„Alle Technologie ist schon da“

Was macht eine „digital erwachsene Organisation“ aus? Dieser Frage sind wir im ausführliche Interview mit Felix Kugler von Atlassian nachgegangen. Ausgangspunkt war die Studie Collaboration Maturity Survey, in dem sich Atlassian die Frage gestellt hat, warum einige Unternehmen so digital erfolgreich arbeiten, während es andere nicht schaffen.

Herr Kugler, verkürzt und leicht abgewandelt könnte man das Ergebnis Ihrer Collaboration Maturity Survey auch so formulieren: Alle Technologie ist da, wird aber nicht eingesetzt. Welche Hauptgründe haben Sie ausgemacht?
Seit dem Beginn der Pandemie sind Unternehmen bestrebt, ihrer Belegschaft Tools an die Hand zu geben, damit selbst eine verteilte Workforce effizient digital zusammenarbeiten kann. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass sie dafür in zahlreiche Lösungen für Projekt- und Wissensmanagement sowie Kommunikation und Kollaboration investiert haben und auch künftig investieren werden. IT-Entscheider sind sich mehrheitlich zwar sicher, dass sie bereits erstklassige (Cloud-basierte) Lösungen erfolgreich in ihre IT-Landschaft implementiert haben. Dennoch erkennen sie mehr und mehr, dass die Kollegen diese mangelhaft nutzen und ihr Mehrwert im Hinblick auf digitale Zusammenarbeit dadurch eingeschränkt bleibt.
Das kann mehrere Gründe haben: Oftmals fehlt es den Mitarbeitern am nötigen Verständnis der Technologie – was kann ich alles mit Projektmanagement- oder Kollaborationstools umsetzen? Wie gehe ich am besten vor? Diese Kompetenzlücken entstehen entweder durch mangelnde Akzeptanz von Seiten der Mitarbeitenden oder das Fehlen eines zentralen Kompetenzmanagements, das sich allein auf die digitale Zusammenarbeit konzentriert. Gleichzeitig herrscht laut den von uns befragten IT-Entscheidern ein Mangel an Zeit und finanziellen Ressourcen, um Umstrukturierungen vorzunehmen. Ungeklärte Zuständigkeiten spielen ebenfalls eine Rolle. Führungskräfte müssen nichts desto trotz ihren Teams ein geschütztes Arbeitsumfeld und sichere Strukturen bieten sowie die Möglichkeit zur fundierten Auseinandersetzung mit neuen Tools, besonders im Homeoffice. Auch muss sich die Unternehmenskultur entsprechend anpassen, sodass diese Tools als ganz normale Arbeitsmittel gesehen werden, die selbstverständlich genutzt werden.

Welche Rolle spielen dabei Gewohnheitsmechanismen und welche eine etwaige Diskrepanz zwischen den Prozessen und der geplanten Lösung?
Selbstverständlich müssen Tools auch immer mit entsprechenden Arbeitsprozessen korrelieren. Sind letztere aber veraltet, müssen Unternehmen dringend einen Wandel unterstützen. Nicht nur, damit moderne IT-Lösungen ihr volles Potential entfalten, sondern auch, damit die dahinterliegenden (veralteten) Prozesse entsprechend angepasst werden. IT-Entscheider haben erkannt, dass viele Prozesse nicht mehr mit dem IT-Stack mithalten können und dadurch nur langsam voranschreiten. Zudem entsteht dadurch Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern: Zwar gilt natürlich grundsätzlich, dass die Tools der jeweiligen Kultur und Arbeitsweise eines Unternehmens angepasst sein sollten. Sind diese aber nicht mehr effizient und behindern moderne Arbeitsweisen eher als sie zu unterstützen, brauchen Mitarbeiter modernere Werkzeuge in ihrem Arbeitsalltag. Unternehmen müssen daher die Kluft zwischen den gewohnten Prozessen und der modernen, sich weiterentwickelnden IT-Umgebung schließen.
Gewohnheitsmechanismen spielen insofern eine Rolle, als dass sie oft diesen Veränderungen und folglich den potenziellen Chancen im Weg stehen. 30 Prozent der von uns befragten IT-Entscheider gaben an, dass sie bei der Umsetzung von Digital-Collaboration-Projekten auf geringe Akzeptanz von Seiten der Belegschaft stießen. Lässt sich ein großer Teil der Belegschaft nicht auf Optimierungen bzw. Veränderungen ein, geraten Prozesse weiterhin ins Stocken. Die Folgen sind Produktivitäts- und auf lange Sicht auch finanzielle Verluste.

Ganz klar verbauen sich die Unternehmen mit der „Nicht-Nutzung“ moderner Tools Chancen auch im Hinblick auf ihre Agilität und künftige Geschäftsprozesse. Das Problem ist aber ja nicht neu. Wie könnten CIOs noch besser kommunizieren, damit die Tools auch eingesetzt werden?
Die Investitionen müssen über die Anschaffung und Installation moderner IT-Lösungen hinausgehen und darauffolgende effektive Nutzung dieser Lösungen mit einbeziehen. An Zeit und Budget sollten Unternehmen hier nicht sparen, da sich dies langfristig negativ auf Produktivität und Performance auswirkt. Man stelle sich vor, dass sich ein Mitarbeiter die Funktionen eines Tools erst selbst beibringen muss oder – im Worst-Case-Szenario – aus Frustration auf Tools zurückgreift, die von der IT nicht überprüft wurden und somit ein Sicherheitsrisiko darstellen. Schließlich kann die IT-Abteilung nichts schützen, von dem sie nichts weiß und Kriminellen wird möglicherweise Tür und Tor ins interne Netzwerk geöffnet.
Im Gesamtkontext kosten dem Unternehmen diese Produktivitätsverluste mehr Zeit und Geld als die Vorbereitung und Einarbeitung. Die Teams, ihre individuellen Arbeitsrealitäten sowie das Schaffen von Transparenz über Status Quo und Fortschritte stehen hier im Mittelpunkt und sind die eigentlichen Treiber von kulturellem Wandel – das sollten CIOs anerkennen und unterstützen.

Wie wirken Ihrer Umfrage nach die Begriffe Agilität, Prozessautomatisierung, Unternehmenskultur und Digital Mindset überhaupt zusammen? Ist das mittlerweile so verstanden worden, dass allem ein Kulturwandel vorausgehen muss?
Die meisten Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass sie diesen Kulturwandel forcieren müssen, um in Zukunft weiterhin erfolgreich zu sein und um Mitarbeitern und Talenten ein modernes, digitales und produktives Arbeitsumfeld bieten zu können. Laut einer McKinsey-Studie hat die Pandemie den digitalen Wandel weltweit um mehrere Jahre beschleunigt und die Unternehmen dazu gebracht, in die Cloud zu wechseln, verteilte Arbeitsmodelle einzuführen und ihre Angebote zu digitalisieren. Kulturwandel und digitale Umstrukturierung bedingen sich also gegenseitig, und zwar auf allen Ebenen – es spielt vorrangig keine Rolle ob es dabei um agilere Prozesse geht oder die um Automatisierung.
Für viele Teams – und vor allem für jeden einzelnen Mitarbeiter reicht der Einsatz moderner digitaler Lösungen allein nicht aus. Vielmehr muss der Wandel die individuelle Situation und Arbeitsweise jedes einzelnen Mitarbeiters und jedes Teams berücksichtigen. Dies schließt unter anderem flexible Arbeitszeiten sowie individuell präferierte Kollaborationslösungen und Vorgehensweisen genauso mit ein wie die Notwendigkeit, auch als Team zu funktionieren und gemeinsam gesteckte Ziele zu erreichen.
Deshalb verändert sich die Rolle der IT-Entscheider momentan: Für sie reicht es nicht mehr aus, nur über Wissen in ihrem Fachgebiet zu verfügen. Stattdessen müssen sie heute technisches Know-how mit Strategie und Führungsqualitäten in Einklang bringen und mit anderen Teams im Unternehmen zusammenarbeiten.

Wie können Sie auf dem Weg Ihren Kunden helfen?
Da wir bei Atlassian Remote Work und Digital Collaboration fest in unserer Unternehmenskultur verankert haben, wollen wir unseren Kunden mit gutem Beispiel vorausgehen. Im Zuge eines Projektes übergeben wir ihnen nicht nur unsere Kollaborationslösungen und lassen sie auf sich allein gestellt. Gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden setzen wir alles daran, die Lösungen entsprechend ihrer Use Cases zu implementieren. Dabei legen wir sehr viel Wert darauf, nicht nur unsere technologische Expertise zu vermitteln, sondern Kunden bestmöglich in Sachen Tool-Nutzung und Prozessoptimierung zu beraten. In unserem Remote Work Hub stellen wir darüber hinaus hilfreiche, auf Expertenwissen basierende Best Practices für verteilte Teams kostenfrei zur Verfügung. Außerdem bieten wir für Teams mit einigen wenigen Mitgliedern kleine, schnell verfügbare Cloud-Einstiegspakete für unsere Werkzeuge, damit sie diese direkt ausprobieren und den möglichen Mehrwert dieser Tools erfahren können.

Weitere Informationen unter:
https://www.atlassian.com/de

Kündigungswelle kann aufgehalten werden

Die Wechselbereitschaft von Mitarbeitern ist hoch wie nie. Woran das liegt, erklärt Janet Haupka, Geschäftsführerin der Personalberatung DONE!Berlin. Darüber hinaus gibt sie Tipps, was Unternehmen jetzt tun können, um ihre Fachkräfte und Talente zu halten.

In den USA sind Kündigungen bereits auf Rekordhoch. Auch in Deutschland bewegt sich der Arbeitsmarkt. Laut Jobwechsel-Kompass wuchs die Anzahl derjenigen, die sich aktuell einen Unternehmenswechsel vorstellen können, von 6 auf 62 Prozent vom Sommer bis Herbst 2021. Eine aktuelle Umfrage von EY unter 1.500 Angestellten zeichnet ein ähnliches Bild: Danach ist fast die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland auf dem Sprung.

Arbeitnehmer entwickeln neue Werte und Bedürfnisse

Warum sind Mitarbeiter derzeit nur so wechselwillig? Ein Grund ist sicherlich, dass viele Beschäftigte ihr Kündigungsvorhaben durch die Pandemie aufgeschoben haben. Jetzt gewinnt ihre Karriereplanung nach fast 2 Jahren wieder an Bedeutung und die Wechselbereitschaft steigt dadurch insgesamt überproportional. Darüber hinaus haben Unternehmen aufgrund der unsicheren, wirtschaftlichen Lage Weiterbildungsmaßnahmen und Gehaltserhöhungen eingeschränkt oder eingefroren. Auch das sind Gründe, warum Angestellte wechselbereit sind. Ein besseres Gehalt ist für die meisten ausschlaggebend, um zu einem neuen Arbeitgeber zu gehen.

Doch das allein erklärt die besorgniserregenden Umfrageergebnisse nicht. Der erste Lockdown im März 2020 hat etwas ins Rollen gebracht: Ad hoc wurden Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Dort arbeiteten sie auf einmal flexibel, selbstständiger, agiler und digitaler. Diese neue Arbeitsweise lernten Beschäftigte zu schätzen. Mittlerweile wünschen sich jedoch viele Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter zurück ins Büro kommen. Das finden nicht alle gut.

Homeoffice hat aber auch seine Schattenseiten: Oft fehlt die Abgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben. Es mangelt an ungestörten Arbeitsplätzen. Dadurch nahm der Stresslevel bei vielen zu. Auch tun sich einige mit der neuen digitalen Arbeitsweise schwer. Sie fühlen sich vom Team abgehängt oder isoliert. Manchen fehlen die persönlichen und sozialen Kontakte. Die Müdigkeit rund um digitale Meetings nimmt zu. Darüber hinaus wurden Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Dadurch kamen neben Überforderung und Frust auch Sorgen und Ängste um die berufliche Zukunft hinzu.

Zwar erlebt jeder durch seine individuelle Situation die neue Arbeitswelt anders, doch sie hat etwas in Bewegung gebracht: Heute sehen sich Arbeitgeber mit Wünschen nach flexiblen Arbeitszeiten und selbstständiger Arbeit, nach mehr Work-Life-Balance oder nach psychischer und physischer Gesundheit konfrontiert. Diese Entwicklung an sich birgt allein kein Wechselpotential. Nur wenn sich Organisationen nicht mit den neuen Werten ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen und wenn Manager ihren Führungsstil nicht an die neuen Bedürfnisse anpassen, dann sorgt das für innerliche Kündigungen.

Unternehmen sollten Kulturlücken schließen

Es ist unumstritten, dass eine gesunde Firmenkultur für Zufriedenheit sorgt. Ihre Basis sind Werte, die von Mitarbeitern und dem Management geteilt werden. Wenn sich nun die Bedürfnisse innerhalb der Belegschaft verändert haben, sollten Organisationen herausfinden, welche das sind. Im ersten Schritt hilft dabei ein Assessment in Form von Einzelinterviews und einer umfassenden Mitarbeiterumfrage. Dabei geht es um die Bestandsaufnahme der durch die Krise geprägten neuen Werte, deren Stärken und Schwächen.

Anhand der Daten wird analysiert, inwieweit die vor Corona gelebte Firmenkultur mit den jetzt gewünschten Bedürfnissen und Werten übereinstimmt. Aus der Vision und Mission des Unternehmens und den aktuellen Ergebnissen entwickelt sich dann eine Art neue Zielkultur. Bevor diese verabschiedet wird, sollte sie noch einmal offen diskutiert werden. Nach dem finalen Feedback entsteht ein Maßnahmenplan, damit die transformierte Kultur optimal umgesetzt und gelebt wird.

So stärken Organisationen die Bindung zu ihren Mitarbeitern, denn sie hören ihnen zu, wertschätzen sie und sorgen so für eine Arbeitsatmosphäre, die von der Mehrheit – möglichst allen – gewünscht wird. Das schafft zufriedene, motivierte und produktive Mitarbeiter und ist ein erfolgreicher Hebel gegen die derzeitige Wechselbereitschaft.

Führungskräfte brauchen neue Qualitäten

Menschlichkeit, Empathie, Verständnis und Fürsorge sind Führungsqualitäten, um die neuen Bedürfnisse innerhalb des Teams zu erkennen und dafür passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dabei ist es entscheidend, dass die Führungskraft die persönlichen und strukturellen Voraussetzungen jedes einzelnen kennt und weiß, ob die jetzige Arbeitssituation für sie geeignet und motivierend ist oder sich Frust im Team aufstaut.

Nur mit einem tiefen Verständnis rund um die eigenen Mitarbeiter können Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt, Teammitglieder den richtigen Projekten zugeordnet und benötigte Schulungen initiiert werden. Gemeinsam sucht das Team nach optimalen Arbeitslösungen. Denn jedes Teammitglied ist entscheidend für die Bewältigung der Arbeit und der damit verbundenen Herausforderungen geworden. Dabei werden die Mitarbeiter ihre Ziele nur durch unterschiedliche Meinungen und einen offenen Austausch erreichen. Dazu braucht es eine Führung, die autonomes, kreatives und innovatives Denken fördert.

Umfragen zeigen leider, dass viele Manager immer noch kleinteilige Vorgaben machen, stark kontrollieren und ihren alten Stil beibehalten wollen. Ein solches Verhalten läuft konträr zu den neuen Bedürfnissen der Mitarbeiter und leistet seinen Beitrag zu der aktuellen Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. Führungskräfte sind oft mitverantwortlich, wenn Mitarbeiter kündigen wollen.

Unternehmen sollten aus diesem Grund nicht nur ihre Kultur unter die Lupe nehmen, sondern besonders ihren Führungskräften helfen, die neue Arbeitsrealität und die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen. Sie müssen lernen, persönlich, individuell, eigenverantwortlich und ergebnisorientiert auf Distanz führen zu können. Darüber hinaus sollten sie ihre Weiterbildungsmaßnahmen und Karriereförderungen überprüfen, ob sie noch den aktuellen Anforderungen der Belegschaft und ihrer Talente entsprechen. Auch hier liegen wichtige Hebel, um möglichen Kündigungen zuvorzukommen.

Über die Autorin

Janet Haupka ist HR-Expertin. Sie baut als Interim Head of HR in vielen Unternehmen interne Teams und Prozesse auf, implementiert neue Software-Systeme und berät das C-Level-Management. Sie ist eine von zwei Geschäftsführerinnen bei DONE!Berlin – einer Berliner Personalberatung für schnell wachsende Unternehmen. Zu den Kunden zählen airbnb Europe, Knauf Digital, N26, Volocopter, Gorillas, Doctolib und viele mehr. www.doneberlin.com

Knappe Ressourcen und Lieferengpässe in der Elektronikindustrie: Führt das zu nachhaltigerem Konsum?

Die Meldungen zum Mangel an Chips und Rohstoffen wie Stahl, Aluminium oder auch Kunststoffen und den damit verbundenen Lieferengpässen bei Herstellern in vielen Branchen reißen nicht ab. Das hat einen großen Einfluss auf das laufende Geschäft und das Konsumverhalten. Viele Kunden sind dabei nicht gewillt, die langen Lieferzeiten in Kauf zu nehmen und suchen bereits gezielt nach Alternativen. Eine neue Dynamik ist insbesondere in der Verbraucherelektronik-Branche zu spüren, wo nun nachhaltige Produkte auf dem Vormarsch sind. Maurizio Hein, Country Manager Germany bei Swappie, schildert im Gastbeitrag, wie die Ressourcenknappheit in der Elektronikindustrie zu nachhaltigem Konsumverhalten führt und welche Rolle refurbished Elektronik dabei spielt.

Beispiel Smartphone-Herstellung: Was die Lieferkrise für Verbraucher bedeutet

Für die Lieferengpässe ist es auch in naher Zukunft kein Ende in Sicht: Eine Befragung des Instituts der Deutschen Wirtschaft von rund 2.800 Unternehmen zeigt, dass knapp ein Viertel der Unternehmen Einschränkungen bis ins Jahr 2023 erwartet. Rund ein Drittel rechnet zudem in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit weiteren Produktionsausfällen. Eine der am stärksten betroffenen Branchen bleibt die Consumer Electronics Industrie. Ob Computer, Tablets oder Smartphone – die Herstellung all dieser Geräte benötigt die derzeit raren Chips und weitere Elektronikkomponenten. Allein im Jahr 2020 belief sich der weltweite Smartphone-Absatz auf rund 1,30 Milliarden Geräte, der geschätzte Absatz in Deutschland für das Jahr 2021 lag bei 22,1 Millionen Geräten (Quelle: Statista). Kein Wunder also, dass die andauernde Chipkrise selbst großen Herstellern wie Apple oder Samsung in die Quere kommt und die Umsätze drückt.

Was bedeutet das für Verbraucher? Zum einen erhöht sich der Preis der Elektronikware. So planen 67 Prozent der von dem Rohstoffmangel und den Lieferengpässen betroffenen Unternehmen Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben (Quelle: DIHK). Zum anderen verlängert sich die Wartezeit auf Wunschprodukte erheblich. Doch darauf wollen sich viele Konsumenten nicht einlassen. Eine aktuelle Umfrage* zeigt, dass mehr als ein Viertel (27 %) der deutschen Verbraucher nicht gewillt ist zu warten, bis das gewünschte Smartphone-Modell lieferbar ist. Wiederum wären nur sechs Prozent bereit, eine Lieferzeit bis zu acht Wochen in Kauf zu nehmen.

Stattdessen schauen Verbraucher nach Alternativen und es muss nicht immer das neueste Gerät oder Modell sein: Zwar würden Viele, nämlich 29 Prozent, im Falle eines Warenmangels auf ein ähnliches und verfügbares Smartphone-Modell des gleichen Herstellers setzen, aber immerhin entscheidet sich rund jeder sechste (17 %) mittlerweile für ein generalüberholtes oder gebrauchtes Modell – denn diese sind von den aktuellen Lieferengpässen nicht betroffen. Doch nicht nur verzögerte Lieferketten oder Preiserhöhungen spielen eine Rolle für das steigende Interesse an generalüberholter Elektronik. Vielmehr setzen immer mehr Verbraucher auf Nachhaltigkeit – und wenn Neuware Mangelware ist, dann wird dieser Trend nur beschleunigt.

Spürbare Marktverschiebung

Dass es eine Marktverschiebung in Richtung nachhaltiger Elektronik gibt, zeigt auch die IDC Smartphone-Gebrauchtmarkt-Prognose 2020-2024: Bis 2024 sollen global rund 351,6 Millionen gebrauchte sowie generalüberholte Smartphones ausgeliefert werden. Für die Jahre 2019 bis 2024 entspräche das einer jährlichen Wachstumsrate von ca. 11 Prozent. Schaut man sich mal das Verhältnis von Neu- zu Gebrauchtware allein bei Apple im zweiten Halbjahr 2020 an, wird das Potenzial sehr deutlich: der globale Anteil von Apple-Produkten am Gebraucht- und Refurbished-Markt lag bei über 44 Prozent. Zum Vergleich: Neue Smartphones von Apple machten im selben Zeitraum weltweit nur knapp über 13 Prozent aus.

Konsumenten zeigen vermehrt Interesse an nachhaltiger Elektronik und dieser Trend wird sich auch in Zukunft halten. So ergab eine aktuelle Meinungsumfrage**, dass insgesamt 61 Prozent der Deutschen beim künftigen Smartphone-Kauf ein generalüberholtes Handy in Betracht ziehen würden. Dabei muss das Handy für 53 Prozent der Deutschen deutlich günstiger sein als ein Neugerät. Doch für die Hälfte (50 %) ist auch Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor, ein generalüberholtes Smartphone einem Neugerät vorzuziehen.

Warum überzeugt der Refurbished Markt als nachhaltige Alternative?

Refurbished Elektronik sind gebrauchte Geräte oder Komponenten, die professionell repariert, aufgewertet und für den Weiterverkauf „fit“ gemacht werden. Altelektronik wird quasi ein zweites Leben geschenkt. Von Laptops, Spielkonsolen über Kameras bis hin zu Smartphones findet man auf dem Recommerce-Markt mittlerweile zahlreiche Produktkategorien. Dabei verwerten Refurbished Händler Elektronikbestände von privaten oder gewerblichen Nutzern, die sonst größtenteils als Elektroschrott enden würden. Beim Kauf von generalüberholter Elektronik werden also mindestens der CO2-Außstoß und die hochwertigen, raren Materialien gespart, die bei der Produktion von Neugeräten entstehen.

Um die Größenordnung zu veranschaulichen, bleiben wir beim Beispiel der Smartphone-Herstellung: allein die Produktion neuer Smartphones macht 80 bis 90 Prozent ihres gesamten CO2-Fußabdrucks aus. Für die Herstellung der in Handys erhaltenen Elektronik und die Gewinnung der darin enthaltenen Metalle – wie zum Beispiel Gold, Platin und Silber – wird eine erhebliche Menge an Energie benötigt. Immerhin steckt in einer Tonne alter Smartphones 100 Mal mehr Gold als in der gleichen Menge Golderz (Quelle: Recycling Today).

Während die Elektronikherstellung grundsätzlich die Umwelt belastet, sind Mobiltelefone aufgrund der Häufigkeit, mit der wir auf neue Geräte aktualisieren ein besonderes Problem. Die meisten Nutzer (37 %)** behalten ihre Mobiltelefone zwischen zwei und zweieinhalb Jahren, bevor sie sich ein neues kaufen. Und viele Menschen halten an ihren alten, ungenutzten Geräten fest. Allein in Deutschland verstauben über 200 Millionen ausrangierte Althandys in Schubladen (Quelle: Bitkom). Das Potenzial, diese Geräte in einen nachhaltigen Kreislauf wieder aufzunehmen, ist enorm.

Aus Refurbisher-Perspektive: Oft reichen eine Diagnose und Reinigung der Hardware alter Geräte aus, um ihre volle Leistung wiederherzustellen. Manchmal ist es notwendig, eine Komponente wie den Akku oder den Bildschirm zu ersetzen, alles andere ist jedoch in perfektem Zustand und das Gerät funktioniert wie neu. Die für Reparaturen benötigten Ersatzteile werden oft ebenfalls aus Altgeräten gewonnen und fließen als Einzelteile in den Handy-Kreislauf zurück, sodass in vielen Fällen die Verwendung von neuproduzierten Teilen vermieden werden kann. Damit kein Zweifel, nach dem Motto „Gebraucht ist schlechter“ besteht, sichern die professionellen Händler die Qualität der Reparaturen durch umfangreiche Garantien.

Nachhaltige Elektronik in Unternehmen fördern

Doch es liegt nicht nur an Endverbrauchern, Elektronik nachhaltiger zu nutzen. Ebenso wie private Konsumenten bedarf es auch des Engagements von Unternehmen, die auf umweltfreundliche Elektronik setzen, um ihre Ökobilanz zu verbessern. Man hört oft von den verschiedenen Initiativen, die Verbraucher ergreifen können, um nachhaltiger zu leben – und es geht dabei nicht nur um umweltbewusste Techniknutzung, sondern auch seit langem um Recommerce-Bereiche wie Mode, Autos, Bücher oder Möbel. Im Business-Bereich geht es oft um Digitalisierung und Optimierung von Arbeitsabläufen, doch die Nutzung nachhaltiger Büroausstattung und -technik bleibt leider noch immer im Hintergrund. Dabei existieren mittlerweile verschiedene Modelle, den beruflich bedingten Elektronikkonsum umweltfreundlicher zu gestalten – vom Einsatz von refurbished Geräten bis hin zur Leihtechnik und -Ausstattung, die am Ende ihrer Nutzungsdauer zurückgegeben und in den Elektronikkreislauf zurückgeführt werden können.

Fazit

Die andauernden Lieferverzögerungen bei technischen Konsumgütern führen dazu, dass immer mehr Verbraucher sich mit Alternativen auseinandersetzen – vor allem mit solchen, die einerseits stets verfügbar und günstiger sind, andererseits den eigenen Konsum nachhaltiger machen. Die Neuware-Knappheit ist nur ein Beschleuniger des Trends zum bewussten Elektronikkauf. Sollte der Ressourcenmangel in Zukunft die Preise von neuer Elektronikware weiter in die Höhe treiben, werden generalüberholte Geräte weiter an Beliebtheit gewinnen und von Vielen einem Neugerät vorgezogen – auch der Umwelt zuliebe.

* Die repräsentative Umfrage wurde zwischen dem 3. und 7. Dezember 2021 im Auftrag von Swappie vom Marktforschungsunternehmen Civey durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 2.580 Verbraucher und Verbraucherinnen in Deutschland im Alter zwischen 18 und 65+ Jahren.

** Die Daten stammen aus einer von Swappie in Auftrag gegebenen und von Kantar durchgeführten Umfrage. Die Umfrage wurde im Oktober 2021 unter insgesamt 12.000 Verbrauchern aus zwölf europäischen Ländern (inkl. Deutschland) im Alter von 18 bis 74+ Jahren durchgeführt.

Autor:

Maurizio Hein ist Country Manager Germany beim finnischen Re-Commerce Unternehmen Swappie.de. Der gebürtige Würzburger studierte Kultur- und Literaturwissenschaften, sowie interkulturelles Management in Frankreich und Deutschland. In Helsinki begann er im finnischen Start-up Ökosystem tätig zu werden. Seit 2020 unterstützt Maurizio Swappie bei der Internationalisierung, hat Märkte wie Spanien, Polen oder Tschechien aufgebaut und ist inzwischen gesamtverantwortlich für den deutschen Markt und dessen Wachstum. Im Rahmen dieser Arbeit hat er sich eine umfassende Expertise im Bereich Second-Hand-Supply und E-Commerce aufgebaut.

Weitere Informationen unter:
www.swappie.de

Was bringt das Jahr 2022 für die Lieferkette?

Ein Blick in die Glaskugel: Was bringt das Jahr 2022 für die Lieferkette?

Die letzten zwei Jahre waren ein Lehrstück für die Macht von Ereignissen, die die sorgfältig kalibrierte Maschinerie des Welthandels ins Chaos stürzen können. Anfang 2020 waren es Covid und die damit verbundenen weltweiten Stromausfälle, die die Versorgungsketten durcheinander brachten.

Im März 2021 war es das Containerschiff Ever Given, das den Suezkanal, die strategisch wichtigste Wasserstraße der Welt, blockierte.

Laut Christian Lanng, CEO von Tradeshift, müssen sich Unternehmen 2022 vor allem auf das Folgende einstellen:   


„Die Digitalisierung kann die globale Volatilität nicht beheben, aber sie wird den Unternehmen die nötige Agilität verleihen, um effektiv zu reagieren…“


1. Es wird etwas Unvorhersehbares passieren

Meine erste Vorhersage ist daher die einfachste von allen: Es wird ein Ereignis geben, das völlig aus heiterem Himmel kommt und auf das die meisten Hersteller und Zulieferer nicht vorbereitet sein werden. Dieses Ereignis wird die Anfälligkeit der Just-in-Time-Lieferketten weiter verdeutlichen. Damit meine ich das gesamte Modell der Lieferketten im Allgemeinen, bei dem jedes unterbrochene Glied Auswirkungen auf die ganze Welt hat.

Einkäufer und Lieferanten sind sich zunehmend bewusst, dass die Modelle, die sie in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben, nicht mehr zweckmäßig sind. Sie erkennen, dass ein Paradigmenwechsel dringend erforderlich ist, um die robusten, widerstandsfähigen und agilen Lieferketten der Zukunft zu schaffen. 

2. Volatilität ist das neue Normal

Vor der Pandemie bereiteten sich die Unternehmen auf lokale oder höchstens regionale Unterbrechungen vor. Covid war um eine Größenordnung größer als alles, worauf wir uns vorbereitet hatten: Kaum jemand hatte ein solches Szenario durchgespielt oder einen Stresstest in diesem Ausmaß durchgeführt. Wir werden noch jahrelang damit beschäftigt sein, die Auswirkungen von Covid zu begreifen, aber wir können eines der mittelfristigen Ergebnisse vorhersagen, nämlich dass die Volatilität bis weit ins Jahr 2022 hinein ein Merkmal des Welthandels sein wird. 

Das zeigt sich bereits deutlich: Der Index of Global Trade Health Q3-2021 zeigt einen deutlichen Rückgang der Handelsaktivitäten auf unserer Plattform, wobei die Auftragsvolumina um 24 Punkte gesunken sind – der stärkste Rückgang, den wir seit dem Höhepunkt des ersten Lockdowns beobachtet haben. Längere Lieferzeiten, sich verschärfende Engpässe und steigende Rohstoffpreise beginnen das Verhalten der Einkäufer zu beeinflussen. Da es keine zwingenden Anzeichen dafür gibt, dass die Lieferanten begonnen haben, ihren Auftragsbestand zu bewältigen, ist in absehbarer Zukunft mit einer holprigen Fahrt zu rechnen.

3. Die Technologie wird den Menschen nicht ersetzen, sondern unterstützen

Es gibt die Befürchtung, dass die Automatisierung die Arbeitslosigkeit vorantreiben wird, aber in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Robotern und künstlicher Intelligenz wird auch der Bedarf an Menschen steigen, die die von ihnen generierten Informationen analysieren und interpretieren.

Im Jahr 2022 werden sich die Unternehmen in einem Wettlauf um Talente befinden, wie es ihn noch nie gegeben hat. Sie werden schnell erkennen, dass ihre größte Herausforderung im Beschaffungswesen nicht in der Beschaffung von Rohstoffen oder Bauteilen liegt, sondern darin, wie sie sich das Fachwissen sichern können, das sie brauchen, um erfolgreich Innovationen voranzutreiben sowie intelligente, datengestützte Geschäftsentscheidungen zu treffen, um die Stabilität, Integrität und Vielfalt der Lieferantenbeziehungen insgesamt zu erhalten.

Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass die Unternehmen, die dies am erfolgreichsten tun, nicht einfach nur Top-Talente einstellen, sondern die Fähigkeiten innerhalb ihres Lieferantennetzwerks nutzen können. Um die Ereignisse des kommenden Jahres zu meistern – seien es veränderte Konsummuster, Revolutionen in der Lieferkette oder veränderte Erwartungen an die Nutzererfahrung – müssen Unternehmen eng mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten. Sie werden ihre Ressourcen, einschließlich der von ihnen gewonnenen Erkenntnisse und Analysen, bündeln müssen, um Lösungen zu entwickeln, die über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg Ergebnisse liefern. 

Die Nachfrage nach diesen Fähigkeiten wird in den kommenden Jahren zu einer „Revolution of the Human“ in allen Bereichen führen, von der Personalbeschaffung bis hin zur Bildung, aber ihre Auswirkungen werden zuerst in der Lieferkette spürbar – und sie wird zweifellos eines der bestimmenden Themen des kommenden Jahres sein.

4. Umweltbewusstsein wahrhaftig meinen

In einer Hinsicht wird das Jahr 2022 so sein wie alle Jahre zuvor: Die Unternehmen werden weiterhin ihre Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit betonen und Lippenbekenntnisse zur Rettung des Planeten abgeben. Diese Behauptungen sind oft nicht viel mehr als heiße Luft, denn eine Untersuchung aus diesem Jahr ergab, dass 42 Prozent der „grünen“ Behauptungen von Unternehmen falsch oder irreführend sind.

In den nächsten 12 Monaten wird sich das ändern. Nicht nur, dass sich die Verbraucher mehr Sorgen um den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und andere nachhaltige Themen machen. Sie sind auch zunehmend intolerant gegenüber Unternehmen, die von Nachhaltigkeit sprechen, ohne wirkliche Veränderungen herbeizuführen, erkennen so genanntes Greenwashing und prangern es an

Im Jahr 2022 werden die Unternehmen unter Druck stehen, zu beweisen, dass sie sinnvolle Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ergreifen. Es steht außer Frage, dass es im Interesse der Unternehmen liegt, nachweislich grün zu sein. Das Problem ist, dies über komplexe internationale Wertschöpfungsketten hinweg zu messen. Deloitte hat vor kurzem festgestellt, dass 65 Prozent der Unternehmen nur einen begrenzten oder gar keinen Einblick in ihre Lieferanten der ersten Ebene haben. 

Ich prophezeie, dass die effektivsten Standards nicht auf Klimagipfeln oder in den Korridoren der Macht ausgearbeitet werden, sondern sich organisch entwickeln – als Nebenprodukt des anhaltenden Strebens nach Digitalisierung und Transparenz in der gesamten Lieferkette. 

5. Die Hinwendung zu mehr Technologie

Die Digitalisierung kann die globale Volatilität nicht beheben, aber sie wird den Unternehmen die nötige Agilität verleihen, um effektiv zu reagieren – allerdings nur, wenn sie von einer veränderten Denkweise begleitet wird. Anstatt jedes Element der Lieferkette einzeln zu betrachten, müssen wir einen Schritt zurücktreten und sie als Ganzes sehen. Die Unternehmen, die aus dieser Krise den größten Nutzen ziehen, werden diejenigen sein, die herausfinden, wie sie Einkäufer und Lieferanten dynamischer als Teil eines reichhaltigeren, digital ausgerichteten Ökosystems miteinander verbinden können – einer Gemeinschaft, in der die Interkonnektivität einen Netzwerkeffekt erzeugt, der viel stärker ist als jede technische Anwendung.

Die Unternehmen erkennen, wie die Technologie dazu beitragen kann, eine durchgängige Widerstandsfähigkeit zu schaffen, die nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern die Interessen des gesamten Ökosystems schützt. Die Innovation wird sich in Bereichen wie der Handelsfinanzierung beschleunigen, die die Lieferanten während der Pandemie nicht ausreichend unterstützt hat. Eine neue Welle digitalisierter Finanzierungsprodukte wird diese Lücke schließen und den Lieferanten einen schnelleren Zugang zu Betriebskapital verschaffen, was sie dazu veranlassen wird, ihre aufgebrauchten Bestände wieder aufzufüllen. 

Auch die Nutzung von B2B-Marktplätzen wird weiter zunehmen, da die Beschaffungsteams flexiblere und vielfältigere Lieferantenbeziehungen aufbauen wollen. Das Modell des kuratierten Marktplatzes spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Einkäufern und Lieferanten dabei zu helfen, sich gegen Störungen zu wappnen, indem die Kapazitäten der Lieferanten auf intelligente Weise gebündelt und auf Bereiche mit hoher Nachfrage abgestimmt werden. 

Weiterführende Informationen:
www.tradeshift.com/de

Quellennachweis: 
–      https://hub.tradeshift.com/research-and-reports/the-tradeshift-index-of-global-trade-health-q3/
–      https://fashionunited.uk/news/fashion/42-percent-of-companies-exaggerate-sustainability-claims-says-new-report/2021020253349
–      https://www.truthinadvertising.org/six-companies-accused-greenwashing/
–      https://www2.deloitte.com/au/en/pages/media-releases/articles/deloitte-finds-leaders-dont-have-visibility-supply-chain-070318.html

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
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Forecast 2022: Resilienz, Lieferketten und Managed Platforms

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten. Natürlich wird auch in 2022 die Pandemie ein Treiber der Entwicklungen bleiben. Der Fokus in diesem Teil liegt auf Resilienz, nicht zuletzt durch stärkere Sicherheitsmaßnahmen für die IT, durch Stärkung und Transparenz der Lieferkette und durch die Nutzung von Managed Platforms wo immer möglich.


„Unternehmen müssen ihre Resilienz stärken“

Jens Reumschüssel, Sales Director DACH, Exterro

Mit der Digitalisierung verschärft sich auch die tägliche Bedrohung durch Cyber-Attacken. Gleichzeitig ist die Schonfrist für Datenschutzverletzungen abgelaufen, die regulatorischen Anforderungen wandeln sich ständig. Kurzum: Das neue Jahr wird wieder einige Herausforderungen für Unternehmen und ihre Rechtsteams bereithalten. Manuelle Risikomanagementprozesse, veraltete Lösungen und technische Silos sind da nicht mehr tragbar. Die Verantwortlichen tun gut daran, ihre Strukturen einer kritischen Prüfung zu unterziehen und die komplexen Prozesse rund um einen DSGVO-konformen Datenschutz, rechtliche Operationen, digitale Forensik, Cybersicherheitsreaktionen sowie Compliance und Governance unter einem Dach zu vereinen. Eine solche Strategie, die Automatisierung (#legaltech) berücksichtigt, reduziert Risiken, spart enorm viel Zeit und Kosten und stärkt die unternehmerische Resilienz.


Resiliente Lieferketten gewinnen an Bedeutung

Matthias Berlit, Geschäftsführer des Aachener Optimierungsspezialisten INFORM GmbH

Pandemie, Chipkrise, Ever Given – wie störanfällig Lieferketten sind, hat das vergangene Jahr gezeigt. 2022 wird es für Unternehmen darauf ankommen, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten. Moderne Planungstools helfen dabei: Sie nutzen mathematische Modelle, um Ressourcen und Prozesse zu optimieren, Aufträge bei Bedarf neu zu priorisieren und bei veränderten Anforderungen verschiedene Handlungsszenarien durchzuspielen. So können Unternehmen schnell und optimal auf Störungen reagieren und deren Auswirkungen deutlich abschwächen. Noch bessere Ergebnisse erzielen sie, wenn sie zusammenarbeiten und Erfahrungen sowie Daten austauschen.


Managed-Platform-Modelle bieten hohe Sicherheit und Flexibilität

Autor: Klemens Merk, Senior Director DACH bei Instaclustr

Eine Managed Platform bietet Services zur Verwaltung von verschiedenen Software-Lösungen. Da die Kontrolle über den Data Layer zu jeder Zeit beim Unternehmen und nicht beim Anbieter der Dienstleistung verbleibt, ist eine hohe Sicherheit gewährleistet. Im Trend liegen vor allem Managed Platforms, die Open-Source-Lösungen verwalten und damit eine hohe Flexibilität, Skalierbarkeit und Innovationskraft bieten. Offene Konzepte unterstützen die problemlose Einbindung in bestehende Infrastrukturen und die beschleunigte Umsetzung von Innovationen.


Cyber-Erpressung als Geschäftsmodell

Joanna Rusin-Rohrig, Country Manager DACH bei NordVPN

Die Nachfrage nach Ransomware-as-a-Service (RaaS) wird auch 2022 weiter zunehmen. Bei diesem kriminellen Geschäftsmodell bieten Hacker Erpressungssoftware im Darknet an, die jeder kaufen und verkaufen kann. Das RaaS-Modell weckt bereits jetzt die Aufmerksamkeit vieler Krimineller, die nicht über die Fähigkeiten verfügen, selbst Malware zu entwickeln. Im Jahr 2021 wurden beispielsweise zwei Drittel aller Angriffe mit Erpressungssoftware über das RaaS-Modell verübt.


Die weiteren Teile der Serie:

Forecast 2022: New Work, Mindset und neue Gefahren

Forecast 2022: Automatisierung, Cyberangriffe und Kryptografie

Forecast 2022: 5G, Datensouveränität und Customer Experience

Forecast 2022: Mehr Intelligenz für das ganze Unternehmen

Trends 2022: Budget-Boom für Social-Media-Content

HubSpot-Studie untersucht Strategien und Herausforderungen im Marketing 2022: Ephemeral Social-Media-Content, Influencer-Marketing, kurzer Video-Content: In diese Top 10 Marketing-Trends werden Unternehmen 2022 stärker investieren.

Social Media wird für Marketing-Teams 2022 noch wichtiger. Dies wird deutlich, wenn man auf die Formate und Maßnahmen schaut, in die Marketing-Teams 2022 vermehrt investieren wollen.

Über die Hälfte der befragten Marketing-Verantwortlichen (53 Prozent) plant, die Investitionen in Ephemeral Social-Media-Content zu erhöhen, also in Inhalte, die nur temporär verfügbar sind. Aktuell setzen erst 21 Prozent der Befragten auf dieses Medienformat.

48 Prozent planen im neuen Jahr, mehr Budget ins Influencer-Marketing zu geben, dicht gefolgt von kurzem Video-Content mit 45 Prozent (beispielsweise für TikTok, Instagram Reels oder YouTube Shorts). Je mehr Content kreiert wird, desto effektiver muss die Vermarktung sein.

Vier von zehn Befragten (43 Prozent) werden deshalb mehr Geld für die Mehrfachverwertung von Inhalten über verschiedene Kanäle bereitstellen (Content Repurposing). Weitere Top-Trends sind beispielsweise die Anwendung von VR/AR (42 Prozent), virtuelle Events (40 Prozent) und Podcast/Audio-Content (38 Prozent). Dies sind Ergebnisse für Deutschland aus dem globalen „Marketing Industry Trends Report 2022“ des HubSpot Blogs.

Kampagnenziele verändern sich: Brand Awareness hoch im Kurs

Bei den Marketing-Fachleuten, die Kampagnen durchführen, fällt ein Bedürfnis nach Veränderung auf, wenn es um ihre Zielsetzung für das neue Jahr geht. Waren 2021 noch die Top-3-Kampagnenziele Umsatzsteigerung (49 Prozent), Produktwerbung (40 Prozent) und mehr Geschäftsabschlüsse (39 Prozent), setzen nun knapp zwei von drei Befragten (65 Prozent) teils auf geänderte Kampagnenziele.

Auf Platz eins bleibt zwar mit 51 Prozent das Umsatzwachstum, jedoch rückt die Steigerung der Brand Awareness (45 Prozent) auf Platz zwei vor (zuvor Platz vier).

Die Investition in Produktwerbung (44 Prozent) wird 2022 ebenfalls als wichtiger eingeschätzt. Erreicht werden diese Ziele mit diversen Marketing-Strategien, wobei Social-Media-Marketing (29 Prozent), Social Advertising (25 Prozent) und Content Marketing (23 Prozent) zu den bedeutsamsten zählen.


(Bildnachweis: HubSpot)

Die größten Herausforderungen für Marketer: Von Smarketing bis Website-Management

Auf Platz eins der größten Herausforderungen, die Marketing-Fachleute 2022 bewältigen müssen, liegt die interne Abstimmung zwischen Sales- und Marketing-Teams, auch Smarketing genannt (21,9 Prozent).

Traffic- und Lead-Generierung landet auf Platz zwei (21,2 Prozent), gefolgt vom Ausbau globaler Zielgruppen (20,5 Prozent). Das Training von Marketing-Teams sehen die Befragten ebenfalls als Kraftanstrengung an, ebenso wie den Ausbau von E-Mail-Listen und der Followerschaft auf Social Media (beides 19,2 Prozent).

Auf Platz sechs reiht sich das Website-Management ein (18,5 Prozent).


(Bildnachweis: HubSpot)

Noch mehr Marketing-Automation

Um den Arbeitsalltag in Marketing-Teams zu entlasten, setzen bereits über drei Viertel der Befragten (76 Prozent) Marketing-Automation-Technologien ein, die sich wiederholende Aufgaben oder Prozesse automatisiert ausführen.

Die häufigsten Anwendungsfälle sind Chatbots (44 Prozent), Content Automation (32 Prozent) und das Vertrags- oder Bestellmanagement (30 Prozent). Ein Viertel aller Befragten (24 Prozent) hingegen setzt noch keine Marketing-Automation ein. Als häufigsten Grund nennen sie Schwierigkeiten bei der internen Akzeptanz oder beim Erwerb solcher Lösungen durch die Führungsetage. Die Hälfte der Nicht-Nutzenden plant jedoch noch dieses Jahr die Einführung von Lösungen für die Marketing-Automatisierung.

Studiensteckbrief:

Für den „Marketing Industry Trends Report 2022“ des HubSpot Blogs wurden insgesamt 1.067 Marketing-Verantwortliche weltweit aus B2B- und B2C-Unternehmen jedweder Größe befragt (USA, Australien, Kanada, UK, Frankreich, Japan und Deutschland). Aus Deutschland nahmen 151 Marketing-Verantwortliche teil, worauf sich diese Auswertung ausschließlich bezieht. Umfragezeitraum 11.09.–28.09.2021 durch das HubSpot Blog Team.


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Europas Energiemarkt 2022

Überregionale Beziehungen als Kerntrend

Europa ist in vielen Bereichen ein Gemeinschaftsprojekt, so auch beim Thema Klimawandel und Erneuerbare Energien. Gemeinsam versucht die EU, ihren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten und vor allem Deutschland und Frankreich haben viel Einfluss darauf, wie sich der Energiemarkt in Europa entwickelt. In beiden Ländern werden immer größere Anteile des benötigten Stroms durch Solar- und Windparks gewonnen. Aus diesem Grund gelten Projekte im Bereich der „sauberen bzw. grünen“ Energie in beiden Ländern als vielversprechende Investitionsmöglichkeiten.

Erneuerbare Energien: Investitionen für die Allgemeinheit

Man muss heute nicht unbedingt ein Großinvestor sein oder ein Eigenheim besitzen, auf dem man eine Photovoltaikanlage installiert, um in erneuerbare Energien investieren zu können.

Der Markt für Erneuerbare Energien wächst beständig, denn erstens gehen die Vorräte an fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl aufgrund der hohen Fördermengen und der abnehmenden Vorkommen immer schneller zur Neige. Zweitens verursachen sie zum Teil hohe CO2-Emissionen, die es zu verhindern gilt, soll der Treibhauseffekt gebremst und eine globale Klimakatastrophe verhindert werden.

Auch das zunehmende Bewusstsein hinsichtlich des Umweltschutzes bei vielen Investoren trägt dazu bei, dass in Deutschland und Frankreich hohe Summen in Erneuerbare Energien gesteckt werden, nicht nur von den Regierungen, sondern auch durch Investoren. „Ein Investment sollte so gestaltet sein, dass es zur langfristigen Planung, zum langfristigen Denken dessen passt, der es tätigt.“, sagt die Leonidas-Gründerin Antje Grieseler zum Thema Investments.


Unternehmen wie Leonidas Management planen, bauen und verwalten Solar- und Windparks in Deutschland und Frankreich, die für institutionelle und private Investoren geeignet sind. In Frankreich betreibt und betreut Leonidas mittlerweile 37 Solaranlagen und 12 Windanlagen, die insgesamt 271 Megawatt Leistung erbringen.

„Raum“ für Energieprojekte

Ob sich ein Projekt im Bereich Solar- oder Windpark lohnt und realisiert werden kann, hängt nicht zuletzt vom vorhandenen und zur Verfügung stehenden Platz ab. Wo in Deutschland trotz freier Flächen nicht selten Bürokratie und Anwohner dafür sorgen, dass Projekte scheitern, da geht man in Frankreich deutlich entspannter mit den Erfordernissen um.

Ihre Erfahrung mit dem französischen Markt beschreibt Antje Grieseler folgendermaßen: „Es gibt große zusammenhängende Agrarflächen in Frankreich, die den Bau von größeren Windparks möglich gemacht haben. Frankreich wird in Europa das größte Onshore Windkraftpotenzial zugeschrieben. Für die Landwirte sind Einnahmen aus der Verpachtung relativ kleiner Flächen für die Windkraftanlagen eine begehrte Zusatzeinnahme.“

Frankreich bietet also gute Voraussetzungen für nachhaltige Energieprojekte. Lag der Anteil der erneuerbaren Energien (bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch) im Jahre 2019 in Frankreich bei mehr als 17 Prozent so sollen es im Jahre 2030 mindestens 30 Prozent sein. Um dieses Ziel zu erreichen, treiben vor allem die Departments das Thema politisch voran.

Antje Grieseler hat beim Thema Nachhaltigkeit von Projekten ihre ganz eigene Auffassung:


Quelle: Leonidas

„Nachhaltigkeit bedeutet für mich darüber nachzudenken, welche Auswirkungen unser Tun von heute auf das Leben von morgen haben wird; und dann das Tun so zu gestalten, dass nachfolgende Generationen gut mit den von uns getroffenen Entscheidung gut leben können.

Ich setze Nachhaltigkeit nicht gleich mit ökologisch wertvoll, sondern mit überlegt.“

Damit man über die entsprechende Expertise für den französischen Markt für Solar- und Windenergie verfügt, wurden im Jahre 2015 die Leonidas Wind SARL und die Leonidas Associates France SAS ins Leben gerufen. Ihr Sitz befindet sich in Reims und sie übernehmen vor Ort die Sicherstellung des technischen Asset Management der Windparks bzw. kümmern sich um alle rechtlichen Belange der Anlagen. 

Beitrag zur europäischen Energiewende

Weil es zu erneuerbaren Energien keine Alternative gibt und das Thema nur in größerem Rahmen zielführend vorangetrieben werden kann, setzen sich Antje Grieseler und Leonidas engagiert für den Solarmarkt in Frankreich und die Energiewende in Europa ein. Einen Beitrag zu leisten und bei der europäischen Energiewende eine bedeutsame Rolle zu spielen, sind durchaus ehrenwerte Intentionen, die dem Thema dienen.

Weiterführende Informationen zum Unternehmen:
https://www.leonid-as.com/wind


Aufmacherbild: Pexels, Pixabay

Forecast 2022: Automatisierung, Cyberangriffe und Kryptografie

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten. Natürlich wird auch in 2022 die Pandemie ein Treiber der Entwicklungen bleiben. Der Fokus in diesem Teil liegt auf Industrieautomatisierung, Cybersecurity und passwortlosen Anmeldeverfahren. Auch dies sind Treiber der digitalen Transformation auf die sich Führungskräfte einstellen sollten um im Wettbewerb zu bestehen.


Die neue Daten-Ära beginnt

Stéphane Paté, Senior Vice President und General Manager, Dell Technologies Deutschland

2022 wird ganz im Zeichen der Daten stehen: Die Industrieautomatisierung nimmt weiter an Fahrt auf, der Schritt vom assistierten zum autonomen Fahren steht kurz bevor, und Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Das heißt auch, dass Daten nicht mehr nur im Rechenzentrum, sondern praktisch überall generiert werden und in Echtzeit verarbeitet werden müssen. Gleichzeitig sehen sich viele Unternehmen mit einer paradoxen Situation konfrontiert: Sie können die jetzt schon anfallenden Datenmengen gar nicht so schnell erfassen, validieren und analysieren, wie sie entstehen. Um die Transformation nicht auszubremsen, brauchen sie geeignete Technologien und das richtige Mindset. 


Cyberwaffen werden Teil des militärischen Arsenals

Carsten Hoffmann, Manager Sales Engineering bei Forcepoint in München

Die Kriege der Zukunft finden online statt. Cyberattacken gegen Regierungen und die zivile Infrastruktur werden immer mehr zum festen Bestandteil des militärischen Arsenals. Solche digitalen Angriffe gefährden vor allem hochvernetzte Smart Citys, können aber auch gezielt ganze Staaten destabilisieren. Auch Deutschland ist Ziel ausländischer Militärgeheimdienste. Daher strebt die Bundesregierung an, Cyberattacken als Eingriff in die territoriale Souveränität dem Völkerrecht zu unterwerfen.

Mitarbeiter werden zum Selbstschutz ermächtigt

Die Verflechtung von Mensch und Technologie erschwert holistische IT-Security-Ansätze. Der Faktor Mensch findet in den rein technologischen Sicherheitsbemühungen nämlich wenig Beachtung. Risiken, etwa durch die Nutzung privater Geräte, ist für Unternehmen oft unsichtbar. Sie werden daher zukünftig spezielle Lösungen einsetzen, um Mitarbeiter automatisch vor Risiken warnen zu können, ihnen aber auch Werkzeuge für die Gewährleistung der eigenen Sicherheit und den Datenschutz an die Hand geben.


2022 steht im Zeichen der passwortlosen PC-Anmeldung

Jochen Koehler, Leiter der Region Zentraleuropa bei HYPR

Immer mehr Verbraucher steigen bei der Anmeldung am PC oder beim Zugriff auf Webapplikationen auf passwortlose Verfahren um. Der Grund: Sie sind einfacher, komfortabler und sicherer. Dieser Trend wird 2022 auch die Unternehmens-IT erreichen. Sie wird verstärkt Verfahren nutzen, die eine echte Passwortlosigkeit bieten. Dabei gewinnen vor allem Lösungen an Bedeutung, die auf einem Public-Key-Verschlüsselungsverfahren basieren und Passwörter durch sichere kryptografische, asymmetrische Schlüsselpaare ersetzen. Als ideale Authentifizierungskomponente für dieses Lösungsszenario wird sich das Smartphone etablieren


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Forecast 2022: 5G, Datensouveränität und Customer Experience

Forecast 2022: Mehr Intelligenz für das ganze Unternehmen

Forecast 2022: Resilienz, Lieferketten und Managed Platforms

Forecast 2022: New Work, Mindset und neue Gefahren

Frauen in der IT? Ernsthaft!

Autorin: Julia Pongratz*

Julia Pongratz, Teamleiterin und IT-Consultant bei der S&N Invent GmbH, sieht in der IT-Branche vielfältige Möglichkeiten auch für Frauen: „Die IT muss nicht länger eine Männerdomäne bleiben.“

Am Ende der Schulzeit steht wohl jeder Schüler und jede Schülerin vor der Entscheidung, in welche berufliche Richtung man gehen möchte. Vermeintlich ein Scheideweg, an dem die Weichen für das gesamte weitere Leben gelegt werden. Aber als junge Frau den Weg in die IT einschlagen? Selbst heute erfordert diese Entscheidung noch ein gewisses Maß an Mut und Selbstbewusstsein, denn wenn die besten Freundinnen sich lieber für vermeintlich „weiblichere“ Berufe entscheiden, dann stellen wir immer wieder fest, dass unsere Gesellschaft eben doch noch gar nicht so modern, offen und gleichberechtigt ist, wie es häufig behauptet wird. Dabei sind es gar nicht die Universitäten und Unternehmen, die den Frauen den Weg in die IT verwehren, sondern immer noch vorherrschende Meinungsbilder zu weiblichen und männlichen Berufen und Rollen im Familien- und Freundeskreis.

Als Frau in der IT-Branche stellt man sich daher immer wieder die Frage, ob es tatsächlich notwendig ist, dass Frauen besonders für diese Branche begeistert und in der Berufsfindung gefördert werden sollen. Und die Antwort auf diese Frage lautet immer wieder: Ja!

Der Frauenanteil in der IT-Branche liegt im Jahr 2021 bei 18 Prozent. Die IT kann also weiterhin als Männerdomäne bezeichnet werden, aber das muss nicht so bleiben. Fachkräfte werden händeringend in allen IT-Bereichen gesucht und insbesondere die IT-Branche bietet vielfältigste Betätigungsfelder, die weit über das Berufsbild des Programmierers hinausgehen und für Frauen mit unterschiedlichsten Interessen und Talenten Chancen und Möglichkeiten bieten.

Wenn ich auf meinen eigenen Weg in die IT zurückblicke, dann war dieser mehr von Zufällen und auch einem gewissen Grad an Bequemlichkeit gezeichnet als von Eigeninitiative und klarer Planung. Nach dem Abitur war ich vollkommen unschlüssig, was die Berufs- und Studienwahl betraf und dem Einsatz meines Vaters ist es zu verdanken, dass er mich als Auszubildende für IT-Systemkauffrau bei seinem Arbeitgeber „begeistert“ hat. Damals war diese Station vielmehr als sinnvolle Beschäftigung gedacht, bis ich tatsächlich weiß, was ich werden will.

Aber die Ausbildung hat mir die Augen geöffnet und meine Begeisterung für die IT geweckt. Es folgte ein Bachelor- und Masterstudium der Wirtschaftsinformatik und heutige Forschung im Bereich agile Arbeitsweisen zur Erlangung eines Doctor of Business Administration. Als Teamleiterin und IT-Beraterin bei meinem Arbeitgeber S&N Invent kann ich als Frau auf meine ganz persönliche IT-Karriere blicken. Ganz ohne Informatik und Mathe-Leistungskurs in der Schule war der Weg mit Begeisterung und Einsatz so viel leichter zu beschreiten als es im Vorfeld zu erwarten und vor allem von Freunden und Jobberatern beschrieben worden war.

Mit diesem persönlichen Erfahrungsschatz sind die Förderung und Begeisterung von Frauen für die IT-Branche für mich eine Herzensangelegenheit geworden. Zusammen mit meinem Arbeitgeber werden erfolgreiche Initiativen verfolgt, die schon in den regionalen Schulen ansetzen, um hier die Begeisterung für die IT, insbesondere bei jungen Frauen, zu wecken. Mit Girls4IT ist dabei ein Programm entstanden, welches jungen Schülerinnen erfahrene Frauen aus der IT als Mentorinnen für ein Jahr zur Seite stellt. Gemeinsamer Austausch, Treffen, Praktika und die Beantwortung persönlicher Fragen stehen hier im Vordergrund, um den Mädchen Möglichkeiten in der IT-Branche aufzuzeigen und Wege in diesen Bereich zu präsentieren, die von der Programmierung über Netzwerktechnik und Hardwarekonfiguration bis zum IT-Projektmanagement reichen.

Durch derartige Einsätze für mehr Frauen in der IT wird der Frauenanteil sicherlich nicht signifikant steigen, sie zeigen aber Optionen auf, um mit einfachen Mitteln insbesondere junge Frauen in ihrer Entscheidung für den Weg in die IT zu unterstützen. Denn eines steht sicherlich fest: Der Fachkräftemangel in der IT wird uns weiterhin begleiten und zahlreiche talentierte Frauen brauchen vielleicht nur einen kleinen Schubs, um den Sprung in die IT zu wagen und sich hier mit ihren Stärken einzubringen. Warum also als Unternehmen nicht mehr wagen und einmal gezielt Frauen für Berufe und Entwicklungspfade ansprechen? Zum Beispiel mit spannenden, agilen IT-Projekten, die sämtliche Facetten der IT umfassen und die auch unterschiedliche Fachbranchen wie Banken, Verkehr oder Medizin verbinden. Damit können Unternehmen jungen Frauen die Vielfältigkeit dieser besonderen und stetig wachsenden Zukunftsindustrie aufzeigen.

Bei der S&N Invent GmbH haben wir mit diesen Mitteln und engen Kontakten zu regionalen Schulen einen signifikanten Anstieg der Frauenquote in der Altersklasse der 20- bis 30-jährigen Mitarbeiter erreicht und sind stolz darauf, unsere gesamte Belegschaft mit mehr Frauenpower deutlich vielseitiger und bunter gestalten zu können.

* Die Autorin Julia Pongratz hat einen Master of Science in Wirtschaftsinformatik und ist Teamleiterin und IT-Consultant bei der S&N Invent GmbH

Smarte IT für die digitale Stadt

Ohne moderne IT-Infrastruktur wird die Digital City zum Luftschloss

Die wachsende Urbanisierung ist ein Phänomen, das viele Städte und Kommunen an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Das verstärkt den Digitalisierungsdruck, doch ohne moderne IT-Infrastrukturen bleiben Digital Cities ein schöner Traum.

Der Zuzug in die Städte hält unvermindert an. Damit wächst der Druck auf elementare urbane Lebens- und Versorgungsbereiche wie Wohnen, Verkehr, Energie, Wasser, Entsorgung und die Bereitstellung aller Arten von Öffentlichen Gütern wie Luftreinheit oder öffentliche Sicherheit. Diese offensichtlich unaufhaltsame Entwicklung lässt sich weltweit beobachten. Sie betrifft Industrienationen genauso wie Entwicklungsländer.

Städte wie Berlin, München oder Stuttgart ächzen unter Wohnraumknappheit und Verkehrsinfarkt. Sogar ländliche Zentren stehen angesichts des steigenden Zuzugs vor der Aufgabe, ihr Wachstum funktional und sozialverträglich zu gestalten und die wachsenden Ansprüche an Netzversorgung und digitale Services zu erfüllen.

Digital Cities brauchen eine robuste Infrastruktur

Autor:  Tim van Wasen, Vice President und General Manager Corporate Sales bei Dell Technologies Deutschland

Es ist daher höchste Zeit, Städte und Kommunen zukunftsfest zu machen. Doch ohne eine beschleunigte Digitalisierung wird das nicht gehen. An Konzepten und Ideen zum Thema Digital City herrscht kein Mangel, sondern eher an konkreten Plänen und der notwendigen Innovations- und Investitionsbereitschaft für ihre Umsetzung.

Der Smart City Index des Digitalverbands Bitkom listet die Aufgabenfelder und Aktivitätsschwerpunkte für Digital Cities minutiös auf: Gesellschaft, Verwaltung, Mobilität, Energie und Umwelt, sowie IT und Kommunikation. Für das Thema Mobilität bedeutet das beispielsweise den Aufbau eines digitalen Verkehrsmanagements mit Smart ÖPNV, Smart Parking, Sharing-Angeboten sowie intelligenten Ampeln und Verkehrsschildern.

Zentral ist jedoch der letzte Punkt: IT und Kommunikation ist sowohl einer der fünf Aktionsbereiche, gleichzeitig aber auch die unverzichtbare Basis für die Digitalisierung der anderen vier Felder. Allen Vorstellungen von lebenswerter digitaler Urbanität gemein ist die Tatsache, dass sie eine moderne, hochskalierbare digitale Infrastruktur voraussetzen, die jedoch nur in Ausnahmefällen und erst ansatzweise bereits gegeben ist.

Bevor also die urbanen Digitalträume in den Himmel wachsen können, gilt es zuvor die IT-technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Basistechnologien wie leistungsfähige Breitband-Netzwerke, 5G-Konnektivität und Edge Computing stehen dabei an erster Stelle. Sie werden für digitale öffentliche Services ebenso benötigt wie für intelligente Energielösungen, ein smartes Mobilitätsmanagement oder öffentliche Portale und Beteiligungsplattformen.

Digitale Freiheit für Kommunen

Bei der technischen Umsetzung dieser Aufgaben müssen Städte und Kommunen dabei die Wahl haben, die digitalen Ressourcen zur Erfassung, Verarbeitung, Speicherung und Kommunikation von Daten entweder über eigene oder gehostete Rechenzentren (Private Cloud), über Public Clouds oder in einem für sie geeigneten Mix daraus (Hybrid-IT) bereitzustellen.

Sowohl Private Clouds als auch der eigene Datacenter-Anteil an hybriden Modellen sind nur mit einem hohen Automatisierungsgrad technisch und wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. Voraussetzung dafür sind entweder hyperkonvergente Systeme für Server-, Storage- und Netzwerkfunktionalität oder ein komplett virtualisiertes Software-defined Datacenter (SDD).

Ein SDD hat zudem den Vorteil, dass es im Verbund mit 5G und Edge Computing den Einsatz moderner Anwendungen im Internet of Things (IoT) möglich macht. Edge Computing erfasst Daten, etwa von Sensoren, vor Ort und verarbeitet sie dort direkt, ohne den Umweg über Zentralrechner gehen zu müssen. So werden Verzögerungen vermieden, und reaktive und prädiktive Maßnahmen können schneller greifen.

Davon profitieren unter anderem Steuerungs- und Regelsysteme wie etwa die Verkehrsleitung oder gezielte Maßnahmen zur Erhaltung der Luftreinheit. Gleichzeitig erleichtert Edge Computing den dringend notwendigen Ausbau der Telekommunikationsnetze. Das nicht zuletzt durch 5G-Anwendungen und -Services induzierte Datenwachstum führt dazu, dass TK-Dienstleiter ihre Recheninfrastruktur zunehmend an die Edge verlagern, um dem steigenden Kommunikationsbedarf gerecht zu werden.

Mit smarten Technologien zur Digital City

Die Smart City erfordert die Digitalisierung vieler Handlungsfelder.

Smarte Technologien sind die Grundlage zum effizienten Management wachsender Städte und Kommunen. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn wir einen Blick über den großen Teich werfen: Die Stadt Las Vegas nutzt die Kombination aus HD-Kameras, Mikrofon-Sensoren und Micro-Datacentern am Edge zum effizienteren und zielgenaueren Management der öffentlichen Sicherheit. Las Vegas ist eine der am schnellsten wachsenden Städte in den USA mit einer Verdopplung der Bevölkerung im letzten Jahrzehnt und gleichzeitig ständig steigenden Besucherzahlen.

Die vor Ort erfassten und verarbeiteten Video- und Sounddaten im Innovation District bieten die Grundlage für schnelle Reaktionsmöglichkeiten auf kritische Situationen. Dabei werden sie mit weiteren Echtzeitdaten, etwa Wetterinformationen, sowie historischen Daten kombiniert und mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning zu zeitnahen Analysen für die Entscheidungsunterstützung aufbereitet. Sicherheitskritische Lagen können so schnell erfasst und von den richtigen Einsatzkräften bearbeitet werden.

Die Metropolen der Zukunft werden smart sein, denn ohne die Digitalisierung wichtiger Funktionen und Aufgaben sind sie nicht überlebensfähig. Dafür müssen dringend die Voraussetzungen in Form von robusten und leistungsfähigen Infrastrukturen geschaffen werden, die sich auf die neuesten IT-Technologien stützen. Nur auf diesem Fundament können die Verheißungen der Digital City Realität werden.

https://www.delltechnologies.com/de-de/solutions/index.htm

Forecast 2022: New Work, Mindset und neue Gefahren

Wir haben mit Führungskräften, Trendsettern und Meinungsführern gesprochen und um Statements für die kommenden Monate gebeten. Natürlich wird auch in 2022 die Pandemie ein Treiber der Entwicklungen bleiben. Aber Technologie und eine Führungskultur, die möglichst viel Offenheit zulassen, sind auch in den kommenden Monaten eine Möglichkeit, erfolgreich im Wettbewerb zu bleiben. Dazu gehören zeitgemäße Prozesse nicht nur auf IT-Ebene ebenso wie Führungskräfte, die Vertrauen leben.


Unternehmens-IT – vom Erfüllungsgehilfen zur Schlüsselposition

Prof. Dr. Volker Gruhn, Aufsichtsratsvorsitzender adesso AG und Lehrstuhlinhaber Universität Duisburg-Essen

Für IT-Verantwortliche geht es nicht mehr nur darum, Kosten zu senken. Es geht auch darum, Potenziale zu heben. IT – richtig eingebunden und mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet – gestaltet die Zukunft von Unternehmen maßgeblich mit. Denn neue Technologien schaffen den Raum für datengetriebene Services oder Geschäftsmodelle.

Deswegen muss IT dabei sein, wenn das Management die Weichen stellt. In diese Rolle muss IT hineinwachsen, dieser Verantwortung muss sie sich stellen. Der Wandel reicht weit hinein in das gesamte Unternehmen: von der Organisation der Zusammenarbeit bis zur Art und Weise, wie Verantwortliche Daten verstehen und Lösungen entwickeln.


New Work Transformation

Mark Oliver Schuller, Vice President Consulting Services CGI NEXT

COVID-19 hat die digitale Transformation beschleunigt und viele Unternehmen gezwungen, New Work in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Bei CGI erleben wir aktuell, dass  viele Kunden ihre Arbeits- und Kollaborationsmodelle neu erfinden. Arbeiten wird zunehmend gelöster, verteilter und flexibler. Statt 8-Stunden im Büro zu verbringen, bietet die neue Arbeitswelt eine Mischung aus Homeoffice, Remote- und Büroarbeit. Im „New Work“ sind Arbeitszeiten und -plätze viel freier definiert, Büroflächen werden reduziert und anders genutzt. Smarte Workplace-Management-Lösungen mit denen Unternehmen  Arbeitsplätze, Meeting-Räume und andere Ressourcen digital verwalten können, liegen daher voll im Trend.


KI-Fähigkeiten weiterentwickeln

Andreas Weick, Director Consulting Services bei CGI in Deutschland

Beim Thema KI geht der Trend ganz klar in Richtung Optimieren. Statt immer wieder neue Entwicklungen voranzutreiben und auszuprobieren, wird es zunächst darum gehen, bestehende KI-Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Erprobte und bewährte KI-Lösungen werden sich deshalb in 2022 zunehmend durchsetzen. Das gilt vor allem bei der intelligenten und automatisierten Verarbeitung von E-Mails und Dokumenten. Unter den fortgeschrittenen KI-Fähigkeiten ist NLP (Natural Language Processing), ein Verfahren zur Verarbeitung natürlicher Sprachen, für Conversational User Interfaces gefragt sowie KI-Fähigkeiten, die dabei helfen, aus vorhandenen Daten wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.


„Edge 2.0“ macht die IT robuster, agiler und leistungsfähiger

Ravi Mayuram, SVP Engineeren and CTO, Couchbase

Edge 2.0 kann in seiner Bedeutung kaum überschätzt werden. Als wichtiges Element von Composable IT ist die nächste Generation von Edge Computing der IT-Megatrend 2022. Edge 2.0 verändert die Netzwerk- und Cloud-Infrastrukturen grundlegend, macht sie robuster und leistungsfähiger. Die Verfügbarkeit und Skalierbarkeit von Apps wird damit enorm gesteigert und sorgt für neue Anwendungsmöglichkeiten. Fluide Microservices und Container in Multi-Cloud-Szenarien können die IT-Services so näher zu den Anwendern bringen.


Ein neuer Trend: Credential-Stealer-as-a-Service

Shay Nahari, Vice President Red Team, CyberArk

Credential Stealer werden eine reale Sicherheitsgefahr im Jahr 2022 für alle Unternehmen sein. Schon 2021 sind immer mehr Angreifer in Netzwerke eingedrungen, um Anmeldedaten zu stehlen. Künftig wird analog zum dynamisch wachsenden „Betriebsmodell“ Ransomware-as-a-Services auch ein Markt für Credential-Stealer-as-a-Service entstehen. Hacker werden regelmäßig neue Updates in ihre Software einspielen und über mandantenfähige Apps zur Verfügung stellen. In Hackerforen ist bereits eine exponentielle Zunahme solcher Aktivitäten zu beobachten.


Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie:

Forecast 2022: 5G, Datensouveränität und Customer Experience

Forecast 2022: Mehr Intelligenz für das ganze Unternehmen

Forecast 2022: Resilienz, Lieferketten und Managed Platforms

Forecast 2022: Automatisierung, Cyberangriffe und Kryptografie

Ransomware: Moderne Strategien für 2022

„Da Cyberkriminelle immer raffinierter in ihren Methoden werden, müssen Backup und Wiederherstellung dies widerspiegeln“, mahnt Elke Steinegger.

Elke Steinegger, Area Vice President und General Manager Germany bei Commvault erläutert vier Handlungsfelder, in denen sich Backup und Recovery genauso schnell entwickeln muss, wie die Bedrohungslage.

Derzeit stehen nahezu alle Industrien in Deutschland vor großen Herausforderungen im Bereich Datensicherheit, -sicherung und -wiederherstellung. 2022 werden vier große Themenfelder dabei die Diskussion um den Nutzen von Backup & Recovery beherrschen. Die vermutliche wichtigste wird dabei die schnelle Wiederherstellung von Daten nach einer Hackerattacke sein. Aber auch andere Themen werden einen großen Einfluss auf die Entwicklung in diesem Markt haben.

Die IT-Landschaft

Die erste Herausforderung ist die IT-Landschaft selbst. Um sicher zu sein, müssen alle Daten im Unternehmen einheitlich erfasst, gesichert und verwaltet werden – und zwar so einheitlich und übersichtlich wie möglich. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Daten von einer Vielzahl von Plattformen, Betriebssystemen und Geräten stammen. Dies schließt alles innerhalb des Unternehmens ein, beispielsweise Server, Desktops und natürlich alle Formen von mobilen Geräten. Gerade die zunehmende Verbreitung des mobilen Arbeitens auf unterschiedlichen Plattformen sorgt für wachsende Heterogenität.

Angesichts der weiteren und engeren Integration von IT und OT, einschließlich Industrie 4.0, ist eine weitere, völlig neue Form von Daten Teil der Herausforderung: IoT, und damit die Daten von Sensoren und Geräten für intelligente Steuerung, Smart Home, Smart Production und viele andere. Diese Daten zu sammeln, sicher zu speichern und in dringenden Fällen wiederherzustellen, wird die Herausforderungen beim Einsatz von intelligenten und leistungsstarken Backup- und Recovery-Lösungen erhöhen.

Hybride Speicherinfrastrukturen

Sicherlich geht dies mit einer weiteren Herausforderung einher, die auch als eine andere Dimension bezeichnet werden kann: Die Nutzung von Cloud-Diensten und On-Premises-Infrastrukturen in jeder erdenklichen Form. Dazu gehören lokale Daten vor Ort und in der Cloud – Private, Public und natürlich auch hybride Umgebungen, mit und ohne Managed Service Provider. Auch hier wird die Heterogenität – wenngleich in anderer Form als im ersten Aspekt – entsprechend zusätzliche Aufmerksamkeit und angepasste Strategien erfordern.

Die Datenmengen

Als dritte Herausforderung ist hier das Volumen zu nennen. Sowohl heterogene Formen von Betriebssystemen und Geräten als auch die Cloud sind zwei der Faktoren, die das ständig wachsende Datenvolumen vorantreiben. Aber das geht einher mit neuen Formen von Anwendungen wie KI und ML. Vor allem das maschinelle Lernen benötigt eine große Menge an Daten, um trainiert zu werden und richtig zu funktionieren. Ein weiterer Grund für diesen Anstieg ist die digitale Transformation, die weiteres Datenvolumen durch die zunehmende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung oder die bereits erwähnte Industrie 4.0 liefert. Das bedeutet, dass eine Lösung für das Backup & Recovery vom kleinsten Ein-Mann-Betrieb bis hin zum mehr oder weniger unendlichen Datenmengenwachstum global agierender Unternehmen skalieren muss.

Die Cyberabwehr

Die vierte Herausforderung, und das ist vielleicht die wichtigste, mit der wir uns immer wieder auseinandersetzen müssen, ist die digitale Sicherheit – aktuell alles, was mit Ransomware zu tun hat, aber nicht ausschließlich. Hier geht es zum einen um den sicheren Zugriff auf die Backup-Lösung, der es Angreifern sehr schwer macht, die gesicherten Daten zu kompromittieren. Zum anderen natürlich die Möglichkeit, nach einem – aus Sicht der Hacker – erfolgreichen Angriff die Daten auf den betroffenen Systemen sehr schnell und vollständig wiederherzustellen. Da Cyberkriminelle immer raffinierter in ihren Methoden werden, müssen Backup und Wiederherstellung dies widerspiegeln. Daher ist es für die Anbieter eine Notwendigkeit geworden, nicht nur sicherere Lösungen mit einer mehrschichtigen Sicherheitsarchitektur zu entwickeln, sondern auch ihre Beratungsdienste zu bewährten Verfahren und erfolgreichen Strategien zur Bekämpfung von Cyberkriminalität auszubauen.

Eines darf man bei all dem aber nicht vergessen: Den Faktor Mensch! Die Mitarbeitenden müssen integrativer Teil der Sicherheitsstrategien der Unternehmen sein. Die Verantwortlichen sollten über Trainings und Schulungen die Sensibilisierung der Angestellten für und deren Wissen über das Thema Sicherheit permanent und nachhaltig verbessern. Nachdem sich zudem auch die Lieferketten immer mehr im Fokus der digitalen Sicherheit wiederfinden, ist dringend der Austausch, die Kooperation und Abstimmung mit Lieferanten, Kunden und den Partnerunternehmen erforderlich.

Es braucht folglich intelligenten, flexible, enorm skalierbare und optimalerweise auch leicht zu bedienende Lösungen, damit die IT-Teams diese Herausforderungen auch meistern können. Denn nur wenn Technik und Mensch auf diese Herausforderungen vorbereitet sind und sich gegenseitig ergänzen, können die Unternehmen die Sicherheit für ihre IT-Infrastruktur, Anwendungen, Daten und die Mitarbeitenden nachhaltig ausbauen.

Wertschöpfung durch Vernetzung

Wie Ökosysteme die Digitalisierung im Mittelstand voranbringen

Ökosysteme spielen bei komplexen Veränderungsprozessen wie der Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Als Netzwerke aus gewachsenen Unternehmen und aufkeimenden Start-ups sind sie wegbereitend für die digitale Zukunft – insbesondere für den Mittelstand. Dank bewährter Strukturen und Prozesse sowie vorhandener Technologien einerseits und immenser Innovationskraft aufgrund ihrer Flexibilität andererseits erzeugen sie enorme Synergien.

Wie und warum, erklärt Jonas Grundler, Head of IoT & Digital Innovation der Novatec Consulting GmbH, im Interview mit der TREND-REPORT-Redaktion.

Herr Grundler, warum sollten sich mittelständische Produktionsunternehmen der Technologie öffnen?

Der weltweit schier unbegrenzte Zugriff auf Produkte und Dienstleistungen erhöht den Wettbewerbsdruck. Und das spüren Produktionsunternehmen schon ganz deutlich. Hinzu kommen steigende Kundenanforderungen, vor allem in Bezug auf Customizing. Mit diesen Entwicklungen Schritt halten zu wollen und wohl auch zu müssen, zwingt die Firmen regelrecht zur Automatisierung und Arbeitsteilung. Dazu benötigen sie zunehmend digitale Technologien, zum Beispiel eine KI-gestützte Anlagensteuerung sowie Produktions- und Logistiksysteme, die unternehmensübergreifend miteinander vernetzt sind.

Nur so können sie ihre Lieferketten jederzeit agil anpassen, Mitarbeiter ortsunabhängig an gemeinsamen Projekten arbeiten lassen oder Produktionsanlagen virtuell in Betrieb nehmen. Ziel ist dabei immer, entweder den Kundennutzen zu erhöhen, neue Geschäftsfelder zu erschließen oder die Effizienz zu steigern – oder alles zusammen. Ohne die richtige Technologie sind Unternehmen gar nicht in der Lage, digitale Services zu kreieren, und werden mir nichts, dir nichts vom Wettbewerb abgehängt.


„Durch eine enge Kollaboration mit Start-ups innerhalb eines Ökosystems können Mittelständler ihre Innovationsfähigkeit dennoch steigern.“


Zur Person

Jonas Grundler, Head of IoT & Digital Innovation der Novatec Consulting GmbH, ist seit 2011 als Senior Managing Consultant bei Novatec in der Kundenberatung tätig.

Dabei geht es ihm insbesondere darum, die Innovationskraft und Kreativität der Kunden zu stärken – Stichwort Enabling Innovation. Er ist auch für die strategische Weiterentwicklung der Novatec-Dienstleistungen für die Fertigungsbranche zuständig. Seit 2018 leitet er darüber hinaus den Bereich IoT & Digital Innovation und ist damit auch für das unternehmenseigene Business Development verantwortlich.

https://www.novatec-gmbh.de/

Jonas Grundler ist Mitgründer der Start-ups BeGuided UG und Race4Track UG.


Wie steht es aktuell um die Digitalisierung im Mittelstand?

Dass im deutschen Mittelstand erheblicher Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung besteht, hat zuletzt die Pandemie mehr als deutlich gemacht. Man muss aber auch verstehen, dass es für einen deutschen Mittelständler äußerst schwierig ist, die digitale Transformation allein zu realisieren und auch zu finanzieren. Dafür fehlen ihm sowohl die personellen und infrastrukturellen Ressourcen als auch das erforderliche Know-how.

Somit kann der digitale Wandel nur sehr langsam vonstattengehen. Und selbst wenn es sich ein Produktionsunternehmen leisten könnte, intensive Entwicklungsarbeit zu betreiben, sind die technologischen Möglichkeiten kaum zu überblicken: von Cloud und Machine Learning bis hin zu Industrie 4.0. Wie soll ein mittelständisches Unternehmen da sowohl seinen Fertigungsprozess als auch seine Lieferketten optimieren – und zugleich die Erweiterung des eigenen Portfolios in Angriff nehmen? Das ist gar nicht zu schaffen. Nicht ohne die richtigen Impulse und die notwendigen Kapazitäten von extern.

Impulse und Kapazitäten von außen – wo finden Mittelständler diese?

Optimalerweise in einem plattformbasierten IT-Ökosystem. Hier können mittelständische Unternehmen und Start-ups gegenseitig von ihrem Know-how, ihrer Erfahrung und ihren Ideen profitieren – und die eigenen Lücken schließen. Die Stärken des einen beheben die Schwächen des anderen: Der etablierte Mittelständler verfügt beispielsweise über bewährte Prozesse und Strukturen, die optimal auf seine Produktpalette und derzeitigen Zielmärkte ausgerichtet sind.

Eine wichtige Voraussetzung für seinen gegenwärtigen Geschäftserfolg, aber unter Umständen ein Hemmnis für den zukünftigen. Denn um innovativ und wettbewerbsfähig zu sein, müssten Firmen in bestehende Abläufe eingreifen. Ohne Garantie, dass eine Idee auch tatsächlich die Marktreife erlangt und am Markt besteht. Das ist ein Risiko, das die wenigsten mittelständischen Unternehmen tragen können oder wollen. Durch eine enge Kollaboration mit Start-ups innerhalb eines Ökosystems können sie ihre Innovationsfähigkeit dennoch steigern.

Wie muss man sich das vorstellen?

Anders als etablierte Unternehmen können Start-ups mit ihren flachen Hierarchien, agilen Methoden und gelebter Offenheit neue Ideen leichter ausprobieren – ohne dass dies massive Auswirkungen auf ihr Tagesgeschäft hätte. Sie überprüfen leichter und flexibler den Kundennutzen oder die Machbarkeit technischer Lösungen. Sie können neue Geschäftsmodelle direkt am Markt auf deren Erfolgschancen testen. Dies würde weder das laufende Geschäft noch die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Unvoreingenommenheit und Offenheit gegenüber Markt und Möglichkeiten. Dadurch sind Start-ups in der Lage, gänzlich neue Ideen zu entwickeln.

Können Sie hierzu ein Praxisbeispiel schildern?

Ein sehr gutes Beispiel ist der digitale Reiseleiter für die Hosentasche – eine Entwicklung der BeGuided UG. Sie ist eine Ausgründung von Novatec Consulting gemeinsam mit dem Gründer Fabian Schulz. Als Beratungsunternehmen ist Novatec auf IT-Dienstleistungen im Business-to-Business spezialisiert. Der Fokus liegt auf den Bereichen KI und Cloud Computing. BeGuided spricht als Start-up mit seinen smarten Software-Applikationen vor allem Individual-Touristen an.

Verschiedene Zielgruppen, Märkte und Geschäftsmodelle trennen die beiden Unternehmen. Was sie vereint, ist die Technologie. Beide setzen auf ein intelligentes Tracking – sowohl in- als auch outdoor. Dieses kommt von den erfahrenen Software-Ingenieuren des etablierten Unternehmens und zielte eigentlich auf den B2B-Bereich ab. Nie im Leben hätte man daran gedacht, eine Sightseeing-App für Touristen zu entwickeln. Auf die Idee gekommen ist jedoch der Start-up-Gründer Schulz, der sie aber nur dank des Know-hows und der Ressourcen von Novatec so schnell zur Marktreife hat bringen können.

Das heißt, jedem Mittelständler sollte ein Start-up zur Seite gestellt werden?

So einfach ist es nicht, denn der Grundgedanke eines Ökosystems ist ein anderer. Nach naturwissenschaftlicher Definition liegt der funktionale Nutzen eines Ökosystems in der synergetischen Vernetzung der darin enthaltenen Elemente. Dadurch können sich diese und das Ökosystem als Ganzes unbegrenzt und dynamisch weiterentwickeln. So ähnlich funktioniert das auch im unternehmerischen Sinn. Denn es ist nicht nur ein einzelnes Start-up, sondern viele Start-ups, die Impulse geben, Know-how und Ressourcen zur Verfügung stellen. Impulse können aber auch von branchenfremden Unternehmen, wie Business- und IT-Beratern kommen. Deshalb ist es für den Mittelständler empfehlenswert, die Kollaboration auch auf andere Unternehmen, Start-ups oder Berater auszuweiten.

Um ihre Innovationskraft zu stärken, sollten sich Produktionsunternehmen auch regelmäßig in bestehenden Ökosystemen umsehen. Dort finden sie reichlich Inspiration und bei Bedarf den passenden Umsetzungspartner. Dafür ist ein Ökosystem wie geschaffen: Ob Newcomer, etabliertes Unternehmen oder IT-Berater – die jeweiligen Partner in einem Ökosystem kennen ihre Fachbereiche aus dem Effeff, ebenso die Besonderheiten von Branchen und Märkten. In Deutschland hat sich bereits das Ökosystem „Gründermotor Baden-Württemberg“ etabliert. Es verbindet große Mittelständler und Start-ups mit kommunalen Einrichtungen, wissenschaftlichen Institutionen und Initiativen.

 

Checkliste für die Wahl des Ökosystems

  • Kommuniziert der Betreiber eines plattformbasierten IT-Ökosystems aktiv zu Branchenentwicklungen?
  • Verfügt der Betreiber über Praxisreferenzen im Bereich Kollaboration?
  • Passen die im Netzwerk vorhandenen Unternehmen und Start-ups zueinander – nicht, weil sie aus der gleichen Branche stammen, sondern weil Synergien entstehen?
  • Engagiert sich der Plattformbetreiber oder involvierte IT-Dienstleister in der Zusammenarbeit mit Start-ups?

Wie finden Unternehmen das passende Ökosystem?

Bei der Suche nach einem IT-Ökosystem helfen IT-Berater wie wir von Novatec den Unternehmen weiter. Als Teil der Ökosysteme kennen IT-Berater die digitalen Trends und bringen ihr Wissen in die Ökosysteme hinein. Sie sind in der Lage, Start-ups und etablierte Unternehmen zu bewerten und passende Empfehlungen an die Produktionsfirmen zu geben, welche Technologie- und Finanzierungspartner zu ihnen passen.

Wann sollten Mittelständler aktiv nach einem Ökosystem suchen?

Lieber früher als später, denn Herausforderungen für die Produktionsunternehmen nehmen weiter zu: Märkte werden volatiler, Produktzyklen kürzer und der Anspruch an individuelle Produkte höher. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauchen Mittelständler jetzt die passenden Lösungen. Je schneller die Firmen das richtige Ökosystem für sich finden, desto eher profitieren sie von den bestehenden Strukturen, Technologien und Erfahrungen – und die digitale Transformation geht endlich voran.

Jonas Grundler, Head of IoT & Digital Innovation der Novatec Consulting GmbH, ist seit 2011 als Senior Managing Consultant bei Novatec in der Kundenberatung tätig. Dabei geht es ihm insbesondere darum, die Innovationskraft und Kreativität der Kunden zu stärken – Stichwort Enabling Innovation. Zudem ist Grundler auch für die strategische Weiterentwicklung der Novatec-Dienstleistungen für die Fertigungsbranche zuständig.
Seit 2018 leitet er darüber hinaus den Bereich IoT & Digital Innovation und ist damit auch für das unternehmenseigene Business Development verantwortlich.

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Hybride Advisory-Modelle

Wealth Management: Fünf Erfolgsfaktoren, um eine personalisierte Beratung zu skalieren

Eine Umfrage von Avaloq unter vermögenden Privatpersonen in zehn Ländern, darunter Deutschland, die Schweiz und Großbritannien, hat ergeben, dass fast 30% der Vermögensverwaltungskunden einen Wechsel ihres Anlageberaters in Erwägung ziehen. Vermögendere und wohlhabendere Klienten erwarten eine individuelle Betreuung: Für 43% von ihnen wäre es ein Grund für einen Wechsel, wenn der Berater nicht ausreichend auf ihre individuellen und neuen Bedürfnisse eingeht.

Aber auch neue Kundenschichten, die mit dem Trend zur Demokratisierung des Wealth Managements immer stärker in den Blick der Finanzinstitute geraten, wünschen sich eine Personalisierung, eine stets bedarfs- und situationsgerechte Betreuung. Eine Herausforderung für Vermögensberater. Die Antwort darauf liegt in einem hybriden Ansatz mit einer automatisierten, digitalen Unterstützung der menschlichen Beratungstätigkeit. Ohne eine gute technologische Basis – und Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) – ist die erfolgreich personalisierte Betreuung einer wachsenden Zahl von Kunden praktisch unmöglich.

Avaloq skizziert im Folgenden fünf Schritte, mit denen einen personalisierte Beratung skalierbar wird:

1. Copy-und-Paste war gestern: die nüchterne Bestandsaufnahme

Am Anfang eines skalierend personalisierten Beratungsansatzes steht eine strategische Einsicht. Das Finanzinstitut muss erkennen, dass die bisherige, weitgehend manuelle Arbeitsweise des Beraterteams heute an eine klare Grenze stößt. Denn noch sind bei Vermögensberatern viel zu viele Prozesse manuell geprägt. Da werden immer noch Daten aus unterschiedlichsten Systemen und Quellen mühsam von Hand in Tabellenblätter mit manuell erstellten Formeln übertragen, damit ein halbwegs individueller Anlagevorschlag entsteht.

Andere Berater wiederum versuchen, bestimmte Angebotselemente zu standardisieren, um sie für mehrere Kunden verwenden zu können, die sie mehr schlecht als recht manuell segmentiert haben. Die Konsequenz in beiden Fällen: unflexible Investmentvorschläge, die die Berater dennoch viel Aufwand kosten.

2. Wechselgefahr und Digitalisierungsdruck ernst nehmen

Der zweite Aspekt einer erfolgreich skalierenden Personalisierung ist die Bereitschaft zu konsequenten Digitalisierungsschritten und einer neuen Unternehmenskultur, auf Führungsebene und im gesamten Unternehmen. In einer sich immer stärker digitalisierenden Welt sind auch Finanzinstitute gezwungen, ihre Automatisierung voranzutreiben. Dabei ist es meist gar nicht das Ziel der neuen, automatisierten Systeme und Beratungslösungen, die menschlichen Berater zu ersetzen – vielmehr geht es darum, sie in ihrer Arbeit zu entlasten und zu unterstützten. Denn es braucht mehr und bessere Personalisierung. Die grundsätzlich wachsende Gefahr des Dienstleisterwechsels ist real.

Die aktuelle Avaloq-Studie hat die Beziehung und die Wechselwilligkeit von vermögenderen und wohlhabenden Anlegern weltweit untersucht. Zwar sind hohe Kosten und Gebühren wenig überraschend der meistgenannte Grund für einen möglichen Wechsel (58%), gefolgt von schwacher Portfolio-Performance (51%), aber direkt danach wird bereits von 43% der Eindruck genannt, Berater gingen nicht ausreichend auf ihre individuellen und sich wandelnden Bedürfnisse ein. Und 42% sehen einen Wechselgrund, wenn Berater nicht häufig genug mit ihnen kommunizieren. Beide dieser Churn-Gründe sind natürlich Ausdruck unzureichender Personalisierung. Hat ein Finanzinstitut erkannt, dass es der damit einhergehenden Wechselbereitschaft vorbeugen muss, stellt sich die Frage: Wie genau sollte es seine Personalisierung intensivieren bzw. skalieren?


KI liefert die personalisierten bzw. hyperpersonalisierten Inhalte, mit denen ein Berater seinen Klienten optimal adressiert.


3. Eine digitale Beratungslösung

Am leichtesten fällt einem Finanzinstitut die Digitalisierung und Automatisierung der Beratung – d.h.: die Skalierung der Personalisierung –, wenn es eine cloudfähige Beratungsplattform einsetzt. Solch eine zentrale Lösung, die unterschiedlichste Daten auch aus externen Quellen zu handhabbaren Informationen verdichtet, ist ein Tool, das Berater in ihrer alltäglichen Betreuungsarbeit unterstützt.

Im Idealfall ist solch eine Beratungslösung modular erweiterbar und auch vom verwendeten Kernbankensystem unabhängig.

APIs eröffnen zugleich die Flexibilität, um benötigte Lösungen und Microservices von Drittanbietern anzubinden. Auch ein Conversational-Banking-Ansatz lässt sich so realisieren: Berater können über ihre Plattform dann einfach jene Social-Messaging-Apps zum Kundendialog anbieten, die ihre Klienten bevorzugen. Vorausgesetzt, KI unterstützt sie bei diesem schnellen Kundendialog – indem die Technologie stets individuell passende Inhalte, Nachrichten und Antworten liefert.

4. Mit KI zu Skalierung und Hyperpersonalisierung

Die digitale Unterstützung kann zum einen das Personalisieren von Kundendialogen und Investmentvorschlägen optimieren und zum anderen das Skalieren der Personalisierung ermöglichen. Dafür sind KI-Technologien unerlässlich, vom Machine Learning (ML) bis zum Natural Language Processing (NLP). KI liefert die personalisierten bzw. hyperpersonalisierten Inhalte, mit denen ein Berater seinen Klienten optimal adressiert.

Die KI-Komponente kann etwa externe Newsfeeds und Marktnachrichten analysieren und daraus individuell relevante Inhalte generieren – die für den Berater einen willkommenen Anlass liefern, mit seinem Kunden in Dialog zu treten. Maschinelles Lernen hilft nicht nur, Transaktionen vorzuschlagen, sondern auch Basiswerte für ein strukturiertes Produkt auszuwählen. So lassen sich Derivatprodukte kosteneffizient auf die Risikoaffinität, den Anlagehorizont und die Investmentphilosophie jedes Kunden abstimmen. KI unterstützt dabei, Investmentstorys zu identifizieren, und sie schafft die Basis für eine Beratung in Sachen ESG-Anlagen.

5. KI als Embedded Experience per Microservice

Um KI und Datenanalysefähigkeiten in die Beratungsplattform zu integrieren, gibt es prinzipiell zwei Wege. Entweder das Finanzinstitut implementiert eine große Data Analytics Plattform, die zunächst Daten aus mehreren Quellen wie etwa Core Banking, CRM oder Web/Mobile zentralisiert, um sie für verschiedene Analysetools zugänglich zu machen. Solch eine große, aufwendige Lösung verfolgt oft einen Data Self-Service-Ansatz und will anspruchsvolle Reporting-, Business Intelligence- und Analytics-Funktionen unterstützen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, sogenannte Embedded Experiences für die Berater zu schaffen. Dabei arbeitet die KI in Form kleiner, intelligenter Microservices gleichsam im Hintergrund. So kann ein intelligenter Algorithmus beispielsweise öffentlich zugängliche Nachrichten automatisch taggen – und so die individuelle Relevanz für bestimmte Kunden bestimmen. Solch ein KI-basierter Microservice lässt sich oft innerhalb weniger Monate in eine Beratungsplattform integrieren.

Fazit: Hybriden Advisory-Modellen gehört die Zukunft

Die Avaloq-Umfrage zur Beziehung zwischen Anlegern und ihren Beratern bestätigt, dass sowohl Anleger mit einem Berater als auch jene, die selbständig investieren, KI-gestützte Leistungen schätzen. Am meisten Zuspruch erhält dabei die Analyse der Portfolioperformance durch KI.

54% der Anleger mit Berater und 56% der Anleger ohne Berater würden sich hier mit KI-Unterstützung wohlfühlen. 33% respektive 24% würden diese Aufgabe sogar komplett der Maschine überlassen. Es ist absehbar: Berater, die auf KI verzichten, werden Kunden verlieren. Dagegen gehört hybriden, KI-gestützten Advisory-Modellen die Zukunft.

Digitale Beratungsplattformen leisten beides: Sie reduzieren den Beratungsaufwand und steigern zugleich die Beratungsqualität. Mit ihnen wird Personalisierung skalierbar.

Über die Studie

Im Mai 2021 befragte Avaloq 1.430 Anleger mit einem investierbaren Vermögen von mindestens USD 250.000 vom Affluent- bis zum UHNW-Segment. Die untersuchten Märkte sind die Schweiz, Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Hongkong, Singapur, Japan, Australien und Indien. Avaloq analysierte auch aggregierte, anonymisierte Endkundendaten, die von Banken und Vermögensverwaltern gespeichert wurden, die Avaloq-Systeme in der EMEA-Region nutzen. Alle Ergebnisse der Avaloq-Studie „Why would investors switch their financial advisor?“ finden sich auf der interaktiven Website unter https://www.avaloq.com/en/research/why-investors-switch-financial-advisors.

www.avaloq.com

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Diese Trends stehen bei der Paketzustellung 2022 an

Auch 2021 war ein Rekordjahr im E-Commerce. Nach dem enormen Wachstum 2020 schien es schwer vorstellbar, dass 2021 diese Rekorde nochmal überbieten würde. Doch die Zahlen belegen: Auch dieses Jahr wurden Versandrekorde gebrochen, vor allem im ersten Quartal. Durch die Pandemie wurde es zur Gewohnheit vieler Verbraucher, online zu bestellen. Infolgedessen mussten die Zusteller mehr Pakete als je zuvor bewältigen. Dies zwang sowohl Paketdienste als auch Einzelhändler dazu, kreativ zu werden und sich zu transformieren.

Vor diesem Hintergrund prognostiziert der Co-Founder und CEO von Sendcloud, Rob van den Heuvel, wie sich die Zustellung im Jahr 2022 weiter verändern wird:

  1. Automatisierung und Robotisierung
    „Jede Sekunde werden weltweit 3248 Pakete versandt, und wenn die Prognosen zutreffen, können wir davon ausgehen, dass sich das weltweite Paketvolumen bis 2026 verdoppeln wird. Um mit dem wachsenden Paketaufkommen und der Nachfrage der Verbraucher Schritt zu halten, bedarf es eines modernen Ansatzes, also der Einführung neuer Technologien und intelligenter Lösungen“, so van den Heuvel. Aus diesem Grund experimentieren immer mehr Einzelhändler und Paketdienste mit der Zustellung per Roboter in Form von selbstfahrenden Fahrzeugen, Drohnen und autonomen Zustellrobotern.
    Auch wenn es wie Science-Fiction klingt, sind praktische Umsetzungen bereits in Sicht. Der E-Commerce-Riese Amazon hat bereits fast 530 Millionen Dollar in das selbstfahrende Autounternehmen Aurora investiert, um die Art und Weise der Zustellung zu verändern. In Eindhoven führt DPD zudem Tests mit dem Cleveron 701 durch, dem ersten unbemannten autonomen Lieferfahrzeug in Europa mit einer Lizenz für den öffentlichen Straßenverkehr. „Obwohl die Lieferroboter noch in den Kinderschuhen stecken, werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass in naher Zukunft menschliche Zusteller verschwinden werden. Schon jetzt sehen wir den Paketboten immer seltener, weil die Nutzung von Paketstationen zunimmt“, erklärt van den Heuvel.
  1. Flexible Zustellung wird zur Norm und nicht zur Ausnahme
    Heutzutage wollen die Verbraucher selbst entscheiden, wo, wann und wie eine Bestellung zugestellt wird. Infolgedessen steigt die Nachfrage nach Lieferungen am selben Tag rapide an und es wird geschätzt, dass Lieferungen am selben Tag und Sofortlieferungen bis 2025 einen kombinierten Anteil von 20 bis 25 Prozent am gesamten Markt erreichen werden.
    „Dies ist jedoch erst der Anfang, denn 58 Prozent der Verbraucher geben an, dass ihnen Flexibilität bei den Zustelloptionen wichtig ist, weitere 51 Prozent möchten das Zeitfenster für die Zustellung ändern, wenn ein Paket bereits unterwegs ist. Wenn sie einen Kauf tätigen, möchten die Verbraucher die Möglichkeit haben, zwischen einer Lieferung am nächsten Tag, am selben Tag, am grünen Tag oder sogar am nominierten Tag zu wählen“, betont van den Heuvel. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, bieten die Zusteller immer mehr Premium-Zustelldienste an. So führte die britische Royal Mail im März 2021 die Sonntagszustellung ein, DHL hat eine App auf den Markt gebracht, mit der die Kunden ihre Lieferungen jederzeit verwalten können und der Newcomer Budbee erfindet die Zustellung neu, indem er seinen Kunden über seine App die völlige Freiheit bei der Lieferung bietet.
  1. Intelligente Adressen für erfolgreiche Lieferungen
    Mit dem wachsenden Paketaufkommen werden verpasste Zustellungen zu einem immer größeren Problem. „Wenn ein Paket nicht zugestellt werden kann, ist das nicht nur für Verbraucher und Zusteller frustrierend, sondern auch mit erheblichen Kosten verbunden. Die Analyse von Big Data kann dazu beitragen, die Lieferung auf der letzten Meile effizienter zu gestalten und die Chance auf eine erfolgreiche Zustellung zu erhöhen“, so van den Heuvel.
    Um profitabel zu wirtschaften, müssen Paketdienstleister die Zustellkosten auf Kundenebene unter Kontrolle haben und die Frage klären, welche Lieferungen und Kunden tatsächlich Gewinn bringen. Informationen über bestimmte Adressen können helfen, alternative Zustell- und Retourenoptionen für bestimmte Gebiete zu ermitteln. „Im Stadtzentrum von Amsterdam beispielsweise stehen die meisten Häuser tagsüber leer. Daher ist es nicht sinnvoll, dann einen Zusteller hinzuschicken. Auf der Grundlage von „Adressintelligenz“ könnte es effizienter sein, stattdessen eine Abendzustellung anzubieten“, rät van den Heuvel. Eine einfache Möglichkeit diese Informationen zu nutzen, besteht darin, frühzeitig im Kaufprozess zu ermitteln, wie genau der Kunde sein Paket erhalten möchte. Bereits an der Kasse können Händler so sicherstellen, dass die logistischen Prozesse entsprechend angepasst werden können. Auf diese Weise können sowohl Online-Händler als auch Paketdienste ihre Lieferketten anpassen und effizienter werden.
  1. Investitionen in eine nachhaltige Lieferung
    Eine umweltfreundliche Lieferung ist schon seit Jahren ein wichtiges Thema. Mit der Unterzeichnung des Green Deals der EU im Juli 2021 wird der Trend hin zu nachhaltigen Liefermethoden jedoch wichtiger denn je. Im Rahmen des Green Deal haben sich die EU-Länder darauf geeinigt, bis 2030 eine 55-prozentige Reduzierung der Emissionen anzustreben, ein erster Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität im Jahr 2050. Eine der Möglichkeiten, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, besteht darin, die Emissionen von Lieferfahrzeugen um 50 Prozent zu reduzieren. „Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Paketdienste massiv investieren, um ihren Betrieb nachhaltiger zu gestalten. So hat DHL in diesem Jahr in seine ersten Elektro-Lkw investiert, und DPD will bis 2025 in den 225 größten Städten Europas nur noch Fahrzeuge einsetzen, die wenig oder gar kein CO2 ausstoßen. Es gibt jedoch noch viel zu tun, wenn es darum geht, die Zustellung nachhaltiger zu gestalten. So ist es nur logisch, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen wird“, betont van den Heuvel.
  1. Neudefinition der Lieferzeiten
    2021 war definitiv das Jahr des Blitzlieferanten, die damit werben, Lebensmittel innerhalb von 10 Minuten zu liefern. Unternehmen wie Zapp, Getir, Flink und Gorillas sind in europäischen Städten massiv auf dem Vormarsch. „Vor allem Millennials nutzen diesen Service, aber inzwischen gibt es auch Bedenken gegen diese Art der Lieferung. Wie nachhaltig ist die Blitzlieferung und ist diese Art der Lieferung überhaupt wünschenswert? Gleichzeitig stellen wir fest, dass die Verbraucher generell geduldiger werden, wenn es um die Lieferzeiten von Online-Bestellungen geht. Während die Verbraucher im Jahr 2020 erwarteten, dass ihre Online-Käufe innerhalb von maximal 4 Tagen geliefert werden, sind sie jetzt bereit, mehr als 5 Tage zu warten“, erklärt van der Heuvel. Offenbar wollen die Verbraucher nur bestimmte Bestellungen in einer kurzen Zeit, während sie in anderen Fällen recht geduldig sind. Diese Unterscheidung können Unternehmen für sich nutzen.
  1. Lieferabonnements sind auf dem Vormarsch
    Mit Prime war Amazon einer der ersten, der ein Lieferabonnement auf den Markt brachte: Für einen festen Betrag pro Monat oder Jahr kommen die Verbraucher in den Genuss aller möglichen Vorteile, darunter Rabatte auf den Versand und Premium-Lieferoptionen. „Heute wird das Abo-Modell von immer mehr Einzelhändlern angeboten, z. B. von Asos mit Premier Delivery und Zalando mit Plus. Und das nicht ohne Grund, denn Lieferabonnements erweisen sich als kluger Schachzug, um die Verbraucher langfristig zu binden und seine Umsätze zu steigern. Da die Verbraucher immer mehr online bestellen, werden Lieferabonnements immer verlockender. Folglich werden die Lieferabonnements 2022 eine noch wichtigere Rolle in der Versandstrategie von Online-Händlern spielen“, so van den Heuvel.

Weitere Informationen unter:
https://www.sendcloud.de/

Drei Gründe, warum Anleger 2022 auf Gold setzen sollten

Gold im Portfolio kann stabilisierend wirken und sich gleichzeitig positiv bei der Performance bemerkbar machen. Aber auch das zunehmende internationale Interesse an Gold durch eine wachsende Mittelschicht in Asien wirkt sich werttreibend auf Gold aus, Adrian Ash aus.

Wirtschaftliche Unsicherheit, hohe Inflationsrate, turbulente Aktienmärkte: Anleger müssen sich auch kommendes Jahr auf Widrigkeiten einstellen. Wie Investoren sich dagegen klug absichern, erklärt Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault.

Die Corona-Krise bringt viele Unsicherheiten mit sich – auch für Anleger. Denn mit der Pandemie geht nicht nur ein Auf- und Ab an den Aktienmärkten einher. Regierungen und Notenbanken brachten zugleich milliardenschwere Konjunkturhilfen auf den Weg, die wiederum Inflationsängste befeuern: Die Abschottung verursachte Lieferketten-Probleme und trieb die Preise für Rohstoffe und Industrieprodukte in die Höhe. Davon profitierte der Goldpreis schon früh: Er kletterte 2020 erstmals über 2.000 Dollar pro Feinunze und setze die Messlatte sehr hoch. Denn die Zuflüsse neuer Investitionen in Gold sind hinter den Rekordwerten des letzten Jahres zurückgeblieben. Der zugrunde liegende Goldpreis ist jedoch weiter gestiegen und hat im Jahr 2021 ein neues Allzeit-Jahreshoch in allen Währungen erreicht. Mit Blick auf das kommende Jahr gibt es drei handfeste Gründe für Anleger, mit einer Investition in Gold zu beginnen oder ihre Goldbestände weiter auszubauen:

  1. Gold als Investment-Versicherung
    Eine Beimischung von Gold wirkt sich auf das Portfolio stabilisierend aus und kann einen wertvollen Beitrag zur Performance leisten. Dies dient gerade in Zeiten turbulenter Märkte als eine Art Investment-Versicherung. Entsprechend zahlte sich Gold für Anleger bereits bei kurzfristigen Schocks wie dem 11. September oder dem britischen Brexit-Referendum aus. Aus gutem Grund haben auf dem weltweit größten Online-Handelsplatz BullionVault Privatinvestoren seit Beginn der Corona-Pandemie eine Rekordzahl von 5,4 Tonnen des edlen Metalls gekauft, wobei der Wert der Kundengelder um 34,4 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro kletterte. Besonders geeignet ist die Assetklasse Gold auch, um langfristige Verluste bei Aktien wie dem DotCom-Crash und der globalen Finanzkrise auszugleichen. Denn nicht umsonst gilt an der Börse die Faustregel, dass sich der Goldpreis oft umgekehrt proportional zu Aktien entwickelt. So zeigt die Entwicklung über die vergangenen 50 Jahre verglichen mit dem CDAX: Der Goldpreis zog vor allem dann stärker über längere Phasen hinweg an, wenn die CDAX-Performance sank. Vergleicht man die Entwicklung des Goldpreises mit dem CDAX beispielsweise über einen Monat hinweg, stieg dieser in nur der Hälfte (50,2 %) der Fälle, wenn der DAX-Preisindex fiel. Verglichen über ein Jahr hinweg manifestierte sich der Anstieg des Goldpreises in 63,5 Prozent der Fälle und über fünf Jahre hinweg in 89,8 Prozent der Fälle. Wie für jede Versicherung fallen für den Krisenschutz Gold allerdings auch Kosten an. Es rechnet sich jedoch, diese in Kauf zu nehmen und nicht zu versuchen, Gold erst zu kaufen, wenn die Krise schon da ist. Denn die Krux ist ja gerade, dass Investoren nicht im Voraus wissen können, wie sich eine Anlage in Zukunft entwickeln wird. Eine gute Diversifizierung bedeutet also, das Risiko schon vorher zu streuen.
  1. Ein Asset gegen Niedrigzinsen
    Auch außerhalb von Krisenzeiten kann Gold einen wertvollen Beitrag zur Performance leisten. Das Edelmetall ist frei von Inflations- und Ausfallrisiken und besonders in heutigen Zeiten von Niedrig- bzw. Minuszinsen eine geeignete Ergänzung zu Sparbüchern und Co.: Denn seit der Weltfinanzkrise 2008 stellen Geldmarktangebote mit ihren Nullzinsen keine Konkurrenz mehr für nicht zinsbringendes Gold dar. Zudem ist nicht absehbar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) von ihrer Niedrigzinspolitik abkehren wird – ganz im Gegenteil: Anders als die US-Notenbank „Fed“ will die EZB trotz der enorm gestiegenen Inflationsrate auf eine Zinswende verzichten. Entsprechend werden Investoren auch im kommenden Jahr gezwungen sein, auf Alternativen zum Sparbuch zu setzen, wenn sie ihr Geld gewinnbringend investieren wollen. Gold ist daher eine naheliegende Alternative für Anleger, zumal Experten zufolge ein direkter Zusammenhang zwischen Realzinsen und dem Goldpreis besteht. Dabei gilt die Regel: Je niedriger die Zinssätze hinter der Inflation zurückbleiben, desto höher der Goldpreis. Wie bei jeder Geldanlage sollten Anleger ihr Risiko dabei allerdings immer streuen und nicht alle Eier in einen Korb legen.
  1. Der Aufstieg von China und Indien
    Darüber hinaus spricht der relative Abstieg der westlichen Industrienationen gegenüber dem aufstrebenden Asien für eine Anlage in Gold. Die demografischen Giganten China und Indien sind die zweitgrößten beziehungsweise am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. In beiden Ländern tief verankert ist eine historische Vorliebe für Gold, die allen Wandel der Zeiten sowie wechselnde Mode- und Geschmacksrichtungen übersteht. So ist China der mit Abstand wichtigste Player auf dem Goldmarkt, rund ein Drittel des weltweit von der Schmuckindustrie geförderten Goldes geht dorthin. Zudem entfällt rund ein Drittel der weltweiten Nachfrage nach Barren und Münzen auf das Reich der Mitte und die chinesische Notenbank stockt ihre Währungsreserven jährlich mit Gold auf. Ähnlich verhält es sich in Indien, trotz der Anti-Goldeinfuhrzölle und -steuern. Dieses Kaufverhalten der Verbraucher wirkt sich zwar nicht kurzfristig auf den Goldpreis aus, doch macht es zuverlässig jedes Jahr eine von zwei weltweit gekauften Unzen aus. Und dies hat langfristige Folgen. Getrieben vom Bevölkerungswachstum in Fernost bedeutet diese unablässige Anhäufung im asiatischen Raum im Umkehrschluss: Mit der Zeit wird anderswo auf der Welt weniger Gold zur Verfügung stehen. Wollen Haushalte in den westlichen Industrienationen also ebenfalls profitieren, sollten sie Gold auch als wichtiges Instrument für ihre langfristigen Ersparnisse in Betracht ziehen.

Weitere Informationen unter:
https://gold.bullionvault.de/

Mit Industrie 4.0 in eine nachhaltige Zukunft

Dominik Rüchardt, Senior Director Business Development Zentraleuropa bei PTC, beschäftigt sich in seinem Gastbeitrag mit der nächsten großen Herausforderung: mehr Resilienz durch mehr Nachhaltigkeit.

Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden – gleichwohl gilt es, den Blick in die Zukunft zu richten. Nachdem die Pandemie auch auf wirtschaftlicher Ebene immensen Schaden verursacht hat, muss die Industrie jetzt die nächsten Schritte einleiten, um sich wieder zu stärken und nachhaltig aufzustellen. Ein wesentlicher Treiber von Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit ist die Digitalisierung der Produktion und die Umsetzung von Industrie 4.0.

Eines der größten Aufbaupakete zur Erholung von der Corona-Pandemie hat die Europäische Union auf den Weg gebracht: Mit ihrem Programm „NextGenerationEU“ unterstützt sie ihre Mitgliedstaaten dabei, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Darlehen und Zuschüsse in Höhe von 723,81 Milliarden Euro („Recovery and Resilience Facility“) beispielsweise sollen Reformen und Investitionen in den EU-Ländern fördern, um die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzumildern. Ein wesentliches Ziel der Initiative ist dabei auch, den ökologischen und digitalen Wandel in Europa zu beschleunigen.

Die Pläne der Europäischen Union unterstreichen deutlich den hohen Stellenwert sowohl der digitalen Transformation als auch des Umwelt- und Ressourcenschutzes. Digitalisierung ist dabei ein zentraler Wegbereiter für Nachhaltigkeit, insbesondere auch in der Industrie. Eine digitalisierte Produktion sowie neue Wertschöpfungsnetzwerke ermöglichen etwa, die Energie- und Ressourceneffizienz von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus zu erhöhen. Schätzungen zufolge sind so beispielsweise in der deutschen Industrie Energieeinsparungen in Höhe von acht Prozent realisierbar.2 Zudem sind neue digitale Geschäftsmodelle von wesentlicher Bedeutung, um die Möglichkeiten der Digitalisierung für eine nachhaltige Industrie zu erschließen – entweder, indem Nachhaltigkeit den Kern des Werteversprechens darstellt oder aber Nachhaltigkeit eine Folge der Wertschöpfungsstruktur ist. Beispiele solcher Geschäftsmodelle sind etwa digitale B2B-Plattformen zur Vernetzung, offene Partnerschaftsmodelle mit unternehmensübergreifenden und offenen Ökosystemen oder transparente Serviceangebote.

Vom Massenprodukt zum transparenten Serviceangebot

Bislang war der Kauf eines Produktes gleichbedeutend damit, dieses auch tatsächlich „physisch“ zu besitzen. Digitale Geschäftsmodelle können dazu beitragen, dieses Wertverständnis zu einem nachhaltigeren Ansatz weiterzuentwickeln. Im Fokus steht dabei die Distanzierung vom Massenprodukt und „sell-and-forget“-Prinzip sowie stattdessen die Orientierung am transparenten Serviceangebot. Der Kunde erwirbt dabei ein Produkt oder auch eine Dienstleistung nicht mehr im Rahmen eines einmaligen Kaufs, sondern kann etwa gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr für einen bestimmten Zeitraum darüber verfügen. Zudem erhält er Zugang zu weiteren Leistungen wie etwa Software-Updates. Dieses Service-basierte Geschäftsmodell baut auf dem Grundgedanken des zirkulären Wirtschaftens auf. Im Fokus steht hierbei die regenerative Nutzung von Produkten, Komponenten und Materialien von höchster Qualität sowie über mehrere Zyklen hinweg. Möglich wird die wirtschaftliche Umsetzbarkeit dabei oft erst durch die Digitalisierung, etwa durch Lösungen für das Product Lifecycle Management (PLM).

Der Digital Thread: die intelligente Informationskette

Eine bewährte PLM-Lösung ist die Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Implementierung eines „Digital Thread.“ Dieser fungiert dabei als Bindeglied, das sämtliche Aspekte und Lebenszyklusphasen von Produkten und Dienstleistungen in einer offenen Architektur miteinander verknüpft. Dies verläuft etwa von den Anforderungen über das Design, die Umsetzung in der Konstruktion bis hin zur Fertigung, dem Lieferantenmanagement sowie dem Service wie Betrieb und Wartung. Mithilfe des Digital Thread ist ein Zugriff auf Echtzeit-Daten möglich, Zusammenhänge werden sichtbar und Vorhersagen lassen sich treffen.

Durch die Verfügbarkeit aller relevanten Daten in Echtzeit lassen sich Geschwindigkeit und Agilität von Entscheidungsprozessen, die Transparenz sowie Effizienz und Genauigkeit entscheidender Geschäftsinformationen entlang der Wertschöpfungskette signifikant steigern. Zugleich werden Informationsengpässe vermieden.

Grundlage eines Digital Threads ist eine solide PLM-Lösung. Erst damit lassen sich Daten verschiedener Systeme zusammenfügen und koordinieren. Von wesentlicher Bedeutung für die Zusammenführung des physischen und des digitalen Bereichs sind sowohl das Internet of Things (IoT) als auch die Augmented Reality (AR): Während das IoT Informationen aus der physischen Welt in den digitalen Raum bringt, werden mittels AR Botschaften in die andere Richtung übertragen.

Robuste Architektur und einheitliche Standards als Grundlage

Die Vernetzung der industriellen Produktion eines Unternehmens sollte in erster Linie auf einer entsprechenden Architektur- und Prozessgestaltung basieren. Im Anschluss erfolgt die Implementierung spezifischer Tools wie etwa Reportings. Essenziell ist, auf eine robuste Architektur zu setzen und diese kontextfähig aufzubauen. Dies gelingt nur mit großen, kommerziellen Anbietern, die über entsprechende Expertise und Lösungen verfügen. Wichtig ist weiterhin eine Ausrichtung an marktorientierten, einheitlichen Standards. Beispiele hierfür sind etwa die Referenzarchitekturen RAMI oder das Internet of Production der RWTH Aachen und des Fraunhofer IPT, eine auf die Komplexität produzierender Unternehmen zugeschnittene Infrastruktur, mit der sich die Prinzipien des IoT in die Produktion einbringen lassen. In jedem Falle sollten Unternehmen auf verfügbare, bewährte Lösungen setzen. Wird das Digitalisierungsvorhaben nicht optimal angegangen, etwa durch Nutzung individueller „eigens“ entwickelter Lösungen, besteht das große Risiko eines Misserfolgs. Die Aufwendungen für eine Korrektur können in dem Fall umfangreich und langwierig sein.

1 https://ec.europa.eu/info/strategy/recovery-plan-europe_de

https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/PDF/2021/Ressourceneffi-zienz_4.0_Hauptbericht_final.pdf

Weitere Informationen unter:
www.ptc.com

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„Cybersecurity nicht in Silos denken“

Wir sprachen mit Frank Kölmel, Vice President Central Europe bei Cybereason, zur zunehmenden Professionalisierung von Cyberkriminalität.

Herr Kölmel, jedes Jahr nehmen Cyberangriffe zu. Vor allem die Anzahl der Ransomware-Attacken scheint enorm zu steigen. Werden wir auch 2022 mit immer mehr Angriffen rechnen müssen? Und gibt es eine Entwicklung, die wir besonders im Auge behalten sollten?
Ja, solange es lohnende Ziele gibt, die teilweise nicht optimal geschützt sind, bleibt die digitale Welt eine Spielwiese für Hacker. Die Zunahme von Ransomware-Attacken ist dabei keine Überraschung. Zum einen sind viele Unternehmen nicht richtig vorbereitet. Wenn die Angreifer dann erfolgreich waren und viele Daten verschlüsselt haben, sind sie oft schnell bereit, die Lösegeldforderung zu zahlen. Das ist natürlich die schlechteste Idee, wenn es nicht gerade um das Leben von Menschen oder die Nationale Sicherheit geht. Aber durch die relativ hohe Zahlungswilligkeit bleiben Ransomware-Angriffe eine lohnende Taktik für Cyber-Kriminelle. Zusätzlich sehen wir immer öfter Ransomware as a Service (RaaS) – also ein Geschäftsmodell, bei dem Kriminelle anderen Kriminellen einsatzbereite Ransomware gegen eine Gebühr zur Verfügung stellen. Das senkt die Hürde für Angreifer noch weiter. Diese Professionalisierung wird sich auch 2022 fortsetzen. Statt Guerilla-Aktionen einzelner Kleingruppen, die ihre Schadsoftware möglichst breit streuen, entwickeln sich gut orchestrierte Ransomware-Kampagnen. Mittlerweile bilden sich Kartelle, die Ransomware zu einem Element groß angelegter Angriffsstrategien machen. Diese bezeichnet man als sogenannte RansomOps. Haben Ransomware-Angreifer bisher häufig direkt nach dem Eindringen in Unternehmensnetze Daten verschlüsselt, verfolgen RansomOps einen Ansatz, bei dem Unternehmen langfristig infiltriert werden. Nachdem es die Schadsoftware in das Netzwerk geschafft hat, verhält sie sich zunächst unauffällig und sammelt Informationen über die wertvollen Daten wirklich lohnender Ziele. Unternehmen müssen also in Zukunft noch besser auf diese vergleichsweise unauffälligen Verhaltensmuster aufpassen – beispielsweise mithilfe von Indicators of Behavior (IOBs) – wenn sie ihre Netzwerke sichern wollen.

Frank Kölmel rät dazu, Erpressungsversuchen keinesfalls nachzugeben.

Sie sagen, dass Unternehmen die Ransomware Forderungen nicht zahlen sollten – warum?
Dafür gibt es einige Gründe. Die zwei wichtigsten sind die Unsicherheit und die große Zielscheibe, die man sich mit der Zahlung auf die Brust malt. Denn Hacker sind keine regulierte Organisation. Selbst wenn man zahlt, gibt es keine Garantie dafür, dass die Daten auch wirklich wieder freigegeben werden. Viele Entschlüsselungs-Keys der Cyber-Kriminellen funktionieren auch nicht ordentlich. Man könnte sagen, der „Kundenservice“ lässt zu wünschen übrig. Außerdem werden viele Unternehmen, die solche Forderungen zahlen, oft wieder Opfer. Denn die Angreifer setzen darauf, dass ein Unternehmen, das einmal gezahlt hat, auch wieder zahlen wird. Knapp 80 Prozent der Unternehmen, die eine Lösegeldforderung bezahlt haben, wurden laut einer Studie von uns wieder Opfer. Spannend ist dabei: bei 46 Prozent ist davon auszugehen, dass dieselben Angreifer dahinterstecken. Wenn es also nicht um Leib und Leben geht, sollten digitale Lösegeldforderungen am besten nicht bezahlt werden.

Gibt es noch weitere Entwicklungen, denen sich Unternehmen, die ihre Netzwerke gut absichern wollen, gewahr sein sollten?
Unternehmen, die ihre Security-Strategie umfänglich betrachten wollen, sollten 2022 auch ihre Supply Chain im Auge behalten. Denn viele Unternehmen besitzen heutzutage eine weitverzweigte und ausdifferenzierte Lieferkette mit Schnittstellen zu einer Vielzahl von Partnern. Diesen Umstand machen sich Cyberkriminelle zu Nutze, indem sie ihre Angriffe gezielt auf einzelne Glieder dieser Supply Chain konzentrieren. Die Ergebnisse unserer Recherchen zu DeadRinger und GhostShell waren bereits in diesem Jahr Indizien für diese Strategie. Angreifer attackierten beispielsweise gezielt Telekommunikationsfirmen, über die sie dann Zugang zu ihren eigentlichen Zielen erhalten haben. Auch hier zeigt sich, dass Cyber-Kriminelle in immer größeren Strukturen denken und häufiger langfristige Strategien verfolgen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Darüber müssen sich Unternehmen bewusst werden.

Hacker werden also auch in Zukunft keine Pause machen und sich immer weiter professionalisieren. Welchen Tipp würden Sie Unternehmen mitgeben, um sich zukunftssicher gegen Cyber-Angreifer zur Wehr zu setzen?
Wichtig ist, dass Cybersecurity nicht in Silos oder kleinen Einheiten gedacht wird. Ein Berg von Sicherheitstools, die nicht aufeinander abgestimmt sind und so Schwachstellen eröffnen und Fehlalarme auslösen, helfen niemandem. Wichtiger Ausgangspunkt für den Kampf gegen Hacker ist ein umfängliches Verständnis über die Aktivitäten im eigenen Netzwerk. Mit der zunehmenden Komplexität in den Netzwerken, verschwimmenden Grenzen und immer mehr Endpunkten ist das natürlich kein leichtes Unterfangen. Moderne Extended Detection and Response (XDR) Lösungen helfen hier aber enorm. Künstliche Intelligenz und Machine Learning Algorithmen unterstützen die oft überlasteten IT-Teams dabei, ein ganzheitliches Bild der Netzwerkaktivitäten zu zeichnen. Auf diese Weise können einzelne Ereignisse an den Endpoints mit Informationen aus anderen Bereichen des Netzwerks in Verbindung gebracht werden. So lassen sich auch Angriffe aufdecken, die gut getarnt sind und ohne Kontext nur als harmlose Aktivitäten betrachtet werden würden. Nur wer einen ganzheitlichen Blick auf sein Netzwerk hat und Angriffsmuster wirklich versteht, wird auch in Zukunft gegen neue Angriffsmuster gerüstet sein.

Weitere Informationen unter:
https://www.cybereason.com/de/


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Daten und Mitarbeiter wirksam schützen

Ulf Baltin, Managing Director DACH bei BlackBerry, beschreibt die Vorzüge eines integrierten Ökosystems für die wirksame Abwehr von vernetzten Cyberattacken.

Hackerangriffe und Ransomware-Attacken gehören in Unternehmen heute zum Tagesgeschäft – eine Entwicklung mit scheinbar ungebremstem Wachstum. Bei aller technologischen Gewieftheit, die viele Bedrohungsakteure und Schadprogramme an den Tag legen, wird jedoch leicht übersehen, dass menschliches Verhalten vielfach die entscheidende Schwachstelle für Cyberbedrohungen bildet. Um Attacken wirksam entgegenzutreten, wurde das Konzept des Extended Detection and Response (XDR-)Ökosystems entwickelt. Es ermöglicht einen zusammenhängenden, ganzheitlichen Überblick über die Sicherheitslage eines Unternehmens und erweist sich vor allem dann als besonders effektiv, wenn es auf einem präventionsorientieren Plattformansatz basiert.

Laut einer Studie von E&Y hat das Risiko von Cyberangriffen und Datenklau in den vergangenen Jahren zugenommen und wird bedingt durch die Corona-Pandemie noch weiter ansteigen. Der Grund: Der anhaltende Trend zu Remote Work sorgt für mehr Diversität bei den Endpunkten von Unternehmensnetzwerken. Doch neben der Technik geraten zusehends auch ihre Bediener in den Fokus von IT-Sicherheitsexperten. Schließlich sind Anwender bei einigen Angriffsmethoden wie beispielsweise Phishing die entscheidende Hürde, die der Angreifer überwinden muss. Bereits 2019 verursachten Phishing-Attacken bei einem Viertel der Unternehmen wirtschaftliche Schäden – ein unverkennbarer Beleg, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter für konkrete Cybergefahren im operativen Geschäft etwa im Rahmen regelmäßiger Schulungen sensibilisieren müssen.

Gesundes Misstrauen mit dem Zero Trust-Prinzip

Für Unternehmen gilt es angesichts der menschlichen Neigung, Fehler zu machen, nicht nur ihre Datenbestände und Systeme umfassend zu schützen, sondern auch die Mitarbeiter systematisch in ihre Sicherheitsstrategie einzubeziehen. Dabei sollte der Fokus darauf gelegt werden, jeden Endpunkt möglichst lückenlos optimal abzusichern. Das Zero Trust-Prinzip bildet eine wirksame Methodik, die darauf basiert, jedes Gerät und jeden User standardmäßig als nicht vertrauenswürdig einzustufen und nur minimale Rechte zu gewähren.

Als Mittel, um mehr Vertrauen aufzubauen und die Sicherheit der Endpunkte sowie der Mitarbeiter zu gewährleisten, können schnelle, nicht-intrusive Maßnahmen wie zum Beispiel die Mehr-Faktor-Authentifizierung eingesetzt werden. Auf diese Weise werden im Zuge von Zero Trust vielfach aktuelle Entwicklungen im Segment KI in der Praxis adaptiert und in Verbindung mit User-Awareness eine Basis gelegt, um IT-Systeme von Unternehmen effektiv gegen Cyber-Angriffe abzusichern.

Sicherheit durch ein modernes XDR-Ökosystem schaffen

Ein weiterer ganzheitlich ausgerichteter Ansatz, um das Zero Trust-Prinzip zur Abwehr von Cyberbedrohungen in der alltäglichen Praxis und den Prozessen zu verankern, ist der Einsatz eines Extended Detection and Response (XDR-)Ökosystems. XDR funktioniert als einheitliche Cybersicherheitslösung, die Daten aus verschiedenen Quellen sammelt und analysiert, um Cyberangriffe zu verhindern, zu entdecken und zu bekämpfen. Die Methode erleichtert es, potenzielle Sicherheitsvorfälle an Endpunkten und anderen gefährdeten Bereichen zu entdecken, tatsächliche Cyber-Bedrohungen von Fehlalarmen zu unterscheiden und Vorfällen automatisch sowie regelbasiert zu begegnen. Das Prinzip erweitert das gängige Konzept von Endpoint Detection and Response (EDR), indem es in der gesamten digitalen Umgebung eines Unternehmens, einschließlich Netzwerk, Cloud-Speicher, Anwendungen und Endpunkten, nach Cyberbedrohungen sucht und angemessen darauf reagiert.

Ulf Baltin sieht als entscheidenden Ansatz das Prinzip des Zero Trust. Darauf baut der Managing Director DACH von Blackberry sein Extended Detection and Response (XDR-)Ökosystem auf.

Wenngleich EDR einen wirksamen Schutzmechanismus vor Cyberangriffen darstellt, erweitert der XDR-Ansatz das Konzept um zusätzliche Schutzmaßnahmen auf Netzwerk-, Server-, Cloud- und Anwendungsebene. Sowohl EDR als auch XDR umfassen eine kontinuierliche Überwachung, die Erkennung von Bedrohungen und die automatische Reaktion auf Cyberbedrohungen, wobei EDR auf Endpunkte beschränkt und XDR umfassender aufgestellt ist. Durch die vereinheitlichte Erkennung und Analyse von Cyberbedrohungen gegen das Netzwerk, die Cloud-Arbeitsbereiche und die Endpunkte eines Unternehmens kann XDR Cyberangriffe effektiver abwehren als EDR allein.

Ganzheitlicher Überblick durch Datenkorrelation aus verschiedenen Quellen

Besonders fortschrittliche cloudbasierte XDR-Lösungen umfassen eine Reihe von Sicherheitsprodukten und -modulen, die koordiniert zusammenarbeiten und dadurch wirksam der Prävention, der Erkennung und Reaktion auf Bedrohungen dienen. Idealerweise kombiniert eine solche Lösung verschiedene Tools einschließlich ausgewählter Drittanbieter zu Sicherheitsplattformen, die Telemetriedaten aus Quellen wie Endpunkten, der Cloud, Netzwerken, Benutzern, Apps und Mobilgeräten korrelieren und in einem zentralisierten cloudnativen Datenspeicher zusammenführen. Auf diese Weise ermöglicht das XDR-Konzept einen zusammenhängenden, ganzheitlichen Überblick über die Sicherheitslage eines Unternehmens.

Den entscheidenden Unterschied gegenüber dem Marktstandard markiert ein XDR-Ökosystem, das auf einem präventionsorientierten Plattformansatz basiert. Anders als beim gängigen Response First-Ansatz ist das Konzept, das dem Grundsatz „Prevention First“ folgt in der Lage, akute Bedrohungen in den Telemetriedaten eines Partners zu identifizieren, bevor sich die Bedrohung in der Umgebung weiter ausbreitet.

Die Bedrohungslage im Segment Cyberkriminalität verschärft sich rasant und in beachtlichem Ausmaß. Verantwortliche für IT-Sicherheit und Entscheider auf C-Level werden unausweichlich in die Pflicht genommen, diesem Umstand angemessen zu begegnen, menschliches Verhalten als Fehlerquelle anzuerkennen und Prävention zu betreiben. Flankiert von einer leistungsfähigen Sicherheitsinfrastruktur steht schon heute ein Instrumentarium zur Verfügung, um Angreifern Einhalt zu gebieten. Denn nur eine entschlossene Gefahrenabwehr versetzt Unternehmen in die Lage, ihre eigenen Unternehmenswerte dauerhaft zu schützen.

Weitere Informationen unter:
https://www.blackberry.com/us/en/solutions/endpoint-security/extended-detection-and-response


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Retail-Stores haben keineswegs ausgedient!

Der Retail Store der Zukunft oder: wie der stationäre Handel auch in Zeiten des Onlineshoppings attraktiv bleiben kann

Online boomt. Nicht erst seit der Coronakrise verzeichnen online Pure-Player traumhafte Wachstumszahlen, von denen so mancher Retailer mit Fokus auf stationäre Shops träumt. Als die letzten Hürden der Lockdown-Beschränkungen fielen, strömten die Kunden wieder in die Geschäfte der Innenstädte.

Ein IFO-Index von 101,8 (Stand: Juni 2021; das sind +16 Zähler mehr als im gleichen Monat vor einem Jahr*) bestätigt das Bauchgefühl: Retail-Stores haben keineswegs ausgedient. Ganz im Gegenteil: derzeit berät Wirtschaftsminister Altmaier mit den Größen des Handels über die „Stadt der Zukunft“. Schon vor dem „Brandbeschleuniger“ Corona war abzusehen, dass der stationäre Handel sich mit höherem Tempo gen Zukunft wenden muss, sollen ihm nicht die disruptiven Onlinern dieser Welt den Rang ablaufen.


„…ohne Online geht es nicht mehr. Die intelligente Verknüpfung beider Kanäle ist deswegen der goldene Königsweg.“


Autor:
Lutz Hollmann-Raabe, CSO/COO Bütema AG

Wunderwaffe Beratung

Doch warum steigt der Kunde in sein Auto/auf sein Rad/in die Bahn und nimmt sich diese wertvolle Lebenszeit, um genau zu diesem einen Store zu fahren, wenn er doch mit 99%-iger Sicherheit das Produkt auch online kaufen kann? „Weil er ‚offline‘ eine Beratung bekommt, die er im World Wide Web oder in der App nicht genießen kann‘ ist ein oft angeführter Grund. Doch auch die Onliner haben diesen Manko natürlich bereits verinnerlicht und arbeiten daran, hier mit dem Retail-Handel en par zu kommen.

Umso wichtiger ist es deshalb, das wertvolle Personal auf der Fläche nicht nur mit guten Schulungen zu versorgen, sondern ihm auch jene moderne Hilfsmittel an die Hand zu geben, die die Verkäufer*innen quasi zur Super-Geheimwaffe boosten.

Hierfür gibt es z.B. den InStore Assistant, der in einer App sowohl die ‚digitale Regalverlängerung‘, wie auch alle warenwirtschaftliche Prozesse abbilden kann und somit gerade für Up- und Cross-Selling perfekt geeignet. Wichtig ist dabei, dass eine solche App intuitiv und vollständig ist. Kein Store Assistent hat Lust, sich erstens mit einer tagelangen Einarbeitung rumzuschlagen und zweitens womöglich 30 verschiedene Apps für 60 verschiedene tägliche To-Dos anzueignen.

„Think local – act global“

Dennoch weiß spätestens jetzt jeder Offliner: ohne Online geht es nicht mehr. Die intelligente Verknüpfung beider Kanäle ist deswegen der goldene Königsweg. Ein zusätzliches Online-Angebot hilft außerdem, die Warendichte auf der Fläche zu reduzieren. Denn die alte Devise ‚mehr ist mehr‘ hat ebenso ausgedient wie die Annahme, dass die (Konsum-)Welt vor den eigenen Stadttoren endet.

Greifen wir noch einmal das Buzzword „Digitale Regalverlängerung“ auf: Ware von der Fläche zu nehmen und damit den einzelnen Produkten wörtlich mehr Raum zum Atmen zu geben (sprich: sie zur Geltung kommen zu lassen) geht dann einher mit einer potenziell expandierenden Käuferschaft, wenn das gesamte Angebot online abgebildet werden kann.

Gibt man dann dem Kunden direkt im Laden noch die Möglichkeit, unkompliziert und vielleicht sogar spielerisch auf das vollständige Sortiment zuzugreifen, schließt sich der Kreis. Möglich wird dies zum Beispiel mit Self Service Terminals, über die Kunden auch ohne Berater an der Seite durch die Angebote browsen können. Self Service Angebote können auch mit Gamification aufgeladen werden, wie der Interaktive Spiegel (das Touch-Display ist hier in einen Spiegel eingelassen, der z.B. in der Umkleidekabine steht) oder das Interaktive Schaufenster (das via 8 Buttons navigiert werden kann, und zwar 24/7 also auch außerhalb der Öffnungszeiten).

Bewegtbild bewegt.

Zuletzt ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Weg genau das in den Store zu transportieren, was Online eigentlich immer gut läuft: minutengenaue Updates und Bewegtbild. Der große Vorteil des Internets ist seine Schnelligkeit und die Abbildung verschiedener Medienformen, wie eben Videos. Doch warum sollte der Einzelhandel auf diese Vorzüge verzichten? Digital Signage Bildschirme – heute in allen möglichen Größen, Formen und Varianten erhältlich – können Dank guter Software heute so gesteuert werden, dass sie auf Lagerschwankungen, SALE-Artikel und sogar das Wetter automatisch reagieren und passende Inhalte ausspielen.

Wunscherfüller werden

Der Vorschlag: „gebt dem Kunden, was der Kunde sich wünscht“ klingt vielleicht banal simpel, wird jedoch nicht so konsequent umgesetzt, wie man manchmal glauben mag. Einer dieser Herzenswünsche ist der vermehrte Einsatz neuer Kassensysteme. Bekannt aus Super- und Baumärkten setzen sich hier langsam, aber sicher die Self Checkouts („Selbstbedienungskassen“) durch. Der Kunden scannt und bezahlt seine Ware ohne Zutun eine*r Kassierer*in.

Oft ist für 4 bis 6 Kassen nur ein Mitarbeiter als Aufsicht und als Helfer im Problemfall zuständig. Jene somit entlasteten Kollegen können als Berater auf der Fläche eingesetzt werden – eine Win-Win-Situation sowohl für den Retailer als auch die Kunden.

Eine andere Art des modernen Kassensystems ist die Mobile Checkout Kasse, die den Bezahlvorgang vollständig in den Händen des Kundenberaters lässt. Denkbar vor allem in Premium-Häusers, die sowieso schon auf enge Kundenberatung setzen, muss hier der Kaufende gar nicht erst an die stationäre Kasse – und somit womöglich in eine lange Schlange – geschickt werden, sondern kann die Ware, die er zusammen mit ‚seinem‘ dedizierten Berater rausgesucht hat, auch direkt bei ihm oder ihr bezahlen. Dies funktioniert bargeldlos per mobilem Kartenterminal in Verbindung mit der geeigneten App. Eine Lösung, die nicht nur das lästige Anstehen an der Kasse obsolet macht, sondern das Einkaufserlebnis sowohl auf Kunden- wie auch auf Verkäuferseite verschönert.

* Quelle: https://www.ifo.de/node/63824

Website Bütema AG:

https://www.buetema-ag.de/