Das Ärgernis Softwareprojekt

CBA Aachen 2023 gibt Impulse zu Entscheidung, Auswahl und Einführung integrierter Geschäftsanwendungen

 Aachen, 12.07.2023. „Digitale Lösungen für Produktion und Logistik“ lautete das Motto des CBA Aachen 2023 – Congress on Business Applications am 21. Juni 2023. Das FIR an der RWTH Aachen und das Center Integrated Business Applications hatten zu einem Tag rund um das gesamte Feld integrierter Business Applications eingeladen. Expert:innen aus Wirtschaft und Industrie beleuchteten in Fachvorträgen und anhand von Best Practices die Bedeutung von ERP, MES, APS & Co. als Schlüssel für den zukünftigen Unternehmenserfolg. Workshops, Führungen und eine Fachausstellung komplettierten das Programm, das wichtige Impulse zur Entscheidung, Auswahl, Implementierung von Geschäftsanwendungen für die Gäste bereithielt. Den Praxistag am 20. Juni 2023 nutzten viele Teilnehmende, um im Vorfeld des CBA Aachen 2023 tiefer in spezifische, anwendungsbezogene Lösungen und Herangehensweisen für betriebliche Anwendungssysteme einzutauchen.

In ihrer Begrüßung geben Max-Ferdinand Stroh und Tobias Schröer, beide Bereichsleiter am FIR e. V. an der RWTH Aachen, einen Überblick zu den Themen des Tages: Digitalisierung, Technologietrends, Softwareeinführung und -projekte. Schröer und Stroh betonen den großen Stellenwert der Nachhaltigkeit, die in der Transformation eine herausragende Rolle spielt:

„Der Prozess der Digitalisierung ist noch lange nicht abgeschlossen, er wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen,“

so Schröer.

Das bestätigt auch Katharina Berwing, Leiterin Center Integrated Business Applications, in ihrem Impulsvortrag „Das Ärgernis Softwareprojekt“. Integrierte Business Applications können viele gesellschaftlich relevante Themen adressieren, doch immer noch beschäftigen sich Unternehmen eher mit der Einführung von Softwareprojekten, was die Konzentration auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit hemmt. Rund 20 % aller Einführungsprojekte scheitern vor dem Go-Live, aber auch in abgeschlossenen Projekten werden nur 25 % der gesteckten Ziele erreicht, das Budget wird um 42 % und die eingeplante Zeit um 32 % überschritten. In diesem Spannungsfeld zwischen Anbietern und Anwendern nimmt das Center seit vielen Jahren eine vermittelnde und vor allem neutrale Rolle ein und weiß aus Erfahrung, dass für den Erfolg von Projekten eine transparente Kommunikation und Ehrlichkeit im Projekt entscheidende Erfolgsfaktoren sind.

Bereits in Berwings Vortrag kommt die große Bedeutung des Change-Managements für den Erfolg von Softwareprojekten zum Ausdruck. Auch im Themenblock „Transformation: Den Weg zum digitalisierten Unternehmen ebnen“ ist dies ein von allen Referierenden besonders herausgestellter Punkt. Für den Projekterfolg ist es essenziell, eine Innovationskultur im Unternehmen zu etablieren. Darüber hinaus empfehlen alle Referierenden, den Prozessbeteiligten ausreichend freie Ressourcen einzurichten, damit die sie – und hier vor allem die Key User – die komplexen Anforderungen zusätzlich zum Tagesgeschäft bewältigen zu können.

Christoph Aretz, Rodriguez GmbH, sieht Softwareprojekte als eine Reise in Richtung Digitalisierung. Die Handlungsfelder betreffen das gesamte Unternehmen. Die Technologie ist nur eine Seite der Medaille; genauso wichtig ist es, die Digitalisierung in der Unternehmensstrategie zu verankern. Implementierungsprojekte sind deshalb auch keine reinen IT-Softwareprojekte. Von Erfahrungen lernen, motivieren, begeistern und Synergien schaffen, darum ging es auch im Vortrag von Dagmar Wirtz, 3WIN® Maschinenbau GmbH. Mit der digitalen Werkstatt „#mach4.0“ gibt sie Erfahrungen aus dem Digitalisierungsprozess des eigenen Maschinenbau-Unternehmens weiter an Mitarbeitende anderer KMU, die sich so zur „Fachkraft Digitalisierung im Maschinenbau“ entwickeln. Sie erleben die Vorteile der Digitalisierung anhand von Themen, die sie aus ihrer täglichen Arbeit kennen. Das sorgt für einen hohe Akzeptanz, motiviert und hilft, Ängste und Sorgen der Mitarbeitenden abzubauen. Wirtz macht die Erfahrung, dass dies insbesondere für KMU einen großen Mehrwert darstellt. Auch Uwe Tönsing, WAGO GmbH, berichtet, dass das Unternehmen bei der Integration von Mitarbeitenden auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern setzt, die als neutrale Personen mit den Beschäftigten interagieren. Ergänzt wird dies durch wöchentliche Runden mit Expert:innen, die allen Prozessbeteiligten im Unternehmen offenstehen.

Im zweiten Themenstrang „Tech-Trends: Von papierbasierter Fertigung zur vernetzten Produktion“ geht es um die Gestaltung von IT-Architekturen. Pia Brüggemann, Krone Business Center GmbH & Co. KG und Dr. Goy Hinrich Korn, Bernard Krone Holding SE & Co. KG zeigen in ihrem Vortrag den Aufbau und die Funktionalität einer skalierbaren, eventbasierten IT-Architektur als Voraussetzung für die Smart Factory im Krone GTS-Werk (Green Teuto Systemtechnik GmbH). Sie ermöglicht es, weitere Werke zu anzubinden und steigert die Transparenz über die Performance der gesamten Fertigung. Wie Krone setzt auch die Deutsche Nickel GmbH bei der Gestaltung ihrer IT-Architektur auf einen Brownfield-Ansatz, berichtet Unternehmensvertreter Felix Ebberg. Die Erweiterung bestehender Strukturen bietet gegenüber dem Aufbau völlig neuer Strukturen insbesondere im Change-Management Vorteile hinsichtlich Kosten, Zeit und Unterstützung durch alle Prozessbeteiligten. Ein Team aus digital-affinen Beschäftigten gewährleistet im regelmäßigen Austausch mit allen Prozessbeteiligten, dass neue Anwendungsfälle generiert werden und fördert darüber hinaus die Akzeptanz der Stakeholder.

Der Nachmittag startet mit Workshops zu spezifischen Anwendungsgebieten integrierter Business Applications und Führungen durch die Demonstrationsfabrik Aachen sowie die Innovationslabore im Cluster Smart Logistik. Im anschließenden Themenblock „Softwareeinführungsprojekte: Implementierungsprojekte erfolgreich meistern“ geht es um die „Knackpunkte“ einer erfolgreichen Softwareeinführung. Lukas Ludwig, Siemens Energy AG, präsentiert, wie das Unternehmen zu einer weltweit harmonisierten Digitalisierung von Produktionsprozessen kommt. Mit dem Ziel, organisch gewachsene IT-Landschaften zu standardisieren, um so eine höhere Transparenz zu erreichen, erstellte Siemens Energy eine MES-Landschaft für über 80 Standorte und implementierte die Software in den einzelnen Werken. Auch für Ludwig sind Organisation und Change-Management zentrale Herausforderungen im Projekt. Die Beschäftigten aller Werke müssen abgeholt und integriert werden. Der Auswahlprozess erfolgt daher unter Beteiligung von sehr vielen Werksvertreter:innen. Eine besondere Rolle im weltweiten Implementierungsprozess spielt das Wissensmanagement: Siemens Energy strukturiert die Learnings aus vergangenen Projekten in einem „Getting Started Guide“, von dem Mitarbeitende in Folgeprojekten profitieren. Dr. Benedikt Latos, Miele & Cie. KG, präsentiert die Einführung eines intelligenten Planungssystems für den Personaleinsatz, mit dem das Unternehmen sowohl die Produktivität der Mitarbeitenden als auch deren Zufriedenheit erhöhen will. Als besonders hilfreich erwies sich im Projekt die Einbindung des Betriebsrats. Dieser Dialog war für das Unternehmen wichtig, um Anforderungen zu definieren und Risiken abzuschätzen.

Im letzten Programmpunkt des Tages diskutieren Bernd Roßkampf, WEGENER International GmbH, Meikel Schiller, Hillebrand Coating, Robert Steinbauer, Asseco Solutions AG, und Peter Treutlein, Trovarit AG, zu Projektmanagement, Hürden und Learnings einer ERP-Implementierung. Dabei verdeutlichen sie die verschiedenen Perspektiven von Beratern, Anbietern und Kunden und geben den Besucher:innen ihre wichtigsten Learnings mit auf den Weg. Demzufolge sind Investitionen in das Team, die Teamentwicklung und eine offene Kommunikation wichtige Erfolgskriterien. Unternehmen sollten vor allem ausreichend Ressourcen und Zeit für die Projektarbeit bereitstellen. Wichtig ist es auch, den Scope im Vorfeld eines Projektes exakt zu definieren, um eine klare Ausgangsbasis sowie eine einheitliche Erwartungshaltung zu schaffen. Anbieter sollten im Projekt eine proaktivere Rolle einnehmen und über die Umsetzung von Kundenanforderungen hinausgehend beraten. Dabei ist auch die Chemie ausschlaggebend. Passt sie nicht, sollten Unternehmen den Berater oder den Anbieter rechtzeitig wechseln. Last but not least bestätigen alle an der Paneldiskussion Beteiligten, dass eine ERP-Implementierung allseits den Mut erfordert, Entscheidungen zu treffen. Ein Scheitern sollte deshalb nicht negativ bewertet, sondern als Learning genutzt werden.

Der CBA Aachen 2023 hielt für die Besucher:innen zahlreiche Einblicke und Impulse dazu bereit, wie sie durch die systematische Digitalisierung, Integration und Nutzung von Business Applications ihre internen Abläufe optimieren, in Wertschöpfungsnetzwerken kooperieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Schröer und Stroh betonen in ihrer Zusammenfassung noch einmal die Rolle der Fachveranstaltung für die Verbindung von Anbietern und Anwendern. „Der CBA Aachen spiegelt die Quintessenz dessen wider, was wir das ganze Jahr über machen: Die Community pflegen und Fragen dazu beantworten, wie uns Business Software bei unseren Aufgaben hilft, wie wir sie weiterentwickeln und nutzen können. Letztendlich soll Software uns helfen, unsere Arbeit leichter zu machen“, schließen Schröer und Stroh die Veranstaltung. Der Termin für den CBA Aachen 2024 steht auch bereits fest. Am 19. Juni 2024 trifft sich die Community wieder, um über drängende Fragen integrierter Business Applications zu diskutieren. Interessierte können sich jetzt schon unverbindlich für die Teilnahme vormerken lassen. cba-aachen.de.

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Spezialisierte Branchenlösungen für schnellen Einsatz

SAP Industry Cloud macht Innovationen flexibel einsetzbar

St. Ingbert im Juli 2023. Für Unternehmen mit komplexen Strukturen bieten ERP-Systeme in der Verwaltung der Geschäftsprozesse viele Vorteile. Doch die Entwicklung der Systeme erfordert Zeit – und je umfassender beziehungsweise schwieriger sich die Integration erweist, desto länger dauert die Implementierung. Zudem muss die Software häufig an die Geschäftsprozesse angeglichen werden. Müssen Änderungen vorgenommen werden, ist es auch möglich, dass das ERP-System, an dem so lange gearbeitet wurde, sich sehr weit vom SAP-Standard entfernt hat. „Sollen schnelle Anpassungen im Unternehmen erfolgen, liegen darin große Nachteile. Nachträgliche Änderungen sind zwar möglich, gehen neben Zeitaufwand aber auch meist mit hohen Kosten einher. Genau bei diesen Herausforderungen setzt die SAP Industry Cloud an“, sagt Dr. Michael Anderer, Geschäftsführer der retailsolutions AG.

Vernetzbare Ergänzungen

Bei den cloudbasierten Lösungen der SAP Industry Cloud handelt es sich um Ergänzungen, Erweiterungen und Nachfolgeprodukte, die von der SAP oder von Partnern entwickelt wurden. Sie lassen sich mit SAP S/4HANA Cloud und SAP Business Technology Platform (BTP) in existierende Systeme integrieren und auch untereinander vernetzen. „Dabei bieten die spezialisierten Branchenlösungen Unternehmen genau die Unterstützung, die sie gerade brauchen, um ihre Kerngeschäftsprozesse zu optimieren, zu erweitern und zu transformieren“, berichtet Dr. Anderer und ergänzt: „So können Unternehmen die bestehenden Capabilities effizient erweitern und die neuesten branchenrelevanten Innovationen sowie Funktionalitäten nutzen, um schnell und flexibel auf ein sich veränderndes Geschäftsumfeld zu reagieren.“ Branchenübergreifend reichen die Lösungen dabei von Personal/HR-Applikationen über Preismanagement-Tools bis hin zu spezifischen Retail-Lösungen.

Integration klären, Performance testen – und direkt starten

Mit Preismanagement-Applikationen können Unternehmen beispielsweise die Effizienz ihrer Preis- und Kalkulationsprozesse steigern. Andere Lösungen unterstützen hingegen bei der Beschleunigung der Produktentwicklung oder optimieren das Retourenmanagement. Für Retailer gibt es spezifische Branchenlösungen wie SAP Returnable Packaging Management, das zirkuläre Logistikflüsse für Mehrweg- und Umlaufverpackungen wie Container und Paletten ermöglicht, oder SAP Omnichannel Promotion Pricing Service, kurz OPPS. Das Tool unterstütz Händler beispielsweise dabei, auf allen Kanälen – vom stationären Laden bis zum Webshop – einheitliche Preise auszuspielen. „retailsolutions bietet mit der Anwendung Promotion Planning & Calendar, kurz PP&C, ebenfalls eine Lösung im SAP® Store an, mit der sich Werbeaktionen anhand von Echtzeitdaten zentral an einem Ort planen, erstellen und Abverkäufe genau prognostizieren lassen. Dies optimiert die operative Planung und gewährt wertvolle Insights für strategische Entscheidungen“, so Dr. Anderer. Bevor die Applikationen allerdings live gesetzt werden und den Category Manager unterstützen können, gilt es unbedingt die Integration zu klären und die Performance zu testen.

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Datensicherheitsexperte: „Neues EU-USA-Datenschutz­abkommen ist so fragwürdig wie die beiden Vorgänger“

Detlef Schmuck: „Unternehmen sollten sich nicht auf neues Data Privacy Framework verlassen, weil es einer Überprüfung durch den Europäischen Gerichtshof wohl nicht standhalten wird.“

Hamburg, 12. Juli 2023 – „Das neue Data Privacy Framework für den Datenaustausch zwischen der EU und den USA wird sich als ähnlich fragil erweisen wie die beiden Vorgänger Safe Harbor und Privacy Shield“, mutmaßt der Hamburger Datensicherheitsexperte Detlef Schmuck. Er begründet:

„Der Datenschutz spielt in den USA eine viel geringere Rolle als in Europa. Darüber lässt sich auch mit noch so ausgeklügelten Rechtsverordnungen nicht hinwegtäuschen, solange sich in der Substanz nichts ändert.“ Er warnt: „Die Bürger und Unternehmen in der Europäischen Union werden damit in einer falschen Sicherheit gewiegt, die faktisch überhaupt nicht gerechtfertigt ist.“

Die sogenannte Äquivalenzentscheidung der EU-Kommission stuft Detlef Schmuck als „in der Sache falsch ein“. „Es ist weder eine Anhebung des US-Datenschutzes auf EU-Niveau noch eine Absenkung der europäischen Standards auf den niedrigen Level der USA zu verzeichnen. Äpfel und Birnen kann man auch mit noch so viel politischem Willen und juristischem Sachverstand nicht gleichmachen“, widerspricht der Hamburger Datensicherheitsexperte dem Brüsseler EU-Justizkommissar Didier Reynders.

Nach Einschätzung von Detlef Schmuck wird der Europäische Gerichtshof (EuGH) dem neuen Data Privacy Framework binnen weniger Jahre den Garaus machen. Die beiden Vorgängerregelungen Safe Harbor und Privacy Shield hatte der EuGH nach einer Klage des österreichischen Juristen Max Schrems für unwirksam erklärt. Schrems hat bereits eine Klage vor dem EuGH gegen den jüngsten – dritten – Versuch angekündigt. „Der Privacy Shield hat drei Jahre gehalten, dem Data Privacy Framework gebe ich höchstens einen ebenso langen Gültigkeitszeitraum“, sagt Detlef Schmuck.

Der europäischen Wirtschaft rät der Datensicherheitsexperte daher, weiterhin personenbezogene Daten konsequent im Rechtsraum der EU zu speichern und zu verarbeiten. „Eine Auslagerung personenbezogener Daten in US-Clouddienste sollte vermieden werden, weil die von der Politik herbeigeredete Rechtssicherheit gar nicht gegeben ist“, rät Detlef Schmuck. Der Ratschlag kommt nicht ganz uneigennützig: Der von ihm gegründete Clouddienst TeamDrive arbeitet ausschließlich im Rechtsraum der Bundesrepublik Deutschland und erfüllt alle hierzulande geltenden gesetzlichen Anforderungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die Grundsätze zur ordnungs­mäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) des Bundesfinanzministeriums und ist sogar für die Nutzung durch Berufsgeheimnisträger wie Anwälte, Ärzte oder Steuerberater geeignet. „Besser auf Nummer sicher gehen statt sich auf offensichtlich wackelige EU-Versuche zu verlassen“, wirbt Detlef Schmuck für deutsche Datendienste.

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Foto von Tima Miroshnichenko

Deutsche Kleiderstiftung begrüßt Vorschläge der EU-Kommission zur Kreislaufwirtschaft für Textilien

Helmstedt, 12.07.2023 – Umweltschädlich und teuer in der Entsorgung: In der EU entstehen jedes Jahr 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle. Allein an Schuhen und Bekleidung fallen 12 Kilogramm pro Person und Jahr an. Nur ein Bruchteil davon wird recycelt. Anfang Juli hat die EU-Kommission daher Vorschläge vorgelegt, die darauf abzielen, Produzenten an den Kosten für die Entsorgung der Textilien zu beteiligen. So sollen Anreize geschaffen werden, weniger Abfälle zu produzieren und Textilien so herzustellen, dass diese einfacher recycelt werden können. Auch die Deutsche Kleiderstiftung sieht enormen Handlungsbedarf, um den Ausbau des Sektors für die getrennte Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und das Recycling von Textilien voranzutreiben.

„Bei Verpackungen, Batterien und Elektrogeräten kennen wir die Möglichkeiten einer verantwortungsvollen Abfallwirtschaft bereits“, sagt Ulrich Müller, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Kleiderstiftung. „Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, dass diese auch auf Textilien ausgeweitet wird.“ Aktuell werden laut EU-Kommission nur 22 Prozent der Schuhe und Bekleidung wiederverwendet, der Rest landet auf Deponien oder wird verbrannt. „Das ist eine Katastrophe für die Umwelt und extrem kostenintensiv“, sagt Müller.

Aus diesem Grund begrüßt die Deutsche Kleiderstiftung die Vorschläge der EU-Kommission zur Kreislaufwirtschaft für Textilien ausdrücklich. Als gemeinnützige Organisation sammelt sie bundesweit Textilien und Schuhe, vorrangig, um humanitäre Hilfsprojekte umzusetzen. Von den Veränderungen ist die Stiftung daher unmittelbar betroffen.

  • Anreize für umweltschonendere Nutzung von Textilien
  • Zusätzliche Gelder sollten in Sammlung und Recycling fließen
  • Kleiderstiftung bietet Unterstützung für Hersteller und Händler

Besonders die geplante positive Berücksichtigung von Sozialunternehmen, die in der Sammlung und Behandlung von Textilien tätig sind, stößt auf Zuspruch. „Gemeinnützige Sammelorganisationen wie die Kleiderstiftung müssen angemessen unterstützt werden, um ihren beiden Rollen, die der Akteurin der Kreislaufwirtschaft und die der sozialen Hilfsorganisation, weiter gerecht werden zu können“, fordert Müller. Dies gelte insbesondere für die vorgesehenen finanziellen Investitionen in Kapazitäten für die getrennte Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und das Recycling.

Die Deutsche Kleiderstiftung steht zu ihrer Verantwortung im Umgang mit gebrauchten Textilien. Sie bietet entsprechend der erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien im Bereich der Sammlung daher verschiedene Serviceleistungen für Hersteller und Händler. So steht sie als Partnerin beispielsweise für stationäre wie online abgewickelte Rücknahmesysteme, zur Übernahme von Restanten für humanitäre Zwecke und für Beratung und Austausch von Kompetenzen mit dem Ziel einer sinnstiftenden Kreislaufwirtschaft zur Verfügung.

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Foto von Anna Shvets

Geflüchtete aus der Ukraine: Knapp die Hälfte beabsichtigt längerfristig in Deutschland zu bleiben

Ergebnisse der zweiten Befragung ukrainischer Geflüchteter: Fast die Hälfte beabsichtigt zu Beginn des Jahres 2023 längerfristig in Deutschland zu bleiben – Erwerbstätigkeitsquote gegenüber Spätsommer 2022 etwas gestiegen, Erwerbsabsicht hoch – Großteil der Geflüchteten lebt in privaten Unterkünften, psychisches Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verbessert sich leicht – Politik sollte zügig Klarheit über künftige Aufenthaltsperspektiven schaffen

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Die Lebensbedingungen und Teilhabechancen dieser Geflüchteten haben sich hierzulande seitdem verbessert: Zu Beginn des Jahres 2023 besucht die Mehrheit von ihnen einen Sprach- oder Integrationskurs oder hat diesen bereits abgeschlossen, fast vier von fünf geflüchteten Ukrainer*innen leben in einer privaten Wohnung oder einem Haus. Der Anteil der erwerbstätigen Geflüchteten ist zwischen Spätsommer 2022 und Jahresbeginn 2023 leicht gestiegen. Unter den nicht erwerbstätigen Geflüchteten besteht ein hohes Interesse, eine Arbeit aufzunehmen. Fast die Hälfte der ukrainischen Geflüchteten beabsichtigt mittlerweile längerfristig in Deutschland zu bleiben, Tendenz steigend. Das sind einige Ergebnisse der zweiten Befragungswelle der Studie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland (IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung)“. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Forschungsprojekt des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Forschungszentrums des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Bereits im vergangenen Spätsommer wurden mehr als 11 000 geflüchtete Ukrainer*innen zwischen 18 und 70 Jahren in ganz Deutschland befragt, Anfang 2023 dann erneut fast 7 000 Personen dieser Gruppe, um die aktuellen Lebensbedingungen und Veränderungen zu dokumentieren. „Das Zwischenfazit ist durchaus ermutigend – die gesellschaftliche Teilhabe hat zuletzt deutliche Fortschritte gemacht“, erklärt Markus M. Grabka, SOEP-Direktoriumsmitglied im DIW Berlin. „Ein Selbstläufer ist das jedoch nicht“, ergänzt Yuliya Kosyakova, Leiterin des Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“ am IAB in Nürnberg. „Die Geflüchteten benötigen Planungssicherheit, ob sie sich in Deutschland langfristig aufhalten dürfen – auch wenn der Krieg beendet sein wird. Gerade für den Deutscherwerb und die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sind die Perspektiven enorm wichtig.“

Vielfach langfristige Bleibeabsichten

Obwohl bisher nicht klar ist, ob und für wie lange das derzeit bis März 2024 befristete Aufenthaltsrecht für Ukrainer*innen verlängert werden wird, beabsichtigt zu Beginn dieses Jahres mit 44 Prozent fast die Hälfte der Geflüchteten längerfristig – also zumindest noch einige Jahre oder sogar für immer – in Deutschland zu bleiben. Gegenüber dem Spätsommer 2022 sind das fünf Prozentpunkte mehr. Von den 71 Prozent derjenigen Personen, die nicht für immer in Deutschland bleiben möchten, planen 38 Prozent, nach Kriegsende in die Ukraine zurückzukehren, weitere 30 Prozent wollen einen engen Kontakt nach Deutschland halten und zumindest zeitweise hier leben. Eine große Rolle für die Bleibeabsichten spielen die familiäre Situation und die soziale Integration: Wer beispielsweise ein*e Partner*in im Ausland hat, beabsichtigt deutlich seltener für immer in Deutschland zu bleiben. Geflüchtete, die auf (Aus-)Bildungssuche sind, gute Deutschkenntnisse haben und sich hierzulande willkommen fühlen, wollen hingegen wahrscheinlicher für immer bleiben.

Hohe Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen

Insbesondere beim Erlernen der deutschen Sprache gibt es bis Anfang 2023 deutliche Fortschritte: Drei von vier ukrainischen Geflüchteten haben zu diesem Zeitpunkt einen oder mehrere Deutschkurse besucht oder bereits abgeschlossen, am häufigsten einen Integrationskurs. Die Deutschkenntnisse haben sich nach eigener Einschätzung der Geflüchteten seit dem Spätsommer 2022 verbessert: „Sehr gute“ oder „gute“ Deutschkenntnisse bescheinigen sich Anfang 2023 zwar mit acht Prozent nur wenige Geflüchtete, die Antwort „es geht“ fällt mit 27 Prozent (gegenüber zuvor 14 Prozent) jedoch deutlich häufiger. Der Anteil der Geflüchteten, die angeben „gar nicht“ der deutschen Sprache mächtig zu sein, hat sich mehr als halbiert (auf 18 Prozent Anfang 2023).

„Da ein Großteil der Geflüchteten zu Jahresbeginn noch einen Integrationskurs besuchte, sollte der Anteil mit Abschlüssen mittlerweile weiter gestiegen sein. Durch weitere Sprachkursbesuche sowie den Austausch im Privaten und im künftigen beruflichen Alltag dürften sich die Deutschkenntnisse noch weiter verbessern“, erklärt Nina Rother, Leiterin des Forschungsfelds „Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ am BAMF-FZ in Nürnberg.

Aufgrund der hohen Beteiligung an Sprach- und Integrationskursen, die die künftigen Arbeitsmarktchancen verbessern, ist die Erwerbstätigkeitsquote im Vergleich zum Spätsommer 2022 nur etwas gestiegen: 18 Prozent der 18- bis 64-Jährigen gehen zu Beginn des Jahres 2023 einer Beschäftigung nach, im Spätsommer 2022 waren es 17 Prozent. Über zwei Drittel der ukrainischen Geflüchteten, die Anfang 2023 (noch) nicht erwerbstätig waren, wollen dies sofort oder innerhalb des kommenden Jahres tun. Das dürfte sich dann auch positiv auf das (bedarfsgewichtete) Haushaltseinkommen der Geflüchteten auswirken, das zum Befragungszeitpunkt bei durchschnittlich 850 Euro liegt. Der Medianwert, also das Einkommen genau in der Mitte der Verteilung, beträgt unter den geflüchteten Ukrainer*innen nur 750 Euro und ist damit insgesamt weniger als halb so hoch wie in der Gesamtbevölkerung in Deutschland.

Psychisches Wohlbefinden von minderjährigen Geflüchteten nach wie vor oft beeinträchtigt

Einen erheblichen Teil der Geflüchteten machen Kinder und Jugendliche aus: Etwa jede zweite Ukrainerin ist mit mindestens einem minderjährigen Kind nach Deutschland gekommen, knapp die Hälfte dieser Kinder ist jünger als zehn Jahre. Die meisten Kinder und Jugendlichen haben ihren Eltern zufolge insgesamt eine gute oder sehr gute Gesundheit. Das psychische Wohlergehen hat sich im Vergleich zur ersten Befragung leicht verbessert, liegt aber nach wie vor unter den Normwerten von anderen Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

Während fast alle schulpflichtigen Kinder aus der Ukraine eine allgemein- oder berufsbildende Schule besuchen, nehmen nur wenige Eltern die Kindertagesbetreuung in Anspruch – auch wenn die Nutzung zunimmt: Jedes zweite Kind im Alter bis einschließlich sechs Jahren nimmt zu Beginn des Jahres 2023 eine außerhäusliche Kinderbetreuung in Anspruch. „Ein ausreichend großes Angebot an KiTa-Plätzen ist für die große Gruppe ukrainischer Geflüchteter in Deutschland wichtig. Für Eltern, um Sprachkurse besuchen und eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu können – und für Kinder, um die Sprache zu lernen, einen strukturierten Alltag zu haben und Freunde zu finden“, betont Andreas Ette, Leiter der Forschungsgruppe Internationale Migration am BiB in Wiesbaden.

Darüber hinaus empfehlen die Studienautor*innen der Politik, schnell über die Verlängerung des vorübergehenden Schutzes ukrainischer Geflüchteter über März 2024 hinaus zu entscheiden oder andere längerfristige Aufenthaltsperspektiven zu schaffen. Vor dem Hintergrund der vielfach geäußerten Bleibeabsichten der Geflüchteten sei dies zentral: „Investitionen in die soziale Teilhabe und in Beschäftigungsverhältnisse setzen Planungs- und Rechtssicherheit sowie verlässliche Aufenthaltsperspektiven voraus – sowohl für die Geflüchteten selbst als auch für die deutsche Gesellschaft“, resümieren die Forschenden. Zudem seien weiterhin ausreichende finanzielle Mittel und Personal für Integrationsprogramme, Bildung und Ausbildung erforderlich.

Die Studie ist im DIW Wochenbericht 28/2023 erschienen und hier abrufbar: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.877240.de/23-28.pdf

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Foto von Mike Chai

Bessere Erkenntnisse zu neuen Cyberbedrohungen als Teil des „Automated Moving Target Defense“-Konzepts (AMTD)

Mit fünf Maßnahmen zur RPA-Sicherheit

Autor: Michael Kleist

Der Einsatz von Automatisierungslösungen wie Robotic Process Automation ist mit Sicherheitsgefahren verbunden. Ohne Verwaltung, Sicherung und Überwachung der Zugangsdaten bleiben RPA-Anwender selbst sowie die Bots extrem verwundbar. Mit einer integrierten Identity-Security-Lösung, die Berechtigungskontrollen auf alle Identitäten – menschliche und nicht-menschliche – anwendet, können Unternehmen die Risiken entscheidend reduzieren.

Die Robotic Process Automation (RPA) ist ein wirksames Mittel für die Prozessoptimierung. Die Nutzung verspricht viele Vorteile wie eine Zeit- und Kosteneinsparung, eine Erhöhung der Qualität, eine Reduzierung manueller Tätigkeiten oder eine Beseitigung redundanter Arbeitsabläufe. Aber RPA bringt auch Herausforderungen in puncto Sicherheit mit sich.

So entstehen wie bei jeder Digitalisierung auch bei RPA-Implementierungen zahlreiche neue digitale Identitäten in Form von RPA-Bots. Jeder dieser Bots benötigt privilegierte Anmeldeinformationen, um auf geschäftskritische Applikationen, Systeme und Ressourcen zuzugreifen und Aufgaben durchzuführen – sei es beim Datentransfer oder bei der Erstellung von Reports. Bei „Unattended Bots“ gibt es dabei keine menschliche Interaktion oder Überwachung der Prozesse, sodass die Sicherheitsrisiken sehr hoch sein können. Wenn Angreifer die privilegierten Anmeldeinformationen in die Hände bekommen, können sie Bots für böswillige Zwecke umprogrammieren, beispielsweise um Daten zu zerstören, den Betrieb lahmzulegen, Systeme zu sabotieren, Zahlungen umzuleiten oder Malware zu verbreiten.

In vielen Unternehmen gehören die Bot-Entwickler zum IT-Team, aber zunehmend konzipieren auch die sogenannten „Citizen Developer“, also Nicht-IT-Mitarbeiter in den Fachabteilungen, RPA-Anwendungen, um Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Diese Benutzer fokussieren nicht unbedingt Security-Themen. Um Sicherheitsrisiken von Anfang an auszuschließen, sollte deshalb für alle Bot-Entwickler eine Lösung zur Verfügung stehen, die eine intuitive, automatische Verwaltung von Bot-Anmeldeinformationen unterstützt – ansonsten kann der Geschwindigkeitsgewinn durch die Automatisierung sehr schnell zu Lasten der IT-Sicherheit gehen. Und natürlich muss auch der Zugriff des Bot-Entwicklers selbst als privilegiertes Recht entsprechend stark gesichert werden.

Die meisten Unternehmen kennen die Gefahren, die der RPA-Einsatz beinhaltet. Aufgrund von Sicherheitsbedenken verlangsamen deshalb auch 63 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland die Einführung von RPA-Anwendungen und Bots. So lautet ein Ergebnis der aktuellen Untersuchung „2023 Identity Security Threat Landscape“ von CyberArk.

Michael Kleist, Area Vice President DACH bei CyberArk (Quelle: CyberArk)

 

5 konkreten Maßnahmen

Mit fünf konkreten Maßnahmen können Unternehmen aber die Risiken mindern und dabei die beiden scheinbar widersprüchlichen Ziele Sicherheit und Geschwindigkeit in Einklang bringen:

  1. Initiale Einbindung der Security-Abteilung

In vielen Fällen sind die Sicherheitsteams nicht über RPA-Initiativen informiert. Erst in letzter Minute werden sie hinzugezogen, um sie zu genehmigen. Die Einbindung der Security zu Beginn eines RPA-Projekts, um Sicherheitsstandards festzulegen, reduziert die Risiken und spart Zeit, da erforderliche „Nachbesserungen“ überflüssig werden.

  1. Überprüfung der bestehenden Bot-Kontrollen

Unternehmen sollten die vorhandenen Credential-Management-Richtlinien überprüfen, um mögliche Sicherheitslücken zu ermitteln: Dabei ist unter anderem folgendes zu klären: Wo werden die Credentials gespeichert? Gibt es Parameter, die sicherstellen, dass die Passwörter eindeutig und komplex sind? Wie oft werden die Zugangsdaten geändert? Gibt es Authentifizierungsebenen für den Abruf von Anmeldedaten? Existiert eine Möglichkeit, die Verwendung von Credentials zu überwachen und zu auditieren? Die Beantwortung dieser Fragen zeigt diejenigen Bereiche auf, in denen unter Sicherheitsaspekten ein akuter Handlungsbedarf besteht.

  1. Beseitigung überflüssiger Berechtigungen

Die Begrenzung des Datenzugangs ist eine zentrale Maßnahme für die Erhöhung der Sicherheit. In der Regel sollten Bots also nicht auf Anwendungen oder Datenbanken zugreifen können, die sie nicht benötigen. Unternehmen müssen folglich die Zugriffsrechte der Bots überprüfen und überflüssige Berechtigungen eliminieren.

  1. Limitierung der Nutzung von Hard-coded Credentials

Die direkte Einbettung von Authentifizierungsdaten in RPA-Lösungen vergrößert die Sicherheitsgefahren und die Angriffsfläche. Zum einen sind Hard-coded Credentials nur schwer – wenn überhaupt – zu ändern. Zum anderen werden sie offengelegt, wenn Skripte gemeinsam genutzt werden, unter Umständen auch öffentlich, wenn sich Skripte in Code-Repositories befinden. Die Nutzung von Hard-coded Credentials muss deshalb unbedingt vermieden werden – dazu gehört auch die von einigen Lösungen angebotene Ablage in der RPA-Plattform. Eine Möglichkeit zur Vermeidung besteht darin, alle fest kodierten privilegierten Credentials aus Bot-Skripten zu entfernen und durch einen API-Aufruf zu ersetzen, der auf die in einem zentralen Repository gespeicherten Anmeldedaten zugreift. Idealerweise werden dabei auch die Anmeldedaten regelmäßig erneuert und nur zur Laufzeit zur Verfügung gestellt.

  1. Automatisierung der Credential-Management-Prozesse

Die Umsetzung von Security Best Practices im RPA-Kontext ist zwar prinzipiell einfach, aber bei Tausenden oder sogar Hunderttausenden von Bots manuell nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Die Automatisierung von Credential-Management-Prozessen bietet hier eine entscheidende Entlastung der Mitarbeiter – unabhängig davon, ob sie RPA-Bots entwickeln oder RPA-Deployments genehmigen. Durch die Speicherung aller Anmeldeinformationen in einem zentralen Repository können Unternehmen beispielsweise Sicherheitsstandards für Bots und Applikationen durchsetzen, automatisch komplexe Passwörter erstellen und regelmäßig ändern sowie Hard-coded Credentials aus Bots entfernen.

Zielgerichtet können Unternehmen die mit RPA-Anwendungen verbundenen Gefahren mit einer Identity-Security-Lösung abwehren. Sie fokussiert die Sicherung aller Identitäten – sei es eine Person, eine Maschine oder etwa eine RPA-Anwendung. Zu den Vorteilen einer solchen Lösung gehört, dass sie eine Identität sicher authentifiziert, sie mit den richtigen Berechtigungen autorisiert und ihr auf strukturierte Weise Zugang zu kritischen Ressourcen gewährt. Ein automatisiertes Identity Security Framework kann damit auch entscheidend zur erfolgreichen und vor allem sicheren Umsetzung von RPA-Initiativen beitragen.

 

Der Lösungsansatz von CyberArk zur Sicherung von RPA Credentials im Überblick (Quelle: CyberArk)

 

 

 

 

 

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Freelancer-Kompass 2023

Größte Freelancer-Umfrage im DACH-Raum

Web-Angriffe auf den Handel – Wie steht es um Deutschland?

K5-Konferenz News Alert: Ein Überblick des Status Quo und der gängigen Methoden von Cyberkriminellen aus der Keynote von Robert Zeithammel, Regional Sales Manager bei Akamai, auf der K5-Konferenz

Laut des brandneuen E-Commerce „State of the Internet“ (SOTI)-Report von Akamai werden Händler in Deutschland besonders häufig Opfer von Angriffen: Mit über 70 Prozent der Web-Angriffe auf den Handel führt Deutschland Europaweit. Zwischen Januar 2022 und März 2023 haben knapp 835 Milliarden der schädlichen Bots den EMEA-Handel angegriffen.


„Die Daten des SOTI-Reports zeigen, dass Einzelhandel und E-Commerce im Fokus von Cyberangriffen und Betrug im Internet stehen, wobei Deutschland in Bezug auf die Anzahl der Angriffe weltweit auf Platz zwei liegt“, sagt Robert Zeithammel, Regional Sales Manager bei Akamai.

„E-Commerce-Betrug nimmt viele Formen an und hat unmittelbare Auswirkungen auf den Umsatz, durch unterbrochene Kundentransaktionen, Account-Übernahmen oder Affiliate-Betrug.“

In diesem Zusammenhang erläutert Zeithammel die vier wichtigsten Angriffsvektoren und deren Auswirkungen, um die jeder Handel wissen sollte:

Bots 

Akamai Research hat beobachtet, wie Botnets für verschiedene Scalping-Operationen eingesetzt werden. Scalper entwickeln ihre eigenen Bots oder kaufen Bot-Software, die das automatisierte Sammeln von Artikeln und die Ausführung von Kaufprozessen ermöglichen. Damit können Cyberkriminelle während großer Verkaufsveranstaltungen limitierte Artikel oder Produkte mit hoher Nachfrage und geringem Bestand horten und mit einem höheren Preis weiterverkaufen.

Account-Übernahmen

Die Übernahme von Accounts durch Diebstahl von Logindaten hat viele Folgen, zum Beispiel den Weiterverkauf oder die Mitnutzung von Accounts, betrügerische Käufe und den Diebstahl von Treuepunkten oder Gutscheinen. Potenzielle langfristige Auswirkungen sind der Vertrauensverlust bei Kunden, die Überlastung der Security-, Betrug- und Marketing-Teams sowie strafrechtliche Folgen für Unternehmen und hohe interne Abwicklungskosten. Die gängigsten Methoden, um Logindaten zu stehlen sind unter anderem Phishing-Mails und das Ausspionieren durch Malware.

Audience-Hijacking

Audience-Hijacking bezeichnet das Phänomen, bei dem unautorisierte Werbung und Pop-ups Kunden von Online-Shops weglocken, auf deren Seite sie sich gerade befinden. Das funktioniert über Browser-Erweiterungen, die die unautorisierte Platzierung eines Links auf der Website eines Online-Shops ermöglichen. Beim Klick auf solch einen Link, leitet dieser die Kunden an konkurrierende Shops weiter, oder auch an Plattformen von Betrügern, die nur schwer vom Original zu unterscheiden sind oder sogar an schädliche Websites, die den Nutzern automatisch Malware auf ihren Endgeräten installieren und somit für erhebliche Datenschutz- und Sicherheitsrisiken sorgen. Die Folgen sind neben erheblichen Umsatzeinbußen und der Störung der Customer Journey auch ein Vertrauensverlust bei Kunden.

Affiliate-Betrug

Affiliate-Betrug kann über eine Browser-Erweiterung durchgeführt werden, die eine betrügerische Referral-ID lädt und es einem Dritten ermöglicht, Gutschriften für Affiliate-Verkäufe zu erhalten, die er nicht getätigt hat. Im Endeffekt führt Affiliate-Betrug zu überhöhten Auszahlungen für die Betrüger, zu Einkommensverlusten für die tatsächlichen Affiliates und zur Beeinträchtigung des ROI des werbetreibenden Unternehmens.

Die vier wichtigsten Angriffsvektoren

 

 

 

 

MXDR: Managed Extended Detection and Response

MXDR: Des Mittelstands rechter Haken gegen Hacker​

Cyberattacken treffen alle Unternehmen, egal ob groß oder klein. Dennoch gibt es einen Unterschied: KMUs kämpfen mit ganz anderen Bandagen gegen Hacker als Großkonzerne. Ontinue, führender Experte für Managed Extended Detection and Response (MXDR), beleuchtet, mit welchen Security-Herausforderungen kleine und mittelständische Firmen konfrontiert sind.​

Erpresserische Ransomware, Angriffe auf Server oder Einschleusen von Malware: Hacker haben zig Methoden ersonnen, um Unternehmensdaten zu stehlen oder Infrastrukturen lahmzulegen. Spezialisten können neue Bedrohungen gar nicht so schnell entschärfen, wie sie entstehen. In großen Unternehmen beschäftigen sich ganze Abteilungen oder sogar eigene Security Operation Center mit der Abwehr von Cyberattacken. KMUs können da angesichts ihrer geringeren Größe kaum mithalten und stehen gleich vor mehreren Hürden beim Aufbau ihrer Cyberresilienz:

Fehlendes Fachpersonal: Das Ringen um gut ausgebildete IT-Security-Spezialisten gewinnen meist vermeintlich attraktivere Arbeitgeber. Bekannte Marken und Großkonzerne, die oft auch deutlich höhere Löhne zahlen, wirken auf Bewerberinnen und Bewerber nun einmal anziehender als ein kleines oder mittelständisches Unternehmen. Durch fehlende IT-Experten sind KMUs ganz besonders darauf angewiesen, externe Dienstleistungen und Managed Services zu nutzen, um ihre Daten zu schützen und Compliance-Richtlinien zu erfüllen.

Kleine Budgets: Ein eigenes Security Operation Center (SOC), das den Sicherheitsstatus der Firma ständig im Blick hat, ist kostenintensiv und wäre für KMUs eine überdimensionierte Investition. Aus eigener Kraft können die Firmen also nicht alle möglichen Einfallstore der Hacker kontrollieren. Durch die Anschaffung verschiedener Security-Lösungen versuchen KMUs ihr Netzwerk und ihre Daten bestmöglich zu schützen. Doch die Konsolidierung dieser Tools gelingt selten. Resultat: Lücken im Sicherheitsnetz.

Geringe Innovationskraft: KMUs fehlen meistens einfach die Ressourcen, um alle Trends im Bereich Cybersecurity aufzuspüren und umzusetzen. Wenn sie nicht die Hilfe und Beratung externer IT-Dienstleister in Anspruch nehmen, besteht die Gefahr, dass sie Maßnahmen erst verspätet umsetzen und so nicht optimal vor Cyberangriffen geschützt sind.

Wie können kleinere Unternehmen also diese Herausforderungen meistern und ihre Cyberresilienz stärken? Für die Verwaltung ihrer Cybersicherheitsanforderungen sollten Firmen auf Managed Extended Detection and Response (MXDR)-Lösungen setzen. Sie ermöglichen KMUs einen Zugang zu umfassenden und aktuellen Cybersicherheitsdiensten, die normalerweise zu teuer oder zu komplex wären, um sie intern zu verwalten. Solche Plattformen verbinden etwa KI-basierte Automatisierung mit Expertenwissen, um IT-Umgebungen kontinuierlich zu bewerten und die Sicherheitslage von Unternehmen zu verbessern. Die Plattform erkennt Sicherheitsrisiken, beschleunigt die Reaktion auf akute Bedrohungslagen und erhöht die Cyberresilienz des Unternehmens.

Auch sensibilisierte und wachsame Mitarbeitende sind neben der automatisierten Erkennung und Bekämpfung von Cyberattacken ein wirkungsvoller Schutz vor Hackern. Unternehmen sollten Zeit investieren, um auf allen Hierarchie-Ebenen eine widerstandsfähige Cyber-Kultur aufzubauen. Alle sollten wissen, wie sie etwa Phishing-E-Mails erkennen oder welche sicheren Praktiken im Homeoffice gelten.

„Kleine und mittelständische Unternehmen haben andere Voraussetzungen, um sich gegen Cyberkriminalität zu wehren.“

 

 

„Kleine und mittelständische Unternehmen haben andere Voraussetzungen, um sich gegen Cyberkriminalität zu wehren“, betont Jochen Koehler, VP EMEA Sales bei Ontinue. „Dieser Umstand muss aber kein Nachteil sein. Die Nutzung der Dienste etablierter Anbieter verbessert deutlich die Sicherheit ihrer Security-Landschaft.“

 

Jochen Koehler, Vice President EMEA Sales bei Ontinue (Quelle: privat)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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