Wegweisende Infrastruktur für digitale Ökosysteme

Interview

Über das Thema Interconnection Oriented Architecture (IOA) im Kontext digitaler Ökosysteme sprach die TRENDREPORT-Redaktion mit Donald Badoux, Managing Director von Equinix in Deutschland.

 

Stichwort IoT:

Das Internet of Things verlangt eine sichere Kommunikation, Business Continuity und damit eine stabile Infrastruktur.

Herr Badoux, welche Aufgaben und Leistungen kommen in diesem Kontext auf Unternehmen zu und welche Rolle spielen Rechenzentren? In welchem Kontext stehen dabei Themen wie Datenmengen und Datenanalyse? 

Rechenzentren sind die Grundlage stabiler IT-Infrastrukturen. Nicht nur, weil Unternehmen Rechenzentrumsfläche für die Unterbringung ihrer Server nutzen, sondern auch, weil dort alle Daten zusammenlaufen und Verbindungen entstehen, durch die verschiedene IoT-Geräte überhaupt erst miteinander kommunizieren können.

Daraus resultieren verschiedene Anforderungen an Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen wie Equinix: Auf operativer Ebene spielen Faktoren wie Zuverlässigkeit, Leistungsdichte, und natürlich Sicherheit eine enorm wichtige Rolle.

Anforderungen entstehen zudem besonders in Bezug auf die kontinuierlich steigenden Datenmengen, die durch die wachsende Anzahl von IoT-Geräten – vom Smartphone bis hin zu Fertigungsmaschinen in der Industrie – entstehen. Diese Daten müssen (an verteilten Orten) gesammelt, übertragen, ausgewertet, verknüpft und gewinnbringend eingesetzt werden.

Rechenzentren machen diese Verbindungen überhaupt erst möglich und garantieren dabei Flexibilität, Skalierbarkeit und Sicherheit.

Wie garantieren Ökosysteme, stabile und sichere Verbindungen in Echtzeit und welche Rolle spielen Rechenzentren dabei?

Ein digitales Ökosystem kann man sich ungefähr wie einen Marktplatz vorstellen: Hier kommen Partner zusammen, um sich miteinander zu verbinden und Geschäfte zu machen. Insofern spielt Sicherheit, sowohl in Bezug auf die physische Sicherheit als auch in Bezug auf die Sicherheit der Daten, eine wichtige Rolle. Rechenzentren, in denen digitale Ökosysteme entstehen, garantieren diese sichere Umgebung.

Neben der Sicherheit wird auch die Bereitstellung von Verbindungen in Echtzeit immer wichtiger. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von geringen Latenzzeiten. Auch hier gewinnt die Infrastruktur, die die Umgebung für Ökosysteme bereitstellt, zunehmend an Bedeutung: sie muss dynamisch, flexibel und global sein, so dass an verschiedenen Standorten der Netzwerkrand genutzt werden kann, um Services näher an Anwender und Kunden zu bringen.

 

Stichwort Smart City:

Business Continuity steht im Kontext der digitalen Transformation für Mega-Cities an erster Stelle.

Wie garantiert Equinix global agierenden Unternehmen eine dynamische IT?

Je wichtiger die IT-Infrastruktur für den Unternehmenserfolg ist, um so mehr steigen auch die Gefahren durch ungeplante Ausfälle, zum Beispiel aufgrund von Hardwarefehlern oder Naturereignissen.

Um Ausfälle zu vermeiden, die Geschäftsabläufe oder auch Abläufe von Smart Services bzw. Abläufe in einer Smart City stören, treffen wir verschiedene Vorkehrungen.

Besonders wichtig ist die Absicherung der Energieversorgung. Unsere Rechenzentren verfügen über mehrere Back-up-Lösungen im Falle eines Ausfalls des Stromnetzes. Weltweit garantieren wir in unseren Rechenzentren dadurch >99,9999% Verfügbarkeit.

Die Verteilung der Infrastruktur auf mehrere Standorte ist ein weiterer wichtiger Faktor. Mit weltweit mehr als 190 Rechenzentren in 48 Ballungsräumen stellt Equinix Kunden eine IT-Umgebung bereit, die Redundanz und damit auch Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit gewährleistet.

Weiterhin bietet Equinix Kunden eine Backup-Umgebung durch sogenannte „Business Continuity Trading Rooms“, die es Unternehmen im Krisenfall ermöglichen, ihre Geschäfte in gewohnter Weise fortzusetzen.

Wie können Standorte, die am digitalen Netzwerkrand liegen, ohne Leistungsverluste in die IT-Infrastruktur eingebunden werden?

Die Nähe zum Kunden wird immer wichtiger, damit gewinnen erhobene Daten am sogenannten Netzwerkrand an Bedeutung. Viele Unternehmen verfügen jedoch nicht über die richtige IT-Infrastruktur, um diese Daten zu sammeln, übertragen und verwerten. Sie sind darauf angewiesen, Daten auf leistungs- und kostenintensive Art und Weise zu zentral platzierten Verarbeitungsservices zu übertragen.

Unsere Empfehlung ist es, eine Architektur aufzubauen, die auf einem Interconnection-First Ansatz basiert, eine sogenannte Interconnection Oriented Architecture™ (IOA™). Mithilfe dieser Architektur können Daten und Services am Netzwerkrand platziert werden und sind somit näher an Kunden, Mitarbeitern und Partnern.

Der digitale Handel kann neue Potenziale durch Internationalisierung erschließen. Bitte erklären Sie uns kurz den Begriff „Interconnection Oriented Architecture™“ und dessen Funktionsweise.

Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, also flexibel und innovationsfähig zu sein, müssen Unternehmen mit ihrer IT-Infrastruktur entsprechende Weichen stellen. Konnektivität und vor allem Interkonnektivität, also die sichere, direkte Verbindung zwischen Unternehmen, Partnern, Standorten Service-Providern oder Clouds stehen dabei im Mittelpunkt.

Die Interconnection Oriented Architecture stellt das Konzept für die benötigte Infrastruktur bereit und unterstützt die Leistung digitaler Ökosysteme. So können Unternehmen Schritt für Schritt Datenübertragung optimieren, sichern, regulieren oder in bestehende Prozesse integrieren.

Was beschreibt der Global Interconnection Index?

Der Global Interconnection Index ist das Ergebnis einer von Equinix durchgeführten, umfassenden Marktstudie zur aktuellen und zukünftigen weltweiten Nutzung von Interconnection, also der direkten, privaten Verbindungen zwischen Unternehmen, Geschäftspartnern, Kunden und Service-Anbietern in Carrier-neutralen Rechenzentren. Interconnection ist wie ein schnell wachsendes zweites Internet, das auf privaten Verbindungen zwischen Unternehmen basiert und eine entscheidende Rolle in der Zukunft der europäischen Wirtschaft spielt.

Der Index verfolgt, misst und prognostiziert das Wachstum der Interconnection-Bandbreite und ist somit quasi ein Gradmesser für das Wachstum der digitalen Wirtschaft. Für Europa prognostiziert der Index, dass sich die Kapazitäten für Interconnection bis 2020 vervierfachen werden.

Wo sehen Sie sich als Colocation- und Interconnection-Provider in den nächsten zwei bis drei Jahren? 

Colocation, also die Unterbringung von unternehmenseigenen Servern in unseren Rechenzentren, war lange unser Kerngeschäft. Auch heute noch ist die Bereitstellung von Infrastruktur-Services ein wichtiger Bestandteil unseres Geschäftes.

Darüber hinaus haben wir unser Angebot jedoch enorm weiterentwickelt. Als Interconnection-Plattform stellen wir nicht mehr nur Infrastruktur, sondern auch Produkte und Tools zur Verfügung, über die unsere Kunden sich global miteinander vernetzen können. In Zukunft wollen wir uns noch mehr darauf fokussieren, die Anbindung an Partner durch eigene Managed und Professional Services zu ergänzen.

Welche Wettbewerbsvorteile generieren Sie für Kunden, die auf Ihre Interconnection Infrastrukturlösung setzen? Was sind die Vorteile von Interconnection? 

Um wettbewerbsfähig zu bleiben sind Unternehmen gezwungen, ihre traditionellen Geschäftsabläufe zu überdenken und anzupassen. Interconnection ist die Basis, um diese Veränderungen voranzutreiben.

Die richtige Interconnection-Strategie gibt Unternehmen die nötige Flexibilität, um Anforderungen des Marktes schnell und risikoarm umzusetzen. So können sie auch ihre ambitioniertesten Geschäftsideen zur Realität werden lassen und von Skalierbarkeit, Agilität, der Erschließung neuer Kapazitäten, erhöhter Sicherheit und besserer Servicequalität profitieren.

 

Stichwort Smart Services:

Smart Services benötigen eine neue digitale Infrastruktur.

Was raten Sie Unternehmen, die ihre IT-Architektur transformieren wollen?

Zunächst sollten Unternehmen ihre aktuelle IT-Strategie evaluieren und – wenn
nötig – grundlegend überdenken:
Inwiefern passt die aktuelle IT-Strategie zur übergeordneten Unternehmensstrategie? Unterstützt die IT Strategie das Unternehmenswachstum – national wie international?
Flexibilität und Agilität sind hier sehr wichtig. Dabei spielt auch der Standort des Rechenzentrums eine wichtige Rolle.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Skalierbarkeit:
Wird die bestehende Infrastruktur den kontinuierlich wachsenden Anforderungen in Bezug auf Dynamik, Geschwindigkeit und Datenmengen gerecht? Oder die Frage, ob die gegenwärtige Infrastruktur auch wirklich die Nutzererfahrung in den Vordergrund stellt.

Unternehmen, die diese Fragen nicht mit „Ja“ beantworten können, sollten darüber nachdenken, die eigene IT dorthin auszulagern, wo Verbindungen zu Partnern, Kunden, Anbietern oder Mitarbeitern möglich sind.
Kurzum: in Ökosysteme, wo die Wege kurz sind und wo sichere, effiziente und skalierbare Verbindungen realisiert werden können. Sind diese Voraussetzungen gegeben, steht der digitalen Transformation des eigenen Unternehmens nichts mehr im Weg.

Welche Aufgaben und Rollen nehmen Rechenzentren im Kontext der „Stadt der Zukunft“ ein?

Unsere Städte werden immer größer, überall auf der Welt zieht es die Menschen vom Land in die Stadt. Nun ist es so, dass unser „herkömmliches“ Städte-Modell nicht besonders gut skaliert. Selbstverständlich könnte man einfach mehr von allem bauen, also mehr Straßen, mehr Häuser, mehr Einrichtungen. Es ist jedoch fast unmöglich, durchgängig Lebensqualität, Komfort und Sicherheit zu gewährleisten.

Ein möglicher Lösungsansatz für diese Herausforderung ist es, Städte „smarter“ zu machen, also mithilfe von neuen Technologien Smart Homes, Smart Grids etc. zu bauen und sie so zu sogenannten „Smart Cities“ zu machen.

Der Begriff „Smart Cities“ ist jedoch leicht irreführend. Eine bessere Beschreibung wäre „intelligent, interconnected city“, also intelligente, vernetzte Stadt. Denn schließlich ist eine Stadt nur dann wirklich smart, wenn zum Beispiel Parksysteme, Stromnetze oder Lichtsysteme in der ganzen Stadt miteinander kommunizieren, also Daten austauschen können.

Um zu garantieren, dass dieser Datenaustausch effizient, belastbar und sicher stattfinden kann, braucht es Infrastruktur, die nur Rechenzentren zur Verfügung stellen können.

Welche Infrastruktur wird benötigt, um auf wichtigen internationalen Märkten mit seinen Produkten und Dienstleistungen digital präsent zu sein?

Die Anforderungen an die IT-Infrastruktur lassen sich auf zwei Ebenen beschreiben: physischen Merkmale auf der einen, und kommerzielle Anforderungen auf der anderen Seite.

Rein physisch sind Faktoren wie eine globale Präsenz, die Vernetzung und Nähe zum Kunden, Ausfallsicherheit und Redundanz sowie Standardisierung enorm wichtig.

In Bezug auf kommerzielle Anforderungen geht es vor allem um Nähe und Zugang zu Handels-, Vertriebs-, und Transaktionspartnern, den eigenen Kunden und Endverbrauchern. Das muss mit einem hohen Maß an Effizienz geschehen, das digitale Ökosysteme, die in Rechenzentren entstehen, gewährleisten können.

Rechenzentren spielen vor dem Hintergrund physischer und kommerzieller Aspekte eine wichtige Rolle.

 

Herr Badoux, vielen Dank für das Gespräch.

 

Weiterführende Informationen finden Sie unter:
www.equinix.de

 

 

Unser Interviewpartner:

Donald Badoux, Managing Director Equinix (Germany) GmbH

 

Donald Badoux ist bei Equinix seit Januar 2014 als Managing Director für Deutschland tätig.

Zuvor war er Geschäftsführer bei Savvis, wo er die Etablierung des Geschäftsbereichs für Managed- und Cloud-Services in Deutschland verantwortete. Zu seinen Aufgaben zählten hierbei der Aufbau der neuen Organisation und Infrastruktur, die Entwicklung einer Markteinführungsstrategie sowie die Kundengewinnung.

Badoux arbeitete auf europäischer Ebene bereits in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Telekommunikationsbranche. So war er Country Manager für euNetworks in den Niederlanden. Davor war er als Vice President von Verizon Business Northern Europe verantwortlich für das Management der Vertriebs- und Marketingprozesse des Unternehmens in 8 europäischen Ländern.

Badoux verfügt über einen Bachelor-Abschluss in Telekommunikation der Utrecht Technical University.

 

Aufmacherbild / Lizenz / Quelle
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