Deutschland Digital

Der Weg zur „Smart Nation“ führt über eine zukunftsfähige Netzinfrastruktur und mehr Agilität bei allen Beteiligten.

Deutschland braucht Breitband, aber lässt sich dabei Zeit. Die „Digitale Agen­da 2014 – 2017“ der Bundesregierung forciert den Breit­bandausbau, um „wirtschaftliches Wachs­tum, mehr Beschäftigung und steigenden Wohlstand“ zu sichern. Bis spätestens 2018 soll für jeden Haushalt ein Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde verfügbar sein. Doch derzeit haben nur gut zwei Drittel aller Haushalte Highspeed. Laut „Breitbandatlas“ der Bundesregierung stehen Hochgeschwindigkeitsnetze mit min­destens 50 Mbit/s für etwa 28 Millionen Haushalte zur Verfügung. Weitere 3,5 Millionen verfügen über Anschlüsse mit Geschwindigkeiten von mindestens 30 Mbit/s. Vor allem in den Städten fließt der Datenverkehr flott. Wobei es selbst in Berlin mitunter schneckenlahm zugeht, vom flachen Land ganz zu schweigen. Die Frage ist: Wie digital wird Deutschland? Mit Blick auf Industrie 4.0, IoT und vernetztes Arbeiten heißt es: Gas geben, sonst drohen wir, den Anschluss zu verpassen. Denn tatsächlich fällt Deutschland international zurück: Der „State of the Internet Report“ von Akamai listet Deutschland im weltweiten Breitband-Ranking auf dem bescheidenen Platz 22.

Lernen und teilen

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Aus deutscher Perspektive sind die Verhältnisse in Ländern wie Singapur mit maximalen Verbindungsgeschwindigkeiten von über 135 Mbit / s für große Teile der Bevölkerung geradezu paradiesisch: Dort treibt die Regierung seit Jahren den Internetausbau massiv voran, digitalisiert Behörden und sieht zu, dass auch Alte und sozial Schwache Zugang zum schnellen Netz erhalten. Am Ende soll die weltweit erste ernst zu nehmende „Smart Nation“ stehen. So geht Fortschritt.

Auf dem Weg in die viel beschworene Gigabit-Gesellschaft bleibt noch einiges zu tun. Wenig hilfreich dabei ist das taktierende Verhalten des Ex-Staatskonzerns Telekom, der mit bis zu 100 Mbit / s aufgebohrten Kup­fer­ka­beln, sogenanntem Vectoring, letztlich dem zukunftsfähigem Glasfasernetz Schwierigkeiten bereitet und nebenbei noch in quasi monopolistischer Manier als Netzbetreiber Wettbewerber aussperrt. Denn die durch Vectoring beschleunigten Kupferleitungen müssen auf der letzten Meile sehr stark abgeschirmt werden – damit ist ein weiterer Nutzer der Kabel draußen. Die Bundesregierung ist zwar über dieses relativ schnell und kostengünstig zu habendende Tuning erfreut, weil sie so womöglich noch ihre Breitbandausbau-Ziele erreicht, doch ein tragfähiges Zukunftskonzept ist das nicht.

Geschäftsführer Dirk Fehse von der PaulCamper GmbH

„Teilen ist die Basis unseres Miteinanders. Die Digitalisierung hebt das nun auf eine neue Stufe”, so Dirk Fehse von der PaulCamper GmbH.

In praktisch jedem Bereich werden solide und schnelle Datenverbindungen geschäftsentscheidend. „Die Entscheidung zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung oder die Entscheidung, den Kunden auf Rechnung zu beliefern, darf nur einen Wimpernschlag von seiner Anfrage entfernt liegen“, führt Grit Bantow, Leiterin Center of Competence B2B bei der Schufa Holding AG, die Problematik aus, „Da­mit ist auch die Zeit, um vor dem Geschäftsabschluss erst umständlich umfangreiche und aktuelle Informationen über den potenziellen Geschäftspartner zu beschaffen und auszuwerten, auf einen Sekundenbruchteil geschrumpft.“

Schnelle und schlanke Netze

Im Zuge der digitalen Transformation für den Standort Deutschland müssen jedoch auch die Unternehmen in eine zeitgemäße, dem Internet of Things entsprechende Netzwerkinfrastruktur investieren. Alte oder wild gewachsene Netzwerke sind nicht nur langsam und instabil, sondern sie sind auch Geldfresser. „IT-Analyst Zeus Karravala hat herausgefunden, dass bis zu 83 Prozent der Netzwerk-Budgets eingesetzt werden, um das Netzwerk am Lau­fen zu halten“, berichtet Alexandra Bie­bel, Director Marketing & Communications, ALE Deutschland GmbH, und betont, wie wichtig es ist, IT-Kosten zu senken. Das gelingt auch durch schlanke Client-Lösungen. „Es gibt umfangreiche Studien, die belegen, dass Thin Clients und deren Management-Software die IT-Kosten deutlich senken und gleichermaßen die IT-Sicherheit und Verfügbarkeit erhöhen“, erläutert Heiko Gloge, Managing Director und Partner bei Igel Technology. „Wenn sich doch zukünftig alle Programme, Daten und Rechenleistung im Rechenzentrum befinden, warum benötigen Unternehmen dann immer noch hochgerüstete Desktops mit überflüssigen Speichern?“, fragt er.

Doch bei der digitalen Transformation mittelständischer Unternehmen hakt es mitunter noch aus ganz anderen Gründen: „Bei der Erschließung digitaler Geschäftsfelder werden die Verantwortlichkeiten vom klassischen Geschäft getrennt. Damit wird der Kunde klassisch und digital mit unterschiedlicher Verantwortlichkeit und unterschiedlicher Zielstellung angesprochen“, beobachtet Dominik Neumann, Head of Digital Transformation bei CGI Deutschland. „Es wird also nicht konsequent vom Kunden her gedacht, womit ein Kompetenzgerangel auf der Fachseite und in der IT ein Systemwildwuchs entsteht.“

IoT in der Smart City

Laut einer Gartner-Studie wird die Zahl der vernetzten Dinge allein in Smart Cities von 1,1 Milliarden im Jahr 2015 auf 9,7 Milliarden im Jahr 2020 steigen. Im Kontext des Themas E-Govern­ment und IT-Infrastruktur haben unsere Städte und Behörden noch enormen Aufholbedarf. Dies ist aber für ein smartes Miteinander nötig. In Zukunft wird jede Unterbrechung oder Verzögerung ernsthafte Auswirkungen auf das Funktionieren der städtischen Infrastruktur haben. Doch die digitale Transformation bringt auch eine nachhaltige Entwicklung für Städte und Gemeinden. So sind momentan schon viele Carsharing-Angebote in Großstädten vorhanden, die Ressourcen einsparen und damit nachhaltig funktionieren. „Das Internet ermöglicht das gemeinsame Nutzen vorhandener Ressourcen über regionale Grenzen hinweg“, so Dirk Fehse, Gründer und Geschäftsführer von der PaulCamper GmbH. „Ob Mainstream oder Nische, die Sharing Economy hat einen festen Platz in unserer Wirtschaftswelt, der ihr nicht mehr zu nehmen ist“, erläutert Fehse. Das Teilen z.B. von Wohnmobilen entlastet die Umwelt, ermöglicht vielen Menschen überhaupt erst diese Reiseform und bringt gleichgesinnte Menschen in einer immer digitaler werdenden Welt physisch zusammen.

Carsharing für Wohnmobile
Bildmotiv Copyright: Paul Camper GmbH

Bildquelle: Bildmotiv Copyright: Paul Camper GmbH

Die Wirtschaft des Teilens (Sharing Economy) gilt vielen Ökologiebewegten heute als Hoffnungsträgerin für eine nachhaltige Entwicklung.
Ob Mainstream oder Nische, die Sharing Economy hat einen festen Platz in unserer Wirtschaftswelt. PaulCamper ist in Deutschland Marktführer für private Wohn­mobil-Vermietungen. Das junge Start-up hilft Besitzern, ihr Fahrzeug einfach, sicher und auf persönliche Art und Weise mit anderen zu teilen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Besitzer kann seine Kosten reduzieren, der Mieter erlebt das Abenteuer Wohnmobil-Reise zu einem fairen Preis! Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht führt das Modell zur effizienten Ressour­cen­nutzung und einer Senkung der Umweltbelastung. Das vollständige Interview mit Dirk Fehse finden Sie unter:
www.trendreport.de/paulcamper
www.paulcamper.com

„Die Sharing Economy treibt auch die Bildung digital in Deutschland voran. „Eine der größten Errungenschaften des Internets ist die Demokratisierung des Wissenstransfers“, sagt Geschäftsführer Torsten F. Caspar. „Interessant wird es, wenn man Gedanken aus verschiedenen Bereichen verknüpfen kann, dies Nutzer untereinander teilen und durch das kreative Potenzial und die Intelligenz der Gruppe Lern- und Lösungsprozesse beschleunigt werden.“ Dabei und beim Lernen helfen intelligente Tools, die man überall und dann, wenn man gerade Zeit hat, mobil nutzen kann. Die gerade vorgestellten Beispiele des digitalen Wandels am Standort Deutschland belegen, dass viele Unternehmen die Transformation begonnen haben. In diesem Zuge muss auch der grundlegende Netzausbau in Deutschland funktionieren.

In seiner aktuellen Keynote auf der diesjährigen Branchenmesse Anga Com in Köln ging in diesem Kontext der EU-Kommissar Günther Oettinger mit dem Zustand des europäischen Mobilfunks hart ins Gericht und forderte von der Bundesregierung eine konsequentere Breitband-Förderung. Wie Heise Online weiter berichtet, soll nach Auffassung Oettingers ein Förderprogramm bis 2025 notwendig sein, da der Onlinezugang eine Technik sei, die viele weitere Wirtschaftsbereiche beeinflusse. So seien weder Connected Cars noch neue Techniken für die Landwirtschaft möglich, wenn es zu viele Funklöcher gebe. „Niemand wird mehr in ein Gewerbegebiet ziehen, das nicht ordentlich angebunden ist“, sagte Oettinger. So ist es insbesondere Oettingers Ziel, einen digitalen Binnenmarkt zu schaffen, was auf Seiten der national operierenden Provider und der Medienhäuser zu Protesten führt.

von Chris Löwer
c.loewer@trendreport.de