Nachhaltigkeit im Einzelhandel: Vom Trend zum Wachstumstreiber

  • Nachhaltigkeit entwickelt sich im Einzelhandel vom Zusatznutzen zum zentralen Wettbewerbsfaktor – ökologisch, ökonomisch und strategisch.
  • Verpackung, Sortimentsgestaltung und Energieeffizienz zählen zu wichtigen Hebeln für eine zukunftsorientierte Handelsstrategie.

Frankfurt, 18. Juni 2025 – Nachhaltigkeit hat sich im Einzelhandel von einem weichen Imagekriterium zu einem harten Erfolgsfaktor entwickelt. Angesichts wachsender gesetzlicher Anforderungen, globaler Krisen und bewussterer Konsument*innen wird verantwortungsvolles Handeln zur unternehmerischen Pflicht. Gleichzeitig eröffnet nachhaltiges Wirtschaften enormes Innovationspotenzial – sei es durch digitale Tools, neue Geschäftsmodelle oder effizientere Prozesse.

Wer heute strategisch nachhaltig agiert, sichert sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern stärkt auch die Kundenloyalität. Wie vielfältig die Handlungsmöglichkeiten sind, veranschaulichen praxisnahe Impulse und Empfehlungen auf dem Branchenportal der Konsumgütermessen der Messe Frankfurt Conzoom Solutions. Ob nachhaltige Produkte und umweltfreundliche Verpackungen, energieeffiziente Ladenkonzepte oder transparente Lieferketten, hat der Einzelhandel zahlreiche Hebel, um zukunftsfähig zu handeln.

„Nachhaltigkeit ist für viele Konsument*innen heute ein zentrales Kaufkriterium. Der Einzelhandel steht vor der Aufgabe, verlässliche und glaubwürdige Angebote zu schaffen, die sowohl ökologisch wertvoll als auch wirtschaftlich tragfähig sind“, sagt Silke Pfeiffer, Abteilungsleitung Multimedia und Data Consumer Goods Fairs der Messe Frankfurt.

ESG als Leitprinzip für zukunftsfähige Handelsstrategien

Nachhaltigkeit beginnt nicht erst im Regal, sondern in der strategischen Ausrichtung. Genau hier setzt ESG („Environmental, Social, Governance“) an. Die drei Dimensionen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung gewinnen im Einzelhandel zunehmend an Bedeutung. Was früher als freiwilliges Engagement galt, ist heute durch gesetzliche Rahmenbedingungen wie die CSRD oder das Lieferkettengesetz klar geregelt.

Auf dem Branchenportal Conzoom Solutions geben Expert*innen einen fundierten Überblick darüber, welche ESG-Aspekte für den Einzelhandel relevant sind und wie sich diese praktikabel umsetzen lassen. Umwelt- und Sozialstandards sowie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung spielen zunehmend auf allen Ebenen eine Rolle. Die zentrale Aufgabe besteht darin, ESG-Kriterien nicht nur zu erfüllen, sondern systematisch in bestehende Strukturen und Abläufe zu integrieren, um die Grundlage für ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu schaffen.

Zwischen Klimadruck und Kostendruck: Der Einzelhandel muss reagieren

Steigende Energiepreise und ein wachsender Klimadruck sind nur zwei der Gründe, die den Einzelhandel zum Umdenken zwingen. Gleichzeitig führt der Ausbau digitaler Services, längere Öffnungszeiten und eine aufwändigere Warenpräsentation zu einem erhöhten Energiebedarf. Energieeffizienz wird damit zu einem entscheidenden Faktor – sowohl zur Kostenreduktion als auch im Sinne unternehmerischer Verantwortung.

Zu den zentralen Maßnahmen zählen die Umstellung auf LED-Beleuchtung, der Einsatz erneuerbarer Energien sowie die Optimierung von Heizungs- und Klimatechnik. Ergänzt werden diese durch bauliche Verbesserungen und den Einsatz intelligenter Steuerungssysteme. Eine wirksame Umsetzung setzt zudem die aktive Einbindung der Mitarbeitenden voraus.

Nachhaltige Verpackung: Zwischen Umweltschutz und Markenerlebnis

Nachhaltige Verpackungslösungen gelten als wichtiger Baustein für mehr Umweltverantwortung im Einzelhandel. Im Fokus stehen recycelbare Materialien, eine reduzierte Materialnutzung und die Vermeidung von Überverpackung. Auf dem Branchenhub Conzoom Solutions werden aktuelle Ansätze beleuchtet – von Graspapierverpackungen über kompostierbare Kunststoffe bis hin zu Textilbeuteln aus Naturfasern. Orientierung bieten anerkannte Umweltzertifizierungen wie der Blaue Engel, FSC („Forest Stewardship Council“, ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft) oder Cradle-to-Cradle (für zirkuläre, abfallfreie Produktkreisläufe).

Neben der ökologischen Wirkung erfüllen nachhaltige Verpackungen auch ökonomische und kommunikative Funktionen: Sie sparen Materialkosten, optimieren Versandprozesse und stärken das Markenerlebnis – etwa durch wiederverwendbare Verpackungskonzepte oder ein durchdachtes „Unboxing“. Für Einzelhändler*innen ergeben sich dadurch sowohl Einsparpotenziale als auch neue Chancen zur Kundenbindung und Differenzierung.

Nachhaltige Sortimente als Antwort auf verändertes Konsumverhalten

Immer mehr Kund*innen legen Wert auf Produkte, die unter fairen, ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Bedingungen hergestellt wurden. Dabei geht es nicht nur um ökologische Aspekte, sondern ebenso um soziale Verantwortung entlang der Lieferkette und wirtschaftliche Tragfähigkeit. Wer diese Kriterien bei der Produktauswahl berücksichtigt, stärkt Markenvertrauen, erschließt neue Zielgruppen und unterstützt langfristige Klimaziele. Der Handel kann dabei eine wichtige Orientierung für Konsument*innen schaffen – etwa durch Kennzeichnungen oder Sonderplatzierungen. So wird verantwortungsvolles Konsumverhalten gezielt gefördert und Kund*innen die Entscheidung für nachhaltige Produkte erleichtert.

„Echte Nachhaltigkeit beginnt mit Ehrlichkeit – auch in der Kommunikation. Einzelhändler*innen, die ihre Maßnahmen transparent und nachvollziehbar machen und anschließend offen kommunizieren, schaffen Vertrauen und setzen ein starkes Zeichen für verantwortungsvolles Wirtschaften“, betont Silke Pfeiffer.

Glaubwürdigkeit statt Greenwashing

Mit der gestiegenen Bedeutung von Nachhaltigkeit im Einzelhandel wächst auch die Gefahr irreführender Kommunikation. Greenwashing – also die übertriebene oder unzutreffende Darstellung ökologischer Verantwortung – kann nicht nur das Vertrauen von Kund*innen untergraben, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Begriffe wie „umweltschonend“ oder „grün“ ohne nachvollziehbare Belege sowie der Einsatz zweifelhafter Siegel zählen zu den häufigsten Kritikpunkten. Die EU reagiert mit regulatorischen Maßnahmen wie der Green Claims Directive, die verbindliche Standards für Umweltwerbung schaffen soll.

Um dem entgegenzuwirken, sind Einzelhändler*innen gefordert, ihre Nachhaltigkeitskommunikation transparent, überprüfbar und ganzheitlich zu gestalten. Nur wer echte Maßnahmen nachvollziehbar macht und einzelne Fortschritte nicht isoliert überhöht, positioniert sich glaubwürdig und zukunftsfähig.