Per Middleware in den Omnichannel

Gastbeitrag von Rudolf Kotschi

Middleware bringt AS/400 auf Zack und bahnt den Weg eines mittelständischen Möbelhauses in den erfolgreichen Omnichannel-Handel.

Onlineshop, Pop-up-Store, Ladengeschäft, Marketplaces, Shop in Shop – um junge Kunden zu gewinnen und bei Stammkunden Kaufenthusiasmus zu fördern, gehört reges Umgarnen der Kundschaft an zahlreichen örtlichen und digitalen Treffpunkten dazu. Nur, wenn Daten in einer einzigen Datenbank gebündelt und von dort spontan an die jeweiligen Kanäle ausgespielt werden, können Mitarbeiter in Echtzeit Fragen beantworten und gewünschte Handlungen ausführen.

Oftmals nutzen mittelständische Unternehmen jedoch schon seit vielen Jahren eine angestammte, vertraute und prall gefüllte Warenwirtschaft; die selten echtzeitfähig ist, der technologischen Veränderungen jedoch möglichst nicht zum Opfer fallen soll.

Eine verbindende Middleware stellt die Lösung dar. Sie verbindet Datenquellen (zum Beispiel ERP, CRM, PIM, MRM) und Datenziele (Außenkanäle wie der eigene Onlineshop, Store oder Verkaufsplattformen) miteinander und bringt Daten mit einem Eintrag in allen Zielorten auf Stand. Wie verläuft die Implementierung eines solchen verbindenden Knotenpunktes und was bringt er in der Praxis?


Unser Gastautor

Rudolf Kotschi war nach dem Informatikstudium an der Universität der Bundeswehr jahrzehntelang in führender Position bei Systemintegrations- und IT-Beratungshäusern tätig. Heute entwirft der leidenschaftliche digitale Humanist E-Commerce-Strategien für mittelständische produzierende Unternehmen und berät zur digitalen Transformation.


Die Zeit vor der Echtzeit

Als Beispiel dient ein traditionelles Möbelhaus mit zehn Ladengeschäften, rund 3.000 Mitarbeitern, drei Millionen Kunden, 800 Lieferanten und einem bunten, vielfältigen und reichhaltigen Produktangebot. Als weitere Ausdrucksform präsentiert er ein Online-Schaufenster ohne Shop. Typisch für Unternehmen dieser Größe ist die weitverbreitete Warenwirtschaft auf einer AS/400 von IBM. Weiterhin hilft ihm  ein Tool zum Regeln der Touren, ein Dokumentenmanagement- und ein Produktinformationssystem beim Organisieren seines Business. Neukunden legen Verkäufer per Hand im CRM an – meist mehrmals, oft mit Flüchtigkeitsfehlern, die späteres Finden durchkreuzen. Da es kaum Online-Registrierungen gibt, gehen appetitanregende Newsletter extrem spärlich raus. Auch auf individuelle Preisanpassungen oder bewegliches Übernehmen von Informationen ins PIM muss das Unternemen verzichten.

So kann es nicht weitergehen, denn die Customer Journey findet meist online statt. Ein Onlineshop muss her!

Online verkaufen bedeutet aber, in Echtzeit zu handeln: Bestellungen annehmen, präzise den Transport regeln, Kunden jederzeit auf Stand halten, blitzschnell antworten, individualisierte Informationen liefern. AS/400 ist jedoch nicht in allen Prozessen durchgängig echtzeitfähig. Als Hebel dient eine Middleware. Eine solche verbindende Plattform macht die Warenwirtschaft für eCommerce-Prozesse echtzeitfähig. In unserem Beispielfall benötigt sie eine Schnittstelle zu AS/400; MIDbridge gehört hier zu bekannten Vertretern. Für das Implementieren der Middleware, für das Dateneinpflegen und Bereinigen, fürs Anbinden an alle genutzten Systeme und das Schulen der Mitarbeiter können Firmen des hier beschriebenen Umfangs mit zirka einem Jahr rechnen.

Nach dem Launch des Onlineshops: Bestellhistorie als Serviceleistung

Der Onlineshop ist gelauncht? Dann gilt es, Redundanzen im Customer Relationshop Management zu tilgen und Daten zu bereinigen. Über ein datenschutzkonformes Dublettenprüfsystem werden Doppelgänger identifiziert und über die Middleware mit einer Hauptadresse verknüpft. Um für Consumer virtuelles mit analogem Einkaufserleben zusammenzuführen, führt die Middleware Online- und POS-Käufe des registrierten Kunden zusammen und stellt für jeden Kunden eine abrufbare Historie bereit. Die Daten ruhen im Datenzentrum. Bis sie gebraucht werden: Sucht beispielsweise ein Stammkunde neue Regalbretter, wirft ihm die Datendrehscheibe in Echtzeit seine Historie aus und sofort findet der Interessent den exakten Regalnamen. Das schafft die vorhandene Warenwirtschaft nicht, weil sie nicht auf Echtzeit gepolt ist.

Automatisierte Produkt-Kongruenz

Kampagnen und Änderungen spiegeln sich sofort im Shop wieder. Die beliebten Beistelltische gibt’s im Frühjahr in peppigem Türkis? Sofort erweitert die Middleware die Farbpalette und gibt sie dem Onlineshop aus. In Zeiten des Streamings sterben CD-Racks – Preisreduktion ist das Mittel der Wahl. Gleich erfahren die Besucher des Onlineshops davon. Da die Middleware Daten automatisiert überträgt, bleiben Warenwirtschaft und Verkaufskanäle auf Stand: Verkauft ein Shop drei Nachttische, sinkt die gesamte Verfügbarkeit im Datenherz um drei. Im Onlineshop erscheint der Nachttisch-Bestand aufgedröselt für jeden der einzelnen Stores.

Kanal egal: Die Middleware führt Online- und POS-Käufe des registrierten Kunden zusammen.
(Bild: stationäres Ladengeschäft)

Omnichannel braucht viele Lieferanten

Ein Möbelhaus bietet mannigfaltige Produkte an, die wiederum unterschiedliche Transportanforderungen stellen: große stabile Möbelstücke, die interne Mitarbeiter liefern und zusammenbauen, fragile Rotweinschwenker, die per Kurier kommen, Ohrensessel, die Besucher mit ihrem Kombi persönlich im Laden abholen. In der zuvor mit Regeln gefütterten Zentralplattform laufen alle Bestellungen ein. Dem Regelwerk gemäß leitet sie die Order an die passenden Frachtführer weiter: Zum Beispiel weist sie eine Anrichte automatisiert der Position Zwei-Mann-Handling zu. Eine informative E-Mail an den Besteller bestätigt den Prozess, ein Sendungsverfolgungslink hält ihn im Bilde.

Unterstützung des Marketings

Wer häuslich ist, liebt schöne Textilien. Ein Newsletter mit aktuellen Tischdecken-Angeboten fällt ihm also mit großer Wahrscheinlichkeit positiv auf. Zugeschnittene Ansprache im Publishing-System steigert die Awareness des Empfängers und schürt Lust auf Kauf. Die Verlinkung von Middleware und Media Ressources Management hievt frisches Marketing-Material in Echtzeit in Shop oder Newsletter.

Apps für Crew und Consumer

Das Smartphone ist immer dabei. Dies zu nutzen, lautet das Gebot der Stunde. So kann eine Umlagerungs-App Mitarbeitern eine Menge Zeit sparen. Steht ein neuer, produktbestückter Display an, erfasst der Zuständige einen Artikel via Barcode. Sofort sieht er auf dem Display den aktuellen Lagerort des gesuchten Artikels. Die Anzahl der Artikel bucht er ab, tippt den neuen Ort ein und fertig. Was hat die Middleware damit zu tun? Sie sendet die Aktionsware und ihre Umschichtung an die AS/400. Bei Konsumenten kann eine App beispielsweise als Wegweiser dienen: Auf Konsumentenseite speichert der Consumer beim Surfen seine Favoriten auf einer Merkliste. Die Datendrehscheibe überträgt diese Merklisten an eine Digitale-Wegeführungs-App. Besucht der Konsument den Store, erhält er an einer Infostele seine Wegeführung hin zu allen Produkten, die seine Merkliste enthält, und bewegt sich mit traumwandlerischer Sicherheit von einem begehrten Objekt zum nächsten.

Fazit

Eine Midddleware bahnt Legacy-Systemen den Weg in den Omnichannel. Bei der Auswahl einer solchen verbindenden Datendrehscheibe achten Anwender auf Schnittstellenvielfalt, Flexibilität und DSVGO-Konformität. Für hohe Kostentransparenz sorgt die Option auf Software-as-a-Service.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.midbridge.de

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Bild von Michael Gaida auf Pixabay