Future Store 2.0 – Handel mit Zukunft

Zukunft des Bezahlens am Point of Sale

Einkaufserlebnis ist gleich Bezahlerlebnis. Lange Wartezeiten an den Kassen werden im Zuge der digitalen Transformation im Handel zum Anachronismus. Bereits jetzt zücken die meisten auch bei Kleinstbeträgen ihre Plastikkarte. Und auch diese wird über kurz oder lang ins Internet wandern. Längst hat etwa Mastercard neue Technologien des Bezahlens entwickelt, die sich an den Gegebenheiten der Digitalisierung orientieren bzw. diese umsetzen. Mobile Payment, QR-Lösungen als Brücke zwischen Online- und Offline-Welt, E-Wallet sowie Near-Field-Communication sind technologische Ansätze auf diesem Weg. Die Kreditkarte in Form eines digitalen Tokens wird in Zukunft immer mehr in Mobile Apps und generell mobil eingesetzt werden. Mastercard hat mit Qkr! eine Plattform entwickelt, die vor allem in der Gastronomie immer mehr Verbreitung findet. Per mobiler App kann der Kunde dabei nicht nur bezahlen, sondern bereits vorab seine Bestellung aufgeben. Gerade zur Rushhour, wenn er schnell sein Mittagessen einnimmt, muss er also nicht erst warten, bis der Kellner mit der Rechnung kommt. So wird ein schnellerer Durchlauf erzielt. Mastercard rollt das System derzeit weltweit aus.

Neben der Einfachheit haben die mobilen Verfahren den Vorteil, dass dort Biometrie zum Einsatz kommen kann – was die Sicherheit deutlich erhöht. Mit einem neuen Angebot von Mastercard, der Identity-Check-Mobile-App, ist keine Passworteingabe mehr erforder­lich. Stattdessen profitieren Kar­ten­in­haber von deutlich schnelleren digitalen Einkaufserlebnissen und gleichzeitig mehr Sicherheit, da sie zum Iden­­titäts­nachweis mithilfe der jeweils einzigartigen Biometrie lediglich ihren Finger auf den Scanner ihres Smartphones legen müssen oder die Gesichtserkennung per Selfie nutzen können.

Personalisierung der Produkte

Die Flexibilität, welche die Kunden vom Handel erwarten, kann dieser nur einlösen durch eine enge Verzahnung mit der Industrie. Direkte Rückkopplung von Kundenwünschen an die Produktion, Personalisierung und Individualisierung in der Herstellung, Auslieferung in Echtzeit – durch integrierte Prozesse lassen sich solche Szenarien verwirklichen. Ziel dieser Vernetzung ist letztlich die endverbrauchernahe industrielle Produktion des personalisierten Produkts. Disruptive Technologien wie der 3D-Druck bilden in diesem Konstrukt dann quasi die Vollendung des Wertschöpfungsnetzwerks. „Dass die großen Drucker-Hersteller eher spät in die 3D-Drucktechnik eingestiegen sind, gibt jungen deutschen Unternehmen die Möglichkeit, sich zu entfalten. SLM Solutions aus Lübeck, Concept Laser aus dem bayrischen Lichtenfels und EOS aus Krailling bei München sind inzwischen relevante Hersteller in diesem Umfeld“, gibt Prof. Dr. Welf Wawers zu bedenken.

Mit dem Onlinehandel hat das gesamte Thema Logistik für die Branche eine enorme Aufwertung erfahren. Sie ist deshalb so wichtig, weil Händler heute viel flexibler reagieren müssen: Saisonale Schwankungen, kleine Bestellmengen bei großer Artikelvielfalt und ständige Warenverfügbarkeit stellen neue Anforderungen an die Logistik. Als Bindeglied zwischen Handel, Industrie und Kunden spielt sie inzwischen eine zentrale Rolle, und dies immer enger verzahnt mit der IT. Mega­trends wie „Internet of Things“, Cloud-Computing, Big Data und Industrie 4.0 stehen in direkter Wechselwirkung mit logistischen Vorgängen. „Die größte Herausforderung, vor die unsere Kunden uns stellen, ist Flexibilität“, bestätigt auch Heimo Robosch, Executive Vice-President des Intra­lo­gistik-Spezialisten Knapp AG mit Sitz im österreichischen Hart. „Die Anforderungen im E-Commerce, die steigende Tendenz zur Omnichannel-Distribution bis hin zu Industrie-4.0-Lösungen werden immer komplexer und erfordern smarte Automatisierungslösungen.“ Mit seinen Lösungen bietet Knapp ein Omnichannel-Fulfillment durch Ware-zur-Person-Kommissionie­rung an ergonomischen Arbeitsplätzen, die eine intuitive und fehlerfreie Bedienung gewährleisten. Das automatische Lagersystem OSR Shuttle versorgt die Arbeitsplätze, erlaubt schnellen Zugriff auf alle Artikel und ermöglicht damit größtmögliche Flexibilität im Lagerbetrieb. Unter anderem nutzt die adidas-Gruppe in Zukunft die Lösung, um sich unab­hängig von zukünftigen Geschäfts­entwicklungen und damit veränderten Auf­­trags­strukturen zu machen.

„Die größte Herausforderung, vor die unsere Kunden uns stellen, ist Flexibilität“, so Heimo Robosch.

„Die größte Herausforderung, vor die unsere Kunden uns stellen, ist Flexibilität“, so Heimo Robosch.

Hochverfügbarkeit ist bei Logistik also ein kritisches Moment. Dienst­leister und Lö­sungen müssen sich dafür eng in die Supply-Chain ihrer Kunden einklinken, sich mit den gängigen ERP-Systemen verbinden und agile Tracking & Tracing-Services anbieten.

Für Ulrich Nolte von der GO! Express & Logistics (Deutschland) GmbH bedeutet Hochverfügbarkeits-Logistik, Ausfälle einer Logistik zu vermeiden, da sonst deutlich höhere Kosten und erhebliche Aufwendungen in der Nachbereitung der Fehlerbeseitigung entstehen. Für den Experten sind die Themen Industrie 4.0 und IoT von der Logistik nicht mehr zu trennen. Zum einen werden hierbei die Möglichkeiten der Digitalisierung zur eigenen Prozesssteuerung genutzt. Im zweiten Schritt geht es um die schnittstellenfreie Verknüpfung der eigenen Prozesse des Logistikdienstleisters mit entsprechenden Prozesslandschaften der Kunden. Der Anteil der IT werde sich also künftig noch erhöhen: „Logistik funktioniert ohne IT nicht mehr“, davon ist Nolte überzeugt.

Mit Aufkommen des Onlinehandels brauten sich dunkle Wolken am Horizont des klassischen Einzelhandels zusammen. In der Tat: Der stationäre Handel hat unter dem Abwandern der Kundschaft in das Internet zu leiden. Doch liegen darin auch Chancen: Wer die neuen technologischen Möglichkeiten sinnvoll nutzt und bereit ist, die digitale Transformation im eigenen Unternehmen zu leben, kann durchaus in Zukunft beim Kunden punkten. Da­rum geht es im Future Store: Die Möglichkeiten der Onlinewelt geschickt mit den ureigenen Vorteilen des stationären Handels zu verknüpfen.

Autor:
f.zscheile@trendreport.de

Bildquelle / Lizenz Heimo Robosch: Knapp AG

Bildquelle / Lizenz Aufmacher: CC0 / eigene Bearbeitung