Spatial Computing in HR 

Gastbeitrag Hans Elstner
Spatial Computing ist eine sich entwickelnde Form der Datenverarbeitung, bei der unsere physische Welt und virtuelle Erfahrungen miteinander verschmelzen. Es ermöglicht Menschen, auf neue Weise miteinander und mit Maschinen zu interagieren, und verleiht Maschinen die Fähigkeit, unsere physische Umgebung auf neue Weise zu navigieren und zu verstehen. Neue Devices wie die Apple Vision Pro oder die Meta Quest3, mit ihrem Fokus auf Mixed Reality, zeigen wie weit vorangeschritten und wie vielfältig die Technologie ist.
Spatial Computing beginnt bereits, sich auf unser tägliches Leben und die Arbeitswelt auszuwirken, auch im Personalwesen. Wie die digitale Räumlichkeit im Recruiting, beim Onboarding und beim Employer Branding eingesetzt werden kann, erklärt Hans Elstner, Gründer und CEO von rooom.
Spatial Computing ist ein Begriff, den viele in der Geschäftswelt vielleicht zum ersten Mal bei der Ankündigung von Apple gehört haben, aber es ist keineswegs neu. Der Forscher Simon Greenwold definierte Spatial Computing bereits 2003 als: „Menschliche Interaktion mit einer Maschine, bei der die Maschine Bezüge zu realen Objekten und Räumen beibehält und manipuliert.“ Unternehmen wie Amazon, Apple, Magic Leap, Meta, Microsoft und andere haben ihre eigenen Definitionen entwickelt, aber im Grunde laufen sie auf Folgendes hinaus: Spatial Computing erweitert unsere physische Umgebung um eine digitale Schicht, mit der Menschen mit Maschinen und miteinander auf neue Arten interagieren können.
„Spatial Computing erweitert unsere physische Umgebung um eine digitale Schicht, mit der Menschen mit Maschinen und miteinander auf neue Arten interagieren können.“
Zwar spielen VR-Brillen im Spatial-Bereich eine Rolle und ermöglichen die Erfahrung von virtuellen Räumen, jedoch ist die gemeinsame Arbeit mit VR und anderen Hardware-Produkten noch nicht Standard. Webanwendungen erfreuen sich daher großer Nachfrage, da sie eine breitere Zugänglichkeit gewährleisten.
Ein weiterer Aspekt, der eine zentrale Rolle spielt und auch von Apple weiter aufgegriffen wurde, ist Spatial Audio –
also die Lautstärke und die Richtung von Sprechenden relativ zur eigenen Position. Insbesondere bei gemeinsamen
Treffen und Zusammenarbeit spielt die räumliche Audioerfahrung eine bedeutende Rolle, die die Interaktion in virtuellen Umgebungen weiter verbessert.

Die Evolution der Kommunikation und in der Personalbeschaffung

Die Art und Weise, wie wir über Bildschirme kommunizieren, wird sich zwangsläufig weiterentwickeln .Dies führt zu einer Entwicklung in Richtung immersiverer Kommunikationsformen, bei denen man vollständig in die virtuelle Welt eintaucht.
Ein weiterer logischer Schritt ist das Erleben von Kopräsenz, also dem gemeinsamen Dasein mit anderen Menschen im virtuellen Raum. Ein wichtiger Bereich, in dem Spatial Computing eingesetzt wird, ist die Personalbeschaffung und -verwaltung. Anstelle von schlecht produzierten Videos und veralteten Folien wird Spatial Computing heute schon eingesetzt, um Bewerber:innen bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche zu helfen oder über geografische Distanz hinweg Recruiting persönlicher und nahbarer zu machen.
Die Anwendungsmöglichkeiten von Spatial Computing ziehen sich jedoch über den kompletten Employer Lifecycle. Insbesondere in den jüngsten Pandemie-Jahren erlebten viele Mitarbeitende ein eher distanziertes Remote Onboarding.
Während Videokonferenzen zweifellos hilfreich sind, können sie jedoch nicht mit der Erfahrung mithalten, Kolleg:innen und die neue Arbeitsumgebung in drei Dimensionen zu erleben. Eine Lösung kann da eine immersive digitale Welt bieten, etwa durch einen virtuellen Rundgang durch den Hauptsitz des Unternehmens, das Kennenlernen neuer Teammitglieder in einem interaktiven 3D-Raum oder durch virtuelle Teambuilding-Aktivitäten. Spatial Computing erweist sich darüber hinaus als wertvoll für eine breite Palette von bestehenden HR-Aufgaben.
Es ermöglicht etwa den Zugang zu On-Demand- Schulungsprogrammen für komplexe Geräte, räumliche Meetings von überall aus und interaktive Veranstaltungen, die die Zusammenarbeit und Kreativität fördern. Mitarbeitende werden in dreidimensionalen Welten nicht nur informiert, sondern aktiv eingebunden. Durch virtuelle Welten und immersive Erlebnisse wird Wissen nachhaltig verankert, da alle aktiv am Lernprozess teilnehmen.

Immersive Unternehmenspräsentation und dreidimensionales Employer Branding

Die Flexibilität ermöglicht es Unternehmen, nicht nur statische Inhalte zu präsentieren, sondern für das Employer Branding interaktive 3D-Welten zu schaffen, die die Unternehmenskultur auf authentische Weise widerspiegeln.
Unternehmen können durch diese Herangehensweise ihre einzigartige Identität herausstellen und eine einladende Atmosphäre für neue und bestehende Mitarbeitende schaffen.
Die geschickte Integration von Gamification-Elementen, also die Anwendung von spielerischen Elementen und Mechanismen in einem nicht-spielerischen Kontext, macht den Austausch von Ideen und die Zusammenarbeit zudem zu einem interaktiven Erlebnis. Die spielerischen Aspekte fördern nicht nur die Kreativität, sondern stärken auch den Teamgeist. Virtuelle Teamspiele oder Challenges könnten die Zusammenarbeit intensivieren und gleichzeitig eine
positive und motivierende Arbeitsatmosphäre schaffen.
Zusätzlich ermöglicht die standortunabhängige Natur dieser Plattform eine weltweite Vernetzung von Mitarbeitenden. Virtuelle Räume fördern die Nähe von Teams trotz räumlicher Distanz und tragen nicht nur zur täglichen Zusammenarbeit bei, sondern unterstützen auch die Entwicklung einer globalen Unternehmenskultur, die Vielfalt und Inklusion betont.

Gekommen um zu bleiben

Aktuell beherrscht generative KI die Schlagzeilen, daher ist es leicht zu verstehen, warum die Geschäftswelt das Spatial Computing noch nicht voll eingebunden hat. Dennoch bietet das Spatial Computing einige erste Einblicke in seine
heutige Nützlichkeit und in das Geschäftspotenzial des nächsten Jahrzehnts.
Spatial Computing ist eine natürliche Weiterentwicklung der Art, wie wir Technologie nutzen und erleben. Es kann neue Schnittstellen und Möglichkeiten der Interaktion mit Menschen schaffen. Spatial Computing tritt in unser Leben
ähnlich wie Telefone und statische Computer zuvor und verändert die Weise, wie wir miteinander und mit unserer Arbeit interagieren. Es hat das Potenzial, die Art, wie die Menschen über Computer denken, grundlegend zu verändern – von der Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden über die Förderung der Kreativität bis hin zur Optimierung von Geschäftsprozessen.
Wenn Personaler:innen die Technologie richtig integrieren, werden Recruiting, Onboarding und Employer Branding auf ein neues Niveau gebracht. Spatial Computing ist keine virtuelle Flucht und es ist keine Modeerscheinung. Es ist der natürliche nächste Schritt in der Interaktion zwischen Menschen miteinander und zwischen Computern und Menschen. Wir befinden uns noch in der Anfangsphase des Spatial Computing. Dennoch deuten alle Signale auf einen Wandel hin, der so gewaltig ist wie der, den wir mit dem Aufkommen des Internets und des Mobiltelefons erlebt haben.

Über den Autor:

Hans Elstner ist Gründer und CEO der 2016 gegründeten rooom AG. Das Thüringer Unternehmen bietet Unternehmen weltweit eine Web-basierte Plattform, um digitale Welten, Showrooms, Events und mehr selbst zu gestalten und ist Landessprecher Thüringen des Startup-Verbandes Deutschlands
Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay