Nachhaltigkeitsmanager am Limit: Jeder zweite plant Jobwechsel

Einblicke in den „Sustainability People Report 2024“ von Christoph Herzog

Wie zufrieden sind Nachhaltigkeitsmanager:innen mit ihrem Job? Wie steht es angesichts steigender Anforderungen durch neue Berichtspflichten wie die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive um ihren Workload? Und schlägt sich die zunehmende Aufmerksamkeit für das Berufsbild durch Kund:innen, Geschäftspartner:innen und andere Stakeholder auch im Gehalt nieder? Diesen und weiteren Fragen geht der erste Gehalts- und Zufriedenheitsreport für das Nachhaltigkeitsmanagement von The Sustainability People Company in Zusammenarbeit mit EY und Haufe Sustainability nach. Er liefert überraschende Einsichten: Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, den Arbeitgeber in den kommenden zwei Jahren wechseln zu wollen. Gleichzeitig schätzen aber auch ebenso viele ihren Job und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.

 

Über den Autor: Christoph Herzog ist Chefredakteur von Haufe Sustainability – dem Portal für nachhaltige Unternehmensführung. Er interessiert sich für die strategischen Potenziale nachhaltigen Wirtschaftens und ist davon überzeugt, dass Unternehmen angesichts sozialer und ökologischer Herausforderungen Verantwortung übernehmen müssen.

 

Gemischte Gefühle bei den Nachhaltigkeitsmanager:innen

Der „Sustainability People Report“ zeichnet ein sehr gemischtes Bild der Stimmung unter den Nachhaltigkeitsmanager:innen in Unternehmen: 72 Prozent der Befragten berichten von einer zunehmenden Arbeitsbelastung über die letzten drei Jahre, und über ein Drittel (38 Prozent) fühlt sich in ihrem Job tendenziell überfordert. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Trotz des hohen Workloads gibt die Mehrheit von 61 Prozent an, derzeit mit ihrem Job zufrieden zu sein. Die Gründe dafür: Spannende Arbeitsinhalte (91 Prozent) sowie hohe Gestaltungsfreiheit (89 Prozent) dicht gefolgt von einem allgemein guten Arbeitsklima (86 Prozent).

Unzufriedenheit = hohe Wechselbereitschaft. Eine einfache Rechnung

Fast die Hälfte der Sustainability Manager:innen (49 Prozent) plant in den nächsten zwei Jahren, den Arbeitgeber zu wechseln. Auf der Liste der Top-3-Gründe für die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job liegt eine schleichende emotionale Distanzierung bzw. Desillusionierung ganz oben: 65 Prozent der teilnehmenden Sustainability Manager:innen, die planen das Unternehmen kurzfristig zu verlassen, leiden darunter, dass ihre Arbeitgeber in Sachen Nachhaltigkeit auf der Stelle treten und nichts vorangeht. 57 Prozent berichteten von fehlenden personellen Ressourcen und Budgets. Und jeweils 56 Prozent nennen mangelnde Unterstützung durch die Unternehmungsführung, mangelnde Transparenz bei Unternehmensentscheidungen und mangelnde Aufstiegs- bzw. Weiterentwicklungschancen als Grund für ihre Frustration. Hier sind die Unternehmen in der Pflicht, das Thema Nachhaltigkeit ernsthaft voranzutreiben, denn es rückt neben den gesetzlichen Vorgaben auch aufgrund der steigenden Sensibilität von Kund:innen, Mitarbeitenden und Geschäftspartner:innen immer näher ans Kerngeschäft heran.

Der „Wunschzettel“ der Nachhaltigkeitsmanager:innen

Auf die Frage, was sich Nachhaltigkeitsmanager:innen von ihren Unternehmen wünschen, wurden als wichtigste Faktoren flexible Arbeitszeiten (87 Prozent), Weiterbildung und Karriereförderung (82 Prozent) sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf (79 Prozent) genannt. Ein attraktives Gehalt belegt hingegen nur einen Platz im Mittelfeld des Rankings (52 Prozent der Befragten, die in ihrem aktuellen Job bleiben wollen; 50 Prozent der Wechselwilligen).

Let´s talk about the money

Der Job von Nachhaltigkeitsmanager:innen wird immer wichtiger für Unternehmen – schlägt sich dies auch in ihren Gehältern wider? Der Report zeigt: Das mittlere Jahresgehalt (Median) der Nachhaltigkeitsmanager:innen in Deutschland liegt bei 72.000 Euro pro Jahr. Dabei verdienen erfahrene Nachhaltigkeitsmanager:innen im Mittel jährlich 49.500 Euro (+68 Prozent) mehr als Quereinsteiger:innen.

Die Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagements verursacht je nach Unternehmensgröße unterschiedliche Kosten. Kleine Unternehmen (< 500 Mitarbeitende) müssen mit jährlichen Kosten zwischen 97.000 und 323.000 Euro rechnen. Mittlere Unternehmen (501-5.000 Mitarbeitende) benötigen 110.000 bis 510.000 Euro pro Jahr. Großunternehmen (> 5.001 Mitarbeitende) sollten 770.000 bis 1.610.000 Euro einplanen. Diese Schätzungen basieren auf der Anzahl der notwendigen Nachhaltigkeitsmanager:innen und den entsprechenden Budgets. Um ein solides Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen, braucht es qualifizierte Ressourcen, einschlägiges Wissen, ein belastbares internes Netzwerk und ein angemessenes Budget.

 

Drei Tipps für das Sustainability Management in Ihrem Unternehmen

Strategische Ziele und Etappenerfolge festlegen: Analysieren Sie die Ist-Situation Ihres Unternehmens und definieren Sie klare, spezifische Ziele für das Nachhaltigkeitsmanagement. Passen Sie Ihre Strategie individuell an Ihr Unternehmen an, um maßgeschneiderte und erreichbare Ziele zu setzen.

Mitarbeiter:innen einbeziehen: Integrieren Sie Ihre Mitarbeitenden aktiv in den Prozess der Nachhaltigkeit. Schaffen Sie ein Bewusstsein und zeigen Sie die Vorteile von Maßnahmen auf, um Motivation und Akzeptanz zu erhöhen.

Neue Methoden und Tools implementieren: Finden Sie geeignete Lösungen und Tools, um nachhaltige Ziele zu erreichen. Beispielsweise können Sie Mitarbeitenden statt fossilen Dienstwagen ein flexibles Mobilitätsbudget anbieten.

 

 

Warum jetzt in Nachhaltigkeitsmanagement investiert werden muss

Auch unabhängig von gesetzlichen Vorgaben bringt die frühzeitige Einführung eines aktiven Nachhaltigkeitsmanagements zahlreiche Vorteile mit sich. Sie verbessert den Zugang zum Kapitalmarkt, fördert das Kundenwachstum, optimiert den Ressourceneinsatz und steigert die Effizienz der Compliance. Um die Herausforderungen des Nachhaltigkeitsmanagements erfolgreich zu meistern, ist es wichtig, die ESG-Regularien zu kennen, Kundenwünsche zu berücksichtigen und darauf basierend eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.

Eine Investition in qualifizierte Ressourcen, umfassende Weiterbildung und ein belastbares internes Netzwerk ist unerlässlich, um ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement zu gewährleisten. Unternehmen sollten die Chance nutzen, ihre Sustainability Manager:innen zu unterstützen und deren wertvolle Arbeit zu schätzen, um langfristig von deren Expertise und Engagement zu profitieren.

Über die Studie:

Für den „Sustainability People Report“ hat The Sustainability People Company in Zusammenarbeit mit EY und Haufe Sustainability im Mai 2024 532 Personen befragt. Um die Unabhängigkeit dieser Studie sicherzustellen, wurde Dr. Manuel Reppmann mit der Umsetzung beauftragt. Manuel Reppmann forscht seit über zehn Jahren zum Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen. Alle Daten wurden anonym erhoben und ausgewertet und werden streng vertraulich behandelt. Die beteiligten Unternehmen haben nur aggregierte Informationen (keine Rohdaten) erhalten.

Zur Studie:
https://www.haufe.de/corporate-sustainability/downloads/people-report?akttyp=organische%20suche&med=google&aktnr=84834&wnr=04393672

 

Über den Autor:

Christoph Herzog ist Chefredakteur von Haufe Sustainability – dem Portal für nachhaltige Unternehmensführung. Er interessiert sich für die strategischen Potenziale nachhaltigen Wirtschaftens und ist davon überzeugt, dass Unternehmen angesichts sozialer und ökologischer Herausforderungen Verantwortung übernehmen müssen.