Forschung: Duale Partnerschaft bis zur Marktreife

Unsere Redaktion sprach mit Prof. Dr. Bernd Bachert und Prof. Dr. Michael Schrodt von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach über aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Maschinenbau, sowie die Vorteile des dualen Studiums für Unternehmen.

 

Korrosion ist im Stahlwasserbau auch noch im 21. Jahrhundert ein Riesenproblem und geeignete Korrosionsschutzsysteme sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung ‒ besonders in stark korrosionsgefährdeten Bereichen wie zum Beispiel Bauwerken in Binnengewässern. In diesem Kontext hat die DHBW Mosbach in einem Forschungsprojekt ein innovatives Pulverlack-Beschichtungssystem mit Studierenden der DHBW und Partnerunternehmen bis zur Marktreife entwickelt. „Innovative Antikorrosionsadditive, die in Mikro- und Nanocontainern eingeschlossen sind, ermöglichen einen intelligenten Schutz vor Korrosion. Ähnlich dem Selbstheilungsprozess der menschlichen Haut kann die Korrosionsschutzbeschichtung Schäden eigenständig reparieren“, erklärte uns Prof. Dr. Bernd Bachert, Studiengangsleiter Maschinenbau an der DHBW, der das Projekt von wissenschaftlicher Seite betreut.

 

Prof. Dr. Bachert (Mitte) erläutert: „Studierende lieferten mit Korrosionsversuchen bei der Südwestdeutsche Salzwerke AG die Grundlage für die Marktentwicklung.“

Durch eine erfolgreiche Prüfung der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und des Instituts für Antifouling und Biokorrosion wurde die hervorragende Leistungsfähigkeit des Systems hinsichtlich Korrosionsschutz und Antifouling-Eigenschaften nachgewiesen. Somit darf es aktuell im Bereich der Bundeswasserstraßen eingesetzt werden – ein wichtiger Maßstab auch für andere Anwendungsbereiche. Außerdem verzichtet das innovative Pulverlack-Beschichtungssystem vollständig auf gesundheitlich bedenkliche Stoffe und leistet so einen wertvollen und nachhaltigen Beitrag zum Umwelt- und Gesundheitsschutz. Ziel erreicht! Ergänzend dazu erklärte uns Bachert: „Die Entwicklung ist aus einem Projekt mit der Südwestdeutsche Salzwerke AG entstanden, die eine verfahrens- bzw. produktionsbedingte Problematik mit Korrosion hatte. Meine Studierenden haben in Studienarbeiten in den Produktionsanlagen der Südwestdeutsche Salzwerke AG Versuche durchgeführt und sind dabei auf das patentierte Korrosionsschutzsystem SmartCorr der ENVIRAL Oberflächenveredelung GmbH gestoßen. Wir haben dann mit großzügiger Unterstützung beider Unternehmen ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt gestartet, das auch von der Wirtschaftsförderung Brandenburg sowie der Investitionsbank des Landes Brandenburg gefördert wurde. ENVIRAL ist aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der DHBW Mosbach und der positiven Entwicklung des Projektes mittlerweile ebenfalls ein Partnerunternehmen, ein sogenannter Dualer Partner, der DHBW Mosbach – das heißt, sie bieten jungen Leuten einen Studienplatz und holen sich so das Wissen ins Unternehmen.“

Prof. Dr. Michael Schrodt erklärt: „Unternehmen profitieren von der gezielten Nachwuchsförderung, praxisnahem Know-how und der Möglichkeit, Forschungs- und Entwicklungsprojekte gemeinsam mit der Hochschule voranzutreiben.“

Nicht nur Wissen weitergeben, sondern neues Wissen generieren – in wenigen Hochschulprojekten gelangen Erkenntnisse so direkt in die betriebliche Praxis wie mit einem dualen Studium, in einer Win-win-Situation für Hochschule, Unternehmen und Studierende. Für den Standort Deutschland steckt also viel Innovations- und Transformationskraft in der DHBW. Doch welche Vorteile sind das genau und welche Strategie verfolgt die Hochschule damit? „Der Vorteil im Maschinenbau ist die enge Verzahnung von Theorie und Praxis, um Studierende optimal auf die Industrie vorzubereiten. Sie sammeln wertvolle Praxiserfahrung, wenden ihr Wissen in realen Projekten an und verbessern ihre Karrierechancen durch direkte Einbindung in Unternehmensprozesse. Unternehmen profitieren von der gezielten Nachwuchsförderung, praxisnahem Know-how und der Möglichkeit, Forschungs- und Entwicklungsprojekte gemeinsam mit der Hochschule voranzutreiben. Das duale Studium stärkt damit nachhaltig die Fachkräfteentwicklung und Innovationskraft der Industrie“, verdeutlichte uns in diesem Kontext Prof. Dr. Michael Schrodt. Der Prodekan der Fakultät Technik, der zuvor ein knappes Jahrzehnt Geschäftsführer eines mittelständischen Ingenieurbüros für technische Berechnung und Ingenieurdesign war, ist nun für die strategische Planung der Mosbacher Labore verantwortlich, um eine moderne und zukunftsweisende technische Infrastruktur sicherzustellen. Zukünftig will er verstärkt KI-gestützte Forschungsprojekte vorantreiben, beispielsweise für die Optimierung von Bauteilen hinsichtlich Steifigkeit und Festigkeit. „Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz lassen sich Materialien effizienter nutzen und Konstruktionen gezielt verbessern, was sowohl wirtschaftliche als auch nachhaltige Vorteile mit sich bringt.“

Die Hochschule setzt dabei auf forschungsintegrierte Lehre: Studierende finden in ihren Studien- und Bachelorarbeiten wissenschaftlich fundierte Lösungen für konkrete Fragestellungen von Unternehmen. „Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) und der Mittelstand bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Sie gehören in vielen Bereichen zu den Vorreitern des technologischen Fortschritts. Wir sind mit zahlreichen von ihnen vernetzt und dadurch auch in gemeinsame Forschungsprojekte eingebunden. Besonders solche Unternehmen mit begrenzten internen Kapazitäten erhalten so Zugang zu innovativen Lösungen“, so Schrodt.

www.mosbach.dhbw.de/mb-fue