Wenn KI beim Studieren hilft
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Art, wie Studierende lernen. In dieser Folge von NewIn treffen wir Prof. Stephan Krusche. Er entwickelt eine Lernplattform mit integriertem KI-Chatbot, die den Studierenden nicht nur Lösungen liefert, sondern gezielt Hilfestellungen anbietet.
Seit der Verbreitung von Sprachmodellen wie ChatGPT setzen Studierende KI als Lernhilfe ein – oft jedoch ohne didaktischen Mehrwert. „ChatGPT wird als Werkzeug genutzt, aber nicht immer sinnvoll, weil es keine pädagogischen Prinzipien verfolgt. Deshalb haben wir uns gefragt: Wie können wir ein System entwickeln, das Studierenden wirklich hilft?“ Bereits seit 2016 entwickelt Stephan Krusche gemeinsam mit seinem Team die Lernplattform Artemis. Diese soll die Studierenden beim eigenständigen Lernen unterstützen und das Lehrpersonal entlasten, indem es automatisch Feedback zu eingereichten Lösungen gibt. Erweitert hat das Team die Plattform 2023 um den KI-gestützten Chatbot Iris. „Wenn Studierende zum Beispiel bei Übungsaufgaben nicht weiterkommen, können sie in der Plattform Fragen stellen. Statt ihnen einfach die Lösung auszuspucken, bieten wir ihnen Hilfestellungen an, erklären Fehlermeldungen und sagen ihnen, was der nächste Schritt ist. Die Studierenden sollen so in ihrem Lernprozess weiterkommen und diesen nicht überspringen, indem sie am Ende nur die Lösung reinkopieren.“
Stephan Krusche verfolgt einen praxisnahen Forschungsansatz: Ihm geht es nicht nur darum, wissenschaftliche Artikel zu veröffentlichen, sondern Technologien zu entwickeln, die direkt in der Lehre zum Einsatz kommen. „Wir führen keine Experimente im Labor durch, sondern wir nehmen unsere Technologien mit in den Hörsaal zu tausenden Studierenden. Unser Ziel ist es, einen echten Mehrwert zu schaffen und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.“ Bereits seine Zeit als Doktorand und Post-Doktorand verbrachte Stephan Krusche an der TUM. 2021 übernahm er am TUM Campus Heilbronn die Vertretungsprofessur für Software Engineering. 2023 kehrte er nach München zurück und leitet seitdem die Professur für Applied Education Technologies an der TUM School of Computation, Information and Technology.
Neben seinen Forschungsprojekten engagiert sich Stephan Krusche für die Stärkung der Frauen in der Informatik. „Wir brauchen dringend mehr Frauen in der Informatik. Ihre Perspektive ist für die Forschung sehr wichtig. Sonst entstehen Verzerrungen und KI-Modelle berücksichtigen bestimmte Aspekte nicht ausreichend, die für Frauen relevant sind. Viele Frauen wollen einen Beruf ergreifen, bei dem sie gesellschaftlichen Einfluss nehmen können. Und den sehen sie in der Informatik nicht, obwohl heutzutage nichts mehr ohne Informatik funktioniert.“ Um mehr junge Frauen für die Informatik zu begeistern, setzt Stephan Krusche auf frühe Förderung. Unter anderem durch Schulbesuche möchte er Schülerinnen die Informatik spielerisch näherbringen. Darüber hinaus arbeitet er gerade an Konzepten, wie bereits in der Grundschule Lehrerinnen und Lehrer die Informatik stärker in den Schulalltag einbinden können.
Kontakte zum Artikel:
Prof. Dr. Stephan Krusche
Technische Universität München (TUM)
Professur für Applied Education Technologies
krusche@tum.de