Auf kleiner Flamme gegart…
… oder warum die Qualität von Büros etwas mit Wertschätzung zu tun hat.
Gastbeitrag von Volker Zappe, Leiter Unternehmenskommunikation bei der Aachener BOB efficiency design AG
Wir kennen sie alle: Die Bürogebäude der siebziger und achtziger Jahre. Dunkle Flure, von denen links und rechts geschlossene Zellenbüros abgehen. Kompakte Räume, wenig Transparenz, Treffpunkte maximal zwischen Tür und Angel an der Kaffeemaschine der Teeküche. Allein schon der Begriff „Zellenbüro“ spricht Bände. Abgeschottet, eingesperrt und hoffentlich wird man irgendwann entlassen …
Dass ein bloßer Raum heute nicht mehr ausreichend ist, Menschen zu Kreativität und Höchstleistung anzuregen, beginnt sich in der Welt der Unternehmen zaghaft herumzusprechen. New Work, smarter Working oder Neue Arbeitswelten sind mittlerweile in aller Munde. Aber was sagt ein Büro, das es natürlich auch in Zeiten des Homeoffice und der digitalen Nomaden weiterhin geben wird, eigentlich über ein Unternehmen und seine Unternehmer aus? Und was bedeuten denn die dunklen Flure und unwirtlichen Arbeitswelten, wenn wir uns mit den Themen Wertschätzung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der einen Seite und der Gewinnung neuer Menschen für ein Unternehmen auf der anderen Seite beschäftigen?
Ein schlechtes Büro ist eine Botschaft
Eigentlich ist die Feststellung banal: Einen Menschen in ein schlechtes Büro zu stecken, signalisiert deutlich: Du bist mir nicht besonders viel wert! Ein schlechtes Büro drückt sich oft über eine geringe Kaltmiete aus, allerdings ist hier Vorsicht geboten: Auch teurere Neubauten können miserabel und das Geld nicht wert sein, das sie kosten. Bestandsmieten alter Gebäude von 5 bis 7 Euro sind keine Seltenheit auf den Immobilienmärkten mancher Städte. Auch wenn diese Altbauten erhebliche Defizite in der Flächeneffizienz und vor allem den Nebenkosten – allen voran den Energiekosten für Kühlung und Heizung – haben, werden solche Büros immer noch gern angemietet, um vordergründig Kosten zu sparen. Wenn man genauer hinschaut, gelingt dies aber in der Regel nicht.
Was ist also ein schlechtes Büro? Zu allererst entscheidet das Raumklima darüber, ob sich Menschen in einem Gebäude wohlfühlen oder nicht. Allem voran steht bei Bürogebäuden die Kühlung. Denn durch Menschen, Maschinen und Sonneneinstrahlung entstehen erhebliche Wärmelasten in einem Büro, die weggekühlt werden müssen. Jeder, der schon mal auf der Südseite eines schlecht gedämmten, nicht verschatteten oder klimatisierten Büros gearbeitet hat, weiß worum es geht. In solchen Büros ist im Sommer ab Mittag kein inhaltliches Arbeiten mehr möglich, denn man wird auf kleiner Flamme gegart. Verschlimmbessert wird die Situation in solchen Altbauten oft durch Kältemaschinen und schlecht gewartete Klimaanlagen. Kalter Luftzug und zumeist zu geringe Temperaturen führen zu Unbehaglichkeit – oft auch zu Erkältungskrankheiten im Sommer. Kalte Beine im Hochsommer sind keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass in solchen Büros oft „dicke Luft“ herrscht. Während in modernen Gebäuden eine automatische Belüftung für ausreichend Sauerstoff sorgt, denkt man in Altbauten, das tägliche Öffnen eines Fensters würde reichen, um die grauen Zellen ausreichend mit Frischluft zu versorgen. Wie stark die Luft in den meisten Büroräumen „verbraucht“ ist, lässt sich gut durch einen Selbsttest ermitteln: einmal kurz vor die Eingangstür treten und wieder zurück ins Büro. Während ihr nach Luft japsend sofort ans Fenster stürzt, schauen die fröstelnden Kollegen euch nur verstört an – Lüften war doch nicht nötig …
Wieviel Modernität signalisiert ein Büro?
Gutes Raumklima und Raumempfinden geht auch einher mit Beheizung und Beleuchtung. Viele Gebäude sind hier technisch gesehen auf dem Entwicklungsstand des frühen 20. Jahrhunderts stehengeblieben. In modernen Konzepten kühlen und heizen dagegen beispielsweise Betondecken, sanft und behaglich wie ein Kachelofen. Die positive Bedeutung von Tageslicht auf Wohlempfinden und Leistungsfähigkeit von Menschen ist in vielen Studien nachgewiesen. Dennoch nutzen schlechte Büros viel Kunstlicht und haben schlecht organisierte Grundrisse. Tageslicht ist knapp und Leuchten kann man hier nur ein- und ausschalten. Neue Lichtkonzepte passen sich hingegen an Tageszeitenstimmungen und auch an persönliches Empfinden an. Was nach übertriebenem technischen Firlefanz klingt, hat enorme positive Auswirkungen und spiegelt eine Grundbotschaft fortschrittlicher Unternehmen wider: Ich schaffe dir, liebe Mitarbeiterin und lieber Mitarbeiter, optimale Voraussetzungen für deine wertvolle Arbeit! Apropos Fortschritt: Ist euer Bürogebäude nachhaltig oder hat die Digitalisierung in der Gebäudetechnik und durch die Entwicklung neuer smarter Funktionen bereits Einzug gehalten? Und lässt sich das Elektroauto – okay, zumindest das E-Bike – in der Tiefgarage aufladen? Nein? Nein!
Eine positive Botschaft für Mitarbeitende gerade innovativer Branchen muss sein: Modernes Business – also auch eine innovative Ausstattung des Bürogebäudes mit smarten Funktionen. Weiterhin gehören dazu natürlich auch eine anspruchsvolle Architektur und ein gelungenes Innendesign. Es muss nicht alles hochgestylt sein, aber etwas Liebe und Sorgfalt für Details unterscheiden gute von schlechten Büros.
Neue Arbeitswelten – darf es eine Scheibe mehr sein?
Man kann ruhig skeptisch hinterfragen, ob alle Ausstattungssäue, die gerade durch die neuen Arbeitswelten getrieben werden, wirklich für das eigene Unternehmen passen. Ob Kicker, Tartanbahn oder Kuschelnest nötig sind, mag jeder selbst entscheiden. Moderne Büros sorgen aber für wesentliche Elemente für zukunftweisende Arbeit: Transparenz, Kommunikation, Kooperation, Vielseitigkeit, Abwechslung und Flexibilität. All diese Attribute prägen das Arbeitsleben der Wissensarbeiter in unseren künftigen Arbeitswelten. Mit der Arbeitszelle als Monostruktur kommt man da nicht mehr weit.
Dennoch gibt es sie nach wie vor in großer Anzahl: seelenlose Bürotrakte mit Arbeitsplätzen, die so viel Inspiration wie eine leere Sardinenbüchse versprühen. Die meisten Ideen entstehen aber nicht in der Sardinenbüchse, sondern im Zusammenarbeiten und im Ringen um die besten Lösungen oder beim Abschalten und dem Beschäftigen mit themenfremden Dingen. Kommunikation und Inspiration benötigen dafür Räume. Menschen ziehen sich zurück, kommen aber auch wieder zusammen und kooperieren. Ein Unternehmen, das mit einem guten Büro solche Möglichkeiten offenlässt, schätzt die Menschen und ihre Leistung.
Die Talente haben gewonnen
Ich las neulich den schönen Satz, der „War Of Talents“ sei bereits entschieden: Die „Talents“ hätten gewonnen. Was amüsant klingt, ist erstens wahr und hat zweitens immense Auswirkungen auf unser Thema. Denn kehren wir noch mal zu unserem Anfangsbild des dunklen Flures und des Zellenbüros zurück: Werden sich die raren jungen Wissensarbeiter oder innovativen Kreativen Unternehmen anschließen, die in solchen Büros sitzen? Sicher nicht. Es wird sich herumsprechen, dass es gute und schlechte Büros gibt, Büros die noch nach Jahren giftige Schadstoffe aus Klebern ausdünsten und Büros, bei deren Bau nur umweltzertifizierte Baustoffe verwendet wurden. Es wird die Büros mit Nachhaltigkeitszertifikat geben und die mit dem Dach über dem Kopf. Es werden Unternehmen mit Fitnessraum und Dusche für die Talente auf dem Markt sein und andere haben nur einen „ollen“ Fahrstuhl zu bieten. Wofür werden sich die Jungen entscheiden?
Wertschätzung drückt sich vielfältig aus und Botschaften, die Modernität, Gesundheit und Innovationswillen beinhalten, werden Sogwirkung entfalten. Die Qualität der Büros hat dabei eine Schlüsselstellung, sie wird Unternehmensentwicklung fördern oder auch massiv behindern. Das Büro wird damit zum wichtigen Teil der Corporate Identity.
Was das alles kostet
Die positive Wirkung von Wertschätzung lässt sich monetär schwer bewerten. Aber die These zu behaupten, dass eine geschätzte Kollegin oder ein geschätzter Kollege besser arbeitet als jemand, der schlecht behandelt wird, liegt auf der Hand. Die physischen Auswirkungen schlechter Büros lassen sich allerdings berechnen und belegen.
Flächenineffiziente Altbauten, die in der Regel deutlich höhere Nebenkosten verschlingen, sind im Unterschied zu Neubauten bei genauer Betrachtung gar nicht so viel billiger. Was aber besonders ins Gewicht fällt sind die Arbeitskosten, wenn man sie auf einen Quadratmeter Bürofläche bezieht. Für einen Menschen im Büro veranschlagt man etwa 20 m2 inkl. Nebenflächen. Bezieht man ein mittleres Monatseinkommen von 4.000 Euro auf diese Fläche, so kostet 1 m2 200 Euro pro Monat. Gehen wir von Ineffizienzen durch schlechtes Raumklima, eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten oder höheren Krankenstand durch schlechte Klimatisierung von nur 10 % aus, so zahlt ein Unternehmer jeden Monat 20 Euro pro m2 für das schlechte Büro bzw. die Leistungsminderung seines Mitarbeiters. Ein paar Euros mehr für eine höhere Kaltmiete, die ein modernes Büro kostet, auszugeben, ist also nicht nur eine Frage der Wertschätzung, sondern etwas, das sich betriebswirtschaftlich rasend schnell rechnet.
Es lohnt sich also vor Anmietung oder sogar Neubau eines Büros, sich den Zusammenhang von Büroqualität, Wertschätzung aber auch langfristige Wirtschaftlichkeit klar zu machen. Optimale Bedingungen schaffen den Rahmen für optimale Leistungen und genau nach dieser Prämisse kann man das Immobilienangebot bewerten – oder gar nach Alternativen Ausschau halten.
Über den Autor:
Dipl.-Ing. Volker Zappe ist Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Aachener BOB efficiency design AG, dem bundesweiten Anbieter des Balanced Office Buildings BOB. BOB fokussiert die Themen Gesundheit, Nachhaltigkeit und moderne Arbeitswelten in einem smarten ganzheitlichen Konzept. Weitere Informationen findet ihr unter www.bob-ag.de/de/buerogebaeude sowie unter www.balanced-office-building.com (Blog).