KI als Retter der Produktivität?

KI und Automatisierung stehen noch am Anfang ihrer Entwicklung, doch wird schon jetzt deutlich, dass sie für unsere Arbeitswelt Chancen und Herausforderungen zugleich bringen.

Das Technologieunternehmen Slack hat unlängst sein neues KI-Feature Slack AI vorgestellt und analysiert regelmäßig mit hochwertigen Studien den Markt. Wo wir aktuell mit KI stehen, wo die Reise mit Slack AI hingehen soll und welche Herausforderungen und Gefahren “lauern” – das beantwortet Nina Koch von Slack im Interview.

 

Hallo Frau Koch, Sie haben gerade eine neue Umfrage von Slack unter mehr als 10.000 Büroangestellten weltweit veröffentlicht, die das Thema KI in den Fokus nimmt. Welche Ergebnisse möchten Sie mit uns teilen?

Unsere Workforce Lab AI Studie zeigt eine positive Entwicklung. Die Akzeptanz von KI-Tools am Arbeitsplatz ist im Vergleich zum vorherigen Quartal um 24 % gestiegen: Im Januar 2024 gab eine:r von vier Büroarbeiter:innen an, KI-Tools für die Arbeit auszuprobieren, im September 2023 war es im Vergleich nur eine:r von fünf. Und einer von drei Büroangestellten hat bereits Automatisierungstools für seine Arbeit genutzt.

„Von denjenigen, die KI- und Automatisierungstools für ihre Arbeit genutzt haben, geben rund 80 % an, dass diese Technologie bereits ihre Produktivität verbessert“

Und was berichten diejenigen, die bereits KI und Automatisierungstools für die Arbeit nutzen?

Von denjenigen, die KI- und Automatisierungstools für ihre Arbeit genutzt haben, geben rund 80 % an, dass diese Technologie bereits ihre Produktivität verbessert. Die wichtigsten Aufgaben, bei denen Büroangestellte heute den größten Nutzen von KI sehen, sind die Unterstützung beim Schreiben, die Automatisierung von Arbeitsabläufen, die Zusammenfassung von Inhalten und die Recherche nach neuen Themen. Zusammenfassungen haben seit der Slack-Umfrage vom September 2023 die Recherche als wichtigsten Mehrwert für die aktuelle Arbeit der Befragten abgelöst.

 

Die Studie zeigt auch: Rund die Hälfte aller Befragten (43 %) gab an, dass sie von ihren Führungskräften oder ihrem Unternehmen keine Anleitung für die Nutzung von KI-Tools bei der Arbeit erhalten haben. Hier werden Potenziale verschenkt, oder?

Der Mangel an Anleitung kann Mitarbeiter:innen davon abhalten, mit KI zu experimentieren. Die Büroarbeitenden, die KI-Richtlinien bereits in ihrem Unternehmen definiert haben, haben mit fünf- bis sechsmal höherer Wahrscheinlichkeit KI-Tools ausprobiert als Mitarbeiter:innen, die keine Richtlinien für die KI-Nutzung haben. Sogar diejenigen, deren Nutzungsrichtlinien den Einsatz von KI einschränken, haben mit höherer Wahrscheinlichkeit mit KI-Tools experimentiert als Arbeitnehmer:innen in Unternehmen, die keine Richtlinien für die KI-Nutzung haben. Wenn Unternehmen ihre Belegschaft auf die KI-Revolution vorbereiten wollen, sollten sie damit beginnen, Richtlinien für den Einsatz von KI am Arbeitsplatz zu erstellen.

Büroarbeiter:innen verbringen 41 Prozent ihrer Arbeitszeit mit kleinen und unbedeutenden Aufgaben.
KI als Retter der Produktivität?

 

Hand aufs Herz: Steigert KI wirklich die Produktivität der Belegschaft?

Im Durchschnitt geben die Büroarbeiter:innen an, dass sie 41 % ihrer Arbeitszeit mit Aufgaben verbringen, die „von geringem Wert sind, sich wiederholen oder keinen sinnvollen Beitrag zu ihren Hauptaufgaben leisten“. Und je mehr Zeit die Mitarbeiter:innen mit geringwertiger Arbeit verbringen, desto begeisterter sind sie davon, dass KI und Automatisierung die Aufgaben ihrer aktuellen Tätigkeit übernehmen können. Klar ist auch: Wir alle haben Aufgaben zu erledigen, die nicht zu unserer Stellenbeschreibung gehören, aber notwendig sind, damit Prozesse und Projekte reibungslos funktionieren. Das bezeichnen wir als ‚work for work‘. Aber wenn durchschnittliche Büroangestellte zwei volle Tage pro Woche mit dieser Zusatzarbeit verbringen, ist das ein großes Problem – und eine Chance für KI- und Automatisierungstools, unsere Energie auf jene Aktivitäten zu lenken, die wirklichen Mehrwert stiften.

Hier haben wir ein schönes Beispiel unseres Kunden Mast-Jägermeister SE. In dem international ausgerichteten Unternehmen gilt es, Informationen für alle gleich schnell zugänglich zu machen. Dafür hat Mast-Jägermeister SE in Kooperation mit der Übersetzungs-KI DeepL einen Workflow kreiert: Ankündigungen, die auf Deutsch oder Englisch in die Channels gestellt werden, lassen sich damit automatisch übersetzen. Es genügt, dem Post die Landesflagge einer Sprache hinzuzufügen. Ein neues Kapitel in Sachen Produktivität. Mehr als 30 mehrsprachige Workflows und Integrationen tragen heute dazu bei, dass die Mitarbeitenden produktiv, effizient und transparent arbeiten. Mit messbarem Erfolg: Über 11.000 Arbeitsstunden sowie rund 480.000 Euro hat das Unternehmen dank Slack in einem Jahr gespart. Das entspricht der Arbeitszeit von rund fünf Vollzeit-Angestellten.

 

Was sind abschließend für Sie die wichtigsten Stellschrauben für eine erfolgreiche KI-Implementierung in Unternehmen?
Wir sehen bereits jetzt, dass der Einsatz von KI am Arbeitsplatz im Vergleich zum vergangenen Quartal angestiegen ist. Vertrauen – in den Prozess, in die Mitarbeiter:innen und in die Technik – erachte ich als essenziell. Darüber hinaus muss uns allerdings bewusst sein, dass es ohne entsprechende Leitplanken der Führungsebene nicht funktionieren wird. Wenn Unternehmen ihre Belegschaft auf die KI-Revolution vorbereiten wollen, sollten sie damit beginnen, Richtlinien für den Einsatz von KI am Arbeitsplatz zu erstellen. Nur so wird es final möglich sein, die angekündigten Produktivitätsgewinne in Zukunft nachhaltig freizulegen und anzuwenden.

 

 

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