Smart City

Neue Mobilitätslösungen für mehr Nachhaltigkeit

Die zunehmende Ver­netzung der Metropolen spiegelt sich auch in den hohen Wachstumsprognosen im Bereich Smart City in Deutschland wider. Laut eco und Arthur D. Little wird der Smart-City-Markt in den kommenden Jahren einer der am schnellsten wachsenden Sektoren weltweit und auch in Deutschland sein. Bis 2022 sollen sich die Umsätze auf rund 43,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Konzepte und Ideen für technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen sind deshalb gefragter denn je. Die schlaue und nach­haltige Stadt der Zukunft baut auf das Internet of Things and Services. Potenziale durch „Sharing & Co.“ fördern z. B. nachhaltige und energieeffiziente Mobilitätslösungen zutage. Viele attraktive Chancen für Unternehmen, die mit neuer Technologie und Ideen die akuten Herausforderungen im Umweltschutz und Verkehr lösen können.

Mehr als das klassische Parken von Fahrzeugen: Parkhäuser fungieren als Standort der „Shared Mobility“-Verkehrsmittel, als „Tankstelle“ der E-Mobilität sowie als Umschlagplatz und Ausgangspunkt für die Güterverteilung auf der letzten Meile.

Eines der dringendsten Probleme, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchen, ist die Planung und Organisation des künftigen städtischen Verkehrs, auch um den Bürgern zukunftsweisende Verkehrskonzepte bei gleichzeitiger Reduktion der klimaschädlichen und gesundheitsschädigen­den Abgase offerieren zu können. „Im Mobilitätssektor werden sich nicht nur die Antriebsverfahren, sondern auch die Nutzungsweise der Verkehrsträger sowie das Mobilitätsverhalten insgesamt verändern“, betont Prof. h. c. Dr. Etezadzadeh, Gründerin und Institutsleiterin des SmartCity.institute.

Dies erfordere u. a. Innovationen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs, des öffentlichen Verkehrs sowie in der urbanen Logistik. Ihrer Meinung nach wird der Durchbruch hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Mobilität im urbanen Raum durch autonome Fahrzeuge erreicht werden. Zusätzlich lassen sich zum Beispiel über offene Cloud-Plattformen vernetzte Verkehrssysteme in Echtzeit organisieren. Gerade für Ballungsgebiete stellt das wachsende Verkehrsaufkommen eine große Herausforderung dar.

Die Evolution des Parkens

In Ballungsräumen wird zum Beispiel ein erheblicher Teil des Verkehrs durch die Parkplatzsuche verursacht. In Deutschland dauert die Parkplatzsuche im Durchschnitt zehn Minuten. Dafür werden zusätzlich 4,5 Kilometer zurückgelegt. Jede Suche belastet die Umwelt mit 1,3 Kilogramm CO2-Ausstoß. Der Parkraumbetreiber Apcoa hat bereits zu Beginn des vergangenen Jahres die App „Apcoa Flow“ auf Basis einer eigens für seine europäischen Märkte entwickelten offenen und skalierbaren digitalen Plattform erfolgreich auf den Markt gebracht.

Philippe Op de Beeck von Apcoa Parking erklärte unserer Redaktion in diesem Kontext: „Bereits zum Start können Kunden in 200 ausgewählten Apcoa-Parkhäusern mit mehr als 100 000 Stellplätzen in ganz Deutschland ohne Ticket ein- und ausfahren sowie bargeldlos bezahlen. Die App findet das nächstgelegene Parkhaus am finalen Reiseziel und navigiert den Fahrer dorthin. Das System erkennt das Fahrzeug berührungslos und die Schranken öffnen automatisch.“

Parkflächen im urbanen Umfeld werden zunehmend an Relevanz gewinnen. Das liegt an einer stärker diversifizierten Nutzung und einer erweiterten Menge an Dienst­leistungen, die dort einer wachsenden Zahl von Kundengruppen angeboten werden. „Parkhäuser werden neben dem klassischen Parken von Fahrzeugen als Dreh- und Angelpunkt für verschiedene Mobilitäts- und mobilitätsnahe Dienst­­leistungen genutzt. Sie dienen als Stand­ort für ‚Shared Mobility‘-Verkehrsmittel – wie Fahrrädern, Roller, Kickscooter und Pkw –, zum elektrischen La­den sowie als Umschlagplatz und Ausgangs­punkt für die Verteilung von Gütern auf der letzten Meile“, ergänzt Philippe Op de Beeck.


„Neutrale Anbieter wie wir stellen als Teil dieser digitalen Infrastruktur eine Plattform bereit,
auf der die Datenströme unterschiedlichster Akteure in der Smart City zusammentreffen,“
so Jens-Peter Feidner.
 
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Vorhandene Parkflächen flexibel nutzbar machen:
Für Philippe Op de Beeck ist das eine Lösung für den innerstädtischen Platzmangel.
 

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Keine Smart City ohne digitale Infastruktur

Für Prof. Chirine Etezadzadeh ist eine Smart City „eine Stadt, die nicht nur auf ihren Selbsterhalt, sondern auch auf den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt ausgerichtet ist. Sie stellt die Lebensqualität aller Bewohner, den Erhalt des Klimas und der lebendigen Umwelt in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung. Eine Smart City strebt nach der Festigung ihrer eigenen Identität, nach lebendiger Vielfalt, sozialer Kohäsion und umfassender Resilienz. Sie hat eine integrierte Stadtverwaltung, die effektiv und nach den Kriterien der Urban Governance arbeitet.

Sie verfügt über geeignete Infrastrukturen und nutzt inter­operable Techniken, die Vernetzung von Systemen sowie die Digitalisierung, um ihre Ziele zu erreichen, ohne sich technischen Innovationen jemals auszuliefern.“ Dabei wird die Digitalisierung in alle Lebensbereiche eindringen, und die Städte werden für dieses Ziel insbesondere ihre urbanen Infrastrukturen modernisieren müssen.

Und noch etwas ist klar: Ohne Smart Services keine Smart Cities. Die technische Basis dafür sind IoT- und Cloud-Plattformen, über welche die Daten gewonnen werden, die dann – ana­lysiert und aufbereitet – in die Smart Services für die Bürger ein- und diesen wieder zufließen. Dabei können sich die „IT-Plattformen unabhängig von der Größe einer Stadt zu einer Art kommunalem Gehirn entwickeln“, weiß Chirine Etezadzadeh vom Smart City Institute. Ausgerüstet mit einer VR-Brille und einem 3-D-Drucker könnten z. B. technische Außendienstmitarbeiter der Stadt die „klei­nen grauen Zellen“ dieses kommunalen Gehirns anzapfen, um schneller und besser War­tungen und Repa­­ra­turen an der Ver­kehrsinfrastruktur durchzuführen.

Das Fundament der Smart City bilden digitale Infrastrukturen, also Rechenzentren sowie Netzwerk- und Cloud-Provider. Sie ermöglichen den reibungslosen Austausch von Daten, die bei der Kommunikation zwischen den Akteuren entstehen. Abschließend nannte uns Jens-Peter Feidner von Equinix ein Beispiel: „Kommuniziert das autonom fahrende Auto mit dem städtischen Parkleitsystem, entstehen große Datenmengen, etwa über den aktuellen Standort des Autos oder zu Verfügbarkeiten von Parkplätzen. Neutrale Anbieter, wie Rechenzentren, stellen als Teil dieser digitalen Infrastruktur eine Plattform bereit, auf der die Datenströme unterschiedlichster Akteure in der Smart City zusammentreffen.“