Transformation: Innovative Lösungen für die Automobilindustrie
Herr Rüdiger Ostermann, Vice President, Chief Techology Officer, Global Automotive TE, erklärt im Interview: „Mit der zunehmenden Vernetzung, Automatisierung und Elektrifizierung von Mobilitätslösungen steigen die Herausforderungen an die Konnektivität der Fahrzeugkomponenten.“
Herr Ostermann, welche Lösungen für die Automobilindustrie bieten Sie an?
Schon seit vielen Jahren sind unsere TE Connectivity (TE) Produkte im Automobilbereich im Einsatz. In den letzten Jahrzehnten haben die elektrischen Komponenten im Fahrzeug mehr und mehr zugenommen und wir stellen die technischen und hochwertigen Steckverbinder dafür her. Mit der Zeit haben sich dabei drei Hauptbereiche herausgebildet. Als erstes wäre da der Bereich der konventionellen Komponenten im 12V Bereich. Hier verbinden wir von den Elektronikmodulen bis zu den Sensoren und Aktuatoren eigentlich alles, was es zu verbinden gilt. Der zweite, recht neue Hauptbereich ist E-Mobility, der eine ganze Palette von Produkten für die Elektrifizierung der Fahrzeuge bereithält. Hier ist viel Dynamik im Markt. Als drittes Segment hat sich die Data Connectivity herausgebildet. Darunter fasst man alles zusammen, was die Infotainment Elemente eines Fahrzeugs verbindet.
Welche Herausforderungen müssen im Hinblick auf Elektrofahrzeuge von Ihren Ingenieuren gemeistert werden?
Dieser Markt ist noch jung und entsprechend dynamisch. Die Technologien ändern sich schnell und somit entwickeln wir neue Komponenten sehr agil. Es gibt auch eine Reihe von neuen Autoherstellern, die Dinge schlichtweg anders machen und den Status Quo in Frage stellen. Die „Vertical Integration“, die wir bei einigen neuen Marktteilnehmern beobachten, führt zu ganz anderen Konzepten, die letztlich einen Kostenvorteil bieten. Die Folge: Die am Markt etablierten Player müssen reagieren. Ich sehe diese Herausforderung mehr als Chance , denn als Risiko, da wir bei TE hier gut aufgestellt sind, um entsprechend reagieren zu können.
Welche Trends bei der Fahrzeugproduktion machen Sie derzeit aus?
Neben der Elektrifizierung, die ja schon fast selbstverständlich ist, möchte ich hier die Software-Defined Vehicles ansprechen. Diese ermöglichen erst eine vertikale Integration mit anderen elektrischen Architekturen. „Zonal Architecture“ ist ein anderer Begriff aus diesem Bereich. Leitungssätze werden sich verändern und vermehrt automatisch gefertigt. Denn heute ist noch viel Handarbeit im Spiel.
Woran arbeiten Sie gerade?
Durch die vielen Änderungen in der Automobiltechnologie auf den Märkten, die auch geopolitisch beeinflusst werden, den neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) sowie den umweltpolitischen Zielen sind wir derzeit damit beschäftigt, unsere langfristige Engineering Strategy neu aufzusetzen.
Welche Rolle spielt die Datenkonnektivität im Hinblick auf Fahrzeuginnovationen?
Die Kunden von heute scheinen nicht mehr so sehr auf PS-Stärke, Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit zu achten. Viel wichtiger ist der Aspekt, wie gut sich das Auto mit der kundenspezifischen Welt verbindet. Dabei spielen die verschiedensten Arten von Entertainment im Fahrzeug für Passagiere eine immense Rolle.
Zudem entwickelt sich autonomes Fahren Schritt für Schritt weiter. Meiner Meinung nach geht es vielfach gar nicht mehr darum, dass Fahrzeuge kontinuierlich autonom fahren könnten, sondern um die Möglichkeit dieses im Bedarfsfall zu können wie auf dem Weg zur Arbeit schon an einer Besprechung teilzunehmen.
Daraus resultiert der Bedarf an Data Connectivity Produkten, die wir innovativ entwickeln und auf den Markt bringen. Systemisches Denken ist dabei unabdingbar, um nicht nur ein Produkt anzubieten, sondern um die Herausforderungen in diesem Bereich zu lösen.
Sie heißen BYD oder Xpeng: Fast im Monatstakt drängen chinesische Marken mit ihren Elektromodellen auf den europäischen Markt.
Herr Ostermann, wie können deutsche Autobauer der China-Welle standhalten?
BYD und andere haben es geschickt verstanden, die Vorteile von elektrifizierten Fahrzeugen in Kombination mit Software-Defined Vehicles zu nutzen. Dadurch haben sie einen Produktionskostenvorteil. Ein weiterer Punkt ist, dass sie sich nicht mit dem Balast der existierenden Technologien befassen müssen, da sie als neue Player am Markt direkt mit den State-of-the Art Technologien einsteigen. Dabei liegt der Kostenvorteil nicht grundlegend im Standort China, sondern ist tatsächlich technologisch begründet. Deutsche Hersteller und auch viele andere etablierte OEMs auf dem internationalen Feld müssen reagieren. Der Markt ist dadurch in Bewegung gekommen, denn es gibt viele verschiedene Wege, sich den Herausforderungen zu stellen. Ich bin davon überzeugt, dass es hier viele neue Ansätze gibt, die der Automobilwelt am Ende gut tun werden. Die deutschen Hersteller haben dabei alle Voraussetzungen, mitzuhalten.
Auf was stützt sich Chinas Vorreiterrolle bei Fahrzeugen der nächsten Generation?
Mein erster Gedanke bei dieser Frage ist Agilität. Wobei die Vorreiterrolle für die technischen Konzepte eher von Tesla kommen. Die chinesischen Hersteller haben das schnell und agil weitergedacht und verstanden, welche Bedürfnisse und Wünsche die Kunden von heute haben – und sich dabei im ersten Schritt auf China selbst fokussiert. Für die deutschen Hersteller ist China ein wichtiger Markt, auf dem sie entsprechend agieren und auf veränderte Kundenwünsche reagieren müssen. Es bleibt jetzt abzuwarten, ob die chinesischen Autos auch in anderen Märkten wie Deutschland erfolgreich sein werden. Persönlich denke ich, dass das der Fall sein wird. Denn Wert kann man definieren als Funktion im Verhältnis zu den Kosten. Daher glaube ich aufgrund meiner Beobachtungen, dass die Herausforderer sich hier in einer guten Position befinden.
CC BY-ND 4.0 DE
https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de#
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