Autopreise steigen und Verkäufe sinken
München – Eine neue Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman, einem Unternehmen von Marsh McLennan in Zusammenarbeit mit JATO Dynamics, dem führenden Anbieter von Automobildaten, untersucht, wie sich steigende Preise und die Umstellung auf Elektromobilität auf den Fahrzeugverkauf und die Erschwinglichkeit auswirken.
Laut der „Automotive Pricing“-Studie haben mehr batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs), Mild-Hybride (MHEVs) und Plug-in-Hybride (PHEVs) dazu beigetragen, dass die Autopreise zwischen 2019 und 2024 um 40 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig gingen die Verkaufszahlen um 22 Prozent zurück. Der Wechsel zu mehr elektrischen Antrieben erklärt etwa die Hälfte des Preisanstiegs (17 von 40 Prozent). Auffällig ist: Nur ein Drittel davon geht auf BEVs zurück, der Rest ist auf andere elektrifizierte Antriebe zurückzuführen. Zusätzlich haben die Inflation und weitere wirtschaftliche Einflüsse einen signifikanten Anteil am Preisanstieg.
Der stärkste Rückgang bei den Autoverkäufen betrifft Fahrzeuge unter 30.000 Euro. Zwar konnten teurere Modelle diesen Rückgang teilweise ausgleichen, doch viele Käufer entscheiden sich entweder für ein kostspieligeres Fahrzeug oder steigen komplett aus dem Neuwagenmarkt aus. Einige günstige Marken konnten sich jedoch gut behaupten: Ein Hersteller erhöhte seine Preise um 48 Prozent und konnte dennoch einen Verkaufsanstieg von 19 Prozent verzeichnen, da er mit einem niedrigen Durchschnittspreis von etwa 15.000 Euro unter einer wichtigen Preisgrenze blieb.
Zwischen 2019 und 2024 stiegen die Nettogehälter in Deutschland um 24 Prozent. Dennoch sank im gleichen Zeitraum die Bezahlbarkeit von Neuwagen um 11 Prozent. Grund dafür sind steigende Fahrzeugpreise und das schwindende Angebot an günstigen Einstiegsmodellen. Immer mehr Verbraucher greifen deshalb auf Finanzierungen, Leasingangebote oder preiswertere Gebrauchtwagen zurück. Da sich der Markt verkleinert und die Zahl kaufkräftiger Kunden begrenzt ist, geraten Autohersteller zunehmend unter Druck. Die Studie weist darauf hin, dass es für viele Unternehmen schwieriger werden könnte, langfristig rentabel zu bleiben.
Steffen Rilling, Associate Partner bei Oliver Wyman, sagt: „Die zunehmende Erschwinglichkeitskrise in der Automobilindustrie erfordert sofortige und strategische Maßnahmen von OEMs und Händlern. Durch die Überarbeitung ihrer Produktportfolios, Angebotsstrukturen, Preisstrategien und Finanzierungsmodelle können Hersteller die Herausforderungen, die durch steigende Preise und sinkende Verkaufszahlen entstehen, effektiv angehen. Diejenigen, die sich schnell und effizient anpassen, werden am besten positioniert sein, um profitabel zu wachsen.“
David Di Girolamo, Global Head of Professional Services bei JATO, ergänzt: „Mit so vielen Veränderungen, die so schnell und intensiv im Automobilmarkt stattfinden, ist es wichtiger denn je, die Verkaufsentwicklung auf einem detaillierten Preisniveau zu verstehen. Um OEMs dabei zu helfen, Umsatzpotenziale zu erkennen, die mit aktuellen und neuen Fahrzeugangeboten profitabel bedient werden können, analysiert JATO die Marktleistung auf granularer Datenebene. Die Studie macht deutlich, welche Auswirkungen Veränderungen der OEMs, der Wechsel zu neuen Antrieben und Preisanpassungen auf das Verhalten der Verbraucher haben. Die Zusammenarbeit mit Oliver Wyman hat unsere Fähigkeit gestärkt, Herstellern fundierte strategische Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.“