Finanzierung: Den Blick auf die Liquidität richten

Das Unternehmen creditshelf führte in den vergangenen Wochen eine extrem spannende Umfrage durch zu der Fragestellung, welche Erwartungshaltung Unternehmen an die Finanzierung haben. Der neue Finanzierungsmonitor ist seit wenigen Wochen online. Wir sprachen mit Dr. Daniel Bartsch, Gründungspartner und Vorstand des Finanzdienstleisters.

„Wir glauben, dass es in der jetzigen Situation mehr denn je alternative Finanzierer braucht“, sagt Dr. Daniel Bartsch.

Herr Dr. Bartsch, welche spannenden Erkenntnisse brachte Ihr neuester Finanzierungsmonitor zutage?
Der Finanzierungsmonitor zeigt deutlich auf, dass sich die Lage für den deutschen Mittelstand seit Beginn des Ukrainekriegs weiter eingetrübt hat. Während ein Drittel noch immer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hat, ergeben sich aus den Folgen des kriegerischen Konflikts neue Herausforderungen. Daraus folgt ein Wandel der Strategie: Ganz oben auf der Liste stehen bei den Unternehmern jetzt Investitionen zur Verbesserung der Energieeffizienz und eine Stärkung der Digitalisierung. Gleichzeitig verschlechtert sich der Zugang zu Bankkrediten weiter – da decken sich die Ergebnisse des Finanzierungsmonitors mit anderen Erhebungen, z. B. der KfW-Ifo-Kredithürde. Was Finanzierung angeht, sollten Mittelständler also den Blick über den Tellerrand wagen.

Der Herbst und Winter werden spannende Monate insbesondere im Kontext der Energiekosten. Welcher Instrumente können und sollten sich Unternehmen bedienen?
Wichtig ist für Unternehmen, die eigene Liquidität zur verbessern. Das hilft als Puffer für steigende Energiekosten, aber auch, um die eigene unternehmerische Handlungsfreiheit zu erhalten. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben dem klassischen Bankkredit bieten alternative Finanzierer Lösungen an. Dazu gehören Leasing, Finetrading oder Factoring, die kurzfristig dabei helfen können, die Liquidität des Unternehmens zu schonen. Darüber hinaus gibt es Online-Kreditplattformen, die Finanzierungen auch ohne dingliche Sicherheiten anbieten und in der Regel schneller zur Auszahlung kommen, als das bei Banken der Fall ist. Solche Kredite bieten sich auch an, um das eigene Geschäftsmodell und die Wertschöpfungskette zukunftssicher zu machen, z. B. durch Energiesparmaßnahmen oder digitale Komponenten zur Effizienzsteigerung.

Sie hatten es schon angedeutet: Aktuell kommen multiple Krisen zusammen: Corona und damit verbundene Lieferschwierigkeiten sind tatsächlich noch nicht ausgestanden, die Energiekosten und der Ukraine-Krieg erleichtern das Risikomanagement eher nicht. Wie kann die digitale Transformation den CFOs mehr Überblick und damit mehr Resilienz bringen? 
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Finanzabteilung und die Liquiditätsplanung durch digitale Kanäle zu stützen. Ich kenne das aus unserem eigenen Finance-Team, wo wir von Anfang an Wert auf einen hohen Digitalisierungsgrad gelegt haben. Was sehr hilft, ist, wenn Sie z. B. die komplette Buchhaltung digitalisieren, von der Rechnung bis zur Abschlusserstellung. Dafür gibt es zahlreiche Programme. Aber auch wenn Sie ihre Produktionssysteme oder das Warenlager digital anbinden und so zu jeder Zeit einen Überblick über die Bestände haben, kann das bei der Liquiditätsplanung sehr von Vorteil sein. Darüber hinaus gibt es digitale Vergleichsportale für Finanzierungen oder eben komplett digital abgewickelte Kreditprozesse, wie z.B. wir sie anbieten. Durch solche papierlosen Prozesse spart man sich den Weg zur Bank und vor allen Dingen die Zeit des physischen Dokumentaustauschs.

Wie sehen Sie Ihre Rolle in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation? Wie helfen Sie Unternehmen konkret? Und wie Investoren?
Als digitaler Mittelstandsfinanzierer der nächsten Generation unterstützen wir Unternehmen genau da, wo die Bank nicht mehr finanzieren kann oder will. Wir ermöglichen den Unternehmern, mit unseren unbesicherten, zweckungebundenen Krediten Projekte zu finanzieren, die sonst nicht umsetzbar wären. Dazu zählen z. B. Digitalisierungsprojekte, die die Banken ungern finanzieren, weil keine dinglichen Sicherheiten entstehen. Aber auch für den Mittelstand von morgen stehen wir bei Wachstumsfinanzierung bereit, jetzt, wo im Private Equity-Bereich wieder vorsichtiger agiert wird. Für füllen eine Lücke im KMU-Finanzierungsmix, die für die Zukunft eines Unternehmens den Unterschied machen kann. Investoren bieten wir die Möglichkeit, über unsere Kredite direkt in den deutschen Mittelstand zu investieren. Die meisten Mittelständler haben keinen Kapitalmarktzugang und sind deshalb für Investoren nicht wirklich investierbar, obwohl sie das Herz unserer Volkswirtschaft darstellen. Dieses Investment machen wir möglich und geben Investoren die Gelegenheit, den Mittelstand von heute und von morgen zu unterstützen.

Wie beurteilen Sie vor dem aktuellen Hintergrund Ihre eigene weitere Entwicklung?
Wir glauben, dass es in der aktuellen Situation mehr denn je alternative Finanzierer wie uns braucht, um die deutsche Wirtschaft mit Liquidität zu versorgen. Wir sind seit 2015 am Markt und haben im Verlauf der Corona-Pandemie gesehen, dass unser Ansatz auch in Krisenzeiten funktioniert. Natürlich sehen wir gesamtwirtschaftlich unruhigen Zeiten entgegen. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass wir unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise beitragen können. Einen großen Schritt haben wir bereits gemacht, als wir den Europäischen Investitionsfonds in 2020 als Investor für unseren eigenen Kreditfonds gewinnen konnten. Für weitere Kooperationen zur Mittelstandsförderung dieser Art sind wir immer offen.