Insolvenzbewältigung: NRW setzt Maßstäbe bei Transfergesellschaften

Nordrhein-Westfalen zeigt, wie Beschäftigte in der Insolvenzphase besser abgesichert werden können. Die Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA) verweist auf die enge Verzahnung von Landesmitteln und Europäischem Sozialfonds (ESF), die bundesweit einmalig ist, und fordert andere Bundesländer angesichts von über drei Millionen Arbeitslosen zum Nachziehen auf.

„Ohne die finanzielle Stütze durch NRW und den ESF wäre es nicht möglich, Beschäftigten im Insolvenzfall über eine Transfergesellschaft neue Perspektiven zu eröffnen“, erklärt Geschäftsführer Harald Müller. Die Kombination aus Landesförderung und europäischem Beitrag sei ein Alleinstellungsmerkmal, das den Arbeitsmarkt entlaste.

Tatsächlich profitieren derzeit Belegschaften des Fliesenherstellers Deutsche Steinzeug und des Pharmaproduzenten Krewel Meuselbach von dieser Unterstützung. Die BWA betreut beide Projekte und vermittelt entlassene Fachkräfte aktiv an neue Arbeitgeber. „Wir unterstützen beim Match-Making, damit qualifizierte Mitarbeiter schnell neue Einsatzfelder finden“, betont Müller.

Besonders hebt er die gute Zusammenarbeit mit dem NRW-Arbeitsministerium (MAGS), den Regionalagenturen und der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung hervor. Auch die Bezirksregierungen, die über ESF-Projekte entscheiden, seien eng eingebunden. „Natürlich braucht es viel Know-how im Umgang mit Verwaltungs- und Prüfbehörden“, räumt Müller ein. „Doch wir haben gelernt, die Förderinstrumente praxisgerecht einzusetzen und können so auch weitere Unternehmen unterstützen.“

Transfergesellschaften wirken als „sozialer Rettungsanker“: Statt sofort in die Arbeitslosigkeit zu fallen, wechseln Betroffene für bis zu zwölf Monate in eine solche Gesellschaft. Dort erhalten sie Transferkurzarbeitergeld in Höhe von bis zu 80 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens. Die Zeit wird für Qualifizierung, Bewerbungscoaching und Vermittlung genutzt – mit Erfolg. Laut Bundesagentur für Arbeit finden 70 bis 80 Prozent der Teilnehmenden innerhalb von sechs Monaten eine neue Anstellung. Zum Vergleich: Nach direkter Arbeitslosigkeit gelingt dies nur rund jedem Vierten innerhalb eines Jahres.

„Damit verbindet das Instrument soziale Verantwortung mit ökonomischer Vernunft“, fasst Müller zusammen. „Unternehmen vermeiden Imageschäden, Beschäftigte finden schneller neue Wege, und die Sozialsysteme profitieren von der zügigen Reintegration.“

Die BWA, seit über 25 Jahren aktiv in Personalentwicklung, Outplacement und Beschäftigtentransfer, versteht sich als neutraler Mittler zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Mehr als zehntausend Arbeitnehmer haben mit ihrer Hilfe bereits neue berufliche Chancen gefunden. Neben klassischem Coaching begleitet die Akademie Change-Management-Prozesse, vermittelt Führungskräfte oder unterstützt bei Existenzgründungen. Geschäftsführer Harald Müller und Mitinhaberin Astrid Orthmann sind zudem international vernetzt – etwa im Diplomatic Council der Vereinten Nationen oder in Stiftungen, die den sozialverträglichen Strukturwandel fördern.

Textlizenz:

https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de