Digitale Transformation und KI
In den kommenden Jahren werden KI und Automatisierung unsere menschlichen Fähigkeiten erweitern
Ein echtes Hindernis auf dem Weg in die digitale Transformation ist die Cyberkriminalität. Durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten sowie durch Industriespionage und Sabotage entstanden im Jahr 2023 der deutschen Wirtschaft 206 Milliarden Euro Schaden. Das ergab die repräsentative Bitkom-Studie vom September 2023. Immer mehr Attacken kommen aus Russland und China. Erstmals fühlt sich eine Mehrheit von 52 Prozent der Unternehmen durch Cyberattacken in ihrer Existenz bedroht. Verfassungsschutz-Vizepräsident Sinan Selen sagte bei der Vorstellung der Studie: „Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung fügen sich nahtlos in unsere Lageeinschätzung ein. Wir sind mit einer verstetigten hohen Bedrohung durch staatliche und nicht-staatliche Cyberakteure konfrontiert.“ Der Krieg im Netz ist also voll entbrannt, demnach scheint auch die Sensibilisierung der Unternehmen an Fahrt aufzunehmen. Unternehmen stellen einen immer größeren Anteil ihres IT-Budgets für Cybersicherheit bereit. Die digitale Transformation und die Umstellung auf hybride Cloudinfrastrukturen sowie Homeworker haben die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Geschäfte realisieren, verändert. Es reicht nicht mehr aus, sich auf einen Netzperimeter zu verlassen. Dazu kommt, dass viele Unternehmen immer noch mit diversen Sicherheitslösungen und -tools arbeiten, die schlecht integriert sind. Für die Sicherheitsteams bedeutet das, mehr Zeit mit manuellen Aufgaben zu verbringen. Außerdem hat die Zunahme von Datenschutzverletzungen und die Verschärfung der weltweiten Compliance-Regeln den Schutz von Netzwerken erschwert. Unternehmen die gerade neue digitale und datengetriebene Geschäftsmodelle auf Basis der Cloud- und IIoT-Technologien umsetzen, rät Ilona Simpson, CXO Advisor bei Netskope, sich mit den Möglichkeiten rund um Secure Access Service Edge (SASE), „sässie“ ausgesprochen, zu beschäftigen. SASE ist eine Technologie, die softwaredefinierte Netzwerkfunktionen mit Netzwerksicherheit zusammenführt. Das cloudbasierte Architekturkonzept ist eine Kombination aus einem erweiterten und aus einer Zweigstelle bereitgestellten SD-WAN-Edge und umfassenden Sicherheitsdiensten, die über die Cloud laufen. „Unternehmen erkennen mittlerweile, dass die traditionellen Sicherheitsarchitekturen für die neuen Cloudtechnologien nicht mehr geeignet sind und Firmen, die ihre Sicherheit nicht auf einen einheitlichen Zero-Trust-Ansatz umstellen, setzen ihre digitale Infrastruktur zunehmend Cyberrisiken aus,“ erklärte llona Simpson. Ob zur Abwehr von Cyberattacken oder als Grundlage für neue digitale Geschäftsmodelle, die neuen Technologien rund um künstliche Intelligenz und Machine Learning (ML) halten Einzug in Unternehmen und unser Privatleben.
„Mehr als 206 Milliarden Euro Schaden durch Cyberkriminalität“
Zum Beispiel mit ChatGPT oder Google Gemini haben wir nun alle Zugang zu generativer KI. Aber ist das wirklich die Demokratisierung von KI und ML und welche Trainingsmodelle und Daten stecken dahinter? Zum Beispiel hat sich QuantPi das Ziel gesetzt, Europa und die globale Gemeinschaft nachhaltig zu beeinflussen, indem es Pionierarbeit bei der sicheren Nutzung von generativer KI leistet. Das Start-up für KI-Vertrauensmanagement ist 2020 aus dem CISPA-Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit und der Universität des Saarlandes hervorgegangen. Während es Anbietern und Nutzern an Ressourcen und Technologien fehlt, um die Risiken generativer KI-Systeme zu beherrschen, bauen die KI-Spezialisten die notwendigen Schutzmaßnahmen auf. Aktuell hat das Start-up 2,5 Mio. Euro Förderung vom Europäischen Innovationsrat (EIC) erhalten für den Aufbau einer Plattform für vertrauenswürdige generative KI. „Mit dem Fördergeld erweitern wir unsere KI-Testtechnologie und bauen die erste automatisierte Risikomanagement-Plattform für generative KI-Systeme, welche die Umsetzung von Verordnungen wie dem EU AI Act erleichtern wird“, erklärte dazu CEO Philipp Adamidis. Für Anbieter von generativen KI-Systemen bietet diese Technologie eine Möglichkeit, höchste ethische Standards in ihr Produkt zu integrieren. „Unternehmen, die GenAI-Tools kaufen möchten, können den Risikobewertungsprozess während der Beschaffung automatisieren, um ihren Kundenstamm zu schützen und sicherzustellen, dass nur in hochwertige KI investiert wird“, ergänzte Philipp Adamidis. Wer sichtbar machen möchte, wie künstliche Intelligenz die Wirtschaft und den Alltag bereits heute und künftig transformiert, sollte sich die KI-Landkarte der Plattform Lernender Systeme anschauen, auch im Hinblick darauf neue Geschäftsmodelle zu entdecken.
Aber wie setze ich jetzt die ersten KI-Projekte in die Praxis um und welches Mindset sollte ich mitbringen? „Das Wichtigste für ein produktives KI-Projekt ist nicht tiefes Fachwissen im Bereich Machine Learning – das kann man sich dazu holen – sondern eine Vision, was man erreichen will. Offenheit und die Bereitschaft, Dinge auszuprobieren, zu lernen, und schnell umzusteuern, wenn sich neue technologische Möglichkeiten bieten oder etwas nicht funktioniert“, betonte Maximilian Vogel von Big Picture im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich empfehle, einen Bereich mit großem Automatisierungspotential zu identifizieren und direkt – alleine oder mit einem Partner – in ein kleines Umsetzungsprojekt zu starten, das bei Erfolg ausgebaut werden kann.“
Neue Geschäftsmodelle entstehen momentan auch rundum digitale Zwillinge (digital twins). Kurz gesagt, repräsentiert ein digitaler Zwilling ein reales Objekt in der digitalen Welt. In der Praxis geht es darum, ein hochkomplexes virtuelles Modell zu erstellen, das das exakte Gegenstück, oder der Zwilling, eines physischen Objekts ist. Die Technologie verschafft der Industrie Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit im Produktlebenszyklus und Verbesserungen beim Thema Forschung und Entwicklung. Viele Vordenker sind davon überzeugt, dass digital Twins schon bald die am häufigsten benutzte Applikation in der Industrie sein wird. Das Metaversum bietet im Hinblick darauf auch neue Geschäftsmodelle für Unternehmen. Zum Beispiel verdeutlicht die Partnerschaft zwischen Siemens und Nvidia die anstehende Transformation sehr gut. Die beiden Konzerne wollen mit „Xcelerator“ eine digitale Plattform für die Industrie schaffen und Unternehmen ins Metaversum bringen. Hauptsächlich geht es bei der Zusammenarbeit um den digitalen Zwilling. Dazu sollen das Siemens-Xcelerator-Ökosystem und die Omniverse-Plattform von Nvidia verknüpft werden. Die neuen Technologien verändern nicht nur die Industrie in ihrer Wertschöpfung rasant, sondern eigentlich alle Branchen, wie auch die der Logistik. Ob humanoide Roboter, fliegende Warenhäuser oder selbstfahrende Züge und Lkw: Die Zukunft der Logistik besteht aus Innovationen durch die schlaue Kombination neuer Technologien. Zum Beispiel wird so KI mit Sensorik und Robotik zum neuen Treiber der digitalen Transformation. Also, die Technologien sind alle da und vorhanden, Unternehmer sollten sich Zeit nehmen und die neuen Technologien verstehen lernen, um dadurch für das eigene Business zum Beispiel neue Automatisierungsmöglichkeiten zu entdecken. Im Hinblick darauf können neue KI-Geschäftsmodelle durchaus das Potential aufbringen, um das eigene Bestandsgeschäft zu disruptieren. Natürlich stehen Sie dann vor neuen Herausforderungen. Aber genau dann haben Sie richtig gehandelt, um auch in Zukunft noch am Markt zu bleiben. Um die erfolgreiche digitale Reise zu starten, empfiehlt Sebastian Wohlrapp von diconium, zum Schluss: „Hört auf, wahllos zu digitalisieren! Blinder Aktionismus ist die falsche Herangehensweise. Der Kauf einer digitalen Lösung transformiert ein Unternehmen nicht. Analysiert Eure Ausgangslage! Unternehmen müssen ihre Fähigkeiten vor dem Start in die Transformationsphase hinterfragen. Welche Rolle soll das Unternehmen in Zukunft in welchen Ökosystemen spielen? Das schafft die Grundlage für alles, was danach kommt. Wagt Neues und denkt groß! Eine Transformation kann sehr viel Gutes hervorbringen, aber sie ist kein Change, den man einfach managen oder delegieren kann. Unternehmen scheitern meiner Erfahrung nach nicht, weil sie die falschen Dinge tun. Sie scheitern, weil sie zu lange Dinge tun, die früher richtig waren.“
Autor: Bernhard Haselbauer
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