Das Jahr 2020

Der Beginn eines Jahres ist immer auch der Versuch, zu antizipieren, was in den kommenden Monaten wichtig wird. Führungskräfte richten ihre Strategien an Studien, Trends und Marktforschung aus. Wir haben die Experten von Lünendonk gebeten, aus ihrer Sicht auf drei Kernfelder zu schauen: den Arbeitsmarkt und die Wertschätzung der Arbeit, wichtige Neuregelungen für finanzmarktorientierte Unternehmen und wie es gelingen kann, datenbasierte Geschäftsmodelle zu platzieren – gleichsam bedeutend für alle Führungskräfte. In den nachfolgenden Beiträgen schauen Mario Zillmann, Jörg Hossenfelder und Thomas Ball voraus auf die kommenden Monate und identifizieren wichtige Handlungsfelder.

Was Finanzer im Jahr 2020 beachten müssen

Nichtfinanzielle Berichterstattung: Erweiterte Anforderungen bei Klimaschutz und alternativen Kennzahlen sowie Auswirkungen des Brexit

von Jörg Hossenfelder Geschäftsführender Gesellschafter Lünendonk & Hossenfelder GmbH

Die Finanz- und Steuerabteilungen setzen sich im Jahr 2020 mit Regeln auseinander. Vor allem finanzmarktorientierte Unternehmen unterliegen neuen Anforderungen der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, ESMA. Denn Ende Oktober 2019 wurden neue europäische Prüfungsschwerpunkte veröffentlicht, welche bereits Jahresabschlüsse des Kalenders 2019 betreffen.

Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang spezifische Fragen zu Leasingverhältnissen (IFRS 16), zu Finanzinstrumenten für Kreditinstitute (IFRS 9) und zu Erlösen aus Kundenverträgen für Industrieunternehmen (IFRS 15). Und auch bei der Anwendung von IAS 12 zu Ertragsteuern finden Justierungen statt.

Auch bei der nichtfinanziellen Berichterstattung weist die ESMA auf erweiterte Anforderungen hin, zum Beispiel beim Klimaschutz oder alternativen Kennzahlen. So müssen die Finanzer bei nichtfinanziellen Informationen auch klimaverändernde Aspekte, KPII oder Rahmenkonzepte für Lieferketten offenlegen. Ferner gilt es bei der Berücksichtigung von alternativen Leistungskennzahlen (APMs) neue Leitlinien zu beachten. Auch etwaige Auswirkungen des Brexit finden Berücksichtigung.

Darüber hinaus einigte sich die Europäische Union Ende Mai 2019 auf ein einheitliches elektronisches Format für Jahresfinanzberichte (ESEF). Dies wird bereits für Jahresabschlüsse gültig, deren Geschäftsjahre am oder nach dem 1. Januar 2020 beginnen.

Den Arbeitsmarkt im Blick

Gesucht: Hochqualifizierte und Helfer für B2B-Dienstleistungen

von Thomas Ball, Partner, Lünendonk & Hossenfelder GmbH

Die Wirtschaftsstruktur entwickelt sich konsequent hin zu Technologieunternehmen und Dienstleistungen. B2B-Services wie Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung, Facility Services, IT-Beratung und Service, Zeitarbeit und Ingenieurs- und Instandhaltungsdienstleistungen sowie Managementberatung tragen wesentlich zur Flexibilität, Stabilität und Produktivität ihrer Auftraggeber und damit der Gesamtwirtschaft bei. Ihr kombinierter Jahresumsatz liegt bei rund 200 Milliarden Euro in Deutschland.

Der Personalmangel ist in den B2B-Dienstleistungen weithin spürbar: Elektriker, Schlosser, Instandhalter, IT-Spezialisten, Wirtschaftsprüfer – um nur ausgewählte zu nennen – fehlen landauf, landab. Das liegt auch an mangelnder Wertschätzung. Dabei sind Berater, Facility-Service-Unternehmen und Personaldienstleister Spezialisten und Experten in ihrem Kerngeschäft. Das gilt es zu honorieren.

Lünendonk®-Studien zeigen: Gerade in Zeiten von knappem Personal gewinnen Wertschätzung, Flexibilität, Vertrauen, Fairness und Unternehmenswerte an Bedeutung. Das gilt insbesondere für die beauftragenden Unternehmen und deren Belegschaft gegenüber den B2B-Service-Kräften. Mangelnde (auch finanzielle) Wertschätzung führt über kurz oder lang dazu, dass sich die besten Unternehmen und auch das qualifizierte Personal andere Auftraggeber suchen. Wertschätzung gegenüber B2B-Services ist im Eigeninteresse der Auftraggeber.

Trends für CxOs 2020

Wie können Unternehmen digitale Geschäftsmodelle etablieren?

von Mario Zillmann, Partner Lünendonk & Hossenfelder GmbH

2020 sind für Unternehmen zwei Herausforderungen besonders wichtig: Wie schaffen sie es, in einem intensiveren globalen Wettbewerb ihre Prozesse effizienter zu gestalten und die Kostenstrukturen weiter zu verbessern? Daneben gilt es, endlich mehr digitale Innovationen und datenbasierte Geschäftsmodelle erfolgreich am Markt zu platzieren, um der wachsenden Konkurrenz aus Asien und den USA entgegenzutreten. Auf die folgenden Technologien wird es dabei besonders ankommen:
Nachdem klassische Optimierungsmethoden wie Outsourcing und Shared Service Center an ihre Grenzen stoßen, investieren Unternehmen verstärkt in Process Mining. Damit können bisher versteckte Ineffizienzen in den Prozessen tool-basiert identifiziert werden. Auf dieser Basis können Automatisierungsvorhaben durch Robot Process Automation (RPA) und Künstlicher Intelligenz (KI) durchgeführt werden. Bereits weit fortgeschritten ist RPA, also die Automatisierung von Routineaufgaben, die keine kognitiven Fähigkeiten verlangen. Einen Schub durch immer höhere Rechenleistung (exponentielles Wachstum, Quantencomputing) wird 2020 KI erleben und aus dem Experimentierstadium heraustreten. Immer mehr Aufgaben, die kognitive Fähigkeiten verlangen, werden durch (teil-autonome) KI-Tools abgelöst.
Der Aufbau von schnittstellenoffenen Technologie-Plattformen (APIs) steht ebenfalls im Fokus, um den Austausch von Daten zwischen einzelnen IT-Anwendungen sowie zwischen mehreren Unternehmen zu ermöglichen. Der einfache und automatisierte Datentransfer ist eine wichtige Voraussetzung für KI sowie für digitale Geschäftsmodelle, bei denen Third-Party-Anwendungen in die eigene Plattform integriert oder Unternehmen Teil von anderen Plattformen werden.

Weitere Informationen unter:
www.luenendonk.com