Rendite und Sicherheit bei Rohstoffinvestment
Wie sich Rendite und geringes Risiko im Bereich der Minenaktien verbinden lassen, verrät Dana Kallasch, Mitgründerin von Commodity Capital AG im Hintergrundgespräch mit der TREND REPORT Redaktion.
Frau Kallasch, Ihre Goldminenaktienfonds sind regelmäßig bei Awards auf den vorderen Rängen zu finden. Was steckt hinter Ihrer Anlagestrategie- und Philosophie?
Unsere Philosophie basiert zum Einen auf dem Minenlebenszyklus von Minenunternehmen und zum anderen darauf das Verhältnis von Risiko zu Rendite genau zu bewerten und entsprechend zu versuchen möglichst viel Risiko aus dem an sich volatilen Rohstoffsektor zu nehmen. Als einfaches Beispiel kann hier sicherlich genannt werden, dass wir bereits seit Jahren politische Risiken minimieren.
So investieren wir weder in Afrika, noch in China oder Russland und auch in Südamerika haben wir aufgrund der politischen Entwicklungen unsere Positionen beispielsweise in Peru oder Chile auf ein Minimum reduziert.
Der wichtigste Punkt um Risiken zu minimieren und gleichzeitig seine Rendite zu maximieren ist ein sehr einfacher. Wir setzen auf ausgezeichnetes Management mit einem langen Track record, das wir persönlich meist seit vielen Jahren kennen und einschätzen können.
Diese Unternehmen besitzen nicht nur ein geringes Risiko, sondern auch weiterhin enorme Chancen, da die großen Major händeringend nach eben jenen Juniorunternehmen suchen, welche in politisch stabilen Regionen über Jahre erfolgreich arbeiten können. Die Major selbst meiden wir größtenteils, da sie in erster Linie ihre Ressourcen verbrauchen und bei Akquisitionen in der Vergangenheit stets ein schlechtes Timing hatten und zu viel für die Akquisitionen bezahlt haben.
Wir sehen unseren Mehrwert als Portfoliomanager auch in erster Linie darin in unseren Investoren unbekannte hoch qualitative Unternehmen zu investieren, als ihnen ein weiteres Mal Barrick oder Newmont ins Portfolio zu legen.
Welche Werte sind Ihnen dabei wichtig und welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Rohstoffinvestments?
Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei uns eine entscheidende Rolle und das nicht erst seit einigen Jahren, oder weil es Investoren gerne hören wollen. Bereits mit Auflage der Fonds haben wir uns darum bemüht die Vernunft bei unseren Entscheidungen walten zu lassen. Wir schauen uns in der Regel all unsere Kernpositionen vor Ort an und führen teilweise mehrmals site visits vor Ort durch. Auch wenn uns dies aufgrund von Corona in den vergangenen beiden Jahren kaum möglich war, sehe ich dies als essenziell an.
„Der wichtigste Punkt um Risiken zu minimieren und gleichzeitig seine Rendite zu maximieren ist ein sehr einfacher. Wir setzen auf ausgezeichnetes Management mit einem langen Track record, das wir persönlich meist seit vielen Jahren kennen und einschätzen können.“
Neben der Geologie oder der Infrastruktur steht hierbei insbesondere auch die Beziehung der lokalen Bevölkerung zum Unternehmen im Vordergrund für uns. Erstens ist die lokale Bevölkerung die erste, die Probleme oder Missstände erkennt und zweitens ist es letztendlich die Beziehung zur lokalen Bevölkerung welche langfristig einen erheblichen Anteil am langfristigen Erfolg eines Minenprojektes hat. Sie müssen sich vorstellen, dass alle Kosten für ein neues Minenprojekt anfallen, bevor die erste Unze aus dem Boden gefördert werden kann.
Anschließend allerdings erwirtschaftet die Mine über viele Jahre bzw. Jahrzehnte Gewinne. Der Reibungslose Ablauf über viel Jahre ist also ein entscheidender Renditefaktor und wird in unseren Augen viel zu wenig beachtet. Für uns ist Einbeziehung der lokalen Bevölkerung allerdings ein entscheidendes Kriterium für eine Investitionsentscheidung. Und hier geht es uns nicht darum, dass das Unternehmen eine Schule oder einen Fußballplatz bauen lässt, sondern in erster Linie darum, wie die Kommunikation zur lokalen Bevölkerung ist und dass dieser entsprechend Respekt entgegengebracht wird und man sich derer Sorgen annimmt.
Und ich kann aus meiner bisherigen Erfahrung sagen, dass unter diesen Umständen die lokale Bevölkerung immer pro Mining ist, da Mining stabile, gut bezahlte Jobs mit sich bringt und die Infrastruktur um Jahrzehnte in meist strukturschwachen Regionen voranbringt. Und die typischen Umweltproblematiken aus den 80ern oder 90ers sind in Nordamerika oder Australien sowieso heutzutage nicht mehr vorstellbar. Ein weiterer Grund für uns mit Investitionen in Afrika oder anderen Ländern sehr vorsichtig zu sein, da die Regularien sich doch sehr deutlich unterscheiden.
Warum könnte 2022 das Jahr für die Edelmetallmärkte werden
An sich hätte man ja erwarten können, dass bereits 2021 das Jahr für Gold hätte sein sollen. Steigende Inflationsraten, eine weiter ausufernde Überflutung der Märkte mit Geld durch die Notenbanken und ein weiterhin negativer Realzins. In unseren Augen gab es 3 Gründe dafür, dass die Goldhausse nochnicht eingetreten, bzw. noch etwas verschoben ist. Erstens wurde von Seiten der Notenbanken sehr lange die Karte gespielt, dass die Inflation nur vorrübergehend sei und man sich keine Sorgen machen solle.
Dass die Inflation ein Thema sein wird, welches uns noch sehr lange begleiten wird, setzt sich erst langsam durch und die Notenbanken rudern so langsam wie irgendwie möglich zurück. Sollte die Inflation sich in den kommenden Monaten nicht wie von den Notenbanken erwartet wieder abflachen dürfte dies zu einem deutlichen Nachfrageanstieg nach Gold führen. Zweitens hat sicherlich auch der Erfolgszug von Bitcoin einen gewissen Anteil an Mittelzuflüssen insbesondere von jüngeren Investoren angezogen, welcher somit Gold enthalten bliebt. Und als letzten Punkt war es sicherlich die allgemeine „risk on“ Mentalität an der Börse, welche auf den Goldpreis drückte.
Warum sollen Investoren in Gold investieren, wenn sie doch mit risikoreicheren Anlagen wie Technologieaktien oder Bitcoin massive Gewinne erwirtschaften können. Wir erwarten, dass alle drei negativen Einflussfaktoren aus 2021 sich umkehren werden in positive Einflussfaktoren für Gold in 2022 oder zumindest keinen massiven negativen Einfluss mehr auf Gold haben werden wie noch im vergangenen Jahr. Und zu allerletzt muss angeführt werden, dass der Goldpreis selbst auf dem aktuellen Niveau für historisch einmalige Gewinne bei den Minenwerten sorgt. Die Minen befinden sich bewertungstechnisch auf einem Krisenniveau und das trotz historisch einmaliger Gewinne. Wir sehen daher selbst bei einem lediglich stabilen Goldpreis um 1800 USD je Unze erhebliches Potential bei den Minenaktien.
Auf was müssen sich Investoren und Anleger in den nächsten Monaten einstellen?
Wir glauben, dass die Märkte in den kommenden Monaten äußerst volatil sein werden. Die Bewertungen sind an vielen Stellen historisch extrem hoch und eine deutliche Korrektur könnte sicherlich niemanden verwundern. Dabei spielt es aktuell kaum eine Rolle ob sie sich nun Aktien oder Anleihen oder den Immobiliensektor heraussuchen. Gemessen an historischen Kennzahlen sind alle Segmente sehr teuer – mit einer Ausnahme. Dem Rohstoffsektor und hier insbesondere Gold und Silber. In der Vergangenheit war sehr oft zu beobachten, dass insbesondere Gold im Vorfeld einer Zinswende nachgibt, danach allerdings mit der ersten Zinserhöhung den Turnaround einleitet und in den anschließenden 12 Monaten deutlich zulegen kann. Wir erwarten eine erste Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank im März und sehen daher auch den März als Wendepunkt für den Edelmetallsektor. Die Entwicklung der Minenwerte sehen wir ebenfalls ab März positiv, allerdings muss hier immer noch in Betracht gezogen werden, dass sollte es zu einer Korrektur an den internationalen Märkten kommen, auch die Minenaktien in einem ersten Schritt immer zu den Verlieren gehören. Meist werden in diesen Situationen Gelder über alle Sektoren hinweg abgezogen und es dauert ein paar Wochen, ehe sich der Sturm gelegt hat und die Minenwerte anschließend die Schere zu Gold wieder schließen.
Was raten Sie Anlegern und Investoren?
Ich rate Anlegern zu diversifizieren und zwar über verschiedene Sektoren hinweg. Aus antizyklischer Sicht sollte man sich hierbei dann auch den Rohstoffsektor etwas genauer anschauen. Die Gewinne der Unternehmen sind auf Rekordlevel, die Produktion geht dennoch weltweit zurück, da es kaum Neuentdeckungen gibt und die Bewertungen der Aktien sind vergleichsweise extrem günstig. Im aktuellen Marktumfeld mit hohen Inflationsraten, einer bevorstehenden Zinswende, dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, welcher einen zusätzlichen Marktschock auslösen könnte, könnte aus dem nichtbeachteten schwarzen Entlein „Gold“ in 2022 der weiße Schwan werden und in unseren Augen sollte jeder Anleger eine kleine Portion Gold und Minenaktien im Portfolio besitzen. Innerhalb des Minensektors setzen wir auch in diesem Jahr wieder ausschließlich auf politisch stabile Länder, Juniorunternehmen mit exzellenten Managementteams und schauen uns die Entwicklung der Kosten genau an, um sciherzustellen, dass die Gewinne auch in diesem Jahr wieder das Niveau von 2021 erreichen können.
Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
Photo by olieman.eth on Unsplash
Kommentare sind deaktiviert.