Ein Jahr bis zum Anpfiff: Cybersecurity bei der Fußball-WM 2026

Ein Kommentar von Darren Anstee, CTO für Sicherheit bei Netscout

Nächstes Jahr um diese Zeit wird alle Aufmerksamkeit auf die Fußball-Weltmeisterschaft gerichtet sein. Die Vorfreude steigt bereits jetzt, denn dieses Turnier findet in den USA, Kanada und Mexiko statt und verspricht 39 Tage lang ein sportliches Erlebnis auf höchstem Niveau.  Angesichts der zunehmenden Größe und des Umfangs des Turniers im nächsten Jahr müssen jedoch komplexe Herausforderungen im Bereich der Cybersecurity bewältigt werden.

Darren Anstee, erläutert auf Grundlage seiner mehr als 20-jährigen Erfahrung in der Cybersecurity-Branche einige der Risiken, denen die Turnierorganisatoren, Sponsoren, Medienunternehmen und Anbieter kritischer Infrastrukturen ausgesetzt sind, wie sich diese Risiken verändert haben und welche Best Practices für deren Management es gibt:

„Eine der größten Cyber-Bedrohungen für alle, die mit der Durchführung dieser hochkarätigen Veranstaltungen zu tun haben, sind Distributed-Denial-of-Service-Angriffe (DDoS). Diese Attacken sind eine beliebte Waffe, da sie leicht zu generieren, schwer zurückzuverfolgen sind und Veranstaltungen auf mehreren Ebenen stören können, von der Medienberichterstattung über den Verkauf von Merchandise-Artikeln bis hin zur physischen Infrastruktur.

Leider haben wir in den letzten Jahren einen enormen Anstieg in der Anzahl und Raffinesse von Hacktivisten-Gruppen beobachtet, die DDoS-Angriffe einsetzen. Diese Gruppen sind oft in erster Linie geopolitisch motiviert und verfügen über umfangreiche Ressourcen sowie Zugang zu hochentwickelten Angriffstools. Große Sportveranstaltungen werden von Hacktivisten als legitimes Ziel angesehen, daher ist es für eine erfolgreiche Abwehr unerlässlich, ihre Fähigkeiten und ihre Entwicklung zu verstehen.

Von den Olympischen Sommerspielen 2012 in London bis zur EURO 2024 im letzten Jahr in Deutschland greifen Angreifer regelmäßig globale Sportveranstaltungen mit DDoS-Angriffen an. Das Ausmaß und die Sichtbarkeit der Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Verbindung mit den anhaltenden geopolitischen Spannungen macht das Turnier zu einem bevorzugten Ziel für Cyberkriminelle. Außerdem bietet die geografisch verteilte Präsenz des Events eine große Angriffsfläche.

Auch wenn das Turnier noch fast ein Jahr entfernt ist, müssen wir davon ausgehen, dass Angreifer bereits jetzt damit beginnen, die Abwehrmaßnahmen der Organisatoren, Sponsoren und kritischen Infrastrukturanbieter – insbesondere der Internetdienstanbieter (ISPs) – zu sondieren, um deren Fähigkeiten zu erfassen. Wenn man von früheren Erfahrungen ausgeht, ist im Vorfeld des Wettbewerbs alle paar Monate mit einer Welle von Angriffen zu rechnen, da die Angreifer Erkundungen durchführen und ihre eigenen Tools und Fähigkeiten testen.

Um potenzielle Störungen zu vermeiden, ist eine gute Vorbereitung entscheidend. Das Verständnis der aktuellen Bedrohungslage und die Sicherstellung einer einheitlichen Verteidigungsfähigkeit entlang der gesamten Lieferkette sind unerlässlich. Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern auch um Bedrohungsinformationen und die richtigen operativen Ressourcen und Prozesse.

Da die Fußball-Weltmeisterschaft am 11. Juni 2026 beginnt, haben die Organisatoren, Sponsoren und Anbieter kritischer Infrastrukturen nun knapp ein Jahr Zeit, um sicherzustellen, dass sie bereit sind, die Welt zu empfangen – einschließlich der Bedrohungsakteure.“