Neue Impulse für den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft
Weniger reden, mehr handeln – das ist Nachhaltigkeit. Was Lexmark in diesem Bereich unternimmt, schildert Maxime Furkel, Head of Government Affairs in seinem Gastbeitrag.
Nach dem Abschluss des Pariser Klimaabkommens verfolgen Länder und Unternehmen auf der ganzen Welt mit Nachdruck ihre Pläne zur Verwirklichung einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft. Auch wenn der große Willen zu dieser tiefgreifenden Transformation Hoffnung macht, kann sich auf dem Weg dahin aber wegen der gewaltigen Aufgabe auch immer wieder ein Gefühl der Überforderung einschleichen. So schätzen z. B. Experten (World Bank, What a Waste 2.0, Seite 25), dass das weltweite Abfallaufkommen weiter steigen wird. Für das Jahr 2050 wird eine Abfallmenge von rund 3,4 Milliarden Tonnen erwartet, wenn sich nichts ändert – zum Vergleich: Im Jahr 2016 lag dieser Wert noch bei 2,02 Milliarden Tonnen. Die Motivation, den Umkehrschwung zu schaffen, muss daher befeuert werden. Und manchmal hilft auch ein Blick auf die Fortschritte, die in einzelnen Branchen schon erreicht wurden, um die eigenen Ziele mit neuer Kraft anzugehen.
Kreislaufwirtschaft in Europa
Die Kreislaufwirtschaft ist ein solcher Ansatz für Unternehmen, durch den sich Wachstum neu definieren lässt und der den Verbrauch endlicher Ressourcen durch die Priorität auf der Wiederverwendung von Komponenten reduzieren kann. Die Druckbranche ist hier teilweise schon sehr aktiv. So beteiligt sich mein Unternehmen als weltweiter Player zum Beispiel bereits als Mitglied im European Remanufacturing Council und engagiert sich bei C-SERVEES, einem von der Europäischen Union finanzierten Projekt zur Vermeidung von Elektroschrott (WEEE). Neben dem Recycling muss in einem Kreislaufmodell aber auch die Reparatur und Aufarbeitung von Produkten für die Wiederverwendung eine hohe Priorität haben – Geräte dürfen in Zukunft einfach nicht mehr nach einmaliger Verwendung nur noch gut genug zum Wegzuwerfen sein.
Eine im Rahmen des C-SERVEES-Programms durchgeführte Untersuchung des Drucker-Sektors hat aber auch auf wichtige Faktoren hingewiesen, die als Marker dafür dienen können herauszufinden, wo noch mehr getan werden muss , um die Akzeptanz von Wiederaufbereitungsprozessen zu fördern und so den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Interessanterweise geben etwa nur sehr wenige Unternehmen ihre Altgeräte an den jeweiligen Originalgerätehersteller (OEM) zurück. Selbst dort, wo OEMs eine Aufarbeitung durchführen und wiederaufbereitete Geräte anderweitig verkaufen, handelt es sich oft nicht um die zahlreicheren kleineren Geräte wie A4-Drucker. Das liegt wahrscheinlich daran, dass fabrikneue A4-Drucker bereits als erschwinglich gelten und es dann aus Unternehmens- oder Verbrauchersicht einfacher, schneller und zuverlässiger ist, einen defekten Desktop-Drucker durch einen neuen zu ersetzen, als sich damit zu beschäftigen, was mit dem Gerät nicht stimmt, oder ein wiederaufbereitetes Modell zu kaufen.
Darüber hinaus ergab die Studie, dass Preis und Qualität weiterhin ein Problem darstellen, wenn es darum geht, den Aufarbeitungsmarkt zu fördern. Die Gleichung ist einfach: Im idealen Fall muss die Qualität hoch genug sein, um Käufern ein wiederaufbereitetes Gerät schmackhaft zu machen, und auf der anderen Seite müssen die Kosten für die Aufarbeitung niedrig genug sein, dass der Prozess für OEMs wirtschaftlich bleibt. Natürlich ist die Versuchung groß, alles beim Alten zu belassen und den Umweltaspekt zu vernachlässigen, wenn Kunden lieber neue Produkte kaufen, weil diese die für sie billigste und einfachste Lösung sind.
Chancen, wie der klimaschonende Kreislauf gefördert werden könnte
Es gäbe viele Möglichkeiten, wie sich die Transformation zur Kreislaufwirtschaft und die Akzeptanz von wiederaufbereiteten Produkten im Markt durch Maßnahmen auf Seiten der Regulierungsbehörden und Unternehmen erhöhen ließe. Zum Beispiel durch die Gesetzgebung – warum könnte man Herstellern nicht einen Bonus bieten, wenn sie die Kreislauffähigkeit ihrer Produkte bereits in der Entwicklungsphase mitberücksichtigen. Flankierend zu jedem neuen Gesetz müssten auch im öffentlichen Beschaffungswesen ehrgeizige Ziele eingeführt werden, um den Kauf aufgearbeiteter Produkte zu fördern und zu fordern. Werbekampagnen könnten darauf abzielen, Verbraucher detailliert aufzuklären, damit sie besser verstehen, wie sie durch den Erwerb und die Nutzung aufgearbeiteter Produkte aktiv zu einer umweltfreundlichen Zukunft beitragen. Verbraucher sollten Daten erhalten, die ihnen schon vor dem Kauf verraten, wie sich der ökologische Fußabdruck eines generalüberholten Geräts im Vergleich zu einem neuen Gerät unterscheidet. Sie sollten genau wissen, welche CO2-Belastung sie mit einem von ihnen gewählten Produkt “mitkaufen”. „Grüne“ Zertifikate, die den positiven Umweltbeitrag schwarz auf weiß bescheinigen, könnten den Kauf eines gebrauchten Geräts sehr viel attraktiver machen.
Akzeptanz fördern – und das schnell
So könnten beispielsweise QR-Codes als geeignetes Instrument dienen, um die Akzeptanz von Wiederaufbereitungsmaßnahmen zu erhöhen und den wirtschaftlichen Nutzen zu verbessern. Werden sie mit einer Blockchain verknüpft, so dass die gespeicherten Informationen nicht manipuliert werden können, könnten QR-Codes etwa dazu dienen, Käufer mit detaillierten umweltbezogenen Informationen zum CO2-Fußabdruck oder zum Energieverbrauch des Geräts bereits ab der Produktion zu versorgen. Über sie könnten sich Informationen über die Geschichte eines Produkts abrufen lassen (z. B. Installationsdatum, Drucknutzung und Reparaturhistorie). Am Beispiel von Druckern wäre es über auf einem QR-Code gespeicherte Daten möglich, den Wertes eines alten Geräts und seiner Ersatzteile besser einzuschätzen und so einen besseren Preis beim Verkauf von Altgeräten an OEMs zu erhalten. Angefangen bei QR-Codes über die Gesetzgebung bis hin zur zukunftsweisenden Kundenaufklärung – die Argumente für die Wiederaufbereitung müssen auf wirklich jeder Stufe der Wertschöpfungskette so überzeugend sein, dass die Kaufdiskussion nicht mehr allein vom Preis bestimmt wird.
Kreislaufwirtschaft von Anfang integrieren
Neben der Einführung von “Reverse-Logistik”-Prozessen und der Intensivierung der Marketingbemühungen für aufgearbeitete Produkte besteht aber der beste Ansatz für OEMs darin, ein bewusstes Engineering zu betreiben. Produkte müssen von Anfang an so entwickelt werden, dass ihre Lebensdauer maximiert und ihr Wert über das Ende der Nutzungsdauer hinaus gesteigert wird. Dies verbessert sowohl die Kostenbilanz als auch die Zeiteffizienz der Aufarbeitungsprozesse. Produkte müssen modular aufgebaut sein, so dass ein “End-of-Life”-Gerät sich problemlos mit der neuesten Software und Firmware aktualisieren lässt und auch neueste Sicherheitsfunktionen unkompliziert integriert werden können. Ein weiterer Bereich, der optimiert werden muss, ist die Lebensdauer von Ersatzteilen. Da sie einen der größten Kostenfaktoren bei der Aufarbeitung darstellen, müssen auch sie für eine längere Haltbarkeit und eine längere Lebensdauer entwickelt werden. Alle genannten Maßnahmen haben das Potenzial, das Geschäftsmodell der Wiederaufbereitung für OEMs, Händler, Recyclingunternehmen und letztlich für die Kunden sehr viel attraktiver machen. Mit ihnen ließe sich die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft in Europa beschleunigen – einer Kreislaufwirtschaft, die sich im Einklang mit unseren Umweltzielen entwickelt und uns auf dem Weg zur Erreichung der Klimaneutralität weiterbringt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass solche Maßnahmen dem Markt für wiederaufbereitete Produkte in den kommenden Jahren ein sehr großes Wachstumspotenzial eröffnen werden – ein Wachstum, dass gleichzeitig auch gut für unsere Umwelt ist.
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