietet künstliche Intelligenz für das Projektmanagement der Zukunft? Der derzeitige Stand ist, dass die KI durch verschiedene Technologien Informationen und Vorschläge zur Verfügung stellt, aber „die Entscheidung trifft immer der Mensch“. Insights unserer Kunden zeigen, dass Projektmanager, die für Analysen und Bewertungen fast ausschließlich KI verwenden, dabei bis zu 50 Prozent ihrer Zeit einsparen und die Qualität der Entscheidungen signifikant besser wird. Daher fühlen sich, laut einer Studie der IPMA gemeinsam mit PwC, 90 Prozent der befragten PM-Fachleute durch die Arbeit mit KI gestärkt. Die KI wird fortlaufend weiterentwickelt und immer tiefer in die Methodik durch Mustererkennung und lernende Systeme integriert. Der nächste Step in den kommenden ein bis zwei Jahren ist die automatisierte Optimierung und Anpassung von Projektplänen durch KI.
„Die KI errechnet dann wahrscheinliche Risiken für Projekte, die ein Mensch niemals absehen würde.“
Thomas Schlereth
Welche Technologien rund um Künstliche Intelligenz (KI) können für das Projektmanagement zum Einsatz kommen?
Zur Risikobewertung werden iterative Mustererkennungsverfahren angewandt, die sich dynamisch anpassen – schließlich sieht die Mustererkennung bei jedem Kunden anders aus. Simultan nutzen wir wissensbasierte Systeme. Wir versuchen, das Expertenwissen der User durch Beobachtung ihrer Problemlösung zu digitalisieren, um es allen zur Verfügung zu stellen.
Inwieweit bringen Sie die neuen Technologien in Can Do zum Einsatz und für welche Projekte ist die KI prädestiniert?
Wie und wo: Der primäre Systemkern ist eine Ansammlung von kleinen, schwach intelligenten Elementen. Eines berechnet zum Beispiel, wie wahrscheinlich ein Budget überschritten wird. Diese vielen, verschiedenen objektorientierten Modelle korrespondieren miteinander. So entsteht ein neuronal-ähnliches Netz aus Objektbeziehungen. Durch diese Elemente, die ähnlich wie Synapsen miteinander verbunden sind, entsteht die KI.
Wenn nun viele Projekte mit einer starken Überlappung der Personenplanung vorliegen oder Projekte nicht exakt auf die Stunde genau geplant werden können, entstehen komplexe Situationen mit Millionen von Varianten. Die KI analysiert diese in Millisekunden und unterbreitet Vorschläge zur Problemlösung. Planungen können in Can Do ungenau und realistisch sein, also die Dauer von Arbeiten kann als „Start im Mai“ oder als „drei bis vier Wochen“ angegeben werden, so wie der wirkliche Wissensstand ist.
Die KI errechnet dann wahrscheinliche Risiken, die ein Mensch niemals absehen würde. Man muss sich das wie beim Wetterbericht für die kommenden Tage vorstellen. Hier wird auch immer z. B. ein Prozentsatz an Regenwahrscheinlichkeit angegeben und somit erhöht sich die Qualität und die Glaubwürdigkeit der Vorhersage.
Sobald ich in einem Projekt Ungenauigkeiten bekomme und dadurch Millionen von Varianten – zum Beispiel beim Startpunkt oder der Dauer –, ist KI ein nützliches Werkzeug. KI hilft auch bei einer großen Menge an parallelen Arbeiten. 40.000 Projekte pro Jahr lassen sich nicht mehr manuell steuern oder nur mit einem sehr hohen personellen Aufwand.
Aus welchen Branchen setzen Unternehmen oder Kunden schon auf KI-Tools beim Planen und Ausführen von Projekten? KI zur Optimierung von Risiko-, Ressourcen- und Skill-Planung wird von all unseren Kunden weltweit eingesetzt. Vor allem in der IT und in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau. Massenprojekte durch KI zu analysieren und automatisch zu optimieren, ist vor allem von Kunden aus der Energiewirtschaft ein großer Wettbewerbsvorteil.
Und wieviele Unternehmen in Deutschland?
Laut einer Studie der International Project Management Association (IPMA) in Zusammenarbeit mit PwC, ist die Idee noch nicht weit verbreitet. Gerade 23 % der 2020 Befragten haben bereits Erfahrungen mit KI gesammelt, wonach nur 4 % der Unternehmen KI-Technologien im großen Stil einsetzen. Das bedeutet im Umkehrschluss einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die hier bereits Kompetenzen aufbauen.
Künstliche Intelligenz als das Projektwerkzeug der Zukunft
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/technology-7111799_640.jpg350640Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 07:50:002023-10-30 17:36:38Künstliche Intelligenz für das Projektmanagement
Wenn hybrides Projektmanagement die Antwort auf die Projekt-Herausforderungen unserer Tage darstellt, dann ist künstliche Intelligenz das Projektwerkzeug der Zukunft.
Wir haben mit Thomas Schlereth, Geschäftsführer der Can Do GmbH, über künstliche Intelligenz im Projektmanagement gesprochen – inklusive Analyse des Ist-Zustands in der Projektlandschaft und eines Zukunftsausblicks.
Herr Schlereth, hybrides Projektmanagement gilt derzeit als Allzweckwaffe für das Projektmanagement. Braucht es da überhaupt noch so etwas wie Künstliche Intelligenz?
Um diese Frage zu beantworten, lassen Sie mich bitte in Sachen hybrides Projektmanagement etwas ausholen: In den letzten Jahren ließ sich ganz eindeutig der Trend zu agilen Projekten ausmachen. Lange, klassische Projekte mit der Wasserfallmethode schienen gänzlich aus der Zeit gefallen. Mittlerweile hat man aber festgestellt, dass rein agiles Vorgehen, beispielsweise mit Scrum, für viele Projekte auch nicht die alleinige Lösung darstellen kann; schon deswegen, weil hier die mittel- und langfristige Planungssicherheit fehlt. Während also Entwicklungsabteilungen meist auf agile Methoden wie Scrum schwören, stellt diese Vorgehensweise Projektmanager und Portfoliomanager in der Planung vor unlösbare Aufgaben: Sie wissen nicht, ob und wann die agilen Teams die Arbeiten für das Projekt umsetzen. Ebenfalls fehlt die Kapazitätsplanung in agilen Methoden, was das unternehmensweite Ressourcenmanagement des Portfoliomanagers erschwert. Das hybride Projektmanagement ist angetreten, um Informationsdefizite auszugleichen und es möglich zu machen, dass Projekte gleichzeitig sowohl klassisch als auch agil abgewickelt werden: Das Projektmanagement arbeitet klassisch, die einzelnen Teams agil.
Thomas Schlereth
Mit hybridem Projektmanagement egalisieren wir Hürden innerhalb eines Projekts, die beim Anwenden einer einzigen Methode auftreten würden, und verkürzen den Weg zum Projektziel. Aber: Das gilt eben für ein einzeln betrachtetes Projekt. Wenn in einem Unternehmen jährlich mit mehreren tausend Projekten jongliert wird, hat das Projektmanagement noch immer alle Hände voll zu tun – selbst, wenn das alles hybride Projekte sind. Und genau hier setzt KI im Projektmanagement an.
Inwiefern? Wie kann KI hier das Multi-Projektmanagement unterstützen?
Künstliche Intelligenz basiert auf einem lernenden System, das sämtliche Vorgänge der Projekte analysiert und daraus Schlüsse zieht, wo und wann das Projektmanagement eingreifen soll. Ich würde sagen, dass KI und clevere Algorithmen bereits heute die Arbeit im Projektmanagement um etwa 50% reduzieren. Und dabei sparen sie nicht nur Zeit, sondern treffen auch sehr verlässliche Vorhersagen.
Können Sie das an einem Beispiel erklären?
Gerne: Wir selbst haben hybrides Projektmanagement in Kombination mit einer KI als Basis für digitale Projektentwicklung in der Nearshore-Softwareentwicklung eingesetzt. Dabei kamen sowohl unser eigenes PM-Tool für das hybride Projektmanagement als auch JIRA® innerhalb der agilen Projektteams zum Einsatz. Nun ist Softwareentwicklung ein fließender, dynamischer Prozess, der sich kaum in fixe, zeitliche Raster pressen lässt. Dem Projektmanagement fehlen also oft verbindliche Termine, mit denen die Projektplanung umsetzbar wäre. Stellen Sie sich folgende Vorgabe vor: „Unser Projekt soll innerhalb des ersten Quartals abgeschlossen werden. Es müssen alle Ressourcen so geplant werden, dass Urlaube berücksichtigt werden und Mitarbeiter mit bestimmten Skills genau dann schnellstmöglich von anderen Abteilungen abgezogen werden, wenn sie dort mit ihrem anderen Projekt fertig sind. Im Krankheitsfall muss umgehend reagiert werden – dann gilt es, Mitarbeiter mit ähnlichen Fähigkeiten ins Team zu bringen und beim parallelen Projekt für adäquaten Ersatz zu sorgen.“
In einer solchen Situation können Sie sich als Projektmanager/-in erst einmal sehr, sehr lange hinsetzen und alle Szenarien durchspielen. Oder Sie lassen – wie wir in diesem Beispiel – das die KI von Can Do übernehmen. Eine KI übrigens, die bereits mehrfach gezeigt hat, dass sie Skill-basierte Ressourcenplanung und flexibles Projektmanagement auch bei mehreren tausend parallelen Projekten beherrscht. Das bekommt ein menschliches Team bei realistischem Personaleinsatz einfach nicht mehr hin. Und bei unserem eigenen Projekt hat sich gezeigt: Hybrides Projektmanagement schöpft erst im Zusammenspiel mit KI sein Potenzial so richtig aus. Wir haben unser Projekt jedenfalls im Zeit- und Budgetrahmen abgewickelt. Und konnten bezüglich der passenden Skills stets „aus dem Vollen schöpfen“.
Wenn KI im Projektmanagement so sinnvoll ist, ist sie doch sicher auch stark verbreitet?
Das könnte man meinen – aber die Realität sieht anders aus. So hat die IPMA zusammen mit PwC eine Studie über KI und ihre Auswirkungen auf das Projektmanagement durchgeführt. Als Ergebnis ergibt sich eine deutliche Diskrepanz: 90% der befragten PM-Fachleute sind von der Anwendung von KI in Projekten und im Projektmanagement überzeugt. Sie sehen enormes Potenzial in den kritischen Bereichen Zeit und Qualität. Und dennoch haben nur 23% der Befragten bisher Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz gesammelt. Die Akzeptanz ist also da, aber die Umsetzung hinkt hinterher.
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Hybrides Projektmanangement
Die wichtigsten Ansätze im Projektmanagement richtig kombinieren
Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Man muss es selbst und an den eigenen Projekten erleben, wie diese an Verlässlichkeit und Pünktlichkeit gewinnen, sobald sie in Echtzeit von der KI in Can Do überwacht werden. Dies gilt umso mehr, je größer die Zahl der parallel verwalteten Projekte ist. Und natürlich braucht auch diese KI eine gewisse Zeit, um zu lernen. Ihre Vorhersagen und Empfehlungen werden jeden Tag besser.
Sie erwähnen die KI von Can Do. Was unterscheidet diese von „normalen“ Algorithmen?
In erster Linie ihre planerische Flexibilität: Unsere KI benötigt keine absoluten Zeitangaben, um arbeiten zu können. Sie kann, ganz ähnlich wie der Mensch, mit ungenauen und relativen Daten umgehen. Also zum Beispiel „Wir brauchen den Prototypen bis spätestens Oktober“ oder „Projekt B muss acht Wochen nach Projekt A fertig sein.“ Auch bei solchen Vorgaben spielt unsere KI ihre Stärken bei der Ressourcenplanung und im Skills Management aus.
Was wird die Zukunft in Sachen PM und KI bereithalten?
Bereits heute ist praktisch angewandte KI so stark, dass sie Projektmanager und Teammitglieder wirkungsvoll unterstützen kann. Derzeit beschränkt sie sich aber noch auf Ratschläge und Empfehlungen. Die Entscheidung trifft also immer noch der Mensch. Der nächste große Schritt wird daher die automatische Anpassung und Optimierung von Projektplänen durch KI sein. Und dies auf einem extrem hohen Niveau bezüglich Präzision, Effizienz und Vorausplanung.
Martin Beyer, Vorstandssprecher der Fiducia & GAD IT AG, spricht mit der TREND-REPORT-Redaktion über die Vorteile hochgradig automatisierter Banking-Prozesse.
Was bedeutet für Sie der Begriff „Finanzwelt im Wandel“? Wie wird sich die Bankenbranche transformieren?
Der Transformationsdruck geht eindeutig von der Kundenseite aus. Denn der digitale Wandel hat unser aller Lebensgewohnheiten, insbesondere unser Konsum- und Kommunikationsverhalten von Grund auf verändert. Das hat auch Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Bank und Kunde: Selbstbestimmt, auf Augenhöhe und mit deutlich höherem Tempo als in der analogen Ära – so will die heutige Kundengeneration mit ihrer Hausbank interagieren. Finanzinstitute müssen sich daher beeilen und die wachsenden Erwartungen ihrer digital geprägten Kundschaft schneller und besser erfüllen als beispielsweise FinTech- oder BigTech-Unternehmen. Speziell für die Volks- und Raiffeisenbanken, also die Kunden der Fiducia & GAD, heißt das: Sie müssen ihre traditionellen Stärken der Regionalität und physischen Kundennähe ins digitale Zeitalter übersetzen – und zwar durch personalisierten Omnikanal-Service, der individuelle Kundenbedürfnisse punktgenau adressiert.
Welche Rolle wird das Thema künstliche Intelligenz in Zukunft für die VR-Banken spielen und wo wird diese heute schon eingesetzt?
KI ist aus meiner Sicht absolut unverzichtbar, weil sich nur so aus Rohdaten valides Wissen zur individuellen Bedarfssituation generieren lässt. Und nur mit diesem Wissen können VR-Banken im richtigen Moment die passenden Serviceangebote automatisch anstoßen. Smart Data Analytics hat für uns als Digitalisierungspartner der Genossenschaftsbanken deshalb eine besonders hohe strategische Priorität. Darüber hinaus schafft KI auch völlig neue Möglichkeiten in der Kundeberatung, etwa via Chatbot. Wir selbst konnten per Chatbot beispielsweise die Servicequalität in unserem Help-Desk für Bankmitarbeiter signifikant verbessern.
Was verbinden Sie mit dem Begriff „Kunde 2.0“ und was erwartet dieser von seiner Bank?
Wie eingangs erwähnt, wird der Erwartungshorizont immer stärker von digitalen Erfahrungen geprägt – wobei der Begriff „Kunde 2.0“ keineswegs nur junge Menschen umfasst, sondern zunehmend auch Best Agers und Senioren. Sie alle erwarten von ihrer Bank einen kanalübergreifend konsistenten Rund-um-Service ohne Medienbruch – einfach, intuitiv und idealerweise fallabschließend.
Was steckt hinter dem BVR-Projekt „KundenFokus“?
„KundenFokus“ zielt auf eine ganzheitliche Verzahnung sämtlicher Vertriebskanäle, die dadurch zu einem echten Omnikanal-Erlebnis verschmelzen. Es geht im Kern um die digitale Kundenschnittstelle und die sich daran anschließenden Abschlussprozesse – letztlich also um die Fähigkeit für VR-Banken, die eben skizzierten Ansprüche der heutigen Kundengeneration schnell, flexibel und mit einer gesunden Kosten-Nutzen-Relation zu erfüllen. Unter dem Dach des verbundweiten Großprojekts „KundenFokus“ investiert die genossenschaftliche FinanzGruppe deshalb bis Mitte 2023 rund 500 Millionen Euro in eine nie dagewesene Digitalisierungsoffensive und entwickelt gemeinsam mit den VR-Banken bis hin zu Endkunden der Bank die dafür erforderlichen fachlich-methodischen, prozessualen und technologischen Konzepte.
Inwieweit hat sich das Kundenverhalten durch die Pandemie geändert?
Kurz gesagt: Weniger Bargeldabhebungen, mehr Kartenzahlungen und eine deutlich gestiegene Aktivität im Online-Banking. Allerdings geht diese Aktivitätssteigerung derzeit noch vorwiegend von solchen Kunden aus, die auch bisher schon online unterwegs waren. VR-Banken brauchen aber eine breitere Online-Kundenbasis, um die Reichweite ihrer digitalen Omnikanal-Lösungen zu erhöhen. Dafür bietet die pandemiebedingt gestiegene Digitalisierungsbereitschaft in der Bevölkerung eine zusätzliche Chance.
Martin Beyer, Vorstandssprecher der Fiducia & GAD IT AG
Welche Vorteile bietet die 2019 abgeschlossene Migration auf agree21?
Die bundesweite Migration auf ein einheitliches Bankverfahren brachte zunächst einmal alle klassischen Konsolidierungsvorteile, wobei sich die Effizienzeffekte auf eine jährliche Kostenersparnis in Höhe von 125 Millionen Euro summieren. Vor allem aber sorgte die agree21-Migration für ideale Startbedingungen zur schrittweisen Ablösung des historisch gewachsenen Kernbankverfahrens durch eine zukunftsfähige Plattformarchitektur. Allein dadurch gewinnen die VR-Banken die notwendige Flexibilität, um mit dem rasanten Markttempo schrittzuhalten. So haben wir unmittelbar nach dem erfolgreichen Migrationsabschluss eine modular strukturierte Vertriebsplattform lanciert. Damit stehen digitale Mehrwertangebote schneller und zu deutlich geringeren Entwicklungskosten bereit, als dies mit einem monolithischen Kernbanksystem jemals möglich gewesenen wäre. Außer handfesten Kosten- und Effizienzvorteilen stellte die Migration letztlich also die entscheidenden Weichen für höhere Agilität im Wettbewerb.
Welche Vorteile entstehen durch den höheren Automatisierungsgrad?
Automatisierung in Kombination mit Standardisierung ist der Schlüssel für hocheffiziente Bankprozesse und damit für nachhaltig reduzierte Prozesskosten. Gerade bei heute noch personalintensiven Abläufen etwa im Marktfolgebereich gewinnen VR-Banken dadurch personellen Spielraum, um die Qualität ihrer Kundenbetreuung substanziell zu verbessern. Überdies erleichtern unsere hochgradig automatisierten Banking-Services die Konformität mit dynamisch veränderlichen Regulatorik-Anforderungen. Denn wie alle plattformbasierten Lösungen setzen sich Banking-Services aus sicherheitsgeprüften und vorab ausgiebig getesteten Lösungsbausteinen zusammen. Neben Effizienz- und Compliance-Vorteilen bedeutet Automatisierung also auch höhere Prozessstabilität.
Auf welche neuen digitalen Angebote können sich Kunden der VR-Banken in den nächsten Monaten freuen?
Auf der Basis der modularen Vertriebsplattform haben wir in diesem Jahr bereits ein komplett neu gestaltetes Firmenkundenportal freigeschaltet. In den nächsten Monaten folgt die gleichfalls renovierte Online-Banking-Umgebung für Privatkunden, bevor dann die grunderneuerte VR BankingApp an den Start geht. Mit der strategisch festgeschriebenen Plattformorientierung der Fiducia & GAD können Banken zudem Produkte von Verbundpartnern wie zum Beispiel der R+V Versicherung oder von Schwäbisch Hall nahtlos in ihr Omnikanal-Portfolio integrieren. Künftig gilt dies auch für Leistungen verbundfremder Drittanbieter aus der Region, mit denen sich VR-Banken perspektivisch zu einem regionalen digitalen Ökosystem vernetzen. Bankintern treibt die modulare Plattformarchitektur nicht zuletzt die Standardisierung und Automatisierung voran.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/system-71228_1920.jpg13001920Bernhard Haselbauerhttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngBernhard Haselbauer2021-06-07 07:43:002021-06-01 16:48:18Die Ansprüche der heutigen Kundengeneration erfüllen
Tiefere Einblicke in alle Arbeitsabläufe ermöglichen effizienteres und schnelleres Arbeiten
Der Idee, den physischen Raum als integralen Bestandteil von computergestützten Erlebniswelten zu betrachten, begegnen wir im Consumer-Umfeld an vielen Stellen – sei es das Uber-Taxi, der Rasenmäher-Roboter oder die U-Bahn-Anzeigetafel: Wo immer Bewegungsabläufe optimiert werden können, ist Spatial Computing zur Stelle. Spatial Computing birgt aber auch für die Industrie erhebliches Potenzial. Entwickler sind dabei, Spatial Computing für die Industrie auf die nächste Stufe zu heben. Durch die Kombination von künstlicher Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR), dem industriellen Internet der Dinge (Industrial Internet of Thing, IIoT), Machine Learning und Sensorik lassen sich Fertigungsprozesse weiter optimieren und massiv vereinfachen. Kenntnisse über jeden Prozessschritt offenbaren neue Einsichten für effizienteres und schnelleres Arbeiten, sparen Zeit und Energie.
Valentin Heun, VP Innovation Engineering, Reality Lab bei PTC, entwickelt mit seinem Team Spatial-Computing-Technologie für die Industrie und erklärt, was jetzt schon geht und was wir künftig erwarten können.
Herr Heun, Spatial Computing gilt noch als Zukunftstechnologie. Wo gibt es schon heute Einsatzmöglichkeiten in der Industrie?
Spatial Computing kann zum Beispiel für komplexe Wegverläufe in der Fabrik eingesetzt werden. Die räumliche Ausdehnung einer Fabrik muss entsprechend exakt erfasst werden und die Software eine Vielzahl an Optionen einbeziehen, auch Gefahrenzonen oder Rampen. Auch in der Logistik wird Spatial Computing eingesetzt, um zum Beispiel die am stärksten nachgefragten Produktgruppen so zu lagern, dass sie am schnellsten abtransportiert werden können.
Wo ist der Einsatz von Spatial Computing besonders sinnvoll?
Digitalisierung bedeutet für viele Werker, dass sie mit neuen Herausforderungen konfrontiert werden, etwa bei der Programmierung eines Industrieroboters. Bisher lief diese umständlich über komplizierte 2-D-Interfaces. Um diese Umgebung zu verstehen, ist eine langwierige Ausbildung nötig. Mithilfe von Spatial Computing lassen sich Handlungsanweisungen über ein Interface intuitiv mit dem physischen Aktionsraum des Roboters verknüpfen. Etwa, indem einem Roboter mit einer einfachen Armbewegung die Richtung vorgegeben wird oder Wegpunkte mit einem Smartphone platziert werden. Wenn dann noch mehrere Maschinen und Roboter miteinander verknüpft werden, wird der Vorteil von Spatial Computing noch klarer: In einer Fabrik, in der große Mengen an Sensoren ihren Dienst verrichten, ist es eine Herausforderung, den Überblick zu behalten. Spatial Computing kann aufzeigen, an welcher Stelle ein Fehler aufgetreten ist, und eine AR-Anwendung dem Mitarbeiter den Weg dorthin weisen. So lässt sich die Produktivität signifikant steigern.
Das Reality Lab
Das PTC Reality Lab wurde von Absolventen des MIT Media Lab gegründet und hat eine einzigartige Mission: Die Strategie und Vision von PTC durch die Erforschung der Konvergenz der physischen und digitalen Welt voranzutreiben. Wir arbeiten mit künstlicher Intelligenz, Robotik, Augmented Reality, generativem Design, additiver Fertigung, dem Industrial Internet of Things und dem digitalen Zwilling – alles im Kontext der physischen Realität –, um durch die digitale Transformation Industrieunternehmen zu unterstützen, ihren Wettbewerbsvorteil zu verteidigen oder auszubauen.
Wie wirken sich die Anwendungen auf die Effizienz von Fabriken aus?
Waren bisher die Arbeitswege der Mitarbeiter oder von Gütern weitgehend unbekannt, kann nun der komplette Produktionsablauf über Kameras dokumentiert werden. Spatial Computing entwickelt damit den digitalen Zwilling der Fabrik weiter. Künftig lässt sich auch der digitale Zwilling des Werkers kreieren: Über Spatial Heat Maps erhalten Unternehmen Einblicke, an welchem Ort sich die Werker während des Arbeitsablaufs aufhalten, wo Maschinenstillstand herrscht und welche Arbeitswege frequentiert werden. KI kann die Spatial Heat Maps analysieren und somit Handlungsempfehlungen ableiten. Dadurch wird Stillstand vermieden, die Effizienz gesteigert und ein sichereres Arbeitsumfeld für alle Werker geschaffen. Zudem können alle Maschinen auf die idealen Arbeitsabläufe für die Werker programmiert werden.
Das Recht auf Privatsphäre bleibt ein großes Thema. Wie werden die Daten geschützt?
Derzeit werden Prozesse simuliert und vor Ort ihre Dauer per Stoppuhr gemessen. Auf dieser Basis werden Stückzahlen definiert, die pro Stunde erreicht werden sollen. Weiß aber ein Werker, dass er beobachtet wird, strengt er sich vermutlich mehr an und arbeitet schneller. Mit Spatial Computing lassen sich Daten viel präziser erheben und Leistungsvorgaben somit besser mit den Fähigkeiten in Einklang bringen. Es werden dabei nur depersonalisierte Bewegungsmuster, nicht jedoch Videoaufnahmen im Sinne von persönlichen Daten gespeichert.
Was können wir künftig von Spatial Computing erwarten?
PTC investiert nachhaltig in Spatial Computing, wohl wissend, dass die Technologie längst noch nicht ausgereizt ist. Deshalb stellen wir die Vuforia Spatial Toolbox der Open Source Community zur Verfügung, damit diese eigene Programme entwickelt und voneinander lernt. Dabei arbeiten wir neben Partnern aus der Industrie auch mit Universitäten wie dem weltberühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) eng zusammen. Durch das beschleunigte Arbeiten im regen Wissensaustausch mit anderen Protagonisten ist davon auszugehen, dass in naher Zukunft Spatial Computing Teil des Innovationsportfolios von PTC werden wird. Entsprechend sollten sich Unternehmen bereits heute darüber Gedanken machen, wie sie Spatial Computing in ihren Produktionsanlagen intelligent nutzen könnten.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/tr_2021_02_ptc_motiv_AdobeStock_380661110_web-scaled.jpg14402560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 07:38:002021-06-02 13:56:25Spatial Computing wird die Industrie transformieren
Das internationale IT-Marktforschungsinstitut Gartner sagt voraus, dass im Jahr 2022 rund 70 Prozent der Unternehmenssoftware auf Open Source basiert. Das Konzept frei lizenzierter und transparenter Software-Quellcodes ermöglicht es jedem, sie weiterzuentwickeln und eigene Erkenntnisse und Fortschritte an die Community zurückzugeben.
Die weltweiten Entwicklergemeinden und zum Beispiel das Betriebssystem Linux machen viele Unternehmen heute unabhängiger und resilienter. Proprietäre Software bringt so einige Risiken mit sich und bietet nur wenige Vorteile. Wird zum Beispiel das Software-Produkt des Herstellers nicht mehr weiterentwickelt oder als Software as a Service nicht mehr angeboten, sind Unternehmen in Gefahr. Die Kosten, um neue Lösungen zu suchen und zu implementieren, können sich zudem in Zeiten der Digitalisierung existenzgefährdend auswirken. Außerdem können Open-Source-Software-Lösungen immer wieder unabhängig vom Hersteller schnell auf die eigenen Bedürfnisse im Unternehmen angepasst werden. Eigentlich ist das Geld besser in unabhängige Software-Entwickler der Communitys investiert als für Lizenzkosten. So sind auch die aktuellen Subscription-Modelle für OSS-Enterprise-Lösungen einfach nachhaltiger.
Software ist wie Sex – sie ist besser, wenn sie frei ist.
Linus Torvalds
Mittlerweile setzen auch Softwarekonzerne wie Microsoft die Open-Source-Philosophie erfolgreich um, damit schnelle, sichere, bessere Services und Softwareprodukte entstehen können. Früher bezeichnete Steve Ballmer Linux schon mal als „Krebs“ der Branche. Klar, denn ohne Open Source und eine riesige und agile Entwicklergemeinde wären wir heute alle noch abhängiger von den Softwaregiganten. Viele Linux- und OSS-User erinnern sich bestimmt noch an den Slogan „Irgendwann emulieren wir euch alle“. Der Spruch ist seit 20 Jahren aktuell, nur dass das Emulieren von Betriebssystemen mittlerweile als „virtualisieren“ bezeichnet wird. OSS-Betriebssysteme laufen heute, sofern sie nicht virtualisiert werden, auf vielen Rechnern wesentlich effizienter, günstiger und sicherer als proprietäre Software.
Doch auch in Zeiten des Cloud Computings haben sich die tradierten Softwaregiganten neue verwirrende Subscription-Modelle für ihre Plattformen einfallen lassen, die schnell zur Kostenexplosion und zum gewollten Wildwuchs führen können. Open-Source-Software kann heute in fast jedem Unternehmensbereich und Anwendungsbereich zum Einsatz kommen. Gerade in Zeiten von New Work und der Pandemie sind sichere und stabile kollaborative Lösungen gefragt wie nie.
In diesem Kontext hat sich Andrea Wörrlein, CEO Virtual Network Consult GmbH, mit ihrer OSS- Lösung erfolgreich am Markt positioniert. „VNC bietet mit VNClagoon eine auf Open Source basierende Suite aus Kommunikations- und Kollaborationstools. Zu dieser zählen unter anderem Anwendungen für Messaging und Videokonferenzen, Groupware sowie Aufgaben- und Projektverwaltung – also alles, was Teams für eine reibungslose Zusammenarbeit brauchen, und das funktional vergleichbar ist mit den Angeboten von Microsoft, aber mit mehr Datenschutz und höherer Sicherheit“, verriet uns Andrea Wörrlein.
Laut der Verwaltungsrätin der VNC AG aus Zug führt Closed Source immer in eine Abhängigkeit. „Bei Bedarf passen Unternehmen unsere Software an und setzen sie flexibel on premises, in einer privaten Cloud oder der Public Cloud ein oder beziehen sie als SaaS von einem unserer Partner. Zudem garantieren unsere Entwickler und die große Open-Source-Community innovative neue Funktionen und liefern unzählige Add-ons und Services, selbst für die ausgefallensten Einsatzszenarien“, betonte Andrea Wörrlein im Gespräch mit unserer Redaktion.
Smart Contracts auf Basis von Open Source
Pure Zukunft im Kontext neuer digitaler Geschäftsmodelle bieten auch Open-Source-Blockchains. Die Technologie ist in der Lage, die Welt und uns nachhaltig zu verändern. Aber wie funktionieren die neuen Technologien aus dem Krypto-Bereich im Vergleich zu jetzigen Plattformen und Netzwerken? Wie viel Potenzial steckt für Unternehmen in der Blockchain und damit zum Beispiel in „Smart Contracts“? Gero Grebe von Valtech erklärt uns das so: „Zum Beispiel können globale Lieferketten zerpflückt und wieder neu zusammengesetzt werden. Es gibt neue Business-Modelle und die Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten der Wertschaffenden. Unsere digitalisierte, globale Wirtschaft hat machtvolle Unternehmen hervorgebracht, welche Hoheit über Daten, Kundenzugriff oder Ökosystem-Plattformen haben. Ich glaube daran, dass viele dieser Machthaber durch kleine ‚Code-Schnipsel‘ ersetzt werden.
Mit Blockchain und Smart Contracts können Intermediäre aus der Kette entnommen und Herstellungskosten verringert werden.“ Unternehmen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, können ihre eigenen Blockchains mit Open Source entwickeln. Schauen Sie sich dazu die Openchain- und Multi-Chain-Technologien einfach einmal an. Openchain ist zum Beispiel eine Technologie, die Ledgers auf Basis von Open Source in Unternehmen bereitstellen kann. MultiChain ist eine Alternative zu Openchain als Fork von Bitcoin. Auch MultiChain ist eine Open-Source-Plattform für den Betrieb einer eigenen Blockchain und steht als kostenlose Open-Source-Version (GPLv3) zur Verfügung.
Durch Open Source und transparente Algorithmen können auch neue Technologien rund um die künstliche Intelligenz mehr Demokratisierung erfahren. Genau deshalb ist auch Open Source beim Einsatz von KI-Systemen eine nachhaltige und gute Idee. Durch freie Software kann das nötige Vertrauen in Automatisierung und KI-Lösungen aufgebaut werden, um sicherzustellen, dass sie nach ethischen Kriterien zum Einsatz kommen.
Ziel sollte es sein, KI-Lösungen und -Systeme auf faire und transparente Weise zu verwenden, denn in Zukunft werden sie die Entscheidungen treffen. Es wäre gut zu wissen, auf welcher Basis und welchem Training das dann geschieht. Wir hoffen, dass in Zukunft viele neue Geschäftsmodelle und Ideen auf Open-Source-Basis entstehen, damit uns allen die Software quellenoffen zur Verfügung steht. Kunden sind heute schon gerne bereit, für Zusatzfunktionen, Enterprise-Support oder Cloud-Funktionalität die Rechnung zu zahlen.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/AdobeStock_94035563_web-scaled.jpg16542560Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 07:29:002021-06-04 16:29:23Frei und offen in die Zukunft
Prof. Dr. Volker Gruhn, Vorsitzender des Aufsichtsrats der adesso SE, präsentiert der Redaktion Erkenntnisse der adesso-eigenen Studie „KI – eine Bestandsaufnahme“.
Herr Prof. Dr. Gruhn, was ist die Quintessenz Ihrer 2021er-KI-Umfrage?
KI ist in den Köpfen angekommen, aber noch nicht in der Praxis: Das ist eines der Ergebnisse unserer Umfrage. Wir befragten fast 2.000 Personen in der D-A-CH-Region – zur Hälfte Unternehmensverantwortliche, zur Hälfte Verbraucherinnen und Verbraucher – über ihre Einstellung und Erwartungen, über Projekte und Prognose. Der Blick auf die Verantwortlichen zeigt: Dass KI-Technologien das Potenzial haben, Märkte zu verändern und Wettbewerb neu zu definieren, davon ist die überwältigende Mehrheit – 81 Prozent – überzeugt. Allerdings sagen auch 74 Prozent, dass KI in ihren Unternehmen noch in den Anfängen steckt.
Welche Unterschiede zwischen Branchen im Umgang mit KI sind Ihnen aufgefallen?
Die Größe der Unterschiede lassen sich an einer Fragestellung festmachen. Die Aussage „Ich weiß nicht, wie wir KI für unser Unternehmen einsetzen können“ bejahten insgesamt 30 Prozent der Verantwortlichen. Die Auswertung auf Branchenebene zeigt: In Versicherungen wissen nur 14 Prozent nichts so recht mit KI anzufangen, im Handel oder Gesundheitswesen dagegen 40 Prozent. Viele Indikatoren der Umfrage – ob der Reifegrad von Prozessen oder die Unterstützung durch das Top-Management – zeigen: Weiter sind tendenziell Branchen wie Banking oder Versicherung, die von Natur aus digital aufgestellt sind.
„57 Prozent der Unternehmen, die Erfahrungen mit KI-Anwendungen haben, setzen in diesem Umfeld auf Cloud-Lösungen.“
Prof. Dr. Volker Gruhn
Ein Themenschwerpunkt der Umfrage war die Nutzung von Cloud-Technologien im KI-Umfeld. Zu welchen Ergebnissen kommen Sie?
Für viele Unternehmen sind Cloud-Lösungen die Technologie hinter KI: 57 Prozent der Unternehmen, die Erfahrungen mit KI-Anwendungen haben, setzen in diesem Umfeld auf Cloud-Lösungen. Das sind im Vergleich zur 2020er Umfrage sechs Prozentpunkte mehr. Und der Boom geht weiter: Knapp 50 Prozent planen, (weitere) KI-Lösungen zu verlagern. Ein Problem haben viele Befragte aber mit den Datenschutzgarantien der Cloud-Anbieter: 62 Prozent sehen darin die größte Hürde im Cloud-Umfeld.
Studie „KI – eine Bestandsaufnahme“
Die vollständige Studie sowie viele weitere Informationen rund um das Thema finden Sie unter: https://ki.adesso.de/ki-studie/
Sie befragten sowohl Verantwortliche als auch Endverbraucherinnen und -verbraucher. Wie blicken letztere auf das Thema KI?
Die Umfrage unter Verbraucherinnen und Verbraucher offenbart eine große Offenheit KI-Themen gegenüber: 64 Prozent sind davon überzeugt, dass die Technologien ihnen persönlich Vorteile bringen. Dass KI den eigenen Job ersetzen wird, glauben nur 12 Prozent. Dieser Optimismus zieht sich durch fast alle Themen unserer Umfrage. Von KI in der Pandemiebekämpfung bis zur Bereitschaft, mit Chatbots zu reden: kaum eine Spur der häufig beschworenen German Angst.
Zurück zu den Unternehmensverantwortlichen: Wie schätzen diese die Bedeutung von KI für den wirtschaftlichen Erfolg ein?
Wir baten die Befragten darum, die Entwicklung der kommenden 36 Monate vorherzusagen: Welche Themen haben sie für diesen Zeitraum auf der Agenda? Das klare Ergebnis: Der Einsatz neuer Technologien wie KI steht ganz oben auf der Liste. Noch vor Aspekten wie dem Gewinnen neuer Mitarbeitender oder Kostendruck. Dies macht deutlich, welchen Stellenwert KI in den Planungen hat. Das zeigt sich auch bei Detailfragen zu dem Thema: So sind 65 Prozent davon überzeugt, dass KI in den nächsten drei Jahren einen großen Einfluss auf das Geschäftsmodell haben wird. Auf der anderen Seite räumt unsere Umfrage auch mit einem Vorurteil auf, das rund um KI immer wieder zu hören ist: Das ist ein Hype, der geht wieder vorbei. 75 Prozent der Befragten widersprechen dieser Aussage. KI ist offensichtlich gekommen, um zu bleiben.
Warum sind Unternehmen beim Einsetzen von KI-Technologien noch nicht weiter?
Eine Frage, die wir uns auch stellen. Das Potenzial ist groß, warum sehen wir dann nicht mehr Anwendungen in den Unternehmen? Im Rahmen der Umfrage fragten wir auch Hindernisse rund um den KI-Einsatz ab. Ein Aspekt ist dabei auffällig: 38 Prozent geben an, dass es in ihren Unternehmen Widerstände gegen KI-Lösungen gibt. Das deckt sich ungefähr mit dem Anteil der Befragten, die glauben, dass KI-gestützte Anwendungen Jobs in ihrem Aufgabenbereich überflüssig machen. Es gibt bei einem guten Drittel offensichtlich Bedenken gegenüber der Technologie. Diese Bedenken erschweren das Durchstarten von KI. Hier ist die Kommunikation durch das Top-Management gefragt. Denn die Formel lautet nicht „Mensch oder KI“, sondern „Mensch mit KI“. Die Technologien verändern Aufgabengebiete, aber sie werden Mitarbeitende nicht im großen Maßstab ersetzen. Führungskräfte müssen diese Ängste der Mitarbeitenden ernst nehmen, wenn ihre Teams von den Möglichkeiten der Technologien profitieren wollen.
Was geben die Daten der Umfrage her: Wie wird sich das Thema in den kommenden Monaten weiterentwickeln?
Von Betrugserkennung bis zur Prognose von Kundenabwanderungen, von Spracherkennung bis zur automatisierten Kampagnenaussteuerung: Wir stellten den Befragten eine Reihe von Anwendungsfällen vor, in denen KI-Technologien ihre Stärke ausspielen. Quer durch alle Szenarien lag die Einsatzquote um die mageren 15 Prozent. Aber der Blick auf die Planungspipelines stimmt hoffnungsvoll: Je nach Use Case planen zwischen 25 und 30 Prozent der Unternehmen den KI-Einsatz. In den nächsten Monaten kommt mehr Schwung in die KI-Projektwelt. Der limitierende Faktor der Entwicklung wird immer mehr das Finden qualifizierter Mitarbeitender. Aber auch das Thema gehen die Unternehmen an: 28 Prozent geben an, bereits Fortbildungsprogramme aufgesetzt zu haben, weitere 32 Prozent planen das.
All diese Faktoren stimmen mich optimistisch: Quer durch alle Branchen und Aufgabenbereiche investieren Unternehmen in Organisation, Technologien, Prozesse und Fachwissen. Sie schaffen jetzt die Grundlagen, die den zukünftigen Erfolg sichern. Und bei diesem Erfolg spielt KI eine wichtige Rolle.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/tr_2021_02_adesso_gruhn_web-KLEIN-HEAD.jpg7721289Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 07:15:002021-06-07 12:30:26KI steht auf der Agenda
Ansgar Eickeler ist General Manager Central & Eastern Europe bei Board International. Im Interview erläutert er, wie Business Intelligence und Predictive Analytics das Management bei Entscheidungen wirkungsvoll unterstützen und welche Rolle künstliche Intelligenz (KI) dabei spielt.
Herr Eickeler, welche Vorteile bietet die Digitalisierung für die Führung eines Unternehmens? Die fortlaufende Digitalisierung bietet Managern die Möglichkeit, ihre Entscheidungen auf einer erweiterten Basis zu treffen. Business-Intelligence- und Analytics-Werkzeuge sind seit Jahren im Einsatz. Doch erst durch die Einbeziehung zusätzlicher, unternehmensinterner und -externer Daten in eine einheitliche Sicht über möglichst alle Abteilungen eines Unternehmens hält die Digitalisierung wirklichen Einzug. Somit werden insbesondere der Finanzbereich und das Controlling Geschäftspartner des Managements. Mit der intelligenten Nutzung der Daten kann die Führungsmannschaft den steigenden Anforderungen an Schnelligkeit, Agilität und Weitsicht in den Bereichen Planung, Steuerung und Controlling gerecht werden.
„KI hilft uns, Optionen zu erkennen, entscheiden muss aber immer der Mensch.“
Warum ist das heutzutage so wichtig? Die Ereignisse im Jahr 2020 waren unvorhersehbar. Die Unternehmen, die schneller reagieren konnten und dann flexibel genug waren, ihre Pläne an neue Entwicklungen und Herausforderungen anzupassen, sind im Branchenvergleich stärker aus dieser Situation hervorgegangen. Um effizient reagieren zu können und widerstandsfähiger gegenüber Disruptionen zu sein, muss sich die Herangehensweise ändern. Wir müssen wegkommen von manuellen, mühsamen Planungsprozessen hin zu digitalen Plattformen. Plattformen zur Entscheidungsfindung bieten z. B. vorausschauende Modellierung und Was-wäre-wenn-Szenarien. Diese helfen dabei, einen Einblick zu gewinnen, wie sich Marktveränderungen und angepasste Geschäftsstrategien auf das Finanzergebnis auswirken.
Welche Rolle spielt KI dabei? Künstliche Intelligenz (KI) wird heute als Teil einer Entscheidungsfindungsplattform eingesetzt, um die datengesteuerten Ergebnisse, Simulationen und prädiktiven Modellierungsfunktionen zu unterstützen. Dank KI können Unternehmen viele grundlegende Aufgaben automatisieren und unglaubliche Datenmengen in viel kürzerer Zeit als je zuvor verarbeiten. KI macht komplexe Daten leichter verständlich und kann beliebig viele Szenarien rechnen und uns dann die erfolgversprechendsten vorschlagen.
Überlassen wir damit in Zukunft die Entscheidungen der KI? Nein, ganz und gar nicht. KI hilft uns, Optionen zu erkennen. Entscheiden muss aber immer der Mensch. Die KI kann für uns Routinearbeiten erledigen. Sie kann auf Basis der vorliegenden Daten die Hauptwerttreiber ermitteln. Es ist dann aber Aufgabe der Entscheidungsträger, die verschiedenen Ergebnisse in Relation zu setzen und zu interpretieren. Diese menschliche Komponente ist hier unersetzlich.
Das digitale Zeitalter wird zum Zeitalter der Algorithmen
Das deutsche BIP dürfte allein aufgrund KI-basierter Lösungen bis 2030 um mehr als elf Prozent steigen. Das entspricht einem Potenzial von rund 430 Milliarden Euro.
Die Welt steht vor einer neuen Zeit technologischer Durchbrüche und das kommende Jahrzehnt wird tief greifende Disruptionen mit sich bringen. Hier in Deutschland müssen wir uns entscheiden, ob wir eher verwalten oder mitgestalten. Neue Technologien im Bereich Medizin, Raumfahrt, Industrie oder Ernährung bringen die Disruptionen zu uns. Die aktuellen Veränderungen werfen bereits ihre Schatten voraus und beweisen, dass viele Geschäftsmodelle vor dem Wandel stehen und nicht mehr greifen. Zum Beispiel hat die Blockchain-Technologie die Kraft, um die Banken- und Versicherungslandschaft komplett infrage zu stellen. Peer-to-Peer bremst die Finanzbranche mit ihren tradierten Geschäftsmodellen aus.
Die digitale Transformation bringt aber auch neue Business-Modelle hervor, die unsere Unternehmen nutzen müssen, um zu bleiben. Es gilt also, da wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, so schnell wie möglich zu digitalisieren und die Wertschöpfungspotenziale von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) zu nutzen. Ziel sollte es sein, den Trend mitzugestalten und nicht hinterherzulaufen. Mehrwerte für das eigene Unternehmen können so schnell generiert werden, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Ralf Klinkenberg, Mitglied des Lenkungskreises der Plattform Lernende Systeme, sagte uns dazu: „In Deutschland findet hervorragende Spitzenforschung im Bereich künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen statt, aus der sich enorme wirtschaftliche Wertschöpfungspotenziale ergeben. Es ist an den Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, diese tollen Ergebnisse möglichst schnell in die Anwendung zu transferieren und hier nicht der Konkurrenz aus den USA und China das Feld zu überlassen. Die Plattform Lernende Systeme und ihre KI-Landkarte helfen hier, geeignete Partner aus Forschung und Anwendung zu finden.“
Algorithmen werden unser Leben bestimmen und entscheiden
Ideen für Produktion und die Industrie
Die Sensorik als Grundlage der Datengewinnung verändert schnell und nachhaltig alle Produktionsprozesse. Durch Sensoren werden so viele Daten erzeugt wie nie zuvor. So sind zum Beispiel Sensoren schon heute die Schnittstellen zur physischen Welt, die das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) und das Industrial IoT (IIoT) überhaupt erst möglich machen. Die jüngsten Fortschritte im IoT führen zu einer starken Verbreitung von miteinander verbundenen Geräten, die verschiedene intelligente Anwendungen ermöglichen. Diese enorme Anzahl von IoT-Geräten erzeugt eine große Datenmenge, die intelligente Datenanalyse- und -Verarbeitungsmethoden, wie z. B. Deep Learning (DL), erfordert.
Dabei kommen verschiedene DL-Techniken wie zum Beispiel faltungsneuronale Netze, Auto-Encoder und rekurrente neuronale Netze in verschiedenen Branchen zum Einsatz. Es gibt zahlreiche Anwendungsfälle von DL für IIoT-Systeme, zum Beispiel für die intelligente Montage, intelligente Fertigung, intelligente Verbrauchsmessung und die intelligente Landwirtschaft sowie für die effiziente Vernetzung und Unfallerkennung bzw. -vermeidung. Hier bieten sich der deutschen Industrie die besten Chancen durch industrielle Analytik, kognitive Maschinen und intelligente Produkte sowie Dienstleistungen.
„Model Predictive Control“ (MPC) bezeichnet die Steuerung eines Prozesses, etwa in einer Produktionsmaschine, die automatisch und selbstlernend auf Veränderungen von Parametern reagiert. Zumeist soll sie für die Sicherstellung stabiler Prozesse und damit für die Vermeidung von Störungen und Fehlern wie Stillständen oder für reduzierte Rüstzeiten und Einhaltung von Qualitätsstandards sorgen. „Zwei Dinge haben schließlich dazu geführt, dass datenbasierte Predictive-Control-Modelle im normalen Industriebereich bereits in ein oder zwei Monaten in guter Qualität erstellt werden können. Zum einen sind Sensoren sehr preiswert geworden, sodass man Maschinen schneller und mit geringeren Investitionen mit ihnen ausstatten kann. Zum anderen ist die Rechenkapazität erheblich größer geworden und man konnte Machine-Learning-Verfahren nutzen, um aus historischen Daten die Zustände eines Prozesses schnell zu bewerten“, erklärte Dr. Marco Natale von Cosmo Consult unserer Redaktion.
Eine der aktuellen Topinnovationen ist Spatial Computing (räumliches Rechnen). Aus technischer Sicht integriert Spatial Computing mittels Software die Benutzeroberfläche des Computers nahtlos in die dreidimensionale physische Welt. Grundlagentechnologien sind dafür Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) sowie Mixed Reality (MR). Für Valentin Heun, VP of Innovation Engineering bei PTC, ist die Spatial-Computing-Technologie noch lange nicht ausgereizt und es wird nachhaltig investiert. „Deshalb stellen wir die ‚Vuforia Spatial Toolbox‘ der Open Source Community zur Verfügung, damit diese eigene Programme entwickelt und voneinander lernt“, erklärte uns der Leiter des PTC Reality Lab. Valentin Heun konzentriert sich mit seiner Arbeit auf neue Computer-Interaktionsmethoden für den physischen Raum.
Lesen Sie weiterführende Interviews unserer Experten
Auch beim Planen und Ausführen von Projekten können die neuen Technologien rund um KI sinnvoll zum Einsatz kommen. Laut einer Studie der International Project Management Association (IPMA) in Zusammenarbeit mit PwC ist die Idee noch nicht weit verbreitet. Gerade 23 Prozent der 2020 Befragten haben bereits Erfahrungen mit KI gesammelt, wonach nur 4 Prozent der Unternehmen KI-Technologien im großen Stil einsetzen. Das bedeutet im Umkehrschluss einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die hier bereits Kompetenzen aufbauen. Thomas Schlereth hat sich das Ziel gesetzt, mit einer KI-gestützten Ressourcenmanagement-Software die Arbeitswelt im Kontext von Projektmanagementlösungen zu revolutionieren. Dabei können verschiedene Technologien rund um künstliche Intelligenz für das Projektmanagement zum Einsatz kommen. „Zur Risikobewertung werden iterative Mustererkennungsverfahren angewandt, die sich dynamisch anpassen – schließlich sieht die Mustererkennung bei jedem Kunden anders aus. Simultan nutzen wir wissensbasierte Systeme. Wir versuchen, das Expertenwissen der User durch Beobachtung ihrer Problemlösung zu digitalisieren, um es allen zur Verfügung zu stellen“, erklärte uns der Gründer und Geschäftsführer der Can Do GmbH.
Unternehmenssteuerung und KI
Bei Predictive Planning nutzen Unternehmen Modellierungen sowie Simulationen, und bekommen so eine Sicht auf zukünftige Entwicklungen. Das bringt die notwendige Flexibilität, um bestehende Planungs- und Forecasting-Prozesse schnell und verlässlich an dynamische Entwicklungen anpassen zu können. Plattformen zur Entscheidungsfindung bieten z. B. vorausschauende Modellierung und Was-wäre-wenn-Szenarien. Ansgar Eickeler von Board International erklärte uns dazu: Künstliche Intelligenz wird heute als Teil unserer Entscheidungsfindungsplattform eingesetzt, um die datengesteuerten Ergebnisse, Simulationen und prädiktiven Modellierungsfunktionen zu unterstützen. Dank KI können Unternehmen viele grundlegende Aufgaben automatisieren und unglaubliche Datenmengen in viel kürzerer Zeit als je zuvor verarbeiten. KI macht komplexe Daten leichter verständlich und kann beliebig viele Szenarien rechnen und uns dann die erfolgversprechendsten vorschlagen.“
In Deutschland findet hervorragende Spitzenforschung im Bereich künstliche Intelligenz statt.
QC-gestützte KI
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Anwendung von Quantentechnologien und insbesondere von Quanten-Computing (QC) zu fördern. Dazu haben das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie weitere Ministerien eine ganzheitliche Strategie zur Entwicklung der Quantentechnologien erarbeitet. Das Rahmenprogramm „Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt“ soll wegweisende Projekte – insbesondere die Anwendungspotenziale des Quanten-Computings – für die Öffentlichkeit und die Wirtschaft verdeutlichen und zur Nutzbarmachung beitragen.
Deutschland soll im Bereich des Quanten-Computings wirtschaftlich und technologisch an der Weltspitze konkurrenzfähig sein. In diesem Kontext hat das BMWi am 26. April 2021 einen Förderaufruf auf Grundlage des Förderrahmens „Entwicklung digitaler Technologien“ gestartet. Mit dem vorliegenden Förderaufruf zum Förderprogramm Quanten-Computing sollen gezielt Themenbereiche wie zum Beispiel die Schaffung von QC-Software für Problemlösungen adressiert werden. Als wichtige Anlaufstelle in Deutschland und darüber hinaus hat sich das seit 2020 durch das BMWi geförderte Verbundprojekt PlanQK „Plattform und Ökosystem für Quantenunterstützte künstliche Intelligenz“ etabliert, dessen Schwerpunkt bei Quanten-Software für die Wirtschaft liegt.
Diese offene FuE-Plattform bietet Spezialisten, Entwicklern sowie Nutzern (Anwendern, Dienstleistern und Beratern) eine Basis für den Aufbau einer Community für quantenunterstützte künstliche Intelligenz (QKI). Zugleich soll es potenziellen Anwendern zukünftig möglich sein, auf einen „Quanten-App-Store“ mit Best-Practice-Beispielen zugreifen zu können. Entwickler sollen auf dieser Plattform eigene Konzepte den Zugang und die Nutzung von QC anbieten können. An diese Entwicklungen im Bereich QC will das BMWi mit der Fördermaßnahme anknüpfen.
Erster Rechtsrahmen für KI
Das enorem Potenzial von KI, welches sich durch QC noch potenzieren dürfte, hat die EU-Kommission dazu veranlasst, ein neues Gesetzespaket zur Regulierung im Bereich künstlicher Intelligenz vorzulegen. Das Prinzip dahinter: Je größer das Risiko, desto strenger die Regeln. Hochriskante Anwendungen sollen genehmigungspflichtig werden, bestimmte Formen solcher Systeme sollen gänzlich verboten werden. Ziel der Kommission ist einerseits, das Vertrauen in KI zu fördern, und andererseits, Innovationen nicht zu hindern.
Bernd Rodler, Vorsitzender des Verwaltungsrats der VNC AG in Zug
Durchgesetzt werden sollen die Regeln von nationalen Behörden in den EU-Staaten. Bei Verstößen müssen Unternehmen mit hohen Strafzahlungen rechnen. So drohen Herstellern, die eine verbotene KI-Anwendung auf den Markt bringen oder gegen Vorschriften zum richtigen Umgang mit den Daten verstoßen, Strafen von bis zu 30 Millionen Euro oder bis zu sechs Prozent ihres globalen Jahresumsatzes. Die Höchstgrenze liegt damit noch höher als jene von vier Prozent, die die Datenschutzgrundverordnung vorsieht.
Alle intelligenten Systeme lernen aus Daten. Autonome Systeme entstehen durch eine zunehmende Automatisierung, während bessere kommunikative Fähigkeiten den Schwerpunkt „Kognitive Systeme“ belegen. Geht man beide Pfade, erhält man autonome Systeme, die in der Lage sind mit Menschen zu kooperieren.
KI und Kooperationen
Eine spannende Entwicklung ist das Konzept der föderierten KI. Anhand der Betrugserkennung in Banken lässt sich die Idee beschreiben: Jedes Finanzhaus kämpft darum, Betrugsversuche – von Geldwäsche bis zu Embargoverstößen – zu identifizieren. Automatisierte, KI-gestützte Prüfprozesse spielen dabei eine wichtige Rolle. Würden sich Banken dem Thema gemeinsam stellen, beispielsweise indem sie Transaktionsdaten ihrer Kunden austauschen, könnten sie auffällige Muster früher und sicherer erkennen. Aber: Wirtschaftliche Interessen und gesetzliche Rahmenbedingungen sprechen gegen diesen Austausch.
Beim Ansatz der föderierten KI fließen keine Transaktionsdaten hin und her. Die Banken geben lediglich den Lernfortschritt ihrer lokalen Modelle an eine zentrale Instanz weiter. Diese berechnet ein neues, verbessertes Modell und spielt das zurück an alle Beteiligten. Diese Idee lässt sich auf viele Bereiche übertragen, in denen der Datenaustausch zwischen Institutionen schwierig ist, aber sinnvoll wäre. „Aktuell arbeitet adesso in einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit, das Szenarien ausarbeitet“, so Prof. Gruhn.
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An der Nutzung von KI bei der Erdbeobachtung wird künftig allein schon deshalb kein Weg vorbeiführen, weil die Datenmengen immer umfangreicher werden, eine manuelle Auswertung wird damit unmöglich. Nur KI-Systeme können aus vielen Rohdaten schnell wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Und der KI-Einsatz wird dabei nicht auf Kontrollzentren auf der Erde beschränkt bleiben: KI wird auch verstärkt am Edge, das heißt direkt am Satelliten, eingesetzt werden. Der dezentrale IT-Ansatz Edge Computing hält somit auch in der Satellitentechnik Einzug. Die Datenverarbeitung erfolgt direkt an der Datenquelle, somit müssen auch weniger Daten an die Erde zur Analyse übertragen werden. Ein Beispiel für Edge Computing im Satellitenbereich liefert der Nanosatellit OPS-SAT der europäischen Weltraumagentur ESA, der als Testlabor für Experimente mit neuer Software fungiert, etwa in Bereichen wie KI, Datenkompression oder weltraumgestützte Webservices.
Dr. Alen Berta, Executive Consultant bei CGI
Ein Experiment dreht sich dabei um die KI-Nutzung bei der Wolkenerkennung; diesen Teil verantwortet die ESA. „Für die Entwicklung einer KI-basierten Lösung für die Entscheidung, welche Daten zur Erde übertragen werden, ist CGI zuständig. CGI und die ESA werden damit erstmals eine gänzlich neue Art der Verbindung von On-Board- und Bodenkontrollsystem-Prozessen konzipieren“, erklärte dazu Dr. Alen Berta, Executive Consultant bei CGI in Deutschland. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) werden unser Leben in einem viel größeren Ausmaß verändern, als die meisten denken. Algorithmen, die beispielsweise radiologische Bilder auswerten, sind nur der Anfang.
Nicht viel anders sieht es bei Bewerbungen oder Kreditanträgen aus. Wenn allerdings KI-Systeme immer wichtigere Entscheidungen treffen, muss offengelegt werden, wie und warum ein Algorithmus dieses Ergebnis liefert. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es zu Fehlern oder diskriminierenden Entscheidungen kommt. Etwa wenn Kandidaten bei einer automatisierten Bewerberauswahl aufgrund einer geschlechtsspezifischen Voreingenommenheit aussortiert oder der Kreditantrag abgelehnt wird.
https://trendreport.de/wp-content/uploads/2021/06/21770_digitalFace_Aufmacher_KI_web-scaled-e1623138223998.jpg13561414Martina Bartlett-Mattishttps://trendreport.de/wp-content/uploads/2019/04/trendreport_de_logo-1.pngMartina Bartlett-Mattis2021-06-07 06:55:002021-06-08 10:53:30Wachstum durch KI
Frühere Generationen haben ihr Leben den Medien angepasst – die heutige Generation erwartet, dass sich die Medien ihr anpassen.
Internet, Smartphones, soziale Medien oder Blogs nehmen immer mehr Platz in unserem Leben ein und wir konsumieren so viel digitalen Content wie nie zuvor. Firmen, die in diesem Kontext noch nicht auf Online- und Digitalmarketing setzen, gehen echte Risiken ein, den Anschluss zu verlieren. Die richtigen Zielgruppen anzusprechen mit den optimalen Kommunikationsinstrumenten, Inhalten und Tools ist wichtiger denn je. Dem digitalen Marketing und dem Direktvertrieb gehört die Zukunft. Aber welchen Trends folgen? Wir wagen nachfolgend einen Blick in die Zukunft für das Digital Marketing und erörtern neue und lukrative Vertriebsformen.
Fakt ist, das Thema Nachhaltigkeit ist en vogue und in aller Munde und wächst im Bewusstsein vieler Konsument:innen immer stärker an. Unternehmen und Agenturen schreiben sich gerne das Thema Nachhaltigkeit bzw. Sustainability auf die Fahnen. Denn ressourcenschonende Arbeitsweise und Umweltschutz werden für das Image immer wichtiger. Frei nach dem Motto „Tue Gutes und verdiene Geld damit“ sollten Unternehmen in ihren digitalen Marketingkampagnen die wichtigsten Merkmale herausarbeiten und aktiv im Netz und bei ihrer Community kommunizieren.
Viele Verbraucher:innen suchen ganz speziell nach solchen Angeboten. Dies geht von der Umweltverträglichkeit von Verpackungen bis hin zur nachhaltigen Ernährung auf Pflanzenbasis. Nur glaubwürdig muss es eben sein. Greenwashing wird heute schnell entlarvt. Zum Beispiel starten Geo und die Otto Group einen neuen Nachhaltigkeitstitel. Die beiden Häuser haben gemeinsam das Magazin Now entwickelt: Der Titel, den es kostenlos in einer Print- und Digitalversion gibt, soll das Nachhaltigkeitsengagement der Otto Group journalistisch darstellen.
Auch das globale Bewusstsein für Lebensmittel wird sich im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung verändern. Der Handel mit Zukunft muss sich mit neuen Vertriebsformen darauf einstellen. Die richtige und vor allem zeitgemäße Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Lebensstils.
Dies rückt immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten. Zum Beispiel bietet Herbalife Nutrition mit Multi-level-Marketing weltweit seit über 40 Jahren Produkte auf Pflanzenbasis an. „Ein besonderer Schwerpunkt unserer Produktentwicklung liegt aktuell auf dem verstärkten Einsatz von Pflanzenproteinen, z. B. in Kombination von Quinoa, Leinsamen und Erbsenprotein, als Ergänzung bzw. Alternative zum bekannten Sojaprotein“, betonte Mark von der Meden im Gespräch mit unserer Redaktion. „In Zeiten der Pandemie sind auch neue Vertriebsformen gefragt wie nie zuvor. Der tief verankerte Community-Gedanke hat uns durch die zuletzt sehr anspruchsvolle Zeit getragen.“ Die Faktoren dahinter sind das widerstandsfähige Multilevel-Marketing bzw. Direktvertriebsmodell sowie ein dezentrales Geschäftsmodell, das schnell und individuell auf sich verändernde Marktverhältnisse reagieren kann.
Seit Beginn der Pandemie verändern sich die Veranstaltungsformate rasant und finden virtuell statt. Große Messen müssen umdenken und das Internet wird zum Social-Media-TV-Kanal. Bewegtbild-Content wird zum neuen Event im Netz. Live-Streams und Videoformate sind das Gebot der Stunde, die Kundschaft zielgerichtet zu erreichen. Video-Content konnte sich auch vor der Krise schon gut behaupten und führte zu hohen Zugriffszahlen. Emotionen und Eindrücke können damit optimal vermittelt werden. Ob YouTube oder Vimeo & Co., Unternehmen sollten ihre Videoplattformen und Player fit für die Zukunft machen. Live-Videos auf Instagram sind für einige Marken und Unternehmen ein beliebtes Format geworden, um Produkte und sich selbst zu inszenieren. Social-Media-Plattformen wie Instagram verändern sich im Kontext der Sehgewohnheiten ihrer Nutzer.
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Heute verbringen die Menschen immer weniger Zeit vor dem Fernseher, betrachten aber immer mehr Videos auf ihren mobilen Geräten. Im Jahr 2021 werden mobile Videos ca. 78 Prozent des gesamten Datenverkehrs auf Mobilgeräten ausmachen. Für den Handel der Zukunft stehen auch digitale Audioformate hoch im Kurs. Kontinuierlich mehr an Reichweite erzielen in diesem Kontext zum Beispiel Podcasts.
Ein Drittel der deutschen Bevölkerung nutzt das Format inzwischen regelmäßig. Alleine Spotify hat über eine Million Podcasts im Portfolio, darunter gut 30 000 deutschsprachige Shows, vor zwei Jahren waren es noch 2 000. Podcasts sind mit ihrer regelmäßigen Nutzung kampagnenfähig, um z. B. eine Marke zu positionieren oder als Teil der Etablierung des Sonic Brandings.
10 Millionen Deutsche hören Podcasts
Man kann sagen: Podcasts sind die zeitgemäße Audioversion von Special-Interest-Magazinen. Podcast-User:innen sind höher gebildet, kaufkräftig, technikaffin und trendbewusst. Außerdem sind sie ihren Lieblingspodcastern und Podcasterinnen gegenüber loyal und treu. Das inhaltliche Angebot ist inzwischen so umfassend, dass es für jede Zielgruppe das passende Umfeld gibt.
„Hier liegt die große Chance für Werbekunden, die Ansprache ihrer Zielgruppe noch wirkungsvoller zu gestalten: Indem sie mit ihrem Werbemittel einen Bezug zum Inhalt oder Genre des Podcasts herstellen, fügt sich das Creative nahtlos in den Kontext ein“, erklärte dazu Marianne Bullwinkel im Interview mit unserer Redaktion. Damit Werbetreibende ihre Zielgruppen bestmöglich targeten können, hat RMS 2018 die Audio DMP entwickelt.
Über diese Data-Management-Plattform werden die Werbeinhalte zielgruppengenau nach verschiedenen Targeting-Kriterien wie Soziodemografie, Interesse oder Region ausgespielt. Laut Marianne Bullwinkel können so Werbekunden Audioreichweiten in spezifischen Zielgruppen planen und medienübergreifend über ein System und auf einem vergleichbaren Niveau zu Display- und Online-Video-Advertising buchen. Technisch wird damit die datengetriebene und programmatisch-buchbare Vermarktung auf allen Endgeräten sichergestellt.
Auch in der Herstellung von Podcasts haben die neuen Technologien rund um KI und Machine Learning Einzug gehalten, bestätigte uns Dr. Alexander Trommen, CEO der Appsfactory. „Cognitive Services erlauben es, Podcasts mit jeder beliebigen Stimme zu vertonen. Was man dafür braucht, sind eine sogenannte Neural-Voice-Schnittstelle und 200 bis 400 Minuten an Audiomaterial. Damit ist der Computer in der Lage, meine Stimme, Ihre Stimme oder welche Stimme auch immer so zu imitieren, dass man die Stimmen dann eigentlich mit dem menschlichen Gehör nicht mehr unterscheiden kann.“ Laut Alexander Trommen können zusätzlich Kosten eingespart werden bei Tätigkeiten, die standardisierbar sind: „Hierzu zählt beispielsweise das automatisierte Einsprechen von Podcasts über Text-to-Speech-Schnittstellen. Auf diese Weise ist es möglich, Podcasts auch für Nischenthemen zu produzieren.“
Ein weiterer wichtiger Baustein für das datengetriebene Marketing ist „User-generated Content“ (UGC). Zur erfolgreichen Customer Journey gehört auch, dass Konsumierende die richtige Entscheidung treffen, bevor sie beispielsweise einen Kauf tätigen. Sie möchten bestätigt bekommen, sich für das richtige Produkt entschieden zu haben. In diesem Kontext ist UGC eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, Neugeschäft übers Netz zu generieren.„Aber gerade im Bereich der bei Lesern beliebten Kommentarfunktion zu Artikeln sind die Moderationskosten sehr kostenintensiv. Appsfactory ist in der Lage, durch eine KI-gestützte teilautomatisierte zweistufige Moderationslösung die Kosten um über 90 Prozent zu senken“, führte in diesem Kontext Alexander Trommen an. Datengetriebenes Marketing bietet für viele Vertriebsmodelle und so zum Beispiel für den Direktvertrieb die Grundlage für Neugeschäft.
Wolfgang Siegel sagt: „Wir vermindern den Streuverlust und optimieren die Leads mit KI-basierten Algorithmen“.
„Der Fokus liegt auf der Generierung von Neukunden. Die Terminanfragen erzielen wir über für uns wichtige digitale Kanäle. Über Online-Kampagnen im Digitalmarketing evaluieren und erreichen wir zielgerichtet für uns spezifische und granulare Zielgruppen, die uns hochwertige Leads bringen. So vermindern wir den Streuverlust und optimieren die Leads mit KI-basierten Algorithmen“, erklärte uns Wolfgang Siegel. Die hohe Qualität der Serviceleistungen gepaart mit dem Einsatz digitaler Innovationen wie Mixed Reality sind die Erfolgsfaktoren von küchenquelle. Dazu werden Online-Tools und die persönliche, kompetente Planung zu Hause eng miteinander verzahnt.
Neue Absatzkanäle und Möglichkeiten finden sich im Sinne der digitalen Transformation. So gewinnt das Thema „Voice Commerce“ immer mehr an Bedeutung. Sprachsteuerung ist eben en vogue. Das Medium Audio verändert sich damit grundlegend: Content wird interaktiv und wächst von einer One-Way-Communication zu einem Dialog-Umfeld. Sprachgesteuerte Smart Speaker werden neben der reinen Audio-Content-Nutzung zu hohen Anteilen zur Informationsbeschaffung genutzt. Eine weitere Möglichkeit für Handelsunternehmen, ihre Kundschaft zu adressieren. Die technologische Basis dieser Produkte ist wiederum die Fähigkeit von Software, menschliche Sprache immer besser zu verstehen. Darum wird es wichtig, an den Aufbau einer Audiomarke zu denken.
Am Rande notiert:
Social Media Boom
Social-Media-Kanäle automatisiert bespielen – wie das gelingt, erläutert Melanie Tamblé in ihrem Gastbeitrag. Auto-Posten, Cross-Posten, zeitversetztes Planen, automatisches und mehrfaches Teilen sowie Re-Posten von Blogbeiträgen aus sozialen Netzwerken, zur besten Zeit in Social-Media-Gruppen und auf Social-Media-Profilen und -Seiten. Lesen Sie, wie eine flexible Social-Media-Strategie und Social-Media-Automatisierung die tägliche Routinearbeit vereinfachen und mehr Zeit für Kreativität und Interaktion schaffen.
Laut einer Studie von Capgemini werden im Jahr 2021 bereits 40 Prozent der Verbraucher:innen Sprachassistenten anstelle von Websites oder Apps nutzen. Markenverantwortliche stehen vor neuen Herausforderungen. War es bisher relevant, bei Google unter die ersten drei Suchergebnisse zu kommen, wird es jetzt auch wichtig, über Voice-Search auffindbar zu sein. War früher das bekannte Gesicht für die Marke wichtig, ist die passende Stimme in Zeiten von Siri, Alexa und Co. mindestens genauso wichtig. Achten Sie bei Ihren neuen Kampagnen auch auf „Inklusivität“. Der „Cultural Change“ zu mehr Diversität wird auch das Kaufverhalten beeinflussen. Aus einer Studie von Accenture geht zum Beispiel hervor, dass 29 Prozent der Kundschaft, keine Marken kaufen, die nicht genügend Wert auf Diversität legen. Unternehmen, die offen mit dem Thema umgehen, können punkten.
Nur eins bleibt zum Schluss: Auf allen Kanälen müssen zielgerichtete Marken-Kampagnen zutiefst darauf abgestimmt sein, warum sie existieren und wem sie dienen sollen.
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