Nicht nur fordern, sondern fördern
Dies ist ein Gastbeitrag von Liam Butler, VP Sales EMEA, SumTotal Systems:
Ganzheitliche Unternehmensstrategien zur Motivation und zum langfristigen Erhalt qualifizierter Mitarbeiter werden mit zunehmendem Fachkräftemangel immer wichtiger.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizinschätzt die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle aufgrund des Krankenstands in deutschen Unternehmen auf jährlich 75 Milliarden Euro und den Ausfall an Bruttowertschöpfung auf 133 Milliarden Euro. Nachdem der Krankenstand deutscher Arbeitnehmer seit 2015 wieder ansteigt, 2016 lag die Quote laut Statistischem Bundesamt bei 4,3%, ist eine Kostenentspannung mittelfristig nicht zu erwarten.
Hinzu kommen ein steigender Druck am Arbeitsplatz durch die wachsenden Anforderungen der Digitalisierung, Personalmangel sowie Defizite beim Gesundheitsschutz in 70% der Unternehmen – so das Ergebnis einer aktuellen Befragung der Hans-Böckler-Stiftung unter 2.000 Betriebsräten. Die offenbar schlechte Vorbereitung der Unternehmen auf „Arbeit 4.0“ erhöht nicht nur die Unzufriedenheit der Mitarbeiter, sondern auch das Risiko psychischer Erkrankungen. Diese haben nach dem DAK Gesundheitsreport in den letzten Jahren stark zugenommen und liegen mit einer Quote von 17,1 % bereits auf Platz 2 der häufigsten Krankheitsgründe.
Motivationsfaktor Talent Management
Angesichts dieser Zahlen liegt die Schlussfolgerung nahe, dass ein möglichst langfristiger Erhalt der Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern die Produktivität, Profitabilität und letztlich auch die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens maßgeblich beeinflusst.
Hier kommen zwei wichtige Faktoren ins Spiel: Motivation und Arbeitszufriedenheit. Gerade die Generation der so genannten „Millenials“, die ab 2020 immerhin die Hälfte der weltweit erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen wird, wünscht sich mit Blick auf ihre zukünftige Arbeitsumgebung hohe Flexibilität und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten. In Umfragen fallen in diesem Kontext immer wieder Schlagworte wie Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, persönliche Karriereperspektiven oder kontinuierliche Weiterbildung. Auch eine technologisch moderne Ausstattung, die beispielsweise ein uneingeschränkt mobiles Arbeiten ermöglicht, ist Vielen sehr wichtig.
Eine wachsende Zahl an Unternehmen führt daher Maßnahmen ein, um speziell neue Talente, aber natürlich auch erfahrenere Mitarbeiter gezielt zu fördern. Ein aktives Coaching sowie individuell abgestimmte Weiterbildungsangebote sollen sowohl Young Professionals als auch erfahrenen Mitarbeitern ermöglichen, ihre Fähigkeiten und Stärken beständig zu erweitern und sich darüber hinaus attraktive Karriereperspektiven innerhalb des Unternehmens zu eröffnen. Ziel ist es, neu hinzukommende Mitarbeiter schnell zu integrieren (Onboarding) und über Anreizsysteme möglichst lange im Unternehmen zu halten.
In diesem Zusammenhang gewinnt insbesondere die Fortbildung bei essenziellen digitalen Fähigkeiten an Bedeutung. Denn neben den Prioritäten der „Digital Natives“ haben sich – bedingt durch den digitalen Wandel – auch die Anforderungen im Jobprofil und die Art des Arbeitens branchenübergreifend verändert. Eine kontinuierliche Qualifizierung von Mitarbeitern und Führungskräften in den Bereichen Business, Leadership, IT- und Security-Skills ist daher nahezu obligatorisch.
Wie das gesamte Talent Management muss sich auch die Weiterbildung auf die individuellen Lernbelange jedes einzelnen Mitarbeiter fokussieren und so ausgerichtet sein, dass sie aktuelle sowie möglichst auch zukünftige Unternehmensanforderungen für den Job abdeckt. Darüber hinaus sollte die Form der Weiterbildung unbedingt berücksichtigt werden: viele Mitarbeiter beklagen heute uninspirierte, irrelevante e-Learning-Inhalte und fehlende Zeit zum Lernen – beides führt eher zu mehr Frustration als zu besserer Motivation.
Modernes e-Learning muss daher attraktiv präsentiert werden, wie zum Beispiel in Form von „häppchenweisen“ Micro-Learning Videos. Auch spielerische Elemente (neudeutsch: Gamification) wie Lernwettbewerbe oder Scorer-Punktesysteme sind heute im Talent Management bereits als seriöse Methode etabliert, um Mitarbeiter emotional an das Unternehmen zu binden.
Nicht zuletzt kann ein regelmäßiges und vor allen Dingen sinnvolles Feedback zu einer nachhaltig positiven Mitarbeiter-Motivation beitragen. Leider ist dieses „Kommunikationsmittel“ in vielen Organisationen noch ein stark fragmentierter und mit großem Zeitaufwand verbundener Prozess. Richtig implementiert bieten Feedbacks die Möglichkeit, individuelle Weiterbildung konsistent an den Unternehmenszielen auszurichten. Darüber hinaus erhalten Mitarbeiter durch das Führungskräfte-Feedback wertvolle Impulse, sich selbstständig weiterzubilden, um die eigene Karriere voranzutreiben.
(Frei)Räume schaffen
Aus wissenschaftlicher Sicht besteht darüber hinaus eine starke Verknüpfung zwischen Arbeitsumfeld und der Gesundheit bzw. Effektivität eines Mitarbeiters. Dieser Zusammenhang wird von vielen Unternehmen unterschätzt. Als größter Stressfaktor gilt der hohe Geräuschpegel, etwa in Großraumbüros. Er reicht häufig an die 70 Dezibel, was der Lautstärke eines (älteren) Rasenmähers entspricht. Aber auch ein Arbeiten unter permanent ungenügenden Lichtbedingungen kann nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nur die Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmern erheblich beeinträchtigen, sondern sogar Depressionen verursachen.
Tatsächlich sähen viele Berufstätige angesichts der zunehmenden Komplexität des globalisierten Arbeitslebens einen Vorteil darin, ihr direktes Arbeitsumfeld freier, bedürfnisgerechter und persönlicher einrichten zu können. Neben einer flexibleren Einteilung von Aufgaben und Arbeitszeiten betrifft dies insbesondere die äußere Gestaltung des Arbeitsplatzes. Ein neues Design, ein höherer Anteil an natürlichem Licht in Büro-, Konferenz- und Gesellschaftsräumen sowie mehr Flexibilität bei der Gestaltung der eignen Arbeitsumgebung können das Wohlbefinden und damit die Produktivität, das Engagement sowie letztlich auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter erheblich verbessern.
Um die richtige Arbeitsatmosphäre zu schaffen, ist es wichtig, Konzepte zu entwickeln, die das Engagement jedes Mitarbeiters, persönliche Entfaltungsmöglichkeiten sowie nicht zuletzt Teamwork und intensive Collaboration fördern. Dazu gehört das Schaffen zeitlicher Freiräume für Lernen und Weiterbildung im Rahmen der Arbeitszeit. Auch die Bereitstellung von Lernkursen für den mobilen Zugriff zum Beispiel von zu Hause aus kann dabei unterstützen, Arbeit und Lernen besser unter einen Hut zu bekommen.
Wettbewerbsvorteil „Motivierte Mitarbeiter“
Unternehmen jeder Größenordnung bietet sich eine Fülle von Möglichkeiten, ein motivierendes Arbeitsumfeld zu kreieren, in dem sich ihre Mitarbeiter wohl fühlen sowie persönliche Karriereperspektiven und Weiterbildungsbedürfnisse gefördert werden. Und sie sind gut beraten, entsprechende Maßnahmen im Rahmen eines ganzheitlichen Personalentwicklungsansatzes voranzubringen. Denn bedingt durch den demografischen Fachkräftemangel können gesunde, motivierte und loyale Mitarbeiter zu einem bedeutenden Wettbewerbsfaktor werden.
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Über den Autor:
Liam Butler ist Vice President Corporate Sales, EMEA, bei SumTotal Systems, einem Tochterunternehmen der Skillsoft-Gruppe und Anbieter fortschrittlicher Talent Management-Lösungen. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen Learning und Talent Management über alle Unternehmensgrößen hinweg. Zu seinen Spezialgebieten gehören Extended Enterprise, Aviation, Manufacturing und andere stark regulierte Geschäftsfelder.
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