Gemeinsam unternehmen
Bei der Suche nach neuen Karriereperspektiven sollten Fachkräfte die Möglichkeiten des Franchising nicht außer Acht lassen.
Die Franchisebranche hat nach Angaben des Deutschen Franchiseverbandes (DFV) im vergangenen Jahr ein moderates Wachstum erzielt: So wuchs die Zahl der Franchisepartner um 1,3 Prozent auf rund 117 700, die Zahl der Franchisebetriebe um 1,7 Prozent auf über 156 000 und die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben ebenfalls um 1,3 Prozent auf mehr als 686 000 Mitarbeiter. Der Umsatz der bundesweit rund 950 Franchisesysteme legte um 4,3 Prozent auf 99,2 Milliarden Euro zu, die Umsätze der Franchisepartner wuchsen um durchschnittlich 2,6 Prozent. Kein Wunder, dass der DFV bei optimistischen Prognosen für das laufende Jahr nach neuen Franchisepartnern sucht. Gefunden werden sollen diese vor allem unter den Fachkräften.
Die Zahl der wechselwilligen Fachkräfte beläuft sich laut aktueller Schätzungen auf rund vier Millionen. Die Gründe für den Wunsch nach Veränderung sind unterschiedlich und reichen nach Angabe des Personalvermittlers randstad von zu geringer Vergütung über mangelnde Anerkennung bis zu fehlenden Karriereperspektiven. Doch nicht jeder Interessierte eignet sich als Franchisenehmer. Welche Voraussetzungen sollten Franchisenehmer erfüllen? Für Anja Haverkamp, Leiterin Franchise bei Nordsee, muss der Franchisenehmer „unsere Begeisterung für Fisch und Gastlichkeit bzw. Kundenbetreuung, Marketing und Teamarbeit“ teilen: „Natürlich müssen künftige Partner auch Spaß an der Führung und Motivation ihrer Teams mitbringen.“ Wer dann noch „eine entsprechende kaufmännische Qualifizierung, einen stabilen wirtschaftlichen Hintergrund und erste Erfahrungen in der Branche einbringt“, sei bei Nordsee genau richtig. Im Gegenzug bietet das Unternehmen, das bis spätestens 2018 die Hälfte aller Stores mit Franchisenehmern zu betreiben plant, eine stabile Marke und Unterstützung von der Standortsuche bis hin zum Marketing.
Nach Ansicht von Felix Peckert, Chef des Bonner forum franchise und systeme und Kenner der Szene,„muss der Franchisegründer persönlich bei den Banken überzeugen“. Es komme „auf seine Fähigkeiten als angehender Unternehmer, seine Ressourcen und Motivation an“. Ein gutes Franchisekonzept helfe weiter, eine „ereignisreiche Historie“ schade. Vor allem aber ist eine gewisse Summe an Eigenkapital erforderlich. Schließlich liegt die Investition für einen Franchisebetrieb bei durchschnittlich rund 50 000 Euro, bei manchen Franchisesystemen sogar bei über 200 000 Euro, von denen rund 25 000 bis 75 000 Euro als Eigenkapital verlangt werden. In der Regel werden von Franchisenehmern keine Branchenkenntnisse erwartet, auch wenn diese natürlich vorteilhaft sind: Das erforderliche Know-how erhält der Franchisenehmer vom Systemgeber. Geschäftskonzept sowie fachliche und persönliche Qualifikation müssten zusammenpassen, so Peckert. Daher existiere auch kein Standardprofil über alle Systeme: „Entscheidend ist, welche Soft Skills erforderlich sind, um mit dem Konzept erfolgreich sein zu können.“ Auch müsse sich der Franchisenehmer als „Teil der Markenwelt“ verstehen. Nicht zuletzt sind eine schnelle Auffassungsgabe und das Erkennen neuer Chancen notwendig, die Fähigkeit, „seinen Markt zügig zu erschließen“. Auch das soziale Umfeld ist entscheidend: Es muss hinter dem Franchisenehmer und der Selbständigkeit stehen.
Eigenes Erfolgspotenzial besser abschätzen
Wem die Eröffnung neuer Betriebe zu riskant ist, dem eröffnet die Übernahme bereits etablierter Stores eine Alternative. Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer des DFV, sieht angesichts der Zahlen – jeder zweite Betrieb ist länger als zehn Jahre am Markt – beträchtliches Potenzial: „Wie überall im Mittelstand ist die Unternehmensnachfolge auch für die Franchisewirtschaft ein zentrales Thema.“ Unternehmensgründer könnten „ihre Entscheidung für einen Standort auf der Basis von Echtzahlen treffen und damit das eigene Erfolgspotenzial besser abschätzen.“ Viele Systeme wie etwa Nordsee unterstützen ihre Partner bei der Entscheidung entweder für die Eröffnung eines neuen oder bei der Übernahme eines etablierten Betriebs. Schließlich hängt der künftige Erfolg der Franchisesysteme davon ab, wie sie sich „in den Bereichen Arbeitgebermarke und -reputation“ behaupten können. Hier spielt auch der digitale Wandel eine Rolle, wie Brodersen betont: „Für Franchisenehmer geht es jetzt darum, sich der Herausforderungen des umfassenden digitalen Wandels bewusst zu werden und sich optimal dafür zu rüsten, um mit ihren Geschäftsmodellen und Produkten zukunftsfähig zu bleiben.“
Literatur
Franchisegeber und -nehmer aufgepasst! Know-how erfolgreich vermitteln, neue Produkt- bzw. Dienstleistungsideen generieren und mit System zur Marktreife entwickeln.
Aktuelle Forschungsergebnisse, Best-Practice-Beispiele und Interviews weisen Interessierten den Weg, wie sie mit Franchising langfristig erfolgreich werden.
Die Autoren:
Mag. Waltraud Martius
Univ.-Prof. Dr. Achim Hecker
Univ.-Prof. Dr. Birgit Renzl
Gestalter künftiger Wirtschaftsstrukturen
Für den Wirtschaftswissenschaftler Professor Günter Faltin besteht „Entrepreneurship“ im „Erkennen, Schaffen und Nutzen von Marktchancen“. Die technologische Innovation spielt für Faltin eine zwar wichtige, aber keinesfalls die einzige Rolle. Mindestens genau so wichtig ist das Erkennen gesellschaftlicher Trends. Unternehmer, die sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen am Markt durchsetzen, werden zu „Gestaltern künftiger Wirtschaftsstrukturen“. Das gilt auch für Franchisesysteme und -betriebe.
Autor:
Dr. Ralf Magagnoli
Bildquelle / Lizenz: flickr.com / 110529-O-ZZ999-010
LAE, Papua New Guinea (May 29, 2011) The Pacific Partnership 2011 soccer team forms up during an exhibition soccer match. Pacific Partnership is a five-month humanitarian assistance initiative that completed its mission in Tonga and Vanuatu, is in Papua New Guinea, and will visit Timor Leste, and the Federated States of Micronesia. (U.S. Navy photo by Kristopher Radder/Released)