Oberstes Gebot für KI: Wissen aufbauen
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, IT und die Art, wie wir damit arbeiten, grundlegend zu verändern. Dazu gilt es jedoch, den Einsatz zu untersuchen und Wege zu finden, sich der Technologie zu nähern. Wie das gelingen kann und Konzepte der Künstlichen Intelligenz im Unternehmen Einsatz finden können, erläutert Dirk Eisenberg, Chief Technology Officer bei Matrix42 im Gespräch.
Herr Eisenberg, jedes Unternehmen sollte sich mit den Konzepten der künstliche Intelligenz beschäftigen, auch wenn vielleicht aktuell kein Einsatz geplant ist. Wie kann man sich KI aus Ihrer Sicht sinnvoll und pragmatisch nähern? Wie handhaben Sie das in Ihrem Hause?
Künstliche Intelligenz trägt bereits im Namen etwas magisches und damit etwas unnahbares. Im Unternehmenskontext führt genau diese Emotion oft dazu, das sich Technologie-Verantwortliche zu spät oder gar nicht mit dem neuen Thema beschäftigen. Oberstes Gebot muss es also sein, die Magie in Verständnis umzuwandeln. Das gelingt durch kleine, ganz konkrete Projekte in Verbindung mit guter Fachliteratur. Bei Matrix42 kombinieren wir den Einsatz moderner E-Learning Plattformen wie Plurasight oder LinkedIn-Learning mit punktuellen Projekten wie z.B. automatische Übersetzung der Hilfe oder einer Ähnlichkeitserkennung für Incidents. Daraus baut sich ein Fundus an Fachwissen auf, mit dem Teams dann sehr komplexe KI-Projekte angehen können – wie z.B. der Matrix42 Virtual Support Agent Marvin.
Wie profitieren Ihre eigenen Innovationen davon?
Da IT-Innovationen immer aus dem Zusammenspiel möglichst diverser Teams entstehen, wirkt der kontinuierliche Aufbau von KI-Wissen wie ein Katalysator. Teams erlangen neue Werkzeuge zur Lösung von Herausforderungen aus einer ganz anderen Problem-Domäne. Dadurch ergeben sich für die umsetzenden Teams ganz neue Perspektiven und Ansätze; und dadurch entstehen Innovationen und Lösungen, die sich deutlich von den traditionellen Pfaden abheben. Dieses Vorgehen ist aber nicht nur auf KI begrenzt, es kann auf alle Bereiche der IT angewendet werden. Aus diesem Grund fördern wir bei Matrix42 cross-funktionale Teams und arbeiten länder- und kulturkreisübergreifend. Die Agilisierung solcher Prozesse unterstützen wir mit unseren Produkten, wodurch unsere Kunden ebenfalls von unseren Erfahrungen profitieren können. Digitale Transformations- und Organisationsprojekte werden somit optimal unterstützt.
Welche Technologien und Konzepte im Rahmen von Künstlicher Intelligenz stehen bei Ihnen zur Zeit besonders auf der Watchlist?
Künstliche Intelligenz lebt von der Analyse großer Datenmengen, um daraus Modelle abzuleiten, die dann eine sehr gute Vorhersage zu einem bestimmten Problem treffen können. Jeder unserer 5000 Kunden hat einen ganz persönlichen Fußabdruck, der KI-technisch erfasst werden muss. Im Interesse unserer Kunden suchen wir nach Lösungen um diese Datenmengen sinnvoll und DSGVO-konform zu verarbeiten. Dabei spielen Scale-Out Technologien, wie Container-Farmen angetrieben durch Kubernetes, eine genauso große Rolle wie die Nutzung verschiedener KI-Frameworks. Oft mit Fokus auf die Python Community. Eine gute Balance zwischen Cloud- und On-Premise Technologien ist uns dabei sehr wichtig, um die Datenschutzanforderungen unserer Kunden zu respektieren. Pattern-basierte Analyseverfahren ähnlich zu denen, die wir bereits im Security-Bereich rund um DLP und IntellAct einsetzen, wirken dabei unterstützend.
Wie lauten Ihre Prognosen hinsichtlich der Entwicklung im Bereich schlauer Algorithmen?
Den schlauen Algorithmus gibt es nicht! Unsere Geräte und die Cloud gewinnen mehr und mehr an Leistungsstärke. Die Handy-Hersteller integrieren KI-Funktionen direkt in die Hardware, um den Rechenbedarf für viele miteinander kombinierte Algorithmen bereitzustellen. Es ist schon imposant zu sehen, was ein hochmoderner M1 Chip auf ARM-Basis leisten kann. Dieser Trend wird sich fortsetzen: Was heute nur im Rechenzentrum möglich ist, wird morgen in der Hosentasche ablaufen. Damit lassen sich viele Algorithmen zu einem großen Ganzen kombinieren und das ergibt die Illusion von wirklicher künstlicher Intelligenz. Das Wichtige für uns Software-Hersteller ist dabei, die Potenziale paralleler Abarbeitung von Aufgaben im Blick zu behalten um Moores Law auch im KI-Bereich am Leben zu halten.
KI und Cloud: Welche zukünftigen Potenziale sehen Sie hier noch?
In der Geschichte der IT gibt es einen immer wiederkehrenden Zyklus, die Abläufe vom Endgerät in das Data-Center und wieder zurück zu bringen. Diesem Zyklus folgt ebenfalls das Thema KI. Um vor allem in kritische Bereiche vorzudringen, muss KI mehr in die Fläche gebracht werden. Schnelle Netze wie der im Rollout befindliche 5G-Standard helfen dabei sicher – aber der Trend von leistungsfähigen Chip in den Smartphones und die Implementierung von Edge- und Fog-Computing-Systemen ist ein Potenzial, was gerade erst gehoben wird. Das größte Potenzial bietet aber die Verbesserung der Module durch massive Datenanalyse in der Cloud, in Verbindung mit der lokalen Entscheidungsfindung durch ein trainiertes Modul direkt auf dem Endgerät. Dazu sind wir heute in der Lage, und das wird KI auch in kritische System weiter vordringen lassen.
Wann wird aus Ihrer Sicht aus Marketing-KI „echte KI“?
Es ist nicht auszuschließen, das wir irgendwann verstehen, welche Prozesse in unserem Organismus die Selbstwahrnehmung auslösen. Sich selbst beobachten zu können, ist ein wesentlicher Eckpfeiler dessen, was wir Menschen als Intelligenz bezeichnen. Algorithmen und Datenstrukturen werden uns weiterhin helfen, mathematische Musterkennung zu nutzen, um intelligent wirkende Schlüsse zu ziehen oder Vorhersagen zu treffen. Bis zu wirklichen, denkenden Maschinen ist es noch ein weiter Weg und es bleibt spannend, ob unsere Generation diese Fortschritte noch erleben darf.
KI und Quantencomputing: Glauben Sie daran, dass sich diese beiden Trends bereits in wenigen Jahren gegenseitig befeuern werden? Und wenn ja, inwiefern?
Quantencomputing hat durchaus das Potenzial, neuartige Algorithmen einer ganz eigenen Leistungsklasse hervorzubringen. Mit diesen Algorithmen könnten sich schneller Entscheidungen und Vorhersagen ableiten lassen oder auch das notwendige Trainingspotenzial von KI-Modellen deutlich reduzieren.
Über Dirk Eisenberg
Dirk Eisenberg ist als Chief Technology Officer verantwortlich für die Produkt-Strategie und die technische Weiterentwicklung der Matrix42 Workspace Management Software. Er verantwortet maßgeblich Innovation, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit unserer Produkte. Darunter fällt ganz besonders die ganzheitliche Zusammenführung des Produktportfolios auf Basis der Digital Workspace Management Plattform (DWP), die Transformation in die Cloud und die Integration passender M&A Ziele.
Weitere Informationen unter:
www.matrix42.com