Vorbilder – und der Kampf gegen den Elektroschrott

Auf dem zweiten rebuy Salon diskutierten Dr. Annette Cerulli-Harms, Petra Schmatz, Ole Nymoen und Philipp Gattner darüber, was wir als Konsumenten brauchen, um den Elektroschrottberg nicht weiter wachsen zu lassen

Die zweite Veranstaltung der Panel-Talk-Reihe „rebuy Salon“ widmete sich dem Thema des Elektroschrotts und was jede:r Einzelne dazu beitragen kann, diesen nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Philipp Gattner, CEO des Recommerce-Marktführers rebuy, diskutierte dazu im Berliner Techspace Eiswerk mit Dr. Annette Cerulli-Harms, Verhaltensforscherin bei ConPolicy, Petra Schmatz, Redaktionsleiterin bei green Lifestyle, und Ole Nymoen, Buchautor und „Wohlstand für alle“-Podcast-Host. Marketing, wenig nachhaltiges Produktdesign und eingefahrene Verhaltensmuster hindern uns oft daran, nachhaltiger zu konsumieren. Die Panel-Teilnehmer:innen waren sich einig: Es bedarf neben gesetzlicher Rahmenbedingungen auch Aufklärung und vieler positiver Impulse von außen, um eine Änderung in unserem Konsumverhalten zu bewirken.

Pro Kopf fallen in Deutschland fast 20 Kilogramm Elektroschrott im Jahr an. Global ist eine steigende Tendenz zu beobachten. Die Teilnehmer:innen des zweiten rebuy Salons diskutierten zum Teil sehr kontrovers darüber, wie diese Entwicklung umgekehrt werden könnte. Ein Grund für die große Menge an E-Waste ist die Tatsache, dass schlichtweg nicht mehr so viel repariert wird. „Wir erhalten im Jahr etwa 10.000 Smartphones, die wir an die Verkäufer:innen zurückschicken oder recyclen müssen, da wir sie nicht reparieren können“, erläutert rebuy-CEO Philipp Gattner. „Dabei sind oft nur Kleinigkeiten defekt, aber das Produktdesign lässt keine Reparatur zu.“ rebuy unterstützt deshalb auch die gesetzliche Initiative zur Einführung eines Reparierbarkeitsindex.

Informationen zum Thema Elektroschrott müssen greifbar sein

Die Teilnehmer:innen des Panel-Talks diskutierten intensiv die Rolle der Konsument:innen: „Die sogenannte psychologische Obsoleszenz hat sich bei vielen Menschen festgesetzt, sodass der Wunsch, sich nach relativ kurzer Zeit etwas Neues zu kaufen, das Konsumverhalten bestimmt. Das führt oft zu Neuanschaffungen, obwohl das alte Gerät noch voll funktionstüchtig ist“, so Dr. Annette Cerulli-Harms, Projektmanagerin Verhaltens- und Verbraucherforschung beim Institut für Verbraucherpolitik ConPolicy. „Einem Neukauf zu widerstehen und stattdessen ein gebrauchtes Produkt zu kaufen ist schwer. Und schwere Entscheidungen benötigen eine Extraportion Motivation. Daher müssen Informationen, zum Beispiel zum Thema Elektroschrott und Verschwendung, heruntergebrochen und greifbar gemacht werden. Wenn ich nicht weiß, was das richtige Verhalten ist, ist es leicht, in alten Gewohnheiten zu verharren oder den allgemein gültigen Trends nachzueifern.“

Dass Aufklärung der richtige Weg ist, um Menschen zu einem veränderten Konsumverhalten zu bringen, findet auch Petra Schmatz, Redaktionsleitung beim Magazin green Lifestyle, das sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. „Eine Leser:innenumfrage hat gezeigt: Die Menschen suchen praktische Ratschläge, wie sie ihr Leben Schritt für Schritt nachhaltiger gestalten können. Daher widmen wir diesem Thema in jeder Ausgabe viel Platz. Ich denke, nur so können wir etwas erreichen – ein erhobener Zeigefinger hingegen bewirkt eher das Gegenteil.“



Die Teilnehmer des zweiten rebuy Salons:
Dr. Annette Cerulli-Harms, Philipp Gattner, Nadine Kreutzer (Moderation), Petra Schmatz,
Ole Nymoen (v.l.n.r., Quelle: rebuy)


Buchautor und Podcast-Host Ole Nymoen setzt auf die Mündigkeit der Konsument:innen: „Nur wenn ich mich selbst informiere und so zu dem Ergebnis komme, dass ich zum Beispiel durch den Kauf eines gebrauchten Smartphones oder einer gebrauchten Kamera etwas für die Umwelt tue, bleibt es auch hängen, und ich werde mich auch zukünftig so verhalten. Der Schule kommt hier eine große Verantwortung zu – hier müssen bereits Kinder lernen, wie man sich richtig informiert. Das reine Imitieren von Verhalten etwaiger Vorbilder bringt auf Dauer nichts.“

Konsument:innen und Unternehmen müssen gleichermaßen bestehende Prozesse hinterfragen

Die einstündige Diskussion, die live im Internet übertragen wurde, machte deutlich, dass der Kampf gegen Elektroschrott viele Akteur:innen und Impulse benötigt. „Wir bei rebuy sind davon überzeugt, dass die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen den Elektroschrott ist“, resümiert Philipp Gattner. „Wir haben heute wieder aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gehört, wie wichtig es ist, die Teilnahme daran so einfach wie möglich zu machen und immer wieder neue Impulse zu geben. Daran arbeiten wir unermüdlich.“

„Um weiterhin gut und nachhaltig leben zu können, ist eine Veränderung innerhalb der Gesellschaft nötig. Dafür muss es Konsument:innen und Unternehmen gleichermaßen geben, die sich nicht mit bestehenden Lösungen zufriedengeben, bestehende Prozesse hinterfragen und dabei vor allen Dingen bei sich selbst anfangen. Dieser Gedanke treibt auch uns als Recommerce-Unternehmen an, und wir haben uns gefragt, wie wir mit vielen kleinen Schritten die Konsument:innen da draußen von den Vorteilen nachhaltigen Handelns überzeugen können“, sagt rebuy-CEO Philipp Gattner. „Wir haben gemerkt, dass wir bei allem Engagement als letztlich wirtschaftlich agierendes Unternehmen auch den Blick von außen brauchen. Der rebuy Salon gibt uns diese wichtigen Impulse und ist gleichzeitig eine öffentliche Plattform für verschiedene Meinungen und Ideen.“

Der rebuy Salon ist ein Format, das rebuy dreimal im Jahr ausrichtet, um die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Der nächste Salon ist für den Sommer geplant.

Markenbildung in virtuellen Parallelwelten

Jamshid Alamuti wird die Agentur Wildbytes in Deutschland leiten.

Disruptiv, agil und technologiebegeistert: Die vom spanischen CEO Julio Obelleiro vor einigen Jahren in Madrid gegründete Agentur Wildbytes definiert die Zukunft der Markenbildung neu. Das Agenturteam verbindet die digitale und physische Welt durch den disruptiven Einsatz von AR- und KI-Technologien und verändert damit die Art und Weise, wie ein Publikum Marken erlebt. Jedes der aufsehenerregenden Projekte – von Live-Fankampagnen für Rihanna bis hin zu Metaverse-Projekten für Modekonzerne wie H&M – erzielt internationale Reichweiten und schafft es, Zielgruppen in ein interaktives virtuelles Abenteuer zu führen. Dafür bringt Wildbytes führende Design-Experten mit erfahrenen Tech-Spezialisten und Filmschaffenden nach bewährter Filmstudio-Tradition zusammen. Mit einer neuen Niederlassung in Berlin wird Wildbytes jetzt auch in Deutschland zur direkten Anlaufstelle für experimentelle Innovation in der Markenbildung.


Für Kreativ-Entrepreneur Jamshid Alamuti ist die Grenzüberschreitung zwischen Kunst, Technologie und Wirtschaft nichts Neues. Das visionäre Wildbytes Konzept faszinierte ihn sofort: „Die Projekte, die Julio Obelleiro mit seinem Team entwickelt, loten immer wieder die Grenze des Machbaren aus. Zum Einsatz kommen alle verfügbaren Technologien, um multisensorische Virtual-Reality-Erlebnisse der neuen Art zu entwickeln.“ Mit dem Aufbau eines lokalen Wildbytes Team wird Alamuti als Geschäftsführer in Deutschland künftig Markenschaffende direkt vom Standort Berlin aus in die Welt der experimentellen Innovation einführen. 
 

Disruptive Kommunikation, die Menschen überrascht und emotional berührt 

Die Bandbreite von Kunden, die ihre Markenbildung mit der jungen Agentur auf eine neue Ebene bringen können, ist nahezu unbegrenzt: von der Fashion- und Kosmetikindustrie bis hin zur Autobranche oder Gaming- und Unterhaltungselektronikanbieter. Wichtige Schlüsselpositionen in den Bereichen Motion Graphics, Product und Service Design, Copy Writing, Film und Editorial Crew hat Wildbytes in Deutschland bereits besetzt. Weitere kreative Talente wird Alamuti passend zu den jeweiligen Projekten aus seinem weitläufigen Netzwerk rekrutieren, das er sich in vielen Jahren als Geschäftsführer bei der Berlin School of Creative Leadership sowie im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit dem ADCE aufgebaut hat. 

Abdeckung der kompletten Content-Pipeline

Wildbytes deckt die komplette Content-Pipeline mit einer eigens für jedes Projekt entwickelten Choreografie aus verschiedenen Disziplinen ab. Dazu gehören sorgfältige Hardwareunterstützung, Interaktionstechnologien, Video, Animation, audiovisuelle Architekturintegrationen sowie Augmented-Reality und 4D. Vorrangiges Ziel ist die Schaffung einer neuartigen immersiven Erfahrung, die einzigartige und bleibende Emotionen im Zuschauer weckt – mit jedem Projekt tauchen Verbraucher in ein neues virtuelles Abenteuer ein.

Interaktive Markenerlebnisse von Rihanna bis Seat

Ein Blick auf das Projektportfolio zeigt die große Innovationsbandbreite, die Wildbytes für Kunden bereits umgesetzt hat: Für den Weltstar Rihanna produzierte das Agenturteam mit einer speziell angefertigten digitalen Hightech-Film-Pipeline die weltweit erste live kreierte Fankampagne, in der Fans im Rahmen eines Launch-Events zum interaktiven Teil eines Fashion-Films wurden. Sie feierten und posierten in einer labyrinthischen Umgebung aus Make-up-Stationen, urbanen Videoinstallationen und Filmsets. Der Film wurde in Echtzeit bearbeitet und über 1,7 Milliarden Mal geklickt. Für den spanischen Automobilhersteller Seat kreierte Wildbytes mit Partner-Agenturen eine virtuelle 4D-Show, in der Zuschauer eine Autofahrt mit faszinierendsten audiovisuellen Technologien hautnah erleben konnten. Für die „#migraines“-Kampagne des Schmerzmittelherstellers Excedrin macht Wildbytes an der Seite von Kunstschaffenden die subjektive Erfahrung der Migräneschmerzen mittels Face Projection Mappings erfahrbar. Zur Eröffnung des Flagshipstores der amerikanischen Modemarke Forever 21 gestaltete Wildbytes eine Werbetafel, über die überlebensgroße Modelle mit dem Publikum am New Yorker Times Square interagierten.

Milliardenschwerer Zukunftsmarkt: Investitionen in das Metaverse werden sich verzehnfachen

Auch das Metaverse spielt im Wildbytes Universum eine immer größere Rolle. Für den Modekonzern H&M entwarf Wildbytes einen Avatar-basierten Modefilm, der in Echtzeit erstellt wurde und das Metaverse von H&M vorstellte. Auch dieser Film wurde im Rahmen eines Live-Events gedreht: Dazu kreierten Teilnehmer direkt auf der Veranstaltung ihre eigenen digitalen Doppelgänger, die anschließend auf einem virtuellen Laufsteg die neueste H&M Innovation Circular Design Kollektion präsentierten. Das Projekt basiert auf einer Videospiel-Engine und wurde in Echtzeit gerendert.

Wildbytes schätzt, dass in den nächsten fünf Jahren bereits 70 Prozent der großen Marken im Metaverse vertreten sein und sich bis 2025 über 50 Prozent der täglichen Aktivitäten bereits in Paralleluniversen abspielen werden. Dazu Alamuti: „Schon jetzt ist das Online-Spielen oder das Erleben von Live-Konzerten in virtuellen Umgebungen für Millionen von Menschen normal. Vor dem Hintergrund des Booms von Kryptowährungen und des sich entwickelnden Web 3.0 wird das Angebot digitaler Güter in einer virtuellen Umgebung wie dem Metaverse, um z. B. seinen Avatar individuell zu gestalten und ganz in die virtuelle Welt einzutauchen, zum milliardenschweren Zukunftsmarkt.“  


Pressemitteilung des Unternehmens Wildbyte

„Jeder Lernende ist ein Wissensquell“

Neural Jam ist eine neue Wissensaustausch- und Collaboration-Plattform, in der Lernende auch gleichzeitig Lehrende sein können. Sie fasst verschiedene Konzepte der Interaktion zusammen. Wir sprachen mit Jamshid Alamuti, Gründer und CEO von Neural Jam, über den aktuellen Stand seiner Plattform und wie die Weiterentwicklung seiner Lösung aussieht.

Was fehlte im bisherigen Bildungsbereich, das die Gründung von Neural Jam notwendig machte?
Üblicherweise ist Bildung meist hierarchisch und vertikal aufgebaut. Das bestimmende Schema ist dabei immer folgendes: auf der einen Seite der Lehrende, auf der anderen Seite die Lernenden. Auch die Inhalte sind häufig auf diesem Konzept aufgebaut – das ist zwar fundiert, aber auch ein wenig veraltet. Denn es fehlt eine aus unserer Sicht sehr wichtige Komponente: die Praktikabilität oder auch „hands on experience“. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man am besten lernt, wenn man selbst Inhalte an Andere weitergibt. Genau dafür bietet Neural Jam eine interaktive Umgebung – einen Raum für das Lernen durch Austausch. Wir zelebrieren und belohnen sozusagen jeden noch so kleinen inhaltlichen Beitrag.

Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von bisherigen E-Learning-Angeboten oder auch vom bestehenden Online-Universitäten-System?
Natürlich finden sich auch in herkömmlichen E-Learning-Angeboten Interessensgruppen, in denen sich Teilnehmer untereinander austauschen oder es werden Webinare, Online-Wissensbibliotheken oder ähnliches angeboten. Davon unterscheidet sich Neural Jam allerdings komplett: Wir sind keine E-Learning- Plattform. Es werden bei uns keine Themen im klassischen Sinne gelehrt oder unterrichtet. Die Neural Jam Inhalte sollen unsere Club-Mitglieder lediglich animieren und inspirieren – und das ist der Hauptunterschied: Der Wert der Neural Jam Community liegt in den Mitgliedern selbst. In unserem digitalen Club gibt es keine Lehrer oder Studenten – bei uns ist jedes Mitglied selbst eine Ressource für Wissen, das mit den anderen Mitgliedern geteilt wird. Und ganz wichtig, das ist überhaupt der entscheidende Unterschied: Neural Jam unterstützt Individuen dabei, eine unternehmerische Perspektive einzunehmen, selbst zum Unternehmer und Problemlöser zu werden. Wir wollen Pionieren helfen ihresgleichen zu finden und gemeinsame Wege zu gehen.

Jamshid Alamuti erläutert unseren Lesern das Konzept von Neural Jam

Sie bezeichnen sich als digitaler Club – was hat es damit genau auf sich? Was bieten Sie über das reine Wissens-/Lernangebot hinaus?
Mittel- und langfristig ist die Idee, die hinter Neural Jam steckt, sich gemeinsam um die Lösung von relevanten und größeren Herausforderungen unserer Gesellschaft zu bemühen. Denn häufig fehlt es an – nennen wir es einfach mal „Masse“”, an genügend Gehirnen, um ein Problem zu lösen, oder zumindest die richtigen Fragen zu analysieren und zu beantworten. Im Neural Jam Club beschäftigen wir uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern und ihren diversen Hintergründen mit wichtigsten Herausforderungen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Dafür nutzen wir neue Formate, z. B. Hackathons oder ähnliches, um durch intensive Diskussion und Auseinandersetzung neue Lösungsansätzen ins Leben zu rufen.

Warum ist die Community für das Neural Jam Konzept so wichtig?
Der Hauptbestandteil hinter der Neural Jam Idee ist der Community-Gedanke. Seitdem ich denken kann, habe ich immer dafür gesorgt, interessante und interessierte Leute zusammenzubringen und ein Gefühl für Zusammengehörigkeit zu schaffen, unabhängig davon, ob es sich um Gruppen mit 10 oder 800 Menschen handelte. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Menschen in gemeinsamer Kraftanstrengung Größeres bewirken können. Bisher habe ich dieses Konzept meist für Großunternehmen umgesetzt. Mit Neural Jam soll dies jetzt für eine noch viel größere Menge an Talenten grenzenlos und kulturübergreifend stattfinden. Dafür ist unsere Neural Jam Plattform letztlich nur ein Werkzeug und nichts weiter. Die Umsetzung der Idee, gemeinsam neue Lösungsansätze für die großen gesellschaftlichen und politischen Fragen zu finden und gleichzeitig auch Talente für die praktische Umsetzung solcher Lösungsansätze zu inspirieren – diese Entwicklung ist nur möglich, wenn die Community dieses Werkzeug nutzt.“

Was ist die Besonderheit am Verhältnis der Lehrenden und Lernenden bei Neural Jam – gerade vor dem Hintergrund, dass jeder Lernende, wie Sie sagen, auch gleichzeitig zum Wissensquell wird?
Wie gesagt, die klassisch Lehrenden gibt es bei uns nicht. Was es gibt, sind so genannte „Enablers“, also TüröffnerInnen, GastgeberInnen – im weitesten Sinne vielleicht sogar AnimateurInnen, oder welcher andere Titel hier auch passen würde. Aber es handelt sich trotzdem immer um einen kollaborativen Lernprozess. Alle Themen werden gemeinschaftlich erarbeitet, diskutiert und miteinander “erlernt“. Jeder Input von Enabler-Seite sind lediglich Impulse, die in die Community eingespeist werden. Erst dann beginnt der eigentliche Prozess, in dem Enabler selbst wieder zu Lernenden werden. Das meinen wir auch mit lebenslangem Lernen: Selbst ein sehr versierter Enabler wird in der Neural Jam Community zu jemandem, der sich auf andere Ansätze einlassen muss. Er kann seine Erfahrung einbringen, um den kollaborativen Lernprozess zu inspirieren, aber er ist immer auch selbst Lernender.

Gibt es wie bei anderen Plattformen ein klassisches Matching für Leute mit gemeinsamen Interessen?
Die aktuelle Version (MVP1) nutzt momentan noch keine KI, auch wenn wir das Plattform-Konzept technologisch schon relativ weit ausgearbeitet haben. Trotzdem wollen wir es vermeiden, die Privatsphäre unserer Mitglieder anzutasten. Ein Matching werden wir daher nur dann einführen, wenn unsere Mitglieder aktiv darauf bestehen.

Wie evaluieren die Algorithmen die Interessen und Gemeinsamkeiten? Oder was liegt den Algorithmen zugrunde?
Statt Matching nach üblichem Standard haben wir uns etwas anderes einfallen lassen: Unsere Plattform bietet eine Art Marketplace für Wissensthemen. Wir bringen Leute also nicht auf der Basis von Algorithmen zusammen, sondern unsere Mitglieder können ihre persönlichen Interessen auf einem virtuellen Schwarzen Brett posten bzw. Gruppen mit Themen, die sie interessieren, selbst aufsetzen. Andere Mitglieder können dann auswählen, an welchen Gruppen sie sich beteiligen möchten. Sollten wir mit Zustimmung der Mitglieder künftig auch Informationen zum Nutzungsverhalten evaluieren, können wir natürlich auch Empfehlungen aussprechen. Aber was man häufig vergisst: Algorithmen, die das Empfehlungen auf Basis des eigenen Nutzungsverhalten analysieren, können natürlich auch begrenzen. Manchmal liegt das Überraschende ja gerade darin, etwas ganz anderes als das, was man kennt und schon ‚nutzt‘ zu entdecken.

Wie motiviert Neural Jam, dass sich Mitglieder, Lernende und Lehrende vernetzen – gibt es z. B. Moderatoren für Unterthemen? Oder wie motiviert Neural Jam die Interaktion auf der Plattform, wenn dieser Austausch, das Sharen von Wissen im Mittelpunkt stehen?
Das ist sicherlich eine Schlüsselfrage für die Neural Jam Community und sehr wichtig. Auf der einen Seite gibt es wie erwähnt die Enablers, die in ihrer Funktion als Moderatoren, Mentoren oder Thought Leaders, die Mitglieder animieren. Viel wichtiger ist aber die Bereitschaft der Mitglieder selbst. Deshalb vergeben wir eine Mitgliedschaft auch nur auf Bewerbung. Wer bei Neural Jam Mitglied werden möchte, muss es wirklich wollen und sich bewusst sein, dass der aktive eigene Beitrag jedes Einzelnen das Fundament von Neural Jam bildet. Neural Jam ist keine übliche Plattform, die sich einfach passiv konsumieren lässt. Wenn Sie so wollen, legen wir tatsächlich Wert auf eine Exklusivität – eine Exklusivität, die alle willkommen heißt, die a) wirklich bereit sind, ihre Wissensressourcen, ihr Denken mit anderen zu teilen und die b) verstehen, und dies auch verinnerlichen, dass sie gemeinsam mit anderen, viel größer denken, handeln können als allein. Diese Motivation ist es, die eine Mitgliedschaft in der Neural Jam Community möglich macht. Bewerben kann sich übrigens jeder – wir vergeben jedes Jahr auch eine begrenzte Zahl an Stipendien.

Weitere Informationen unter:
https://www.neuraljam.com/


Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Photo by Robert Bye on Unsplash


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Eigeninitiative gewinnt: Wer die neue Arbeitswelt mitgestaltet, profitiert langfristig

Marc Oliver Nissen ist Teil des Leadership Teams der LinkedIn Talent Solutions für die DACH Region. Er leitet das Berliner Hauptstadtbüro des Social Networks und verantwortet in seiner Rolle kommerzielle Partnerschaften mit Groß- und Industriekunden, namenhaften Personaldienstleistern sowie dem öffentlichen Sektor. Im nachfolgenden Beitrag skizziert er, wie sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren verändern wird.

Die Arbeitswelt kennt keinen Stillstand, sie befindet sich immer im Wandel. In der Regel brauchen Veränderungen aber Zeit, bis sie sich auf breiter Ebene durchsetzen. Nicht so in der jüngsten Vergangenheit: die Coronapandemie hat einige Entwicklungen massiv beschleunigt, die die Arbeitswelt langfristig prägen werden. Marc Nissen, Director Talent Solutions DACH bei LinkedIn erklärt die wichtigsten Trends und was Unternehmen jetzt beachten sollten. 

Wer die Arbeitswelt vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie mit der heutigen vergleicht, wird tiefgreifende Veränderungen feststellen. Selten hat sich der deutsche Arbeitsmarkt so schnell und umfassend verändert – aber was sind die Folgen für Unternehmen und Arbeitnehmer:innen? Und, werden sich diese Veränderungen auch nachhaltig etablieren, oder werden wir nach Abschaffung der Home-Office Pflicht in alte Muster zurückfallen?  

Die Rückkehr zum alten Status quo ist quasi unmöglich 

Die Coronapandemie hat dafür gesorgt, dass viele Menschen ihre Prioritäten im Leben neu ordnen – und auch ihre Arbeit neu bewerten: Wie wollen sie arbeiten? Was wollen sie erreichen? Entspricht ihre Tätigkeiten noch ihren Interessen, Werten und persönlichen Anforderungen? Die Folge ist eine Umstrukturierung der Arbeitswelt, wie wir sie selten zuvor erlebt haben. Erstmals rücken wirklich die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt. Auch weil diese bereit sind, ihren Worten Taten folgen zu lassen: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland (57 Prozent) denkt laut einer aktuellen Studie von LinkedIn darüber nach, in diesem Jahr den Job zu wechseln oder ist bereits auf der Suche. 

Unternehmen, die diese Bedürfnisse nicht erfüllen wollen oder können, droht damit der Verlust kompetenter und motivierter Mitarbeiter:innen. Es lohnt sich also, nochmal genau zu prüfen, inwieweit Wünsche und Anforderungen der Belegschaft doch erfüllbar sind. Dabei ist das Gehalt nicht allein ausschlaggebend. So war den Befragten in einer weiteren Umfrage von LinkedIn beispielsweise eine gute Work-Life-Balance (63 Prozent) sogar etwas wichtiger als ihre Vergütung (60 Prozent). 

Flexible Arbeitsmodelle tragen erheblich dazu bei, Privat- und Berufsleben besser unter einen Hut zu bekommen. Und Unternehmen haben in den vergangenen zwei Jahren in der Regel gesehen, dass sie funktionieren. Flexibilität ist ganz klar der Kronjuwel einer modernen Arbeitswelt. Damit Flexibilität aber auch auf Dauer gelingt, müssen Unternehmen jetzt allerdings aus ihren Erfahrungen lernen und ihre Kultur anpassen. Denn wenn ein Teil der Belegschaft im Homeoffice arbeitet, der andere aber im Büro, kann sich beispielsweise ein Umfeld entwickeln, in der eine Gruppe – häufig unbeabsichtigt – benachteiligt wird. Dem müssen Führungskräfte aktiv entgegentreten: Regelmäßige 1:1-Meetings, klare und objektive Ziele sowie Schulungen für Manager:innen sind nur einige Möglichkeiten. Wir müssen uns bewusst die Frage stellen: Wie  schafft man eine moderne aber faire Arbeitsumgebung, wie bietet man allen Teammitgliedern in einer flexiblen Arbeitswelt wirkliche Chancengleichheit?  

Marc Oliver Nissen beschreibt, wie sich die Arbeitswelt aus seiner Sicht wandeln wird.

Auch anderen ungewollten Folgen hybrider Arbeitsweisen müssen Unternehmen jetzt aktiv entgegenwirken, indem sie ihre Kultur hinterfragen. Wieviele und welche Meetings brauchen wir wirklich? Wie können wir die Mitarbeiterbindung von Kolleg:innen stärken, die hauptsächlich remote arbeiten? Wie stellen wir sicher, dass wir die Belastung und mentale Gesundheit aller Mitarbeiter:innen im Blick behalten, selbst wenn wir nicht mehr im gleichen Büro sitzen?  All diese Fragen erfordern einen gemeinsamen Kraftakt aller Mitarbeiter:innen. Denn es reicht nicht aus, wenn die Unternehmensleitung nur neue Regeln und Richtlinien erlässt. Sie müssen auch auf jeder Ebene mit Leben gefüllt werden. Und dabei ist es besonders wichtig,, dass die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. Manager:innen, die ihre Teammitglieder beispielsweise ermutigen, für Meetings nicht die volle Stunde einzuplanen, dann aber regelmäßig selbst dafür sorgen, dass überzogen wird, bremsen alle Bemühungen um eine bessere Meeting-Kultur. 

Neue Skills sind gefragt 

Darüber hinaus sind digitale Tools im Arbeitsalltag inzwischen in den meisten (wenn nicht in allen) Unternehmen unverzichtbar – ob ihre Mitarbeiter:innen im Homeoffice, unterwegs oder im Büro arbeiten. Die Spannbreite der benötigten Fähigkeiten ist dabei lang. Diese reicht von allgemeineren Fähigkeiten, wie dem Umgang mit Videokonferenz- und Kollaborationstools, bis hin zu spezielleren Kenntnissen. Das spiegelt sich auch in den 25 Jobs wider, die in den vergangenen fünf Jahren auf LinkedIn das größte Wachstum verzeichnet haben: Bei der Hälfte von diesen (12 Jobs) sind digitale Fähigkeiten unerlässlich. Die Liste reicht vom User Experience Researcher, der Erfahrungen mit UX-Design und Usability-Tests braucht, bis hin zur Data Scientist Spezialistin, die sich mit KI, Maschinellem Lernen und Natural Language Processing auskennen sollte. Daher überrascht es nicht, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften mit IT-Fähigkeiten zuletzt wieder stark gestiegen ist und mittlerweile knapp 100.000 Stellen in Deutschland offen sind. 

Doch es sind nicht nur neue Hard Skills gefragt, auch einige Soft Skills haben an Bedeutung gewonnen: Kundentermine finden zum Beispiel inzwischen häufig als Videokonferenz statt – viele Beschäftigte mussten erstmal lernen, sich unter diesen Bedingungen souverän zu präsentieren. Und für Mitarbeiter:innen im Homeoffice ist es beispielsweise wichtig, sich selbst zu organisieren, zu motivieren und sich auf die Arbeit zu konzentrieren – und durchaus so manche Ablenkung auszublenden. 

Für eine neue Arbeitswelt, brauchen wir also auch neue Fähigkeiten – sowohl auf seiten der Hard, wie auf Seiten der Soft Skills. 

Beim Bewerbungsprozess werden die Karten neu gemischt 

Diese großen Entwicklungen in der Arbeitswelt haben aber nicht nur Auswirkungen auf die Arbeit an sich, sondern auch auf den Schritt davor: den Bewerbungsprozess. Darauf müssen sich Jobsuchende genau wie Unternehmen einstellen. Für letztere bedeutet dies beispielsweise, dass sie ihr Recruiting noch proaktiver angehen und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren müssen, der die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter:innen in den Vordergrund stellt. Dafür reichen keine groben Ideen – wer überzeugen will, muss handfeste Fakten vorweisen können: Wie wird das Thema Flexibilität umgesetzt, wie werden die Angestellten dabei konkret unterstützt (zum Beispiel auch finanziell), wie wird der interne Zusammenhalt gestärkt? Soziale oder Business-Netzwerke wie LinkedIn bieten hier eine gute Möglichkeit, potenziellen Bewerber:innen einen Eindruck der Unternehmenskultur zu vermitteln – gerade auch, da Vorstellungsgespräche oft nur noch virtuell und nicht mehr persönlich stattfinden.  

Jobsuchende sollten sich wiederum die Möglichkeiten solcher Netzwerke zunutze machen, um Unternehmen auf Herz und Nieren zu prüfen und ihre Karriere voranzutreiben. Sie können darüber ein Gefühl für die Arbeitsbedingungen und die Werte von Unternehmen bekommen. Darüber hinaus können sie aber auch Kontakte knüpfen – etwa mit Menschen, die in Branchen oder Jobs arbeiten, für die sie sich interessieren – oder Recruiter mithilfe eines aussagekräftigen Profils auf sich aufmerksam machen oder ihnen zusätzliche Informationen zu ihrem Werdegang, ihren Skills und Interessen bieten. 

Fazit 

Auf dem Arbeitsmarkt findet derzeit ein starker Wandel statt – in vielerlei Hinsicht zum Vorteil für Arbeitnehmer:innen. Ihre Bedürfnisse stehen mehr denn je im Vordergrund. Allerdings müssen sie auch bereit sein, sich immer wieder anzupassen und neue Fähigkeiten erlernen, die in der modernen, digitalen Arbeitswelt erforderlich sind. Aber auch Unternehmen können profitieren, wenn sie ihre digitale Transformation weiter vorantreiben – vorausgesetzt, sie finden die dafür benötigten Mitarbeiter:innen. Dafür müssen Employer-Branding-Maßnahmen ganz oben auf der Agenda stehen. 


Über den Autor

Marc Oliver Nissen ist Teil des Leadership Teams der LinkedIn Talent Solutions für die DACH Region. Er leitet das Berliner Hauptstadtbüro und verantwortet in seiner Rolle kommerzielle Partnerschaften mit Groß- und Industriekunden, namenhaften Personaldienstleistern sowie dem öffentlichen Sektor. 
Er verfügt über einen großen Erfahrungsschatz im Bereich global tätiger Technologie Konzerne und Digitalisierung, durch seine vorherige Tätigkeit bei Oracle in Spanien und Irland. 
Sein Wissen teilt Marc nicht nur mit Kunden und Partnern, sondern auch als Referent. So hat er bereits auf Konferenzen wie der Social Media Week, Hiring Success und verschiedenen Veranstaltungen von Bundesverbänden gesprochen. 


Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash


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PowerLinux – eine starke Basis für unternehmenskritische Anwendungen

Autor: Stephan Boldt*

Die IBM Power Platform ist vielen ausgewiesenen IT-Fachleuten bis heute suspekt, obwohl sie in puncto Performance, beispielsweise in Bezug auf die Anzahl der CPUs, der Leistung je Core oder Durchsatz, wie auch in Sachen Stabilität, unter anderem durch Deaktivierung und Austausch defekter Komponenten im laufenden Betrieb, den meisten x86-Servern weit überlegen ist. „RS/6000“ oder „AS/400“ waren in den 1990ern Bezeichnungen für Systeme, die fern ab waren von den üblichen Servern von der Stange. Darauf liefen ausschließlich die proprietären Betriebssysteme AIX und IBM i (früher „OS/400“). Auch die Fähigkeit des parallelen Betriebs mehrerer Betriebssysteminstanzen in sogenannten Logical Partitions (LPARs) kannte man sonst nur aus der Welt der Großrechner. Obendrein wurde eine „Hardware Management Console“ (HMC) benötigt, um diese kompliziert wirkenden Maschinen mittels Weboberfläche konfigurieren und die LPARs überhaupt starten zu können.

Stephan Boldt: „Beim Umstieg auf PowerLinux spielen auch erheblich geringere Lizenzkosten eine wichtige Rolle.“

Heute sind virtuelle Maschinen längst auch in der x86-Welt angekommen und es ist selbstverständlich, dass diese zum Beispiel über das VMware vCenter oder den Red Hat Virtualization Manager (RHV-M) konfiguriert und gesteuert werden. Aber nicht nur diesbezüglich sind sich die beiden Welten immer ähnlicher geworden: Schon vor gut 20 Jahren hat Linux Einzug in die Power-Welt gehalten. Große Anbieter von Standardsoftware haben die Vorteile dieser herausragenden Kombination seit Langem erkannt und ihre Software entsprechend portiert: eine äußerst zuverlässige sowie leistungsfähige, in Teilen der Mainframe-Technologie entsprungene Hardware auf der einen Seite und ein quelloffenes, hochgradig anpassbares Betriebssystem auf der anderen. So gibt es für die Power-Plattform seit vielen Jahre die Software aus dem Hause SAP nicht mehr nur für AIX, sondern parallel auch in einer Version für PowerLinux. Als im Jahre 2010 SAP HANA erschien ging der Hersteller sogar noch einen Schritt weiter: Die SAP HANA DB erschien ausschließlich für Linux – AIX blieb außen vor. Eine enge Zusammenarbeit von SAP mit Red Hat und SUSE ermöglichte es, die Linux-Distributionen ideal auf die Bedürfnisse der neuartigen Datenbank anzupassen und so ein Maximum an Leistungsfähigkeit und Stabilität zu erreichen.

Aber auch andere unternehmenskritische Applikationen sind auf Linux on Power bestens aufgehoben. So lassen sich durch eine Migration von x86 auf PowerLinux oftmals Lizenzkosten in nicht unerheblichem Maße einsparen, da die Leistung je Power-Core meist deutlich über der der x86-Konkurrenz liegt. So werden oftmals nicht nur weniger Cores benötigt, es müssen auch entsprechend weniger Lizenzen für die eingesetzte Software erworben werden. Dadurch können beispielsweise bei Datenbanksystemen diese Lizenzkosten-Einsparungen schnell die Mehrkosten eines Power-Servers aufwiegen oder gar übersteigen. Da die früher für den Betrieb von Software auf IBM-Power-Systemen benötigten AIX oder IBM i Skills dank Linux on Power nicht mehr benötigt werden, bewegen sich die in der Regel bereits vorhandenen Linux-Administratoren auf weitestgehend gewohntem Terrain.

Der Wunsch nach Vereinheitlichung der Betriebssystem-Landschaft kann darüber hinaus ein weiterer Grund für eine Migration auf PowerLinux sein. Viele Unternehmen haben für die unternehmenskritischen Anwendungen eine Mischung aus Power und x86-Servern im Einsatz, wobei die Produktivumgebung unter AIX auf Power läuft, während die Entwicklungs- und Test-Systeme unter Linux auf x86-Servern betrieben werden. Die AIX-LPARs stammen dabei oft noch aus Zeiten, bevor Linux on Power verfügbar war. Dadurch ergibt sich jedoch eine signifikante Abweichung zwischen den Non-Prod- und Prod-Umgebungen. Die Übertragung von in der Testumgebung validierten Anpassungen in die Produktionsumgebung birgt daher in solchen Fällen immer das Risiko, dass sich die Änderungen unter AIX anders verhalten als unter Linux. Werden nun die AIX-Systeme auf PowerLinux migriert, erhalten die Unternehmen die Möglichkeit, die Software-Stände bis hin zur Kernelversion überall gleich zu halten. Darüber hinaus ist ein Staging der Pakete möglich: Bevor OS-Updates auf die Produktionsumgebung ausgerollt werden, können sie zuvor ausgiebig getestet und dadurch die Risiken minimiert werden.

Fazit:

Die IBM Power Platform hat sich seit über 30 Jahren für unternehmenskritische Anwendungen bewährt. Durch höhere Leistung je Core können verglichen mit x86-Servern oftmals die Lizenzkosten spürbar reduziert werden. Darüber hinaus können durch den Einsatz von Linux on Power plattformübergreifende Validierungen von Software-Anpassungen durchgeführt und einheitliche Linux-Versionsstände sichergestellt werden. PowerLinux ermöglicht es Unternehmen, die genannten Vorteile der IBM Power Platform nutzen zu können, ohne auf proprietäre Betriebssysteme wie AIX oder IBM i angewiesen zu sein und Kompetenzen in diesen Bereichen aufbauen oder zukaufen zu müssen.

Weitere Informationen: https://www.dualutions.de

* Der Autor Stephan Boldt (Dipl. Wirt.-Inf. (FH)) ist Technical Development Manager Linux und Senior Consultant AIX / Linux / IBM Spectrum Protect / SAN bei dualutions

Hybride Arbeitswelt

HubSpot-Studie zur hybriden Arbeitswelt und ihren Herausforderungen: Deutsche ziehen Vier-Tage-Woche einer Gehaltserhöhung vor.

Vor die Wahl gestellt, würde über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmenden (54 Prozent) eine Vier-Tage-Woche einer Gehaltserhöhung vorziehen. Damit stehen die Bundesbürger im internationalen Vergleich jedoch fast allein dar: Nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Irland würden genauso entscheiden.

Wichtigstes Merkmal einer funktionierenden Unternehmenskultur stellt für 40 Prozent der deutschen Befragten die Work-Life-Balance dar. Diese Ergebnisse hat das CRM-Plattform-Unternehmen HubSpot in seiner Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ erhoben, die die neue hybride Arbeitswelt und ihre Herausforderungen untersucht. Befragt wurden insgesamt 4.008 Vollzeitbeschäftigte weltweit, davon 501 aus Deutschland.

Von effektiver Kommunikation noch weit entfernt

Für ein effektives Miteinander, egal ob im Büro, Home-Office, einer Mischung aus beidem oder komplett remote, brauchen Arbeitnehmende die richtigen Systeme und Tools. Allerdings haben nur 30 Prozent der deutschen Befragten Richtlinien für die einheitliche Nutzung von Kommunikations- und Kollaborationstools erhalten. Nur effektive Kommunikation kann langfristig für Produktivität sorgen. Dass diese noch lange nicht gegeben ist, beklagt mehr als ein Drittel (35 Prozent) der flexibel Arbeitenden: Sie gehen ins Büro, um effektiver mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu kommunizieren. Nur knapp die Hälfte der flexibel Arbeitenden (49 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass ihr Team in einer hybriden Umgebung effektiv arbeitet.


„Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Unternehmenskultur, die vielfach an die Präsenz am Arbeitsort gebunden war, neu zu denken. Sie sollte gerecht, inklusiv und reibungsfrei sein, egal, welches Arbeitsmodell die Mitarbeitenden wählen.

Dies ist eine entscheidende Aufgabe für die Mitarbeiterbindung, gerade in Zeiten der ,Great-Resignation‘-Bewegung, die auch hierzulande angekommen ist. Dabei werden diejenigen Unternehmen erfolgreich sein, die die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Belegschaft ergründen und daraus strategische Maßnahmen für die neue Zukunft der Arbeit ableiten”,

erklärt Kathleen Jaedtke, Head of Marketing DACH bei HubSpot

Hälfte der Meetings könnte durch E-Mails ersetzt werden

Aufgrund der hybriden Arbeitsweise läuft die Kommunikation innerhalb von Unternehmen vermehrt über Messaging-Tools oder Videokonferenzen ab. 67 Prozent der befragten Arbeitnehmenden in Deutschland geben an, sich aufgrund zu vieler Telefonate und Videokonferenzen nicht konzentrieren zu können. 51 Prozent finden außerdem, dass mindestens die Hälfte der Meetings, an denen sie in persona oder remote teilnehmen, durch E-Mails ersetzt werden könnten. Die E-Mail ist trotz der Fülle an Kommunikationskanälen für 37 Prozent das favorisierte Kommunikationsmittel, wenn sich die Arbeitnehmenden für ein Tool entscheiden müssten. 29 Prozent favorisieren Videokonferenz-Tools wie Zoom, ein Drittel (21 Prozent) Telefonate

Arbeitnehmer wünschen sich Management-Schulungen und Teambuilding-Maßnahmen

Die hybride Arbeitswelt bringt nicht nur Herausforderungen in der Kommunikation, sondern auch im Bereich Unternehmenskultur. Um den Zusammenhalt zu fördern, wünschen sich 32 Prozent der deutschen Befragten spezielle Trainings für Managerinnen und Manager. 27 Prozent halten Investitionen in Team-Building-Maßnahmen für sinnvoll. Ein Viertel (23 Prozent) gibt an, dass ihr Unternehmen in Kommunikations- und Kollaborationstools investieren sollte.


Der globale Report zur HubSpot-Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ ist zum Download verfügbar.

Studiensteckbrief
Für die Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ hat HubSpot insgesamt 4.008 Vollzeitbeschäftigte (= über 18 Jahre, die entweder im Büro, remote oder auf Basis eines flexiblen Arbeitsmodells arbeiten) weltweit mit Lucid befragt (USA, Australien, Irland, Kanada, UK, Frankreich, Japan und Deutschland). Aus Deutschland nahmen 501 Personen teil, worauf sich dieser Text ausschließlich bezieht. Umfragezeitraum Dezember 2021.

902 Prozent Wachstum bei Krypto-Apps

Das neue Digital Currencies Playbook 2022, eine Studie von Adjust und Apptopia, zeigt ein Wachstum von 902 % bei Krypto-Apps in Q4 2021 und damit einen stärkeren Anstieg als die von Trading-Apps.

Die Mobile Marketing Analytics Plattform Adjust und der App Intelligence Anbieter Apptopia präsentieren ihren gemeinsamen Report Fintech Deep Dive: Digital Currencies 2022 Playbook. Der Bericht liefert einen Überblick über die wichtigsten Faktoren für die Nutzung von Kryptowährungs-Apps im Jahr 2021. Der Report zeigt, dass das globale Wachstum von Krypto-Apps im vierten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 902 % in die Höhe geschnellt ist. Regional beeindrucken insbesondere die Wachstumsraten in den USA (645 %), APAC (475 %), EMEA (284 %) und LATAM (182 %).

„Mit einem derart exponentiellen Wachstum und einer außergewöhnlich aktiven Nutzerbasis mit Potenzial für hohen Lifetime Value sind Mobile Krypto-Apps für viele inzwischen ein wichtiger Zugang zur Kryptowirtschaft geworden“, sagt Simon Dussart, CEO von Adjust. „Der Wettbewerb um die Nutzer wird immer härter, darum müssen Krypto- und Fintech-Apps ihre Bemühungen zur Nutzergewinnung maximieren, ihre Werbeausgaben optimieren und jede Phase der User Journey genau messen.“

Das Digital Currencies Playbook von Adjust und Apptopia zeigt auf, wie sich Krypto-Börsen-Apps entwickelt haben und welche Trends es bei der Nutzeraktivität von Krypto-Apps im Vergleich zu Trading-Apps gibt. Zusätzlich liefert es auch praxisrelevante Erkenntnisse darüber, wie Krypto-Apps neue Nutzer mit hohem Lifetime Value gewinnen und halten können.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Krypto-Apps verzeichneten im Jahr 2021 weltweit ein massives Nutzerwachstum. Die Installationen stiegen im Jahresvergleich um mehr als 400 % an. Der deutlichste Zuwachs fand dabei im 4. Quartal 2021 statt. Hier stiegen Installationen um 106 % gegenüber dem Vorjahr, nachdem die Download-Zahlen von Q2 auf Q3 um 49 % gefallen waren.
  • Krypto-Apps schlagen Trading-Apps bei der Nutzerbindung. Apps dieser Kategorie übertrafen Trading-Apps bei Metriken zur Nutzerbindung wie Dauer der Session, Sessions pro Nutzer und Tag, Bindungsraten und „Stickiness“ – also wie lange die Nutzer der App treu bleiben. Das deutet auf eine engagierte und bindungsstarke Nutzerbasis für Krypto-Apps hin.
  • Metriken zum Nutzerverhalten in Krypto-Apps korrelieren mit der Entwicklung des Kryptomarktes. Neue Markthöchststände korrelieren mit Zuwachs bei Installationszahlen und Sessions. Die Sessions stiegen von 2019 bis 2020 um 63,4 % (parallel zum Wachstum der Installationen). 2021 konnte erneut ein Wachstum der Sessions um 567,4 % verzeichnet werden.

„Im Vergleich zu anderen Regionen verzeichnete die EMEA-Region 2021 den höchsten Jahreszuwachs sowohl bei den Installationen (572 %) als auch bei den Sitzungen (mehr als 1000 %)“, kommentiert Federico Hernandez, Head of Sales DACH & Nordics bei Adjust. „Allein auf das vierte Quartal bezogen, war das Wachstum in EMEA jedoch insgesamt geringer als beispielsweise in den USA. Dies zeigt, dass es für Marketer noch viel Potenzial gibt, ihre Strategien zur Nutzerakquise zu optimieren und das Engagement der Nutzer über die Höhen und Tiefen des Marktes und die Wellen des Nutzerinteresses hinweg zu stärken.“

Top Krypto-Apps in 2021

Daten von Apptopia zeigen, dass Binance die am häufigsten heruntergeladene Krypto-App im Jahr 2021 war. Die App verbesserte sich damit deutlich von ihrem dritten Platz im Jahr 2020. Etwa 20 % der Binance-Downloads im Jahr 2021 kamen aus der Türkei und etwa 9 % aus den USA. Am zweithäufigsten heruntergeladen wurde die App von Crypto.com. Coinbase, 2020 noch die am häufigsten heruntergeladene Krypto-App, belegte im Jahr 2021 den dritten Platz. Auf den Plätzen vier und fünf der meistgeladenen Apps landeten Trust und MetaMask.

„Unsere Daten zeigen einen massiven Anstieg der Nachfrage nach Krypto-Wallets und -Börsen im vergangenen Jahr“, sagt Adam Blacker, Vice President Insights bei Apptopia. „Wir erwarten, dass Krypto-Apps weiterhin parallel zum Markt für digitale Währungen wachsen werden.“

Download Digital Currencies Playbook

Weitere Erkenntnisse finden Sie in der Vollversion des Digital Currencies Playbook, das hier zum Herunterladen bereitsteht.

Feelings statt Features

Rund 400 Teilnehmer:innen verfolgten am 16.03.2022 im Livestream das 25. Aachener Dienstleistungsforum, ausgerichtet vom FIR an der RWTH Aachen und dem Center Smart Services. Unter dem Motto „Subscription-Journey – Erfolgreich vom Produkt- zum digitalen Lösungsanbieter“ nahmen Expert:innen aus Forschung und Wirtschaft die Teilnehmer:innen mit auf die Reise durch die drei zentralen Entwicklungsstufen Service-Excellence, Digitale Produkte und Subscription. Sie teilten ihre Erfahrungen sowie Best Practices mit dem interessierten und fragefreudigen Publikum, gaben Empfehlungen und diskutierten zu aktuellen Herausforderungen. Unternehmenspitches der Exclusive-Partner komplettierten das Programm mit Informationen zu ihren Produkten und Lösungen.

Lennard Holst, Bereichsleiter Dienstleistungsmanagement am FIR an der RWTH Aachen und Maximilian Schacht, Centerleiter Smart Services, eröffneten den Tag.

Lennard Holst, Bereichsleiter Dienstleistungsmanagement am FIR an der RWTH Aachen und Maximilian Schacht, Centerleiter Smart Services, eröffneten den Tag mit einer Reise in die Zeit der ersten industriellen Revolution. Schon zu Zeiten der Dampfmaschine verbreiteten sich industrielle Services, etwa die systematische Wartung, und nutzenorientierte As-a-Service-Modelle hielten Einzug. So schuf James Watt Akzeptanz für die Ablösung der bis dahin im Bergbau eingesetzten Pferde mit dem Versprechen, dass der Betrieb einer Dampfmaschine bei gleicher Leistung deutlich günstiger sei als das Futter für die Pferde.

Das Prinzip, den Kunden zu verstehen und eine Lösung für sein Anliegen zu finden, ist auch heute noch Kern des Service und zentraler Diskussionspunkt der Fachveranstaltung. Was dies für einzelne Unternehmen bedeutet und wie sie ihren Service zukunftsfähig aufstellen, stand im Fokus des Themenfelds „Service-Excellence“. Auf dem Weg zum digitalen Lösungsanbieter gilt die Service-Excellence als einer der Türöffner in Richtung Wachstum durch Subscription. Um zur Service-Excellence zu gelangen, müssen Unternehmen die notwendigen Grundlagen schaffen. „Veränderung ist eine große Baustelle. Auch wenn die Service-KPIs signalisieren, dass es schon gut läuft, reicht das nicht. Märkte und interne Bedingungen sind permanent im Wandel. Wir müssen die Mitarbeitenden und unsere Kunden fragen, wo der Schuh drückt.“, fasst Rolf Urban, FANUC Europe GmbH, die Notwendigkeit einer gründlichen Analyse als ersten Schritt zusammen. Auch Frederick Birtel, PAUL WOLFF GmbH, bestätigt: „Man muss erst einmal die Grundlagen aufbauen und Perspektiven erkennen, um den einzelnen Etappen auf dem Weg zum exzellenten Service Rückenwind zu geben.“

Dieser Rückenwind ist wichtig für den kulturellen Wandel, der – darüber waren sich alle Referierenden einig – sowohl die größte Herausforderung als auch das entscheidende Stellrad für einen exzellenten Service ist. Um die absolute Ausrichtung am Kunden zu erreichen, müssen Unternehmen das gesamte Team mitnehmen, offen kommunizieren und einen ganzheitlichen Prozess gestalten, der auch Schnittstellen und angrenzende Bereiche einbindet, etwa Human Resources, die Entwicklung und die Logistik. Darüber hinaus ist die Weiterbildung der Mitarbeitenden ein wesentliches Element. „Kulturwandel ist nicht einfach. Bei uns gibt es eine Diskrepanz zwischen Technologieaffinität und Prozessablehnung, die bewältigt werden muss“, formuliert Thomas Leipold, AIXTRON SE die Herausforderungen eines technologiegetriebenen Unternehmens: „Wenn man Serviceorganisationen an die Hand nimmt und integriert, führt dies zu einer höheren Akzeptanz.“ „Nachdem der Status-quo aufgenommen, die Reife bestimmt und Potenziale identifiziert sind, müssen Verbesserungsmaßnahmen festgelegt und quantitativ bewertet werden“, fasst Lennard Holst in seiner Deep-dive Session die wesentlichen drei Schritte auf dem Weg zum Service-Champion zusammen und bestätigt damit die Erfahrungen seiner Vorredner.

Im Themenblock „Digitale Produkte“ wurde deutlich, dass es nicht länger nur um Technologien geht, sondern darum, das Angebot für den Kunden zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen Fragen danach, für welchen Kunden welcher Mehrwert erbracht werden kann und wie sich daraus Erträge erwirtschaften lassen. So bietet etwa Danfoss A/S skalierbare Leistungen in Form von vordefinierten Paketen, die an den Zielen der Kunden orientiert sind und unterschiedliche Servicelevel mit verschiedenen Services beinhalten. „Ein Paket schafft Transparenz und überzeugt Kunden auch von Leistungen, die sie erst im weiteren Verlauf benötigen,“ erläutert Natalie Schnippering, Danfoss A/S. „Man muss differenziert genug sein, aber auch standardisiert, damit man skalierbar bleibt“, begründet auch Dr. Jana Frank, Henkel AG & Co. KGaA, die Notwendigkeit eines Modulbaukastens, mit dem verschiedene Parameter kundenspezifisch aufeinander abgestimmt werden können.

Konsens herrschte darüber, dass ein Mindchange erforderlich ist, um den Wert digitaler Produkte zu erschließen. „Kunden haben keinen Referenzpunkt für die Bewertung. Man muss den Mehrwert kommunizieren, um festzustellen, wieviel der Kunde zu zahlen bereit ist“, so Schnippering. Auch Stefan Kleinjung, Kelvion, bestätigt, dass es darauf ankommt Kunden zu verstehen, das Werteversprechen für die Nutzungsphase zu formulieren und anschließend festzustellen, was die Kunden bereit sind, dafür zu zahlen. Die Schneider Electric GmbH ergänzt ihre Sales-Mannschaft um ein Digital Sales-Team, das unabhängig von Umsatzvorgaben mit dem altbewährten Vertriebs- und Serviceteam zusammenarbeitet und den Kontakt zum Kunden intensiviert. Jochen Sadlers, Schneider Electric GmbH, spricht in diesem Zusammenhang von einer indirekten Transformation: „Wir wollen Leute, die Lust auf das Thema haben und andere mitziehen. Der persönliche Vor-Ort-Kontakt ist unser Game Changer. So lernen wir, den Kunden zu verstehen und schaffen Vertrauen und Akzeptanz für diese neue Art von Produkten.“

„Man muss im Team agieren“, ist auch Maximilian Schacht überzeugt, dass eine einzelne Person nicht gleichzeitig die Anforderungen an das Produkt- und Digitalgeschäft erfüllen kann. Eine Änderung der Kultur und Denkweise ist erforderlich. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen und den Kunden langfristig erfolgreich zu machen, nicht darum, möglichst schnell hohe Umsätze zu erzielen. „Von Features zu Feelings“, formuliert es Schacht in seiner Deep-dive-Session zur Vertriebsgestaltung

Der Service ist eine der essenziellen Komponenten von As-a-Service-Geschäftsmodellen. Erst mit kontinuierlich hohen Serviceleistungen können Anbieter und Anwender gleichermaßen profitieren. Wo Unternehmen heute stehen, was ein solches System attraktiv macht und ob es sich lohnt, hineinzuwachsen, war Schwerpunkt im dritten und letzten Themenblock „Subscription“.

Wie man ein analoges Geschäftsmodell, das den Zusatznutzen in Form eines physischen Produkts monetarisiert, auf den digitalen Wachstumspfad legt, zeigen Dr. Kourosh Bahrami und Dr. Jana Frank, Henkel AG & Co. KGaA. Eintrittskarte zur digitalen Verbindung mit dem Kunden ist das physische Produkt, in diesem Fall ein Klebstoff. „Indem wir datenbasiert gewonnenes Wissen über die Produktverwendung mit Spezifikationen und Qualitätsparametern verbinden, schaffen wir es, den Kunden zu verstehen, besser zu machen und letztendlich in Form von wiederkehrenden Geschäftsmodellen zu monetarisieren“, erläutern Bahrami und Frank ihre Strategie. Die DMG MORI Digital GmbH setzt bei ihrem Geschäftsmodell „Equipment-as-a-Service“ auf Pakete mit einer monatlichen Grundgebühr sowie Komponenten, für die nur bei Nutzung gezahlt wird. „PAYZR – Pay with zero risk“ entlastet und unterstützt unsere Kunden dabei, der Marktdynamik sowie schwankender Nachfrage zu entsprechen und gibt gleichzeitig Sicherheit“, so Asef Duratovic, „Weg von ‚Lösung sucht Problem‘, hin zu ‚Problem sucht Lösung‘“, beschreibt Stefan Kleinjung, Kelvion, in seinem Vortag „Heat Exchange as a Service – Der agile Weg zur Kreislaufwirtschaft“ die Herausforderung zukunftsfähiger Subscription-Modelle. Im Dreiklang aus Lösung, nutzenbasierter Abrechnung und Kreislaufwirtschaft verbindet Kelvion Produktserviceziele mit Ressourceneffizienz im Anlagenbetrieb sowie in der Materialführung und zeigt damit auch die Bedeutung von Subscription als zentralem Treiber der Nachhaltigkeit – ein Thema, dem auch Lennard Holst in seiner Deep-dive-Session „Fit4Green: Green-Service-Business als Chance für Profit & Wachstum“ nachgeht.

Bleibt abschließend die zentrale Frage nach der Risikoübernahme. „Wer sein Geschäftsmodell transformiert, der transformiert auch seine Risikosituation.“ Mit dieser Feststellung beleuchteten Dr. Andre Knoerchen, Munich RE, und Manuel Zimmermann, Funk Gruppe, die verschiedenen Risiko-Perspektiven von Anwendern und Anbietern. Der Risikoübertrag auf einen Versicherer entlastet die beteiligten Player und bietet der Versicherungsindustrie notwendige Wachstumsperspektiven, ist allerdings für den Versicherer sehr herausfordernd und nur mit größtem Verständnis für das Geschäftsmodell sowie auf ausreichender Datengrundlage möglich.

Zum 25-jährigen Jubiläum begeisterte das Dienstleistungsforum mit top-aktuellen Themen und Insights aus verschiedenen Industrien sowie Branchen. Der Rundum-Blick auf viele Facetten, Etappen und Herausforderungen auf dem Weg vom Produkt- zum Lösungsanbieter hielt viel Stoff für angeregte Diskussionen bereit und zeigte, dass es sich lohnt, die Reise weiter fortzusetzen. „Wir haben gelernt, dass Service-Excellence und digitale Produkte notwendig sind, um zum digitalen Lösungsanbieter zu kommen. Das Change-Management ist dabei eine der zentralen Herausforderungen, die Kundenzentrierung der Dreh- und Angelpunkt eines erfolgreichen industriellen Dienstleistungsgeschäfts. Ihr positives Feedback, das wir jetzt schon erhalten, zeigt uns, dass Sie aus diesem Tag viel Inspiration für die Weiterentwicklung Ihres Unternehmens mitnehmen können. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung beim 26. Aachener Dienstleistungsforum“, beschlossen Lennard Holst und Maximilian Schacht Deutschlands bedeutendste Service-Innovationsveranstaltung. Das 26. Aachener Dienstleistungsforum findet statt am 15.03.2023.

Weitere Informationen unter:
www.dienstleistungsforum.de
subscription.fir.de

Dies ist eine Pressemitteilung des FIR e.V. an der RWTH Aachen

TASK FORCE 3D-Druck

von Andreas Tulaj

Wie additive Fertigung kurz- und langfristig Lieferketten-Risiken umschiffen kann

Andreas Tulaj

In den vergangenen Jahren waren globale Lieferketten so produktiv, profitabel und zuverlässig, dass sie für die meisten Verbraucher praktisch unsichtbar wurden und man außerhalb von Geschäftskreisen kaum über sie sprach. Heute lesen wir von der Chip-Krise oder jüngst der Kabelbaum-Krise, bei der sehr schnell jedem deutlich wird, dass aus stockenden Lieferketten in der Automobilbranche schnell stockende Bestellketten werden und dem Autokäufer lange Lieferzeiten und hohe Preisaufschläge drohen können.

Durch Krisen wie der Corona-Pandemie oder geopolitische Ereignisse dominieren Fragen der Lieferkette die Nachrichten und bringen langjährige Produktionsstrukturen in unserer globalisierten Welt mit einem diffizil verzweigten Zulieferer-Netzwerk ins Wanken. So stehen viele Unternehmen vor dem gleichen Problem: einem Mangel an Komponenten.

Um den Defiziten in der Lieferkette entgegenzuwirken, müssen Unternehmen veraltete Ansätze für Design und Entwicklung sowie anfällige Produktions- und Liefersysteme hinter sich lassen. Die additive Fertigung fungiert hier als Enabler für eine langfristige Neujustierung der Produktion, aber auch als schnelle Taskforce für kurzfristige Maßnahmen, um die Herstellung einzelner Komponenten zu gewährleisten. Mit cloudbasierter Software und 3D-Druck können Unternehmen ihre eigene Produktion beschleunigen und sie wieder näher an den Endkunden bringen.

Additive Fertigung verschlankt Entwicklungs- und Produktionsprozesse

Für Unternehmen, die ihre Abhängigkeit von einer unsicheren Lieferkette verringern möchten, bietet der 3D-Druck zahlreiche Vorteile. So können Unternehmen dank cloudbasierter Software und additiver Fertigung komplexe Strukturen auf einer einzigen Plattform entwerfen, testen und optimieren. Es besteht keine Notwendigkeit, Zeit und Geld für die Herstellung von Gussformen aufzuwenden, wie es beispielsweise beim Spritzgussverfahren notwendig wäre. Da der 3D-Prozess mit cloudbasierter Software gesteuert wird, kann das Produkt, sobald es produktionsreif ist, als Datei einfach an den entsprechenden 3D-Drucker, der dem Endverbraucher am nächsten ist, übermittelt werden.

Die Beschleunigung von Prozessen ist ein entscheidender Vorteil der additiven Fertigung, denn herkömmliche Verfahren zur Erstellung von Prototypen und zur Überarbeitung von Entwürfen können einige Monate dauern, selbst wenn man die zusätzlichen Hürden, die sich durch die Lieferkette ergeben, außer Acht lässt. In den vielen Phasen eines Produktionsprozesses kann der 3D-Druck die zeitlichen und geografischen Einflussfaktoren reduzieren.

3D Druck ermöglicht die Herstellung von komplexen Gitter-Strukturen

Neben der Behebung von Problemen in der Lieferkette, ermöglicht der 3D-Druck Konstrukteuren, komplexe Gitterstrukturen in einem Bauteil zu vereinen. Das patentierte Digital Light Synthesis™-Verfahren (DLS), eine wichtige Säule der „Idea-to-Production“-Plattform von Carbon, nutzt eine Kombination aus digitaler Lichtprojektion, sauerstoffdurchlässiger Optik und UV-härtbaren Flüssigharzen, um die gewünschten Komponenten unter anderem mit filigranen Gitterstrukturen schnell und in hoher Qualität herzustellen.

In einem Bauteil können zum Beispiel unterschiedliche Härtegrade innerhalb einer Gitterstruktur erzeugt werden. Ein hochmoderner 3D-Drucker hat den Vorteil, produktionsunabhängig und just-in-time nutzbar zu sein. Gleichzeitig bedeutet diese neue Art der Zusammensetzung von Bauteilen, dass weniger Einzelteile benötigt werden und die Lieferkette somit entlastet wird – vor allem wenn der Entwicklungs- und Produktionsprozess wieder vor Ort durchgeführt wird.

Additive Fertigung als Ausweg aus dem Chaos in der Lieferkette

Die Lieferketten-Problematik, die sich aus der Corona-Pandemie und der aktuellen geopolitischen Situation ergeben hat, zeigt, dass konkrete Lösungen gefunden werden müssen. Einige Unternehmen haben sich erfolgreich angepasst, weil sie verstanden haben, dass das Modell der vergangenen Jahrzehnte mit globaler Fertigung und weit verzweigten Lieferwegen überfordert ist und zu viele Schwächen aufweist. Unternehmen, die weiterhin an den alten Wegen festhalten, laufen Gefahr ihren Geschäftsbetrieb nicht mehr aufrechterhalten zu können.

Nicht nur die Verantwortlichen für den Maschinenpark in der Produktion, sondern auch diejenigen aus der Entwicklung und Fachabteilungen, die eine Umstellung auf den 3D-Druck in Erwägung ziehen, werden im Unternehmen begeisterte Verbündete unter ihren Designern und Ingenieuren finden. Auch die Teams der Produktion und Beschaffung werden es zu schätzen wissen, dass sie mehr Kontrolle über ihre Arbeit haben und weniger von Outsource-Partnern abhängig sind. Der Einsatz von 3D-Druck in der Serienproduktion ist zukunftsweisend und kann Probleme lösen, mit denen Hersteller aktuell zu kämpfen haben.

Aufmacher und Bilder / Lizenz / Quelle
Carbon

Kurzbeschreibung zum Autor:

Andreas Tulaj verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der additiven Fertigung und verantwortet als Vice President Sales bei Carbon den Vertriebsausbau in Europa sowie die Pflege und den Aufbau langfristiger Beziehungen zu Kunden und Partnern. Tulaj, der zuletzt bei GE Additive als Global Strategic Account Director tätig war, verfügt über umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in den Bereichen operatives Management, kommerzieller Vertrieb und Key Account Management.

Schifffahrt, Luftverkehr und Industrie: wie grüner Wasserstoff ganze Industriezweige dekarbonisieren kann

Das Klimaschutzpaket der EU sieht es vor: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden, und bereits bis 2030 sollen die Treibhausgase um 55 % im Vergleich zum Jahr 1990 reduziert werden. Ambitionierte Ziele, die es nicht zuletzt für große Verkehrs- und Industriezweige zu erreichen gilt. Grüner Wasserstoff geht als einer der vielversprechendsten Kandidaten ins Rennen um das Erreichen der Klimaziele – ob als Treibstoff, Energieträger oder Grundstoff für Fertigungsprozesse. Cyril Dufau-Sansot, CEO des Wiesbadener Unternehmens Hy2gen, weiß, wie die einzelnen Branchen vom klimaneutralen Gas profitieren können. Hy2gen gehört zu den Marktführern im Segment grüner Wasserstoff und sammelte kürzlich 200 Mio. Euro Investor:innengelder für zukünftige Projekte ein.

Wasserstoff ist als Treibstoff oder in Fertigungsprozessen der Industrie kein unbekanntes Element. Bereits in den 1990er-Jahren wurde in der Schweiz daran geforscht, wie die Technologie zur Umwandlung des Energiesystems eingesetzt werden könnte. Auch per Brennstoffzelle angetriebene Wasserstoffautos rollen nicht erst seit gestern auf den Straßen. Die batteriebetriebene E-Mobilität hat die Wasserstofftechnologie auf der Straße mittlerweile aufgrund deutlich höherer Effizienz obsolet gemacht. Für andere Bereiche ist Wasserstoff jedoch weitestgehend alternativlos, sollen diese auf Klimaneutralität umgestellt werden. Wichtig dabei: Der Wasserstoff muss grün gelabelt sein. Das heißt, der Strom, der notwendig ist, um mittels Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff zu gewinnen, muss zu 100 % aus regenerativen Quellen stammen. Anschließend wird der Wasserstoff in eine Brennstoffzelle geführt, die ihn in Energie umwandelt und in eine Batterie einspeist, welche wiederum einen Motor antreibt. Die Krux dabei: Um Wasserstoff komplikationsfrei und in großen Mengen transportieren zu können, muss er verflüssigt und bei extrem niedrigen Temperaturen um die minus 253° C gelagert werden. Es erfordert also Lösungen, wie Wasserstoff mit aktuellen technischen Mitteln wirtschaftlich genutzt werden kann. Dazu bieten sich die Derivate von Wasserstoff, sogenannte E-Fuels, an.

Ammoniak und E-Methanol als Treibstoffe in der Schifffahrt

Ammoniak, bisher vor allem aus der Düngeindustrie bekannt, wird weltweit günstig gehandelt. Das farblose, stechend riechende und toxische Gas wird mittels Haber-Bosch-Verfahren aus Stickstoff und Wasserstoff gewonnen. Hinsichtlich der Lagerung ist es deutlich praktischer als Wasserstoff, da es bereits bei Temperaturen um die minus 33,6° C flüssig wird. Zudem werden zur Lagerung keine Hochdrucktanks benötigt, und bestehende Bunkersysteme auf Schiffen können mit geringen Modifikationen verwendet werden. Das Entflammungsrisiko bei flüssiger Lagerung geht gegen null. Bei der Verbrennung ist Ammoniak kohlenstofffrei, und der Stoff zerfällt in die Ursprungselemente Stickstoff und Wasser. MAN Energy Solutions und Samsung Heavy Industries konzipieren aktuell den ersten mit Ammoniak betriebenen Öltanker. Der zweite Hoffnungsträger im Schiffsverkehr ist E-Methanol, das aus Synthesegas hergestellt wird. Dieses setzt sich aus grünem Wasserstoff und biogenem Kohlenmonoxid oder Kohlendioxid zusammen. Im Vergleich zu Ammoniak müssen keine aufwendigen Handling-Prozesse beachtet werden, denn der Stoff ist flüssig und von geringer Toxizität. Vorsicht ist bei Kontakt mit Hitze oder Feuer angesagt: Der Flammpunkt liegt bei 12° C. Der Einsatz von E-Methanol in sogenannten Dual Fuel Methanol Engines, also Motoren, die auch mit Schiffsdiesel betrieben werden können, ist bereits Realität. Im Juni 2021 hatte die dänische Unternehmensgruppe Maersk ein 2.100 Container fassendes Schiff geordert, das 2023 in Betrieb gehen soll.

Sustainable Aviation Fuel (SAF) für den Flugverkehr

Cyril Dufau-Sansot beschreibt, wie die energielastige Industrie vom klimaneutralen Gas Wasserstoff profitieren kann.

Was auf Schiffen problemlos funktioniert, kann auf Flugzeuge nicht einfach übertragen werden: Brennstoffzellen und Lagerungstanks benötigen viel Platz. Im engen Flugzeugrumpf ist der jedoch Mangelware. Hier liefern synthetische Kraftstoffe, die mittels Fischer-Tropsch-Verfahren aus Wasserstoff und Kohlendioxid gewonnen und anschließend in Raffinerien veredelt werden, eine Alternative. Die Umwandlung von Strom in einen Flüssigkraftstoff wird auch Power-to-Liquid (PtL) genannt. Der Gesetzgeber sieht bis 2026 eine Beimischungsquote von E-Kerosin zum herkömmlichen Kerosin von 0,5 % vor, ähnlich wie bei E10 an der Tankstelle.

Denn E-Kerosin kann zwar ohne Umrüstung bestehender Flugzeugmotoren zu 100 % getankt werden, ist in der benötigten Menge jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht verfügbar. E-Kerosin verbrennt zwar nicht klimaneutral, und es entstehen immer noch Emissionen, allerdings wird dabei nur so viel CO2 freigesetzt, wie zur Herstellung auch verwendet wurde, was E-Kerosin CO2-frei macht.

Industrie setzt auf Ammoniak und E-Methanol als Energieträger und Grundstoff zur Produktion

Vor allem die Stahl- und die Chemieindustrie können von den Derivaten aus grünem Wasserstoff profitieren. Aufgrund ihrer günstigen Transport- und Lagereigenschaften können grünes Ammoniak und E-Methanol als Energieträger für die Stahlindustrie genutzt werden. Ebenso gibt es durch den industriellen Einsatz von Ammoniak, etwa als Düngemittel, eine bereits sehr gut ausgebaute Infrastruktur, was sich ebenfalls günstig auf den Transport auswirkt. In der Chemie kommt E-Methanol zur Produktion von chemischen Grundstoffen und Konsumgütern wie Farben zum Einsatz. Neben der zuvor erwähnten Verwendung als Düngemittel eignet sich Ammoniak auch als Basis für Reinigungsprodukte. Zudem profitieren Unternehmen und Haushalte, die um Industrieanlagen herum angesiedelt sind, denn die durch die Verbrennung freigesetzte Energie kann als Abwärme ins Nahwärmenetz eingespeist werden.

Industrie und Politik müssen an einem Strang ziehen

Hy2gen-CEO Cyril Dufau-Sansot rechnet mit der Wettbewerbsfähigkeit von grünem Ammoniak zwischen 2030 und 2040 und mit der von E-Methanol um das Jahr 2040 herum. Dass Bundesfinanzminister Christian Lindner kürzlich zusicherte, bis 2026 etwa 200 Milliarden Euro in Klimaschutz, Ladeinfrastruktur und Wasserstoff-technologie zu investieren, sieht Dufau-Sansot als einen Schritt in die richtige Richtung. Zudem sollte eine Abnahmeförderung für Endkund:innen festgelegt und konventionelle Kraftstoffe sollten höher besteuert werden. Ohne bestimmte Regularien wird es der grünen Wasserstoffwirtschaft schwerfallen, ihr Potenzial zu entfalten. Nur so kann auch die Industrie dazu bewegt werden, auf neue Technologien umzusteigen. Diese sollte sich zudem neuen Ansätzen nicht verschließen und sich der Endlichkeit fossiler Brennstoffe bewusst werden. „Wir müssen jetzt alles daransetzen, eine klimaneutrale Zukunft zu gestalten. Es mangelt nicht an Ideen und Werkzeugen, wir müssen sie nur umsetzen“, so Dufau-Sansot.

Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Bereitgestellt von Hy2Gen


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Retourenhandling in der Fashion-Logistik

Per Automatisierung auf kürzestem Wege zurück in den Handel

Der E-Commerce-Sektor wächst weiter exponentiell und verspricht rasant steigende Umsätze. Kehrseite der Medaille sind unablässig steigende Retourenquoten, die die Marge der Anbieter belasten. Von dieser Entwicklung ist vor allem die Modebranche betroffen, die eine schnellstmögliche Wiederverfügbarkeit der Waren im Verkauf anstrebt, um Wertverlust im Saisongeschäft zu verhindern. Automatisierung ist ein bewährtes Mittel, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Von kostenfreien Rücksendungen machen die Online-Shopper speziell im Fashion-Segment gerne Gebrauch. Hier werden mehr als 40 Prozent der häufig spontan mobil bestellten Waren an den Anbieter zurückgeschickt. Dies kann ein Hoodie sein, der im richtigen Licht betrachtet nicht mehr gefällt. Der Anteil solcher Single-Piece-Aufträge fällt aber eher gering aus. In den weitaus meisten Fällen werden zum Beispiel ein favorisiertes T-Shirt oder auch ein Paar Schuhe in verschiedenen Farben und Größen bestellt, um in Ruhe eine passgenaue Auswahl treffen zu können. Der Rest wandert in die Retoure.

Retourenhandling im Fashion-Handel

Um in einem hart umkämpften Markt und angesichts der im Netz immer sprunghafter agierenden Kunden wettbewerbsfähig zu bleiben, ist das Angebot kostenloser Retouren praktisch alternativlos. Auch großzügig bemessene Fristen zur Rückgabe der Waren werden erwartet, da sie als Serviceleistung Teil des Geschäftsmodells sind. Wenn man sich vor Augen führt, dass pro Jahr mehrere hundert Millionen Pakete retourniert werden, wird deutlich, vor welchen Herausforderungen die Online-Händler stehen. Denn sie tragen nicht nur die Versandkosten. Auch das Prozedere der Wiederaufbereitung über die erneute Einlagerung und Kommissionierung ist auf konventionellem Wege äußerst aufwändig, sowohl unter zeitlichen als auch monetären Aspekten. Daher belasten Retouren auch die Marge.


„Wenn man sich vor Augen führt, dass pro Jahr mehrere hundert Millionen Pakete retourniert werden, wird deutlich, vor welchen Herausforderungen die Online-Händler stehen.“


Gastautor: Manfred Januschka, Ingenieur für Maschinenbau, SSI Schäfer

Automatisierung als Schlüssel für mehr Effizienz auch in Peak-Zeiten

Vor diesem Hintergrund drängt sich den Anbietern die Frage auf, wie sich das Retourenhandling effizienter und schneller organisieren lässt, sodass letztlich auch Prozesskosten gesenkt werden können. Vor allem in der Peak-Saison wie den Cyber Days samt dem sich anschließenden Weihnachtsgeschäft werden die Herausforderungen bewusst. Gerade in den Monaten November, Dezember und Januar wird nicht nur ein großer Anteil des Jahresumsatzes erwirtschaftet, auch die Retourenquote erlangt ein hohes Ausmaß. Vor diesem Hintergrund rücken vermehrt automatisierte Lager- und Kommissioniersysteme in den Fokus, die eine deutlich erhöhte und zugleich fehlerfreie Performance garantieren, skalierbar sind und auch das Personal entlasten.

Nach Aufbereitung ad hoc wieder versandbereit

Mit dem SSI Carrier hat SSI Schäfer eine maßgeschneiderte Lösung für die besonders hohen Ansprüche der Fashion-Logistik entwickelt. Über das System lassen sich sowohl die Filialbelieferung als auch kleinere E-Commerce-Aufträge inklusive des Retourenhandlings rasch und höchst effizient abwickeln. Der in Modulbauweise konzipierte, innovative Taschensorter für Hänge- und Liegewaren bis 3 Kilogramm kombiniert fünf Funktionen in einem System: Transportieren, Stauen, Puffern und Sortieren auf Kundenaufträge sowie Sequenzieren nach definierten Regeln – und das bei einer besonders hohen Durchsatzleistung von vielen tausend Stück bis zu mehreren zehntausend Ladungsträgern pro Stunde.

Herzstück ist ein innenlaufender Rolladapter, der Ladungsträger wie Taschen oder Kleiderbügel aufnimmt und identifiziert sowie zuverlässig und schonend transportiert. Zurückgesendete Ware wird nach Prüfung – zum Bespiel an von SSI Schäfer eigens konzipierten Retouren-Bearbeitungsplätzen – direkt in einen dynamischen Puffer übergeben. Sie befindet sich somit sofort wieder im System und kann ohne eine zwischengeschaltete Kommissionierung jederzeit für einen Folgeauftrag herangezogen werden.


Matrixsorter – Der SSI Carrier ist die ideale Lösung für die besonders hohen Ansprüche der Fashion-Logistik.

Kompakt, ausbaufähig und vielfältig kombinierbar

Der SSI Carrier benötigt nur wenig Platz, ermöglicht eine maximale Lagerdichte und lässt sich bei wachsenden Auftragsvolumina jederzeit flexibel erweitern. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Taschensorter stets auch eine ideale Ergänzung darstellt. So kann dieser beispielsweise mit Fachboden- und Palettenregalen sowie zu- und abführenden Fördertechnikstrecken kombiniert werden. Mittels der skalierbaren und standardisierten Logistiksoftware WAMAS® können alle Prozesse unter Berücksichtigung der tagesaktuellen Auftragslast sowie der vorhandenen Kapazitäten und Ressourcen gesteuert und kontrolliert werden, um so ein effizientes Retourenmanagement zu gewährleisten.

Operative Basis zur Optimierung der „Customer Journey“

Eine leistungsstarke Logistik ist per se entscheidend, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu generieren und wirtschaftlich zu agieren – auch und insbesondere im schnelllebigen Fashion-Markt. Davon profitieren Direktanbieter, Händler und Fulfillment-Dienstleister gleichermaßen. Mit dem richtigen Intralogistikpartner an der Seite, der die passenden Produkte bis hin zur Software aus einer Hand liefert, werden die Voraussetzungen für eine rundum gelungene „Customer Journey“ geschaffen.

https://www.ssi-schaefer.com/de-de

Aufmacherbild, Beitragsbilder
Quelle / Lizenz: Copyright SSI Schäfer

Handel im Wandel: Priorität für Customer Experience

Der E-Commerce der Zukunft wird spannend und umsatzstark sein: Bis 2025 wird der E-Commerce-Markt in Deutschland voraussichtlich auf 107 Milliarden Euro anwachsen. Auch wenn sich der Markt in den letzten Jahren dramatisch verändert hat, sorgen immer neue Innovationen dafür, dass das Wachstum unserer schönen neuen Geschäftswelt unvermindert anhält. Im Zentrum dieser Dynamik steht dabei die Verbesserung der Customer Experience. Wie können Sie als Marketingverantwortlicher dafür sorgen, dass Ihre Marke den steigenden Kundenanforderungen gerecht wird? Wie können Sie sichergehen, dass Ihre Produkte in der Gunst des Kunden ganz vorn liegen? Keine leichte Aufgabe.

Customer Experience ist nicht nur mit dem vermehrten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und einer stärkeren Personalisierung verbunden, sondern auch mit einem deutlichen Fokus auf Nachhaltigkeit – und zwar in allen Sparten und Branchen. Katja Dömer, Chief Marketing Office bei inriver, erklärt, wie Sie mit den richtigen Prozessen und Technologien sowie innovativen Konzepten Ihre Käufer gezielte ansprechen und so den entscheidenden Vorsprung erhalten.

Die Customer Experience verbessern – aber wie?

Katja Dömer gibt Empfehlungen, wie Entscheider Schritt halten können mit den Kundenerwartungen.

Wo kaufen die Kunden ein?
Vor Kurzem befragte inriver im Rahmen einer Studie 6.000 Online-Shopper zu ihrem Einkaufsverhalten. 44 Prozent von ihnen gaben darin an, den Kaufvorgang auf Marktplätzen wie Amazon oder Zalando zu starten. Nur 9 Prozent der Befragten erklärten, als Erstes auf der Marken-Website eines Herstellers zu recherchieren. Deshalb sollten Sie zunächst in Erfahrung bringen, wo sich die Kunden über Ihre Produkte informieren. Nur so können Sie in der Vermarktung die nötigen Prioritäten legen. Sorgen Sie anschließend dafür, dass Ihre Produkte auf den richtigen Kanälen gefunden und effektiv verkauft werden können! Hierfür steht eine Vielzahl an Tools zur Verfügung.

Künstliche Intelligenz einsetzen, wo immer es geht
Angesichts der Masse der verkauften Produkte und der wachsenden Zahl an Kanälen, auf denen Sie präsent sein müssen, reichen manuelle Prozesse nicht mehr aus. Nutzen Sie deshalb das Potenzial Künstlicher Intelligenz für Ihr Shopmanagement! KI einzuführen mag auf den ersten Blick einschüchternd wirken, ist aber größtenteils unproblematisch, denn die meisten Lösungen verwenden bereits irgendeine Form von Künstlicher Intelligenz – von Übersetzungsprogrammen über automatische Marketingsysteme bis hin zu CRM-Technologien. Künstliche Intelligenz kann beispielsweise für indivuelle Produktempfehlungen, hilfegebende Chat-Bots oder für personalisierte Anzeigen eingesetzt werden, die auf historischen Daten oder Echtzeitinformationen basieren.

Personalisierung: das A und O
Kunden erwarten heutzutage eine personalisierte Omnichannel-Experience – ein Kauferlebnis, das auf sie zugeschnitten und auf allen Kanälen einheitlich präsentiert wird. im Rahmen der DSGVO können im Marketing seit Jahren legal Daten und Einblicke gesammelt werden, die uns Aufschluss über die Vorlieben unserer Kunden geben. Auf diese Weise wissen wir, was sie kaufen und wann sie es kaufen. Dieses Wissen sollten wir für eine bessere Customer Experience nutzen und Kunden bekommen in der Folge vermehrt Angebote, die auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Personalisierung macht auch das Cross- und Up-Selling einfacher. Personalisierung ermöglicht „Shop the look”-Konzepte, den Verkauf von Ersatzteilen und die Vermarktung von Accessoires mit jedem beliebigen Artikel. Mit Personalisierung sorgen Sie außerdem dafür, dass die Verbraucher bessere Kaufentscheidungen treffen. Sie kann sogar dazu beitragen, dass Sie nicht nur die bevorzugte Marke, sondern auch das bevorzugte Produkt in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt anbieten.

Nachhaltigkeit als Kaufkriterium
Zu einer guten Customer Experience gehören auch Informationen, die für das Einkaufserlebnis wichtig sind, wie etwa Hinweise zur Nachhaltigkeit des Produkts oder die Öko-Richtlinien des Unternehmens. Überall auf der Welt möchten Verbraucher heute die Möglichkeit haben, mit ihrem Einkauf etwas zu bewirken. Sie wollen ihren persönlichen Überzeugungen treu bleiben.
Konkret heißt das: Verbraucher wollen Produkte, die aus nachhaltigen Quellen oder regionalem Anbau stammen, einen niedrigen CO2-Fußabdruck aufweisen, ökologisch zertifiziert oder gentechnikfrei sind. Auch ethische Lieferketten werden immer relevanter: vom 1. Januar 2023 wird bundesweit das sogenannte Lieferkettensorgfaltsplichtgesetz in Kraft treten, welches Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten verbessern und schützen soll. Auch um solche rechtliche Neuerungen im Blick zu haben, kann Automatisierung eine geeignete Unterstützung sein.
Informationen zur Nachhaltigkeit und unternehmerischer Ethik sollten bei allen Produkten klar und deutlich ausgewiesen und für den Kunden problemlos abrufbar sein. Wenn solche Informationen fehlen, ein Kunde sie aber für ausschlaggebend hält, riskieren Sie den Abbruch des Kaufs.

So weit so gut. Aber wie kann man das alles umsetzen?

Eine erstklassige Omnichannel-Experience hängt von den richtigen Prozessen und Technologien ab. Im Handel ist es häufig eine Product-Information-Management-Lösung (PIM), die die Basis für eine optimale, kanalübergreifende Customer Experience bildet. Sie kommt ohne isolierte, manuelle Arbeitsschritte aus, die den Kaufvorgang des Kunden oft nur behindern.
Der Handel heute erfordert eine Digital-first PIM-Lösung: Sie ermöglicht agiles Handeln, die rasche Erschließung neuer Kanäle und Marktplätze sowie einen fehlerfreien, attraktiven und einheitlichen Produkt-Content. Eine PIM-Lösung macht Ihr Unternehmen zudem fit für die Zukunft, denn sie lässt sich an eine unbegrenzte Anzahl von Lösungen wie Lokalisierungs-, CRM-, E-Commerce oder Print-Systemen anbinden.
Bis zum Jahr 2025 wird Deutschland 19 Prozent des gesamten E-Commerce-Umsatzes in Europa generieren. Ein gewaltiges Potenzial. Bereiten Sie sich jetzt darauf vor, es auszuschöpfen.

War for Talents in der IT

Kaum eine Branche ist so geprägt vom Fachkräftemangel wie die IT. Wie man bei Confluent mit dem Fachkräftemangel umgeht, haben wir Jens Lübben, Area Vice President in CEMEA gefragt.

Herr Lübben, Sie sagen „Geld und ‚wir sind hipp‘ zu sein, reicht im War for Talents halt einfach nicht mehr aus, besonders nicht für die jüngeren Generationen“. Können Sie das ein wenig weiter ausführen?
Uns allen ist klar, dass zu einem guten Arbeitsplatz viel mehr gehört als der Obstkorb oder die regelmäßige Gehaltserhöhung. Employer Branding sowie der unternehmenskulturelle Benefit gewinnen unter Kandidatinnen und Kandidaten zunehmend an Bedeutung. Außerdem haben sie oft Vorurteile gegenüber potenziellen Arbeitgebern. Vor allem Absolventen, die zum ersten Mal mit dem Arbeitsmarkt in Berührung kommen, haben bestimmte, nicht selten negativ behaftete, Vorstellungen vom Arbeitsalltag. Daher ist es wichtig, dass IT-Unternehmen potenziellen Kolleginnen und Kollegen möglichst authentisch vermitteln, welche Kultur sie pflegen. Dazu gehört, dass sich die Belegschaft, einschließlich der Executive-Ebene, auf Augenhöhe begegnet und die Unternehmenskultur vorlebt. Das schafft Vertrauen und Bindung. Sind die Mitarbeitenden vom guten Klima überzeugt, tragen sie diese ebenso überzeugend nach außen.
Wenn Unternehmen eine offene Stelle ausschreiben, erwarten sie, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber in irgendeiner Form abheben. Aber was tun sie im Gegenzug, um sich von anderen Arbeitgebern abzuheben? Im „War for Talents“ geht es nicht darum, einfach nur gute Arbeitskräfte einzustellen. Vielmehr sollten IT-Unternehmen die Prämisse verfolgen, gute Arbeitskräfte auch langfristig halten zu wollen.

Welche Maßnahmen haben Sie sich einfallen lassen, um die Fluktuation möglichst gering zu halten?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und die Fluktuationsrate gering zu halten. Das Fundament ist in jedem Fall eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. An dieser Stelle möchte ich zwei Wege besonders hervorheben, die wir bei Confluent gehen: Einerseits nimmt die Anerkennung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen sehr hohen Stellenwert bei uns ein. Egal, ob sie einen Beitrag für die Belegschaft oder für den Unternehmenserfolg leisten: Wir feiern diese Erfolge gemeinschaftlich. Außerdem nehmen wir proaktiv das Wohlbefinden aller wahr. Vor allem in der aktuellen Zeit hat jeder mit ganz persönlichen Belastungen zu kämpfen und braucht hin und wieder Zeit zum Abschalten – Zeit, um die „innere Batterie“ wieder aufzuladen. Daher bieten wir dreimal im Quartal „Recharge Days“ an, die nach eigenem Ermessen genutzt werden können. Diese freien Tage sind keine Pflicht, allerdings nimmt die Mehrheit sie in Anspruch. Das sagt bereits viel darüber aus, worauf es in der modernen Unternehmenskultur ankommt.
Andererseits schaffen wir für Kolleginnen und Kollegen ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld, in dem jeder die gleichen Chancen erhält, um zu wachsen. Dafür führen wir regelmäßige Schulungen durch, in denen wir zum Thema Vorurteile sensibilisiert werden. Welche Vorurteile entstehen am Arbeitsplatz? Wie geht man korrekt mit ihnen um und wie können wir sie vermeiden? Außerdem konnten wir eine „No Ask Policy“ etablieren: Entscheidet sich eine Kollegin oder ein Kollege aus persönlichen oder familiären Gründen dazu, von zu Hause aus zu arbeiten, muss sie oder er sich nicht vor der Belegschaft rechtfertigen. Es fragt auch niemand nach. Dies soll Vorurteilen am Arbeitsplatz proaktiv entgegenwirken.


Sowohl wir als auch die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger profitieren von einer Win-Win-Situation.

Jens Lübben

Neue Mitarbeitende zu rekrutieren bedarf heutzutage einer gewissen Kreativität im War for Talents, zumal die Maßnahmen so individuell sind wie das Unternehmen selbst. Welche Tipps möchten Sie insbesondere kleineren Unternehmen mit auf den Weg geben?
Besonders kleinere und mittelständische IT-Unternehmen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Viele planen, diversere Teams aufzustellen, haben jedoch wenig Erfolg auf der Suche nach den passenden Kandidatinnen und Kandidaten. Wer sich diesen Herausforderungen gegenübersieht, dem lege ich nahe, sich aus seiner Komfortzone herauszubewegen. Unter anderem bedeutet das, ausgeschriebene Stellen für Quereinsteiger zu öffnen und neue Kolleginnen und Kollegen mittels Aus- und Weiterbildung zu fördern. Das können entweder Laien oder junge Hochschulabsolventen sein, die zwar eine hohe Affinität zu Tech-Themen, jedoch nicht die oftmals verlangte mehrjährige Erfahrung und/oder das Fach-Know-how vorweisen können.
Wir bei Confluent verlangen von Talenten nicht, dass sie ein tiefgehendes Technologie-Wissen zum Bewerbungsgespräch mitbringen. Das sind Skills, die sie mit unserer Hilfe erlernen und festigen können. Wir legen vielmehr Wert darauf, dass sie uns von ihrer Affinität sowie ihrer Motivation, den Stoff verinnerlichen zu wollen, überzeugen können. Für Quereinsteiger haben wir ein Skill-Programm ins Leben gerufen, das Teil des Onboardings ist. Je nach Wissensgrundlage kann dieses Programm drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen. Dabei durchlaufen die neuen Kolleginnen und Kollegen mehrere Phasen und lernen direkt an der Praxis.
Neben ihrer Motivation sollten Bewerberinnen und Bewerber außerdem Veränderungen offen gegenüberstehen und diese als Teil der Normalität verstehen. Vor allem in unserer Branche treten diese schnell – und spontan – auf und können sowohl Prozesse als auch Strukturen, Kundensituationen, Use Cases oder ganze Technologie-Paradigmen betreffen.

Sie investieren viel, um auch Quereinsteigenden bei Ihnen den Karriereweg zu ebnen. Das kann längst nicht jedes Unternehmen leisten. Inwiefern lohnt es sich für Ihre Unternehmung?
Sowohl wir als auch die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger profitieren von einer Win-Win-Situation. Auf der einen Seite ebnen wir ihnen den Weg in die IT-Branche, der zuvor zum Beispiel durch äußere Einflüsse nicht in Betracht gezogen wurde. Das ist bereits eine gute Voraussetzung für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Da sie während des Skill-Programms gemeinsam mit einer erfahrenen Mitarbeiterin bzw. einem erfahrenen Mitarbeiter praxis- und kundennah lernen, wachsen sie gemeinsam mit den Kunden, den aufkommenden Veränderungen und folglich auch mit Confluent. Dadurch beweisen wir nicht nur, dass wir ihnen Raum für Entwicklung geben, sondern schaffen eine starke Mitarbeiterbindung.
Auf der anderen Seite haben wir dank Quereinstiegschancen einen viel breiteren Zugang zum Talent-Pool. Das erweist sich besonders beim Aufbau diverser Teams als vorteilhaft. Dadurch profitieren wir täglich von vielen verschiedenen individuellen Perspektiven, Meinungen und Ideen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne mit uns teilen und somit ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.


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Die schwierige Verbindung von New Work und Datenschutz

Gastaurin Andrea Wörrlein geht auf die Rolle von Open Source und Datenschutz im Kontext von New Work-Szenarien ein.

Remote Working ist in den letzten beiden Jahren hoffähig geworden und hat seine Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt. Gleichzeitig sind aber auch Probleme und Hindernisse sichtbar geworden, die auf dem Weg zu New Work gelöst und überwunden werden müssen.

Die Euphorie rund um das Thema Homeoffice macht nach und nach einer nüchterneren, realistischeren Betrachtung Platz. Die Erfahrungen aus der Corona Krise zeigen, dass die Arbeit am heimischen Schreibtisch zwar viele Workflows aufrecht erhalten, Millionen von Staukilometern überflüssig gemacht und häufig eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht hat. Gleichzeitig werden aber auch die negativen Aspekte des vermehrten Arbeitens innerhalb der eigenen vier Wände sichtbar.

Andrea Wörrlein ist Verwaltungsrätin bei der VNC AG (Schweiz) und Geschäftsführerin der VNC GmbH (Deutschland).

Die Schattenseiten für Mitarbeiter und Unternehmen

Für manche Menschen ist das Homeoffice aus vielerlei Gründen ein Albtraum. Sie vermissen den informellen Kontakt zu Kollegen und das entspannte Gespräch in der Kaffeepause, leiden entweder unter dem isolierten Arbeiten zuhause oder umgekehrt unter der ständigen Ablenkung durch Freunde oder Familienmitglieder. Dazu fehlen häufig die richtigen Arbeitsräume und Arbeitsmittel, seien es stabile schnelle Verbindungen, Homeoffice-geeignete Hardware oder die passenden Kommunikations- und Kollaborations-Tools.

Aus Sicht der Unternehmen sind neben es den Ausstattungsdefiziten vor allem Security-Richtlinien und Compliance-Vorgaben, die durch Homeoffice verstärkt unter Druck geraten. Wenn sensible Daten auf dem privaten Laptop am Küchentisch bearbeitet werden, während im Hintergrund Kindergeburtstag gefeiert wird, dann kann von sicherem, DSGVO- und Compliance-konformem Arbeiten keine Rede mehr sein. Die früher üblichen arbeitsrechtlichen Vereinbarungen und Vorgaben zum Homeoffice wie ein eigener Raum zum Arbeiten, sichere Verbindungen oder die Möglichkeit, Dokumente nach Feierabend sicher verschließen zu können, scheinen während der Corona Krise in Vergessenheit geraten zu sein.

Technische Aspekte für sicheres New Work

Konzepte zu New Work und Remote Working müssen auf solche Probleme eine sinnvolle Antwort finden. Sie kommen sowohl aus dem Bereich der Policies, die den Umgang mit kritischen Daten und Informationen für alle verbindlich regeln, als auch aus dem Umfeld von Technologien, die für mehr Sicherheit sorgen, ohne dass sich die Mitarbeiter aktiv selbst darum kümmern müssen, und ohne dass sie die Effizienz und Bequemlichkeit bei der Arbeit stören. Auf der technischen Seite schälen sich dabei Software-Aspekte heraus, die für die Zukunft von New Work eine zentrale Rolle spielen. Dazu zählt unter anderem die Zugangsauthorisierung über Geo-Tagging: Dabei hängt der Zugang zu internen Informationen davon ab, von wo aus sich der jeweilige Mitarbeiter in das Unternehmensnetzwerk einloggt. Erfolgt die Einwahl aus dem Homeoffice oder von unterwegs über mobile Geräte, sind bestimmte unternehmenskritische Daten automatisch gesperrt. So kann beispielsweise der Zugriff auf das ERP-System oder die Finanzbuchhaltung nur denjenigen Mitarbeitern vorbehalten sein, die innerhalb des Unternehmens arbeiten.

Bei der für die sichere Zusammenarbeit wichtige Verifikation der digitalen Provenance, setzt sich die Blockchain immer mehr durch. Sie ist wichtig, um die authentische, geprüfte Herkunft einer Information sicherzustellen. Auf Basis der Blockchain-Technologie wird beispielsweise einer E-Mail ein Siegel in Form eines QR-Codes angefügt, das dann vom Empfänger geprüft und verifiziert, respektive falsifiziert werden kann. Solche Siegel können auch für andere Kommunikations- oder Kollaborationskanäle wie Messaging oder Ticketing genutzt werden. Um die E-Mail-Flut zu reduzieren, setzen Unternehmen und deren Mitarbeiter zunehmend Chats und Audio- oder Videoanrufe für die interne Kommunikation ein. Da sie deren Vorteile auch für die sichere Kommunikation mit der Außenwelt nutzen wollen, ist ein Interorganisations-Messenger (IOM) wichtig. Er sorgt dafür, dass alle Daten auf dem Server des Unternehmens verbleiben, dessen Mitarbeiter die Kommunikation angestoßen hat. Durch die verteilte Datenhaltung ist es beispielsweise möglich, Chat-Systeme an verschiedenen Standorten zu betreiben, ohne dass gegenseitig auf die Daten zugegriffen werden kann.

Verschlüsselung ist der Schlüssel zu mehr Sicherheit

Die End-to-end-Encryption gilt als Voraussetzung für die sichere Datenkommunikation. Dabei gibt es allerdings essentielle Unterschiede zu beachten. Grundsätzlich muss sie unabhängig vom Gerät nutzbar und Multi-Client-fähig sein, das heißt, es ist egal, ob ein Programm im Browser, in der App oder im Desktop-Client geöffnet wird. Verschlüsselung kann aber nur dann wirkliche Sicherheit gewähren, wenn klar ist, welche Encryption-Algorithmen verwendet werden und wer Zugriff auf die Schlüssel hat. Als sicherste Methode für Instant Messaging gilt aktuell die OMEMO-Verschlüsselung. Unter Sicherheitsaspekten ist zudem die Option zum gezielten Rollout von einzelnen Programm-Modulen für die Deployment-Prozesse wichtig. Sie verhindert, dass in einem Alles-oder-nichts-Vorgang große Softwarepakete ausgerollt werden, die dann vom Administrator selektiv freigeschaltet werden müssen. Modulare Software-Stacks dagegen können über spezialisierte Versionierungs- und Deployment-Systeme flexibel und punktgenau bereitgestellt werden.

Für die Verbindung von New Work und Security steht software-seitig eine ganze Reihe von Technologien zur Verfügung. Zusammen mit der Nutzung von Open Source als Code-Basis und flexiblen Hosting-Modellen (SaaS, Cloud Service, On-premises) für die Bereitstellung bilden sie das Fundament für sicheres, DSGVO- und Compliance-konformes Arbeiten in verteilten Umgebungen.


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Mehr als nur Chatbots: Das kann Conversational AI

Wie ist der Stand der Dinge bei Conversational AI? In seinem Gastbeitrag erläutert Daniel Völker, Senior Consultant bei valantic, wie Conversational AI zur Zeit eingesetzt wird – und was möglich wäre.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Customer Centricity und Artificial Intelligence verwundert die zum Teil erschreckend schlechte Performance“, sagt Prof. Dr. Peter Gentsch vom Institute for Conversational Business an der Hochschule Aalen. Der Wissenschaftler hat Chatbots im praktischen Einsatz im Versicherungs- und Finanzsektor untersucht. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie gut die virtuellen Assistenten mittlerweile sind und welche Fragen sie bereits beantworten können. Und das, was Professor Gentsch „erschreckend“ nennt, lässt sich klar beziffern. „Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Zinsen?“, war beispielsweise eine den Bots gestellte Frage.

Daniel Völker gibt in seinem Gastbeitrag einige Denkanstöße für erfolgreiche Conversational AI.

Dabei wurden die Genauigkeit der Antwort bewertet, die Antwortgeschwindigkeit, die Einfachheit der Bedienung, der informative Charakter der Antworten sowie der unterhaltsame Charakter der Antworten. Kamen manche Bots hier in der Bewertung auf sehr gute Quoten von bis zu 70 Prozent, erreichten andere mitunter nur 5 Prozent – ein Trauerspiel.

CAI als Schnittstelle von Mensch und Maschine

Allerdings verwundert das uns bei valantic nicht. Die Entwicklung von KI-Anwendungsfällen im Feld Conversational AI stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Dies liegt auch daran, dass Erfahrungswerte, wenn überhaupt, oft nur rudimentär vorhanden sind. Die meisten von ihnen haben zwar die Vorteile von Künstlicher Intelligenz erkannt, sind ohne konkreten Leitfaden aber unsicher, wie sie diese produktiv und wirtschaftlich einsetzen können.

Ich will Ihnen deshalb einen kurzen Einblick in die Schritte geben, die Sie als Entscheider:in im Unternehmen gehen müssen, um mit Conversational AI die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine praktikabel und nachhaltig einzuführen.

Schritt 1: Einfache Anwendungsszenarien für den CAI-Erfolg

Zuallererst: CAI dient dazu, menschliches Verhalten (speziell menschliche Kommunikation) zu automatisieren, sowohl in Prozessen oder Interaktionen als auch bei der Entscheidungsfindung. Und auch wenn es hinsichtlich IT gerade in mittleren Unternehmen an personellen und finanziellen Ressourcen mangelt – das ist oftmals nicht der Hauptgrund des Scheiterns von CAI.

Denn noch allzu oft sehen Unternehmen im Einsatz von Künstlicher Intelligenz so etwas wie den heiligen Gral jedweder Herausforderung. Sie verkennen jedoch, dass CAI gerade als kostengünstiges Einsteigermodell große Vorteile bieten kann. Nämlich genau dann, wenn die Bots für weniger komplexe Probleme wie eine FAQ, einfacher gelagerte Abrechnungen oder etwa Buchungssysteme genutzt werden. Ein CAI-Bot für derlei Einsatzzwecke lässt sich schon in gut zwei Wochen aufbauen und liefert ebenso zügig erste Erfolge. Daher gilt: Erste kleine Schritte in Richtung Künstlicher Intelligenz und Conversational AI sind richtig und wichtig für Unternehmen, die sich längerfristig im komplexeren Umfang von CAI etwas versprechen (wollen).

Schritt 2: Nutzerzufriedenheit als A und O

Es ist indes entscheidend – Schritt 2 des Leitfadens – dass dieser Bot intuitiv bedienbar ist, sodass die Nutzerzufriedenheit steigt, sowohl bei externen Kunden als auch bei den Anwender*innen im Unternehmen. Deshalb ist es auch so wichtig, in Workshops alle Stakeholder abzuholen, gemeinschaftliche Ideen zu evaluieren, eine Bewertungsmatrix mit Ideen zu füllen, die sich leicht umsetzen lassen, und im Anschluss einen Prototyp zum Leben zu erwecken.

Schritt 3: Mittels Entwicklung, Monitoring und kontinuierliche Weiterentwicklung zum CAI-Erfolg

CAI wächst, entwickelt sich weiter, wird besser. Technologien wie Natural Language Understanding profitieren von der integrierten künstlichen Intelligenz. Darum sind Unternehmen gut beraten, CAI als sich ständig fortentwickelndes Produkt zu sehen und sich mehr auf die Entwicklung eines ersten Prototyps zu fokussieren. Dazu gehört aber auch ein fortlaufendes Monitoring und Erkennen von Verbesserungspotenzial. Rückmeldungen gehören immer wieder evaluiert und anschließend bewertet. Die beste Methode ist also: „Think big, but start small“.

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Punkt für Unternehmen ist es, immer auch auf dem Markt verfügbare Third Party-Entwicklungen mit in Betracht zu ziehen. Man muss nicht alles selbst machen, entwickeln und programmieren. Mitunter gibt es sogar bereits wertvolle Low-Code-Systeme, die sich mit CAI mühelos verbinden lassen. Mit schönen Schnittstellen ist vieles also einfacher und oftmals genauso gut.

Ist das CAI-System derart aufgesetzt, kann es kontinuierlich wachsen, sodass Unternehmen in kleinen Schritten neue Funktionalitäten einführen und den Prototypen weiterentwickeln können – frei nach der besagten „think big, but start small“-Methode. Entscheidend dabei: Ähnlich der Erziehung von Kindern, müssen Unternehmen auch bei Conversational AI nachsichtig sein. Ein Bot kann von Anbeginn nicht so gut wie sein menschliches Pendant sein. Es kommt darauf an, das Verbesserungspotenzial auch für seine Vorteile zu nutzen.

Schritt 4: Transparenz für mehr Schnittstellen

Last but not least gehört zu einem praktikablen Leitfaden der kulturelle Aspekt. CAI braucht Support sowohl aus den Fachbereichen als auch aus der Führungsetage. Es ist eine neue Technologie, die sowohl intern als auch extern erst noch adaptiert werden muss. Das heißt, ein offener, transparenter Austausch hilft, das Thema produktiv voranzutreiben. Es geht immer um die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine und das soll nicht heißen: Maschine gegen Mensch.

Dass das Thema CAI trotz der beschriebenen Herausforderungen aber in jedem Fall ernst zu nehmen ist, zeigen Studien allerorts. So geht Gartner beispielsweise davon aus, dass CAI in drei bis fünf Jahren sein Plateau der Produktivität erreicht haben wird. Laut den Analysten soll es dann möglich sein, dass die künstliche Intelligenz selbst komplexere Anliegen selbstständig lösen kann. So entsteht der maximale Mehrwert, der dann auch wiederum zu (noch) mehr Akzeptanz führen wird – die positive Schnittstelle entsteht.

Deutschlands Recycling-Märchen

Schein und Sein: Die Verwertung von Abfällen spielt in Deutschland bereits eine große Rolle, dennoch werfen die hohen Recyclingquoten Fragen auf.

Mit dem Welt-Abfall-Index 2022 haben die Experten für intelligentes Abfallmanagement, Sensoneo, eine Studie veröffentlicht, in der die Effizienz von Abfallwirtschaften in Ländern weltweit untersucht wurde. Die Ergebnisse zeigen, es bestehen weiterhin große nationale Unterschiede bei der anfallenden Müllmenge sowie darin, wie Abfälle entsorgt und recycelt werden. Die Untersuchung wurde erstmals 2019 durchgeführt.

Mit Blick auf seine Effizienz und unter Berücksichtigung offizieller Daten des Statistischen Bundesamtes verfügt Deutschland über die drittbeste Abfallwirtschaft der Welt. Mit diesem Ergebnis steigt Deutschland in der Rangliste auf. Im Vergleichsjahr 2019 belegte Deutschland nur Rang 6. Nur in Südkorea und Dänemark werden Siedlungsabfälle noch effizienter und umweltverträglicher entsorgt.

Offiziellen Angaben zufolge werden in Deutschland jährlich 302 Kilogramm Wertstoffe pro Kopf dem Recycling zugeführt. Diese Quote macht Deutschland zum Recycling-Weltmeister. Doch Experten misstrauen den von offiziellen Behörden herausgegebenen Daten und verweisen auf den irreführenden Messpunkt, aus dem sich die gern zitierte Recyclingquote ergibt.

Zur Studie

Studie “Welt-Abfall-Index” hat die Abfallwirtschaft in 38 OECD-Ländern analysiert und nennt die effizientesten Abfall-Nationen und größten Müllsünder weltweit


  • Deutschland ist Recycling-Weltmeister auf dem Papier. 302 Kilogramm Wertstoffe pro Kopf werden jährlich recycelt, so offizielle Daten.
  • Experten misstrauen den Daten des Statistikamtes. Sie kritisieren den aktuellen Messpunkt aus dem sich die Recyclingquote ergibt.
  • Hohe Recyclingquote beschert Deutschland Platz 3 im Ranking der effizientesten Abfallwirtschaften der Welt.
     

Nur ein Bruchteil der Wertstoffe wird tatsächlich recycelt

Die veröffentlichte Quote beschreibt die Abfallmenge, die in den Recyclinganlagen des Landes ankommt und damit eine Masse zu Beginn eines langwierigen Sortierprozesses innerhalb der Anlage. An dessen Ende nur ein Bruchteil der angelieferten Wertstoffe auch tatsächlich recycelt und zu neuen Materialien wird. Was aussortiert wird und nicht wiederverwendet werden kann, wird verbrannt.

Umweltverbände wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland gehen davon aus, dass weniger als 16 Prozent der in Deutschland zum Recycling vorgesehenen Wertstoffabfälle zur Wiederverwendung aufbereitet werden können. 


“Mit dem Welt-Abfall-Index wollen wir die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die ungeregelte Entsorgung massiv zur größten Umweltverschmutzung der Erde beiträgt.“

Martin Basila, CEO und Mitgründer von Sensoneo

Die Messpunkte von aktueller Recyclingquote und wahrer Recyclingquote.

Nicht alles, was als Wertstoff in der Recyclinganlage landet, kann auch wiederverwertet werden. Die aussortieren Abfälle werden verbrannt, landen aber trotzdem in den offiziellen Quoten.


Um Materialmixe sorgfältig zu trennen, fehlt oft die nötige Spezialtechnik

Große Probleme verursacht insbesondere der Materialmix vieler Abfälle. Immer mehr Produkte bestehen nicht nur aus einem Material, sondern kombinieren verschiedene Wertstoffgruppen. Ein modernes Beispiel hierfür ist der Joghurtbecher aus Kunststoff mit Pappmantel und Aluminium-Deckel. Wenn der Becher nicht bereits sauber getrennt im gelben Sack und in der Papiertonne landet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er zwar in der Recyclinganlage registriert wird, aber am Ende doch noch verbrannt wird. Insbesondere kleine, sehr dünne Materialien und Lebensmittelverpackungen sind schwer zu recyceln, da ihre Aufbereitung sehr ausgefeilte Technologien erfordert, die eher in Ausnahmefällen verfügbar sind. Weitere Gründe sind die spätere Verwendbarkeit auf dem Markt und der Preis, der den anspruchsvollen Recyclingprozess widerspiegelt.

“Eine lückenlose Abfallwirtschaft gehört zu den wichtigsten Maßnahmen im Umwelt- und Naturschutz”, mahnt Martin Basila, CEO und Mitgründer von Sensoneo. “Mit dem Welt-Abfall-Index wollen wir die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die ungeregelte Entsorgung massiv zur größten Umweltverschmutzung der Erde beiträgt. Der Index soll Industriestaaten hervorheben, die viel zu wenig Verantwortung für ihre Hinterlassenschaften übernehmen. Mit der Veröffentlichung von Zahlen soll darüber hinaus ein Gefühl für die unglaublich großen Mengen an Abfall, die wir Jahr für Jahr produzieren, geweckt werden. Die erschreckenden Angaben sollen dazu motivieren, insgesamt weniger Müll produzieren zu wollen.”

Tabelle: Die fünf Länder der Welt mit der effizientesten Abfallwirtschaft, mit Mengen pro Kopf, die als Siedlungsmüll anfallen, die recycelt, verbrannt und deponiert werden. Die vollständige Rangliste sowie Informationen zur Methodik und den verwendeten Quellen findet sich unter: https://sensoneo.com/de/welt-abfall-index/

StaatSiedlungsabfälleRecyclingVerbrennungDeponie
1Südkorea400 kg243 kg88 kg46 kg
2Dänemark845 kg300 kg282 kg7 kg
3Deutschland623 kg302 kg204 kg5 kg
4Schweiz706 kg210 kg333 kg0 kg
5Finnland596 kg168 kg345 kg3 kg

Weitere Erkenntnisse aus dem Welt-Abfall-Index 2022:

  • Nach umfassender Analyse der Abfallwirtschaft in 38 Ländern ergibt sich die Türkei als größte Müllsünder-Nation der Welt – wie schon 2019. Trotz sichtbarer Verbesserungen im Bereich Recycling lassen sich die großen Abfallmengen, die jährlich illegal entsorgt werden – insgesamt 176 Kilogramm pro Kopf – nicht dagegen aufwiegen.
     
  • Die meisten Abfälle fallen in den Vereinigten Staaten an. Jeder US-Bürger produziert aktuell 811 Kilogramm Müll, von denen etwa die Hälfte auf einer Deponie landet und 95 Kilogramm verbrannt werden.
     
  • Mit 243 Kilogramm pro Kopf fällt am wenigsten Siedlungsmüll in Kolumbien an.
     
  • Das Entsorgungssystem in Chile führt lediglich zwei Kilo pro Einwohner dem Recycling zu. In keinem anderen Land wird weniger recycelt. 417 Kilogramm Abfälle pro Kopf landen auf der Deponie und werden somit besonders umweltbelastend entsorgt.
     
  • Am stärksten abgebaut hat die Abfallwirtschaft in Island. Daten zufolge ist die Müllproduktion der Isländer seit 2019 um sieben Prozent gestiegen. Gleichzeitig wird 68 Prozent weniger Müll recycelt als im Vergleichsjahr.
     
  • Aus umwelttechnischer Sicht ist die Müllverbrennung der Deponierung von Abfällen vorzuziehen. Nur 17 von 38 Staaten verbrennen anteilig mehr Müll als sie deponieren, nämlich Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Japan,  Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, die Schweiz, Slowenien, Südkorea und das Vereinigte Königreich.
     
  • Nur in der Schweiz werden überhaupt keine Abfälle deponiert. Die Schweizer produzieren 706 Kilogramm Müll pro Einwohner. 333 Kilogramm werden verbrannt. 210 Kilogramm werden dem Recycling zugeführt.

Methodik und Quellen unter:
https://sensoneo.com/de/welt-abfall-index/ 

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
Photo by Pawel Czerwinski on Unsplash

Schnell und sicher zur nächsten Ladestation

Gastbeitrag von Filip Klippel

Digitales Kartenmaterial fördert E-Mobilität

Der Trend hin zur Elektromobilität ist ungebrochen. Erforderlich hierfür ist eine leistungsstarke Ladeinfrastruktur. In den meisten Ländern ist diese noch nicht ausreichend ausgebaut, um mit den tatsächlichen Anforderungen der Fahrer mithalten. Eine praktikable Lösung hierfür bietet digitales Kartenmaterial mit wertvollen Informationen zu verfügbaren Ladepunkten. Dies erleichtert Autofahrern die Orientierung und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Elektromobilität.

Der Absatz von Elektrofahrzeugen wächst exponentiell und verdoppelt sich quasi von Jahr zu Jahr. 2021 wurden weltweit rund 3,5 Millionen Elektroautos ausgeliefert, was einem Anteil von 8,5 Prozent aller verkauften Neufahrzeuge entspricht. Wesentlich höher ist die Anzahl in Ländern, die zu den Early-Adopter-Märkten für Elektromobilität gehören. In Großbritannien beispielsweise verfügt bereits ein Viertel aller neu erworbenen Autos über einen Elektroantrieb. Und der Trend weist weiter steil nach oben: Laut aktuellen Prognosen des Analystenhauses Gartner sollen in diesem Jahr weltweit weitere sechs Millionen Elektrofahrzeuge ausgeliefert werden – und dies trotz anhaltender Engpässe bei der Chip-Verfügbarkeit in der Automobilindustrie.

Um dieses Wachstum weiterhin zu unterstützen, bedarf es einer dicht ausgebauten Ladeinfrastruktur. Diese ist jedoch immer noch lückenhaft und kann mit der steigenden Nachfrage kaum Schritt halten. Nach Schätzungen von Gartner gibt es weltweit 1,6 Millionen öffentliche Ladestationen, wobei die überwiegende Mehrheit in innerstädtischen Gebieten und an den Hauptverkehrsachsen liegt. Nach Angaben der UK Competition & Markets Authority (CMA) wird bis zum Jahr 2030 mindestens das Zehnfache der aktuell vorhandenen, öffentlichen Ladepunkte benötigt. Denn zu diesem Zeitpunkt werden viele Länder den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor weiter begrenzen, um die strengen Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen zu erreichen.


„Die Entwicklung der Elektromobilität steht und fällt mit der verfügbaren Ladeinfrastruktur.“

Filip Klippel

Angst vor geringer Reichweite bremst E-Mobilität

Doch viele Autofahrer scheuen noch immer den Umstieg zur Elektromobilität. Dies hat in erster Linie praktische Gründe. Denn so sehr das ökologische Bewusstsein in der Gesellschaft steigt, so groß ist die Angst der Autofahrer vor einer zu geringen Reichweite. Die Vorstellung, in einer unbekannten Gegend erfolglos nach einem geeigneten Ladepunkt zu suchen und im schlimmsten Fall liegen zu bleiben, schreckt viele Menschen vom Kauf eines Elektrofahrzeugs ab. Dazu kommt: Längst nicht alle verfügbaren Ladestationen unterstützen die jeweiligen technischen Spezifikationen eines Autos, wie beispielsweise den Steckertyp. So ist laut der CMA-Studie der häufigste Grund, sich nicht für ein Elektroauto zu entscheiden, die unzureichende Ladeinfrastruktur. Welche Lösungen sind nun denkbar, um das Problem der unzureichenden Ladeinfrastruktur besser in den Griff zu bekommen?

Zu nennen ist hier insbesondere präzises, digitales Kartenmaterial, das die Standorte und die Verfügbarkeit von Ladestationen für Elektrofahrzeuge transparent macht. In der CMA-Studie gaben 94 Prozent der befragten Autofahrer an, dass der Zugriff auf entsprechende Echtzeitdaten die Nutzung von Ladepunkten erleichtern würde. Entscheidend ist dabei die Vorab-Kenntnis, ob die betreffenden Stationen gerade in Betrieb und für das jeweilige Fahrzeug technisch geeignet sind. Valide Informationen über die aktuelle Reichweite und verfügbare Ladestationen können hier sehr hilfreich sein. So kann der flächendeckende Einsatz von Karten- und Standortdaten den globalen Trend der Elektromobilität signifikant beschleunigen.

Digitale Karten bringen Transparenz in Ladeinfrastruktur

Die digitalen, ortsbezogenen Kartenlösungen von HERE beispielsweise unterstützen Autofahrer dabei, die optimale Route zu planen und effizient zu navigieren. Dabei werden Topografie, Verbrauch und Entfernung berücksichtigt, um die Reichweite des Fahrzeugs zu maximieren. Zudem bietet HERE den Fahrern von Elektroautos Zugriff auf eine Datenbank mit mehr als 600.000 Ladepunkten weltweit. Darin enthalten sind dynamische Daten über Standort, Steckertypen, Betriebszeiten und Verfügbarkeit, basierend auf historischen Informationen.

Mit der Kartenlösung können Anwender die effizienteste Route von A nach B identifizieren, präzise berechnen und navigieren. Dabei lassen sich Ladestationen in die Routenplanung einbeziehen, um das Risiko eines erschöpften Akkus auszuschließen. So tragen Karten und Standortdaten wesentlich dazu bei, Fahrern die Bedenken vor dem Kauf eines E-Fahrzeugs zu nehmen und die Elektromobilität weltweit voranzutreiben.

Konkret optimiert HERE das Laden von Elektrofahrzeugen beispielsweise durch eine strategische Kooperation mit der Digital Charging Solutions GmbH (DCS). Der E-Mobilität-Serviceanbieter verfügt über eines der größten Ladenetze weltweit. Das Unternehmen bietet einfachen Zugang und transparente Zahlungslösungen für das Laden von E-Fahrzeugen und stützt sich dabei auf ein Netz von mehr als 280.000 Anschlüssen in Europa und Japan.

Die ortsbezogenen Daten, digitalen Karten und Navigationstechnologie von HERE ergänzen dieses Angebot optimal. Durch diese Zusammenarbeit können Automobilhersteller ihren Kunden ganzheitliche Lösungen für optimierte Ladeprozesse von E-Fahrzeugen anbieten.

Fazit

Die Entwicklung der Elektromobilität steht und fällt mit der verfügbaren Ladeinfrastruktur. Ortsbezogene, digitale Kartendaten leisten hier wertvolle Unterstützung und weisen den sicheren Weg zur nächsten Ladestation. Fahrer von Elektroautos können dadurch ihre Reichweite optimieren und unbeschwert auf die Reise gehen, was die Elektromobilität weltweit einen entscheidenden Schritt nach vorne bringen kann.

Ladestationen transparent auf einen Blick

Um das Laden von Elektrofahrzeugen für Autofahrer zu vereinfachen, stellt HERE eine interaktive Karte bereit. Diese visualisiert transparent die Verteilung von E-Ladestationen europaweit bis auf Straßenebene. Nutzer können dabei nach bestimmten Städten oder Adressen suchen und auf einzelne Straßen zoomen.

Eine Färbung repräsentiert die Dichte vorhandener Ladesäulen. Die Karte ist verfügbar unter: https://app.developer.here.com/ev-charging-stations-map-europe-ranking/

Bildmaterial: Copyright „HERE Technologies“


Sharing-Plattform für kollektives und lebenslanges Lernen

Neural Jam, eine neue Sharing-Community für kollektives Lernen, ist live – Interessenten können sich ab sofort unter https://www.neuraljam.com/ für eine Mitgliedschaft anmelden. Als digitaler Club soll Neural Jam die Art und Weise, wie Menschen in Zukunft Wissen und Informationen austauschen werden, verändern. Die Community soll zum Mittelpunkt einer neuartigen Wissenswelt werden, in der sich Kreative, Technologie-Expert:innen und Entrepreneurs auf einer gemeinsamen Plattform begegnen, um mit- und voneinander zu lernen. Gründer und CEO Jamshid Alamuti öffnete gestern nach einjähriger Vorbereitungsphase offiziell die virtuellen Türen zum neuen „Neural Jam Digital Club“ – einer Welt, in der jedes Clubmitglied nicht nur von anderen Fachleuten lernt, sondern auch selbst zur Wissensquelle wird.

Die Idee für Neural Jam entwickelte sich aus einer Start-up-Initiative, die Gründer Jamshid Alamuti im Rahmen seines 2020 gegründeten „House of Creative Entrepreneurship“ ins Leben gerufen hatte. Bisher konnte das Start-Up fast zwei Millionen Euro an Förder- und Investitionsgeldern akquirieren. Alamuti und sein Team haben sich hohe Ziele gesetzt: Bereits ab 2023 wird Neural Jam auch seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit für den spezifischen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sowie Augmented- und Virtual-Reality (AR/VR)-Technologien im Bildungsbereich starten.

Neural Jam gibt sich als Plattform, in der jedem Lernenden und Lehrenden das gleiche Wissen zur Verfügung steht.

Vision und Ziel: Innovationsanschub durch Interaktion von Talenten in der virtuellen Welt

„Neural Jam ist Plattform, Community und Lernumgebung zugleich. Wir wollen es möglich machen, dass interessierte Menschen und Fachleute mit ihrer Peer-Group interagieren, sich austauschen und kollektiv mehr lernen“, erklärt Gründer und CEO Jamshid Alamuti. Dafür bringt die Community interessierte Individuen mit engagierten Professionals und Coaches zusammen, um Fragestellungen und Inhalte gemeinsam zu diskutieren und zu reflektieren. Mentor:innen kommen in interaktiven Sitzungen ins direkte Gespräch mit anderen Clubmitgliedern. „Die Interaktion in der virtuellen Welt soll die Innovationen in der Realität anschieben“, so Alamuti weiter. „Im Mittelpunkt der Lernerfahrungen stehen dabei immer die kollaborative Erfahrung und der respektvolle Austausch. Unsere Mitglieder verpflichten sich zu einer aktiven Beteiligung an der Community und sollten sich zudem mit dem Neural Jam Wertekanon aus Authentizität, Intention und Kollaboration der Wissenscommunity identifizieren können.“ Die Gemeinschaft soll sich aus unterschiedlichsten Branchen zusammensetzen und auf den einzigartigen Erfahrungen eines jeden einzelnen Teilnehmers aufbauen. Alle Club-Mitglieder haben jederzeit Zugriff auf die Bibliothek und weiteren Community-Content. Sie profitieren zudem von thematischen „Daily Feeds“, die sie, je nach ausgewählten Interessensgebieten, über alle Wissensupdates in der Community informieren.

Jeder ist Lernender und Wissensquelle zugleich

Die neue Community für lebenslanges Lernen richtet sich an kreative Unternehmer:innen, Designer:innen, Ingenieur:innen und weitere Interessierte aus diesem Umfeld. Auch Unternehmen und Organisationen jeder Größe können Neural Jam als digitalen Knotenpunkt und innovative Plattform für effektives Lernen nutzen. Die virtuelle Neural Jam Community kann den Aufbau einer gemeinsamen Unternehmenskultur und das Unternehmenswachstum unterstützen und so eine nachhaltige Transformation auf den Weg bringen, unabhängig von Sprach- und Ländergrenzen. Die Plattform erweitert radikal die Art und Weise, wie Menschen sich in Zukunft weiterbilden und ihr Wissen miteinander teilen: Jedes Clubmitglied, ob Mentor:innen, Professionals oder einzelne Lernende, werden auch selbst zur Wissensquelle.

„Patrons“-Programm für Senior Members: Kostenlose Mitgliedschaften an Talente verschenken

Die Jahresmitgliedschaft bei Neural Jam kostet 200 Euro – die Anmeldung erfolgt einfach über die Webseite. Darüber hinaus bietet Neural Jam ein exklusives „Patron“-Programm für eine limitierte Anzahl von VIP-Mitgliedern an. Als Senior Members fungieren sie in der Neural Jam Community als „Though Leaders“ und können jährlich zudem zehn kostenlose Mitgliedschaften an von ihnen ausgewählte Talente verschenken. Der weitere Vorteil: Neural Jam wandelt die spezifischen Business-Fragestellungen seiner VIP-Mitglieder in maßgeschneiderte Programme, Workshops und Roundtables um, in denen diese von der Community diskutiert und bearbeitet werden. Patrons kommen so in direkten Kontakt mit unterschiedlichsten Talenten. Als VIP-Mitglieder sind sie zudem automatisch am Jahresgewinn beteiligt.

Weitere Informationen unter:
https://www.neuraljam.com/

Lizenz / Quelle Aufmacherbild: Photo by Tim Mossholder on Unsplash

Smartes Customer Experience Management

Gastbeitrag von Martin Wild

Handel mit Zukunft – Wie können intelligente Technologien im Customer Experience Management erfolgreich unterstützen? 

Sich dynamisch verändernde Kundenerwartungen, generations-unterschiedliches Medien- und Kommunikationsverhalten und eine Customer Journey in einem Mix aus analogen und digitalen Touch Points machen Customer Experience Management schwieriger, aufwändiger und – last but not least – auch teurer. 

Auf der anderen Seite bieten aber innovative Technologien aus den Bereichen Automatisierung und Nutzung künstlicher Intelligenz Möglichkeiten, Prozesse effizienter zu gestalten, Kundenerlebnisse zu verbessern sowie Mitarbeiter im Kundenmanagement sinnvoll zu unterstützen. 

„Gefragt ist dabei ein ganzheitliches Denken, dass das Kundenerlebnis von Anfang bis Ende betrachtet und die internen vor- und nachgelagerten Prozesse mit einbezieht, damit auch die User Experience der Mitarbeiter berücksichtigt.“

Martin Wild, Geschäftsführer und Mitbegründer der SOGEDES

Gefragt ist dabei ein ganzheitliches Denken, dass das Kundenerlebnis von Anfang bis Ende betrachtet und die internen vor- und nachgelagerten Prozesse mit einbezieht, damit auch die User Experience der Mitarbeiter berücksichtigt. Es sollen also nicht nur punktuell sich wiederholende Tätigkeiten von Mitarbeitern automatisiert werden, oder Kunden punktuell in einen Self-Service gezwungen werden.  

Dabei ist es wichtig, auch Technologien aus unterschiedlichen Bereichen sinnvoll zu kombinieren, wie zum Beispiel Robotic Process Automation (RPA) und Natural Language Processing (NLP). Wir sprechen dann von Intelligent Automation oder auch Hyperautomation.

Laut Gartner wird RPA in Kombination mit KI zur Kerntechnologie der Zukunft. Und wenn dann wie beschrieben auch der Gesamtprozess, d.h. die Customer Experience und die User Experience mit einbezogen werden, sprechen wir von Total Experience Automation.

Use Case

Beispielhaft und zum besseren Verständnis folgender Use Case: 

Mit „Email Hyperautomation“ Kundenanfragen automatisiert beantworten 

Auf der offiziellen E-Mail-Adresse des Unternehmens gehen täglich zahlreiche E-Mails ein. Diese zu kategorisieren und weiterzubearbeiten, kann eine sehr mühselige und zeitaufwändige Aufgabe sein. Oftmals sind manuelle Eingriffe wie das Heraussuchen zusätzlicher Informationen aus unterschiedlichen Anwendungen erforderlich. Oder sich wiederholende, aber einfache Bearbeitungsschritte machen die Tätigkeit uninteressant und langweilig.

Gerade in Peak-Zeiten ist das Anfragevolumen hoch und Ressourcen entsprechend stark ausgelastet. Das zügige Beantworten von Kundenanfragen kann für Unternehmen und Mitarbeiter dann zur Herausforderung werden.   

Intelligente Klassifizierung und Automatisierung von E-Mails  

Intelligentes E-Mail-Management hilft dabei, das hohe Anfragevolumen schnell abzuarbeiten. Innovative Technologien zur Automatisierung wie Künstliche Intelligenz in Kombination mit RPA kommen dabei zum Einsatz: Hierbei erfolgt eine Kategorisierung der eingehenden E-Mail auf Grundlage der kontextuellen Bedeutung des E-Mail-Textes. Dank KI-basierter Technologien wie Natural Language Processing (NLP) können selbst unstrukturierte E-Mails gelesen und klassifiziert werden.   

Durch den Einsatz von RPA können auch nachgelagerte Aufgaben automatisiert abgewickelt werden, so dass die manuelle Weiterverarbeitung der E-Mail entfällt. Diese können z.B. sein:   

  • Versand von Kündigungsbestätigungen  
  • Auskunft zu Auftrags- oder Lieferstatus   
  • Erfassen der Daten in den relevanten Systemen (z.B. CRM/ ERP)  
  • Erstellung eines Support-Tickets  
  • Adressänderungen   
  • Automatisierte Beantwortung einer Frage aus der internen FAQ-Wissensdatenbank   

Grundsätzlich lässt sich über RPA jede Anwendung anbinden, die auch ein Service-Mitarbeitender bei der Beantwortung des Kundenanliegens verwenden würde.   

  

Anders als bei einer klassischen E-Mail-Management Lösung hilft die Kombination von KI und RPA dabei, eine End-to-End-Automatisierung umzusetzen. Service-Mitarbeitende müssen nur noch bei Ausnahmen in den Prozess eingreifen, beispielsweise, wenn der Inhalt der E-Mail nicht eindeutig zuordenbar ist oder die notwendigen Informationen zur automatisierten Weiterverarbeitung fehlen. Für Mitarbeitende bedeutet das, dass sie nur noch eingreifen müssen, wo KI an die Grenzen kommt, etwa wenn Entscheidungen nicht eigenständig und eindeutig vom Algorithmus getroffen werden können.  


Wenn wie beschrieben auch der Gesamtprozess, d.h. die Customer Experience und die User Experience mit einbezogen werden, sprechen wir von Total Experience Automation. 


Einsparpotenzial von über 50%  

Mit intelligentem E-Mail-Management lassen sich alle Anliegen mit einfachen Sachverhalten bearbeiten. Die komplexeren Anfragen müssen weiterhin manuell bearbeitet werden. Geht man davon aus, dass ein Großteil standardisierte Anfragen sind, so lassen diese sich voll automatisiert abwickeln.  Das Einsparpotenzial ist entsprechend groß und liegt bei bis zu 50% der Bearbeitungszeit. Dank künstlicher Intelligenz kann die Automatisierungsquote kontinuierlich gesteigert werden, denn das System lernt anhand von Erkennungsbeispielen.  

Viele Potenziale auch außerhalb des Kundenservices  

Intelligente E-Mail-Automatisierung kann auch außerhalb des Kundenservices in anderen Unternehmensbereichen eingesetzt werden. Dies kann etwa in der Einkaufs- oder Finanzabteilung sein, wo E-Mail Anhänge Rechnungen und Mahnungen enthalten oder Fragen zu Abrechnungen auftauchen.   

KI ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft. Besonders groß ist das Potenzial, wenn diese mit RPA kombiniert wird und Prozesse End-to-End automatisiert werden. Diese Kombination ermöglicht, auch Prozesse zu automatisieren, die sich auf unstrukturierte Daten beziehen, wie etwa E-Mail-Texte. Die intelligente E-Mail-Automatisierung steigert nicht nur die Mitarbeiterproduktivität, sondern verbessert das Kundenerlebnis durch geringere Antwortzeiten und reduziert nachhaltig Kosten.    

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
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