Smarte Mobilität

Mobility-as-a-Service (MaaS) bezeichnet das Konzept, mehrere Mobilitätsangebote zu bündeln und kompakt als Mobilitäts-Servicedienstleistung anzubieten. MaaS hat das Potenzial, entscheidend zur Verkehrswende beizutragen. Im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Technologieprojekt Smart MaaS aus den Smart Service Welten werden die technologischen und strukturellen Voraussetzungen für eine so gestaltete smarte Mobilität entwickelt und erprobt.

Das Corona-Virus setzt nicht nur Menschen zu. Auch der für die Verkehrswende so wichtige ÖPNV rutscht seit Ausbruch der Pandemie immer tiefer in die Krise. Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet für 2021 bereits mit Einnahmeverlusten von rund 3,5 Milliarden Euro. Die Zahl der Fahrgäste des ÖPNV sank 2020 in manchen Monaten um rund die Hälfte. Zwar gehört das umweltfreundliche Fahrrad zu den Gewinnern der Krise, doch wollen laut einer Befragung der Beratungsfirma PwC Strategy 31 Prozent der Deutschen das eigene Auto künftig häufiger nutzen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des DLR-Instituts für Verkehrsforschung, die das Alltags- und Reiseverhalten der Menschen seit dem Corona-Ausbruch untersuchte: Demnach sind im Lockdown nicht nur mehr Menschen auf das Auto umgestiegen, der Trend zur Autonutzung hat sich im Laufe des Jahres 2020 auch bereits verfestigt. Der Mobilitätsforscher Andreas Knie warnte im Spiegel bereits vor der Gefahr, dass die öffentlichen Verkehrsmittel als Hauptträger der Verkehrswende ausfallen könnten. Er gibt dabei zu bedenken, dass künftig durch verstärktes Arbeiten aus dem Home-Office rund 20 Prozent der Fahrten im ÖPNV entfallen könnten. Die Öffentlichen müssten sich daher künftig stärker um die Bedürfnisse ihrer Kunden bemühen. Das gelinge aber nur, „wenn es digitale, einfach buchbare Tickets für den gesamten Weg von Tür zu Tür gäbe.“ Das Netz an Bussen und Bahnen sollte also ergänzt werden um Angebote wie Car-Sharing, Ride-Sharing, E-Scooter und Leih-Fahrräder. Das Projekt Smart MaaS vereinfacht die Einbindung derartiger Servicemodule zur Bereitstellung smarter und integrierter Mobilitätslösungen.

Offene, modulare Service-Plattform für Mobilität

Bereits heute bieten in Deutschland viele Metropolen und Regionen ihren Fahrgästen die Möglichkeit, per App zwischen verschiedenen Transportmitteln zu wechseln. Diese Angebote bleiben jedoch stets auf die dem jeweiligen Verbund angeschlossenen Mobilitätssysteme beschränkt. Das macht zum einen die Streckenplanung über mehrere Verkehrsverbünde hinweg umständlich, zum anderen werden nicht alle auf der Strecke zur Verfügung stehenden Mobilitätsangebote berücksichtigt. Daher kann bislang nicht sichergestellt werden, dass die Fahrgäste möglichst immer die beste und schnellste Verbindung zu ihrem jeweiligen Ziel erhalten.

Mobilität als Service aus einer Hand

Das Projekt Smart MaaS entwickelt daher eine offene, modulare und dienstorientierte Plattform, über die Mobilität als smarter Service angeboten wird. Die Plattform ermöglicht es Unternehmen oder Kommunen, über eine App die jeweils relevanten Verkehrsmittel zu verknüpfen, so dass Nutzer diese buchen, freischalten und zahlen, um sich den schnellsten, besten und günstigsten Weg zum Zielort zu sichern. Die erste Meile kann dabei beispielsweise mit dem Leihrad zur S-Bahn zurückgelegt werden, während für die letzte Meile vom Bahnhof zum Ziel ein E-Roller oder ein E-Auto zur Verfügung steht. All diese Mobilitätslösungen werden den Nutzern über eine App zur Verfügung gestellt, ganz so, als handle es sich um ein geschlossenes Service-Produkt eines Anbieters.

Erweiterbares Mobilitätsangebot nach dem Baukastenprinzip

Die Smart-MaaS-Plattform integriert dabei unterschiedliche Anbieter. Kleine Taxiunternehmen können ihre Dienste ebenso anbieten wie große Verkehrsverbünde, die bereits eigene Plattformen und Lösungen betreiben. Im Ergebnis entsteht für die Fahrgäste ein smartes Mobilitätsangebot, durch das sie auf die Anschaffung eigener Verkehrsmittel wie Auto, E-Bike oder Fahrrad verzichten können. Das schont nicht nur Ressourcen und Umwelt, auch die Städte und Ballungsgebiete gewinnen an Lebensqualität, da Staus vermieden werden und weniger Platz für parkende Autos und Fahrräder benötigt wird.

Praxisbeispiele

In der Region Aachen wird bereits mit einem sogenannten Mobilitybroker „movA“ ein nahtloser, digitaler Mobilitätsservice zur Verfügung gestellt. Das Angebot ist erreichbar über PC, Laptop oder Smartphone, und verknüpft den ÖPNV mit anderen Mobilitätsanbietern, sodass neben Bussen und Bahnen auch zahlreiche Sharing-Angebote wie E-Scooter, Pedelecs oder Taxis als On-Demand-Lösungen zur Verfügung stehen. Das Smartphone wird so zum digitalen Schlüssel, das den Zugang zu Mobilität zeit- und ortsunabhängig gewährt. Notwendig ist lediglich eine einmalige Registrierung. Die Abrechnung der genutzten Angebote erfolgt dann jeweils zum Monatsende.

Für Unternehmen besonders interessant ist das Angebot „Mobility Broker for Business“, das eine optimale Auslastung der eigenen Flotte sicherstellt. Die Fahrzeuge des Fuhrparks können dabei beispielsweise mit anderen Unternehmen oder der Öffentlichkeit geteilt werden. Zugleich besteht die Möglichkeit, die Unternehmensflotte mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ergänzen. Mitarbeiter können so unkompliziert zwischen verschiedenen Mobilitätslösungen wechseln. Die Abrechnung erfolgt über das Firmenkonto.

Das von Smart MaaS geschaffene Plattformkonzept kann auch genutzt werden, um zusätzliche Anreize zur Nutzung umweltschonender Verkehrsangebote zu schaffen. Städte, Gemeinden oder auch Unternehmen können so etwa bei einer erhöhten Feinstaubbelastung in der Region Boni, Vergütungen oder eine Reduzierung der Fahrkosten für diejenigen in Aussicht stellen, die Fahrgemeinschaften nutzen oder auf das Fahrrad umsteigen. All diesen Beispielen gemeinsam ist, dass nicht mehr die Nutzung oder gar Anschaffung einzelner Verkehrsmittel gefördert und unterstützt wird, sondern Mobilität digital und smart so gestaltet wird, dass sie bedarfsgerecht zur Verfügung steht.

Über den Autor

Detlef Olschewski ist der Verbundkoordinator im Smart-MaaS-Projekt und Geschäftsführer der Cleopa GmbH. Gemeinsam mit den Partnern DFKI, Fraunhofer IESE, FIWARE und regioIT / bettermobility GmbH wurde das Angebot entwickelt. Das Projekt Smart MaaS wird im Rahmen des Technologieprogramms Smart Service Welten vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

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Erklärvideo zum Projekt Smart Maas